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MsdmfferTageblatt D>l"'>n 7>,.« Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend p.ftsch-<n»»^ vr«»<° Dieses Blatt enthält die amtlich,« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meitze«, de« Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Etadtrats -u Wilsdruff, des Forstrentamte Tharandt «nd des Finanzamts Nossen. Verleger »md Drucker: Arthur Asch««», i» Wilsdruff. ve»a»twortlicher Schriftleiter: Herman« Lässig, fftr deu Inseratenteil: Arthur Zschuu»«, beide ft» Wilsdruff. Nr. 105 Sonnabend den 6. Mai 1922 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Der 1. Nachtrag z«» Saguug de« Kraukenhavsnerdandes Wilsdruff, der im wesentlichen Bestimmungen über die Zusammensetzung und Befugnisse de» sog. KrankenhauSauSschusse« enthält, ist vom Ministerium deS Innern genehmigt ward n. Meißen, am 29. April 1922. V vv. 17b Die Amtshauptmannschaft. IIIIIIIIIIIII»I!IIIIIII»IIIl!»!IIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIUItIII!II!IIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIII»l>IIIIIIIIIl»I»IIlII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIlII»III Nir öitla hsfliM, Dzch» ii; osrmillig; 10 Ihr Mszitgeöe». IIIIIIIIIi!I!!II!I!!j!j>IIIIIIIttIII»IIII,!IIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIII!II»lII»!!IIIIIIIIIIIIIII»IIII»IIIIII!»IIIIIIIIIIIIIIIIl»IIIUI>IIIMIIIIIl!II!IIIIIIIIIIII Klein« Zeitung für eilig« Leser. * Llond George bat in Genua den deutschen Reichskanzler und den Außenminister zu einer Briprechuna der politischen Lage zn sich gebeten. * Der französische KabinettSrat beschloß, in der russischen Frage unbedingt mit Belgien den bisher vertretenen ge meinsamen Standpunkt bestubehalttn. Bartbou kehrt nach Genua zurück. * Der Reichsminister Dr. Herme« äußerte in einer Be sprechung mit den Parteiführern die Hoffnung, daß eS gelingen werde, eine internationale Anleihe im tzöchstbetrage vün vier Milliarden aufzunekmen. Der Reichstag möge vorläufig nicht zuiommentreten. solange die Konferenz von Genua noch tage. » Die Berliner städtischen Arbeiter haben aus Anlatz der Zwischenfälle vor dem RatdauS »inen 24-stündigen Protest streik durckaeführt. * Präsident Harding bat im amerikanischen Kabinett ge- isrdert, kowjetrukland aniuerktnnrn. Staatssekretär Hughes «hebt dagegen Widerspruch. * Der Dollar notiert« an der Donnerstagbörse in Bersin Mit LSS dir M. positive Arbeit. Pan der ersten zur zweiten Vollsitzung der Genueser Konferenz war di, Aufmerksamkeit der Welt im großen und ganzen so aut wir ausschließlich auf die Verhandlungen der ersten fooevanntrn politischen Kommission gerichtet, in dr» di? rnlssche Frage nahezu allein behandelt wurde. Dar- üb>-r hinaus hatte man noch allenfalls Ginn für di« Be gleiterscheinungen der Tagung, für Zwischenfälle, die auf« tauchten und niedergeschlagen wurden, für allerhand Mensch- siche?, allzu 'wenschsiche«. Aber daneben liefen di» Arbeiten der andern Ausschuss« her, bi« in aller Gründlichkeit zu End« aesüdrt wurden, um jetzt von der Baukonferenz in idren Fra-dnlffen bestätigt zu werden. Di« Vollversamm lung hat über die vorarleaten Resolutionen eine mehr oder Wender wohlschmeckende Sauce ansgegessen und ist in voller Befriedigung über das vollbracht« Werk wieder auSein- under gegangen. Deck' 'n Wirklichkeit, was hat man zuwege gebracht? Richt» weiter als neue Resolutionen zu den unzähligen osten, die schon bei früheren Zusammenkünften gefaßt waren? Oder letchnet sich da» E'gebni» von Genua vor den ^chövfflnoen der Vorjahre noch durch etwa» andere» auS ol» dadurch, baß man altbacken gewordene Wahrheiten in neue Farme!« umgoß? Der Berichterstatter behauptete, die Genn-fer Finonzberatunaen bö'en, obwohl man sich in einigen Punkten an die Brüsseler Finanzbeschlüsse von 1920 hab« erinnern müssen, doch mehr al» ein« bloße Wiederholung von Brüssel. Außerhalb non Genua wird man ihm darin nur bedingt zn^lmmen. Einmal wird über die Stabili sierung der Währung »>el Schöne» und Wahre» gesagt. Sie sri das Haupterlorderni» für den Wiederaufbau EurovaS, werde aber verhindert durch die unbegrenzt« Ver« mebruno der Zahlungsmittel, und man müsse drSbalb zu nächst h,r Notrnpresse Beschränkung auferlegen. Also Hrr- abdrücknng der EtoatSnuSgaben soweit, daß sie au» der Einkommensteuer bezahlt werden könnten. Ein Ziel aus» innigste zu wünschen; daß e» aber im Augenblick unerreich bar ist. muß auch die Finanzkammission offen zugeben. Des halb will man auswärtige Anleihen al» „zeitweilige AuS- nahmen" zulossen. Vor allen Dinaen aber müßten die Schwankungen in der Kaufkraff de» Golde» verhindert wer den. Aber wie? Darüber müßt»« die großen Zentral banken sich schlüssig werden, und zu diesem Zweck sollen sie »»kanntlich von d»r Bank von England zu einer Sonder- konlerenz zusammenberufen werden; unter Mitwirkung der Bereinigten Staaten, da ohne dies» keinerlei Sanierung»« pläne praktisch durchzuführen seien. Habe man »rst die Wädrunoen stabilisiert, so ergebe sich dann von selbst eine Lölung de» Problem» der Wechselkurse, und kamst wiederum sei man einrr Regelung der Kredit- frag« näbergekommen. Ob dies« Beschlüsse wirk lich einen irgendwie vraktisch zu nennenden Charakter auf weisen. kann dabinaestellt bleiben. Eher darf man da» von der geplanten Gründung der Zentralen Internationalen Korporation mit angegliederten nationalen Gesellschaften gleicher Art behaupten, für di, da» nötige Kapital in Höhe van 20 Millionen Mund Sterling ausgebracht werden soll. Man wird damit eine Art finanzielle» Seitenstück zum Bösserbundrat erhalten, mit dem Unterschied, das; diese» politische Organ bi» jetzt wenigsten» nahezu ausschließlich unter französischen Machteinwirkungen gestanden hat, wäh- reiw die neue Zentralbank nach den Beschlüssen von Genua unter britischen Gesetzen stehen soll. Die Väter dieser Beschlüsse verkennen nicht, daß dies« nur zum Teil sofort dar i gesühnt werden können; sie glauben aber, mit ihrer Hille den finanzielle« und wirtschaftlichen Versehr zwischen den Völkern bet Welt, den freien Fluß d«S Kapital», den Austausch der Güter erleichtern und fördern zu können. Nach den Reden, mit denen diese Vorschläge in der Bollsitzung ausgenommen wurden, darf man nur auf eine sehr adgestuste Begeisterung für dieses Ergebnis schließen, Neichlich Wasser in den Wein schüttete schon der französische Vertreter Picard, indem er da» Programm lediglich als einen „Entwurf eine» praktischen Studium»- gelten ließ. Der Italiener ließ keinen Zweifel darüber, daß die Haupt arbeit auch für diese Finanzlrage auf politischem Gebiet zu leisten sei, und der Schweizer und der Holländer stimmten gleichfalls darin überein, daß vorher die Probleme politischer, sozialer und moralischer Natur zu lösen sein würden, eh« man zu einer befriedigenden Neugestaltung dieser großen WtrtschaflSaufgabrn gelangen könne. Bundesrat Schultheß bezeichnete es sogar al» notwendig, dem Problem der inter nationalen Verschuldung „entschlossen di» Stirn zu bieten", womit di« leidige Rrparat!on»frage schon ziemlich deutlich gestreift war. Aber jedenfall», mit der Gründung «ine» internationalen zentralen Bankinstitut» wird wenigsten» eine Keimzelle geschaffen, au» der, wenn die Dinge gut laufen, dem europäischen Wirtschaftsleben neue» Blut zufließen kann. Tagt der Oberste Nat? Barthou und Poinears wieder einig. Dl« Reife Barthou» nach Pari», von der manche poli- iifchen Kreise den Rücktritt Barthous erwarteten, hat ganz im Gegenteil sehr rasch zu einer völligen Einigung zwischen Potncarö und seinem Genueser Vertreter geführt. Nur weiß man nicht recht, auf welcher Grundlage diese Einigung be ruht. Die amtliche Meldung über den Pariser Kabinettsrat, an dem Barthou teilnahm, besagt nur, daß Herr Poincarö Herrn Barthou im Namen aller Minister „für das Talent und die Autorität" dankte, di« er i« Genua aufgewandt bat, um die Arbeiten der Konferenz zu erleichtern uni» gleichzeitig die französischen Interessen zu verteidigen. Die französische Regierung hat daraushin einmütig festgesiellt, daß Frankreich nicht» von Belgien trennt. Herr Barthou wird Freitag morgen die Rückreise nach Genua an« irrten. Nähere» über den Verlauf de» Kabinettsrates ist noch -richt bekannt. Die Mitteilung über die Rückreise Barthou» nach Genua wird aber allgemein dahin ausgelegt, daß nicht nur über den französisch-belgischen Zwischenfall und dis Denkschrift für Rußland, sondern auch über die sonstigen schwebenden Fragen eine Übereinstimmung zwischen Poincarä und Barthou erzielt worden ist. Ungelöst bleibt vorläufig die wichtigst« Frage, ob der Osierste Rat noch vor dem 31. Mat zur Besprechung der Reparationsfrage zusammentreten wird. In dieser Angelegenheit, die von entscheidender Bedeutung dafür ist, ob der 31. Mai alle», wa» in Genua aufgedaut wurde, wieder einreiben soll, be sieht ein diametraler Gegensatz zwischen Lloyd George und Poinrar». Di« «nglisch« Pressestelle in Genua teilt au»« drücklich mit, daß Lloyd Georgs darauf bestehe, daß di« Signatarmächte de» Vertrage» von Versailles sich in Genua und nicht anderswo vor dem S1. Mai treffen sollen. Dem gegrnüber wird au» Part» berichtet, daß di« französische Negierung beschlossen hat, an der von Lloyd George gewünsch ten Tagung de» Obersten Rat«» ntchttetlzunehmen. Di« steh« auf d«m Standpunkt, daß diese Frage die Reparation»« kommisston angeh« und daß di« Mächte über die vorga- schlagenen Fragen «rst verhandeln könnten, nachdem dies« Kommisston am S1. Mai et« Verfehlen Deutschlands sestgsstM habe« werd«. * Russisch« CinwÄnde gegen das Memorandum. Da» in seinen Hauptzügsn bekannte Memorandum der Alliierten über di« russisch« Frag«, da» den russischen Wünschen in einzelnen Punkte« aber wenig entspricht, hat demgemäß bei der russischen Delegation Widerstand h«rvor- oerusrn. Sin» Antwort der Russen ist noch nicht erfolgt besonder» da die französische Zustimmung zu dem Memo randum «sch fehlt, aber gesprächsweise hat Tschitscherin schon auf di« Hauptbedenken aufmerksam gemacht, n«chs sich bet den Ruffen gegen die alliierten Vorschläge erheb«!. Vor «M«m gilt das sür dis Punkte Privateigentum und Anleihe. Rußland könne nicht eine Ausnahmeverpflichtuna zur WHerh«rstellung der Konzessionen eingehen. VS sei selbst» verständlich, daß bei der Konz»ssion»ert«il«ng in erst« Linie die früheren Besitzer berücksichtigt werden müssen, weil in der Diehrzahl der Fälle kaum jemals ein anderer als dieser austreten wird. Die Anleihefragr werde von den Altstetten nicht ernst aemm behandelt. I« d»» dreizehn Artikeln des Memorandum» ist von ihr gar nicht die Rede. Die Russen haben in früheren Verhandlungen ihre Gegenrechnung auf LO Milliarden Goldrudel beziffert und sich bereit erklärt, diese Gegenrechnung gegen die Streichung der Kriegsanleihen fallen zu lassen und die Bezahlung der Vorkriegsschulden — allerdings nach einem längeren Mora torium — zuzufichern, wenn unS dafür eine ausreichende Anleihe bewilligt wird. Das geschieht In dem Memoran dum nicht. Die Fonds sür den Wiederaufbau, von reuen in der Einleitung des Dokumente» die Rede ist, würden sich auf etwa 50 Millionen Pfund belaufen. Die Russen oder brauchen «inen Kredit in der Höhe von 2 Milliarden Dol lar, einen Kredit, der der Regierung, also von Staat zu Staat, gewährt wird. Trotz dieser Gegensätze glaubt man in Genua, daß die Russen ihr« Antwort so eiurichten wer den, daß die „Tür zum BeratungSzimm»r", di« di« Alliier ten offen halten, nicht zue chiagrn wird. * Di« Deutschen bei Llohd George. Viel Aufsehen hat eS in Genua erregt, daß Lloyd George ewe Einladung an Dr. Wirth und Dr. Rathrnau gesandt hat. ihn zu einer politischen Besprechung in seiner Villa auf zusuchen. Man mißt dieser Unterredung große Bedeutung bei, da man glaubt, daß sie sich auf die allgemeine Wirtschaftslage und im Zusamm,nhang damit vielleicht auch auf die bchulden- sras« und auf die nächste Außenpotilik Deutschlands beziehen soll. E» scheint, daß die bisberige Ententepolitik an einem Wendepunkt angelangt sei, und daß Lloyd George sich daher über neue autzenpolitischeMöglichkeitenEnglandS gegenüber dem neugegründeten deutsch-russischen WirtschattS- block orientieren wolle. Natürlich müssen solche Genueser Ver mutungen zunächst mit Vorsicht ausgenommen werden. Vie MjonaM der AordschleMtzer. Option für Deutschland oder Dänemark. Bekanntlich haben nach dem Versailler Verlrag di« Bewohner des abgetretenen nordschleSwtger Gebietes inner halb zweier Jahre nach der Abtretung Zeit, sür Deutsch land oder für Dänemark zu oplieren. Diese Zett läuft am 14. Juni d. IS. ad. Wer also für Dänemark optieren will — und da» Recht dazu haben auch geborene No d- fchleswiger, di« in Deutschland wohnen, die sich aber die Rückkehr in die Heimat offen halten wollen —, hat dies bis zum 14. Juni durch Erklärung bei einem dänischen KreiS- amtmann, bei dem Magistrat in Kopenhagen, bei einer dänischen Gesandtschaft oder bei einem dänischen General konsulat schriftlich oder mündlich zu tun. Die rechtliche Wirkung der Option«erklärung tritt sofort rin, d. h. dir dänische Staatsangehörigkeit wird sofort erworben. Ver- eqt aber der in Deutschland wohnend« Optant seinen Wohnsitz nicht innrrhalb von zwölf Monaten, so wird die Option ungültig und er rrwtrbt die deutsche Rrichsange- hörigkett zurück. Dir Frist zur Option für Deutschland ist bis ,um 31. Deremder d Js. verlängert worden, da noch krine -tus- führungibeistmmungen sür die Option vorliegen. In Däne- mark wohnende Militärpflichtige, die für Deutschland optiert habrn, find 12 Monat« lang von der Beipflichtung zum dänischen Militärdienst lrei. Bri MeinungSversä teöen- betten über die Staat8ang«hörigk«tt einer Person entscheiüet ein« gemischte Kommission. OptionSrrklärungen können abgeben Männer, unverheiratete, verwitwet« und geschiedene Frauen nach Vollendung drS 18. LebrnLjahres. Die Staats angehörigkeit de» verheirateten Manne» gilt auch sür di« Ehefrau und di« «mb nicht 18 jährigen ehelichen Kinder. Proteststreik. Unfreiwillig« Matfrirr der Berliner. ». Berlin, 4 Mai. Sin großer Teil der Berlin« Betriebe mußte heute wird« einmal feiern: di» städtischen Arbeiter hatten es io bestimmt, und was die städtischen Arbeiter bestimmen, ist sür Berlin schon längst Gesetz. Also hielt der tteffrische Strom strengste Sonntagsruhe, also bräunte in den Häusern da» GaS nur mit unscheinbaren, schwachen Flämmchcn oder auch gar nicht, und also verkehrt« selbstverständlich in ^em größten Teil der Reichshauptstadt keine Straßenbahn. Man ist das hier schon so gewöhnt, daß man sich kaum noch dar über sonderlich aufregt und das Unvermeidliche mit Würde und Galgenhumor über sich ergehen läßt. Aus Namen und Art des Streiks kommt es dabei gar nickt an: Proteslst>eik, Abwehrsireik, Lohnstretk — eS ist, wie man zu sagen pflegt, Jacke wie Hose. Nur der historischen Wahrheit zul ebe 'ei -rwähnt, daß der Streik diesmal zur Abwechslung wieder uu'sr dem Rubrum „Proteststreik" zu verzeichnen ist. Oie städtischen Arbeiter haben, wie schon gemeldet, vor- gestern vor dem Ratbause, in dem di« Väter der Stadt über