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jedem Steuerpflichngen Die Möglichkeit geboten, seine Aw sprüche von einer nur dem Gesetze unterworfenen, völlig objektiv arbeitenden Behörde nachprüfen zu lassen. Die Besitz- und Verkehrssteuerverwalinng habe 982 Finanz ämter, die zum großen Teil erst neu errichtet werden muß ten. Der Minister hielt die Wünsche, die daraus abzielen, daß die Umsatz- und die Grunderwerbs- steuerverwaltung den Gemeinden belassen bleiben möge, für unvereinbar mit einer einheitlichen Reichs- finanzverwaltnng. Schließlich trat der Minister den eben- teuerlichen Gerüchten über die enorme Höhe der Verwaltungskosten entgegen. Die Verwaltungsausgaben betragen bei der Steuerverwaltung und der Zollverwaltung zusammen rund 4 Milliarden Mark, das seien demnach 3,8 Prozent der Gesamteinnahmen dieser Behörden. Die Organisation sei also rationell und sparsam aufgebaut. Die Reichs finanzverwaltung arbeite zurzeit noch mit einer sehr zahl reichen Angestelltenschaft; ein AüSau müsse hier eintreten, wobei natürlich auch die Interessen der Ange stellten gewahrt bleiben und plötzliche Entlassungen der Angestellten vermieden werden müssen. politische Rundschau. Deutsches Reich. Die Würzburger Beschlüsse. Die vor wenigen Tagen in Würzburg abgehaltene Konferenz der Finanz- und Innenminister aller deutschen Länder bat einen allseitig befriedigenden Verlauf genom men w c zu Ergebnissen geführt, die den berechtigten Wünsche der Länder und Gemeinden insoweit Rechnung tragen, als die Finanzlage 'des Reichs es irgend gestattet. Die Versammlung ist bemüht gewesen, den Finanz ausgleich mit dem Reich in einer Weise auszugestalten, die der Selbständigkeit und Selbstverantwortung der Län der und Gemeinden in höherem Maße Rechnung trägt, als das nach den geltenden Vorschriften des Landessteuer- gefetzes der Fall ist. Die außerordentlichen Vor- und Zu schüsse des Reichs aus Anlaß der Erhöhung der Beam - tengehälter sollen iu> feste Zuschüsse umgswan- delt werden. Zu den Beschlüssen der Konferenz werden nunmehr noch die verfassungsmäßig berufenen Stellen des Reichs und der Länder Stellung zu nehmen haben. Noch kein Termin für die Übergabe Oberschlesiens. Zu den Meldungen, daß die Besetzung Oberschlesieus durch die deutschen bzw. polnischen Behörden bereits am 15. Mai beginnen werde, wird darauf hingewiesen, daß vorher erst die Ratifikationsurkunden über die Genfer Schlußverhaudlungen ausgetauscht und die Parlamente befragt werden müssen. Ferner werde die Botschafter konferenz Deutschland und Polen die Genfer Entscheidung erst noch notifizieren. Aus allen diesen Gründen kann es gegenwärtig noch nicht feststehen, wann die Besetzung der verschiedenen Teile Oberschlesiens durch!die deutschen bzw. polnischen Behörden erfolgt. Die Frage der Beamtenzulagen!. In den Verhandlungen zwischen Negierung und Spitzendrganisationen ist vorläufig eine Pause eingctreten. Das letzte Angebot der Regierung ging dahin, den allge meinen Teuerungszuschlag von 30 auf 65 Prozent und den bestehenden Sonderteuerungs-zuschlag von 3000 auf 5500 Mark zu erhöhen, während die Organisationen den letzten Betrag auf 6500 Mark erhöht wissen wollten. Tie Regie- ! rung, die die Notlage der Beamten in vollem Maße an- I erkannt hat, wird mit größter Beschleunigung die «rfor- > derlichen Maßnahmen ergreifen, um die Entscheidung der zuständigen gesetzgebenden Faktoren herbeizusüheen. Das Reichskabinett befaßt sich zurzeit mit der Angelegenheit. Strafmilderungen für Eisenbahner. Nach dem Eifenbahnerstreik hatte der ReichSV erkehrs- ^nnister für alle diejenigen Beamten, die sich an dem Streik beteiligt hatten, Verfügungen erlassen, die in der Hauptsache darauf hinausliefen, alle an dem Ausstand Be teiligten von Prüfungen oder Beförderungen zu höheren Ämtern solange auszuschließen, bis die Disziplinarver fahren abgeschlossen seien. Nach Besprechungen nm der neuen Gewerkschaft Deutscher Reichsbahnbeamter hat Minister Groener jetzt zugesagt, daß er eine Milderung dieser Bestimmungen eintreten lassen wolle. Die mit einem Disziplinarverfahren behafteten Beamten sollen nunmchr wieder zu Prüfungen und Beförderungen zugelassen werden. Arbeiierunruhen in Berlin. Zusammenstöße mit der Schutzpolizei. Berlin, 3. Mat. Gestern nachmittag veranstalteten die städtischen Arbeiter vor dem Rathause eine Kundgebung gegen die erfolgte Ablehnung eines Schiedsspruches in der Lohn erhöhungsfrage. Sie hatten sich an verschiedenen Plätzen gesammelt und waren von dort geschlossen abmarschiert. Obwohl sie vorher dem Polizeipräsidenten zugesichert hatten, daß sie nur einen Umzug um das „Rote Haus" veranstalten würden, belagerten sie das Rathaus, wo wieder über ihre Lohnforderungen beraten werden sollte, bald in dichten Massen. Es wurden aufreizende Reden gehalten, und schließlich versuchten die Demonstranten, die Schutzmannskette zu durchbrechen und mit Gewalt in das Rathaus einzudriugen. Hierbei kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die in Stärke einer Hundertschaft zu Fuß und einer berittenen Hundertschaft zur Stelle war und mit aufgepflanztem Bajonett und ge zogenen Säbeln eingriff. Es wurden etwazehn Per sonen verletzt, teils durch Säbelhiebe, teils durch Fußtritte. Anderslautende Mitteilungen, wonach es bei den Kundgebungen zwei Tote und 25 Schwerverletzte ge geben habe, sind eine Entstellung der Tatsachen. Auch die Meldung, daß zahlreiche Personen verhaftet worden seien, ist falsch; es wurde nur eine einzige Person festgenommen, ein Mann, der versucht hatte, in verhetzender Weise die Straßenbahner zum sofortigen Streik zu bewegen. Aus den Kreisen der Stadtverordneten ist angeregt worden, auch für das Rathaus eine sogenannte „Bann meile" (wie sie bereits für die Regierungsgebäude be steht) zu schaffen und für die Zukunft jede Kundgebung in unmittelbarer Nähe des städtischen Gebäudes zu ver bieten. Im übrigen wurde, während auf der Straße ge- 'ärmt und getobt wurde, im Sitzungssaal der Schieds spruch in der Lohntariffrage der städtischen Arbeiter an genommen. Muss aus Menngerr. ' Politische Bekenntnisse des früheren Kronprinzen. Ein englischer Journalist hatte in Wieringen eine Unterredung mit dem früheren deutschen Kronprinzen, in der der Kronprinz vor altem seine zuversichtliche Hoffnung betonte, eines Tages nach Deutschland zurückzu -- keh reu, und er rechnet damit, daß sich diesem Plane keine unüberwindlichen Schwierigkeiten in den Weg legen werden. Aber er will nichts erzwingen und auf keinen Fall versuchen, heimlich aus Holland zu fliehen. Einen Staatsstreich, wie den des verstorbenen Königs Karl, hat man von ihm nicht zu erwarten. Auf die Frage, womit er sich beschäftige, antwortete der Kronprinz: „Mit Lesen, Schreiben und Nachdenken. Außer meinen Memoiren habe ich soeben ein anderes Buch vollendet, das die militärischen Ereignisse des Krieges behandelt und hoffentlich im Herbst erscheinen wird. Dann habe ich ein weiteres Buch begonnen, in dem ich versuche, die Frage der Kriegsschuld nach grossen Gesichtspunkten zu behandeln, und dabei will ich dieses Thema erheblich gründlicher ausarbeiten als in meinen Erinnerungen. Die Zeit ist gekommen, den Be schimpfungen der feindlichen Presse ein Ende zu machen. Natürlich waren diese Beschimpfungen nur ein Mittel zur Propaganda, und im Interesse der Wahrheit und der Ge schichte muß ich jetzt sprechen." Bus die weitere Frage, ob Deutschland jemals wieder Monarchie werden würde, kam die Antwort: „Wenn die Monarchie in Deutschland je wieder hergestellt Wird, dann muß sie auf einem breiten undsicheren Grunde ruhen. Das Fundament für eine solche Mon archie liegt in dem Willen der Volksmehrheit. Augenblicklich besteht eine Republik, und dieser Zustand wird sich so lange halten, bis etwas anderes an seiner Staat verlangt werden wird. Sollte die Monarchie in Deutschland wieder hergesteltt werden, so wird das nicht mitGewalt geschehen. Von Putschen halte ich nichts." Welk« un- Volkswirtschaft. Was kosten fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden c00 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französisch» Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezolli wurden. („Brief"---angeboten: „Geld"-----gesucht.) Börsenplätze 4. S. Geld > Brief S. 5. Geld § Bries Ltand r.2.14 Holland. . . Guld. 11733,30 11764,70 11086,15 11063,85 !70 Ml. Dänemark . Kron. 6501,85 6 18,15 6152,80 6167,70 N2 . Schweden. . Kron. 788^,10 7904,90 7530,53 7549,45 112 , Norwegen . Kron. 5852,90 5667,10 3383,25 5398,7! 112 „ Schweiz . . Frank —— — 5642,90 5657,10 72 ' Amerika. . . Doll. 304,11 304,89 291,13 291,87 4,40, England. . . Pfd. 1350,80 1354,20 1288,35 1291,65 2VW, Frankreich . Frank 2756,55 276!,45 2686,60 2693,40 80 „ Belgien . . . Frank 2546.80 2553,20 2466,90 2473,10 80 „ Italien . . . Lire 1607,95 1607,0 i 1553,03 1556,95 80 „ Dt.-Osterr. . Kron. 3,65 V- 3,69 V- 3,48 3,5L 85 , Ungarn . . . Kron. 37,55 37,6 86,85 86,95 85 » Tschechien. . Kron. 594,25 595,75 558,30 559,70 * Aushebung des Einfuhrzolls für Schrott. Der Reichs finanzminister hat mit Zustimmung des Reichsrates verordnet, daß mit Wirkung vom 1. Mai ab bis auf weiteres aus Billig keitsgründen allgemein von der Erhebung des Zolles für Bruch- und Alteisen, voü Schrott aus schmiedbarem Eifen ab zusehen ist. 4- Übergang von Kriegsgesellschaften auf das Reich. Aus Grund des Gesetzes über die Abwicklung der Kriegsgesellschaf ten sind aus das Reich übergegangen: Reichskattosfelstelle G. m. b. H. i. Liqu. und Reichsgesellschast für Obstkonserven und Marmeladen. Mit der Abwicklung der Geschäfte dieser Gesellschaften ist die Reichs-Kredit- und Kontroll-Stelle G. m. b. H. beauftragt worden. * Ausfuhrverbot für Zündhölzer. Infolge der Zündholz- Knappheit werden vom 1. Mai 1922 ab Ausftchrbewilligungen für Koffer-Zündhölzer, Westentaschen-Zündhölzer und sonstige Ersatz-Zündhölzer nicht mehr erteilt. 2 Die Milchwirtschaft in Süddeutschland. Bayern und Württemberg haben in ihren Milchverordnungen Bestinunun- gen erlassen wonach die Ausfuhr von Milcherzeugnissen der Genehmigung der zuständigen Landesversorgungsstellen bedarf. Verhandlungen des Noichsministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit der bayerischen und württembergischen Regierung haben nunmehr dazu geführt, daß die fraglichen Bestimmungen mit Ablauf des 15. Juni 1922 außer Kraft gesetzt werden. Neueste Meldungen. Ostpreußenfahrt Hindenburgs. Hannover. Hindenburg wird am 24. Mai in Allenstein eintreffen und am Nachmittag sich nach Osterode begeben. Fer ner sind u. a. vorgesehen Besuche in Marienburg am 31. Moi und in Königsberg Anfang Juni. Lokomotivführer gegen Lohnftreu. Berlin. Die Rechtsschutzvereinigung Deutscher Lokomotiv führer, Sitz Berlin, hat in ihrer Hauptversammlung de» Namen: „Verband Deutscher Lokomotivführer, Sitz Berlin", angenommen und in einer einmütig gefaßten Entschließung jeden Lohnstreik abgelehnt. Ausgabe de» neuen Metallgeldes. Berlin. Im Lauft des Juni sollen die ersten Metal!» münzen zu 1, 2, 8 und 5 Mark in mehreren Millionen Stücken anSgegeben und die Papiergeldherfiellung in diesen Werten eingeschränkt werden. Auch die Herstellung des schon vorhan denen Kleingeldes wird weiter gefördert werden. In der Zeit von Januar 1919 bis jetzt sind über 3 Milliarden Stück S-Pfennig-, 10-Pfennia- und 50-Pfennig-Münzen geprägt worden. „Wem nie durch Liebe Leib geschah..." Roman von Erich Fries«. S7s (Nachdruck verboten.) Rttn bat Ella die Gefährtin, sich auch zür Ruhe zu begeben, sie bedürfe keiner Wartung. Doch davon ivvllte Felicie nichts wissen. Die ganze Nacht über hockte sie Lager der Kranken und bewachte ihren von schweren Träumen beunruhigten Schlaf. Noch niemals in ihrem ganzen Leben war, ihr die Zett so unerträglich langsam dahingeschlichen, wie heute. Wollte denn die Nacht gar nicht enden? Und würde jenseits der dunklen Nacht ein sonniger Tag für sie Hereinbrechen? Oder stand dahinter das graue Gespenst der Sorge, bereit, ihre Freude, ihre Lebenslust ihr Glück zu verschlingen? ... Endlich dämmerte der Morgen herauf. Zum Nm- Nuken müde erhob sich Felicie mit wankenden Knieen von ihrem Stuhl und schlich an den übrigen Kranken vorbei hinaus. DieKulicke, die durch die leisenTritty«rufgewacht war, rief ihr ein Schimpfwort nach, drehte sich auf die an ders Seite und schnarchte bereits wieder in der nächsten Sekunde. Als die Stunde sich näherte, in der die Gefangene Mensing aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, war Felicie schon wieder zur Stelle. Sorgsam half sie der Kranken beim Ankleiden. Dann geleitete sie sie von Lager zu Lager, damit sie von den Kranken, die mit ihr in der letzten Zeit denselben Raum bewohnt hat ten, Abschied nehmen konnte. Ihre Gefängniszett war abgelaufen! Diese Tatsache machte sie zum Gegenstand des Interesses. Sehnsüchtig blickten die Armen, die hier bleiben mutzten, in die ferne, ach so ferne Zukunft, da auch sie wieder herum wandeln, daheim ber ihren Familien sein, ihre Lieben Herzen und küssen würden können. Ob es alle erreichen würden? Ob nicht für manche die düsteren Gefängnismauern das Grab bedeuten würden? O, Ihr Armen, die Ihr eine schwache Stunde mit der Freiheit, wohl gar mit dem Leben büßen mußtet! Eine Stunde, die Ihr vielleicht gleich darauf aus tiefstem Herzen bereut hattet, die aber keine Reue, kein Flehen, kein Gebet ungeschehen machen konnte! Möge Ruhe und Frieden in Eure geknickten Seelen ziehen! . . . Endlich war auch der Abschied vorbei. Die Gefangene Jetzt war die Zeit gekommen zum Handeln. Die Oberpslegerin hatte bereits mit Erstaunen be; merkt, daß die Holm beim nochmaligen allgemeinen Abschied fehlte. „Wird wohl in ihrer Zelle heulen, daß die Mensing fortgeht und sie muß dableiden!" dachte sie. „Annes Ling!" Da traf Ellas Stimme an ihr Ohr. „Liebe, gute Frau Breunig! Möchten Sie mir, bevor ich fortgehe, noch eine Bitte erfüllen? Ich möchte ft gern von der Holm allein Abschied nehmen — sie war immer so gut zu mir — wie eine Freundin — darf ic, für ein paar Minuten zu ihr?" Die Oberpflegerin nickte. „Meinethalben, Aber machen Sie rasch. In einer Viertelstunde müssen Sie draußen sein. Bei uns hcrrsä Pünktlichkeit!" Inzwischen hatte Felicie in ihrer Zelle bereits alle alles zurechtgelegt. Als es draußen leise klopfte, oft nete sie rasch. Das Wechseln der Kftidung nahm nur wenigs Minuten in Anspruch. Ebenso die Aenderun der Haarfrisur. Tie beiden waren auf einmal ganz ruhig gewordc; Aeußerlicb wenigstens. Sie wußten, was von dir nä h sten Viertelstunde für sie beide abhing. Wenn Felicie gefürchtet hatte, Ella werde zuscu. mcnbrechen, so hatte sie sich getäuscht. Mit Aufdictru ihrer letzten Lebenskraft hielt die Kranle sich an'rc- Was es sie kostete, wuhte Gott allein. Als nach einigen Minuten eine vornüber gebeug: in einen grauen Regenmantel gehüllte Gestalt, die l, puze weit über die Stirn gezogen, ersichtlich hinsälü nnd schwerlsidend, aus der Zelle der Gefangenen Hol kam und müde die Treppe hinunterschlich, ab und z von Husten geplagt, wobei sie das Taschentuch tzcr Lc Mund hielt, das fast ihr ganzes Gesicht verdcüle da hätte niemand Argwohn geschöpft, selbst wenn * jemandem begegnet wäre. Aber kein Mensch sah sie Die Gefangenen waren b reits wieder in ihren Zelten und die Pfleger'uurcn m Wärterinnen gingen ihren Obliegenheiten nach. Nur durch die Türsvalte von Felieies Zelic lugft ein Paar fieberglänzender Augen, und eine bleiche, a gezehrte Hand winkte ihr verstohlen einen Abschied grüß nach. — Dann schloß sich die Türe. Tie schwanke Gestalt aber wurde unten von eu Wärterin in Empfang genommen und zum Bureac. geleitet, wo man ihr ern Bündel mit Wäsche, ein Porl, monnaie, ein Paar Schmucksachen und hundcrtzweiun. ünftia Mark tüns Penniae aushnndigte — genau, w. nccuttilg es oorauvgemgc yarre. LllNN ging es zum Hanse hinaus, durch einen Vorhof, zum großen, eisenbescklagenen Tor, an dem der Posten ihren Zettel mit ihren Personalien und den Aufzeichnungen über ihr Vergehen und ihre Strafzeit in Empfang nahm und ihr dafür ihr Abgangszeugnis einhändigte. Und dann — dann knirschte der dicke Eisenriege! und — Felicie war draußen! Frei!!! XIX. Das erste, was Felicie empfand, als sie die GefLng- nismauern hinter sich hafte war ein jubelndes GlüLs- gefühl. Weit breitete sie die Arme aus, der warmen Lonne entgegen, die vom tiefblauen Himmel auf sie yerablachte. Dann erst kam ihr der Gedanke an ihr Kind u. ihren Mann. Und — an die Mitteilung, die ihr die Mutter gemacht hatte und die geeignet st>ar, ihr ganzes Glüü a zerstören. Sie überlegte. Was nun zuerst Lun? Nnd vor allem — wvhin? . Sie merkte, daß die Leute sie verwundert und neu gierig anglotzten. Mit dem zusammengeknoteten dicken Bündel unter dem Arm, das so gar nicht zu ihrer ver feinerten Gestalt passen wollte, machte sie einen befrem denden Eindruck. Und ein Mensch, der geradewegs aus dem Gefängnis kommt — noch dazu auf solch eigentüm liche Weise der sieht ein bischen anders aus, wie andere Menschen. Sollte sie vorerst in ein Hotel gehen? . . „ Wie sich legitimieren? Sie hatte nur die aus „Ella Mensings Strafgefangene," lautenden Papiere bei sich. Damit würde man ihr überall die Tür weisen. Also — wohin? Zum erstenmal, seit Ellas Hirn jenen abenteuerlichen Plan ausgebrütet hatte, kam Felicie das Gefahrvolle, Wahnwitzige der ganzen Sache so recht zum Bewußt sein. Sie war nicht mehr „Felicie Holm"; mit einem Schlage war sie eine andere geworden — wenigstens für jeden Fremden, dem sie ihre Papiere vorwies . . . Und würde man nicht noch heute im Gefängnis den Betrug merken — hatte ihn vielleicht schon gemerkt — und man fahndete bereits nach der Flüchtigen? . . Eine furchtbare Angst befiel sie plötzlich Wenn die Häscher ihr schon auf den Fersen wären? Wenn man sie einfing und wieder hinunterschleppte in die einsame Zelle, verschärft durch Dunkelarrest, bei Wasser und Brot, als Strafe für ihre Flucht? . . . Scheu blickte sie um sich. Nein, nirgends sah sie einen Schutzmann oder einen Gefängniswärter. Sie atmete auf. lö»rtsetz»ulg solM