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Maßnahmen wegen der Broipreiserhöhung. Die Ernährung gesichert. Die bevorstehende Herabsetzung der Reichszuschüsse zur Verbilligung der Brotpreise wurde im wirtschafts politischen Ausschuß des Neichswirtschastsrats besprochen. In der Aussprache wurde betont, daß die damit ein- tretende B r o t v e r te u e r u n g um fast das Doppelte für alle Lohn-, Gehalts- und Rentenempfänger augenblicklich nur durch eine Erhöhung der Bezüge der Betroffenen behoben werden könne; eine umfassende Produktionssteigerung sei je doch dabei unbedingt notwendig. Der Ausschuß faßte darauf eine Entschließung, in der erklärt wurde: „Der Be schluß des Reichskabinetts auf Herabsetzung der vom Reich zur Verbilligung des Brotgetreides aufgewendeten Zu schüsse ist durch die Forderungen der Vertreter der Entente veranlaßt worden. Auch bei Erhöhung des Brotpreises um 75 Prozent sind im laufenden Erntejahr noch 10,6 Milliarden Mark für Zuschüsse aus Reichsmitteln vorge sehen, um eine noch stärkere Erhöhung der Brotpreise zu verhindern. Der Ausschuß fordert die Negierung auf, da hin zu wirken, daß Maßnahmen ergriffen werden, durch die die Lohn-, Gehalts-, Rentenempfänger und erwerbs unfähigen Kleinrentner in den Stand gesetzt werden, die Folgen der Brotpreiserhöhung in ihrer vollen Auswir kung zu ertragen. Von der Neichsregierung wird erwartet, daß sie für die Übergangszeit von der alten zur neuen Ernte ausreichende Getreidereserven beschafft, damit nicht zum hohen Brotpreis auch noch eine Brotknappheit hin- zutritt." In diesem Zusammenhang ist eine neue Erklärung des bayerischen Landwirtschaftsministers im Landtag be merkenswert, daß die Ernährung im Reiche und im Lande bis Ende des laufenden Wirtschaftsjahres gesichert sei. Reichsbeteiligung bei Industriewerken. Umwandlung in Aktiengesellschaften. Zu einer größeren Aussprache führte im Hauptaus schuß die Frage der Beteiligung des Reiches an indu striellen und kaufmännischen Unternehmungen. Oberregie rungsrat Dr. Neis vom Reichsschatzministerium teilte mit, daß das Reich die sämtlichen bisher für unmittelbare Rech nung des Reiches betriebenen reichseigenen Unternehmun gen in Aktiengesellschaften umgewandelt habe. Bei ihnen besitze das Reich sämtliche Aktien. Im übrigen sei das Reich entweder mit mehr als der Hälfte des Kapitals oder je nach der historischen Entwicklung mit geringeren Beträgen beteiligt. Den ausgesprochenen Wünschen nach jährlicher Vorlegung einer Denkschrift über den Stand dieser indu striellen Unternehmungen wurde Erfüllung zugesagt. Aus weitere Anfragen nach der Stellung der Beamten, die zu gleich als AuMchtsratsmitglivder in den Gesellschaften tätia seien, erwiderte der Regicrungsvertreter, daß eine solche Doppelstellung als Beamte und als Aufsichtsratsmitglied bisher praktisch noch zu keinen Schwierigkeiten geführt habe und solche in Zukunft wohl auch kaum zu befürchten seien Politische Rundschau. Deutsches Reich. Bcsteuermrg der Länder und Gemeinden. Im Reichs tagsausschuß für Steuerfragen wurde das Vcrmögensfleucrgesetz beraten. Eine von der Deutschen Volkspartei und den Deutschnationalen unterstützte Reso lution Dr. Fischer-Köln (Dein.), die Negierung zu ersuchen, dem Reichstag eine Vorlage zugehen zu lassen, durch die die Besteuerung der Länder und Gemeinden geregelt wird, wurde angenommen. Die Steuer soll vom 1. Januar 1923 ab erhoben werden. Reich, Länder und Gemeinden und die Unternehmungen, deren Erträgnisse diesen ausschließ lich zerfließen, sollen frei bleiben. Fpankreich. X Die französische Stellung zu den deutschen Repara- tionsvorschlägen. Präsident PoincarS hat an die alliier ten Negierungen eine Note gerichtet, um sie über ihre Mei nung über das bezüglich der deutschen Reparationsvor schläge zu befolgende Verfahren zu befragen. Er erklärte, die französische Negierung sei dafür, daß die Frage der Zahlungen und der vom Deutschen Reiche zu fordernden Garantien von der Reparationskommission geregelt werde. Bis jetzt ist in Paris noch keine Antwort eingetroffcn. Der deutsche Staatssekretär Bergmann ist in Paris zu einer Reihe von Besprechungen eingetroffen, die in mehr oder weniger direktem Zusammenhang mit der Regelung der Reparationsfrage stehen. Das deutsche Eigentum in Amerika. Der amerikanische demokratische Senator King kündigt an, er werde einen Pressefeldzug zugunsten der Bill be ginnen, di« jetzt dem Rechtsausschusse vorliegt und Vie die Zurückgabe allen Eigentums an Deutsche in Amerika, das diesen während des Krieges genommen wurde, vorsieht. Er sagt: Wir sind jetzt eine Gläubigernatton in der Höhe von 30 Milliarden Dollar, und wir sollten nicht einen Augenblick länger Privateigentum zurückhalten, um irgend welche anderen Ansprüche, die Amerika gegen seinen frühe ren Kriegsgegner haben mag, in Gegenrechnung zu bringen. Die Auslieferung der spanischen Ministermörder. Die Frage, ob die der Ermordung des spanischen Mi nisterpräsidenten beschuldigten und in Berlin befindlichen Personen an Spanien auszuliefern sind, soll von dem preußischen Staatsministerium in diesen Tagen entschieden werden. Es handelt sich bei dieser Entscheidung um eine Rechtsfrage. Der Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Spanien verpflichtet zur Auslieferung eines Mörders, falls nicht ein politisches Verbrechen vor liegt. Nur sür den Fall der Ermordung des Staatsober hauptes gilt die Auslieferungspflicht. Amerika. X China erhält Wei-Hei-Wek zurück. In der letzten Vollsitzung der Konferenz wurden die verschiedenen auf China bezüglichen Resolutionen angenommen. Das Marineabkommen wurde ebenfalls von den Vertretern der fünf beteiligten Großmächte angenommen, ebenso eine Er« Uärung, in der die Mächte China auffordern, die effektive Stärke seiner Truppen herabzusetzen. Staatssekretär Hughes machte unter großem Beifall die Mitteilung, daß die Schanttmgfrage geregelt sei. Balfour erklärte, Groß britannien habe die Absicht, Wei-Hei-Wei an China zurttck- zugeben. Gefängnisgreuel in Amerika. Im Lande der Freiheit. In Amerika tobt augenblicklich ein Erttrüstungssturm durch das Land, der sich mit Dingen beschäftigt, die eigent lich längst bekannt waren, nämlich mit den Barbareien in den amerikanischen Gefängnissen. Diesmal fing es mit einer Zeitungsnachricht an. Am 12. Dezember starb in Marquette (Michigan) ein Gefäng niswärter namens Menhennit infolge von Messerstichen, die ihm drei Strafgefangene beigebracht hatten. Die drei waren Karper, genannt der Zigeuner-Bob, Jasper Perry und Charles Roberts. Anläßlich des Todes ihres Opfers ordnete der Gesängnisvorsteher Anderson an, daß die drei ausgepeitscht würden, der Zigeuner-Bob erhielt dreißig Hiebe, die andern beiden 25, und zwar sollte das täglich geschehen, bis sie sich besserten! Es mögen ja verwegene Burschen gewesen sem, die drei. Jedenfalls hat sich seitdem die öffentliche Meinung mit der Sache befaßt, die Zeitschriften „Atlantic-Monthly', „Nation" u. a. bringen Artikel, die Zeitungen erhalten Zu schriften aus dem Publikum, Versammlungen werden ab- gehalten, die Studenten, die Frauenklubs, die Rechtsge- lehrlen ergreifen das Wort. Man erinnert an die aller- dings bezeichnende Stelle im letzten Verwaltungsbericht der Gefängnisverwaltung von Neufeeland, worin der höchste Beamte dieses Ressorts das Volk der Inselgruppe beglückwünscht, daß es im Gefängniswesen sich längst von den Methoden amerikanischer Greueltaten freigemacht Die Grafen von Freydeck. 63j Roman von A. Ostland. Auch Lr. Ausenbach mußte oft nach den rechten Worten suchen. Die ganze Geschichte war so ganz anders, als solche kleine Abenteuer sonst zu sein pflegen I Und die Wahrheit war für ihn wirklich fast ein wenig be- schämend. Trotzdem sagte er sie ehrlich und rückhaltlos. Und da» bei sah er immer wieder einmal hinüber nach dem süßen, reinen Mädchenantlitz, welches sich in gespenstischem Weih abhob von der dunkelgepolsterten Rückwand des Wagens. Es war etwas in diesen Zügen, das ihn unwider stehlich anlockte, ein neuer, mächtiger Reiz, den er bisher noch nicht gekannt hatte. Der Freiherr schüttelte jetzt, da der Neffe geendet hatte, den Kopf. „Es war mehr als unpassend, die Kleine in ein Hotel zu führen", sagte er unzufrieden. „Hast du denn gar nichts bedacht?" „Lieber Onkel, sie war eiskalt und allein zur Nacht zeit auf der Straße. Was hätte ich tun sollen?" „Nun gut; aber was sagt man den Leuten? Die Wahrheit kann man den Leuten nicht sagen, das siehst du wohl selbst ein! Gottlob kannte im Hotel kein Mensch das Mädchen. Und du wirst reinen Mund halten! Aber was sagen wir?" „Wir sagen, wir hätten Hilda halb erstarrt auf der Straße gesunden. Sie hatte den Namen des Hotels ver gessen, wo ibre Tante wohnt, und irrte nun schutzlos um her. Dies entspricht doch sogar den Tatsachen. Das Souper lassen wir einfach aus." In diesem Augenblick hielt der Wagen mit einem scharfen Ruck. Diener eilten herbei. Der Freiherr sprach einige erklärende Worte, und gleich darauf wurde Hilda Wentheim vorsichtig emporgehoben und in das Haus ge tragen. Als das schwere Tor mit einem dumpfen Laut hinter ihr zufiel, hob sie einen Augenblick den Kopf. Ihr war es. als schlösse sich hinter ihr die Pforte eines Gefängnisses. Aber nichts kam ihr klar zum Bewußtsein. Wie durch einen Schleier sah sie das prächtige, hell erleuchtete Stiegenhaus, durch welches man sie führte. Sie sah das Gesicht einer alten Frau, das sich über sie neigte, und hörte wie aus weiter Ferne ein paar freund liche Worte, welche diese Frau zu ihr sprach und dann die Stimme des Freiherrn: „Also, Frau Billern, Sie versorgen das Fräulein so gut als es möglich ist. Ein Arzt muh gleich gerufen werden!" Sie fühlte auch noch undeutlich, wie geschickte Hände ihr die Kleider lösten, und dabei hörte sie immer die Stimme der allen Frau, welche ihr zuredete. Aber sie verstand nichts — gar nichts. Es war nur so ein Brausen und Klingen in ihren Ohren. Nur ein Gefühl wohligen Behagens überkam sie, als sie endlich in einem weichen Bette lag und die Wärme spürte. Aber gleich darauf kam wieder die Angst über sie, und sie stieß wirre Worte hervor, welche die gutmütige Frau Hillern, des Freiherrn langjährige Beschließerin, gar nicht verstand. Als der rasch herbeigerufene Arzt kam, schüttelte' er besorgt den Kopf. Hilda Wentheim lag im Hellen Fieber, und vorderhand konnte niemand sagen, was daraus werden würde. 15. Kapitel. Hildas Flucht. Tage waren dahingegangen, ohne viel zu ändern. Hilda Wentheim lag noch immer krank im Palais des Freiherrn von Ullmingen. Eins kurze Notiz war durch die Zeitungen gelaufen, welche über Hildas Auffindung durch den Baron und ihre Erkrankung berichtete. Auch daß die Baronin Berg haus sich nunmehr vollständig von Hilda Wentheim los gesagt hatte und nach abermaliger Aussage vor Gericht sich ganz auf ihr kleines schlesisches Gut zurückzog, wurde erwähnt. Die alte Danie, deren ganzes Leben in strengsten Grenzen verlaufen war, wollte unter keinen Umständen mehr mit der Enkelin ihres Bruders etwas zu tun haben, da sie nun einsah, daß es kaum möglich sein dürfte, das junge Mädchen dem weiteren Gange des Prozesses fern zuhatten, nachdem sie durch den anonymen Brief öffent- iich ihre Zusammenkunft mit einem fremden Manne im Forsthause hatte zugeben müssen. Die Baronin hatte dem Freiherrn von Ullmingen direkt erklärt, sie sage sich von Hilda los und überlasse sie nunmehr lieber ihrem Schicksal; denn der Skandal, den sie um jeden Preis hatte für das alte Geschlecht der Freydecks verhindern wollen, war nun doch da. Nichts hielt ihn mehr auf. So blieb ihr nur übrig, sich gänzlich zurückzuziehen. Graf Hugo war nach wie vor in dem Sanatorium für Geisteskranke, und sein Zustand schien slich absolut nicht zu bessern. Was sollte sie, die einzelne alte Frau, tun, wenn das Unglück, das Schicksal mit so eiserner Hand sie nieder zwang? Sie reiste ab, ohne Hild« wiedergesehen ^zu haben. habe. Ach wäSl sagt aber Gouverneur Groesvea vom Staate Michigan, wo es besonders nett herzugehen scheint; was wollt ihr denn? Man soll doch nicht vergessen, daß Gefängnisse eben Gefängnisse sind. Gefängnisse sind Strafanstalten, und es ist Zeit, daß sie endlich ihre Be stimmung erfüllen! Demgegenüber ruft der Universitäts professor Arthur Evans Wood: Das ganze faule System muß beseitigt werden. Weder Prügel noch sonstige Quä lerei im Gefängnis haben je einen schlechten Menschen in einen guten verwandelt, noch haben sie das Ziel der Ab schreckung erreicht. Im Gegenteil, solche Handlungen ver rohen beide, den, der sie leiden mutz, und den, der sie voll führt. Ein Mensch wird dadurch bestraft, daß man ihn ins Gefängnis schickt, aber das Gefängnis soll keine Hölle zur weiteren Qual sein, sondern ein Mittel, um in denen menschliche Eigenschaften zu Wecken, die sie bisher nicht be saßen, und die dadurch auf den Kehrichthaufen der Zivili sation gekommen sind. Leuten, die das nicht einsehen, müssen die Gefängnisse aus den Händen genommen werden. Mancher wird solche Fälle für Ausnahmen halten oder (wie üblich!) für Folgen der Kriegsverrohung. Aber beides ist falsch, schreibt die „Nation". Das Blatt zählt dann Falle auf, die erst neuerdings im Staatsgefängnis zu Jackson, im Zuchthaus zu Ionia und in der Fürsorgean stalt zu Lansing bekannt geworden sind, es erinnert ferner an ganz ähnliche Fälle vor dem Kriege. Wir übergehen die Einzelheiten, aber einen Fall wollen wir doch er wähnen. In einem Gefängnis bricht infolge der Brutali täten der Verwaltung eine Meuterei aus, die Regierung untersucht die Sache, der Gefüngnisdirektor wird abgesetzt — und es kommt ein anderer, unter dem es noch schlimme? wird! Fügt man zu den zahlreichen Fällen, welche die amerikanische Öffentlichkeit beschäftigt haben, noch eine Schätzung dessen hinzu, was hinter verschwiegenen Mau ern verborgen bleibt, so muß man allerdings sagen, daß dort im Lande der Freiheit noch das finsterste Mittelalter zu Hause ist. L. Nah und Kern. O Ein Friedenspreis sür die Quäker. Di« deutsche Gruppe der interparlamentarischen Union hat einstimmig beschlossen, die „Englischs Gesellschaft «der Freunde" (Quä ker) Mr das nächste Jahr als Träger des Friedenspreises der Robclsttftung vorzuschlagen, weil die Quäker durch ihr Liebeswerk in Deutschland unmittelbar nach dem Kriege viel dazu beigetragen haben, die Beziehungen zwischen de» einstmals feindlichen Ländern zu bessern. O Die Stadt Berlin als Millionenerbin. Ein Kauf mann Boller hat in seinem Testament die Stadt Berlin zu seiner Erbin bestimmt. Der Neinnachlaß soll nach Angabe eines der Testamentsvollstrecker etwa 7>L Millionen Mark betragen. Von dieser Summe wären nur etwa 560 000 Mark zur Sicherung einiger Vermächtnisse auszusondern. O Die Berliner Polizei gegen Nackttänze. Die Berliner Polizei will jetzt mit aller Energie gegen Nackttänze vor gehen, die an Luxusstätten beim Ausschank alkoholischer Getränke vorgeführt werden. Unternehmer, die derartige Vorführungen veranstalten, haben neben einem strafrecht- ttchen Einschreiten der Staatsanwaltschaft auch polizeiliche Schließung ihrer Unternehmungen zu gewärtigen. O 325 000 Mark Lohngelder geraubt. In Beuthen wurde ein Beamter mit 325 000 Mark Lohngeldern aus dem Wege vom Zechcnhaus nach der Werkstatt der Hohen- zollerngrube von vier bewaffneten Banditen angefallen und beraubt. Mehrere Hundert Arbeiter eilten auf die Kunde von dem Raube mit ihren Werkzeugen bewaffnet herbei und verfolgten die Räuber, die sich der Verfolger durch Revolverschüsse und Handgranaten zu erwehren suchten. Zwei Banditen konnten festaenommen werden. O Für 7 Millionen Mark Messing beschlagnahmt. In der Simsonschen Fabrik in Ostfeld bei Gotha sind Messing teile im Werte von 7 Millionen Mark beschlagnahmt wor den. Es handelt sich um Metallschiebungen von Reichsgut. Im ganzen sollen 14 Waggonladungen von Zündern ver schoben worden sein. Freiherr von Ullmingen übernahm die Vormundschaft i über das junge Mädchen, welches von allen diesen Vor- t gangen keine Ahnung hatte; denn wilde Fieberphan- c tasten umnachteten ihren Geist, und wenn diese aufhörten, c dann lag sie in einem von aufregenden Träumen ge- j störten Halbschlaf und nahm von ihrer Umgebung nicht i die geringste Notiz. Freiherr von Ullmingen befand sich in einer selt samen Lage. Wenn er mit den Gerichtspersonen ver° ! handelte, kam auch ihm Hildas Schuld oft fast als er- f wiese» vor. Auch er glaubte dann ganz bestimmt, daß ! sie in irgend einer Beziehung zu den geheimnisvollen j Vorgängen auf Schloß Freydeck stehen müsse, und nur - der direkte, zäh festgehaltene Widerspruch der beiden An- i geklagten Günther, Vater und Sohn, machte ihn dennoch ' immer wieder stutzig. Georg Günther hatte sich zwar nur einmal bewegen f lassen, mit dem Varon zu sprechen, und dieser war er- s schrocken, als er dem jungen Mann gegenüberstand. Das - war nicht mehr der Jüngling, den er einst gesehen, der ! auch noch im Schmerz unter schwerem Verdacht etwas ' Siegessicheres hatte; d"as war ein stiller, ernster Mann mit grübelnden Augen und einem herben Zug im Antlitz. Als der Freiherr das Gespräch auf Hilda brachte, gab Georg nur kurze, sachliche Auskunft. Von dem frem den Mann im Forsthause wußte er absolut nichts und hat Ullmingen, sich diesbezüglich an seinen Bruder Erich und an Doktor Gerlach zu wenden, welche dem Gericht nunmchr rückhaltlose Abgaben gemacht hätten. Der Freiherr harte sich erhoben, um sich zu verab- schieden. Georg Günther machte eine stumme Verbeugung. „Und nach Hilda selbst fragen Sie gar nicht?" fragte lillmingen noch. Es ließ ihm keine Ruhe. Er wollte wissen, wie er mit diesem Manne dran war, ob dieser immer noch an dem Mädchen hing, oder ob er sie ganz, srei gab. „Hilda ist erkrankt —. sie liegt bei mir in meinem Palais." „Ich weih es durch Erich." . Das klang vollkommen gelassen und kühl. Dann aber, ganz plötzlich, trat Georg Günther dicht an den Freiherrn heran. „Hier," sagte er, fast unverständlich vor Erregung; „hier, nehmen Sie und lesen Siel Dieser Brief kam gestern an mich. Er ist von einem Studienkollegen, Doktor der Technik jetzt — bitte, lesen Sie! Und dann sagen Sie mir, ob das wahr ist! Ob das wahr sein kann!" Ullmingen trat an das einzige Fenster des kleinen Raumes und las. Es waren nur einige Zeilen, jedenfalls war der Schreiber ein guter Freund Georas. Aber diese wenigen Wort-