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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Berl«,er »md DrxLer: Arthur Asch««»e in Wilsdruff. Verautwortttcher Schrtstleiter: Herma«« Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zsch««»e, Heide i« Wtledrnss. Nr. 113 Dienstag den 16. Mai 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Di« bisher im Grundbuche nicht eingetragenen Wegeflurstück« des Flurbuch« für Limbach Nr. 2VS (Weg nach Helbigsdorf), Nr. 210 (Weg nach dem Birkenhainer Weg«), Nr. 211 (Weg nach Birkenhain) und Nr. 212 (Weg nach Schmiedewald«) sollen zum Rittergute Limbach, Blatt 3S8 des Dresdner Lohnhofgrundbuchs, hinzugeschlagen werden. Alle diejenigen, die da« Eigentum an diesen Flurstücken, eine Beschränkung de« Eigentümers in der Verfügung über dieselben, ein NerkaufSrecht oder ein nicht in einer Grunddienstbark«it bestehendes Recht an genannten Flurstücken in Anspruch nehmen, werden hiermit aufgefordert, ihre Rechte binnen drei Monaten und spätesten- bis zur Hinzuschlagung bei dem unterzeichneten Grundbuchamte anzumelden, widrigenfalls fi« nach der Hinzuschlagung den öffentlichen Glauben de- Grundbuchs gegen sich gelten zu lassen haben. »» Amtsgericht Dresden-Neustadt. Abt. IX als Lehnhof, am 25. April 1922. Donnerstag den 20. April 1922, abends 7 Uhr öffentl. Sitzung der Stadtverordneten. Wilsdruff, am 15. Mai 1322. Der Stadtverordnrteuvorsteher. SS» Kleine Zeitung für eilige Leser. * Wegen be- französischen Widerstande- gegen eine beson dere Kommission zur Lösung der russischen Frage rechnet man in Genua mit einem baldigen Ende der Konferenz. Barthou soll die Auflösung beantragen. * Die Amerikaner verlangen von Frankreich und Belgien «ks Vorbedingung für ein« Anleihe den Verzicht auf einen «euen Einmarsch in deutsches Gebiet. * Bei den am Montag in Pari- beginnenden Verband- lungen mit der ReparationSkommisston wird Dt. Hermes die Frage des Provisoriums regeln und einen vollständigen Plan für die Gesundung unserer Finanzen vorlegen. * In München wurde am Sonnabend im Beisein des Reichsministers Dr. Köster und der bayerischen Regierung die Deutsche Gewerbeschau eröffnet. * Das sächsische Gesamtministerium hat beschlossen, die Ab stimmung über das Volksbegehren nunmehr für den 6. bis 1S. Juni zuzulassen. * Bei einer Sitzung der Interalliierten Kommission in Oppeln wurde mit den deutschen und polnischen Bevollmächtig ten Einigkeit über die Übergabebodingungen des Abstimmung»- gebtetes erzielt. politische Giftmischerei. Während die Ärzte und Heilgehilfen Europas sich in Genua um die Gesundung der alten Welt bemühen, haben zwei Prozesse die Bazillen aufgedeckt, die sie vergifteten. Der Fechenbach-Eisner-Prozeß in München hat die Fäl schungen Eisners über >die deutsche Schuld am Kriege bloßgelegt. Die Voruntersuchung gegen den Fälscher Erich Anspach lieferte eine unglaubliche Fülle schändlich ster Erfindungen zutage, durch die sich die alliierten Kom missionen, ja die alliierten Regierungschefs haben täuschen lassen. Erschreckend zeigt dies eine Sittenverderbnis, die kaum zu überbieten ist. Beide Fälscher sind durch die Großmannssucht kleiner Fähigkeiten, eine politische Rolle zu spielen und die Zeitgenossen zu beeinflussen, zu ihrem Verbrechen getrieben. Beide haben ihrem Volk und Vater lande unermeßlichen, nicht gut zu machenden Schaden zu gefügt, den Generationen zu büßen haben. Die ganze Weltgeschichte ist durch die erlogene Be hauptung von der deutschen Kriegsschuld in eine falsche Bahn gedrängt. Ob nur Eisners Veröffentlichungen daran schuld sind, kann man nicht sagen, die Lüge spukte schon lange vorher herum, sie ward zur geistigen Kriegs- Waffe gegen Deutschland, sie war die Grundlage des Frie densdiktats, doch ihr fehlte der Beweis, bis Eisner aus dem bayerischen Staatsarchiv verstaubte Akten vorholte und die, die er dort nicht mehr sand, sich in Abschriften besorgte, die Stellen, die die deutsche Kriegsschuld wider legten, fortstrich und die so gewonnenen Fälschungen dem Feinde übergab. Amtlich war somit von deusscher Seite die deutsche Urheberschaft am Kriege bezeugt, so daß alle Versicherungen der Wahrheit unfruchtbar bleiben mußten. Das wurde die Grundlage des Versailler Schan-dfriedens, die noch heute besteht, nachdem freilich reichlich spät die Wahrheit durch eine Privatklage erwiesen ist. Sind die alliierten Staatshäupter durch die Machen schaften eines Ministerpräsidenten getäuscht, in ihrer vor gebildeten falschen Meinung im guten Glauben bestärkt worden, so ist das bis zu einem gewissen Grade verständ lich, um so eher, als die deutschen Regierungen die Fäl schungen nicht aufgedeckt haben. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß der Artikel 231 des Friedensvertra ges, der die deutsche Kriegsschuld besiegelt, eine Unwahr- haftigkeit ist, zu deren Berichtigung die deutsche Regierung nichts unterlassen durfte, auch wenn es bei dem Stande der neuen Verhandlungen augenblicklich «ine Verzögerung für diese Hervorrufen würde. Es handelt sich um das heiligste Gut eines Volkes, um seine Mre, die zu verteidigen oberste Pflicht der Regierung ist. Das Urteil im Eisner- Fechenbach-Prozeß muß mehr werden als die Feststellung einer Tatsache. Das Verlangen nach Revision des Frie dens erfährt hier seine moralische Begründung nicht nur für Deutschland. Daß Deutschland aber inzwischen nicht zur Ruhe kommen konnte, daß die Haßinstirckte weiter auf- gepeitscht, scharfe Noten geschickt und Sanktionen auferlegt wurden, das ist der traurige Ruhm eines Schurken, der mit scheußlicher Niederträchtigkeit aus der Verleumdung des Volkes eine verbrecherische Liebhaberei machte. Ein vier undzwanzigjähriger Mensch ist dieser Erich Anspach. Er hatte nicht einmal wie Eisner die Illusion, durch seine Fälschungen von seinem Volke die Schuld arss das kaiser liche Regime abzuwälzen, er freute sich an der Qual seines Volkes, wenn er durch seine Lügen eine neue Schikane gegen Deutschland hervorrief. Wie konnte es nur möglich sein, daß offenbar gegen eigene bessere Überzeugung die alliierten Kommissionen auf plumpe Fälschungen eines Verbrechers hin die folgenschwersten Entscheidungen tra fen, Volksmeinungen entstehen konnten wie in Frankreich, die auch nicht die geringste tatsächliche Grundlage außer der eignen Voreingenommenheit hatten? Wir könnten über diesen argen Hineinfall der Fran zosen und Polen namentlich herzhaft lachen, wenn wir nicht selbst den Schaden davon zu tragen hätten. Man ist bei der Unwahrscheinlichkeit, hierbei guten Glauben der Alliierten anzunehmen, fast zu der Vermutung veranlaßt, daß die gehässige Macht, die die Vernichtung Deutsch lands anstrebt, dieses Individuum nur als Ausführungs organ benutzt habe. Daß Anspach auch Fälschungen ande rer Art begangen hat, spricht nicht unmittelbar dagegen, sondern würde höchstens die Organisation des Verbrechens beleuchten, und Anspach dürfte nicht der einzige sein, den Frankreich zu Spitzel- und ähnlichen Diensten in Deutsch land mißbraucht. Den wirklichen Tatbestand wird man mit Sicherheit Wohl niemals fessstellen können, aber nur durch eine solche Aufklärung könnten die angeblich ver führten Regierungen glaubhaft machen, daß sie ihre Fin ger nicht in das schmutzige Gewerbe gemischt haben und daß sie ihre Irrtümer revidieren. Wer für eine solche Änderung der Haltung haben wir leider noch keinen An haltspunkt. Anleihebe-mgungen. Keine Besetzung deutschen Gebiets; Die Amerikaner nehmen die Anleiheverhandlungen in Paris anscheinend energisch in Angriff. Die Beratungen werden immerhin voraussichtlich mehrere Monate dauern und nach amerikanischen Meldungen rechnet man vor läufig mit einem Ertrag von etwa einer Milliarde Dollar. Die vorsichtigen Nankees, die genau wissen, daß ihr Geld in erster Linie den Alliierten und erst in zweiter den Deut schen zugute kommt, wollen jedoch vorher gewisse Garan tien haben, daß sie nicht ihre Dollars in einen Topf ohne Boden werfen. Nach einer Meldung der „Chicago Tri- bune" vertritt Morgan den Standpunkt, Frankreich und Belgien hätten, wenn eine Reparationsanleihe in den Ver einigten Staaten zuftandekommen sollte, sich zu ver - pflichten,kein weiteresdeutschesGebieizu besetzen. Diese Ansicht wird von einigen anderen De legierten, vor allem den Engländern, ebenfalls vertreten. Außerdem will Morgan der Konferenz zur Schaffung einer internationalen Anleihe Vorschlägen, daß ein be deutender Teil der alliierten Besatzungstruppen vom Rhein zurückgezogen werde, um Deutschland die Bezahlung seiner Reparationen zu ermöglichen. Genua vor -em Ende? Poincarö gegen die Russen-Kommission. Die „Stimmungsberichte" aus Genua, die allerdings mitunter sehr schnell ihre Farbe wechseln, stehen gegen wärtig auf „baldiges Ende". Die Franzosen zeigen sich in der Russen-Frage unnachgiebiger, als man anfangs hoffte. Barthou hat am Sonnabend neuerlich scharfe Weisungen von Poincars erhalten. Infolgedessen trat die französische Delegation in der Kommissionssitzung gegen die längere Fortsetzung der Konferenz und gegen die Einsetzung der „Russen-Kom mission" auf. Die Anschauungen darüber, wann die Kon ferenz endgültig zu Ende gehen wird, sind geteilt. Wäh rend man auf englischer Seite glaubt, die Konferenz werde noch mindestens acht bis zehn Tage dauern, sind die Fran zosen der Ansicht, daß man in der nächsten Woche zum Schluß kommen werde. Sie glauben, daß schon am Mittwoch oder Donnerstag die letzte Plenarsitzung stattfinden werde. Die große Frage ist vorläufig nur noch, ob der Friedensplan Lloyd Georges noch erledigt wird, oder ob er infolge des französischen Vorstoßes unter den Tisch fällt. Bedenklich ist es, daß auch Chamberlain in einer Rede in London erklärte, er sehe die Aussichten für die Genueser Konferenz augenblicklich als nicht sehr hoffnungsreich an. In Londoner ministeriellen Kreisen erwarte man, daß Lloyd George Ende nächster Woche nach London zurückkehre. Sicheres aber weiß im Augenblick noch niemand. politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Arbeitsplan des Reichstages. Der Ältestenrat des Reichstages hat sich entschlossen, in der nächsten und übernächsten Woche die Plenarsitzungen von 11 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends auszudehnen, um bis zum 31. Mai mit dem Etat und mit der großen politischen Debatte aus Anlaß der Konferenz in Genua fertig zu werden. Diese Debatte wird selbstverständlich erst nach der Rückkehr der deutschen Delegation aus Genua stattfinden. Die Autonomie der Reichsbank. Im Hauptausschuß des Reichstages wurde der Gesetze entwurf über die Autonomie der Reichsbank beraten. Da bei führte Reichsbankpräsident v. Havenstein aus, daß di« Neichsbank ausschließlich auf Privatkapital gegründet sei und als eine selbständige vom Reichsfiskus völlig unab hängige juristische Person errichtet sei. Angesichts der großen wirtschaftspolitischen Bedeutung des ihr ver liehenen Notenausgaberechts stehe sie jedoch unter Aufsicht und Leitung des Reiches. Rach Lage der Verhältnisse er scheine es geboten, der Reichsbank eine autonome Stellung einzuräuryen. Demgemäß müsse die dem Reiche zustehende Leitung in Fortfall kommen. Abg. Dr. Dernburg (Dem.) wies auf die außerordentlich schweren Bedenken hin, die bestanden, ehe man sich entschließen konnte, die Autonomie der Neichsbank durchzuführen. Eine solche Autonomie könne die Geldpolitik des Deutschen Reiches und damit auch die ganze Finanzpolitik in verhängnisvoller Weise be einflussen. Deutsch-Sösterreich. X Kredit und Teuerung. Im Nationalrat unterbreitet« die Bundesregierung einen Gesetzentwurf, durch den der Finanzminister ermächtigt wird, im laufenden Budgetjahr die Mittel zur Deckung des Defizits bis zu einem Höchst bettag von 120 Milliarden Kronen durch weitere Kreditoperationen zu beschaffeu. In der Begrün dung wird auf die Geldentwertung und die unentwegt fortschreitende Teuerungswelle, sowie auf die Erhöhung der staatlichen Ausgaben hingewiesen. Rußland. X Ein neues Bluturteil. Nach fast zweiwöchiger Ver handlung wurde vom Revolutionstribunal in dem Sen sationsprozeß gegen die Popen und Zivilpersonen, die wegen Widerstandes gegen das Dekret über die Eni- nahmevon Ktrchengut angeklagt waren, das Ur teil gefällt. Es lautet: Elf Angeklagte, meist Popen, werden erschossen. Sechs Popen erhalten je 5 Jahre Gefängnis, die übrigen Angeklagten geringere Gefängnis strafen oder wurden freiaeivrockew Aus Zu« und Ausland. Berlin. Bei der Umarbeitung des Haushalte» für die Ausführung des Friedensvertrages wurde anstelle des bis herigen Umrechnungssatzes von 45 Papiermark sür eine Golds mark ein solcher von 70 Papiermark zugrunde gelegt. Berlin. Mit Polen sind neue Vereinbarungen über den Korridorverkehr erzielt worden, die bereits am 1. Juni in Kraft treten. Das neue Abkommen wird die Zugverbindung mit Ostpreußen verbessern. Für den sogenannten „privi legierten Verkehr" ist eine ganze Reihe neuer Linien freige - geben worden, die ohne Reisepaß oder sonstige Reiseaus weise befahren werden können. Oppeln. Der Vorsitzende des außerordentlichen Schwur gerichts Landgerichtsrat Scholtz aus Ratibor ist durch das Justizdepartement der Interalliierten Kommission seines Amtes enthoben worden, weil er die Herausgabe von Akten an den besonderen Gerichtshof verweigert bat. London. Lord Robert Cecil verschärfte in einer Rede seine Angriffe gegen das Kabinett Lloyd George bis zu der Be hauptung, wenn das Land gerettdt werden solle, so müsse ein Ministerwechsel stattfinden. Genf. Der Kommissar des Völkerbundes für die Freie Stadt Danzig, General Haking, hat die Verfassung der Freien Stadt Danzig als in Kraft getreten erklärt. Athen. Das Kabinett Gunaris hat um seine Ent lassung gebeten. Helsingfors. Ministerpräsident Wennola überreichte dem Reichspräsidenten das Rücktrittsgesuch des gesamten Kabinetts