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Wilsdruffer Tageblatt : 08.03.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-03-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192203088
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220308
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220308
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-03
- Tag 1922-03-08
-
Monat
1922-03
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 08.03.1922
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ore Heranziehung der Frauen zum Schöffen- mrd Geschwo renenamt an. In der Vorlage ist den Frauen der Zu gang zu den bezeichneten Ämtern in gleichem Umfange wie den Männern eröffnet worden. Der Entwurf läßt jeöoch den Frauen die Möglichkeit, die Berufung zu dem Amte eines Schöffen oder Geschworenen abzulehneu Das Vermächtnis der Kriegsopfer. Der Volksbund für deutsche Gräberfürsorge veran staltete im Reichstagsgebäude eine sehr eindrucksvolle Ge dächtnisfeier sirr die gefallenen des großen Krieges. Da bei hielt der Reichstagspräsident Loebe eine Gedenkrede, in der er als das wertvollste Vermächtnis der Kriegs opfer die moralische Kraft der Einigung schilderte, die von den Toten ausgeht. Den Gipfelpunkt seiner Red: bildeten die Worte: „Nebeneinander ruhen die Söhne aller deut- schen Länder und Gaue und erinnern daran, daß kein Druck und keine Lockungen uns lösen werden von der Einheit des Deutschen Reiches. Nebeneinander gebettet liegen die Söhne Österreichs und Deutsch lands und erinnern daran, daß wir die Stammes- einheit mü> Staatseinheit erheben werden trotz aller widerstrebenden Lewalten.* Versicherungs- und Jnseratensteuer. VH Der Steuerausfchuß des Reichstages beschäftigie sich mit dem Versicherungssteuergesetz, nachdem zuvor ein An- trag, der der Jnseratensteuer eine vierteljährliche Berech nung zugrunde legen und dieser Bestimmung rückwirkende Kraft für 1921 geben will, angenommen worden war. Im Versicherungssteuergesetz wurde der Antrag angenommen, der Versicherungen von Vieh aus kleinen Viehhaltungen bis zur Versicherungssumme von 25 000 Mark steuer frei läßt. Bleibt es bei dem Programm von Cannes? , Die Frage der endgültigen Festsetzung der jährlichen Leistungen Deutschlands an die Entente wird den Gegen stand einer neuen Besprechung der englischen finanziellen Sachverständigen mit dem französischen Finanzminister und mit italienischen und belgischen Vertretern bilden. „Daily Telegraph* schreibt hierüber: Die Festsetzung der Gesamtsumme, die Deutschland in bar und Ware zu liefern hat, ist der Wiedergutmachungskommission über tragen worden, die, soviel man hier erfahren hat, die Zahlen von 728 Millionen Goldmark in bar und 1458 800 008 Goldmark in Sachleistungen beibehnlten hat, auf die man sich ursprünglich in Cannes geeinigt hat. Jürgen. X Fiume wirklich italienisch? Das in Fiume einge setzte Revölutionskomitee, der „Nationale Verteidigungs- ausschuß*, hat die entgültige Einverleibung Fiumes in Italien proklamiert. Der Präsident der Fiumaner Repu blik Zanella hat nach der Kapitulation eine Abdankungs erklärung unterzeichnet. Der nationale Verteidigungs ausschutz für Fiume hat die italienische Regierung gebeten, unverzüglich Bestimmungen zu treffen, damit die Siche rung der öffentlichen Ordnung von Carabinerie und ita lienischen Truppen übernommen und ein Vertreter der italienischen Regierung nach Fiume zur Übernahme der Verwaltung des Stadtgebietes entsendet werde. Der Straßenkampf in und um Fiume dauerte sieben Stunden. Acht Mann wurden getötet, etwa 50 verwunde* Großbritannien. X Erne politische Schlacht. Die hitzigen Gefechte nm die Person Lloyd Georges schwanken in England noch hin und her. Die Kdnfervativen, bei denen der Minister präsident am meisten in Ungnade gefallen war, bemühen sich jetzt selbst, eine sofortige Krisis zu vermeiden, da auch sie keine allzu günstigen Aussichten im Falle von Neu- «wcchle» habm. Einer der konservativen Lords bezeichnete sogar in feinem Ärger den Hauptführer der konservative» Attacke gegen Lloyd George als einen Schiffsjungen, der sich die Rolle des Steuermannes in der Partei angemaßt hstzL Churchill sagte in einer Rede, es werde in Die Grafen von Freydeck. 8Sj Roman von A. Ostland. „Ich weiß alles," sagte sie herzlich, „und freue mich, daß ich eine so liebe Verwandte finde. So eigentlich verwandt sind wir wohl nicht,- denn ick bin ja die Stief tochter Mamas. Aber wir wollen doch zusammenhalten, Hilda, nicht wahr? Wenn wir nicht geglaubt hätten, du seiest damals, wie Doktor Aufenbach erzählte, in die Donau gestürzt, hätten wir auch noch nachgeforscht." Hilda konnte sich zwar immer noch nicht zurecht finden, aber Angela erklärte ihr alles, und so kam sie nach und nach zur Klarheit. Angela hatte am Vorabend lange mit ihrer Stief mutter gesprochen, welche nun, da sie wußte, daß Hiida lebte und ihr einstiger Gatte tot sei, den ganzen Sach verhalt ins klare bringen wollte. Wenigstens Doktor Ger lach, die Familien Freydeck und Günther mußten alles erfahren. Für die große Menge konnte man ja dann nur einen Teil des Ganzen auswählen. Aber es währte sehr, sehr lange, bis Hilda alles begriff, bis sie es verstand, daß sie nie Fritz Wentheims Tochter gewesen. Diese Wahrheit tat ihr doch sehr wehe. Und doch war diese Lüge ihrer Abstammung eine Wohltat gewesen für den Mann, der, vollständig verein samt, nur noch einen Halt im Dasein besaß: die Liebe zu diesem Kinde, das gar nicht sein Kind war! Diese Liebe war sein Glück, sein Trost, es war das letzte Nestchen reinen Menschentums in diesem Herzen. Und für diese Liebe wollte Hilda von Freydeck dem Spieler, dem Ver lorenen dankbar sein, solange ein Atem in ihr war! „Und mein wirklicher Vater? Was weißt du von ihm?" „Lr ip vor vier Jahren gestorben. Fern auf einer kleinen Farm, am Rande des Urwaldes. Mama hat einen Brief von Grete, von deiner wirklichen Mutter — hier, sie gab - ür für dich — und hier: deinen echten Taufschein: Tochter des Grafen Ernst von Freydeck aus Oesterreich (Schloß Freydeck bei Heidenheim) und de en Ehesrau Margarete, geborenen Wentheim aus Wien. — Es stimmt alles, und die Originaleintragungen im Küchen- buche find vollständig übereinstimmend. Mama hat dich damals zur Taufe gehalten: die Papiere behielt dein Later. Und dann kamst du nach Neuyork in Wentheims Hausals seine Tochter. Deine Mutter hat dich öfters be sucht; sie soll so gut gewesen sein, so schön — weine doch nicht, Hilda, weine nicht!" Aber Hilda konnte nicht anders, sie mußte weinen! Sie dachte an Fritz Wentheims Aufzeichnungen. Nun wußte ie es, was sie damals so zwingend hingezogen hatte zu näcyiier Zeit eine Schlacht geschlagen werben, und die Frage fei nun, ob sie von einer nach den Plänen geschickte? Führer organisierten Armee oder ohne einen wirklichen Plan geschlagen wird. Sehr geschickt lenkte Churchill ab, indem er erklärte, die Schlucht werde gegen die wachsende Gefahr des Kommunismus gekämpft werden müssen. Er sprach die Erwartung aus, daß c»is der Koalition eine starke, geeinigte, dauernde, nationale Partei entstehen werde. Wett- und Volkswirtschaft. Was kosten fremde Werte? Die nackflehenbs Tabelle besagt, wieviel Mark für 165 Gulden, 160 dänische, schwedische, norwegische, österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französisch» Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Brief" --- angeboten; „Geld" --- gesucht.) Börsenplätze Holland.. . Guld. Dänemark. . Kron. Schweden. . Kron. Norwegen . Kron. Schweiz. . . Frank Amerika. . . Doll. England. . . Vfd. Frankreich. . Frank Belgien .. . Frank Italien ... Lire Dt.-Osterr. . Kron. Ungarn .. . Kron. Tschechien .. Kron. 6. 3. 4. 3. Stand Geld > Brief Geld s Brief 1.8.14 9940,05 9959,85 9540,45 9559,5s'l70 Mk. 5529,45 5549,55 5334,65 5345,35 112 . 6893,10 6906,10 6658,30 6666,70 112 „ 4605,35 4614,65 4400,55 4409,45 112 . — —- 4930,00 4970,00 72 . 261,23 261,77 251,74 252,26 4,40. 1152,36 1154,70 1113,85 1116,15 20,20. — — 2293,70 2293,30 80 . 2257,70 2267P0 2172,80 2177,20 80 . —— — 1326,15 1328,85 80 . 4,58 4,62 4,58 4,62 85 . 35,26 35,34 35,56 35,64 85 «, 423,55 424,45 410,55 411,45 Berlin, 6. März. (Stand der polnischen Mark.) Polen- Mark an der heutigen Börse mit 5,76 Pf. bewertet. » Berliner Produktenbörse vom 6. März. Die amtlich Nos tierten Preise waren an der Berliner Börse pro 60 Kilogramm ab Station: Weizen, märkischer 650—660 M. Höher. Roggen, märkischer 505—508 M., pommerscher 500—503 M. Fester. Sommergerste 480—500 M. Höher. Hafer, märkischer 460—468 Mark, pommerscher 456—462 M. Fester. Mais ohne Pro venienzangabe März-April 434—436 ab Hamburg. Höher. Wei zenmehl pro 100 Kilogramm frei Berlin 1550—1650. Feinste Marken über Notiz bezahlt. Ruhig. Roggenmehl pro 100 Kilo gramm frei Bersin 1150—1240 M. Ruhig. Weizenkleie frei Berlin 390. Fest. Roggenkleie frei Berlin 390. Fest. Raps 960-970. Fest. Erbsen, Viktoria 630-670 ab Station, kleine Speiseerbsen 520—650 M. ab Station, Futtererbsen 460—485 ab Station, Peluschken 570—620 ab Station, Wicken 670—720 ab Station, Lupinen, blau 450—490 ab Station, Pesgl. gelb 608 bis 670 ab Station, Serradella neue 800 bis 850 ab Station, 1920er 525—625 ab Station, Rapskuchen 430—445 ab Station. Trockenschnitzel 375—380 ab Station, vollw. Zuckerschmtzel 408 bis 420 ab Station, Torfmelasse 30-70 155—160 ab Station. Erhöhter Goldankaufspreis. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und Post erfolgt in der Woche vom 6. bis 12. März d. I. zum Preise von 850 Mark für ein 20-Markstück, 425 Mark für ein 10-MarkstüL Für ausländische Goldmünzen werden entsprechende Prefie bezahlt. H Um die Einfuhr deutscher Farbstoffe nach Amerika. Die Auseinandersetzungen im Kongreß wegen der deutschen Farb stoffe sind äußerst lebhaft geworden. Es hat den Anschein, als ob unter den Abgeordneten die Stimmung für die Einfuhr günstig geworden ist. Die LMerfsier in Wittenberg. Jubiläum der Bibelübersetzung. Wittenberg, 6. März. Unter stärkster Beteiligung der evangelischen Kirchen des In- und Auslandes, der großenkirchlichen Verbände, der heologischen Fakultäten, der Kirchen- und Stadtgemeinden begann vorgestern hier die Luthererinnerungs- feie r. Bahnhof, Prcdigerfeminar und Rathaus prangten :m Schmuck von Laubgewinden und Fahnen, die Denk mäler Lu « Hers und Melanchthons ans dem Marktplatz jener sremoen, loren Frau, oie io auein m oem ooen Zimmer der „Freistatt des alten Marienklosters" lag. Das war Grete von Freydeck gewesen! Sie, Hilda, hatte an ihrem Grabe gestanden, an jenem Grabe auf dem stillen Friedhof der Namenlosen, wo der deuische Wald hereinrauschte in den tiefen Schlummer der Toten, die einst, da sie jung gewesen, hier den ersten seligen Traum von Liebe und Menschenglück geträumt hatte. Angela ließ die Tieferschütterte ausweinen. Nur ganz sacht schob sie zwischen die feinen Finger des Mädchens das Bild der Brüder Günther, und sehr sanft begann sie von ihnen zu sprechen. „Georg ist Ingenieur. Er leitet den Bahnbau bei Freydeck. Ach so, du weißt ja noch gar nicht, Frey deck gekört Mama! Freilich, im Kaufverträge stehe ich, denn Mama wollte nicht, daß man erfährt, daß sie noch lebt. Jetzt allerdings werden wir den Kauf rückgängig machen; denn nun ist ja außer dem dahinsiechenden Hugo von Freydeck, der noch immer im Irrenhause lebt, noch euie da, welche Ansprüche hat auf das Freydecksche Erbe." Hiida hob den Kopf. „Noch eine?" Sie war bei ihren eigenen Gedanken gewesen, hatte kaum auf die Worte ihrer Gefährtin gehört. Angela lächelte. „Ja, noch eine; eine echte Freydeck. Ich glaube, sie heißt Hilda!" »Ich?" „'.natürlich, du! Du bist die Tochter Ernst von Frey- decks. Dir gebürt das Schloß und der größte Teil des ganzen Brrmögens; Mama hätte ja auch Ansprüche, und jetzt, wo Wentheim tot ist, liegt ihr auch nicht mehr so viel daran, wenn man daheim erjäyrt, daß Lucie Varnini einst Komtesse Freydeck hieß. Aber sie selbst hat doch keine Kinder. Ich bin durch Papa und durch meine eigene Mutter glänzend versorgt. Mama selbst ist vollkommen simergestellt, wenn mein armer Vater einmal von jeinem Leiden erlöst wird. Sie wi r t ,c n ga .nrPflichtteil für Wohlfahrtszwecke in Frey» deck und veiüenyei-i - nen und deren Ausführung dir überlassen Sie selbst will nie mehr zurückkommen in die alt« Heimat. Lin-iweitcn lebt ja Papa noch, und er kann noch lange, lange leben. Mama findet in dieser furcht baren Pflege einen Lebensinhalt —" „Und Frieden und Beruh c ng durch strenge Pflicht erfüllung", vollendete Lutte Va ninis Stimme von der Türe her. Die beiden Mädchen sahen erschrocken auf, sie hatten sie gar nicht komm-n gehört. Nun stand sie dort im Türrahmen, hoch und icyi uik. noch immer eine wunder schöne Erscheinung trotz des tiesbleichen, vergrämten Ge sichtes. Sie setzte sich neben Hildas Bett und strich zärt lich über die scylanken Hände des Mädchens. waren bekränzt. Die erste Anregung, den« Tag, an den, sich die Rückkehr Luthers von der Wartburg zum vier- hrmldertsten Male jährte, festlich zu begehen, ging von dem Führer der schwedischen evangelischen Kirche D. Söderblom ans. Eröffnet wurden die Luthertage mit einer Begrü- ßungs feier in der Schloßkirche, die die Grabstätten Luthers und Melanchthons umschließt. Ephorus D. Jordan wies aus die Gegenwartsbedeutung Luthers hin. Von aus ländischen Gästen antworteten Erzbischof Söderblom, der Däne Jörgensen, der finnische Bischof Gummerus, der un garische Bischof Raffay, Pastor Funger aus der Ukraine und Pastor Wehrly von der deutschen evangelischen Sy node Nordamerikas. Söderblom sagte u. a., daß sein Va terland in -geistiger Hinsicht niemand so viel verdanke wie Luther. Er legte als Zeichen des Dankes zum Schluß seiner Rede einen mit den schwedischen Farben geschmück ten Lorbeerkranz an Luthers Grab nieder. An die Begrüßungsfeier schloß sich gestern ein Fest zug, der mit den Fahnen und Trachten der Hallenser Stu dentenverbindungen und den Talaren der Universitäts- Professoren und Geistlichen ein farbenprächtiges Bild bot. In der geschmückten Stadtkirche (Luthers Predigtkirche im März 1522) hatte sich inzwischen eine gewaltige Menge zum Festgottesdienst versammelt. Die Staatsbehörden waren durch den preußischen Kultusminister Dr. Boelitz vertreten. Bischof D. Gummerus aus Borga (Finnland) hielt die Festpredigt. Nach der Feier sand eine Besichtigung der Lutherhalle statt. Heute sand in der Aula des Melanchthonghmnasiums die Festsitzung der Luther- gssellschaft statt. Es sind jetzt 400 Jahre, daß Luthers Bibelübersetzung, oie Frucht seines Aufenthalts auf der Wartburg, erschien. Anfang März vollendete er das Neue Testament; die ganze Bibel war erst 1534 vollendet. Luther hatte sich bei seiner Übersetzung der Bibel nicht an die lateinische Kirchenbibel (Vulgata), sondern dm griechischen Text des Neuen und den hebräischen des Alten Testaments gehalten. Er suchte dabei, wie er sagte, dem deutschen Volke „aufs Maul zu gucken", d. h. er suchte nach volkstümlichem Ausdruck, In nigkeit und Lebendigkeit und wurde zum Schöpfer der deutschen «Schriftsprache. Nah und Kem. O Die erste Rostocker Frühjahrswoche wurde am 4. März geschlossen. Das umfangreiche Programm (Kunst, Wissen schaft, Landwirtschaft und Sport) wurde ungekürzt er ledigt. Die Festausführungen fanden ihren Abschluß mit einer Aufführung der Alpensymphonie von Richard Strauß. Im nächsten Jahre soll die Festwoche unter Em- beziehung von Schiffahrt und Handel wiederholt werden. O Eine neunzigjährige Rothschild. Freifrau Mathilde von Rothschild beging am 5. März in Frankfurt M. ihren neunzigsten Geburtstag. Der Magistrat der Stadt ließ ihr durch den Bürgermeister eine Radierung nebst Urkunde überreichen. Die städtischen Körperschaften in Königstein im Taunus ernannten« sie zur Ehrenbürgerin Ler Stadt. Mathilde von Rothschild ist die Stifterin meh rerer Siechenhäuser, Lungenheilstätten, Kinderheilstätteu und Erholungsheime. O Tristan als Zahnarzt. Das Mitglied der Staatsoper in Berlin, Kammersänger Oskar Bolz, «der in Richard Wagners „Tristan und Isolde" den Tristan singt, ist von der Berliner Universität zum Doktor der Zahnheilkunde promoviert worden. Bolz war schon während des Krieges als Zahnarzt in Lazaretten tätig. O Großfeuer in einem Augustinerkloster. In Bad Nei chenhall wurde das im 12. Jahrhundert gegründete Äugustinerkloster St. Zeno, das jetzt Klosterfrauen zum Aufenthalt dient und ein Mädchenerziehungsinstitut hat, von einem Großfeuer heimgesucht. Es gelang, das ange baute Münster, ein historisches Bauwerk mit großen Kunst schätzen, zu retten; jedoch richtete Wassereinbruch bei der Brandlöschung großen Schaden in der Kirche an. SWMWSSSSSSSSSSMWWSWSS-MNWWS u > w „Angela hat recht," sagte sie; „heim will ich nie, nie mehr. Ich werde hier ausharren bis zum letzten Augen blick. Mein Gatte, Leo Varnini, hat mich dereinst aus Liebe gekeiratet. Und ich war so ganz verlassen. Seit jenem Schi« sunglück, bei dem auch ich fälschlich als ver unglückt angegeben worden war, lebte ich als Verkäuferin in einer kleinen, nordamerikanischen Stadt ein elendes Leben. Mein einziges Streben war nur, unerkannt zu bleiben. Nis sollte jemand ahnen, daß Lucie von Freydeck ihre Liebe so teuer bezahlen mußte. Ich wollte tot sein für meinen Vater, der mir hartherzig nie verziehen hat; für Tante Berghaus, welche mich eigentlich aus dem Vater hause vertrieb, und für Hugo, der mir mit seinem Hoch mut nie nahegestanden. Aber ich wurde krank. Die schwere Arbeit erdrückte mich. Von Ernst und Gretchen hörte ich nichts mehr. Auch sie glaubten mich tot. Daß ich ihr Kind — un fähig, weiter dafür zu sorgen — als mein Kind in die Heimat sandte, weil ich gar keinen anderen Ausweg mehr sah, das schrieb ich ihnen später, als ich wieder ihren Wohnort erfuhr. Fritz Wentheim saß damals im Gefängnis — zucke nicht zusammen, Hilda, es ist so l Mag sein, ich habe viel Schuld daran. In dieser letzten Nacht, da ist mir manches klar geworden. Ich war eine völlig unerfahrene Frau, unfähig, das Leben so zu nehmen, wie es in Wahrheit ist- Ich stellte viel zu hohe Ansprüche an ihn, und er er füllte sie um jeden Preis —" „Weil er dich liebte", vollendete Hilda, Die blasse Frau seukte den Kopf. „Dann war wirklich seine Liebe stärker als die meine," sagte sie leise; „dann mag ihm wohl vergeben wcrüen um dieser großen Liebe willen! Aber ich hatte diese Liebe nicht mehr. Ich sah es immer deutlicher ein, daß wir nie zusammen taugen würden, nun, nachdem die Leiden schaft verrauscht war. Ich — ich schämte mich seiner — und während er im Gefängnis saß, ließ ich mich scheiden und verließ heim- lich Neuyork." Einen Moment stockte Lucie Varnini. Vielleicht war sie sich doch darüber klar geworden, daß Fritz Wentheim nütt aus gemeinen Gründen jene Wechselunterschrist ge- sttjchc hatte, daß er ein Unrecht beging in Not, in Ver zweiflung. Ruhiger fuhr sie fort: „Als ich krank und im größten Elend war, da traf mich Varnini. Und vom ersten Augenblick, da ich ihn sah, wußte ich es: dieser Mann wäre sür mich der rich tige gsw 'sn! Ihn liebte ich nicht mit der wiwen Leiden schaft dcr Jugend, sondern mit der großen, tiefen Liebe der reifen Frau. Ich war glückselig, als er mich gleichfalls lieben lernte, und ich liebte auch sein Kind innig. Freilich, das alles war nur ein einziger, kurzer Augenblick des Glückes.
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