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Pfarrer Wolke »ine kurze erbauliche Ansprache, die dem Ganzen die rechte Weih» gab. — Eisenbahngüterverkehr. Die Annahmesperre für Frachtgulladungen nach Chemmtz-Süd ist aufgehoben. — Eia neuer Sarrasani-Rekord. Sarrasani hat ganz Dresden in Verwunderung gesetzt, in dem er bis zum Sonntag in zwei großen Cirkussen in Dresden spielte, im festen CirkuS an der Carolabrücke und in seiner Zelt wanderschau auf der Vogelwiese. Die Zeltwanderschau ist nun wieder abgebaut worden und Sarrasani setzt Dresden in eine noch größere Verwunderung. In seinem festen CirkuSgebäude vereinigt er beide Spielpläne zu einer einzigen Vorstellung und schlägt damit einen Weltrekord in der Cirkusgeschichte. Er bringt in jeder Aufführung 25 Dar bietungen, darunter Löwen, Elefanten, Kamele, Nilpferde, Stiere, Vollblutmaultiere, Hunde und Massendressuren von Freiheitspferden. Ec zeigt 8 verschiedene Akrobatentruppcn au- allen Ländern, 2 lustige Schaustücke, 20 Spaßmacher und Humoristen und große artistische Potpourris. Diese Sarrasani-Rekordwoche bringt keine erhöhten Eintrittspreise. Die Vorstellungen beginnen bereit« um 7,15 Uhr allabend lich. Am Sonntag um 3 Uhr findet eine Nachmittags- Vorstellung statt. O Aufnahme des Tekegrammverkehrs nach Rußland. Seit dem 12. Mai werden von den deutschen Telegraphen- ämtern Depeschen nach Rußland ausgenommen, und zwar nach dem europäischen Rußland, nach dem .Kaukasus, Transkaukasien, der Ukraine, Grusten, Aserbeidschan und Armenien. Auch nach dem asiatischen Rußland, mit Aus nahme des Küstengebietes und Wladiwostok, können Te legramme befördert werden. Eine Gewähr wird, für die Depeschen jedoch nicht übernommen. Der Tarif für ein Wort auf dem Wege über Lettland, Litauen, Memel oder Polen beträgt 22,96 Mark, über Schweden 26,88 Mark. Depeschen nach Südrußland, Grusien und dem Kaukasus können auf Wunsch über die Schweiz und Italien geleitet werden, wobei ein Wort 66,08 Mark kostet. O Vorsicht bei Postkarten. Amtlich wird mitgeteilt: Es wird vielfach nicht beachtet, daß bei Postkarten die rechte Hälfte der Vorderseite für die Anschrift des Empfängers, die Freimarken und die dienstlichen Vermerke (Einschreiben usw.) Vorbehalten ist. Am häufigsten wird gegen diese Vorschrift dadurch verstoßen, daß die Angabe des Absen ders sich über die ganze Breite der Vorderseite erstreckt. Dies führt im Verkehr mit dem Ausland, besonders mit den Niederlanden, zu erheblichen Unzuträglichkeiten, weil solche Postkarten als Brief behandelt und demgemäß mit hohen Nachgebühren belegt werden. Denselben hohen Nachgebühren unterliegen Postkarten nach dem Ausland, deren Ausdehnungen 14:9 Zentimeter überschreiten. Größere Karten (bis 15,7:10,7 Zentimeter) sind nur im Inland und im Verkehr mit Danzig, Memel und Öster reich zugelaffen. Auf die Innehaltung obiger Vorschriften werden daher die Versender im eigenen Nutzen erneut dringend hingewiesen. — Keine Erhöhung der Milchpreise. Der engere Vorstand deS Milchwirtschaftttchen Landesverbandes gibt bekannt, daß di« für die erste Hälfte Mai festgesetzten Milchpreise auch für die Zeit vom 1K. bis 31. Mai Gültigkeit haben. — Die ersten Amerikaner. Wir wir erfahren, trifft die erste größere, nur aus Amerikanern bestehende Reise- ge ellschaft zum Besuche der Ersten Jahresschau Deutscher Arbeit, die am 1. Juni im Städtischen Aurstellungspalast eröffnet wird, bereits am Sl. Mai in Dresden ein. Die amerikanische Gesellschaftsreise wird von Herrn Val. I. P ter geleitet, der der Herausgeber einer großen Zahl bedeutender deutsch-amerikanischer Zeitungen ist. Von Dresden wird die Reisegesellschaft am 2. Juni sich nach Leipzig begeben. ES ist als ein gutes Zeichen der Er neuerung der deulsch-amerikanischen Beziehungen anzusehen, daß gerade am Eröffnungstage der JahnSschau Deutscher Arbeit eine groß» Anzahl Amerikaner in Dresden weilen wird. — Dat neue deutsche Hartgeld kommt in den nächsten Tagen zur Ausgabe. Für die neuen deutschen Münzen hatte im vorigen Jahre das Reichsfinanzministerium einen Wettbewerb unttr einer kleinen Anzahl von Künstlern ausgeschrieben. Tue entscheidenden Stellen wählten den Entwurf von Professor Josef Wackerle, dem früher an der Berliner Porzellanmanufaklur und jetzt wieder in München tätigen Künstler. In Zusammenarbeit mit dem Reichs- kunstwart wurde die von ihm entworfene Münze zu der Form umgestaltet, di» nun zur Nu«führung gekommen ist. Die eine Seit» deS Silberstück,S trägt einen Adl»r, von vorn gesehen, mit ausgebreitelen Schwingen, energisch und dabei leicht d»r Rundform der Münze sich einfügend. Die andere Seit» trägt di« rund« Umschrift Deutsches Reich und unten zwei freundliche kleine Eichenzweig». In der Mitte aber steht in großen Antiquabuchstaben die Wert- angad» Eine bezw. Fünf Mark. Das Einmarkstück, etwa» größer als die jetzige öO-Pfg.-Münze, erreicht nicht ganz di« Abmessungen der alten ^Geldmark*, das Fünfmarkstück hat «twa Talergröße. — Netzschkau. In Netzschkau, Mylau, Greiz und verschiedenen anderen Orlen de» Vogtlandes sind heute früh sämtliche Arbeiter und Arbeiterinnen der Wollwebe reien in den AuSstand getreten. Es kommen mehrere Tausend Personen in Frage. In den Baumwollwebereien wird nicht gestreikt. — Zwickau. Ein Opfer seines Berufes wurd» in Oberplanitz der Artist Albert. Bei der seit Sonnabend auf dem Markte Vorstellungen gebenden ZirkuS-AttraktionS- schau Maxini hatte er am Schluffe der Vorstellung auf dem hochgespannten Teile „Die Todesfahrt* auszuführen. Dabei stürzte er am Montag abend von dem 40 Meter über d«r Erd« hochgespannten Seile herab und wurde schwer verletzt. — Leipzig. Im Alter von 53 Jahren verstarb hier der Lagerhalter der Filiale des Konsumvereins Leipzig- Plagwitz in Schönefeld Ernst Moller. Seit 1911 gehötte er auch dem Landtag als Mitglied der Mehrheitssozial demokraten an. Nossener Produktenbörse am 12. Mai. Weizen neu 700—710, Weizen neu in Ladungen , Roggen neu 500—510, Braugerste 640—640, Wintergerste , Hafer neu SOO, Weizenmehl 70»/, 990, Roggenmehl 75»/, 700, Roggenmehl 85»/, 680, Futtermehl II 535, Roggenkleie inl. 430, Weizenkleie grob 430, Kartoffeln in Ladungen 190, Heu neu 300, Preßstroh 120, Gebundströh 105, Speise- Kartoffeln — Mk. je Zentner. — Nossener Wochen- Marktbericht: Frische Land-Butter '/,-Pfund - Stück 30—32 Mk., frische Land-Eier 1 Stück 3,00—3,50 Mk. Hunger und Luxus. GrauenhafteGegensätzeinSowjekrußlanv. Eine erschütternde Nachricht geht durch die Presse: In der russischen Baschkirenrepublik sind 92 Prozent der Be völkerung dem Verhungern nahe. Im Februar sind dort 47 000 Menschen Hungers gestorben, und der Rest der 892 000 Hungernden scheint demselben Schicksal geweiht zu sein. Derartige Berichte aus den russischen Hungergebieten sind schon längst nichts Neues mehr. Man ist im westlichen Europa gegen sie bereits abgestumpft, und in Rußland selbst scheint man es noch mehr zu sein. Die Sowjetpresse würde Wohl sonst nicht die krassen Gegensätze, die in den Städten des Hungergebietes zwischen der neuen bolsche wistischen Bourgeoisie und der hungerleidenden Bevölke rung bestehen, so ungeniert und ungestraft in spaltenlangtn Aufsätzen betonen dürfen. Man böre nur. was der Schrift steller Sergej Semenow in der„Krasnaja Gaseta' von de» Zuständen in Kasan schreibt: „Äußerlich,* so erzählt er, „ist Kasan eine Stadt wie alle andern, in denen der „Nep* (der neue wirtschaftliche Kurs) herrscht. Hinter den Spiegelscheiben der Kaffee häuser und Delikatessengeschäfte häufen sich Berge von Eßwaren. Die Auslagen der Geschäfte locken die Passen ten mit Waren an, die man feit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Automobile und zierliche Equipagen sausen vorbei, und auf den Fußsteigen sieht man gut gefütterte, feiste Hunde, deren Fell in der Sonne glänzt. Die Theater sind brechend voll. In einem Theater, das den sonderbaren Namen „Schloß der Roten Armee* trägt, fand die Erst aufführung einer Operette statt, die man sich nur ansehen konnte, wenn man für einen Sitzplatz 750 000 Rubel be zahlte. Der Markt von Kasan läßt am allerwenigsten ver muten, daß man sich im Hungergebiet befindet, er kann mit der Sucharewka (Markt in Moskau) wetteifern. Der Petersburger Markt ist im Vergleich mit dem Kasaner eine armselige Einrichtung. Zur selben Zeit hat aber die Lebensmittelknse wegen des Mangels der Lebensmittelzufuhr die höchste Span nung erreicht. Die Sterblichkeit in den Dörfern nimmt in schreckenerregender Weise zu. Das tatarische Exekutiv komitee — Kasan ist die Hauptstadt der Tatarenrepublik — hat in vierzehn Tagen 20 221 Fälle von Hungertyphus fest- gestellt. Die Krankheiten breiten sich entsetzlich rasch aus, die Kindersterblichkeit ist riesengroß. Am 1. Februar waren 25 Prozent der tatarischen Kinderbevölkerung zugrunde ge gangen. Man fürchtet, daß bloß 30 Prozent der tatarischen Bevölkerung die neue Ernte überleben werden. Der Artikel bringt dann ausführliche Schilderungen des fürchterlichen Leidens der Hungernden und der Masse von Bettlern, hauptsächlich bettelnder Kinder. Viele von ihnen können nicht mehr sprechen, sondern machen bloß stumme Bewegungen. Aber in Kasan Wachtet kein Mensch diese armen Kinder. Die tatarische Bevölkerung steht unter dem Einfluß ihres Glaubens, eines Fatalismus, der ihr jede Initiative raubt. Die Russen aber trachten zu fliehen und anderswo Nahrungsmittel zu finden. Semenow er zählt dann noch folgende charakteristische Begebenheit: „In meiner Gegenwart gab eine Dame in einem Kaffeehaus ihrem Hündchen Brötchen mit Schinken zu fressen, hatte aber nichts für das bettelnde Mädchen übrig, das mit stummem, aber gierigem Blick von der Tür "aus den Vor- gang beobachtete. Und niemand unter den Anwesenden war darüber entrüstet oder gab dem bettelnden Kinde auch nur einen Bissen.* Die entsetzliche Hungersnot mußte geradeswegs zur Menschenfresserei führen. Das „Leichenfressen* wird denn auch in amtlich-nüchterner Weise gebucht, als wenn «S etwas durchaus Selbstverständliches wäre. So heißt es in einer amtlichen Mitteilung: „Beifolgend überreiche ich Ihnen eine Abschrift des verlangten Protokolls und das Beweismaterial. Beilage: Menschenfleisch.* In einer amtlichen Zuschrift an den Dorfrat von Iwanowka, Be zirk Pugatschow, ist zu lesen: „Die Bürgerin Petrowna hat wegen Mangels an Nahrungsmitteln das Fleisch der Leiche ihres Mannes zur Nahrung benutzt. Bei der Kon fiszierung der Leichenreste klammerten sich die Frau und ihre Kinder an die Leiche und schrien: „Wir geben sie nicht weg! Wir essen sie selbst! Sie gehört uns! Nie mand hat das Recht, uns unser Eigentum wegzunehmen!* Die Leichenrefte konnten nur mit Gewalt weggenommen und begraben werden.* Und nun noch eine dritte amtliche Mitteilung: „An den Dorfrat von Semjonowka, Bezirk Pugatschow. Die Bürgerinnen Semejkina, Kindiuchina und Schuwakina haben im Laufe des Dezembers sechs Leichen gestohlen und verzehrt. Bei der Verhaftung waren sie geständig. Sie loben den Geschmack des Menschen fleisches. Eine der Frauen entfloh, brach die Tür einer Leichenscheune auf und stahl die Leiche eines Kindes. Sie tonnte wieder verhaftet werden * Die Ortschaften, in denen sich diese furchtbaren Dinge abspielen, liegen in einem kulturell verhältnismäßig hoch stehenden Teile Rußlands, ganz in der Nähe der deut schen Wolgakolonien. Man mag sich nun vorstellen. waS für Folgen die Hungersnot erst in den ganz vom Aber glauben und der Macht der Finsternis beherrschten Gebie ten des gewaltigen Russenreiches zeitigt? M S. Zurückgeft hrt vom Grabe meines lieben Gatten, unsere- guten, treusorgenden Vaters, Groß- und Schwiegervaters, drängt es uns, für die herz liche Teilnahme durch Blumenschmuck, Wort und Schrift von nah und fern mmO zu danken. Herzlichen Dank für da» freiwillige Tragen zur letzten Ruhestätte, Herrn Pfarrer Heber für die trostretchm Worte am Grabe, Herrn Oberlehrer Leonhardt und Herrn Kantor Fichtner für den ehrenvollen Gesang sowie der Stellmacher- Innung zu Wilsdruff. Besonderen Dank den lieben Familien Oswin Henn g und Beuchler für ihren hilf- rerchen Beistand in unsern schweren Tagen. Du aber, lieber, guter Vater, „Habe Dank* und „Ruhe sanft" von deinem arbeitsreichen Leben aus. Kaufbach, am 15. Mai 1922. In tiefer Trauer Marie ElM and Kinder. 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