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Wilsdruffer Tageblatt : 21.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192201213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220121
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220121
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-21
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 21.01.1922
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h r ) t t, n Vie Fenster für emen hohen Preis an Neugierige ver mieten wollen, und dieses Geschäft war ihm durch den städtischen Tribünenbau verdorben worden. Sein An spruch wurde vom Gericht abgewiesen. Auch in den gericht lichen Streitigkeiten mit seinen Kindern hatte der Fürst wenig Glück. Seinen drei Ehen, die erste Frau war eine Prinzessin Lobkowitz, die zweite eine Gräfin Perponcher, die dritte, die er als Sechzigjähriaer heimsührte, eine Prtnzefsin Radziwill, entstamm ten zehn Kinder. Soin ältester Sohn Gebhard, der des Krieges eine gut bezahlte kaufmännische Stellung in London inne. Da er diese Stellung verlor, verlangte er von seinem Vater eine jährliche Rente von Fünfzigtausend Mark. Der Vater weigerte sich mit dem Bemerken: Er habe zehn Kinder. Wohin käme er, wenn jedes seiner Kinder von ihm soviel haben wollte? I Es kam zur Mage, und dem Sohne wurde die Hälfte des geforderten Be trages zugesprochen. Da der Vater auch jetzt noch nicht zahlte, ließ der Sohn auf den bei Belle-Alliance erbeute ten, an Blücher und dessen Nachkommen gelangten Reise wagen Napoleons Beschlag legen. Das half; um den Wagen freizubekommen, zahlte der Vater. Um diesen Wagen, der aus der Breslauer Jahrhundert-Ausstellung zu sehen war, entspann sich nach dem Tode des Vaters ein Rechtsstreit zwischen dem ältesten Sohne Gebhard und dessen Bruder Lothar, aus dem Gebhard als Sieger hervorging. Der eben erwähnte, der zweiten Ehe des Fürsten ent sprossene Lothar heiratete, nachdem sich sein Vater zum dritten Male, und zwar mit einer Prinzessin Radziwill vermählt hatte, eine ältere Schwester dieser Prinzessin. Die dadurch begründeten eigenartigen Verwandtschaftsverhält- nisse haben seinerzeit Stoff für viele heitere Betrachtungen geliefert. Der verstorbene Fürst Blücher besaß große Güter in Preußen, in Österreich und in Ägypten. Auch eine Insel im Kanal, auf der er eine Känguruhfarm angelegt hatte, nannte er sein eigen. Auf dieser Insel brachte er den Som mer zu; im Winter lebte er in Ägypten. Gestorben ist er auf seiner Herrschaft Krieblowitz in Schlesien; aber nicht aus Liebe für den deutschen Boden, sondern weil er wäh rend des Krieges England verlassen mußte. Seinen zehn Kindern hat er ein Niesenvermögen hinterlassen. Viel leicht sind aber einige bei der Teilung schlecht weggekom men, und so hat man, um das Erbe zu mehren, das Blüchersche Palais in Berlin verkauft, an einen Letten. So schwindet der Ruhm der Welt * Das Palais Blücher am Pariser Platz in Berlin soll nach erfolgtem Umbau in ein amerikanisches Bankinstitut verwandelt werden, an dem der aus Amerika stammende Dollarmillionär Zimding in hervorragender Weife betei ligt sein wird. Neueste Meldungen. Russische Vorschläge an Deutschland. Königsberg. Wie die „Prawda" meldet, springt der russische Vertreter in Deutschland, Krestinski, nach Berlin weitgehende politisch-wirtschaftliche Vorschläge mit, die für die künftigen Be ziehungen zwischen Deutschland und Rußland von großer Be deutung sein werden. Krestinskis Position in Moskau gilt als sehr stark, was auf dem russischen Rätekongretz besonders zum Ausdruck kam. Seine Tätigkeit in Berlin wurde gutgeheißen. Der Danziger Hafen und die polnischen Kriegsschiffe. O-V Danzig. Genial Haking hat der polnischen Regierung vorgeschlagen, sich wegen der Benutzung des Danziger Häsens durch polnische Kriegsschiffe mit der Danziger Regierung dahin zu einigen, daß Polen auf dem Wege des Vertrages eine An legestelle eingeräumt werden soll. Der Vertrag soll mit drei monatlicher Frist zu kündigen sein. Die Polnische Regierung hält diesen Vorschlag für unzureichend. Die Eisen- und Kohlengruben von Kiautschou. Paris. Nach einer Meldung aus Washington haben sich die chinesischen und japanischen Delegierten darüber verstän digt, daß die Eisen- und Kohlengruben des Pachtgebietes von Kiautschou durch eine von der chinesischen Regierung gebildete Gesellschaft betrieben werden sollen. Die Japaner könnten sich an dem Unternebmen mit Kapitalien beteiligen.' Stegmann. Jetzt, da sich langsam der Sarg in die Tiefe senkte, . Da trafen sich seine Der alte Herr sprach noch lange fort uns war nicht zu beruhigen. Der Gedanke, dah nun doch bald Klarheit in diese Sache kommen müsse, stärkte ihn förmlich, belebte ihn und ließ ihn für den Augenblick fast seine Schmerzen vergessen. Käthe hätte ihn gern bewogen, noch länger zu warten, einige weitere Tage vorbeigehen zu lassen, eh er sprach. Aber er beharrte eigensinnig auf seinem Ent schlusse. Freilich, als sie dann, um Stunden später, an Julies Grab standen, da gingen alle Ueberlegungen und Gedanken unter in dem großen Weh der Minute. Gerlach war während der ganzen Einsegnung neben Max Günther geblieben, während Käthe den alten Oberst sorglich stützte. Erich und Georg hielten sich zusammen. Immer wieder sah der ältere Bruder mit besorgten Blicken in das schmale Gesicht des jüngeren. Aber Georg lächelte ihm dann sekundenlang tröstend zu, als wollte er sagen: „Laß nur, es geht alles vorüberI" So standen sie zusammen in dieser schweren, harten Stunde und hielten sich eins am anderen aufrecht. Max Günthers wie in einem tiefen Schmerz er starrtes Antlitz hob sich fahl heraus. Er überragte alle weit, und ihm galten auch die meisten der neugierigen Blicke, der gezischelten Worte, welche aus der dichten Volks- menge, die den Zug erwartete, bis zu den Leidtragenden den Weg sanden. Man flüsterte und munkelte. Weshalb ging derBräu- tigam nicht mit der Familie? Er stand ziemlich abseits, mit leeren Blicken immer nur auf den Sarg sehend, über den der Pfarrer von Sankt Lukas jetzt schlichte, warme Worte hinsprach, Worte von Wiedersehen und von einer Liebe, d,e den Tod überdauert. Die Frauen weinten, und auch manchem Mann rann eine Träne die Wange herab. Aber Hugo von Freydeck weinte nicht. Er stand zwischen der Baronin von Berghaus und dem alten Gerichtsrat jetzt wendete er plötzlich den Kopf. Augen mit denen Max Günthers. Und wieder leuchtete aus diesen tiefliegenden, dunklen Sternen eine zwingende Mahnung. Oder war es ein Flehen? Eine Bitte? Max Günther richtete sich straffer und stolzer empor. Hermann Gerlach sah, dah sein Gesicht jetzt noch blasser war, und daß seine Hände bebten, wie unter dem Ansturm einer ungeheuren Leidenschaft. Letzte Drahtberichte des „Wilsdruffer Tageblattes". Bundeskanzler Schober will zurücktreten. Wien, 2V. Ian. (tu.) Bundeskanzler Dr. Schober hat gestern im Ausschuß für Auswärtige Angelegenheiten ausdrück lich erklärt, er hoffe, daß die Last der politischen Verantwortlich keit für ihn nur ganz kurze Zeit mehr dauern wird. Dr. Schober ist entschlossen, sosort nach der parlamentarischen Erledigung des Staatsvertrages von Prag zurückzutreten. Dies wird im Laufe der kommenden Woche geschehen. Als sein Nachfolger gilt in erster Linie der ehemalige Bundeskanzler Dr. Michael Mayr, der der christlich-sozialen Partei angehört. Da die Großdeutschen unter den gegenwärtigen Umständen nicht gesonnen sind, mit den Christlich-sozialen weiterhin positisch zusammenzuarbeiten, jo wird die Majorität, welche Dr. Mayr und seine Regierung zu wählen haben wird, höchstens 1—2 Stimmen betragen. Außer den Christlich-sozialen wird nur noch die Deutsche Bauernpartei, die nur über wenige Mandate verfügt, für die Regierung stimmen. Um die Neuwahlen in England. London, 2V. Ian. (tu.) Chamberlain äußerte in einer gestern abgehaltenen Sitzung, daß das Kabinett einstimmig be schlossen habe, die Wahlen nicht vor der restlosen gejetztechnischen Erledigung der irischen Angelegenheit stattfinden zu lasten. Chamberlain stellte fest, daß der genannte Beschluß keinesfalls mit Differenzen innerhalb des Kabinetts zusammenhänge, wo durch die gestrige Andeutung der Times dementiert wird, wonach sogar die Möglichkeit eines Rücktritts Lloyd Georges bestehe. Ans Stadt und Land. Witte! Mr diele Rsbrit nehme» mir immer dnnkh« «Unenen. Wilsdruff, am 20. Januar. Die Wahl des Stadrrates stand auf der Tagesordnung der Stadtverordnetensitzung, die gestern abend 8 Uhr im Sitzungssaale des Rathauses stattfand. Sämtliche Stadtverordneten waren anwesend, desgleichen eine große Anzahl Damen und Herren aus der Bürgerschaft. Der Vorsteher, Herr Oberl. Hientzsch, teilte zunächst mit, daß alle ortsgesetzlichen Bedingungen für die Wahl erfüllt seien und der Wahlausschuß — die Herren Hientzsch als Vorsteher, Hei nicke und Lehmann als Wahlgehilfen — die beiden ein gegangenen Wahlvorschläge Wehner und Zschoke als gültig an erkannt habe. Hierauf warf Herr Stadtv. Schumann die Frage der Ausschußwahlen in die Debatte, indem er darauf hin wies, daß laut Geschäftsordnung die Ausschußwahlen bereits in der ersten Sitzung des Kollegiums zu erledigen waren. Die Herren Wehner, Loßner und Hientzsch waren der Meinung, daß unter der ersten Sitzung die erste des endgültig kompletten Kollegiums zu verstehen sei, während Herr Bom - dach die Ansichten seines Parteifreundes Schumann unterstrich. Das änderte indeß nichts an der Tatsache, daß die Ausschuß wahlen nicht stattfinden konnten, weil sie nicht auf der Tages ordnung standen. Dann gingen die Stadtratswahlen vor sich. 14 Stimmzettel wurden in die neue von Herrn Fabrikbesitzer Sinemus gestiftete Wahlurne gesteckt, 8 davon für den Vor schlag Wehner, 6 für den Vorschlag Zschoke. Von der ersten Liste waren sonach die Herren Privatus Wehner, Fabrik besitzer Sinemus und Käsereibesitzer Heinickel, von der zweiten die Herren Buchhändler Zschoke und Schriftleiter Bomb ach gewählt. An ihre Stelle treten ins Stadtverord netenkollegium die Herren Maschinenarbeiter Herm. Scheibe, Ziegeleibesitzer Max Seurich, Oberbahnhofsvorsteher Kurt Lautenbach, Schlaffer Albert Rebs und Tischler Wilhelm Stelzner. Da gleichzeitig der gesamte Stadtrat voraussicht lich auf 6 Jahre neugewählt war, mußte das ortsgesetzlich fest gelegte Ausscheiden durch das Los bestimmt werden. Es ent schied, daß nach 2 Jahren die Herren Sinemus und Zschoke, nach 4 Jahren die Herren Wehner und Bombach, nach 6 Jahren Herr Heinickel ausscheidet. Damit war die offizielle Tagesord nung erschöpft. Es folgten noch einige kleine Anfragen. Zu nächst sagte Herr Stadtv. Loßner nach seiner eigenen Be zeichnung „Worte zu seiner Rechtfertigung", die sehr weit ins Persönliche gingen und entsprechenden Widerspruch heraus Dann trat Max zurück, und Käthe veugle stcy uver oas Grab. Einen langen Blick warf sie hinab auf den Sarg. Da lag schon Erde darauf, aber keine Blume. Mit einer raschen Bewegung faßte sie nach dem Hyazinthen kranz, den ihr schwarzer Schleier bisher beinahe verborgen hatte, und warf ihn hinunter. Mit leisem Aufrauschen sanken die leuchtenden, duft atmenden Blumen in den dunklen Schacht. In diesem Moment setzte der Männerchor ein. Klar und hell klangen die kräftigen Stimmen durch den grauen Lag. — Aber da geschah etwas Unerwartetes und Sonderbares. Mit einem unterdrückten Wehlaut riß sich Graf Hugo von Freydeck los von dem Arm der Baronin, welche ihn nicht für eine Minute freigegeben hatte, und drängte sich durch die erschreckt zurückweichende Menschenmenge. Käthe begriff es, er wollte zu ihr. Aber sie wich nicht zurück. Mit einem festen Blick sah sie ihm entgegen. „Die Blumen? Von wem sind die Blumen?" schrie Hugo von Freydeck und deutete mit unsicherer Hand hinab. Der alte Pfarrer war bestürzt zurückgetreten. Die an deren aber schloffen einen dichten Wall um das Grab und um die beiden Menschen, den Mann, der vor Erregung kaum sprechen konnte, und das Mädchen, das entschlossen zu ihm aufsah. Aber ehe sie noch zu antworten vermochte, war Max Günther einen Schritt vorgetreten. „Von mir!" sagte er laut und fest. Sie hörten es alle, denn der Chor der Sänger hatte das Lied abgebrochen. Und sie sahen es alle, wie die beiden Männer sich sekundenlang maßen, und wie dann plötzlich der Graf mit einem katzenartigen Sprunge gegen den andern ansprang. Der alte Oberst von Kirchbach stand so unvermutet zwischen den Ringenden, daß es niemand hätte von dem geschwächten, siechen Manne denken können. Was er sagte, verstanden nur die wenigsten, vielleicht keiner außer Gerlach und Stegmann, die herandrängten. Aber sie sahen alle dieses zerrüttete, leichenblasse Gesicht und die drohende Handbewegung, mit welcher der Oberst den Grafen hinwegwies. Und sie sahen auch, wie das Antlitz des Jüngeren sich verzerrte, und wie er zurückwich und endlich in tollen Sätzen davonstürmte, den Waldweg hinauf gegen die Park mauer zu. Die Herren der gerichtlichen Kommission, welche gleich falls bei dem Leichenbegängnis anwesend waren, folgten ihm bis auf einen, welcher ganz nahe an Max Günther berandränote. forderten. Herr Stadtv. Jähne fragte an, ob der Rat von dem Verkauf hiesiger Grundstücke unterrichtet sei, und ersuchte, eine gründliche Prüfung vorzunehmen, ehe die Kaufgenehmigung er teilt werde, da zu befürchten sei, daß dadurch die Mieten in die Höhe getrieben würden. Herr Bürgermeister Dr. Kronfeld antwortete, daß sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung mit der Angelegenheit beschäftigen werde. Weiter sprach Herr Jähne gegen die Versteigerung von Nachlaßsachen in der Turnhalle, in die dadurch allerhand Ungeziefer geschleppt werde. — Trotzdem das Ruscheln auf öffentlichen Straßen verboten ist und pvl^eiliche Strafe nach sich zieht, wird besonders von Kindern dieses Verbot übertreten. Herr Stadtrat Sinemus warnte davor, da sehr leicht schwere Unglücksfälle vorkommen könnten. So sei z. B. in der Bahnhofstraße erst dieser Tage ein kleineres Kind in ein Geschirr gefahren und nur Glücksumständen sei es zuzuschreiben, daß das Kind keinen größeren Schaden davongetragen habe. Das führte Herrn Stadtv. Zienert auf den Plan, der im Verein mit den Herren Stadträten Bom bach und Zschoke für die Wiederherrichtung der Rodelbahn am Kirschberge eintrat. Damit war man am Schluffe der Sitzung angelangt, in der von links her ein recht scharfer oppositioneller Wind wehte. — Kurzer Landtagsbericht. Im Landtage lag am Donners tag der Gesetzentwurf über die Anerkennung des 1. Mai und 9. November als gesetzlicher Feiertag vor. Die bürgerlichen Parteien waren einig in der entschiedenen Verurteilung des Ver suches, den 9. November als Feiertag erklären zu lassen. Der Redner der Deutschnationalen, Abg. Dr. Wagner, kündigte an, daß wenn die zur Behandlung stehende Vorlage Gesetz werden sollte, der Antrag gestellt werden würde, das sächsische Volk auf zurufen, auf dem Wege des Volksbegehrens und des Volksent scheides seinen Willen kundzutun. Die Linke wollte den Antrag noch in Ausschußberatung bringen. Der Antrag wurde jedoch mit 46 bürgerlichen gegen 46 sozialistische Stimmen abgelehnt, so daß diese Frage nunmehr den Landtag in der nächsten Zeit sofort wieder in Schlußberatung beschäftigen wird. Ein An trag der Deutschnationalen auf Bereitstellung ausreichender Mittel zur Förderung der Landwirtschaft wurde dem Haushalt ausschuß A überwiesen. Einem Anträge aus Maßnahmen zur Bekämpfung des Mädchenhandels, zu dem sämtliche weibliche Abgeordnete des Hauses sprachen, wurde einstimmig ange nommen. Zum Schluß wurde eine Anfrage der Demokraten wegen der Zusammenkünfte der Minister von Sachsen, Thü ringen und Braunschweig beraten. — Die Bischofsfrage in der Landesjynode. In ihrer Donnerstagsitzung setzte die ev.-luth. Landessynode die Einzel beratung des Entwurfes für die neue Kirchenverfassung in erster Lesung sort. Die ersten Paragraphen über das Wesen, den Be kenntnisstand, den Umfang des Kirchengebotes, die Kirchenmit- gliedschaft und das geistliche Amt werden einstimmig ange nommen. Längere Verhandlungen brachte die Frage des Landes bischofs. Das Amt des Landesbischofs wird einstimmig ange nommen, der Titel Landesbischof findet eine Mehrheit von 59 gegen 19 Stimmen. Damit hat die Synode den bedeutsamen Beschluß gefaßt, das Amt und den Namen des Landesbischofs für die sächsische Landeskirche zu schaffen. Die Beratung über die Kirchenverfassung soll am Freitag, den 20. Januar, vormittags 9 Uhr, fortgesetzt werden. Voraussichtliche Gesamtdauer der Verfaffungsverhandlungen noch etwa 8—9 Tage. — Das Ergebnis der Vertrauensmännerwahlen für die Angestelltenversicherung im Bezirke der Amtshauptmannschaft Meißen. Bei der am vergangenen Sonntag erfolgten Wahl der Vertrauensmänner und Ersatzmänner für die Angestelltenver sicherung im Bezirke der Amtshauptmannschaft Meißen ein schließlich der Städte Lommatzsch, Nossen und Wilsdruff, deren Ergebnis gestern vormittag festgestellt wurde, sind insge samt 450 Stimmen abgegeben worden, die sich wie solgt verteilen: auf die hiesige Amtshauptmannschaft 77 Stimmen, Lommatzsch 9 Stimmen, Nossen 93 Stimmen, Wilsdruff 26 Stimmen, Coswig 149 Stimmen und Weinböhla 96 Stimmen. 440 Stim men sind gültig, 10 ungültig. Es entfallen auf die Liste A, Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband, 161 Stimmen, auf die Liste B, Gewerkschaftsbund der Angestellten, 108 Stimmen, und auf die Liste C, Allgemeiner freier Angestellten-Bund (Afa- Bund), 171 Stimmen. Die Sitze verteilen sich wie folgt: Liste A (D. H. V.) 1 Vertrauensmann und 3 Ersatzmänner, Liste B (G. d. A.) 1 Vertrauensmann und 1 Ersatzmann, Liste C (Afa-B.) 1 Vertrauensmann und 2 Ersatzmänner. Die ersten Aber auch die schnellen Füße der Verfolger erreichten den Grafen nicht mehr. Er hatte einen bedeutenden Vorsprung und ver schwand im Dickicht. Sie sahen es nicht, daß er sich gewandt über die Schloßmauer schwang und in der nächsten Minute in dem Buschwerk des Parkes unter tauchte. * * * Die Menschen verliefen sich allmählich. Nun standen nur noch die nächsten Anverwandten neben dem Grabe; denn auch die Baronin von Berghaus hatte schon ihren Wagen bestiegen. Rat Stegmann begleitete sie bis dahin. Er führte sie sorgsam und achtete auf jeden Stein; denn er merkte es, daß auch die Kräfte dieser stolzen Natur nachließen. „Haben Sie verstanden, was der alte Oberst meinem Neffen sagte?" fragte die Baronin gequält. Stegmann schüttelte den Kopf und sagte: „Nein I" Er log, und sie sah es ihm an. Aber sie wagte es nicht, noch weiter zu fragen. „Und der Verhaftungsbefehl?" fragte sie dann. „Doktor Anton Winter hat ihn eben erst telegraphisch von Wien aus erhalten. Heute abend fährt er mit Max und Georg Günther nach Wien. „Und Hilda?" Er zuckte mit den Achseln. „Das schwebt noch; als Zeugin muß sie erscheinen. Ob das, was gegen sie vorliegt, genügt, um eine Anklage zu erheben, das ist zweifelhaft. Aber Baron von Ullmingen ist ja der beste Freund des Gerichtspräsidenten. Das wäre ein Weg, der gewiß zum Ziele führen würde. Wenn Hilda ihn bitten würde, dann bliebe wenigstens dieser Schlag der Familie von Freydeck erspart!" Der alte Herr hatte wärmer gesprochen, als es sonst seine Art war. Er selbst war durch das Dazwischentreten des Obersten von Kirchbach entsetzt. Was hatte der alte Herr dem Grafen für ein Wort ins Gesicht geschleudert? „Mörder!" Er, Stegmann, hatte es genau verstanden. Und Graf Hugo hatte ihm nicht geantwortet, wie man als Mann einer solchen furchtbaren Anklage gegenüber tritt. Er hatte eine tolle Flucht ergriffen. Was sollte man davon denken? Würde es gelingen, alles dies mit der ungeheuren Nervenüberreizung zu ent- lckuldiaen? (Fortsetzung folgt.)
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