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MsdmfferTageblatt Fernsprecher Wüsdruff Nr. 6 Wochenblatt fÜl Wilsdruff Ulld Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Erschein« ««glich ml« Aufnahme der Sonn, und Festtage nachmittag« L Uhr für den folgenden Tag. 2ezug«prei« bei Selbstabholung monatlich ML, durch unsere Au«iräger zugetragen in der Stadt monatlich Ml., auf dem Lande Ml., durch die Post bezogen vierteljährlich Ml. mit Zustellungsgebühr. Alle Postanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Fm Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Erscheint Rr. 70 Donnerstag den 23. März 1822. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die Empfänger von L an d Hb s a tz s ch e i n e n auf die Grube Agnes IN Plessa werden darauf aufmerksam gemacht, daß in Zukunft die Abgabe von Briketts ausnahms los an den festaefetzte» Abfuhrtagen nur vormittag» stat findet Nach 12 Uhr mittags eintreffende Geschirre müssen bis zum nächsten Tage warte«. Meißen, am 20. März 1922. Hk. 517a Die Amtshauptmannschaft, nss Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Botschafterkonferenz hat in einer Note die Verant wortung für die durch die polnischen Aufstände in Oberschlesicn entstandenen Schäden abgelehnt. * Die amerikanische Regierung hat zur Ernennung des für Washington bestimmten deutschen Botschafters Geheimrat Wiedtfcld ihre Zustimmung erteilt. * In Berlin wurde im Haufe eines Kommunisten eine ge heime funkentelegraphische Station entdeckt. * PoincarS hat jetzt endgültig darauf verzichtet, nach Genua zu gehen, während Lloyd George endgültig beschloß, an der Konferenz teilzunehmen. * Der amerikanische Staatssekretär für Kriegswesen hat an geordnet, daß die amerikanischen Truppen bis zum 1. Juli vom Rhein zurückzuziehen sind. Abschied vom Rhein. Leider sind es nur die amerikanischen Besatzungstrup pen, deren endgültiges Verschwinden vom deutschen Nhein- sirom jetzt in halbamtlicher Form aus der amerikanischen Bundeshauptstadt gemeldet wird. Bis zum 1. Juli soll der Nest der Bundestruppen, der noch in Deutschland steht, zurückgezogen werden; woraus sich wahrscheinlich die hier- ourch entstehende Lücke sozusagen automatisch mit französi schen oder belgischen Mannschaften wieder füllen wird. Ein Tausch, mit dem die von ihm betroffene deutsche Bevölkerung gewiß keine Ursache haben wird, zufrieden zu sein. Denn von den Besatzungstruppen der verschiedenen Nationen, mit denen unser Rheinland nun schon viele Jahre hindurch überwacht und gequält wird, haben sich die Amerikaner immer noch verhältnismäßig am anständig sten benommen. Es war ihnen nicht darum zu tun, und kannte ihnen naturgemäß nicht darum zu tun sein, an den Bewohnern des besetzten Gebietes bis dahin unbefriedigt gebliebene Nachegefühle auszulassen, sie haben vielmehr — von einzelnen Ausnahmen abgesehen — ihre Aufgabe mit einiger Menschlichkeit ausgeführt, und im großen und ganzen kann ihnen Wohl nur der eine begründete Vorwurf gemacht werden, daß sie den verführerischen Weinfreudcn des Rheinlandes in gar zu zügelloser Weise nachgingen: vielleicht, um sich auf deutschem Boden wenigstens schadlos zu halten für die schwere Zeit der alkoholischen Entbehrun gen, die ihnen nach der Rückkehr in die ganz und gar unter Templerenzlergcfetze gestellte Heimat in Aussicht stehen. Gewiß, auch mit dem Steigen und Fallen des Dollars »ejgte das Barometer ihrer Launen bald heiteres, bald stürmisches Wetter an; aber unsere Brüder und Schwestern am Rhein werden ihnen insgesamt, wenn es zum Bbschied- nehmen kommt, das Zeugnis nicht versagen, daß sie im Vergleich mit Engländern, Franzosen und Belgiern immer noch die erträglichsten fremden Bedrücker gewesen sind. Was, nur relativ verstanden, als eine lobende Anerkennung ausgclegt werden darf. Dis Nückberufnng der amerikanischen Besatzungs truppen durch «die Washingtoner Negierung ist ein neuer Beweis dafür, daß die Union es satt hat, mit dem alten, keiner Belehrung zugänglichen Europa noch fernerhin in irgendwelcher Aktionsgemeinschaft zu verharren. Die Frage der Besatzungskosten, an die man zuerst durch einen Wink mit dem Zaunpfahl in Paris erinnern ließ, ist von der Botfchafterkonferenz für Len Augenblick mit einer freundlichen Handbewegung beiseitegeschoben worden, ohne daß sie damit etwa von Ler Tagesordnung ver schwunden wäre. Im amerikanischen Kongreß wird sie, wie alle Nachrichten beweisen, um so schärfer im Auge be halten, und die amerikanische Regierung dürfte sehr bald auf sie, wie überhaupt auf die Regelung der zwischenstaat lichen Schuldverhältnisse zurückkommen. Was jetzt von der Neparationskommission an neuen „Garantien" für das zu bewilligende Moratorium für Deutschland in Aussicht ge nommen wird, kann in Washington schwerlich eine bessere Meinung von dem guten Willen Ler Entente begründen, dis Schuldzahlungen von Deutschland seiner Leistungs fähigkeit anzupassen. In der Hauptsache soll es, wie schon wiederholt augekündigt wurde, auf eine Finanzkontrolle über das Reich hinauslausen, und hier sind es begreif licherweise die Zölle, auf die man es in erster Linie abge sehen hat. Wie Liese Maßnahmen ins Werk zu setzen sind, darüber zerbrechen sich die Mitglieder Ler Reparations- kommission immer noch Lie Köpfe. Sicher scheint vor läufig nur, daß Lie Frage der internationalen Anleihe, auf Lie es uns und allen Lenen, die Len Wahnsinn des Ver sailler Vertrages für den katastrophalen Niedergang in Europa verantwortlich machen, in erster Reihe ankommt, von der Rcparationskommission an die allerletzte Stelle gerückt wird, was sicherlich nicht dazu beitragen kann, der Entwertung Ler Reichsmark Einhalt zu gebieten. Aber ob es darauf den Mächtigen in Paris auch nur im min desten ankommt? Ob sie nicht vielmehr im Gegenteil a^'c rpre rocapnaymen oanacy emnchten, daß Die unheilvolle Entwicklung in Deutschland möglichst ungehindert ihren Fortgang nehme, um schließlich zu Lem Zusammenbruch zu führen, der Frankreich endlich zum alleinigen Herrn über Deutschland machen würde? Befürchtungen dieser Art haben nachgerade auch in den Vereinigten Staaten Boden gewonnen, und ihre Wirt- schaftlich führenden Männer insbesondere mögen sich schon lange fragen, ob das verarmte, verschuldete und für sich allein ziemlich hilflose Europa überhaupt noch zu retten sei, solange der Geist der französischen Politik den Lauf der Dinge zu bestimmen hat. Von Genua will Amerika nichts wissen, und vom Rhein zieht es seine letzten Mann schaften zurück; das eine wie das andere als Druckmittel auf Lie Entschließung Ler Entente gedacht, der man mit den bloßen Mitteln der Diplomatie nicht mehr beikommen kann. Die Sprache, die jetzt angeschlagen wird, dürste in London wie in Paris fehlerlos verstanden werden. Aber Latz man ihr Gehör schenken sollte, ist nach allen Erfah rungen Ler letzten Zeit schwerlich anzunehmen. 120 -h 4456 Millionen Goldmark. Bestätigung der Beschlüsse von Cannes. Seit Cannes leben wir in einem Zwifchenzustand, der für uns recht kostspielig ist, da die provisorischen Aahlun- gen, die wir alle 10 Tage in Höhe von 31 Goldmillionen zu entrichten haben, unsere Leistungsfähigkeit auf die Dauer weit übersteigen. Immer noch warten wir auf die end gültige Entscheidung der Neparationskommission über die definitive Höhe unserer weiteren Zahlungen. Jetzt aber lveiß die halbamtliche Havasagentur zu berichten, die Re parationskommission habe bereits Entscheidungen ge troffen, die daraus hinausliefen, den Hauptgrundsatz einer Finanzkontrolle über das Reich, besonders über die Zölle, zuzulassen. Die Ausführungs- bestimmungen sollen später festgesetzt werden. Zur Er leichterung der Abkommen über die Sachleistungen soll außerdem Deutschland verpflichtet sein, den Fehlbetrag von nichiausgeführten Naturallieferungen in bar zu zahlen. Die Frage der internationalen Anleihe soll später behan delt werden. Eine Abmachung soll festgesetzt werden, um Deutschland im Jahre 1922 ein Moratorium zu gewähren nnL zwar ans der Zahlungsgrundlage von Cannes, die uns zu 720 Millionen Goldmark in bar und 1450 Millio- nen Goldmark in Waren, anstatt der zwei Milliarden Goldmark und der 26-prozentigen Ausfuhrabgabe aus dem Londoner Ultimatum verpflichtete. Bei den Verhandlungen in Ler Kommission war übrigens wieder einmal die fran zösische Auffassung den Anschauungen der anderen Ver bündeten entgegengesetzt. Die Engländer und die Italie ner wollen Deutschland durch eine Art Ultimatum zur Einführung der verlangten Reformen auffordern, und cs soll dem Reich eine Frist gelassen werden, die notwendigen Einrichtungen zu treffeu. Frankreich aber will sofort das Kontrollsystem in Anwendung bringen. Der Erfolg dieser Beratungen der Neparationskommission ist, falls dis Entschlüsse endgültig in der vorstehenden Art und Weise gefaßt werden, für uns sehr wenig erfreulich, denn ohne eine tatsächliche Erleichterung unserer Zahlungs last zu erhalten, würde das deutsche Volk überdies unter sine drückende Kontrolle der Entente geraten. Die „Llnvefaniwortlichen". Wer entschädigt die beraubten Oberschlesier? Der Friedensvsrtrag hat seinerzeit dem Deutschen Reiche jeden Einfluß auf das oberschlesische Abstimmungs gebiet entzogen und die alleinige Verfügungsberechtigung der Interalliierten Kommission in Oppeln übertragen. Von diesem Vorrecht hat der französische Leiter dieses Kom mission jederzeit den weitestgehenden Gebrauch gemacht, weun es sich darum handelte, irgendwelche Vorstellungen der deutschen. Regierung zugunsten der deutschen Bevölke rung 'des Abstimmungsgebietes schroff abzuweisen. Ande rerseits hat die Interalliierte Kommission ebenso oft sich von der alleinigen Verantwortung für das ihrem alleini gen Befehl unterstellte Gebiet regelrecht gedrückt, wenn ihr diese Verantwortung unbequem wurde, oder wenn sich Gelegenheit bot, der deutschen Negierung die Verantwor tung für irgendwelche Vorkommnisse in die Schuhe zu schieben, auf die von Berlin oder Breslau aus überhaupt kein Einfluß bestand. Der tollste Fall einer solchen er künstelten „Unverantwortlichkeit" liegt aber jetzt in Ge stalt der Antwortnote der Botschaflerkonferenz vor, welche diese auf eine vom 13. Dezember 1921 stam- wmds deutsche Note über die E n t sch 8 d i a u a der durch die polnischen Aufstände an Hab und Gut, Ge sundheit und Leben geschädigten Deutschen in Ober schlesien erteilt hat. Die deutsche Regierung hat im Dezember gefordert, daß die alliierten Regierungen, welche die Aufstände sehr wohl hätten verhindern können, da sie von uns rechtzeitig gewarnt waren, allein die Verantwor tung für diese Schädigungen tragen und daß sie daher die Entschädigungssummen jedenfalls nicht der oberschlesifchen Bevölkerung etwa in Form von Stenern aufbürden dür fen. Die Antwort der Botschafterkonferenz (mit der vielsagenden Unterschrift Poincarös) ist nun in Berlin ein getroffen und stellt die unerhörte Behauptung auf, daß für die Ausstände in Oberschlesien eine Verantwortung der Alliierten nicht bestehe! In dem kühlen Tone der Machthaber, denen es ganz gleichgültig ist, ob sie recht oder unrecht tun, erklären die Herren in Paris, über die Frage Ler Verantwortung für Lie Polenausstände könne eine Erörterung nicht stattfinden. Der Friedensverlrag schreibe vor, daß die Kosten der Ver waltung Les Abstimmungsgebietes aus den ört - lichenAbgabenin Oberschlesien zu bestreiten sind, und darunter seien auch die Entschädigungen für die Auf stände zu verstehen. Dieser sehr weitherzigen Auslegung des Begriffs „Nerwaltungskosten" Wird hinzugefügt, Laß der deutsche Standpunkt selbstver-' stündlich nicht anerkannt werden ksinne. Die unglücklichen Oberschlssier sollen demnach die Kosten für Lie großen Verluste an Leben und Eigentum, dis ihnen durch den völlig unzureichenden, ja oftmals bös willig verweigerten Schutz durch die alliierten „Treuhän der" erwachsen sind, offenbar auch noch selbst tragen. Mau muß Wohl angesichts dieser skandalösen Antwort aus Paris annehmen, daß das letzte Wort in Lieser Angelegen heit noch nicht gesprochen ist, jedoch tut Eile not, da selbst verständlich vor der Übergabe der an Deutschland und Polen fallenden Teile Oberschlesiens an die Regierun gen in Berlin und Warschau Klarheit in dieser Frage ge schaffen sein muß, Ostpreußens Noi. Der Raub Ler fünf Weichseldörfer. Die Königsberger Blätter veröffentlichen einen Auf ruf, welcher in flammenden Worten zur Rettung Ost preußens vor polnischen Raubgelüsten ermahnt. Es heißt darin u. a.: Der Vertrag von Versailles sichert Ostpreußen einen freien und ungehinderten Zugang zur Weich sel. Trotz des feierlich beschworenen Vertragsrechts hat am 12. März die Interalliierte Grenzfesisetzungskommission die Grenze östlich des Stromes gelegt, eine Reihe von Dörfern auf dem östlichen Weichselufer zu Polen geschlagen und Deutschland selbst die letzte Zugangsmöglichkeil zum Strome genommen. Die neue Grenze durchschneidet au vier Stellen den Damm, der die fruchtbare Marienwerder Niederung vor Überschwemmung schützt; eine Sinnwidrig- keit, Deren Folgen unabsehbar sind. Die Abtrennung der Provinz Ostpreußen von der Weichsel ist damit vollständig geworden und der Ning, um die belagerte Feste geschlossen. Wache auf, Deutschland! Richte deinen Blick auf dei nen letzten Außenposten jenseits der Weich sel. Es handelt sich um mehr als einen Quadratmeter Landes; es geht um die deutsche Zukunft östlich der Oder. Helft uns, ihr deutschen Brüder und Schwestern. Der Arm -Deutschlands ist schwach, so helft uns mit dem Herzen Die Entrüstung und der heilige Zorn über den Gewaltsspruch, über den Bruch des Versailler Vertrages durch die Grenz- komMissiou flamme hoch empor zu einem entschlossenen „Nein", auf daß unsere Regierung Len Resonanzboden gibt für eine unbedingte Ablehnung des neuen Raubes an deutschem Land. D e u.tschla n d, rette Ostpreußen! Gewissen der Völker, schützet die Heiligkeit der Verträge! politische Rundschau. Deutsches Reich. Gegen den Abbau der Getreidebewirtschaftung« Vertreter Ler oldenburgischen Landwirtschaft und Ler Verbraucher hatten sich zu einer gemeinsamen Beratung über die künftige Ernährungswirtschaft zu'ammengefun- den. Die Aussprache, die unter dem Vorsitz des Minister präsidenten Tantzen stattfand, ergab als Resultat die ein stimmige Ansicht, daß ein weiterer Abbau des Getreide umlageverfahrens zurzeit nicht angebracht sei. Auch die gegenwärtige Lage in der Kartoffelversorgung erfuhr all- rcflia schärfste Verurteilung. Die Vertreter der Städte fo.>