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MMufferTaBlati Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 InsertlonspreU Ml. kill' dl« 6 gespaltene Korpu«zelle oder deren Raum, Reklamen, die r spaltlge Korpuszeile MI. Lei Wiederholung und Iahresauflrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen im amtlichen Teil (nur von Behörden) dle rgespaltene Korpuszelle MI. Nachweisungs-Gebühr 50 Psg. Anzeigenannahme bis vormittags 10 Uhr. Für dle Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Ieder Rabatt« anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. dem Jahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Rr. 71 Freitag den 24. März 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Jie Auszahlung der MiMbeunttelten-BeWe Freitag den 24. d. M. vormittag 9—1 Uhr in der Stadtkasse. Wilsdruff, am 22. März 1922. r«os Der Stadtrat. IIIUIIIIIIIIIlIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII!IIIIIIIIIIIIIIIIIIIlIIIIUI»IIIIIIIIIIIIIlIIIIIIIIlIIIIIII!IIIIII!IIIIII!IIII»III»II»IIIII»Ill!RIIIIII!IIII»III!IIIlIIIIIIIiI Nir M« WW, Dzchen bis mniillG 10 Ihr achngM. IllllllllllllllllllijilillllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllüIIIlIIIIIIIIIIIIIIIIIIIMIIMIIIMIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die Neparationskommifsion hat die deutschen Zahlungen für 1922 festgesetzt und verlangt Zusatzsteuern im Betrage von 60 Milliarden Papicrmark. * Der Reichsverkehrsminister Groener stellte im Hauptaus- schuß des Reichstages eine günstige Entwicklung der Reichs eisenbahnen fest. * Der Gesamtschaden, den die drei polnischen Aufstände im vberschlesischen Ausstandsgebiet hervorgerufen haben, wird auf 3 Milliarden Mark beziffert. * Der gemeinsame schlesische Provinziallan-dtag protestiert energisch gegen das an Oberschlesien begangene Unrecht. * Gegen den chinesischen Gesandten in Paris ist ein Attentat verübt worden, wobei der Gesandte verwundet wurde. 60 Milliarden neue Sienern Die Entscheidung der Reparationskommifsion. — Die Ratenzahlungen für 1922. — 4Ü Milliarden Zusatzeinnahmcn bis Jahresschlutz verlangt. — Einschneidende Kontrollmatznahmen. — Gefahr einer deutschen Regierungskrisis. Als die Konferenz von Cannes mit dem mageren Er gebnis einiger Vorschläge, jedoch ohne Beschluß über die deutschen Reparationszahlungen auseinanderging, blieb es der Reparationskommission in Paris überlassen, diese Entscheidung zu fällen. Sie verlangte zunächst von der deutschen Regierung Angaben über die deutsche Leistungs fähigkeit, die auch Ende Januar in einer Note und aus führlichen Denkschriften nach Paris übersandt wurden. Jetzt hat die Reparationskommission ihre Beschlüsse ge faßt, die, um es mit einem Wort vorweg zu sagen, auf die deutschen Auseinandersetzungen über die Grenzen unserer Leistungsfähigkeit keinerlei Rücksicht nehmen, sondern eine Verschärfung des Programms von Cannes darstellen, die bei der deutschen Regierung und im Reichs tage große Bestürzung hervorgerusen hat. Sowohl in der Summe der an uns gestellten Forderungen wie auch durch die Hinzufügung einschneidender und demütigender Kontrollvorschriften geht die neue Entscheidung über Cannes hinaus, während doch die deutsche Regie rung klar nachgewiesen hatte, daß schon die Vorschläge von Cannes unsere Kraft weit überstiegen. Zunächst über- nimmt die Reparationskommission den Grundgedanken von Cannes in unveränderter Form. Deutschland hat danach im Jahre 1922 720 Millio - neu Goldmark in bar und für 1450 Millionen Goldmark in Sachlieferungcn zu leisten. Bis jetzt hat Deutschland 281 948 920,44 Goldmark geleistet? infolge dessen sind n o ch 438 051 079,51 Goldmarkzubezah len, und zwar wie folgt: 18 051 079,51 am 15. April, je 5V Millionen am 15. Mai, 15. Juni, 15. Juli, 15. August, 15. September und 15. Oktober, je 60 Millionen am 15. No vember und am 15. Dezember. Von den Sachlieferungen gehen 950 Millionen Gold mark an Frankreich, der Nest an die übrigen Alliierten. Sollte eine böswillige Verzögerung der deutschen Negie rung in den Sachlieferungen festgestellt werden, dann wäre der dadurch verursachte Fehlbetrag Ende 1922 in bar zu entrichten. Sehr unzufrieden ist die Reparations kommission mit der deutschen Finanzreform, die wir jetzt mit vieler Mühe in Gestalt des Steuerkompro miss e s mit der Zwangsanleihe unter Dach und Fach ge bracht haben. Sie rechnet uns vor, daß die jetzige „Rege lung" gegenüber dem Londoner Ultimatum eine Herab minderung der deutschen Zahlungen um 45 Milliarden Papiermark für dieses Jahr bedeute, andererseits aber sei der deutsche Haushaltplan auf einem Markkurse von 45 Papiermark 1 Goldmark aufgebaut, während jetzt 70 Papiermark auf eine Goldmark kommen, so daß das deutsche Budget ein viel größeres tatsächliches Defizit als das rechnungsmäßig festgestellte aufweist. Die Note ver langt daher neue Anleihen oder neue direkte Steuern von uns, um die Reparationslasten pünktlich abzuzahlen. Dabei wird die neue Entscheidung als „Erleichterung" für die deutsche Negierung hingestellt, zugleich aber betont, daß auch dieser Zahlungsplan nur „provisorisch" sei und daß bei irgendwelchen Verzögerungen sofort „Maßnahmen" ergriffen werden müßten. Um nun die als unzureichend angesehenen bisherigen deutschen Anstrengungen zu ergän zen, wird zunächst verlangt, daß das Steuerkompromiß vor dem 30. April in Kraft treten soll, dann aber wird folgende neue Forderung aufgestellt: Die deutsche Negierung müsse unmittelbar einen Z u - faCSeuerentwurf ausarbeiten und in Kraft setzen. vurch den im Laufe des Budgetjahres 1922-23 eine Summe von mindestens 60 Milliarden Papiermark zuzüglich der Einnahmen, die das gesamte Budget vorsehe, erbracht werde. Dieser Gesetzentwurf müsse vor dem 31. Mai 1922 angenommen und in Kraft gesetzt sein und müsse den Eingang von 40 Milliarden Zusatzeinnahmen vor dem 31. Dezember 1922 sicherstellen. Schließlich wird zur Kontrolle der Durchführung der deutschen Leistungen verlangt, daß alle deutschen ge setzgeberischen und Verordnungsmaßnahmen der Repara- Lionskommission sofort mitzuteilen sind, über die Aus führung der Maßnahmen steuerlicher Art soll verhandelt werden. Die Reparationskommission werde durch den Garantieausschuß eine ziemlich umfangreiche Kontrolle ausüben lassen. Im April soll eine Revision des Aus gab e nbudget s erfolgen. Außerdem wird verlangt, daß bis zmn 30. April das Projekt einer inneren deutschen Anleihe vorgelegt und in das Studium der Bedingungen für die Auflegung einer äußeren Anleihe eingetteten werde. Schließlich soll bis zum 30. April ein Programm gegen die Kapitalflucht und über die Kontrolle der Auslandsdevisen und der deutschen Aus fuhr aufgestellt sowie die volle Unabhängigkeit der Neichs- bank gegenüber -der deutschen Regierung gesichert werden. -» Der Eindruck in Berlin. Beim Vekanntwerden dieser Forderungen in Berlin herrschte allgemein der Eindruck vor, daß wir dadurch in eine neue schwere Krisis gestürzt worden sind. Der auswärtige Ausschuß des Reichstages unterbrach sofort seine Beratungen über die Sachlieferungsabkommen, und niemand zweifelte daran, daß es für die deutsche Regie rung unmöglich sein werde, solche Leistungen durchzu führen. In Paris wollte man sogar bereits wissen, daß die deutsche Negierung infolge dieser Forderungen alsbald zurücktreten werde. Das eilt den Tat sachen natürlich voraus, aber Reichstag und Regierung sind sich über den außerordentlichen Ernst der Situation vollkommen im klaren, da niemand weiß, ob Verhandlun gen mit Paris zu einem annehmbaren Ziele führen werden. Erfassung von Getreide und Kartoffeln. Beschlüsse der deutschen Ernährungsminister Die in Berlin versammelten Ernährungsminister aller Länder befaßten sich in längeren Besprechungen mit der Getreidebewirtschaftung und der Kartofselversorgung. Sämtliche Länder, mit Ausnahme von Bayern, dessen Vertretung sich eine endgültige Stellungnahme vor behielt, sprachen sich für die Beibehaltung der Getreide umlage aus. über die Höhe der Umlage gingen die Mei nungen weit auseinander. Von verschiedenen Seiten wurde verlangt, daß der Gesamtbedarf an Brotgetreide durch die Umlage gedeckt werden soll. Festgestellt wurde auch, daß schon die Erhebung der bis herigen Umlage von 2lL Millionen Tonnen mancherlei Schwierigkeiten ergeben hat. In bezug auf die Kartoffel versorgung herrschte vollkommenes Einverständnis dar über, daß die freie Wirtschaft auf dem Kartoffelmarkte zu den allergrößten Schwierigkeiten in der Ernährung ge führt hat. Allgemein wurden Maßnahmen gefordert, um für das kommende Wirtschaftsjahr die Versorgung der Bevölkerung mit Kartoffeln zu angemessenen Preisen zu sichern. Auch wurde verlangt, daß bezüglich der Kartofselversor gung andere Schritte als bisher unternommen werden. Die Auffassung der Konferenz wurde in einer einstimmig angenommenen Entschließung, die von dem Reichsernäh- rungsministerium bestimmte Vorschläge für die Erfassung der Kartoffeln verlangt, zum Ausdruck gebracht. Nie Entwicklung -er Reichseisenbahnen. Allmähliche Gesundung. Neichsverkehrsminister Groener berichtete im Haupt ausschuß des Reichstages über die gegenwärtige Lage der Reichsbahn. Der Minister hat, so sagte er, die felsenfeste Überzeugung, daß das Unternehmen der deutschen Reichs eisenbahnen in seinem inneren Kern absolut gesund, auch finanziell gesund sei. Natürlich bedürfe es einer gewissen Zeit, um die Schäden wiedergutzumachen, die der Krieg im Eisenbahnwesen verursacht habe. Allerdings wolle er darüber keinen Zweifel lassen, daß der technische Apparat der Neichseisenbahnen nicht in der Lage fei, ganz plötz lichen mit Valutaverhältnissen zusammenhängenden Ve^ kehrsstößen gerecht zu werden. Solche plötzlich einsetzenden Verkehrsstöße könnten aber von Len Reichseisenbahnen leichter aufgefangen werden, wenn im engen Benehmen mit den beteiligten Wirtschaftskreisen gearbeitet würde. Wirkung der Tariferhöhungen. Im Juni 1921 sollte die Erhöhung der Tarife für den Personenverkehr 31^ Prozent Mehreinnahmen erbringen, sie hat erbracht 43,4 Prozent; im November: Voranschlag 33l^ Prozent, Ergebnis 65 Prozent; im Dezember: Vor anschlag 73 Prozent, Ergebnis 88 Prozent. Selbst im Januar 1922, einem sehr schlechten Reisemonat, war das Ergebnis noch 83 Prozent. Beim Güterverkehr ist die Entwicklung eine ähnliche. Im April 1921 sollte die Er höhung eine Mchreinnahme von 89,8 Prozent erbringen; erbracht hat sie zunächst nur 80,4 Prozent. Das Ergebnis wurde indessen immer besser und erreichte im Oktober bereits 118,8 Prozent. Der Voranschlag für Januar sah 240 Prozent vor; das Ergebnis war aber um 3 Prozent höher. Teilweise wurde der Friedensverkehr schon über schritten. Vom November 1921 bis Januar 1922 ist die Zahl der Beschäftigten um rund 30 000 gefallen. Die Zahl der Diebstähle ist in dauerndem Abnehmen begriffen. Im Januar 1919 wurden 23 000 Diebstähle gemeldet, im Ja nuar 1921: 16112, im Januar 1922: 12 010. Die verhängnisvolle Jnseratensteuer. Milderung oder gänzliche Beseitigung. bisherige Fassung der Jnseratensteuer sah eine Staffelung des Satzes bis auf 4 Prozent vor. Nament- lrch dre von keiner Partei oder Wirtschaftsgruppe abhängi- gen Blatter wären hierdurch in ihrer Existenz schwer ge fährdet Worden. Die Gefahr könnte auftauchen, daß die bisher noch erhaltene Unabhängigkeit der Presse und die Möglichkeit unbeeinflußter Meinungsäußerung bedroht würden. Die Deutschnationalen haben nun im Reichstag einen Antrag eingebracht, der eine Minderung der Steuer sätze vorsieht. Demnach soll die Steuer für die Übernahme von Anzeigen in Zeitungen und Zeitschriften betragen: für die ersten 200 000 Mark des vierteljährlich vereinnahm ten Entgelts 1 Prozent, für die nächsten 200 000 Mark des vierteljährlich vereinnahmten Entgelts 1N Prozent. Dar- Lber hinaus soll die allgemeine Steuer des Z 13, also dis reue zweiprozentige Umsatzsteuer, gelten. Wünschens- verter noch als die Annahme dieses Antrages wäre die wllständige Beseitigung der Jnseratensteuer als einer un- serechtfertigen Sonderbelastung eines sowieso schwer lei- »enden Gewerbes, das keine reinen Erwerbsunternehmun- ten umfaßt, sondern Kulturwerte in-sich schließt, deren Be- nnträchtigung verhängnisvoll für Volk und Staat wer- >en müßte. Das Ltnrecht an Schlesien. «Protest des gemeinsamen Provinziallandtages. Der gemeinsame 59. Provinziallandtag der Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien nahm in feiner Eröff nungssitzung folgende von allen Parteien beantragte Ent schließung einstimmig an: Als der Provinziallandtag im April vorigen Jahres auseinanderging, standen wir unter dem erhebenden Ein druck der glänzend verlaufenen Abstimmung in Ober schlesien, nach deren unzweifelhaftem klaren Ergebnis wir bestimmt darauf rechneten, daß unfere Heimatprovinz un geteilt und unverstümmelt bleiben würde. Diese Er wartung hat uns betrogen. Wider Recht und Gerechtig keit ist der Genfer Entscheid gegen uns, gegen den unzwei deutigen Vollswillen, gegen die Bestimmungen des Ver sailler Vertrages gefallen. Wenn wir auch, machtlos, wie wir sind, uns der Gewalt fügen müssen, so wollen wir doch auch von dieser Stelle aus einen weit vernehmbaren lauten Protest gegen das uns widerfahrene Unrecht er schallen lassen. In tiefster Trauer gedenken wir der Hunderttausende deutscher Brüder und Schwestern, die von uns und ihrer Heimatprovinz losgerissen, dem här testen aller Schicksale verfallen sind, ihr Vaterland zu ver lieren. Wir vertrauen auch jetzt noch auf die Gerechtigkeit der Weltgeschichte und halten unseren deutschen Brüdern da drüben die Treue über Not und Verfolgung, über Naum und Zeit! Aus Warschau berichten polnische Blätter, daß die Übernahme des polnischen Teiles von Oberschlesien nicht, wie beabsichtigt, am 1. Mai, sondern erst Mitte Juni erfolgen dürfte. Diesen Termin sieht ebenfalls die Inter alliierte Kommission in Oppeln bei ihrem Plan der Über gabe vor. In Genf hat Präsident Calonder seine Ver- mittluugsaktion zwischen den deutschen und polnischen Be vollmächtigten begonnen. Dabei gelang es, in der Frage d^s Verkehrs über Kreuzburg eine Einigung zu erzielen.