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Wilsdruffer Tageblatt : 01.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192202010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220201
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-02
- Tag 1922-02-01
-
Monat
1922-02
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.02.1922
- Autor
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Partei trete ein für den Frieden, die Republik und den Sozia- liSmus. Vizepräsident Dr. Metzer erklärte hierauf, die Bezeichnung eines Abgeordneten als intellektuellen Mörder widerspreche der parlamentarischen Ordnung. Dann sprach der Abg- Dr. Reichert (Deutschn.). -Gegen die Ausführungen Scheidemanns wandte er sich mit dem kurzen Bemerken, von einem früheren Reichskanzler hätte man eine andere Etatsrede erwarten sollen, als man sie soeben vernom men habe. Der große Fehlbetrag des Etats müsse Be fremden erregen, nachdem man vorher gesagt hätte, daß alles in Ordnung sei. Zwischen Reichsregierung und Reichsrat bestehe ein Zwiespalt. Seine Partei stimme dem Vorschläge des Reichs rates auf Streichung des Retchsschatzministeriums zu. Die Re gierung scheint aber nicht dafür zu sein. Die Antwort der Re gierung auf die Reparationsforderungen der Entente sei eine sehr liederliche Arbeit. Sie behandele einfach die Papiermark als Goldmark. Die Produktion der deutschen Volkswirtschaft sei heute 30 bis 40 Prozent hinter dem Friedensstand zurück. Die Betrachtung der einzelnen Wirtschaftszweige biete ein noch trüberes Bild. Die weiteren Ausführungen des Redners be schäftigten sich eingehend mit den neuen Steuern und mit dem Ersuchen, die Reichseisenbahn und die Reichspostverwaltung von den Fehlbeträgen zu befreien. Oer drohende Eifenbahnerstreik. Aussicht auf Beilegung. Auf Grund eines Beschlusses, den eine Funktionärver sammlung der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner ohne vorangegangene Urabstimmung faßte, befürchtete man, daß bereits in der Nacht von Sonntag zum Montag ein allge meiner Streik der Eisenbahner ausbrechen würde. Diese Absicht ist jedoch nicht verwirklicht worden, besonders, da der Beschluß nicht formgerecht zustande kam. Anders stand es mit einem Ultimatum der Reichsgewerkschaft, (n welchem die Forderungen des Deutschen Beamtenbun- des vom 3. Dezember wiederholt und binnen 5 Tagen nach der Überreichung eine bindende Erklärung über deren An nahme oder Ablehnung verlangt wurden, wobei zugleich der Streik für den Fall der Ablehnung in Aussicht gestellt wurde. Ferner wurde die Zurückziehung der Einschrän- sordert. Die Regierung hat auf dieses Ultimatum hin erklärt, sie erwarte, daß jeder Beamte eine etwaige Aufforderung, in Streik zu treten, zurückweisen wird. Die Regierung wird mit den schärfsten Mitteln gegen jeden schuldigen Beamten einschreiten. Sie wird andererseits dem pflichttreuen Be amten mit allen Mitteln Schutz angedeihen lassen. Die Forderungen selbst wurden jedoch als unerfüllbar bezeichnet, da sie einen' Mehraufwand des Reiches von 50 bis 60 Milliarden verursachen würden. Auch der Berliner Eisenbahn-Präsi dent erließ einen Aufruf, der in ähnlichem Sinne gehalten war. Der erweiterte Vorstand der Fachgewerkschaft 6 (Mittlere Beamte in gehobener Stellung) hat beschlossen, die Entschließung der Reichsgewerkschaft mit allen sich dar aus ergebenden Konsequenzen abzulehnen. Man darf heute hoffen, daß neue Verhandlungen, die nicht unter dem Drucke des Ultimatums stehen sollen, zu einer Verstän digung zwischen Regierung und Eisenbahnbeamten füh ren werden. Ernest Ghackteion gestorben. DieSüdpolexpeditionwird weilergeführt Aus Montevideo kommt die Nachricht, daß der Süd- polarforscher Str Ernest Shackleton am 5. Januar an Bord seines Expeditionsschiffes „Quest* (Forschung) an den Fol gen einer Brusibräune plötzlich gestorben ist. Die Leichs so llnach England übergeführt werden. Die von Shackleton begonnene Südpolarexpedition soll vom Kommandanten Wild weitergeführt werden. Ernest Henry Shackleton ist nur 48 Jahve alt gewor den. Er wurde im Jahre 1874 in Kildace (Irland) ge boren und war zuerst auf Kauffahrteischiffen tätig. 1904 wurde er Sekretär und Schatzmeister der Schottischen Ge ographischen' Gesellschaft. Er beteiligte sich an der engli schen Südpolarexpedition der „Discovery* unter R. F. Scott und unternahm 1907 bis 1909 eine außerordentlich erfolgreiche zweite SWdpolarexpedition auf dem Schiffe „Nimrod", das von Neuseeland die Expeditionsteilnehmer nach Viktorialand führte und sie bei Kap Royds auf der Westseite der Roßtnsel landete. Während einige erkrankte Gelehrte nach Neuseeland znrückkehrten, führten die übrigen Teilnehmer mehrere große Schlittenreisen in das Innere des Viktoria- und King Edward-Landes aus. Ende Ok tober 1908 brach Shackleton mit drei anderen Forschern, unter 'denen sich der obengenannte Wild befand, zur großen Schlittenreise nach Süden auf und erreichte in 88" 23' südl. Breite und 162° östlicher Länge den südlichsten Puuü. Ein besonders großer Erfolg dieser Polarsahrt war die Er reichung des im Innern des Viktorialandes gelegenen ma gnetischen Südpols der Erde. Shackleton wurde damals nach seiner Heimkehr geadelt und hielt 1910 auch in Berlin einen Vortrag über seine Expedition. Seither wurde die Entdeckung des Südpols zu einer Art Wettbewerb zwischen mehreren Forschern, aber es war nicht Shackleton, per aus diesem Kampf als Sieger her vorging, sondern der Norweger Amundsen. 1914 trat Shackleton auf der „Aurora* eine neue Fahrt an, die drei Jahre dauerte, ohne daß das Ziel erreicht wurde. Die jetzige Forschungsreise begann am 13. August 1921 von Southampton aus. Sie war von Anfang an von großem Mißgeschick begleitet und wurde immer wieder von unvorhergesehenen Zwischenfällen unterbrochen. Shackleton hat seine Forschungsfahrten in mehreren Werken, die auch ins Deutsche übersetzt wurden, ausführlich geschildert. Furchtbare Theaterlatasiroyhe in Amerika: ZahlreicheToteund Schwerverletzte. Ein fürchterlicher Schneesturm, einer der gefürchteten „Blizzards", wie man diese winterlichen Wirbelstürme nennt, wütete am Abend des 28. Januar in Washington und verursachte eine furchtbare Katastrophe. Die Schnee massen drückten das Dach des Knickerbockertheaters, in dem eine Kinovorstellung stattfand, ein. Im Saale befanden sich über 500 Personen, denen zunächst keine Rettung gebracht werden konnte, da die Retter sich nur schwer durch die Schutt- und Schneemassen durcharbeiten konnten. Die ZahlderTodesopferdürfte 50 über st eigen, die Zahl der Schwerverletzten ist weit größer. Pessimistische Schätzungen sprechen von 125 Toten. Hunderte vonVerletzten lagen unter Massen von Eisen, Beton, Stahl und Holz, und viele Personen verdanken ihre Rettung einzig und allein dem Umstande, daß das Dach teilweise von den Stühlen ge stützt wurde. Es gibt in Amerika mehrere Theater mit dem Namen Knickerbockertheater (Knickerbocker war der Spitzname der ersten Holländer, die nach Newtzork kamen, und der be rühmte amerikanische Schriftsteller Washington Irving schrieb seine humoristische Geschichte der Stadt Newyork unter dem Namen Diedrich Knickerbocker), und die ersten Nachrichten über die Theaterkatastrophe lauteten so unbe stimmt, daß man anuahm, das viel bekannter« Knicker- bockertheater am Broadway in Newyork sei gemeint. Das hat sich jedoch bald als falsch erwiesen. Washington ist infolge ungeheurer Schneestürm« zur zeit von allen Verbindungen mit der Außenwelt abgeschnit ten, da die Stürme den ganzen Eisenbahnverkehr lahmge legt haben. Wett- und Volkswirtschaft. Was kosten fremde Werte? Die nachstehende Tabelle besagt, wieviel Mack für 162 Gulden 100 dänische, schwedische, norwegische, 'österreichische, ungarische oder tschechische Kronen, 100 schweizerische, belgische und französisch» Frank, 100 italienische Lire, sowie für 1 Dollar und 1 Pfund Sterling gezahlt wurden. („Bries" --- angeboten; „Geld" --- gesucht.) Börsenplätze 30. Geld 1. Brief 28. Geld 1. Brief Stand 1.8. 14 Holland. . . Guld. 7492,50 7507,50 7387,60 7402,40 170 Mk. Dänemark. . Kron. 4055,90 4064,10 4005,95 4014,05 112 . Schweden. . Kron. 5119,85 5130,15 5044,95 5055,05 112 , Norwegen . Kron. 3193,80 3203,20 3151,80 3158,20 112 „ Schweiz . . .Frank 3981,00 3989,00 3903,05 3913,95 72 . Amerika. . . Doll. 203,54 203,96 200,04 200,46 4,40. England. .. Vfd. 834,10 865,90 852,60 854,40 20,20. Frankreich. . Frank 1673,30 1676,70 1648,35 1651,65 80 . Belgien .. . Frank 1598,40 1601,80 1578,40 1581,60 80 . Italien . .. Lire 905,05 906,95 886,60 888,40 80 . Dt.-Osterr. . Kron. 6,18 6,22 5,78 5,82 85 . Ungarn . . . Kron. 29,87 29,93 29,27 29,33 85 . Tschechien .. Kron. 397,10 397,90 390,10 390,90 Berlin, 30. Januar. (Stand der polnischen Mark.) Polenmark an der heutigen Börse mit 6,05 Pf. bewerten 4- Goldankaufspreis. Der Ankauf von Gold für das Reich durch die Reichsbank und die Post erfolgt in der Woche vom 30. Januar bis 5. Februar d. Js. unverändert zum Preise von 780 Mack für ein Zwanzigmackstück, 390 Mack für ein Zehnmarkstück. Für die ausländischen Goldmünzen werden entsprechende Preise gezahlt. * Die diesmalige Preiserhöhung für Kohlen hat der Reichs» kohlenrat mit durchschnittlich 50 Mark die Tonne Steinkohle ohne Steuer festgesetzt. Für verschiedene Reviere erfolgen höhere Zuschläge. Im gleichen Ausmaß wurde auch einer Preiserhöhung für Braunkohlen zugestimmt. Das mittel deutsche Braunkohlensyndikat erhöht den Preis für Rohbraun kohlen um 10,80 Mack und für Briketts um 34,40 Mack, das Kasseler Revier den Preis für Rohbraunkohle um 15,45 Mack und für Briketts um 34 Mack, die Forster und die Görlitzer Gruppe den Preis für Förderkohle um 10,80 Mack und für Briketts um 34,40 Mack. Bei dem Rheinischen Wraunkohlen- syndikat beträgt die Preiserhöhung 45 Mack für Briketts und 15 Mack für Rohbraunkohle. Jin Februar soll die Neurege lung der Kohlenpreife im einzelnen mit wesentlicher Erhöhung erfolgen. Neueste Meldungen. Die Flucht Dittmars. Naumburg. Die Leute, die dem gefangenen Oberleutnant Dittmar zur Flucht verhalfen, drangen mit Hilfe von Leitern und Tauen in den Gefängnishof ein. Dittmar, dessen Zelle im zweiten Stock lag, zog an einem zerschnittenen Bettuch eine starke Stahlsäge herauf und zersägte das starke Gitter. An einem dünnen Seil ließ er sich herab. Dieses riß in halber Höhe und er stürzte etwa sechs Meter tief ab, konnte aber von seine drei oder vier Begleitern in der dunklen Nacht im Auto entführt werden. Strandung eines deutschen Dampfers. Leer. Der hiesige Segler „Haye" ist an der Ostküste Schott lands gestrandet. Die gesamte Mannschaft soll gerettet und an Laud gebracht sein. Eröffnung der Effektenbörfe in Petersburg. Riga. In Petersburg fand die feierliche Eröffnung der C'^kicubörse statt, was als wesentlicher Schritt der Abkehr vom Wege der bisherigen Bolschewistenrepublik angesehen wird. Entsetzliche Zustände in der Krim. Charkow. Aus der Krim wird berichtet, daß sich die Hun gernden zusammenrotten und die Dörfer überfallen, um Lebens mittel zu erbeuten. Ein Pfund Schwarzbrot kostet 40 000 Rubel. Eine ähnliche Lage herrscht in der Umgebung von Charson und Nikolajewsk. Von allen Seiten der Ukraine wird der Ausbruch der Cholera gemeldet. In Charkow wurden mehrere 20 Fälle, in Kiew gegen 270 sestgestellt. Die Sterblichkeitszieffer beträgt annähernd 30 Prozent. Mehrhcitsmeinnng in Amerika für Genua. Paris. Nach einer Meldung aus Newyork haben sich aus eine Umfrage eines Blattes eine Anzahl von Gouverneuren, Bürgermeistern, akademischen und anderen hervorragenden Per sönlichkeiten mit überwältigender Mehrheit für die Teilnahme der Vereinigten Staaten an der Konferenz von Genua ausge sprochen. Im Repräsentanten Haus sei die Mehrzahl der Mit glieder den Argumenten für eine Teilnahme zugänglich. Ans Stadt und Land. Mittel Mr diel« Ritdrik nehmen mir tnnnrr d«akd«e «nt,«««n. Wilsdruff, am 31. Januar. LH Persönlichkeit. Unser Volk braucht Persönlichkeiten in allen seinen Schichten, Menschen mit Einsicht und Verant- wortlichkeitsgefühl. Nur solche, die in ihrem engeren Kreis Lehrer MW Vorbild sind, können unsere Volksgemeinschaft zu moralischer Gesundung sichren. Nichts färbt so stark auf den Menschen ab wie der Charakter seines Umganges. Man nimmt von diesem die Ansichten, Eigenschaften und teilweise sogar die äußeren Manieren an. Eine fertige Persönlichleit ist gewissermaßen das Mosaik aus vielen Menschen, die im Laufe der Jahre an ihr vorübergmgen. Daran mutz man denken und danach seinen Umgang einrichten. Wem es aber Ernst ist mit dem Willen, die Menschheit glücklicher zu sehen als sie gegenwärtig ist, der denke daran, daß sein Leben ein Beispiel ist für andere, und daß er es deshalb führen muß als Vorbild. Auch Bücher verändern unser Wesen, denn aus ihnen sprechen Menschen eindringlich zu uns, die wir nie von Angesicht zu Angesicht zu sehen bekommen. Manche Leute Wicken auf uns wie stückende Arznei oder wie ein erfrischen der und neubelebender Luftzug. Unter dem anregenden Ein stutz ihrer Gegenwack können wir Dinge sagen und tun, die uns unter anderen Verhältnissen unmöglich wären. Andere dämpfen unsere Begeisterung, nehmen Men Schwung, drücken nieder und lassen uns bis ins innerste Herz erstarren; es geht eine Atmosphäre von ihnen aus, die das Denken erlahmen und die Sprache verkümmern läßt. Es sind die Werwölfe der alten Sagen. Man balle sich fern von ihnen und setze ihrem verderblichen Einfluß bewußt den Willen zum Guten ' entgegen. O Himmelserscheinungen im Februar. Die Zunahme der Tageslänge macht sich jetzt schon ganz bedeutend be merkbar. Die Aus- und Untergangszeiten der Sonne sind am 1. Februar 7 Uhr 45 Minuten und 4 Uhr 43 Minuten, am 11. Februar 7 Uhr 28 Minuten und 5 Uhr 2 Minuten, am 21. Februar 7 Uhr 8 Minuten und 5 Uhr 21 Minuten, am 28. Februar 6 Uhr 53 Minuten und 5 Uhr 34 Minuten. — Den Mond sehen wir zu Anfang des Monats als schmale zunehmende Sichel; er erreicht am 5. das erste Viertel. Am 12. haben wir Vollmond, am 18. letztes Viertel und am 26. Neumond. — Von den Planeten wird der Merkur nach wenigen Tagen unsichtbar, um erst wieder Anfang Mai zu erscheinen. Die Venus, die am 11. in obere Konjunktion zur Sonne kommt, ist nicht zu beob achten. Dagegen ist der Mars noch etwa vier Stunden am Morgenhimmel zu finden. Der Jupiter, der abends immer früher aufgeht, ist anfangs 7^, später etwa 8>4' Stunden sichtbar. Desgleichen nimmt die Sichtbarkeits dauer des Saturns weiter zu; er ist zunächst 8>- Stunden, am Ende des Monats etwa 9^ Stunden zu beobachten. — Erueunuug. Obersteuerinspektor von Helldorf beim Finanzamt in Nossen ist durch den Reichspräsidenten zum Steueramtmann ernannt worden. — In den Lindenschlößchen-Lichtspielen kommt morgen Mittwoch abend ein ergreifendes Spiel von Liebe und Leid zur Vorführung, betitelt „Die goldene Krone* nach dem gleichnamigen Roman von Olga Wohlbrück. — Erwerbslosenunterstützungen in hiesiger Stadt. Im Monat Januar 1922 sind an insgesamt 113 Personen laufende Erwerbslosen- und Kurzarbeiterunterstützungsn im Betrage von 16245 Mk. 89 Pfg. ausgezahlt worden. Die Zahl der unterstützten Personen setzt sich zusammen aus 46 Erwerbslosen und 84 Familienmilgliedern (Ehe frauen und Kinder) und die Zahl der Kurzarbeiter beträgt 3. — Kann man sich gegen die Grippe schützen? Die Schriftleitung der „Medizinischen Klinik" hat eine Rund frage bei verschiedenen Aerzten Deutschlands über die Grippe veranstaltet, besonders über die Frage, ob man sich gegen die Grippe schützen kann. Die Antworten lauten fast durchweg dahin, daß die Aerzte keinen sicheren Schutz gegen die Ansteckung kennen. — Die Preise siuken — im Auslaude. Die Teuerung geht im Auslands fast ununterbrochen zurück, während sie in Deutschland und Deutschösterreich immer stärker wird. Besonders in den neutralen Staaten wird die Lebenshaltung immer billiger. Setzt man die Aus gaben für Ernährung, Heizung, Beleuchtung und Seife 1914 auf 100, so belrug sie in der Schweiz im März l921 zwar 240, im Dezember aber nur noch 198. In Amster dam fielen die Ausgaben für Ernährung von Januar bis November von 199 auf 159, in Schweden für Ernährung, Heizung und Beleuchtung von 285 auf 211, in Norwegen für Ernährung von 334 auf S81. In den Vereinigten Staaten fielen die Ausgaben für Ernährung von 169 auf 159, in England bis November von 263 auf 195, in Paris von 410 auf 326, in Belgien bis Oktober von 493 auf 434, in Deutschland stiegen die Ausgaben da gegen von Januar bis Dezember von 1265 auf 2088. — Der Vorortsverkehr ist in einer am 26. Januar in Berlin abgehaltenen Sitzung lebhaft erörtert worden. Es hatten Delegierte gesandt die Stadtverwaltungen bezw. Jnteressentengruppen von Berlin, Dresden, Leipzig, Breslau, Nürnberg, Karlsruhe, Köln und Stettin, der Reichsstädte bund und der Bund Deutscher Verkehrsvereine. Der Dor- ortSverkehr hat viele Schattenseiten; vor allem wird seine Verbilligung und Verbesserung angesirebt. Man wählte einen Ausschuß für Vorortsverkehrsfragen, der sich innerhalb des Bundes Deutscher Verkehrsvereine als selbständig arbeitendes Organ betätigen wird. Beim vorläufigen Reichs- wirtschaftSrate besteht ein Ausschuß für Siedlungs- und Wohnungswesen, der einen Arbeitsausschuß zur Prüfung der Vororttarife eingesetzt hat. Mit diesem Ausschuß hat sich der Ausschuß für Vorortsverkehrsfragen bereits in Ver bindung gesetzt. Man berichtet, es sei eine erfreuliche Ueber einstimmung der Anschauungen festgestellt worden. — Das läßt sich hören, bis zur Realisierung von fühlbaren Er leichterungen im Vorortsverkehr ist aber sicher noch em weiter Weg. Vorläufig ist der auf den Vorortsverkehr Angewiesene noch hart betroffen; die Preise der 1. .m Monats-und Arbeiterkarten find ein sprechender Beweis dafür. — Entlassungen bei der Reichseisenbahn. Nach einer Verfügung des Reichsoerlehrsministeriums müssen im Bereiche der deutschen Reichseisenbahnen über den natür lichen Abgang hinaus bis zum 31. März d. 1.20000 Arbeiter entlassen sein. Hiervon entfallen auf Preußen und Hessen 15000, auf Bayern 1800, auf Sachsen 1400, auf Württemberg 600 usw. Von den 20000 zu Entlassenden entfallen 5000 auf die Werkstätten; hie bei sollen die Lehr linge, die am 1. April ausgelernt haben und die Eisenbahn verlassen, mitgezählt werden. — Wahlen der Kirchgemeindevertretuvgen. Nach der Kirchgemeindeordnung, die am 1. April d. I. in Kraft tritt, sind bald die neuen Kirchgemeindevertretungen in allen Orten Sachsens zu wählen. Diesen Körperschaften liegt nicht nur die Erledigung der wichtigen Angelegenheit der Kirchgemeinde ob, sondern auch die Wahl zur Landessynode. Sie sind deshalb von großer Bedeutung für die Zukunft der Landeskirche. Jedes in die Wählerliste eingetragene Gemeindemitglied hat darum die unbedingte Pflicht, zu wählen. — Gefährdung der Produktioussteigerung. Der Landeskulturrat veröffentlicht folgenden Notruf. Der wichtigste Faktor für die Hebung der Erträge der Land wirtschaft sind die künstlichen Düngemittel. Die Landwirt schaft ist bereit, dieses Hilfsmittel in großen Mengen anzu wenden. Sie hat sich auch daran gewöhnt, dis Bestellungen rechtzeitig aufzugeben, um in der Lage zu sein, dis Dünge stoffe dem Boden rechtzeitig einzuverleiben. Bedauerlicher weise versagt die Eisenbahnverwaltung in einer Weise, die die Bestrebungen zur Förderung der Produktion geradezu in Frage stellen. Nach Angaben des Stickstoffsyndikats wurden diesem im September nur 57 Prozent, im Oktober nur 45 Prozent, im November nur 29 Prozent und im Anfang Dezember sogar nur 2 bis 3 Prozent der ange forderten und notwendigen Wagen gestellt. Die Werke sind mit Aufträgen überhäuft, auch liegt die Ware zur Absendung bereit, es fehlen lediglich die Eisenbahnwagen. Wenn hier nicht sofort Abhilfe erfolgt, so muß im kommenden Ernte-
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