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Zahlungsplan vom 5. Mai bezahlt hatte, hat sie am 14. Dezember einen Aufschub nachgesucht für die Zah lungen am 15. Januar und 15. Februar, die im gleichen Zahlungsplan vorgesehen waren. Die Reparationskom- mission hatte in Cannes diesen Aufschub vorläufig be willigt, während dessen Dauer die deutsche Regierung alle zehn Tage 31 Millionen Goldmark zahlen und ferner der Kommission den Entwurf von Reformen sowie ein voll ständiges Programm der Barzahlungen und Sachleistun gen für das Jahr 1922 vorlegen sollte. Daraufhin hat die deutsche Regierung der Kommission am 28. Februar eine Reihe Dokumente vorgelegt, auf Grund welcher die Kommission am 21. März eine Entscheidung getroffen hat. Dadurch wurde der vorläufige Zustand der Dekadenzah- lnng beendet, bei dem Deutschland vom 18. Januar bis 18. März 1922 sieben Zahlungen von 31 Millionen leistete, die zuzüglich der vor dem 18. Januar erfolgten Zahlungen den Gesamtbetrag am 22. März auf 281 948 920,49 Goldmark bringen. Anstelle des Systems der Dekadenzc^lungen wurden folgende Verfalls tage festgesetzt: 18 051 (7/9,51 Goldmark am 15. April 1922, 50 Millionen Goldmark am 15. Mai, 15. Juni, 15. Juli, 15. August, 15. September und 15. Oktober, 60 Millionen am 15. November und am 15. Dezember. Nunmehr hat dir. deutsche Negierung am 15. d. Mts. die erste der monat lichen Zahlungen geleistet, die in der oben genannten Auf stellung vorgesehen sind. Soweit die Note der Neparationskommission. Ihr Zweck und Sinn geht offenbar über eine einfache Fest stellung bekannter Tatsachen hinaus und kann nur im Sinne einer Mahnung gedeutet werden, daß Frankreich sich durch keinerlei eventuelle künftige Erfolge in Genna davon abhalten lassen will, auch die weitere Durchfüh rung dieses Zahlungsplanes mit allem Nachdruck zu for dern, besonders aber auf dem Verlangen der Steuer-Nach bewilligung bis zum 31. Mai zu bestehen und sonst un- nachsichtlich das alte Londoner Ultimatum wieder in Kratt zu setzen und zu Zwangsmaßnahmen überzugehen. polriWe Mn-schsv. Deutsches Keich. Deutsch finnisches Wirtschaftsabkommen. J^ Auswärtigen Amt in Berlin wurde nach mehr tägigen Verhandlungen zwischen einer deutschen und fin nischen Delegation ein Abkommen unterzeichnet, welches die Regelung dringender wirtschaftlicher Fragen betrifft. Es bezieht sich insbesondere auf die Regelung des gegen seitigen Verkehrs der Handlungsreisenden, gewisser Fragen des beiderseitigen Schiffahrts- und Eisenbahnver kehrs und der Befugnisse der beiderseitigen Konsular behörden. Das Abkommen enthält ferner eine Erklärung, wonach beide Teile bereit sind, demnächst in Verhandlun gen über ein Wirtschaftsabkommen auf breiter Grundlage einzutreten. Die Deutschnationalen für die Regierung. De^ Führer der Deutschnationalcn, Hergt, hielt in Braunschweig eine Rede. Er erklärte u. a., wenn es wegen des russischen Vertrages mit der Entente zum Konflikt kommen sollte, so werde sich die deutschnatioyals Volkspartei unbedingt hinter die Negierung stellen, denn es handle sich um das Recht Deutschlands, das unter allen Umständen verteidigt werden müsse. Dann sagte er: Sollte Poincard sich an die Botschafterkonferenz wenden und die Neparationskommission gegen uns mobil zu machen versuchen, so kann es nur eins geben: zu sagen: „Bis hierher und nicht weiter! Lieber gehen wir von Genua nach Hause und bleiben als Deutsche für uns, für uns mit unserem Recht und unserer Ehre." Schließlich forderte Hergt die Neuwahl des Parlaments und Neuwahl des Reichspräsidenten. Sozialdemokratischer Wahlsieg in Schaumburg-Lippe. B«i den Wahlen zum Schaumburg-Lippeschen Land tag wurden im ganzen 24 301 Stimmen abgegeben. Da von entfallen auf die sozialistischen Parteien 12 349 und auf die bürgerlichen 11 952. Die Einzelcrgebnissc stellen 4" . ' pcy wie wigt dar: Sozialdemokraten 10 783, Unabhängige 1566, Deutsche Vp. 3545, Deutschnat. Vp. 2506, Wirtschaft!. Vereinigung 396, Parteilose 545, Landbund 1857, Hand werkerbund 1771, Demokraten 1992, nationalsozialistische Vereinigung 140. Das Stärkeverhältnis im Landtag bleibt wie es gewesen ist. Die Sozialdemokraten behalten die Mehrheit. Gegen die Politik des Hasses. Auf dem Internationalen Gewerkschaftskongreß in Rom erklärte der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes Leipart im Namen der deutschen Delegation, daß die Politik des Hasses und der Rache, welche bereits so viel Elend Nicht nur über die deutschen, sondern auch über die Arbeiter der ganzen Welt gebracht habe, so schnell wie möglich beendet werden müsse, um ersetzt zu werden durch eine Politik der Eintracht und der Solidarität unter den Völkern und durch eine Ära der gemeinsamen friedlichen Arbeit. Der Kongreß nahm eine Entschließung an, welche erklärt, daß die augenblick liche Lage nicht allein durch finanzielle Operationen gelöst werden könne, und die die Abschaffung jedes Rohstoff monopols, die Streichung der gegenseitigen Schulden und die Einstellung einer Wirtschaftspolitik, der nationalistische Motive zugrunde liegen, fordert. Der Zugang zur Weichsel „ „ Wie aus Kreisen der BotschaWrkonferessz verlautet, ist in der Sitzung am 21. April in der Weichselstage be schlossen worden, daß Polen die Gesamtheit des ihm zu- gesprochenen Gebietes auf dem rechten Weichselufer erst besetzen soll, sobald eine vorläufige deutsch-polnische Vereinbarung über die Frage des Zuganges zur Weichsel abgeschlossen worden ist. Weiter wurde beschlossen, die Grenzkommisfion aufzufordern, mit den Absteckungs- arbeiteu für die neue deutsch-polnische Grenze sofort zu beginnen. Nah und Fem. O Quedlinburgs Tausendjahrfeier. Die Tausendjahr feier der Stadt Quedlinburg begann am 23. April mit einem Festzug aller Innungen und Vereine. Der Volks feier voran ging eine Festsitzung der städtischen Behörden, bei der die Behörden von Staat, Provinz und Kreis ihre Glückwünsche darbrachten. Oberbürgermeister Bamsi, der seit 27 Jahren an der Spitze der Stadt steht, wurde zum Ehrenbürger von Quedlinburg ernannt. O Die Frcmdenbeköstigung in Bayern. Das bayerische Landwirtschaftsministerium hat die Verwaltungsbehörden ermächtigt, Gaststätten, die vorwiegend der Fremdenver sorgung dienen, für die Zeit vom 15. Mai bis 30. Sep tember zum Bezüge von ausländischen Lebensmitteln an zuhalten und sie zu verpflichten, etwa vorhandene über schüssige Vorräte an inländischen Lebensmitteln für ge meinnützige Zwecke abzuliefern. O Eine frühere Großherzogin von Mecklenburg-Schwer- rin gestorben. Im Haag, wo sic als Gast ihrer Schwieger tochter, der Königin der Niederlande, weilte, ist die frühere Großherzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin, die dritte Gemahlin des verstorbenen Großherzogs Friedrich Franz II., gestorben. Sie hat ein Alter von 72 Jahren er reicht. O Otto Hues Beisetzung. Unter außerordentlich großer Beteiligung der Bevölkerung würde in Essen a. d. Ruhr der Bergakbeiterführer Otto Hue zur letzten Ruhe gebettet. Im Trauergefolge befanden sich Vertreter der Reichsregie- ung, der preußischen Negierung, der anderen staatlichen und städtischen Behörden und der Gewerkschaften des Jn- und Auslandes. Staatssekretär a. D. Grzesinski als Ver treter der Reichsregierung sprach den letzten Dank der Ne gierung ans und würdigte die Verdienste des Verstor benen. O Die Pockengcsahr tn Overschieflen. Da die schwarzen Pocken jetzt auch in Hindenburg und Gleiwitz aufgetreten sind, hat die interalliierte Kommission, um eine weitere Verbreitung zu verhüten, die Bevölkerung in einer Ver öffentlichung aufgefordert, sich impfen zu lassen; besonders gilt das sür die Kreise Gleiwitz, Groß-Swehlitz, Lublinitz, Hindenburg, Nybnik, Tarnowitz, Beuthen, Königshütte und Kattowitz. „Wem nie durch Liede Leid Mch..." > Roman von Erich Friesen. 30s (Nachdruck verboten.) „Ja. CS war nur ein schlechter Spaß, um mich zu erschrecken, nicht wahr?" Die flehenden schwarzen Augen da vor ihr hingen so angstvoll an ihrem Munde — unwillkürlich fuhr die Wärterin sich mit dem Handrücken über die Augen! „Armes Ding! Tic Frau unten hat Recht; Kinder dürfen nicht nach dem Hauptgefängnis gebracht wcr- Gn. Die Hausmutter drüben im Hilssgesängnw meinte cS gewiß güt, wenn sie Ihnen die Unwahrheit sagte. Jie scheinen zu der gefühlvollen Sorte zu gehören — schlimme Sache hier im Gefängnis." „Ich danke Ihnen!" Felicies Stimme klang seltsam ruhig. Dis Wärterin avandte sich zum Gehen. „Sie werden nun vernünftig sein. Kann ich noch etwas !är Sie tun?" „Nein, danke!" Und wieder war Felicis allein in ihrer Zelle Nr. ."01. In der folgenden Nacht erschallten aus Zelle LOI kB uz eigentümliche Töne .. . Tie benachbarten Gefangenen hoben Len Kopf von dem harten Pfühl und lauschten... , „Schlaf, Kindchen, schlaf!" Eine Welt von Liebe und Zärtlichkeit spricht aus den leise verhauchenden Tönen. Die Frauen ringsum, zum Teil schwere Verbrecherinnen, sehen ihre unschuldige f ugend wieder vor ihrem geistigen Auge erstehen. ST Then sich zu Füßen der Mutter, die ihnen traute Mär chen erzählt, die ihre Händchen zum Gebet faltet, die ihnen den Gutenachtkuß auf die reine Kinderstirn drückt. Was Not und Entbehrung, was jahrelange Gefänc- nisstrafe, was eindringliche Ermahnungen sind Droh ungen nicht fertig brachten — diese süße Stimme ver mag es: Reue, schmerzliche Reue durchbebt die Herzen der Verbrecherinnen ringsum, Reue über ein verfehltes Leben, das ehedem treu behütet von sorgenden Muttcr- augen, nun im Gefängnis schmachtet. Und sie weinen, weinen, weinen, dis Armen. Und manche Hände falten sich, und manche Lippen murmeln stille Gebete. Und in manch verstocktes Herz zieht der Friede ein. Früh am nächsten Morgen öffnete die Wärterin die .tappe der Eifentür von Zelle Nr. 301. Leichten Schritts schwebte eine zierliche Gestalt in Tem kleinen Raum hin und her. Sie wiegte ihr Kopf kissen in den Armen, es von Zeit zu Zeit an ihre Brust drückend. Beim Eintritt der Wärterin legte sie den Finger an den Mund. „Pst! Still! Ganz still! Mein Kind schläft. Pst! Nicht sprechen! Sehen Sie, ich hab's doch noch bekom men, obgleich man mir's nicht geben wollte. Am Tage versteck' ich's; aber nachts, da gehört es mir!" Leise lachte sie auf — leise und hell, gleich dem Lachen eines Kindes. Die Wärterin stutzte. Da stimmte irgend etwas nicht. Jetzt legte die Weiße Gestalt das Kissen aufs Lager nieder und deckte es sorgsam mit der groben Woll decke zu. „So, mein Liebling! Schlafe! Du bist wieder bei mir; nichts soll Dich mir wieder entreißen. Die Mutter liebe überwindet alles!" Triumphierend jauchzte sie die letzten Worte heraus. Daun hob sie beide Hände über den Kopf und begann zu tanzen — erst langsam, wiegend . . . zuletzt in wahn sinniger Eile, sich um sich selbst drehend, dabei hie und da abgerissene Worte murmelnd oder wild auflachend... Dec Atem stockte der Wärterin. Ein paar Augenblicke schaute sie wie gebannt zu; dann verschloß sie schnell die Tür und eilte hinunter zum Gefüngnisarzt. Eine Stunde später lag die Gefangene Holm mit einer Eisblase auf dem Kopfe in einer Einzelzelle der Krankenabteilung. Das Fieber hatte solchen Höhegrad erreicht, die Delirien waren so heftig, daß man sie nicht im allgemeinen Krankensaal unterbringen konnte. — Tag um Tag verging. Glühendck Fieberhitze verzehrte Felicies zarten Körper. Die Schatten des Wahnsinns umlauerten ihr umdüstertes Hirn. Tötliche Angst, Grausen, Entsetzen schüttelten ihre abgemagerten Glie der .. . Bald drückte sie ihr eingebildetes Kind an ihre Brust, es mit den zärtlichsten Namen rufend — bald sckrie sie wild auf, weil sie glaubte, daß man es ihr entreißen wollte. Dazwischen murmelte sie hin und wieder, wie in Gedanken verloren: „Das Spiel ist aus! Das Spiel ist aus!" Der Arzt schüttelte bedenklich den Kopf. Der Zustand der Gefangenen Nr. 301 machte ihm ernstlich Sorge. Am zehnten Tage nach der schweren Erkrankung der Gefangenen Holm sand zwischen dem Oberarzt und dem Gefängnisdirektor eine längere Auseinandersetzung statt, wobei der menschenfreundliche Arzt ihm eindring liche Vorstellungen machte. „Meinethalben also!" brummte endlich der Gefäng- nisdirektor,_noch immer widerstrebend. „Es ist freilich Wett- und Volkswirtschaft. Was tosten fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden 100 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling oezakft wurden. („Briel"---angeboten: „Geld" — gesucht.) Börfenyläste 24. Geld 4. Brief sr. 4. Geld § Brief Stand 1.8.14 Kolland. . . Gnld. 9767.75 9787,25 l0187,25 10218,75 170 Mk. Dänemark . Kron. 5448,15 5461,85 5717,80 5732,20 112 , Schweden. . Kron. 6641,65 6658,35 6916,30 6943,70 112 , Norwegen . Ikron. 484 :,90 4856,10 5123,55 5136,45 112 . Schweiz . . Frank 4978,76 4991,25 5215,95 6229,05 72 , Amerika. . . Doll. 855,68 256,32 266,53^2 267,21-/2 4,40. England. . . Vfd. 1128,55 1131,45 i 178.50 1181,50 20,20. Frankreich . Frank 2397,00 240 ,00 8491,85 8498,15 80 . Belgien . . . Frank 2197,25 2202.75 2297.10 8302.90 80 . Italien . . Lire 1394,85 1397,75 1443,15 1446,85 80 . Dt.-Osterr. Kron. 8,38 o-G 3,48 3,52 85 . Ungarn . . . Kron. 34,85 34,95 84,85 84.95 85 . Tschechien. Kron. 500,35 501.65 520,30 521,70 Berlin, 84. April. («stand der Polnischen Mark.) Vol-nnmr- an der oentGon Börse mit 6.66 Pi Ueriercri Neueste Meldungen. Klageantrag des Ministers Dr. Hermes. Berlin. Dem unabhängigen Redakteur Hensel, der für die „Freiheit" im März verantwortlich zeichnete, ist fetzt die An klage des Ministers Dr. Hermes wegen der Artikel m der Än- gelegenheit der Weinkäufe zugestellt worden. Die AnÄageschr'.st ist 22 Seiten lang. Aus ihr geht auch hervor, daß der erge Klageantrag des Ministers bereits am 9. März eingereicht wor den ist. Es gibt noch wohlhabende Städte Hagen. Die Städte Brilon und Warstein im Sauerlande können auch in dieser teuren Zeit den Bürgern ihre Steuerfrei heit lasten, weil die Gcmeindevertreter an dem gemeinsamen Grundbesitz, hauptsächlich Walid, festgchalten haben. In Saal münster bei Schlachten wird jedem Baulustigen so viel Eichen holz aus dem städtischen Wald gegeben, daß er nach Fertig stellung seines Hauses in der Lage ist, aus dem übriggoblie- benen Holz stine Baukosten zu decken. Polnischer Protest gegen die Polenausweisungen in Danzig. VA Danzig. Die polnische Regierung hat an die Danziger Regierung, eine Beschwerdenote über Ausweisungen polnischer Staatsbürger, die sich in letzter Zeit sehr gehäuft hätten, ge richtet. Nach Mitteilung des polnischen Generalkommistars Plucinsli seien über 100 Ausweisungen erfolgt, obwohl er gegen sie Einspruch erhoben habe. Die polnische Note erklärt, ohne Einwilligung der polnischen Regierung dürfe Danzig keine Ausweisungen vornehmen und droht eventuelle Nepressw- maßnahmen an. Ungarn über Genua unbefriedigt. 01 Budapest. Ministerpräsident Graf Bethlen ist aus Genua heimgekehrt. Er erklärte, es sei bedauerlich, daß es in Europa noch immer Sieger und Besiegte gebe, und nicht die Gerechtig keit, sondern die stärkeren Interessen die strittigen Fragen ent scheiden. Es sei ein schwerer Fehler, daß die Konferenz sich nicht mit den Nöten einzelner Staaten beschäftigen solle. Bei spielsweise die Minoritätsfrage berühre viele europäische Staa ten, und es werde solange keinen ernsten Frieden geben, Lis die in den Friedensverträgen niedergelegten Bestimmungen über den Minderheitenschutz tatsächlich zur Durchführung gekommen sind. Polnische OstmarkenzUM!«. VA. Warschau. Me polnische Regierung betreibt mit größter Energie den Zuzug in das Wilnagcbiet und die übrigen Ost- marken. Die polnische Regierung gibt allen Staatsbeamten und Lehrern, die dorthin übersiedeln, genau wie früher die Kaiserlich-deutsche Regierung, eine Ostmarkenzulage. Diese be trägt 30 Prozent des Gehalts. Damit macht die Polnische Re gierung selbst von einem System Gebrauch, das die Polen Deutschland nie genug bekämpfen konnten. Polen soll für die Habsburger mitzahlen. Warschau. Mehrere Blätter melden, der Pariser Votschaf- terrat forderte von Polen als österreichischem Nachfolgestaat 50 000 Frank für die Familie des früheren Kaisers bis zur Regelung der Äpanagesrage. Die Ergebnisse der Kownower Wsenbahnkonscrcnz. VA. Kowno. Die von Deutschland, Litauen, Lettland, Estland und Sowietrusiland beschickte Euenbabnkomcrcur bat be- gegen oas NegtSMsnr — aoer sec es osnn! Jcy weros versuchen, es bei meiner vorgesetzten Behörde zu ver antworten." XVI. Winfried Holm hatte vor einiger Zeit fein Engage ment in Berlin angetreten. Der Abschied von Sigrid Arnoldsen war ihm schwer geworden; aber er hatte ihn überwunden. Holm gehörte nicht zu den Menschen, dis im eigenen Schmerze schwelgen und eine Wunde im mer aufs neue aufreißen. „Glücklich ist, wer vergißt, was nicht mehr zu än dern ist!" Lies war seine Parole. Er spielte in Berlin ganz andere Rollen, wie ber Direktor Tauscher, da das Berliner Theater mehr die moderne Komödie Pflegte. Doch wurde er auch hier als ernst-strebender Künstler gewürdigt. Die kleine Ab wechslung in seinem Repertoire regte Winfried an, so daß er sich in seinem neuen Wirkungskreis zufrieden und glücklich fühlte. Auch heute stand er wohlgemut, leise ein Liedchen vor sich hinsummend vor dem großen Ankleidespiegel in seiner Gardeorbe, um sich für die Vorstellung zurecht zu machen, als es klopfte. „Ein Telegramm, Herr Holm!" Nichts ahnend und irgend einen Gastspierantrag ver mutend, riß er das zusammengefaltete Stück Papier anseinander und überflog die wenigen Zeilen. Zuerst begriff er den Sinn der Worte gar nicht. Zweimal, dreimal las er sie: „Kommen Sie schnell. Ihre Frau sehr schwer erkrankt." Als er sich der Tragweite der vom Gefängnisarzt unterzeichneten Worte bewußt wurde, schoß ihm das Blut zmn Herzen. Und mit einemmal standen sie wie der vor ihm, die sonnigen Tage des Glücks, die ihm an der Seite seiner liebreizenden kleinen Frau gelacht hatten, sah er sie wieder vor sich, die großen, schwar zen Augen, aus denen ihm soviel Liebe entgegenlsuch- tete, fühlte er wieder Felicies warmen Körper in feinem Arm. — Und das Wesen, das ihm alles gegeben, das ihn kurze Zeit zum glücklichsten Menschen gemacht, das sür ihu zur Verbrecherin geworden war — es rang mit dein Tode. Ja, war vielleicht schon tot? Barmherzigkeit! Ein Schleier legte sich vor seine Augen. Er sank auf einen Stuhl. Sein Blick siel auf die Schminktöpe und Puderdosen und Parfümflaschsu und Perücken vor ihm und auf all dis Gegenstände, dis zu seiner heutigen Nulls askürtsn.