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Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192204220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220422
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-22
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 22.04.1922
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unv begleiten die Tochter nach Hamburg auss Schiff, wo unter Dränen ein hoffnungsvoller Abschied genommen wird. Die Tochter verspricht, die Eltern nicht zu ver gessen, sie im Gegenteil möglichst bald nachkommen zu lassen . . . Jetzt ist die Tochter wieder in Wien. Der En gineer in Chicago war kein Ingenieur, wie sie dachte, sondern Engineer nennt sich in Amerika jeder Maschinen-^ schlosser. Er war ihr unsympathisch, aber sie hat ihn ge heiratet, weil sie doch schon drüben war. Bald darauf hat er seine Stellung verloren. Unter vielen Schwierigkeiten ist es der jungen Wienerin gelungen, den Weg in die Hei mat zurückzufinden. Sie konnte nicht einmal geschieden werden, denn nach amerikanischem Recht liegt kein Gruno vor. Ein verpfuschtes Leben. — Ein anderer Fall. Die Tochter eines mittleren Beamten, ein gebildetes Mädchen, steht auf Grund eines ebensolchen Inserats im Brief wechsel mit einem Geschäftsmann in Baltimore. Das Ge schäft geht brillant, er hat einen Jahresumsatz von märchen hafter Höhe und kann seiner Frau etwas bieten. Die ame rikanischen Mädchen sagen ihm nicht zu, das Wiener Ge müt reizt ihn, er verspricht den Himmel auf Erden. Er selbst ist 35 Jahre alt, groß, schlank, dunkel usw. Nun also, man wird einig. Der großzügige Baltimorer Ge schäftsmann schickt sogar das Reisegeld. Eine Ausstattung oder dergleichen soll die Braut nicht mitbringen, da man in Amerika alles billiger kaufen kann. Eines Tages kommt das Fräulein aus Wien in Newyork an, der Bräu tigam ist liebeglühend herbeigeeilt — aber, o Schreck, der Mann ist ein kohlpechschwarzer Neger! Er hat ja ge schrieben, er sei „äark", was sich die junge Wienerin mit „dunkel" übersetzt hat. So hat sie in der Schule gelernt, aber in Amerika nennt man die Neger so. Die junge Dame ist in Verzweiflung und wendet sich an die Beamten, die mit den Einwanderern zu tim haben. Diese erklären ihr, daß eine Weiße, die einen Neger heirate, in Amerika die verachtetste Person sei. Ja, es könne vorkommen, daß bei einem Ausbruch der Volkswut der Neger gelyncht, sie selbst aber geteert und gefedert werde. Man rate ihr, lieber zurückzurcisen, und biete ihr zu diesem Zweck die zwangsweise Rückbeförderung im Zwischendeck an. Also, sie wird nach Ellis Island gebracht, um auf das Schiff zur Rückfahrt zu warten. Es kam nicht dazu, denn in der ersten Nacht überfiel die Unglückliche die Verzweiflung, sie erhängte sich. Das sind zwei der schlimmsten Fälle. Mögen sie jeden zur Warnung dienen, nicht ans blauen Dunst hin in fremde Länder zu gehen. K. M Nah und Fern. O Siebenynndertfünfzigjahrfeier in Rothenburg. Die Stadt Rothenburg ob der Tauber hat ihre Siebenhundert- sünfzigjahrfeier begangen. Zit der Feier hatten .der Deutsche Städtetag, der Bayerische Städtetag und dis Ge sellschaft für fränkische Geschichte Vertreter entsandt. Die Festrede des ersten Bürgermeisters schilderte die Geschichte der Stadt. Einen wirkungsvollen Einschlag in die zwei tägigen Veranstaltungen bildeten die Vorführungen leben- der Bilder aus der Geschichte Rothenburgs. O Der Flug über den Atlantischen Ozean. Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, soll das portugiesische Wasserflugzeug, das den Atlantischen Ozean zu überfliegen suchte, bei San Paulo gelandet sein. Eine andere Mel dung dagegen besagt, daß das Flugzeug vor Antritt des eigentlichen Ozeansluges eine schwere Beschädigung er»-' litten habe, und daß der Weiterflug unmöglich sei. Das Flugzeug, das von Robert Sacadina Cabral geführt wird, ist am 30. März in Lissabon gestartet. O Amerikanisches Mittel gegen die Wohnungsnot. In Newyork ist ein Erlaß ergangen, demzufolge alle Neu bauten, die spätestens innerhalb drei Monaten vom Datum des Erlasses an in Angriff genommen werden und spätestens ein Jahr später bewohnbar sind, volle zwanzig'' Jahre von jeder wie immer gearteten Steuer und sonstigen Abgabe befreit bleiben. Die Folge war, daß sofort 4000 Neubauten mit etwa 68 000 neuen Wohnungen zur An meldung kamen. San Marino im Krieg mit Österreich. In Genua hat die Tatsache, daß die putzige Republik San Marino zur Teilnahme an der Konferenz nicht zugelaffen wurde, un geheure Heiterkeit erregt. Der kleine Freistaat hat nämlich seinerzeit Österreich-Ungarn den Krieg erklärt und bis zum heutigen Tage mit dem Feinde noch keinen Frieden ge schlossen. In Wirklichkeit hat das Puppenländchen am Kriege niemals teilgenommen, und die Kriegserklärung war nichts weiter als „Heldenpose". Jetzt herrscht in Europa aber, einem Gerücht zufolge, wieder Friede, und darum darf das kriegerische San Marino mit den fried lichen Leuten, die in Genua zusammengekommen sind, nicht an einem Tische sitzen. Wie wäre es, wenn San Marino Diesen Schimpf, den man ihm angetan hat, zur Ausgabe Sner neuen Briefmarkenserie ausmünzte? ! dleueste Meldungen. Zustimmung der Bergarbeiter zum Lohnschiedsspruch. Berlin. Unter Leitung des Reichsarbcitsministeriums haben Verhandlungen zur Neuregelung der Lohnbezüge der Bergarbeiter stattgefunden. Der Schiedsspruch, der die Löhne vom 20. April sestsctzt und eine Regelung bis Ende Mai vor- sieht, nst in einer Konferenz der vier Bergarbeiterorganisatio nen, die im Reichstage zusammengetreten War, mit überwälti gender Mehrheit angenommen worden. Das Stendaler Gymnasium abgebrannt. Stendal. Durch ein Grotzfeuer wurde das städtische huma- rtist'^ e Gymnasium so gut wie vollständig zerstört. Der erst vor Jahren errichtete Bau brannte bis aus das Erdgeschoß aus. Die Ursache des Feuers ist in Dacharbeiten zu suchen, bei denen ein Klempners sen verwendet wurde. Die französische Ablösung für die Amerikaner. V/V Mainz. Das in Morhange garnisouierende 156. franzö sische Jnf.-Regt. ist dazu bestimmt worden, in der Koblenzer Gegend die Amerikaner abzulöscn. Der Stab und ein Bataillon des genannten Regiments haben Dienstag Morhange mit der Bestimmung Koblenz verlassen. Ein weiteres Bataillon geht Freitag ab, es ist zur Besetzung von Engers bestimmt. Gefälschte Ausweispapicre. Köln. Durch Beamte des Polizeipräsidiums in Köln wurden Mei im Aussuhramt Ems beschäftigte Personen ver haftet, die gefälschte Ausfuhrpapiere angefertigt haben sollen. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Ermordung eines deutschen Zollbeamten. Saarburg. In der Nähe von Frcudcnburg wurde an der Saargebietsgrenze der dort stationierte deutsche Zollbeamte mit aufgeschlitztem Hals tot aufgefunden. Man nimmt au, daß der Mord von Schmugglern begangen worden ist. Vandcrlip fordert Abrüstung. Paris. Der amerikanische Bankier Vanderlip ist von dem Vertreter des „Matin" nach seiner Ansicht über Genua befragt worden. Vandcrlip bat gesagt, daß von der Konferenz viel leicht einige Lehren für die Zukunft gewonnen werden können, daß aber für das wichtigste Problem, Lie Abrüstung, in Genua wahrscheinlich keine Formel gefunden werden könne. Die Bud gets könnten nicht in Ordnung kommen, so lange nicht über die Abrüstung gesprochen werde. Um den notleidenden Staaten auszuhelsen, müsse man die Ausgaben für Heereszwecke ver mindern. Vom wirtschaftlichen Aufbau Deutschlands hänae der Ausbau Europas ab. Der Bürgerkrieg in'Dublin. London. Nach Telegrammen aus Dublin halten 300 re publikanische Rebellen der Richtung de Valeras nach wie vor den Justizpalast besetzt. Alle Morgen verläßt ein Kommando der Meuterer das Gebäude und requiriert auf dem Markt alle Waren, die sie benötigen. Im Hofe des Justizpalasws sind zahllose von den Meuterern geraubte Automobile aufgefahren. Ferner haben sie ein Gefängnis in einer Vorstadt von Dublin besetzt, wobei es zu einem Feuergefecht mit der Polizei kam. Rußlands Schulden. Genua. Nach den der Genua-Konferenz vorgelegten amt lichen Ziffern schuldete Rußland am 1. Januar 1917: Groß britannien 630 200 060 englischer Pfund, Frankreich 3950 Mil lionen Frank, den Vereinigten Staaten 282 Millionen Dollar, Japan 315 Millionen Nen, Italien 36 Millionen Lire. Ein neuer Flugzeugzusammenstotz. vrl Washington. In Uantico im Staate Maryland hat sich ein Flugzeugunglück ereignet, das in seinen Einzelheiten dem vor "einigen Tagen auf der Strecke London—Paris erfolgten Zusammenstoß zweier Flugzeuge ähnelt. Zwei Apparate, be mannt mit Offizieren und Mannschaften der amerikanischen Marine, die ein Übungs-Scheingefecht aussührten, gerieten mit den Tragflächen ineinander, stürzten herab und zerschellten auf dem Boden. Zwei Offiziere und zwei Marinemechaniker fan den dabei den Tod. Letzte Drahtberichte Les „Wilsdruffer Tageblattes". Die polnische Pressehetze gegen den deutsch-russischen Vertrag. Warschau, 21. April, (tu.) Die Presse setzt leidenschaft lich ihren Kampf gegen den deutsch-russischen Vertrag mit dem Argument fort, das; dieser ganz Europa bedrohe. Es überwiegt aber die Befriedigung über folgende beide Momente: erstens über den Schlag, den nach polnischer Meinung Lloyd George erlitten hat und zweitens darüber, daß die Mächte nunmehr die Kleine Entente nicht mehr als überflüssig betrachten. Mit Recht oder Unrecht sagt man, daß Skirmunt eine hervorragende Rolle bei den Besprechungen in der Villa Reggio gespielt habe. Er hat sich u. a. als erster für Sanktionen ausgesprochen, auch hat er die Zulassung der Kleinen Entente und Polen zum Obersten Rat gefordert und durchgesetzt. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 21. April. Gemeinschaftliche Sitzung Les Rates und der Stadtverordneten. Anwesend sind sämtliche Herren beider Kollegien, außer den Herren Stadtverordnetenvorsteher Hientzsch und Stadtv. Jähne. Als erster Punkt stand die Verteilung der Zinsen aus der König-Albert-Stiftung auf der Tagesordnung. Zwei hiesige Lehrlinge hatten sich um die Zinsen beworben, die in diesem Jahre nur 221 -F betragen, da ein ziemlich ebenso hoher Betrag bereits im Vorjahr mitvergeben worden ist. Allgemein kam zum Aus druck, der Geringfügigkeit wegen nur einen der Nachsuchenden mit der ganzen Summe zu bedenken. Die Abstimmung ergab eine Mehrheit für den Schlosferlehrling Scheibe, der die Gewerbe-, schule in Dresden besuchen will. — Für Verkitten und Streichen der Fenster des Stadthauses nach außen wird ein Berech nungsgeld von ca. 5000 bewilligt. Der Wirtschaftsausschuß soll die Auswahl unter den Bewerbern treffen. Weiter wird der Wirtschaftsausschuß beauftragt, das Rathaus nebst Ziffer blättern und Turm streichen zu lassen. Dafür wird ein Berech nungsgeld von 15 000 -F zur Verfügung gestellt. — Schließlich teilte Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld noch mit, daß es sich kaum werde umgehen lasten, den Strompreis für Licht und Kraft rückwirkend ab 1. April abermals, zu erhöhen, da die Kohlen preise abermals gestiegen sind. Dann übernahm der 2. Stadtverordnetenvorsteher, Herr Dachdeckermeister Zienert, die Leitung der anschließenden Stadverordneten-Sitzung. In der letzten Sitzung war gegen 2 Stimmen ein Anttag Schumann angenommen worden, die 3 weiblichen städtischen An gestellten nach Gruppe 2 (bisher 1) zu besolden. Der Stadtrat war einstimmig gegenteiliger Ansicht. Die Mitteilung davon löste eine längere Debatte aus, die schließlich damit endete, daß die Sache mit 6 gegen 6 Stimmen an den Finanzausschuß verwiesen wurde. — Der Stadtrat schlug vor, auf das 2. Vierteljahr 1922 eine Gemeindegrundsteuer von 50 für die Einheit zu erheben. Herr Seurich beantragte, die Beschlußfassung darüber bis zur Haushaltplanberatung auszusetzen, um über die Bedarfsfrage im Bilde zu sein. Da aber vom Ratstifche aus die Erklärung ge geben wurde, daß man um die Erhebung in dieser Höhe keines falls herumkomme, fand nach Befürwortung durch Herrn Lauten bach, der damit einem „rückwirkend" möglichst aus dem Wege gehen wollte, der Vorschlag des Rates gegen 4 Stimmen An nahme. — Anschließend geheime Sitzung. — Fünf Sachsen unter den Avignongefangenen. Anter den Strafgefangenen, die von den Franzosen in Avignon unterge bracht waren und nunmehr nach Fort Lamarge übergeführt worden sind, befinden sich fünf Gefangene, die den ehemaligen sächsischen Truppenteilen angehören. Es sind dies Gefr. Engels, Karl Wilh. Gustav, geb. 1. 11. 89 Quackenbrück, Res. 244, 12. Komp.; Vzw. Graem, Fritz, geb. 3.11.93 Söllichau, Res. 107, 1. M.-G.-Komp.; Soldat Hertel, Paul Albert, geb. 25. 3. 84, Res. 106, 8. Komp.; Soldckt Reuter, Otto Oskar, geb. 6. 4. 84 Drehbach, Res. 104, 8. Komp.; Soldat Schmidt, Erwin, geb. 29. 6. 92 Schleenhain, 101, 2. Komp. — Schöffengerichtssitzungen werden in Zukunft in geringerer Zahl abgehalten, weil nach dem Reichsgesetz vom 21. Dezember 1921 Freiheitsstrafen bis zu drei Monaten kurzer Hand durch Strafbefehle in Geldstrafen umgewandelt werden können. — Das Residenzschloß wieder zur Besichtigung freigegeben. Zu der Anregung des Professors Dr. Cornelius Gurlitt, daß den Besuchern der Iahresschau deutscher Arbeit die Porzellane im Turmzimmer gezeigt werden möchten, wird gemeldet, daß das Finanzministerium nach Beendigung der feit Wochen im Gange befindlichen Vorarbeiten schon in der allernächsten Zeit die sämt lichen Festräume im 2. Obergeschoße des ehemaligen Residenz- schlostes und damit auch die in ihrer Schönheit wohl unübertreff lichen Altmeißner und chinesischen Porzellane im Turmzimmer daselbst der Allgemeinheit wieder zugängig machen wird. Das Finanzministerium hat auch bereits sein Einverständnis dazu erklärt, daß während der Iahresschau deutscher Arbeit Dresden 1922 diese Porzellane aus dem nicht besonders gut belichteten Turmzimmer entnommen und in besonders Hellen Räumen des Schlosses in Vitrinen ausgestellt werden, damit sie in ihrer Fein heit ihrer Bedeutung entsprechend besonders von den Kunst kennern und wissenschaftlichen Forschern, mit deren Anwesenheit während der Iahresschau gerechnet werden kann, eingehend be sichtigt werden können. Es wird somit Gelegenheit gegeben werden, diese ganz hervorragenden -Porzellane sowohl im Turm zimmer in der seit August dem Starken herrührenden Aufmachung als auch später vorübergehend in besserer Belichtung zum ein gehenderen wissenschaftlichen Studium besichtigen zu können. — Vierteljährliche Gehaltsvorauszahlung auch in Sachsen? Der sächsische Landtag hat vor einiger Zeit die angestrebte viertel jährliche Gehaltsvorauszahkung an die Beamten abgelehnt, wegen des daraus entstehenden Zinsenausfalles. Jetzt find abermals ernstliche Bestrebungen im Gange, durch Einführung des bar geldlosen Verkehrs die dreimonatliche Gehaltsvorauszahlung auch in Sachsen einzuführen. Ol Eine Erweiterung der Fahrpreisermäßigung für hilfsbedürftige Stadtkinder zur Unterbringung auf dem Lande und im Ausland wird mitfofortiger Wirk samkeit zur Durchführung gebracht. Die Altersgrenze der hilfsbedürftigen Kinder, von denen die Fahrpreiser mäßigung in Anspruch genommen werden darf, wird von 16 auf 17 Jahre erweitert. Neben dieser Erweiterung tritt noch eine weitere Bestimmung in Kraft, nach der die Fahr preisermäßigung nach solchen Orten ausgeschlossen sein soll, bei denen ein dem Landaufenthalt entsprechendes ge sundheitförderndes Unterkommen in der Regel nicht ge geben ist (wie Industrie- und «Großstädte), soweit es sich nicht um Kur- oder Badeorte handelt. Daher muß in Zu kunft in den Anträgen neben der Zielstation der Reise auch >er Unterkunftsort der Kinder angegeben werden. lH Stundung der Einkommensteuer. Der Reichsfinanz. Minister hat auf eine Eingabe, in der er ersucht wurde, den Steuerpflichtigen bei Stundungsgesuchen weitgehendes Entgegenkommen zu zeigen, mitgeteilt, daß die Finanz ämter angewiesen seien, Stundungsgesuche mit Sorgfalt zu prüfen und den Verhältnissen des Einzelfalles Rechnung zu tragen. In dem Antwortschreiben heißt es: „Bei der Entscheidung über die Stundungsgesuche haben die Finanzämter zu berücksichtigen, daß die Steuerpflichtigen im allgemeinen fast zwei Jahre lang nur verhältnismäßig geringe Steuern bezahlt haben, und daß die Steuer von einem in besserem Gelde erzielten Einkommen mit einem inzwischen weiter entwerteten Gelde bezahlt wird. Auch wird im Einzelfalle zu prüfen sein, ob der Steuerpflichtige in der Lage war, sich die erforderliche Summe für die Ent richtung der Steuer zurückzulegen. Anderseits ist jedoch zu berücksichtigen, daß der gesamte Steuerbettag, soweit er die bisher entrichtete vorläufige Steuer übersteigt, und außerdem der größte Teil der vorläufigen diukommen steuer für 1921 innerhalb kurzer Frist entrichtet werden muß und die sofortige Einziehung dieser Beträge mit er heblichen Härten für den Steuerpflichtigen verbunden sein kann. Die Finanzämter sind ermächtigt, sofern Härten vor liegen, unter Beachtung der vorliegenden Gesichtspunkte Stundung zu gewähren oder Entrichtung in angemessenen Teilzahlungen zu gestatten." — Grumbach. Gemeinderatssitzungam 13. April 1922. Anwesend Eemeindevorstand Schulze, Gemeindeältester Kaiser und 11 Gemeindevertreter. Vor Eintritt in die Tagesord nung gibt Gemeindevorstand Schulze die Antwort der Eisen bahngeneraldirektion auf eine von ihm dahin gerichtete Eingabe, den Anschluß des früh von Potschappel nach Wilsdruff ver kehrenden Zuges an den Meißner Zug bett, bekannt. Die An gelegenheit soll zu gegebener Zeit weiter verfolgt werden. Weiter teilt er unter Worten des Dankes an die Spender mit, daß in der Gemeinde für die Altershilfe insgesamt einschließlich eines Gemeindebeitrags 5500 gesammelt worden sind. Von den Beschlüssen des Kehr- und Krankenhausverbandes nimmt man Kenntnis, ebenso von der erfolgten Verteilung von 3 Obst bäumen aus der Döringstistung. Zur Einkleidung eines orts armen Konfirmanden bewilligt man einen Restbetrag nach. Kenntnis nimmt man weiter von der Beschaffung von Schüler mützen aus Heeresmaterial — solche sind noch in der Gemeinde verwaltung zu haben — und von dem Eingang der letzten Reichs und Landesgesetze. Die beantragte Neuabschätzung der Lehrer wohnungen wird dem Schulausfchuß übertragen. Hierauf tritt man in die Tagesordnung ein und beschließt den Anträgen des Bauausschusses entsprechend, das Baugesuch des Gutsbesitzers Max Schirmer zu genehmigen und von der Eingabe des Ziegelei besitzers Gebhardt in Sachen der Döhlener Wasserleitung Kennt nis zu nehmen. Nach den Anträgen des Schulausschusses wird weiter von der Wahl des Gemeindevorstandes Schulze zu seinem Vorsitzenden und des Schulleiters Eöckritz zum Stellvertreter, von der Vertretung im Nadelarbeitsunterricht bis zur Neube setzung der Stelle durch die Lehrersehefrauen Meißner und Harter sowie von der Ueberlaßung eines Schulzimmers zu Gottes diensten während des Kirchumbaues Kenntnis genommen und beschloßen, im Schulneubau ein Konferenzzimmer einzurichten und mit den Vorarbeiten hierzu den Schulausschuß zu betrauen. Die Beschaffung neuer Bänke für 2 Schulzimmer und die neue Ortsschulordnung werden gutgeheißen. Hierauf kommen Anträge des Verfaflungsausschußes zur Beratung. Man nimmt von dem neuesten Entwurf der Gemeindeverfaßung Kenntnis, nachdem Gemeindevorstand Schulze hieraus die wesentlichsten neuerlichen Aenderungen zum Vortrag gebracht hatte. Sommer soll die je weiligen Bezüge nach Gruppe 4 der Besoldungsordnung (Kanzleiaßistent) erhalten, jedoch als Beamter im Sinne des Ge- meindebeamtenbesoldungsgesetzes nicht eingereiht werden, viel mehr soll das alte Angestelltenverhältnis auf Privatdienstver- trag unverändert weiter bestehen bleiben. Dem Gemeindevor stand wird anheimgegeben, da Schwarz Ostern 1923 auslernt, einen weiteren Lehrling einzustellen. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von den unternommenen Schritten, Verschmelzung von Hebammenbezirken bett, und beschließt, die Angelegenheit vor- läusig auf sich beruhen zu laßen. Der Lebensmittelausscbuß hat beantragt, bei Bedarf und nach Möglichkeit durch die Gemeinde verwaltung Speisekartoffeln für die Gemeinde sicherzustellen und die Milchverbilligungsaktion nach seinen Vorschlägen durchzu führen. Der Eemeinderat erhebt beide Anträge zu seinen Be schlüssen. In beiden Angelegenheiten wird auf die Bekannt machungen an den Anschlagtafeln verwiesen. Hierauf fand noch eine geheime Sitzung statt, in der 10 Wohnungssachen beraten und beschloßen wurden. — Langenhessen. Aus noch unaufgeklärter Ursache explo dierte am Dienstag mittag 12 Uhr unter gewaltiger Detona tion der große Kessel im Färbereigebäude der hiesigen Flachsspinnerei. Wie durch ein Wunder sind Menschenleben dabei nicht zu Schaden gekommen, da die Arbeiterschaft gerade Mittagspause hielt. Das ganze Dach des Färbereigebäudes wurde abgedeckt und das Gebäude selbst erheblich beschädigt. — Zittau. Der Goldschatz des „armen" Flick schusters. In dem unterhalb der Lausche gelegenen länd lichen Industrieort Waltersdorf starb im Januar d, I. der in den ärmlichsten Verhältnißen lebende Flickschuster Ernst Gotthelf Jungmichel. Allgemein war man der Ansicht, daß er sein Leben nur notdürftig stiftete und kaum Verdienst hatte, um sich satt zu
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