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Wilsdruffer Tageblatt : 02.04.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192204027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220402
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-04
- Tag 1922-04-02
-
Monat
1922-04
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.04.1922
- Autor
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Politische Rundschau. Professor Fehr Ernährungsminister. Der Reichspräsident hat Len Reichstagsabgeordneicn Anton Fehr zum Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft ernannt. Fehr, der Sohn eines Algäuer Bauern, ist Professor an der Landwirtschaftlichen Hoch schule in Weihenstephan und Leiter der bayerischen Fett stelle. Er steht im 41. Jahr. Politisch gehört er dem Bay erischen Bauernbund an. In der Frage der Getreide- zynlage nimmt er einen vermittelnden Standpunkt ein. Ztalien. X Die Sorgen der Gastgeber. Die italienische Regie rung, die zur Konferenz von Genua eingeladen hat, hat da von vorerst nichts als Kosten und Sorgen. Der „Daily Mail" zufolge wird die Konferenz der italienischen Regie rung 30MillionenFrancs kosten. Auch die Sicher heitsmaßregeln sind nicht gerade einfach. Tschitscherin erklärte bereits in einer Unterredung, er sei sehr beun ruhigt über die Haltung der italienischen Regierung. Wenn die russische Delegation nicht in Genua, sondern 30 Meilen davon entfernt in Rapallo uniergebracht werde, so müsse sie jeden Tag in Automobilen auf der einzigen Ver bindungsstraße zwischen Rapallo und Genua, die beson ders für Mordanschläge geeignet sei, nach Genua fahren. Griechenland. X Der Friede mit den Türken. Nach einer Mitteilung Lord Curzons im englischen Oberhause hat Griechenland den von der Orientkonferenz vorgeschlagenen Waffenstill stand bereits angenommen, die Türkei habe wegen der Schwierigkeiten der Verkehrswege noch nicht geantwortet. K o nstantino pel werde sobald wie möglich nach Ab schluß des Friedens geräumt werden. Der Sultan werde dort verbleiben, er werde über eine beschränkte, aber aus reichende Macht verfügen. Aus In- und Ausland. Berlin. Im Reichstage ist zur wirtschaftlichen Unter stützung Ostpreußens ein Antrag gestellt worden, daß vom Reiche als wirtschaftlicher Hilfsfonds für Ostpreußen eine Summe von 15 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werde unter der Voraussetzung, daß Preußen einen gleichen Betrag bereitstellt. Funchal (Madeira). Nach der letzten Havasmeldung soll sich der Zustand des Exkönigs Karl gebessert haben. Tokio. Zwischen japanischen und Roten Truppen der Republik des Fernen Ostens ist ein Z u s a mm en sto ß erfolgt. Die Roten Truppen waren bei der Verfolgung von Weißen Truppen in die neutrale Zone von Wladiwostok eingedrungen. In Tokio wird befürchtet, daß dieses Ereignis ernste Fol gen nach sich ziehen wird. Deutscher Reichstag. M9. Sitzung.) Berlin. 31. März. Nach der Annahme des Vertrauensvotums zur Regie rungserklärung über die Reparationsnote stimmte das Haus noch dem Notetat und der Novelle zum Beamtenbesol dungsgesetz endgültig zu. Das Gesetz soll am 1. April in Kraft treten. Der Entwurf betr. Änderung des Pensions- ergänzungsgcsehes und des Wehrmachtversorgungsgesetzcs wird in zweiter Lesung erledigt, die Abstimmung über das Kohlensteuergesetz vertagt. Heute bildete eine lange Reihe kleinerer Anfragen den ersten Punkt der Tagesordnung. Abg. Steinkopf (Soz.) fragte an, ob auch für die Reichsbeamtcn ein'Überalterungs gesetz eingebracht werden solle, nachdem das Reichsgericht das libcralternngsgesetz als zu Recht bestehend anerkannt habe. Von der Regierung wurde darauf erwidert, daß Erwägungen in dieser Richtung schweben. Abg. Budjuhn (Dcutschnat.) fragte nach Maßnahmen gegen die zunehmende Werbetätigkeit in Deutschland für die französische Fremdenlegion. Die Regierung ließ daraus erwidern, daß sie mit den Regie rungen der Länder Schritte unternommen habe, um die Tätig keit der Werber zu unterbinden. Die jungen Leute treten ent weder aus Abenteuerlust, Arbeitslosigkeit oder Furcht vor ge richtlicher Bestrafung in die Legion ein. Die Werbung ge schehe zum Teil durch Betäubung mit geistigen Getränken oder mit dem Versprechen von Arbeit. Die Regierung tue alles, „Wem nie durch Liebe Leid geschah..." Roman von Erich Friesen. 12s (Nachdruck verboten.) „Alles in Ordnung, verehrte Kollegin! Wir kommen mit. Sie doch auch?" Sigrid ließ sich in einen der kleinen blauseidenen Sessel fallen, Winfried mit einer Handbewegung zum Sitzen einladend. „Ich werde mich wohl auch anschlretzen. Es wird zwar Menschen geben, die mich für verrückt halten werden, daß ich mitten in der Winterspielzeit unsere große Stadt und meine schöne Wohnung ver lasse, um in kleineren Nestern Herumzuminnen. Was macht's? Unser Direktor bat mich darum, um seinem Unternehmen den richtigen Glanz zu verleihen — wie er sich so schön ausdrückte. Ich mag den guten Alten gern. Ich mag Felicie gern und auch Sie, lieber Holm. Audem habe ich mich mit Ihnen so gut eingespielt — jetzt, nachdem Ihr Vorgänger, der brave Wehlau, ab- gegangen ist — daß ich mich schwer würde an einen anderen Partner gewöhnen können —" Leichte Röte stieg in die Stirn des Mannes. Ein Lob aus Sigrid Arnoldsens Munde machte ihn stets stolz und glücklich. Eine kleine Pause entstand. Fast schien es, als ob beide sich scheuten, das begonnene Thema fortzusetzen. „Hat Ihre Braut die Titelrolle in dem neuen Kon versationsstück erhalten?" fragte Sigrid nach emer kleinen Weile. w "dv" Glauben Sie, daß Felicie die Rolle gut geben Wieder schwieg Sigrid eine Zeitlang. Dann sagte sie, und in igrer *kanq es wie verhaltene Erregung: „Ich muß Ihre Frage zuerst mit einer anderen Frage beantworten. Wann findet Ihre Hochzeit statt?" „Noch in diesem Monat. Vor dem Gastspiel." „Das freut mich und tut mir zugleich leid." Holm zog verwundert die Augenbrauen hoch, „Wie meinen Sie das?" „Es freut mich, weil die Heirat Euch beide glücklich machen wird. Es tut mir leid, weil Felicie nach der Hochzeit keine so gute Schauspielerin mehr sein wird." — Holms Erstaunen wuchs. „Sie sprechen in Rätseln, Fräulein Arnoldsen. Wes halb sollte Felicie nach der Hochzeit keine gute Schau spielerin mehr sein? Ich sollte meinen, erst recht —" ..Sie irren, lieber Freund," saate Sigrid rubia. aber nm einer solchen Tätigkeit entgegenzuwirken. Mg. Sorr- mann (Soz.) fragte, wie es mit der Verleihung von Kolo- nialerinnerungszeichen stehe, deren Verlethnngsurkunden vom Ministerium für Wiederaufbau ausgestellt werden. Die AM- wort darauf lautete, daß es sich bei der Verleihung um einen berechtigten Wunsch handelt. Das Erinnerungszeichen sei aber nicht ein Orden, sondern eben nur ein Erinnerungszeichen. In dritter Lesung wurde der Antrag über Erhöhung der Unterstützung von Rentenempfängern der Invaliden- und An- gestelltenverficherung endgültig angenommen. Dis Kohlensteuer bildete den ersten Punkt bei der nun fortgesetzten Beratung der Steuervorlagen. - Abg. Mehrhof (U.-Soz.) bedauerte, daß nicht die Haus brandkohle freigelassen werde. Abg. Hoellein (Komm.) erklärte: Wir protestieren gegen diese neue Auspowerung der breiten Massen, die nicht einmal das Existenzminimum haben. Die Sozialdemokraten mögen das Gesetz vor dem Volke verantworten. , „ . Abg. Leopold (Deutschnat.): Der Abg. Hoellein hat bei allen seinen Reden überhört, daß meine Fraktion scharfe Front gegen die Kohlcnsteuer gemacht hat. Alsdann wurde Lie Kohlensteuer gegen die Stimmen der Deutschnationalen, der Unabhängigen und Kommunisten an genommen. Das Branntweinmonopol. Abg. Hoellein (Komm.) bemerkte, die Haltung der Deutsch nattonalen habe ich schon gekennzeichnet. Im-Myern sind sie froh darüber, jetzt finden sie sich mit den Sozialisten zum Schnapsblock zusammen. Die Sozialisten setzen sich auch setzt wieder in Widerspruch mit ihren eigenen Parteibeichlussen. Hinzu kommt die Heuchelei, mit der man aus dem Alkohm sündengelde ein Paar Judaspfennige für soziale Zwecke, beson ders zur Bekämpfung der Trunksucht, auswirft. Im weiteren Verlause der Beratungen wurde ein Antrag der bürgerlichen Parteien und der Mchrheitssoziallsten ange nommen, wonach als Abfindungsbrcnnereien solche angesehen werden, die jährlich 3 Hektoliter, statt 2 Hektoüter erzeugen. Mr Bekämpfung der Trunksucht wurden 20 Millionen, zur Bekämpfung von Schäden, die der Volksgesundheit drohen uns mit dem Mkoholismus zusammenhängen, besonders zur Be kämpfung der Tuberkulose und der Geschlechtskrankheiten, wur den 10 Millionen ausgesetzt. Nach einigen Bemerkungen des Abg. Hoellein (Komm.), wobei er zur Ordnung gerufen wurde, wurde der Rest der Vor lage und hierauf die ganze Branntweinmonopolvorlage in drit ter Lesung angenommen; dann trat man in die dritte Lesung des Vermögenssteuergesetzes ein. - Auch hier richtete der Abg. Hoellein Anklagen gegen die Sozialdemokraten. In seinen weiteren lang ausgedehnten Ausführungen wandte sich der Redner gegen die Haltung der Rechten bei den Besttzsteuern und besonders gegen die Berech, nungen des Abg. Dr. Helfferich. Welt- und Volkswirtschaft. Was koste» fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mark für 100 Gulden 100 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französische Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" — angeboten; „Geld" --- gesucht.) Börsenplätze 31. SO. t. Stand Geld Brief Geld I Brie» 1.8 14 8 olland. . Gnld. 11563,40 11586,60 12262,70! 12287,30 170 Mk. Dänemark. . Kron. 6443,55 645645 6843,15 6856,85 112 . Schweden. . Kron. 7912.05 7927,95 8411/3 8428,45 112 , Norwegen . Kron. 5434,55 5445,45 5759,20 5770,80 112 , Schweiz. . . Frank —.— — 6301,65 6313,35 72 . Amerika. . . Doll. 304,69 305,31 324,17 324,83 4,40. England. . . Pfd. 1323,65 1335,35 1419,55 1422,45 20,20, Frankreich. . Frank —.— — — 2917,65 2922,95 80' Belgien .. . Frank 2562,40 2567,69 2718,25 2723,75 80 , Italien .. . Lire — — — 164-,35 1651,65 80 , Dt.-O5err. , Kron. 4,18 4,22 4,33 4,37 85 , Ungarn . . . Kron. 35,93 36,54 36,61 36,69 85 Tschechien .. Kron. 581,43 532,60 601,35! 602,65 Berlin, 31. März. (Stand der polnischen Mark.) Polenmvtt an der beuttaen Börse mft 7.60 M bewertet 4- Berliner Produktenbörse. Die amtlich notierten Preise waren an der Berliner Börse Pro 50 Kilogamm ab Station: Weizen, märkischer, 842—850 M. Flau. Roggen, märkischer, 623—628 M., pommerscker 615—620 M. Flau. Sommergerste mit vollster Bestimmtheit. „Felicie ist ein kleiner Feuer kopf. In ihr ist ein ganzer Vulkan an Gefühlen und Empfindungen aufgespeichert, der so mächtig in ihr Wühlt, daß sie sich mit Leidenschaft und Exaltation auf jede ihr zuerteilte Rolle wirft — mit solcher Leiden schaft und Exaltation, daß man darüber den Mange! an wirklicher Kunst in ihr vergißt. Der Gottesfunke wahrer Kunst glimmt nicht in unserer kleinen Felicie, lieber Freund. Jeder wahre Künstler darf den Cha rakter seiner Rolle nicht unterscheiden, sondern muß darüber stehen, muß ihn gewissenhaft beherrschen. So bald Felicie des Weibes höchstes Glück gefunden. hat, sobald ihr heißes Herz zur Ruhe kommt, wird ihr Feuer, ihre Leidenschaft, dies Ringen nach Betätigung ihrer Gefühle auf der Bühne, schwinden. Ihre künst lerischen Instinkte sind nur Ausbrüche ihrer leiden schaftlichen Natur, ihres Unbefriedigtseins. Sind diese zur Ruhe gekommen, so ist Felicie keine Künstlerin mehr, sondern nur eine Dilettantin." Mit steigender Erregung war Holm der ruhigen, sachlichen Auseinandersetzung gefolgt. Jetzt sprang er heftig auf. „Wenn das wirklich so wäre! Wenn Felicie nach der Hochzeit —" „Ich kann mich ja auch täuschen," suchte Sigrid zu beschwichtigen. „Aber ich glaube es nicht. Was schadet es auch? Sie, lieber Freund, haben genug Talent und künstlerische Kraft für Euch alle beide. Lassen Sie Ihre Frau der Bühne entsagen — es ist ohnehin besser!" Zn Gedanken versunken saß Holm da, fast erschien ihm das soeben Gehörte unglaublich. Er war jedoch so sehr daran gewöhnt, Sigrid Arnvldsen's Urteil als richtig zu betrachten, daß ihre Worte ihm Unruhe ver ursachten. „Ich wünsche Ihnen nur, daß Felicie nie im Leben sich berufen fühlen möchte, irgend etwas Großes, Heroi sches auszuführen — also gewissermaßen eine Heldin nenrolle zu übernehmen," fuhr Sigrid fort, in-n:m sie Winfried herzlich die Hand reichte. „Sie ist eine Natur, die im Ueberschwang der Empfindungen sich selbst opfern könnte, unbekümmert um die Folgen für sich und an dere. Einen Rat möchte ich Ihnen noch geben: Suchen Sie bet ihr jede Ekstase zu unterdrücken! Pflegen Sie ihren kindlichen Frohsinn! Dann werden Sie beide glück lich werden." Winfried Holm schüttelte ungläubig den Kopf; doch widersprach er nicht. Wenn die erfahrene Kollegin recht hätte — ? Sigrid hatte sich inzwischen von ihrem Mädchen Mantel und Lut brinaen lassen. 710—720 M. Matt. Hafer, märkischer, 615—620 M., pommer- schcr 610 M. Weichend. Mais ohne Provenienzangabe April 515—510 M„ loko Berlin 540 M. Sehr flau. Weizenmehl pro 100 Kilogramm 2020—2160 M. Feinste Marken über Notiz bezahlt. Roggenmehl pro 100 Kilogramm 1400—1520 M. Matt. Weizenkleie 450—460 M. Matt. Roggenkleie 470 M. Matt. Raps 1060—1090 M. Gefchäftslos. Erbsen, Viktoria, 660—700 Mark, kl. Speiseerbsen 590—610 M., Futtererbsen 580—590 M., Rapskuchen 525—560 M., Torsmelasse 30-70 200-210 M., drahtgepr. Roggen- und Weizenstroh 80—90 M., desgl. Hafer stroh 86—93 M., binLfadengepr. Roggen- und Weizenstroh 70 bis 76 M., loses und gebünd. Krummstroh 51—58 M„ Häcksel 94—100 M„ handelsübl. Heu 175—190 M., gutes Heu 200 bis 225 M. H- Ein Goldfrsnk - 66 Mark. Infolge der weiteren Ver schlechterung des Markknrses ist der Satz des Goldsrank mit Wirkung vom 1. April an auf 66 Mark erhöht worden. Dieses Umrechnungsverhältnis ist auch für Lie Wettangabe auf Briefen und Paketen nach Lem Auslande maßgebend. Wegen ent sprechender Erhöhung der Gebühren für Ferngespräche nach dem Auslände bleibt besondere Benachrichtigung Vorbehalten. Nah und Fern- O Briefpost nach Amerika. Briefpost nach den Vereinig ten Staaten von Amerika geht im April von Southampton am 5., Liverpool am 8., Hamburg und Bremerhaven am 11., Southampton am 12. und 15., Hamburg am 15., Bre merhaven am 16., Southampton am 22., Bremerhaven am 25., Southampton am 26., Hamburg am 27. ab. Briefe, Postkarten, Geschäftspapiere, eilige Drucksachen und poli tische Zeitungen gehen auch über Southampton oder Liver pool, alle anderen Briefsendungen nur über Bremerhaven oder Hamburg. O Titelverleihung an einey Verstorbenen. Die juristische Fakultät d er Universität Heidelberg hat den kürzlich ^ver storbenen Referendar Veith aus Offenburg nach seinem Tode zum Doktor promoviert. In dem Schreiben der Fakultät heißt es, daß Lie vor dem Ableben eingereichte Dissertation sehr günstig beurteilt werden konnte, und daß die Fakultät Ler Überzeugung sei, daß die bereits" ange- setzte mündliche Prüfung gut bestanden worden wäre, so daß sie einstimmig beschlossen habe, dem Verstorbenen nachträglich den Doktortitel zu verleihen. O Der Dampfer „Bismarck" wieder flott. Der Dampfer „Bismarck", der bei PagensanÄ auf Grund geraten war, ist, wie aus Hamburg gemeldet wird, durch die Flut frei-, gekommen und in Cuxhaven angelangt. Dort ging das Schiff auf der Reede vor Anker. O Was man nicht sagen darf. In Ingolstadt ist ein Rechtsanwalt, der in einer Gerichtsverhandlung zu einem als Kläger auftretenden Polizeibeamten gesagt hatte, er höre dos Gras wachsen, zu 50 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Die Berufung gegen dos Urteil wurde verworfen. C> Einstein in Paris. Ans Paris wird berichtet: Pro fessor Langevin vom College de France hielt einen Vor trag über die Relativitätstheorie, bei dem auch Professor Einstein zugegen war. Nach Beendigung des Vortrages wurde Einstein mit großer Begeisterung gefeiert. Q Im Wasserflugzeug von Europa nach Südamerika. Französische Blätter melden, Laß in Lissabon ein Wasser flugzeug gestartet ist, das Rio de Janeiro erreichen will. Das bedeutet eine Luftreise von 8000 Kilometern über den Atlantischen Ozean. Auf den Kanarischen Inseln und aus der Insel Saint Vincent sollen Zwischenlandungen vor genommen werden. Führer des Flugzeuges ist der por tugiesische Flugzeugführer Robert Sacadino Cabral. Sein Begleiter ist der Marineoffizier Continho. O Getrennt oder gestorben? Nach einer Meldüng aus Newyork ist bei den auch in Deutschland bekannten Zwil lingsschwestern'Josefa und Rosa Maczek durch das Messer der Ärzte eine Trennung vorgenommen worden. Die Schwestern halten vollständig gesonderte innere Organe, wie Herz, Lunge und Magen. Die Operation gelang den Ärzten, doch ist das Leben der beiden Schwestern außer ordentlich gefährdet. Ganz anders lautet eine aus an derer Quelle stammende Nachricht. Danach sind die beiden Schwestern gestorben, ohne daß eine Operation vorgenom men wurde. Die Ärzte, so heißt es, wollten versuchen, Rosa, die einen zwölfjährigen Sohn hat, von ihrer kranken Schwester zu trennen. Rosa habe sich jedoch geweigert, die Operation vornehmen zu lassen. „Nehmen Sie es nicht so schwer, lieber Kollege! lä chelte sie aufmuntcrnd. „Ich glaubte, Ihnen diesen freundschaftlichen Wink schuldig zu sein. Und nun kom men Sie! Es ist die höchste Zeit zur Probe. Dars ich Sie in meinem Wagen mitnehmen? Er steht schon vor der Tür." Als die beiden die Bühne betraten, hatte die Probe bereits begonnen. Der Inhalt des Stückes war ein überaus harmloser. Einzig und allein Felicies Rolle verlangte pathetisches Empfinden. Und merkwürdig — was sonst nie nötig gewesen war — heute hatte der Regisseur Felicie beständig An weisungen zu geben. „Fräulein Marloff, etwas lebhafter, bitte!".... „Weinen Sie doch, liebes Kind! Das können Sie doch sonst so famos!" . . . „Aber, Fräulein, der Ausdruck Ihrer Augen ist zu gleichgültig! Schmachtend, feurig, wenn ich bitten darf?-' Holm, der erst im zweiten Akt beschäftigt war, stand neben Sigrid Arnoldsen an einer Kulisse und sah dem Spiel zu. Auch ihm fiel die ungünstige Veränderung im Spiel seiner Braut aus. Er machte darüber zu Sigrid eine Bemerkung. Diese nickte. „Es wundert mich nicht. Sie denkt an Eure baldige Vereinigung. Die Freude darüber macht es ihr unmög- lia), Schmerz und Verzweiflung darzustellen." Zn diesem Moment, gerade als Sigrid ihrem Ge fährten die letzten Worte leise zuflüsterte, traf Felicies Blick die beiden. Sofort ging eine auffallende Verän derung mit ihr vor sich. Ihre zierliche Gestalt schien zu wachsen. Ihre Augen blitzten. Ihre Züge belebten sich. Und sie spielte von nun an mit einem Feuer und einer Leidenschaft, daß der Regisseur schmunzelte und am Schluß der Szene lebhaft Verfall klatschte. „Wie ist dieser plötzliche Umschwung möglich?" meinte Holm verblüfft. „Eifersucht, wenn auch völlig ungerechtfertigt, lieber Freund!" lächelte Sigrid wehmütig. „Felicie hat uns beide hier bemerkt. Zweifeln Sie noch an meiner Men schenkenntnis?" Und rasch wandte sie sich ab, damit niemand das wehe Zucken ihrer Lippen bemerkte. . Als gleich darauf ihr Stichwort fiel, war sie wieder völlig sie selbst: die schöne, stolze, starke Sigrid Ar noldsen, zu der jedermann bewundernd emporsah. (Fortfetzuna folgt.*
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