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MsdrufferTageblatt Fernsprecher WilsHruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Postscheckkonto Dresden 2640 »sch-tvl «La«ch IN« d» «<m» Imd A-Mag« nachmMa^ 5 lchr ftu den fnlgenden Ta«. Dtp>s»s»l« b«i «elbS-ddolm-s mono»ich DU, dmch m«»-« Aw«»«»« zn^agm !n der Stadl mansch MI., «>f dem Land« M!^ durch dt» ps- bezogen lberte-Lheftch Mt. mit JuffrNungHrbShk. We poflanItalien und Kastbsien s»lo!« unsere AESger und SeschLMkekle nehmen jederzell A-sleltungrn enizegen. 2m Jal!« YS-erer «evatt, «üt« »der stufiger »rtrlcbchtSrunsen Hal der Le^etzee lelnen Anspruch auf Lieferun, »er Zettun« »der Ndipunq de« Sepigaxretse«. Erscheint fett Diese» Blatt enchSlt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, der Amtsgericht« za Wilsdruff, der Stadtratr zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und der Finanzamts Nosien. V««l«««r ««» ^»«r: «eth», Asch««»« l« WN»dr«ff. Brrmttwsrtttchrr SchriMNerr Her«««« Lasst-, für de« Inseratenteil: «rthnr Asch««»«, »«id« t« «il»dr«ss. Nr. 39 Mittwoch den 15. Februar 1922. 81. Jahrgang Kleine Zeitung für eilige Leser. * Die alliierten Sachverständigen haben einen Plan über die Verminderung der deutschen Reparatiousschnlden auf 60 Milliarden Goldmark entworfen. * In parlamentarischen Kreisen rechnet man damit, daß der Reichskanzler bei der Abstimmung über das von ihm verlangte Vertrauensvotum am Mittwoch eine schwache Mehrheit für sich haben wird. * Der russische Volksbeauftragte Krassin ist auf der Durch reise von London nach Moskau in Berlin zu kurzem Aufent halt eingetroffen. In offener Feldschlacht. Von einem parlamentarischen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Als Dr. Wirth im Januar, unmittelbar nachdem die Konferenz von Cannes auseinandergegangen war, an- kündigte, er werde sich nicht durch im Dunkel schleichende Intrigen umbringen lassen, sondern, wenn es so weit sei, in offener Feldschlacht die Entscheidung des Reichs tags suchen, da dachte er an das Steuerkompromiß und die unendlichen Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Das Steuerkompromiß ist längst unter Dach und Fach — was man heutzutage so unter Dach und Fach nennen kann. Aber der Reichskanzler hat sich schließlich doch genötigt gesehen, in die offene Feldschlacht hinabzusteigen. Es ist nun einmal heute so in Deutschland: kaum ist eine Negie rungskrisis überwunden, so ist schon eine neue wieder auf getaucht, und regieren heißt nachgerade nicht mehr viel anderes als von Parteikämpfen zu Parieikämpfen schrei ten. Eine wundervolle Beschäftigung für ausgesprochene Kämpfernaturen; aber für eine Zeit, die wie keine vorher nach positiver Arbeit schreit, ein mehr als zweifelhaftes Vergnügen. Als Herr Dr. Wirth in der Sonnabend-Sitzung des Reichstags ein Mißtrauensvotum nach dem andern aus den gegnerischen Parteien gegen sich aussteigen sah, riß ihm schließlich der Geduldfaden, und er forderte seine eige nen Parteien in kurzen, scharfen Worten zur Vorlegung eines ganz unmißverständlichen Vertrauensantra ges auf. Sozialdemokraten, Zentrum und Demokraten entsprachen selbstverständlich diesem Verlangen, und am nächsten Mittwoch wird es sich nunmehr zu zeigen haben, ob der Reichstag sich nicht nur einig ist in der Ablehnung von Kundgebungen, die den Sturz des Ministeriums Wirth zur Folge haben müßten, oder ob er auch imstande ist, das Dasein dieses Ministeriums, das durch die Er fahrungen der StreiNvoche außerordentlich gefährdet er scheint, für einige Zeit wenigstens wieder sicherzustellen. Das unerwartete Auftreten des Reichskanzlers hat im Augenblick ohne Zweifel starken Eindruck gemacht. Haben wir schon das parlamentarische Regierungssyftem, so muß es sich auch in so außerordentlich kritischen Zeitpunkten, wie diesem, durchsetzen, oder es hat überhaupt keine Lebensberechtigung in Deutschlands Nach so furchtbaren Erschütterungen unseres innerpolitischen und innerwirt schaftlichen Lebens, wie der Eisenbahnerstreik und der Ausstand der Berliner städtischen Arbeiter sie über uns ge bracht haben, muß die Regierung, die durch diese Fege feuer hindurchgegangen ist, wissen, ob das Vertrauen der Volksvertretung ihr zur Seite steht oder nicht. . . Milli arden unseres knapp genug gewordenen Volksvermögens sind in diesen wenigen Tagen verwirtschaftet worden, und ob Ansehen und Würde des Staates bei der Beendigung dieses ersten Beamtenstreiks gewährt wurden oder nicht, darüber bedarf es gleichfalls einer klaren Entscheidung. Darüber hinaus muß aber endlich auch einmal die Frage der großen Koalition so oder so erledigt werden. Die DeutscheVolk spartet erhebt gegen Dr. Wirth den Vorwurf, daß er diese politische Notwendigkeit zwar stets im Munde führe, sie aber durch seine politischen Handlungen mehr und mehr sabotiere. Die Unabhän gigen wiederum wollen ihn zwingm, den Gedanken einer Ausdehnung des Negierungsblocks auf die Deutsche Volkspartei endgültig aufzugeben und statt dessen die Basis seines Kabinetts nach links hin zu erweitern. Hier, scheiden sich die Geister wie Feuer und Wasser; es wird Zeit, daß man sich endlich für eine der beidenMöglichkei- ten entschließe, da wir sonst Gefahr laufen, aus dem poli tischen Sumpf, in den wir geraten sind, überhaupt nicht mehr herauszukommen. Wie die Entscheidung am Mittwoch fallen wird, ist vorläufig noch schwer zu sagen. An Kompromißbemühun gen wird es nicht fehlen, doch sind die Aussichten für ihr Gelingen diesmal geringer als je. Es fragt sich nur, ob die führenden Männer bis zum Schluß die Nerven behal- ten werden, um es auf eine letzte Kraftprobe ankommen zu lassen. Der Mut zum Biegen oder Brechen ist heutzutage selten geworden in Deutschland. * Die voraussichtliche Mehrheit. Man rechnet in unterrichteten Kreisen des Reichstags augenblicklich damit, daß für den Reichskanzler die Sozial demokraten, das Zentrum, und ein Teil der Demokraten so wie der Baperischen Volkspartei stimmen werden. Gegen den Kanzler werden die Dentschnationalen, die Volkspartei, die Unabbänaiaen und die Kommunisten stimmen, also die Parteien, Lie Mißtrauensanträge etngevracht hatten. Die Stärke der Fraktionen ist gegenwärtig folgende: Sozialdemo kraten 108, Zentrum 72, Deutschnationale 71, Deutsche Volks- Partei 65, Unabhängige Sozialisten 61, Demokraten 40, Kom- munisten (beide Gruppen) 26, Bayer. Volkspartei 20, Bauern bund 4, Hannoveraner 2, zusammen 469. Aus diesen Ziffern würde sich die Möglichkeit einer Z u f a ll S me h r h e i t für oder auch gegen den Kanzler ableiten lassen, da niemals alle Abgeordneten vollzählig zur Stelle sind. Die Mehrheit für den Kanzler wird daher voraussichtlich auf Lie Weise Zustande kommen, daß ein beträchtlicher Teil der Unabhängigen an der Abstimmung nicht teilnehmen wird, Wodurch di« Zahl der Nein-Stimmen verringert Wirch. Wann begmni Genna? Der Streit um die Verschiebung der Konferenz. Daß die Franzosen der Konferenz von Genua nicht mit freudiger Erwartung entgegensehen, ist bekannt und begreiflich, da ihre Gewaltpolitik gegen Deutschland dort möglicherweise in einigen Punkten in Kollision mit ver nünftigen, weltwirtschaftlichen Mehrhetsanschauungen kommen könnte. So versuchne sie, wenigstens den Beginn dieser Zusammenkunft nach Kräften hinauszufchieben. Zunächst steht der Gedanke eitler vorher abzuhaltenden Sachverständigenkonferenz zur Debatte. Der Londoner Berichterstatter des Pariser „Journal" sagt, die Sachver- ständigenkonferenz sei das einzige Zugeständnis, das Frankreich gemacht werden würde. Auf eine Vertagung von drei Monaten würde man sich in England jedoch nicht einlasseu. Es werde angenommen, daß ein Hinausschieben des Beginns der Konferenz um vierzehn Tage für die Vor bereitungen genüge. Für diese Vorbereitung wurden vom französischen Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten zwei Ausschüsse eingesetzt. Auch in London haben vor bereitende Beratungen für die Konferenz begonnen. Auf englischer Seite wird gewünscht, daß die gemeinsamen vorbereitenden Sitzungen, die übrigens in Cannes bereits geplant waren, in London stattfinden. Nach französischer Auffassung soll die Konferenz in der Hauptsache der ruffi- schen Frage gelten. Zahlreiche Anzeichen deuteten darauf hin, daß Frankreich auf Wiederherstellung seiner alten. .Beziehungen zu Rußland ausgehe 'M Die Haltung der Amerikaner, In Amerika herrscht nach englischen Berichten allgemein sie Ansicht, daß die Genueser Konferenz unbedingt ver« choben werben müsse. Arr Präsident Harding und Hughes eien bereit, soweit sie eS lVnnten, der von Lloyd George an geregten Genueser Wirtschastskonferenz zu einem Erfolg zu verhelfen. Die meisten amerikanischen kommerziellen und finanziellen Organisationen forderten eine Beteiligung Ameri kas an der Konferenz. Die Politik Ler Regierung Hardings wolle ebenso wie Lie Wilsons unbedingt nichts mit dem bolschewistischen Regiment zu tun haben. Die amerikanische Regierung geb« nicht daS Geringste auf Ver sprechungen der Sowjetregievung. Ein „Linsengerichi". Französische Rechenkunststücke mit deutschem Gelds. In Paris ist man mebenher immer noch damit be schäftigt, die überspannten Forderungen, die man an das deutsche Volksvermögen st 'llt, durch allerlei verzwickte Be rechnungen weniger schlimm erscheinen zu lassen, als sie wirklich sind. Poincarö hall bereits angekündigt, daß für ihn die zu lösende Frag« nicht nur die Frage der Zah lungen sei, die man für -raA Jahr 1922 von Deutschland fordern wolle, sondern die allgemeine Frage der Zahlungen Deutschlands in den zukünftigen Jahren. Nach dem „Echo de Paris" ist anscheinend bei den Verhandlungen zwischen Sachverständigen der Gedanke aufgetaucht, die Periode, in der Frankreich Zahlungen erlangen solle, soviel wie mög lich abzukürzen, damit es möglich werde, durch eine Serie von internationalen Anleihen, die Deutschland auflege, die Forderungen flüssig zu machen. Den Deutschen solle die Verpflichtung auferlegt werden, in den ersten Jahren 7 bis 8 Prozent Diskont zu zahlen und Pfänderzustellen. Parallel mit der Regelung der Schuld Deutschlands solle auch die Regelung der alliierten Kriegsschulden gehen. Man komme damit gewissermaßen auf den vr n Lloyd George in Che- quers Loucheur gegenüber entwickelten Plan zurück, die deutsche Schuld um den gesamten Betrag der Schulden, die England, Frankreich und Italien zurückzuzahlen haben, zu vermindern. Amerika und England sollten für die Be träge, die Frankreich und Italien schuldeten, deutsche Obli-, gationen der Serie 0 erhalten, dis dann annulliert würden. England würde außerdem seinen 22prozentigen Anteil an den Zahlungen Deutschlands, also im ganzen 29 Milliarden Goldmark opfern. Infolgedessen würden auch alle Gläubiger Deutschlands von den Sum men, die ihnen zugesprochen wurden, entsprechende Beträge nachlassen. Auf diese Weise würden die deutschen Zah lungen um etwa 60 Milliarden herabgesetzt, wodurch es möglich würde, den Kapitalmarkt für die deut schen Obligationen aufnahmefähig zu machen. Das „Echo de Paris" will nicht behaupten, daß die französische Regie rung so radikale Lösungen armebmen wolle, aber selbst englische Sachverständige hätten erklärt, eine internationale Anleihe könnte im Augenblick höchstens 20 Millionen Pfund Sterling, 100 Millionen Dollar, 500 Millionen Schweizer Frank, 200 Millionen belgischer Frank, 200 Millionen Lire ergeben. DaS sei ein Linsengericht. Für den Augenblick müsse also die Aufgabe Frankreichs sein, die 26 Prozent von der deutschen Ausfuhr zu erlangen und die Lieferungen in natura zu organisieren. Sie Entschädigung derAuslaMdeuffchen. Anmeldung fogenannter „Gewalt schäden-". Das Entschädigungsverfahren für Auslandsschäden, d. h. das auf die endgültige und vollständige Abgeltung der Reichsangehörigen im Auslande anläßlich des Kriege erwachsenen Schäden hinzielende Verfahren hat begonnen, soweit dis im AuslandsschädengeseH vom 28. IM 1921 geregelten Fälle in Betracht kommen. Dieses Gesetz bezieht sich auf die sog. Gewaltschäden, d. h. Schäden, Ver mögensverluste und Ausgaben durch gewalttätige Hand lungen, erzwungene Verschleuderung, Internierung usw. im gesamten feindlichen, neutralen und verbündeten Aus- larrde, sowie auf die in Rußland entstandenen Schäden durch Liquidattonen und liquidationsähnliche Maßnah. men. Die Anträge sind von Ausländsdeutschen der nächstgelegenen Vorprüfungs stelle bezw. den De tachierten des Bundes einzureichen und zwar unter Be nutzung besonderer Fragebogen. Vorprüftmgsstcllen besteht,,: in Berlin C. 2, Kloster- straße 75, Breslau X, Bürgers rderkaserne, Baracke 19, Frank furt a. M., Zeil 114, Hamburg, Große Allee 26, Karlsruhe, Kriegsstr. 5, Köln a. Rh., Justizgebäude, Reichenspergerplatz. Königsberg, Junkerstr. 8» München, Schrainmerstr. 7, AlteS Polizeigebäude, Stuttgart, Kronprinzenstr. 8/lll, Leipzig, Jnselstr. 26. Detachierte Vertreter Les Bundes befinden sich in: Bremen, Haus Hansa, Langenstr. 132, lll, Zimmer 38/39, Nürn berg, Ebreschergäßchen im Haus Deutsche Bank, Weimar Lisztstr. 19, Hannover, Thidenplatz 3, Düsseldorf, Cäcilien- alles 3, Münster, DomplaH 20, Darmstadt, Mexanderstr. 22, In- anterie-Kaferne, Cassel, Julienstr. 4, Stettin, Schloß, Nord- lugel 3, Mannheim, I) 5 1, Am Zeughaus, Trier, Kaiser- straße 18, Freiburg i. Br., Rheinstr. 32, Wiesbaden, Adolfs- allee 30. Die Fragebogen können in einer Serie kostenlos bei den Vorprüfungsstellen, den Detachierten und den Ortsgruppen des Bundes in Empfang genommen werden. Bei brieflicher Bestellung von Fragebogen ist kurz anzu- geben: 1. In welchem Lande der Schaden entstanden ist, 2. welche Sachen von dem Schaden betroffen sind, 3. durch welche Handlungen bezw. Vorgänge der Schaden verur- sacht worden ist. Es wird nachdrücklich daraus hinge wiesen, daß bezüglich der sog. Liquidatlons- schäden (abgesehen von Rußland) das Entschädigungs- Verfahren noch nicht eingeleitet werden kann, da eine endgültige gesetzliche Regelung der Liquidationsschäden noch nicht erfolgt ist. Die Beteiligten werden von feder Änderung der Lage durch den Bund der Ausländs deutschen rechtzeitig benachrichtigt werden. Das Vorent schädigungsverfahren läuft bis zum 31. März 1922 weiter. politische Rundschau. Deutsches Reich. Abordnung der Reparationskommission in Berlin. Von Paris ist eine Abordnung der Neparationskom- Mission unter dem Vorsitz des Belgiers Bemelmans nach Berlin gereist, uni sich mit Rathenau in Verbindung zu setzen. Die Delegation will in den Sachleistungen, die Deutschland über das Wiesbadener Abkommen hinaus liefern soll, mehr Regelmäßigkeit erzielen. Neue Bewegung unter den Eisenbahnern. ......... Die Reichsgewerkschaft deutscher Eiseubahnbeämten und -Anwärter hat ihren erweiterten Vorstand zu einer Sitzung zusammenberufen, um einen erneuten Streik beschluß herbeizuführen, falls die Regierung nicht von Maßregelungen absehen wird. Es haben bereits Vor besprechungen ftattgesuuden, zu der Vertreter aus allen Teilen des Reiches erschienen waren. Nach eingehender Aussprache wurde beschlossen, eine Eingabe an den Reichs kanzler zu richten, in der verlangt wird, daß sich die Diszi plinierungen im Rahmen der vom Kabinett ausgestellten Richtlinien bewegen. In der Eingabe wird ausdrücklich betont, daß das Vorgehen der einzelnen Dienststellen in dieser Beziehung bereits große Erregung hervorgerufen hat und daß, falls die Regierung nicht nachgibt, d. h. die beabsichtigten Maßregelungen aufrecht erhält, mit neuen Aktionen in den einzelnen Eisenbahnbezirken und mit einem neuen Streik der Eisenbahner zu rechnen ist. Der Kamps um Sepp Oerter. DaS Braunschweiger unabhängige Organ, die Frei heit, teilt mit, daß die braunschweigische Landtagsfraktion der USPD, einstimmig beschlossen hat, den Abgeordneten und früheren Braunschweiger Ministerpräsidenten Sepp Oerter aus der Fraktio-i auszuschließen. Dagegen sprach eine Verlammluna der Unahhänaiaen in Schöningen,