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MdmUAMalt Kernsprrcher Wilsdruff 7!r. 6 Tochenbl(l^ fUs ^Üll^dsUff UNÜ ^MgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts -a Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. B«,!««« «ritz»» in »«r«UW-rtNcher «chriMeUer: Her««»» Lissi«, für de« I«ferate«1eU- Asch««»«, »*»r i» »a«dr»A Rr. 59 Freitag den 10. März 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Wegen Reinigung bleiben sämtliche Geschäftsräume des städtischen Verwaltungs gebäudes Montag, de« 13. und Dienstag, den 14 März 1922 geschlossen. Dringliche und standesamtlich« Angelegenheiten werden an beiden Tagen vormittags von 11—12 Uhr erledigt. Wilsdruff, am 7. März 1922. z«i Der Stadtrat. Sie Auszahlung der MftMMterWilWN LLLLL reuten auf Grund des Gesetzes vom 7. 12. 1921, eifolgt, soweit Antrag gestellt ist, für Monat März 1922 Freitag, de« 19. März 1922, vorm. 9—1 Uhr in der Stadtkaffe. Wilsdruff, am 8. März 1922. Z», Der Stadtrat. Die Teuerungszuschläge an Kriegshinterbliebene und -Beschädigte werden Freitag» de« 10. dss. Mts.» vormittags 9—12 Uhr in der Stadtkaffe ausgezahlt. Wilsdruff, am 8. März 1922. ss» Der Stadtrat. Kesselsdorf. Die Ausgabe d. Brotmarken für die Zeit vom 13. März bis 4. Juni 1922 erfolgt am Freitag, de« 10. dss. Mts.» vorm. 10—12 Uhr im Gemeindeamt. Die Zeit ist unbedingt inne zu halten. Kesselsdorf, am 9. März 1922. ss» Der Gemeindevorstaud. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Nach einer Schätzung der Reparationskommission hat Deutschland im Jahre 1921 über 6)4 Milliarden Goldmark Kriegsentschädigungen bezahlt. * Reichspräsident Ebert hielt bei seinem Besuch der Leip ziger Messe zwei Reden über den wirtschaftlichen Wiederauf» bau und die Aufgabn des Reichsgerichts. * Der Sozialdemokratische Parteiausschuß beschloß, den Parteitag für die -weite Septemberhälste nach Augsburg einzu» berufen. * Die Interalliierte MilitärkontroMommisston hat in einer Note die Abänderung der deutschen Ausbildungsvorschrift für die Artillerie gefordert. * Balfoure hat in seiner großen politischen Rede für Lloyd George Stellung genommen. * Amerika wird an der Konferenz von Genua voraussicht lich als aktives Kongreßmitglied teilnehmen. Leipziger Reden. An der Goethewoche in Frankfurt am Main hat Reichspräsident Ebertsich mit einer vielbeachteten Rede beteiligt, und jetzt ist er in Leipzig beim Besuch der dor tigen Frühjahrsmesse abermals mit einer Kundgebung hervorgetreten. Allerdings hatten auch die verantwortlichen Leiter der Messeveranstaltung diesmal ungewöhnliche Vorkeh rungen getroffen, um die allgemeine Aufmerksamkeit noch mehr, als es sonst schon der Fall ist, auf ihr Werk hin- zulenken. Die leitenden Männer der früheren Bundes staaten waren mit dem Reichspräsidenten nach Leipzig geladen, und die Besichtigung der ins Riesenhafte ange wachsenen Warenschau gipfelte in einem Essen im großen Festsaale des Zentraltheaters, an dem nicht weniger als 1500 Personen teilnahmen. Hier war es, wo Reichs präsident Ebert den Gedanken, die ihn auf den Rund gängen durch die Messepaläste bewegten, öffentlichen Aus druck gab. Er sprach von dem Uesen Eindruck der Tat kraft des werktätigen Deutschlands, von dem unerschütter- licben Willen des deutschen Volkes, sich durch Arbeit seine Freiheit wiederzuerkämpfen. Hier habe man ein Spiegel bild unserer schaffenden Arbeit, einen Gradmesser für den Stand der wirtschaftlichen Produktion; beste Qualitäts ware, Erzeugnisse bewährten deutschen Gewerbefleißes, hochentwickelter moderner Technik überall. Bei diesem Anblick begreift man die Notwendigkeit verstärkter Aus fuhr unserer Jndustrieerzeugnisse, mit denen wir uns wieder Guthaben im Auslande verschaffen könnten. Aber leider können wir heute noch nicht durchsetzen, wozu die Not uns treibt. Wohl haben wir in den letzten beiden Monaten einen kleinen Überschuß der Ausfuhr über die Einfuhr; der aber ist nur erreicht worden, weil wir die Einsuhr von Lebensmitteln und Rohstoffen sehr erheblich einschränken mußten. Ein gesundes Verhältnis zwischen Einfuhr und Ausfuhr wird es nur geben können, wenn man uns erlaubt, von unseren naturgegebenen Kräften wieder vollen Gebrauch zu machen. Wir verfügen über Arbeitswilligkeit und Fleiß, über Leistungsfähigkeit und Erfindungsgeist, und hohe Qualitätsarbeit läßt sich nir gends in der Welt so entwickeln wie bei uns. Aber alle diese Fähigkeiten und Möglichkeiten werden niedergehalten durch die schweren Lasten, die dem geschwächten und ver stümmelten deutschen Wirtschastskörper durch die Ver pflichtungen des Versailler Friedensvertrages auferlegt find. Deutschland hat den Siegerstaaten schon vor Mo naten öffentlich erklärt, daß es beim besten Willen und ernstlicher Bemühung Ermäßigung der in London dik tierten Zahlungen verlangen müsse. Wir haben, meinte der Reichspräsident, durch die Tat unsern ernster: Willen gezeigt und alle Gründe für unser Verlangen unumwun den mitgeteilt. Von der Erkenntnis ihrer Richtigkeit im Auslande wird erst abhängen, ob der Krieg aus dem Ge biete der Wirtschaft zum Unheil von ganz Europa fort gesetzt werden soll oder nicht. Noch hofft der Präsident, daß es gelingen werde, dis großen Schwierigkeiten, die unsere wirtschaftlichen Kräfte und ihre Ausnutzung hemmen, und die nicht nur ein Hindernis der deutschen Wirtschaft, sondern der Weltwirt schaft überhaupt sind, im Wege der internationalen Ver ständigung zu beseitigen: noch möchte er an dem Glauben sesthaüen, daß die bevorstehende Konferenz in Genau da für vorbereitende Schritte tun werde. Die Leipziger Messe, die von jeher ein wichtiger Faktor war für die wirtschaftliche Verständigung der Völker, bezeichnet Herr Ebert als den Schrittmacher und Vorkämpfer für dis Wiederherstellung der Weltwirtschaft; womit er, das darf man wohl sagen, zweifellos im Sinne der ungezählten Tausende von ausländischen Messebesuchern gesprochen hat. Ihr Sinn ist aus Geschäftserfolg gerichtet, und für ihre Person würden sie gewiß lebhaften Einspruch da gegen erheben, wenn ihre heimischen Politiker dieses Ge schäft durch ihre völkerverhetzenden Treibereien stören Würden. Aber die Lenker der feindlichen Staaten stehen über privaten Geschäftsinteressen; die Politik, auf die sie schwören, steht ihnen höher als vorüber gehende Messecrfolge, und wenn sie auch ihre Staats angehörigen für den Einkauf deutscher Waren möglichst freie Hand lassen, — ihre politische Haltung dem arbeitS- eifrigen und auf Weltwirtschaft hindrängenden Deutschen Reiche gegenüber wird davon nicht im mindesten berührt. Deshalb soll man sich hüten, von Veranstaltungen dieser Art, so verdienstlich, so nützlich und so erhebend sie auch sein mögen, Wirkungen zu erhoffen, die auf einem ganz andern Blatt stehen. Anerkennung für das Reichsgericht. Am zweiten Tage seines Besuches in Leipzig besuchte Reichspräsident Ebert, begleitet vom Reichsjustizminister Rad- bruch und den übrigen in Leipzig anwesenden Ministern, das Reichsgericht. Hier wurden der Reichspräsident und die übri gen Herren von dem Präsidenten des Reichsgerichts, Delbrück, und dem Präsidium des Reichsgerichts feierlich empfangen. Der Reichspräsident und die Reichsminister wohnten je einer Sitzung des Zivilsenats und des Strafsenats bei. Beim Präsi denten des Reichsgerichts fand dann ein Frühstück statt. Nach einer Begrüßung durch den Reichsgerichtspräsidenten Dr. Del brück nahm der Reichspräsident das Wort, indem er folgende Gesichtspunkte entwickelte: „Sichtbar und vernehmlich vollzieht sich der Wieder aufbau der deutschen Wirtschaft — ich habe es beim Be suche der Leipziger Messe mit stolzer Bewunderung erlebt Aufruf! Mrshilse Kes KMell Bölkes" Volkssammlung für das notleidende Alter im Freistaat Sachsen, 11. und 12. März 1922. Helft dm notleidenden Alter! Unsere alten Leute hungern und darben! Sie haben ihre Arbeitskraft verloren, und entwertet ist auch der letzte für die Tage des Alters zurückgelegte Sparpfennig. Es ist heilige Pflicht aller, unsern alten Leuten zu helfen! Unsere Dankesschuld gegen unsere Eltern ist groß. Steis haben die Ehre und Achtung eines Volkes für seine Alten als das schönste Wahrzeichen seiner Sitte und Kultur gegolten. Darum ihr Gesunden und Arbeitsfähigen, ihr Reichen und ihr Besitzenden: Gedmket all? Eurer Pflicht gegen die bedürftigen alten Glieder unserer Volksgemeinschaft. WlkichkTelskidttAurdMmümGksMm! Spende ist tzelje ei» jeder «sch WenMsten! Alle Banken und Bankgeschäfte, Staats- und Ge meindekassen und sonst gen öffentlichen Kaffenstellen, sowie Zeitungen nehmen Spenden entgegen. — still und unmerklich geschieht der nicht minder wichtige Wiederaufbau des deutschen Rechts. Der Boden hat unter uns gewankt in diesen schweren Jahren — auch der Rechtsboden. Das Rechtsbewutztsein ist gelockert, über kommene Rechtsanfchauungen erschüttert, neues Rechts- Verlangen geweckt, die Rechtspflege vor die schwere Auf gabe gestellt worden, altes Recht und neues Rechtsgefühl in Einklang zu setzen. Das Reichsgericht hat in bedeut samen Entscheidungen bewiesen, daß es, seiner Ausgabe bewußt, ihrer Erfüllung mächtig ist. Dem höchsten Ge richtshöfe des Reiches ist die Pflicht zugefallen, den Krieg und die Erschütterungen, die ihm folgten, juristisch zu liqui dieren. Die schwersten Ausgaben, die wohl je einem Richter oblagen, sind auf seine Schultern gelegt, und das Reichs- gcricht ist in den Brennpunkt des öffentlichen Interesses gerückt, der öffentlichen Kritik des Inlandes wie des Auslandes. Aber zu absprcchenden amtlichen Kritiken des Auslandes steht in bemerkenswertem Gegensätze die betonte Anerkennung bedeutender ausländischer Juristen. Der Reichsminister der Justiz bat bei der Beratung des Justizetats mit Recht auf die Zeugnisse dieser Anerkennung hingewicsen und mit den Worten geschlossen: Respekt vor dem Reichsgericht! Er hat mit diesen Worten nicht nur der Überzeugung der Reichsregierung Ausdruck gegeben, der ich mich rückhaltlos anschließe, sondern zweifellos auch das uneingestandene Empfinden weiter Juristenkreise, auch solcher des Auslandes, ausgedrückt. So bringe ich dem Reichsgericht die Grüße der Reichsleitung, unseren Dank und ustsere Anerkennung für Ihre mühevolle und treue Arbeit dar. Ich bin überzeugt, daß der oberste Ge richtshof des Reiches der schweren Aufgabe gewachsen ist, auch nach der Neuordnung unserer staatlichen Grundlage, nach der weitgreifenden Umgestaltung des Rechts und des Verfahrens das Vertrauen des deutschen Volkes sich zu bewahren und sich damit den höchsten Lohn zu sichern, der einem Richter zuteil werden kann." Sie Kriegsentschädigungen des Vorjahres über 614 Milliarden Goldmark. Die Reparationskommission veröffentlicht eine amtliche Mitteilung, durch die sie die bis zum 31. Dezember 1921 von Deutschland erfolgten Leistungen bewertet. Die Liste enthält folgende Hauptziffern: 1. Zahlung inGold und ausländischen Devisen: direkt von Deutschland 1041419 000 Goldmark, Zahlung Dänemarks für die Abtretung eines Teiles von Schleswig-Holstein 65000000 Goldmark, Verkauf der zerstörten Kriegsmaterialien 40 960 000 Goldmark, Verschiedenes 657000 Goldmark, ferner aus der Durchführung der Abgabe von eingeführten deutschen Waren in England 36136 000 Goldmark, insgesamt 1184171000 Gold mark. 2. Sachlieferungen (schätzungsweise) 2 760 250 000 Gold mark, Verkauf an Luxemburg, au die Textilallianz der Ver einigten Staaten usw. 39 092 000 Goldmark, zusammen 2 799 342 000 Goldmark. 3. (schätzungsweise). In den abgetretenen Gebieten über nommene Staatsvcrmögen 2 504 342 000 Goldmark, also unter 1 bis 3 zusammen 6 847 856 000 Goldmark. In dieser Ausstellung sind nichtenthaltendie von Deutschland zurückgegebenen Gegenstände, für die es keinen Anspruch auf Gutschrift besitzt, serner die von Deutschland direkt an die Besetzungsarm een geleisteten Zahlun- gen. Der Gesamtbetrag von über 614 Milliarden Gold mark kann für folgende Posten Verwendung fin den: 1. Rückzahlung der Vorschüsse zur Erleichterung der Kohlenlieferung auf Gund des Abkommens von Spa in Höhe von 390 Millionen Goldmark. 2. Besetzungskosten bis zum 1. Mai 1921, soweit sie durch die Zahlung in Pa piermark und in den oben erwähnten Leistungen nicht ge deckt sind. 3. Reparationen. Ser Luxus der KoutrorllommisslNien. Ein englischer Lord als Ankläger. Die Entente unterhält bekanntlich in Deutschland, Österreich und Ungarn noch eine Anzahl überwachungs- kommissionen, die nichts zu tun haben, aber infolge des ungeheuren Kostenaufwandes, den sie verur sachen, die Wiedergutmachungszahlungen geradezu un möglich machen. Dielen Lrmmelswreienden Zustand bat