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ftnen Schiedsspruch in Lohnfragen berieten, in großen Scharen randaliert. Da die Massenkundgebung einen be drohlichen Charakter anzunehmen drohte, muhte die Schutz polizei etngreifen, und ei wurden ein paar Lärmmacher ver letzt und ein paar andere feslgenommen, bald darauf aber, bis auf einen, der sich besonders wild gebärdet batte, wieder freigelassen. Das alles ist von gewisser Seite in maßloser Weise stark aufgebauscht worden — man sprach von Toten und Sü werverwundeten —, und die städtischen Arbeiter ver langten durch ihre Funktionäre, daß der Polizeipräsident gegen das «provokatorische Verhalten" seiner Leute, soll heißen der Polizei, in schärfster Weise Stellung nehme. Und alldieweil und sintemal er das nicht getan hat, muffen die Berliner zur Strafe im Finstern sitzen, wenn sie Lickt brauchen, zu Fuß laufen, wenn sie fahren möchten, und sich mit toller Küche begnügen, wenn sie Lust verjpüren. etwas Warmes zu essen. Da aber ja auch die streikenden Arbeiter selbst zu den Berlinern gehören, kann man die ganze Aktion sozusagen als eine Art Selbstgeißelung bezeichnen. Es ist nur ein Glück, daß die Berliner Welt schon nach 24 Stun den wieder ins Lot kommt, denn die Herren dieser Welt hätten ebenso gut beschlossen haben können, daß die Ber liner für den Starrsinn ihres Polizeipräsidenten 24 Tage oder 24 Monate lang zu bestrafen seien. Zuerst hieß es, daß die Atempause der städtischen Arbeiter durch Extraarbeit der Technischen Nothiffe ausge- süllt werden solle, aber eS wurde nichts daraus. Man war offenbar der Meinung, daß sich eine solche Kraftanstrengung wegen der lumpigen 24 Stunden nicht erst lohne. Llnsere Saaten. Starker Unterschied zwischen Nord- und Süddeutschland. Der vergangene kalte Winter mit seinem Gefolge von ebenso unwirtlichen sog. Frühlingstagen macht sich auf unseren Feldern natürlich recht deutlich bemerkbar. Wir haben lange nicht einen Winter seinesgleichen gehabt. Schon Anfang November trat nach mehrtägigen Regen fällen und Schneetreiben Frostwetter ein. Mit kurzer Unterbrechung dauerte das bis Mitte Dezember, vielfach sank das Thermometer auf 18 Grad Kälte. Dann folgte vierzehn Tage lang wärmeres, jedoch meist stürmisches und regnerisches Wetter, worauf eine zweite, ganz außer ordentlich scharfe Frostzeit von sechs Wochen einfetzte. Wir hatten ganz allgemein über 20 Grad Kälte, im Osten bis zu 30 Grad. Die Schneedecke war im Osten ausreichend, im Westen dagegen reichte sie nicht aus. Die steigende Sonne schmolz sie am Tage weg, so daß die Saaten in den eisigen Nächten schutzlos waren. Mitte Februar wurde es etwas wärmer und im März sogar schon sommerlich, kühlte aber dann wieder stark ab. Es gab noch einen unangenehm kalten Nachwinter, der auch den ganzen Aprilmonat über anhielt und wohl auch noch bis Mitte Mai dauern wird. Die Niederschläge waren im allgemeinen reichlich, was nach der Dürre des vergangenen Sommers äußerst erwünscht war. Besonders in Süddeutschland, wo es ja im Schwarzwald bis in den April hinein starke Schnee fälle gab, ist man mit der Durchfeuchtung des Bodens zu frieden, Während in Mitteldeutschland und Westdeutsch land stellenweise noch mehr Schnee und Regen vertragen worden wäre. Der starke Winter dürfte die im Vorjahre massenhaft ausgetretenen Feldmäuse stark vermindert haben, wenigstens sind die Klagen über diese Schädlinge ziemlich überall zurückgegangen. Ebenso dürften die Obst schädlinge etwas von der Kälte abbekommen haben. Da gegen wird in Westdeutschland schon über Krähenplage geklagt. Leider hat der starke Winter die Feldfrüchte stark mit genommen. Norddeutschland hat mehr gelitten als Süd- deutschland. In Bayern, Württemberg und Baden sind die Saaten gut durch den Winter gekommen, während aus Norddeutschland fast nur Klagen gehört werden. Die Aus winterung ist stark, besonders im Weizen. Roggen hat sich besser gehalten. Gerste, Klee, Raps weisen große Verluste auf. Infolge der großen Trockenheit des Herbstes waren die Saaten erst wenig entwickelt und bestockt, als der frühe Winter eintrat. Auch die Kartoffeln in den Mieten und Kellern sind ziemlich erheblich von Frost beschädigt worden. Vielfach sind sie trotz guter Eindeckung in den Mieten zum Teil von unten herauf erfroren, weil der Boden bis in einer Tiefe von anderthalb Metern Eis aufwies. Dieser Frostverlust an Speise- und Saatkartoffeln ist um so fühl barer, als der Ernteertrag bekanntlich nur mäßig war. Die gute Durchfeuchtung des Erdbodens läßt für die neuen Saaten, besonders auch für die Kartoffeln, Gutes erhoffen. Die Frühjahrsbestellung mit Getreide wurde in folge des schönen Wetters bereits im März begonnen, und in einigen Teilen Süddeutschlands gelang es sogar, sie in einem Zuge zu Ende zu führen. Meistens aber zwang der wieder eintretende starke Nachwinter zu einer Unter brechung der Arbeit, bis das Wetter sich allmählich wieder erwärmte. Agricola. Steigerung -es Bodenertrages. Heranschafsung und Verteilung künstlicher Düngemittel. Die geforderte und notwendige Erzeugungssteigerung unserer Landwirtschaft ist fast lediglich eine Frage zur Er höhung der pflanzlichen Produktion. Diese Erhöhung kann nicht nur die Einfuhr von vegetabilischen Lebens mitteln vermindern, sondern auch durch vermehrte Erzeu gung von Futter zu einer Vermehrung und Verbilligung der tierischen Erzeugung führen. Die pflanzliche Produktion läßt sich aber nur erhöhen, wenn den Pflanzen genügend Nährstoffzur Verfügung gestellt wird. Drei Nährstoffe sind es vor allem, die dem Boden in Form künstlicher Düngemittel zuge führt werden müssen: Stickstoff, Phosphorsäure und Kali. Diese Nährstoffe können sich bei der Ernäh rung der Pflanze nicht gegenseitig vertreten; es richtet sich vielmehr die Größe der Erzeugung nach derjenigen Pro duktionsbedingung, die im gerinzsten Maße vorhanden ist. Man nennt dies das Gesetz vom Minimum. Erhält bei spielsweise eine Pflanze nicht genügend Phosphorsäure, so kann durch eine erhöhte Gabe von Stickstoff- oder Kali dünger die Produktionsmenge nicht vermehrt werden. Vor dem Kriege wurden die Stickstoffdünger zur Hälfte aus dem Auslande bezogen; auch der überwiegende Teil der Phosphorsauredünger wurde eingcführt. Nur die Kalidünger wurden restlos im Inlands gewonnen. Jetzt ist Deutschland durch die gewaltigen Stickstoffabriken, die während des Krieges insbesondere für die Munitions herstellung errichtet wurden, bezüglich der Versorgung mit Stickstoffdüngemitteln vom Auslande unabhängig gewor den; auch beim Kali kann die benötigte Menge weiter im Jnlande gewonnen werden. Anders bei der Phosphor säure, wo die heimische Produktion völlig unzureichend ist und auch nicht gesteigert werden kann. Der Einfuhr von Rohphosphaten aus dem Auslande, die im Jnlande dann zu Düngemitteln, nämlich zu Superphosphaten, verarbeitet werden, stehen aber die bekannten Schwierigkeiten infolge der traurigen Finanzlage Deutschlands entgegen. Vor dem Kriege betrug der Wert der Mehreinfuhr von Roh phosphaten 45 Millionen Mark, was bei dem jetzigen Kursstände der Mark — den Dollar zu 250 Mark gerechnet — 2,7 Milliarden Mark entspricht. Deutschland muß sich daher notgedrungen in den nächsten Jahren bei den Roh phosphaten mit einer bedeutend kleineren Einfuhr als vor dem Kriege begnügen. Es ist nun die Frage, ob durch die Beschränkung in der Phosphorsäuredüngung die Produkiionssteigerung der Landwirtschaft gefährdet wird. Nach einem Vorschlag, den der Staatssekretär Ramm des Preußischen Landwirffchasis- ministerlums schon vor einiger Zeit gemacht har, n utz gegenüber der Vorkriegszeit in den nächpen Jahren fol gender Verbrauch von Düngemitteln, in reinen Nährstoffen gerechnet, erstrebt werden: 1913 verbrauchten wir 195 000 Tonnen Stickstoff, 667 000 Tonnen Phoephorsäure, Ü^6vo0 Tonnen Kali. Zn Zukunft wären jährlich notwendig „Wem nie dm- Liebe Leid MW..." Arman »o» Erich Fries«». SNs (Nachdruck »erboten.) Dann wieder fleO ihr die Leidensgefährtin, ihre Mit schuldige ein — die arme Ella Mensing, die nun die ganze, sicher harte Strafe, allein tragen mußte. Oder würde man Mitleid mit ihrer körperlichen Schwäche haben? Würde man sie ruhig sterben lassen in der ihr gewohnten Umgebung der Gefängnismauern? . . . So vertieft war Felicie in all diese Gedanken und Zweifel und Befürchtungen, daß sie geradeswegs auf ein die Straße daherjagendes Auto zulief. Eine feste Hand riß sie noch im letzten Augenblick hinweg; aber sie war bereits in die Rinne gesunken und hatte sich den Fuß leicht verletzt. Ihr Gebaren, ihr Aussehen, ihre ersichtliche Angst waren so auffällig, daß der Schutzmann sie nach ihrem Namen fragte. Erneute Angst. Was sagen? War sie nun eigentlich „Ella Mensing"? Oder „Felicie Holm"? Ihre ersichtliche Verlegenheit machte den Schutz mann stutzig. .Laben Sie einen Ausweis bei sich?" fuhr er sie scharf an. Sie nickte und zog ihren Entlassungsschein aus dem Gefängnis hervor. Der Schutzmann warf einen Blick daraus — und dann auf das bleiche, mit gesenktem Kopf dastehende Mädchen und ihr Bündel. Und er begriff. „Na, da gehen Sie mal weiter!" meinte er besänftigt und gab ihr das Papier zurück. „Nur nicht gleich ver zweifeln, Kleine!« Geben Sie nur acht, daß Sie nicht wieder Hineinkommen!" Ein kleiner Menschenauflauf hatte sich um die beiden gebildet. Man horchte, tuschelte, vermutete. Der Schutz mann trieb die Leute auseinander. Aber Felicie fühlte, als sie langsam, mit schmerzendem Fuß weiterging, wie eine Masse Augen rhr folgten — darunter wenige in Mitleiden oder Teilnahme, fast alle voll Spotts Hohn oder Verachtung. Und ihr Herz krampfte sich zusammen. Was war sie fortan? Was konnte sie noch ihrem Kinde sein? Was ihrem Manne? Was überhaupt wieder menschlicher Gesellschaft? Sie, die Strafgefangene, die aus dem Gefängnis geflohen war? Wohin? Wohin? ... Sic kannte ihres Mannes gegenwärtige Adresse nicht. Tas letztemal hatte er vom Theater aus geschrieben. Und ihre Mutter hatte aus alter Gewohnheit über ihrem Brief überhaupt keine Adresse vermerkt. Vielleicht war Winfried bereits wieder unterwegs auf Gastspielen? Und wo war ihr Kind? Bei ihm? Oder bei der Groß mutter? Oder bei — Storid Arnoldsen? Ein ziehender Lcymerz in oer Vru;r netz sie bleiben. Sie fühlte, sie mußte irgendwohin, wo sie '' ausruhcn konnte. Aber wohin? Wohin? Halt! Ins Theater! Dort wird man ihr Aast^. geben. Sie dachte in dem Moment gar nicht daran, de man sie dort erkennen und sich Wundern könnte. Da Theater erschien ihr in ihrer Verlassenheit wie ein gu alter Freund. Rasch bestieg sie die Elektrische und fuhr nach b Merrvpol-Theater. Es war erst halb zehn Uhr. Die Probe hatte no nicht begonnen. Sie schlich durch die ihr von früh bekannte, für die Schauspiele bestimm^ Sedentär n der Bühne. Das Theater war dunkel und ausgestorben. N ein paar Arbeiter nagelten an einer widerspenstig Kulisse herum. Felicie fragte den einen, wo Herr Winfried 5 wohne. Der Mann nahm sich gar nicht die Mül zublicken. Daß eine Dame ssch na^' d-'- ' „ersten Liebhabers" erkundigte« w«r nichts Außer gewöhnliches. „Lindenallee 18," brummte er und klopft? tzMtiL «Ä den Nagel. „Und Fräulein Sigrid Arnoldsen?^ „Auch." „Tanke!" Jelicies Stimme klang ganz ruhig. Und doch klopft« ihr Herz zum Zerspringen. Die Mutter hatte ihr also die Wahrheit geschrieben. Dann war auch alles andere wahr — allmächtiger Gott! Ihre wiedergewonnene Freiheit erschien ihr nach dis- ser grausamen Gewißheit wie ein Geschenk des Teufels. Fast sehnte sie sich wieder zurück hinter die düsteren Gefängnismauern — nach ihrer kleinen Zelle — zu der armen, kranken Ella, die gewiß auch nach ihr Sehnsucht empfand Den einzigen Lichtpunkt in diesem Dunkel bildete der Gedanke an ihr Kind. Ach, sehen wollte sie wenigstens ihr Kind! Sein her ziges Lachen hören! Sein weiches Körperchen fühlen! Was dann kommen wuroe, wugte sie noch nicht. Aber ihr graute vor der Zukunft. Lie Domuhr schlug zehnmal. Felicie horchte aus. Jetzt mußte die Probe beginnen. Sie traf also weder Winfried noch Sigrid zuhause an. Nur ihr Kind! Und — vielleicht die Mutter! Also hin nach der Lindenallee Nr. 18! Es war ein ruhiges Haus, kein moderner Mietpalast, sondern ein villenartiges, zweistöckiges Haus vom alten Schlage, mit einem kleinen Vorgarten und verdeckten Balkons. Unschlüssig drückte Felicie sich an der anderen Seite der Straße herum; ihre Augen suchten die Fensterre-Hsn ab, ob vielleicht irgendwo «in blondes Kinderköpfchen auftauchen würde. - 520 000 Tonnen Stickstoff, 300 000 Tonnen Pyospyorsaure, 1 Million Tonnen Kali. Scheint nun aber diese Vernachlässigung der Phos phorsäuredüngung, wie sie hier zum Ausdruck kommt, nicht im Widerspruch zum Gesetz vorn Minimum zu stehen? Die Antwort hierauf findet man in dem völlig verschieden artigen Verhalten der einzelnen Düngemittel im Boden. Der Stickstoff wird vom Boden so gut wie gar nicht fest gehalten; die Stickstoffmengen, welche die Pflanze nicht verbraucht hat, gehen verloren, da sie ausgewaschen wer den oder sich in die Luft verflüchtigen. Das Kali wird schon weit besser festgehalten; ein Entweichen in die Luft findet gar nicht statt, und auch die Auswaschungsgefahr ist bei weitem nicht so groß wie beim Stickstoff. Die Phos phorsäure schließlich ist im Boden äußerst schwer beweglich. Daher sind die überaus reichlichen Phosphorsäuredüngun gen der Vorkriegszeit, die bei dem früher verhältnismäßig niedrigen Preis der Phosphorsäure allerorten gegeben wurden, zum Teil noch im Boden vorhanden. Heute kommt es also darauf an, den noch im Boden ruhenden Reichtum an Phosphorsäure der Pflanzen produktion wieder dienstbar zu machen. Dem stehen aber größere Schwierigkeiten insofern entgegen, als die Phos phorsäure im Boden im Laufe der Zeit in eine schwer lös liche Form übergegangen ist. Erfreulicherweise sind ge rade in der letzten Zeit durch Untersuchungen die Erkennt nisse von der Phosphorsäureernährung der Pflanzen be deutend erweitert worden. Durch fachwisjenschaftliche Auf klärungsschriften wurde der Weg gewiesen, wie jene Er kenntnisse zu verwerten sind. Danach bietet eine starke Anwendung von Stickstoff und Kali die Möglichkeit zur Mobilisierung der Phosphorsäure, wenn gleichzeitig auch die ganze Beiriebsorganisation aus die starke Stickstoff- Kalidüngung eingestellt wird. Das Düngungsproblem der deutschen Landwirtschaft in der nächsten Zeit ist also: möglichste Ausdehnung der Stickstoff- und Kalidüngung; Einschränkung der Phosphor säuredüngung, soweit es der Phosphorsäurereichtum im Boden zuläßt. In späteren Jahren wird dann allerdings die Einfuhr von Rohphosphaten wieder ausgenommen werden müssen. E. W. Nah und Kern. o Albert Mösts 60. Geburtstag. Der weitbekannt« Beutner Nervenarzt Dr. Albert Moll, eine Autorität aus dem Gebiete des Hypnotismus, der fpiri!istischen Forschungen und der Sernalwiffewchaft, vollendete am 4. Mai sein 60. Le bensjahr. Viel besprochen wurde, wie man sich erinnern bür te, Riolls Sachoerständigengutachten in dem Prozeß des A ä chenmörders Peter Grupen. o Keine Industrieausstellung in Moskau. Wie das AnSjleNungs- und Messeamt der Deutschen Industrie mit teilt, entbehrt der in zahlreichen Blättern mitgeteilte Plan einer im Sommer d. I. in Moskau abzuhaltenden Industrie ausstellung jeder Grundlage. Das Ausstellungs- und Messe amt steht dauernd mit der wissenschaftlich-technischen Abtei lung des russischen Volkswirtschaftsrates in Berlin in Ver bindung und würde, falls sich irgendwelche Aussichten für das Zustandekommen einer solchen Ausstellung ergeben soll- ten, sofort Mitteilung davon machen. 0 Raucherinnen im Theater. Im Nationaltheater in München kam es bei einer Ausführung der .Götterdämmerung" zu einem großen Skandal. Eine junge »Dame«' hatte sich während des ersten Aktes eine Zigarette onyezündet und zu rauchen begonnen. Auf den Protest der Umsitzenden mutzte die Heldin das Theater verlassen. Bei Beginn des zweiten Altes ertönte plötzlich der Ruf: .Schiebergesellfchaft hinaus!" In demselben Augenblick wurden vier Raucherinnen, die i» einer Pro'zeniumSloge saßen, von der Polizei hinauSgeworfen. Das mögen nette Frauensleute gewesen sein! o Eine Viehherde verbrannt. Durch Kurzschluß brach lm Kuhslall des Gutes Schmedshagen bei Stralsund Feuer aus. das schnell um sich griff. Alle Feuerwehren der Um- Da öffnete sich drüben die Haustür. Eine alte, ganz weißhaarige Frau trat heraus, eine schwarze Einkaufs tasche am Arm. Felicics Herz klopfte zum Zerspringen — sie erkannte ihre Mutter. Einen Augenblick war es Felicie, als' müßte sie hin- stürzen zur Mutter, als wüßte sie die Arme um ihren Hals schlingen u. den müden Kopf an ihre Brust legen. Doch nein! Zuerst zu ihrem Kinde! Unbeeinflußt wollte sie ihr Kind sehen! So Uetz sie die alte Frau, die weder nach links noch rechts blickte, ruhig ihres Weges gehen. Erst, als Frau liesecke um die nächste Ecke gebogen war, trat Felici« 's Hans ein. Eilt sauberes Dienstmädchen in buntgeblümtem Kat unkleid, ein weißes, gestärktes Häubchen auf dem glatt- /escheitelten, hellblonden Haar, fegte bis Treppe. „Wohnt hier Herr Winfried Holm?" kragte Felici« ,t schüchtern. „Ja, Fräulein. Eine Treppe links." „Ist er zuhause?" „Nein, Fräulein. Herr Holm hat zu dieser Zelt säst uucr Probe." „Und Fräulein Arnoldsen? Wohnt sie — wohnt sie — auch eine Treppe?" Felicie fühlte ihr Herz ersticken bei der Frage. „Ja," erwiderte das Mädchen harmlos. „Eine uppe rechts." „Ist Fräulein Arnoldsen auch in der Probe?" „Ja, Fräulein. Und Krau Giesecke ist auch eben weg- wngen, einholen. Sie ist die Großmutter von un- em Kind! Bei dem Worte „Kind" fühlte die arme Mutter einen -ich im Herzen. Dort, nur eine dünne Wand von ihr getrennt, atmete - Kind, ihr Augapfel und sie, die Mutter, stand w eine Bettlerin draußen vor der Tür — eine Unglück- che, Verzweifelnde! Eine entsprungene Strafgefangene! Uno wieder stand ihr mit grausamer Deutlichkeit vor .ugen, was sie war Entehrt — vogelfrei — ausgestoßen aus der ehrbaren nscylichen Gesellschaft. Und sic warf ihr Bündel auf die Treppe und schlug ifschluchzend die Hände vors Gesicht. Dem Mädchen kam die Fremde unheimlich vor. Es rängt- sich an ihr vorbei und wollte die Treppe hinauf. Da fühlte fie sich am Aermel festgehalten. „Nur noch eine Frage, bitte! Wie geht es dem Kinde?" „Gut. Es ist ein lieber, kleiner Kerl!" Das Herz der Mutter frohlockte. Das Mädchen hatte .lächelt, als es von dem Kinde sprach. Also eine warm- ühlsnde Seele, die das Kind gern batte! Vielleicht — vielleicht Felicie waate vorerst aar nickt weiter^u denken.