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Wilsdruffer Tageblatt : 29.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192204291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220429
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220429
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-29
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 29.04.1922
- Autor
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Verheerendes Erdbeben in Japan. Tote und Verwundete. In Japan hat, wie man aus London meldet, am Vormittag des 26. Aprils ein außerordentlich hef tiges Erdbeben stattgefunden. In Tokio, das be sonders schwer betroffen ist, sind zahlreiche Häuser eingestürzt. Die Zahl der Toten und Verwundeten konnte noch nicht genan festgrstcllt werden. Dem Erdbeben war ein sehr starker Ausbruch des Vulkans Asa- ma vorangcgangen- Die Erderschütterung war so heftig, daß die seismographischcn Apparate sämtlich be schädigt wurden. Telegraph und Telephon sind unter brochen, so daß keinerlei Nachrichten über den Umfang der Katastrophe vorliegen. Auch in Aokohama hat das Erdbeben sehr großen Schaden angerichtet, und ähnliche Nachrichten kommen auch aus anderen Teilen des von jeher durch Erderschütterun gen schwer heimgesuchten Landes. -r- Der Vukan Asama, der mit diesem Erdbeben in Verbin dung zu stehen scheint, ist einer der größten in diesem vulkan- und erdbebenreichen Lande. Er liegt nordwestlich von Tokio und wird in neuerer Zeit von Einheimischen und Fremden viel besucht. Das Besteigen des Ber-ges macht keine Schwierig keiten, die Höhe beträgt nur 2500 Meter, während der berühmte Fuji eine Höhe von 3750 Metern erreicht. Aber der Fuji hat mehr den Ruhm der Tradition und seiner wunderbar eleganten Form sür sich, als Vulkan ist er erloschen. Der Asama ist in eigentlich ununterbrochener Tätigkeit. Es ist ein wunderbarer Anblick, zur Nachtzeit von dem Kraterrande den immer schäu menden, wirbelnden, kochenden Feuersee des Kraters rot glühend vor sich zu haben, ein stets wechselndes, ebenso unheim liches wie imposantes Bild, vielleicht das Großartigste, was her Mensch im allgemeinen erleben kann. Am Tage wird die glühende Masse der kochenden Java größtenteils durch Weiße Dämpfe verdeckt, die das Meiste der Erscheinung schleicrartig verhüllen; aber in der Nacht glühen alle diese wallenden Dampfwolken mit. Daß der Asama-Vulkantrichter, stets mit glühender Masse gefüllt, seine überschüssigen Dämpfe ungehin dert au die Luft abgeben kann, ist auch wohl die Ursache, daß dieser Feuerberg sehr selten einen richtigen Ausbruch macht. Es müssen besonders starke Unruhen in den tieferen Schichten gewesen sein, die den diesmaligen Ausbruch veranlaßten und zugleich weite Landstrecken bis Tokio und Uokohama hin durch Erdbeben erschütterten. Der Asama hat noch eine besondere Berühmtheit in der Ge schichte Japans erlangt. In früheren Jahren wurde es fast eine Epidemie im Lande, daß Stutzenden, die von Schwermut befallen wurden, den Berg bestiegen und in den glühenden Schlund hineinsprangen; sie hinterließen dann gewöhnlich einen Brief, worin sie mitteilten, daß sie doch nicht bis zu den letzten Grenzen der Erkenntnis Vordringen könnten, und des halb lieber aus dem Leben schieden. Das geschah zu Zeiten alle Woche einmal und hat lange angehalten. Jetzt ist man da von abaekomnien. Neueste Meldungen. Die erste Heilanstalt des Reichsversicherungsamtes. Berlin. Das von der Reichsversicherungsanstalt sür An gestellte schon seit vielen Jahren sür kurbedürftige Versicherte in Anspruch genommene Sanatorium Dr. Krapf in Kreischa bsi Dresden ist neuerdings in den Besitz der Reichs Versiche rungsanstalt übergegangen. Damit hat die NeichsversicherungL- anstalt für Angestellte ihre eigene Heilanstalt erworben. Ei» französisck^r Offizier erschlagen. Frankfurt a. M. In Höchst a. M. ist ein französischer Offi zier bei einem Wirtshausstreit erschlagen worden. Die Blätter im besetzten Gebiet find bis jetzt an der Veröffentlichung dieses Vorfalls durch die Besatzungsbehörde verhindert worden. Nur das „Höchster Kreisblatt" bringt in seinem Anzeigenteil eine amtliche Bekanntmachung, in der es heißt, daß infolge des be dauerlichen Vorkommnisses Tanzvergnügen bis auf weiteres verboten sind. Genua wartet auf Poincarö. Genua. Um die Reise des französischen Ministerpräsiden ten nach Genua zu ermöglichen, sind Lloyd George und Schan- zer bereit, die für den 6. Mai vorgesehene Rückkehr des Prä sidenten der französischen Republik Millerand aus Nordafrika abzuwarten. Die englischen und italienischen Kreise sind der Ansicht, daß es vor Mitte Mai noch früh genug sei, überstürzte und eigenmächtige Maßregeln gegenüber Deutschland zu Ver bindern. D'Annunzio kommt nach Genua. Genua. Dem Vernehmen nach, will Gabriele d'Annunzio am 1. Mai eine große Ansprache an die Italiener halten, und zwar voraussichtlich in Genua. Er wind dabei soziale und all gemeinpolitische Probleme behandeln. Anerkennung des Napallo-Bertrages. Paris. Eine Nachrichtenagentur erfährt, daß dir Re- parntisnskommission nicht zu der Entscheidung kommen werde, daß der Vertrag von Rapallo eine Verletzung dcS Vertrages von Versailles bedeutet. Trotz der eifrigen Bcwcis- sührmlg des Vorsitzenden Dubois kam die Majorität der Kom mission zu der Auffassung, daß der Artikel 260 des FriedenS- vcrtragss zum Teil bereits von Deutschland er füllt ist, und daß es möglich wäre, Deutschland aufzufordern, auch den Rest der Vorschriften des Artikels 260 auszusühren. Gerard über die Konferenz von Genna. London. „Daily Telegraph" meldet aus Newyork, der frühere amerikanische Botschafter in Berlin, Gerard, der am Dienstag nach London abgefahren ist, erklärte, er werde die Konferenz von Genua besuchen, jedoch nicht in offizieller Eigen schaft. Nach Ansicht Gerards werde der zehnjährige Burg- friedenspakt das Hauptergebnis der Genueser Konferenz sein. Gerard erklärte, er werde vielleicht einige Tage in Berlin ver bringen. Er gab der Ansicht Ausdruck, daß Deutschland die Reparationen, die die Alliierten verlangen, nicht bezahlen könne. Strengstes Ausfuhrverbot für Lebendvieh und Fleisch in Ungarn. Budapest. Die Regierung hat unter dem Eindruck der stetig steigenden Fleischpreise di« Ausfuhr von Lebeirdvieh und »vlcrch strengstens verboten. Intervention der österreichischen Regierung, mit Rücksicht aus die in Österreich herrschenden schwierigen Enährungsverhältnisse eine Ausnahme zu »rachen, wurde vorläufig abschlägig beschieden. Meuternde kroatisch-serbische Truppen. Belgrad. Die „Politica^ meldet, daß in Plevlje das 48. Infanterieregiment, bei welchem größtenteils kroatische Mann schaften sind, am 22. April die Kaserne verlassen hat, um sich nach Kroatien zu begeben. Der Aufstand wurde tm Keime erstickt. Die Flecktyphusepidemie in Rußland. Moskau. 500 000 Flecktyphuserkrankungen sind nach den offiziellen Angaben des Volkskommissariats für Gesundheits wesen im Jahre 1921 m ganz Rußland fcstgeslellt worden. Man darf wohl annehmen, daß die>e Zahl bestimmt nicht zu hoch ge ¬ ll 800 VVO Arbeitslose in Amerika. Washington. Nach einer Meldung des „Newyork Herald" ist infolge Streiks in den Kohlengruben die Zahl der Arbcits- lofen nach Angaben des Arbeitsdcpartements auf 3 Millionen 800 000 gestiegen. Die jetzt von Monat zu Monat eintretenden ganz außer ordentlichen Belastungen des Zeitungsgewerbes, insbesondere die monatlich steigenden Papierpreise aus eine nie erwartete Höhe, Lohnsteigerungen usw. zwingen leider die unterzeichneten Zei tungen, um das Weitererscheinen ermöglichen zu können, die Bezugspreise weiterhin monatlich zu erhöhen. Großenhainer Tageblatt. Lommatzscher Anzeiger. Nossener An zeiger. Meißner Tageblatt. Volkszeitung für Meißen, Riesa, Großenhain. Anzeiger für Weinböhla, Coswiger Anzeiger. Riesaer Tageblatt. Wiksdrusfer Tageblatt. Döbelner Anzeiger und Tageblatt. Eeringswalder Wochenblatt. Hainichener An zeiger. Harthaer Anzeiger. Leisniger Tageblatt. Roßweiner Anzeiger. Roßweiner Tageblatt. WaldHeimer Anzeiger. Wald Heimer Tageblatt. Der Bezugspreis des „Wilsdruffer Tageblatts" beträgt sür den Monat Mai ausschließlich Zustellungsgebühr 18.— Alls Stadt und Land. AK «st»»«» »k t«»« Wilsdrufs, am 28. April. — Bericht über die Sitzung des Sladtrats vom 25. April 1922. 1. Vom Schreiben, wonach das Wirtschaftsministerium der Reichsregierung bestätigt hat, daß Wilsdruff nicht in der Lage ist, ein Drittel'des ihr zur Besserung der Milchverforgung zugewiesenen Betrages aufzubringen, nimmt man Kenntnis, 2. ferner vom Antritt des Schulamtsanwärters Zeuner aus Lommatzsch als Hilfslehrer an hiesiger Schule und 3. vom Schreiben der Kreishauptmannschaft, wonach die Erwerbslvfen- unterstützung in Wilsdruff nur nach Ortsklasse C zur Auszah lung gelangen darf. 4. Der Verteilung der Zinfen aus der Hoff- mannstiftung stimmt man zu. 5. Die ausgeschriebene stellver tretende Heimbürginstelle wurde der Bewerberin Anna Pietzsch Nr. 213 einstimmig übertragen. 6. Die infolge Weggangs des Lehrers Uhlig freiwerdende Stelle soll als Fortbildungsschul lehrerstelle ausgeschrieben werden. 7. Vier vorliegende Bau gesuche wurden genehmigt. 8. Dem Stadtverordnetenbefchluß vom 20. d. Mts., zur Mietpreiserhöhung auf 5000 -E für das von der Firma Carl Klemm ermietete Elektrizitätswerk tritt man einstimmig bei 9. Anstelle des weggehenden Sparkassenassistenten Jähne wird der Bewerber Kurt Nitzsche aus Dresden gewählt. 10. Das Kündigungsgesuch des anderweit gewählten Sparkassen assistenten Jäger wird für 15. Juni 1922 genehmigt. Die Stelle gelangt zur Ausschreibung. 11. Von der Auflösung des Haft pflichtversicherungsverbandes innerhalb der Amtshauptmann- fchaft Meißen nimmt man Kenntnis. Man beschließt einstimmig, die Stadt- und Schulgemeinde beim Gemeindehaftpflichtver- sicherungsverbande Dresden anzumelden. 12. Aus dem Lasten ausgleichsstock ist dem Schulbezirk zur Tilgung des ehemaligen Besoldungsdarlehns und zur Milderung etwaiger Härten eine Unterstützung von 35 202 bewilligt worden. Es wird hiervon Kenntnis genommen. 13. Endlich nimmt man noch Kenntnis vom Antritte der gewählten Fachlehrerin Gertrud Eisenach aus Dresden. Hierüber wurden 16 Punkte erledigt. — Die Schwalben sind da! Neben den Staren, die sich schon feit einigen Wochen wieder in ihrer deutfchen Heimat ein gefunden haben, haben sich nun auch andere Zugvögel wieder eingefunden, z. B. die flinken Schwälbchen. Leider ist aber, wie es scheint, der launische April nicht gewillt, ihnen den Tisch in der gewünschten Weife zu decken, so daß sie wohl äufig mit leerem Magen ihren kalten Schlafplatz aujsuchen müssen. — Flaggenfchmuck am 1. Mai. Ministerpräsident Buck hat verordnet, daß die staatlichen Dienstgebäude und die staatlichen Schulen am 1. Mai zu beflaggen sind. — Auch die städtischen Gebäude werden nach einem Beschluß der Stadtverordneten beflaggt. — Die sterbende Presse. Ein Opfer der Zeitverhältnisse ist auch die in Greußen seit dem Jahre 1851 erscheinende Schwarz burger Zeitung geworden. Sie nahm von ihrem Leserkreise mit folgenden Worten, Abschied: „Mit dem heutigen Tage kommt die Schwarzburger Zeitung zum letzten Male in die Hände unserer wertgeschätzten Abonnenten. Der Krieg und mehr noch die durch die Revolution geschaffenen Zustände haben den Zeitungen Lasten auferlcgt, die die Mehrzahl unserer Abonnenten kaum in ihrer ganzen Schwere ermessen kann. Da wir nicht geneigt sind, den zur Erhaltung unserer Zeitung bis zum heutigen Tage gebrach ten Opfern an Geld und Arbeitskraft noch weitere hinzuzufügen, stellen wir mit dem heutigen Tage die Ausgabe unserer Zeitung ein. Nahezu 72 Jahre, zwei volle Menschenalter hindurch, ist die Schwarzburger Zeitung nicht nur in unserer Stadt und im weiteren Umkreise, sondern überall im Reiche, wo Heimattreue Leute aus unserem Kreise wohnen, ein lieber Hausfreund gewesen." — Schippel rechtfertigt sich. Der vom sächsischen Wirt schaftsminister Fellisch mit Absetzung bedrohte Sozialdemokrat Max Schippel, Direktor des sächsischen Landesamts für Ge- meinwirtfchast, stellt in einem Artikel in der „Dresdner Volks zeitung" fest, daß er von dem Angriff Fellischs vorher nicht in Kenntnis gesetzt wurde, sondern vollkommen überrascht worden sei, und daß ferner am Freitag eine Aussprache über seinen Ar tikel vor den Parteiinstanzen stattfinden soll. Er erläutert dann im weiteren Verlaufe seinen Artikel in den „Soz. Monats heften", der sich gegen die schematische Anwendung des Acht stundentages ausfpricht, und kommt zu dem Schluß, daß sür die außerordentliche heutige Aufbauarbeit den großen Berufsver bänden eine gewisse Bewegungsfreiheit gelassen werden muß für als notwendig erkannte abweichende Regelungen über den Achtstundentag mit den Unternehmerverbänden. — Zur Lohnbewegung der Landarbeiter! Die Landarbeiter im Freistaat Sachsen sind vor einigen Wochen in eine Lohn bewegung eingetreten, um ihre Löhne den gestiegenen Lebens haltungskosten anzupassen. Da die mit dem Sachs. Landbund geführten Verhandlungen zu keinem Ergebnis führten, fand am 26. d. M. eine weitere Verhandlung unter Leitung des Wirt- schastsministeriums statt, die jedoch ebenfalls ergebnislos verlief, da die von den Arbeitgebern gemachten Zugeständnisse von den Vertretern der Arbeiter als unzureichend bezeichnet wurden. Es sollen weitere Versuche unternommen werden, um zu einer Einigung zu gelangen. — Ein interessanter Fall von übermäßiger Preissteigerung beim Verkauf eines landwirtschaftlichen Grundstückes kam, wie das „Bauhner Tageblatt" berichtet, in der Bezirksausschuß sitzung Bautzen zur Sprache. Der Agent, Naturheilkundige und spätere Gastwirt Böhme, jetzt in Neugersdorf, hatte im Jahre 1918 ein landwirtschaftliches Grundstück in Obersohland zum Preise von 40 000 gekauft und es im Jahre 1920 für 165 000 an einen gewissen Wiesemann weiter verkauft. Die Amtshauptmannschaft Bautzen hatte die Genehmigung dieses Kauspreises nicht gebilligt. Derselbe war vielmehr auf 125 000 -F herabgesetzt worden. Daraushin war der Vertrag mit Wiese mann wieder gelöst worden. Im Jahre 1921 hat Böhme das Gut dann an den Landwirt Alwin Schmidt verkauft, und zwar für — 170 000 Wegen des hohen Preises und weil er selbst Interesse für das Grundstück hatte, hat der Gemeinderat von Sohland hierauf das Enteignungsverfahren beantragt und der Bezirksausschuß hatte die Einleitung des Verfahrens beschlossen. Nun haben aber die zugezvgenen Sachverständigen den gleichen Preis, wie ihn Schmidt bezahlt hat, nämlich 170 000 v//, als Zeitwert des Grundstückes errechnet, sodaß das sür die Einleitung des Enteignungsverfahrens maßgebende Moment der über mäßigen Preissteigerung entfiel. Die Amtshauptmannschaft sah sich infolgedessen veranlaßt, dem Bezirksausschuß die Zurück nahme des Verfahrens zu empfehlen, und der Bezirksausschuß beschloß in diesem Sinne. — Maul- und Klauenseuche im Dresdner Schlachthof. Im Dresdner Schlacht- und Viehhofe ist unter den Rindern die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Hü Vorsicht im brieflichen Verkehr mit dem besetzten Ge biet! Im besetzten Gebiet findet teilweise eine heimliche Postkontrolle statt dergestalt, daß französische Beamte die Bries? öffnen und sie nach Kenntnisnahme des Inhalts wieder schließen, ohne daß die Öffnung erkennbar ist. Es ist daher dringend zur Vorsicht im brieflichen Verkehr mit dem besetzten Gebiet zu mahnen, da unvorsichtige Äuße rungen mißdeutet werden und dem Empfänger große Un annehmlichkeiten bereiten können. üj Beschleunigtes Entschndigungsvcrfahren. Nachdem das Neichsentschädigungsamt und die von ihm eingerich teten Spruchkammern ihre Tätigkeit ausgenommen haben, erscheint ein besonderer Hinweis darauf am Platze, daß die Möglichkeit gegeben ist, die unter das Verdrängungs-, Kolonial- und Auslandsschädengesetz fallenden Ansprüche in einem beschleunigten Einigungsvcrfahren zu regeln. Von dieser Vorschrift ist eine wesentliche Entlastung der Spruchkammern und eine erhebliche Beschleunigung des Entschädigungsverfcchrens zu erwarten. Es kann daher den Geschädigten nur dringend nahegelegt werden, in möglichst großem Umfange von dieser Möglichkeit Gebrauch zu machen. Die Spruchkammervorsitzenden sind mit ent sprechender Weisung versehen worden. LH Die Zahlung der Umsatzsteuer. Vom Reichssinanz- ministerrum wird erneut darauf hingewiesen, daß die No velle zum Umsatzsteuergesetz vom 8. April 1922 das System der vierteljährlicher; Vorauszahlungen eingeführt hat. Die Steuerpflichtigen, bei denen der Steuerabschnitt mehr als ein Vierteljahr beträgt, haben bis Ende April in einer kurzen Voranmeldung den Gesamtbetrag der in den Mo naten Januar, Februar und März 1922 vereinnahmten und vereinbarten Summen, soweit sie nach dem Umsatz- steuergesetz steuerpflichtig sind, anzugeben. Gleichzeitig mit der Abgabe der Voranmeldung Hai eine entsprechende Vorauszahlung (2 Prozent dieses Bettages) zu erfolgen. Diese Verpflichtung gilt zunächst nicht für diejenigen Be rufe, in denen die Umsatzsteuer pauschaliert ist (Banken, Rechtsanwälte, Notare). Haben Steuerpflichtige in den abgelaufenen drei Monaten einen Umsatz von nicht mehr als 5000 Mark gehabt, so wird ihnen gestattet, die ent sprechende Vorauszahlung erst zusammen mit der nächsten Vorauszahlung zu leisten. Die Vorauszahlungen werden auf die nach der Erklärung im Januar 1923 zu veran- iagende Umsatzsteuer verrechnet. Sollte sich bei der end- zültigen Veranlagung ergeben, daß der Gesamtbettag der Vorauszahlungen um mehr als 20 Prozent hinter der Ver anlagung zurückbleibt, so erhöht sich die Steuer um 10 Pro- ient dieses überschießenden Betrages. — Dresden. Der Konsumverein „Vorwärts" hielt am Sonntag seine Frühjahrs-Generalversammlung ab. Nach dem Jahresbericht, der vor allen Dingen die wirtschaftliche und ge schäftliche Lage streifte, ist die Mitgliederzahl von 80 920 auf 83 466 gestiegen. Der Umsatz ist von 79 Millionen -U auf 151 Millionen angewachsen; das bedeutet in den letzten neun Monaten eine prozentuale Steigerung von 123 Prozent. Eine Autohalle, eine Kühlanlage, eine Tischlerei, eine Wurstfabrik, die Errichtung eines Zentrallagers mit Bäckerei in der Pirnaer Gegend sowie die Erweiterung der Döhlener Bäckerei und Er richtung eines Geschäftshauses in Potschappel sind die nächsten Aufgaben der Verwaltung. Die Auszahlung der Dividende bei voraussichtlich 5 Prozent benötigt 20 Millionen -F. Das Ver mögen und die Schulden bilanzieren mit 63 081336,97 -F, gegen 39 161 543,76 in der Zeit vom 1. Juli bis 31. Dezember 1920. Ueber den Erwerb von Grundstücken und Bauland wurde be kanntgegeben, daß der Verein beabsichtigt, im Pirnaer Industrie bezirk zur Errichtung eines Zweiglagers mit Bäckerei Bauland zu erwerben. — Sebnitz. Die Blumenindu st rie steht gegenwärtig im Zeichen der Hochkonjunktur. Ein Kennzeichen hierfür ist u. a. der Pvstauslandsverkehr, der in den letzten Wochen immer mehr anschwoll und in den Tagen vor dem Osterfeste seinen Höhepunkt erreichte. Ungeheure Mengen, von Paketen, die hauptsächlich nach England und Amerika gingen und deren Zahl oft die Tausend überschritt, wurden an einem einzigen Tage ausgeliefert. Dieser ungeheure Betrieb hat natürlich einen Massenverbrauch an Postwertzeichen zur Folge, so daß das Seb nitzer Postamt direkt vom Reichspostamt mit Wertzeichen be liefert werden muß und einen erklecklichen Reingewinn abwirft. Einzelne Fabrikanten hatten Portvjätze bis zu 45000 -F an einem Tage. — Seiffen. Tödlichverunglückt ist der Essenkehrer Karl Wieland aus Olbernhau, der am Mittwoch vormittag 11 Uhr an der Esse der früheren Morgensternschen Fabrik mit dem Abnehmen der Blitzableitung beschäftigt war. Nachdem Wieland den Leitungsdraht durchschnitten hatte, stürzte er von der Spitze der 35 Meter hohen Esse herab. Der Bedauernswerte war sofort tot. Schuld an dem Unglück ist offenbar die Ver witterung des Essenkopfes, aus dessen Gemäuer die Stange, an der Wieland sich halten wollte, unversehens herausbrach. — Schneeebrg. Die Stadtverordneten nahmen die „H o ck e r st e u e r" oder sog. Gasthausklebesteuer an. Die erste Stunde nach 1 Uhr nachts kostet 5 -T, die zweite 8 und die übrigen Stunden 10 -K Steuer. — Unsere Stadt hatte bei det letzten Holzversteigerung im städtischen Forst den hübschen Auktionserlös von 353 000 <?L. — Plauen. Der 55jährige verheiratete Güterbodenarbeiter Hermann M. verletzte sich im Dienst an einem verrosteten Draht, schenkte der Wunde aber keine Beachtung. Trotz in letzter Stunde vorgenommenen ärztlichen Eingriffs starb M. an Blutvergiftung. — Grimma. Meldungen über Aufkäufe von Ge treide der neuen Ernte im Bezirk der Amtshauptmannschaft Grimma veranlaßten die Sozialdemokraten zu einer Anfrage in
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