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WibdmfferMebla« z-m,p«ch-r Nr. <> Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend P°mch-«'M" vr««»m 26« I»f«r«»>,q»rkl< Mr!». 6 K-r»>«,«iIe »»» »«re» N»»m, N.N.mn, »I, 2 »«»«« K»rpuch»«e M. Lei »i,».r»„.n, »°» »^r^r.der p»i«n«4I»^ I» -»«ch-n litt M»r «n »I. 2««sp.»»« Mr N«4»'ls»n,s.«.dlhr « Pf,. »N,.I,.»«»,«-»« l>K 1, Uhr. r« »le ati4N,MI »» »>rch A»»r»f «termiNelle» »n,«,- ib-rnehmen wir leine «ar«»««. Zeder Noba» ..Mr»4 erlifcht, »e»n d» »>r4 m«,- e>n,M.,.n >eer».n >»»ß .der d» »ustr.«g4« I, «er«. dem Jahre ^L4i Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und DNieter: Arthxr Zsch «xke ix Wilsdruff. Deraxtwortlicher Echristleiter: Hermann Lässig, für den Inseratexteil: Arthur Zschuxte, beide ix Wilsdruff. Rr. 92 Donnerstag den 20. April 1922. 81. Jahrgang arftzel», M,N4 »II »„nähme „r «»»» and S4««,e n«4»M«^ , Xhr Mr den f»I,«n»«, T«,. L«,»^r«I« »«< 8«I»-«»h»Iin, m»n«M4 Ml, »nr4 »nfere «n»r,,» -tragen In »ar «I«»I m»n«M4 FN., emf »«m Land« FN., »„4 dl» P»st »U»^» »Ien,lM»rtt4 MI. mli Z>st«Nun,»Ne p»stanst«N«n ,n» p»ff»»I»n f»»ie unsere »nd »«fgefidsteN» nehme» Lest,Nun,m ,nl,«,»n. Zm ZaNe HFH„«r «e»»N, Uri«, e»«r fonstrger S«Irl»ddfttr,n,»n H«1 »er Dqieher leinen »nihruch «»f Lignin, h»r Zeitnn« »her »trenn« d» D»,»,4rr»is„. Erscheint Kleine Leitung für eilige Leser * In Genua wurde zwischen Dr. Rathenau für Deutsch land und Tschitscherin für Räterußland ein Wirtschaftsvertrag abgeschlossen, wonach die alten Verbindlichkeiten liquidiert werden. * In den deutsch-polnischen Verhandlungen in Genf ist Wer alle Streitpunkte eine Einigung erzielt worden. * Der frühere Generallandschaftsdirektor Kapp wurde in Saßnitz festgenommen und in das Leipziger Untersuchungs gefängnis übergeführt. * Die Entente-Kontrollkommissionen in Deutschland sollen »ine starke Einschränkung erfahren. * In Berlin wurden zwei bekannte türkische Politiker aus offener Straße von Armeniern erschossen. * Der Abschluß des deutsch-russischen Vertrages hat in der französischen Presse einen Sturm der Entrüstung hervorge- rufcu und auch in Genua eine gespannte Situation geschaffen. Deutsch-russischer Vertrag. Das erste Mal waren es Italien und Südslawien, die ihre Fehde in Rapallo, im bezaubernden Anblick des Mittelmeeres, begruben. Jetzt sind es DcuLHland und Rußland, die nach langen Jahren des Krieges und Nach- kricges in den Mauern der gleichen Stadt einen Vertrag unterzeichneten, der zwischen ihnen wieder normale und ersprießliche Friedensbeziehungen Herstellen soll. Er sieht, wenn man nur die paar Paragraphen in Betracht zieht, aus denen er besteht, verhältnismäßig harmlos und un schädlich aus; nur wenn man sich etwas tiefer hineindenkt in die vulkanischen Erregungen der letzten Jahre, und nur wenn man sich an die ungeheuren Schwierigkeiten er innert, mit denen Rußland heute zu kämpfen hat, dann ahnt man wohl ohne weiteres, daß dieser Vertrag mehr besagen will, als sein Wortlaut ausdriickt. Manche Kreise des deutschen Volkes können das Gefühl nicht mehr los- werdcu, daß die Moskauer wie der leibhaftige Teufel, wenn sie erst einmal den kleinen Finger haben, sehr bald den ganzen Mensche» umklammert halten könnten; daß die deutsch-russische Grenze ungleich mehr noch, als es jetzt schon der Fall ist, nur auf den europäischen Karten zu sehen, in Wirklichkeit aber gar nichts mehr bedeuten könnte. Und auch einem deutsch-russischen Zweibund, auf- marschicrt gegen eine Welt von sowjetfeindlichen Staaten, sehen sie nur mit Sorge entgegen, davon überzeugt, daß Deutschland damit sehr bald von seinem Partner mit Haut und Haaren verschlungen sein würde. Freilich gibt es auch andere Leute in Deutschland, die einen solchen Ver tragsabschluß seit langem nachdrücklich befürworten, und die deshalb seine Unterzeichnung gewiß gern als einen wichtigen politischen Fortschritt begrüßen möchten. Jeden falls ist die Wirkung stark, die von der Unterzeichnung dieses Vertrages von Rapallo unverkennbar ausgegan gen ist. Ein Sturm der Entrüstung hat sich auf die Kunde so fort besonders in den französischen, etwas abgeschwächter auch in den englischen Delegiertenkreisen der Konferenz er hoben. Man spricht von einem deutschen Verrat, von einen, Schlag ins Gesicht der Konferenz, von deutschen Intrigan ten und Betrügern und droht, die Konferenz abzubrechen, um keine Zeit und keine Mühe mehr auf die Arbeit mit Leuten zu verwenden, die sich des internationalen Vertrau ens, das sie in Genua zuließ, unwürdig erwiesen hätten. „Man" sind in erster Reihe die Franzosen. Mit einem Schlage sehen sie sich aus der Vereinsamung erlöst, in die sie durch eigene Schuld geraten waren, sehen die Italiener und Engländer wieder an ihrer Seite, mehr oder minder erfüllt von Empörung über das, was in Rapallo geschehen ist. Wie weit dieses Auftreten echt, wie weit es geheuchelt ist, wer kann es wissen. Tatsache ist, daß mit dem Abbruch der Konferenz geliebäugelt wird, Tatsache aber auch, daß schon wieder Kräfte am Werk sind, die es zu diesem äußer sten nicht kommen lassen wollen. Aber die Franzosen lassen selbstverständlich, Meister des Wortes, die sie sind, alle Künste der Rede spielen, um Deutschland wieder einmal im Angesichte aller Völker als den Störer des Weltfriedens zu bezeichnen. Wenn zunächst di« einladenden Staaten mit den Russen allein verhandelten, um sie für die Grundlage der Londoner Denkschrift zu gewinnen, so war das — natürlich! — ihr gutes Recht. Deutschland durste sich nicht darüber beklagen, daß es von diesen Vorbesprechungen ferngehalten wurde. Wenn aber nun Deutschland auch seinerseits Sonderverhandlungen mit Rußland, die übri gens schon vor Monaten in Berlin begonnen und dort im März so gut wie vollendet waren, in Rapallo wieder auf nahm und zum Abschluß brachte, so war es ein „Dolch stoß von hinten", ein tückischer Streich, ein zweites Brest- Litowsk, und machte auch die Mrth und Rathenau, obwohl sie das „neue" Deutschland zu repräsentieren vorgaben, ohne weiteres verhandlungsunfähig. Die Kreise der Kon ferenz zu Genua sind so von Deutschland jäh zerstört wor den, und selbstverständlich muß. Deutschland die politischen Folgen seiner Handlungsweise tragen. Daß es so kommen würde, wer konnte darüber auch nur einen Augenblick im Zweifel sein. Die Herren Wirch und Rathenau, möchte man glauben, am allerwenigsten. Und wenn sie jetzt versichern und versichern lassen, daß der Vertrag mit den Russen ganz und gar nicht gegen die Kon ferenz von Genua gerichtet set, daß er lediglich von dem unversehrt gebliebenen Recht beider Länder Gebrauch macht, ihre gegenseitigen Beziehungen unter Wahrung der Rechte aller übrigen Staaten zu regeln, daß er helfen wolle, den Frieden in Mitteleuropa wieder aufzurichten und da mit den Gesamtinterefsen Europas zu dienen, so klingt das für uns Deutsche überzeugend genug. Daß sie aber unter allen Umständen, auch wenn die erste internationale Wirt- schastskonferenz in diesem Augenblick nicht vor entscheiden den Beschlüssen gestanden hätte, von der Gegenseite nur mit Ablehnung ausgenommen werden würden, darüber werden sich Wohl auch die leitenden deutschen Delegierten klar gewesen sein. Was hat sie trotzdem veranlaßt, den entscheidenden Schritt gerade jetzt in Rapallo zu tun? Glaubten sie, durch eine mutige Tat den Eindruck der Stärke machen und so die Konferenz von Genua mit sich fortreißen zu können? Oder glaubten sie, daß es auf der Gegenseite zu einer Verständigung mit Rußland nicht kom men und daß Deutschland sich um deswillen rechtzeitig mit der Sowjetrepublik verständigen müsse, wenn es späterhin diese Verständigung nicht noch teurer erkaufen oder in eine rettungslose Abhängigkeit von dem Machtwillen der En tente geraten sollte? Man hat die Wahl zwischen solchen Deutungen und muß es dem Gange der Entwicklung über lassen, ob die Vernunft der Dinge sich durchsetzen öder ob der Unfriede siegen wird, an dem bisher noch allo Dev- suche gescheitert sind, die auseinandergeratene Welt wieder zu einiger Ordnung zurückzugeleiten. Der Wortlaut des Vertrages. Der Text des zwischen der deutschen Negierung und der Regierung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik am 26. April 1922 zu Rapallo abgeschlosse nen Vertrages hat folgenden Wortlaut: Die deutsche Regierung, vertreten durch Reichsminister Dr. Walter Rathenau, und die Regierung der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, vertreten durch den Volkskommissar Tschitscherin, sind über nachstehende Bestimmungen übereingekommen: Artikel 1. Beide Re gierungen sind darüber einig, daß die Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Reiche und der RSFSR über die Fragen aus der Zeit des Kriegszustandes zwischen Deutsch land und Rußland auf folgender Grundlage geregelt wird: Das Deutsche Reich und die RSFSR verzichten gegen seitig auf den Ersatz ihrer Kriegslasten, sowie auf den Ersatz der Kriegsschäden, das heißt derjenigen Schäden, die ihnen und ihren Angehörigen in den Kriegsgebieten durch mili tärische Maßnahmen einschließlich aller in Feindesland vor genommenen Requisitionen entstanden sind. Desgleichen ver zichten beide Teile auf den Ersatz der Zivilschäden, die den An gehörigen des einen Teiles durch die sogenannten Kriegsaus nahmegesetze oder durch Gewaltmaßnahmen staatlicher Organe des anderen Teiles verursacht worden sind. 8. Die durch den Kriegszustand betroffenen öffentlichen und privaten Rechts beziehungen, einschließlich der Frage der Behandlung der in die Gewalt des anderen Teiles geratenen Handelsschiffe, wer den nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit geregelt werden. 6. Deutschland und Rußland verzichten gegenseitig auf Er stattung der beiderseitigen Aufwendungen für Kriegsgefangene, ebenfalls verzichtet die deutsche Regierung auf Erstattung der von ihr für die in Deutschland internierten Angehörigen der Roten Armee gemachten Aufwendungen. Die russische Regie rung verzichtet ihrerseits auf Erstattung des Erlöses aus von Deutschland vorgenommenen Verkäufen des von diesem re quirierten nach Deutschland gebrachten Heeresgutes. Artikel 2. Deutschland verzichtet auf die Ansprüche, die sich aus der bisherigen Anwendung der Gesetze und Maß nahmen der RSFSR auf deutsche Reichsangehörige oder ihre Privatrechte sowie die Rechte des Deutschen Reiches und der Länder gegen Rußland, sowie aus den von der RSFSR oder ihren Organen sonst gegen Reichsangehörige oder ihre Privat rechte getroffenen Maßnahmen ergeben, vorausgesetzt, daß die Regierung der RSFSR auch ähnliche Ansprüche dritter Staaten nicht befriedigt. Artikel 3. Die diplomatischen und konsularischen Be ziehungen zwischen dem Deutschen Reiche und der RSFSR werden sogleich wieder ausgenommen. Die Zulassung der beiderseitigen Konsuln wird durch ein besonderes Abkommen geregelt werden. Artikel 4. Beide Regierungen sind sich ferner auch darüber einig, daß für die allgemeine Rechtsstellung der An gehörigen des einen Teiles im Gebiete des anderen Teiles und für die allgemeine Regelung der beiderseitigen Handls- und Wirtschaftsbeziehungen der Grundsatz der Meistbegünstigung gelten soll. Der Grundsatz der Meistbegünstigung erstreckt sich nicht auf die Vorrechte und Erleichterungen, die die RSFSR einer Sowjetrepublik oder einem solchen Staate gewährt, der früher Bestandteil des ehemaligen russischen Reiches war. Artikel 5. Die beiden Regierungen werden den Wirt- schastlichen Bedürfnissen der beiden Länder in wohlwollendem Geiste wechselseitig entgegenkommen. Bei einer grundsätzlichen Regelung dieser Frage auf internationaler Basts werden st« in vorherigen Gedankenaustausch eintreten. Die deutsche Re gierung erklärt sich bereit, die ihr neuerdings mitgeteilten von Privatfirmen beabsichtigten Vereinbarungen nach Möglichkeit zu unterstützen und ihre Durchführung zu erleichtern. Artikel 6. Die Artikel 18 und 4 dieses Vertrages treten mit der Ratifikation, die übrigen Bestimmungen dieses Vertrages treten sofort in Kraft. Der Gegenstoß Roch nicht in Form von Beschlüssen, sondern nur v»x Plänen wird über die Absichten der Entente gegen den neuen Vertrag berichtet, daß von den Alliierten drei Maßnahmen erwosen würden: 1. ein formeller db plomatucher Protest gegen Deutschland. 2. Ausschluß Deutschlands aus der Konferenz. 3. Sonstige Zwangs maßnahmen seitens der Alliierten, um die Ratifizierung des deutsch-russischen Vertrages zu verhindern. Wahr scheinlich wird man jedoch nur den formellen Protest er heben, da ein Ausschluß Deutschlands von der Konferenz auch die Abreise der Russen und einiger kleinerer Dele gationen zur Folge haben würde. Voraussichtlich kein Abbruch. Nach den ersten Stunden der Erregung hat sich das Bild in Genua etwas beruhigt. Selbst die Franzosen werden die Verhandlungen nicht abbrechen, sondern viel mehr im vollen Einvernehmen mit ihren Verbündeten handeln, und dem Vernehmen nach ist die Mehrzahl der an der Konferenz teilnehmenden Mächte der Ansicht, es dürfe auf keinen Fall zu einem Auseinanderfallen der Konferenz kommen, um fo mehr, als dieses doch nichts an der geschaffenen Tatsache ändern würde. Doch sollen die Alliierten oder die einladenden Mächte sich darauf vor bereiten, durch den italienischen Ministerpräsidenten Facta bet der nächsten Gelegenheit, vielleicht auch durch ein offizielles Kommunique, den Deutschen und den Russen einenTadel wegen ihres Vorgehens zu erteilen. Be sonders wird betont, daß Lloyd George beredt für ruhige Überlegung eintritt und erklärt,, daß keine Aktton mner- nommen werden dürfe, bevor sie nicht ernst erwogen sei. Die Auffassung in Berlin. An den amtlichen Stellen in Berlin, an denen man in dauernder telephonischer Verbindung mit Genua steht, nimmt man an, daß die Konferenz normal weitergehen wird. Die Sitzungen mit den Russen dürften allerdings voraussichtlich eine Verschiebung erfahren. Man weist die Auffassung zurück, daß die neuen Abmachungen gegen das Londoner Memorandum, soweit es sich auf ußland be zieht, verstoßen. Dieses Londoner Memorandum hat die Forderungen, welche die Alliierten an Rußland stellen wollen, zum Gegenstand, und enthält in der Hauptsache Vorschläge für die Zukunft. Dir deutsch-russische Vertrag soll eine Liquidierung der Vergangenheit darstellen und normale Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland schaffen, wie wir sie durch Abschluß von Handels- und Wirtschaftsverträgen mit anderen Staaten längst haben. Deutschland hat aüch nicht bezweckt, eine Sonderaktion in Genug zu unternehmen. Der neue Vertrag nimmt sogar Bezug auf die schwebenden Verhandlungen zwischen Ruß land und den Alliierten. Wie verlautet, haben sich die Sachverständigen im allgemeinen für den Abschluß des Vertrages ausgesprochen und zum Teil auch sehr viel Initiative in dieser Angelegenheit entwickelt. Es war seit langem bekannt, daß Verhandlungen zwischen Deutschland und Vertretern Rußlands über die Frage der Wiederher stellung normaler Beziehungen gefühtt wurden. Die ersten Besprechungen über den jetzt zum Abschluß gekommenen Vertrag liegen bereits acht Wochen zurück. * Das englische Memorandum über Rußland. Das Gutachten der englischen Sachverständigen über die „Wiederherstellung Europas" enthält einen besonderen Bericht über Rußland. Er gliedert sich in drei Abschnitte. Im ersten wird u. a. betont, daß die Grundlage des Wiederaufbaues die Landwirtschaft sei. Hier wie auf dem industriellen Ge biet stünden der notwendige fremde Beistand und das not wendige fremde Kapital nur zur Verfügung, wenn man sich auf den guten Willen und die Mitarbeit der russischen Regie rung verlassen könne. Der zweite Abschnitt behandelt die Be dingungen, unter denen ausländisch« Arbeitskraft und aus ländisches Kapital in den Dienst des Wiederaufbaues Ruß. lands gestellt werden können. Im dritten Abschnitt werden die Maßnahmen erörtert, durch die der sofortige Wiederauf bau Rußlands erleichtert werden könnte. Telegraphisch wird gemeldet: Besprechung Rathenaus mit Tschitscherin. Genua. Es hat in Konferenzkreisen viel Aufsehen erregt daß der deutsche Außenminister Dr. Rathenau eine lange Kon ferenz mit dem russischen Delegationsführer Tschitscherin hatte. Die Verstimmung über den deutsch-russischen Vertrag hat auch darin einen sehr bezeichnenden Ausdruck gefunden, daß der Presseempfang deutscher Journalisten bei der englischen Dele gation plötzlich mit der Motivierung abbestellt wurde, man könne im gegenwärtigen Augenblick keinerlei Erklärungen abgeben. Das „größte« politische Ereignis. Paris. In einer Besprechung des neuen deutsch-russischen Vertrages nennt das „Echo de Paris" diesen Akt das größte politische Ereignis seit dem Waffenstillstand. Die alliierte Politik habe in Zukunft mit einer deutsch-russischen Einheits front zu rechnen. In erster Linie würden durch die neue mittelosteuropäische Mächtegruppierung die kleinen Staaten auf russischem und österreichischem Boden bedroht (!) sein. Die Konferenz von Genua sei gegenstandslos geworden. Eine Stimme der Vernunft. London. In einem Leitartikel schreibt „Daily Ehronicle«, das Blatt Lloyd Georges: „Die Unterzeichnung eines deutsch- russischen Vertrages in Rapallo am Sonntag sei der Zeit nach vielleicht nicht taktvoll, und werde den Kritikern viel Anlaß zu Geschrei geben, bei denen die deutsch-russischen Verhand lungen Argwohn und Furcht erweckten. Vernünftige Be obachter brauchten jedoch nichts an den Vertragsbestimmungen auszusetzen. Der Vertrag stelle die diplomatischen und konsu larischen Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland