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Kernwrecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt für Wilsdruff UNd llMgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 «rsqe!nl ILgllch m» «uOnahm, der «Senn, und Festtag« nachmittag, , Ich« für den folgenden Tag. 2-zugwreI« b«I «elbstabholung monatlich MI„ duech uns-» AELgrr jugetragen in der «tadt monatlich Ml., auf dem Land« MI., durch di« Post bezogen r-i-rEdrlich MI. mit ZufkNungsgedüb«. «II« jdastanstaden und pottboten sowi« unsere Au«tr<ig«r und «eschdstchieNe nehm«» jederzeit 2«fi-Nun,-n ,«>««,«» Im 2E« b^errr »«Wait, Krieg od«r sonstiger L-tri-bOstSrnngen hat d«r Se,!«h«r I«in„ «nspruch aus Li.ferua« »er Zeitung »der ««„un« d»g Lezugepretse«. Erscheint feit Dieses Blatt enchütt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats -u Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. B«rl»r«r >m» «rth»r rschuuke ix Wllsdnch. «ermrttvortlicher Schriftleiter: Her«««» «esst«, für de« Inseratenteil: «rth«r Ischxxke, »eid« i« Wil«dr«A 18 Sonnabend den 21. Januar 1S22. 81. Jahrgang dem 1S41 Znsertionsprri, MI. für di« « g«k>altene Korpuszeil- oder deren Raum, Rellamen, die r spallige KorpuOzeiie MI. Sei Wiederholung und Iohre««ufirag entsprechender Preisnachlaß. Lelanntmachungen im amtlichen Teil snur van SehSrden) die r gespaltene KorpmtzeUr Ml. Rachweisung^Sebühr 50 Pfg. Anzeigenannahme bi, vormittag« 10 tthr. Für die Richttglelt der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir lein« Garantie. Zeder Rabatt» «nspruch erlischt, wenn d«r Sotrag durch Klage etngezogen werden muß oder der Auftraggeber in Kontur, »«rät. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Reichstag mild Preußischer Landtag nahmen DonnerStaa ihre Arbeiten auf. * Der preußische Staatsrat stimmte Lem Gesetzentwurf über die Einverleibung Pyrmonts m Preußen zu. * Pomcark-s Regierungsprogramm erklärt, Frankreich muffe zu einem militärischen Druck an den Bheinbrückenköpfen schrei, ten und sich das Recht zu einer direkten Verfolgung 'Deutsch lands Vorbehalten. * In Paris ist eine englische Note mit einem neuen Ent- Wurf für den englisch-französischen Geheimvertrag eingelaufen. * Nach italienischen Berichten hat Briand in Cannes Bo- nomi ein französisch-italienisches Sonderabkommen angeboten, und Poincars habe beschlossen, die Initiative Briands weiter zu verfolgen. * Papst Benedikt XV. ist nicht unbedenklich an einem starke« Bronchialkatarrh ertrankt. * Der Dollar notierte an der Berliner DonnerStaadSrse 189 Mart. Am das Sieuerkompromiß. Aus parlamentarischen Kreisen wird uns geschrieben: Nicht immer zeigt sich so deutlich wie gerade in diesen Tagen, wie sehr in der großen Staatsmaschine ein Rad in das andere greift, und wie eng die einzelnen wichtigen Probleme der Außen» und Innenpolitik miteinander im Zusammenhang stechen. Unsere Zahlungen an die Entente, der Wiederaufbau der europäischen Wirtschaft und des Handels, die innere Gesundung der deutschen Finanzwirt schaft und der Staatsbetriebe, die Versuche, eine weiter- gehende Einigkeit zwischen den politischen Parteien herbei- Zuführen, die immer noch in dem Gedanken der großen Koalition gipfeln, alles das sind nur einzelne Teile eines großen Ganzen, welches nicht vorwärts gebracht werden kann, wenn an irgend einem dieser Räder der großen Ma schine eine Hemmung eintritt. Die goldene Achse, um die sich die ganze Maschine letzten Endes bewegt, ist allerdings nach wie vor die Geldftage, sowohl, was unsere Verpflich tungen nach außen hin betrifft, als auch, soweit die Zah lungen jedes einzelnen Staatskörpers an die Reichskasse in Frage kommen. In der Frage, was wir an sogenannten Reparationszahlungen im Laufe der folgenden Zeit an Frankreich, England und die anderen abzuliesern haben, ist jetzt bekanntlich eine neue Wendung eingetreten, inso fern, als uns zum erstenmal aufgegeben wmde, selbst den Plan auszuarbeiten, in welcher Form und in welcher Höhe wir nach unserer eigenen Einschätzung leistungsfähig sind. Die Voraussetzung sür die Ausstellung eines solchen Planes ist natürlich, daß sich die maßgebenden Leute in der Regierung und in den Parteien erst einmal unterein ander völlig klar darüber werden, was sie sür die Höchst grenze halten, bis zu der man die deutsche Volkswirtschaft und jeden einzelnen Volksgenoffen belasten kann, ohne ihn seiner unentbehrlichen Lebensiro«Wendigkeiten zu berauben. Gerade in diesem Punkte aber gehen die Meinungen ziem lich weit auseinander, und schon seit Wochen findet in Ber lin eine auch jetzt noch nicht zum endgültigen Abschluß ge langte Reihe von Verhandlungen zwischen den Führern der Regierungsparteien über die Frage statt, wie man das große neue Steuerprogramm der Regierung, welches ja den Grundpfeiler bilden soll, aus dem das Gebäude unse rer finanziellen Leistungen errichtet wird, in eine Form bringen soll, welche die Zustimmung einer möglichst gro ßen Mehrheit des Reichstages finden könnte. Während bisher der hauptsächlichste Differenzpunkt zwischen bürgerlichen und sozialistischen Parteien darin zu erblicken war, daß die Sozialdemokraten dieErfassung der Sachwerte zur unerläßlichen Voraussetzung sür ihre Zustimmung zu den die breiten Massen besonders be lastenden Verbrauchssteuern machten, scheint man jetzt die sen gefährlichen Stein des Anstoßes etwas beiseite ge schoben zu haben. Zwar warnen sozialdemokratische Stim men, unter anderem der bekannte Führer der Partei, der frühere Reichskanzler Hermann Müller, unablässig davor, auf einem Programm zu bestehen, welck-es die wünsche der Sozialdemokratie nicht genügend in Rech nung steile. Man hört dabei sogar die Drohung, daß möglicherweise die Regierung über einem solchen Pro gramm zu Fall kommen könnte. Aber nach dem Verlauf der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages, dessen Verhandlungen im einzelnen zwar streng vertrau lich sind, über den man aber immerhin soviel erfahren hat, daß die Stellung der Negierung, insbesondere des Kanz lers Dr. Wirth, fester als je ist, und zwar auf Grund der von ihm und Dr. Rathenau betriebenen auswärti gen Politik, die auch die Zustimmung einzelner weit rechtsstehender Politiker gefunden haben soll. Man kann wohl damit rechnen, daß die Sozialdemokratie veran laßt sein wird, der mit ihr verbündeten Zentrumspartei gewisse Zugeständnisse zu machen, anstatt die Regierung zu zwingen, den sozialdemokratischen Wünschen restlos nachzugeben. Die Einigung auf mittlerer Linie, die man jetzt eifrig herzustellen bemüht ist, schiebt daher, soweit aus parlamen tarischen Kreisen verlautet, den Plan einer Erfassung der Sackwerte in eine fernere Zukunft. Vorläufig plant man» für die Besteuerung des tandwrrrMaftncyen Besitzes aucy auf die inzwischen diskutierte Verbindung zwischen einer Berechnung nach dem Ertragswert und dem sogenannten gemeinen Wert zu verzichten und der Regierungsvorlage zuzustimmen. Für dieses Zugeständnis verlangt die So zialdemokratie höhere Zuschläge zu den Vermögenssteuern, ferner die baldige Erfassung eines größeren Teiles des Reichsnotopfers, als bisher vorgesehen war, und schließ lich die baldige Inangriffnahme des Entwurfes einer Zwangsanleihe. Dieser letztere Plan muß jedoch ganz von selbst noch einige Zeit ausgeschoben werden, weil dafür erst einmal di« vorläufig noch nicht sestgestellte Veran lagung zur Vermögenssteuer als Unterlage gebraucht wird. Der Gedanke der Erfassung der Sachwertt dagegen wird zurückgestellt, und man soll in sozialdemokratischen Kreisen planen, ihn erst dann wieder hervorzuholen, wenn für die Leistungen an das Ausland, die ja im gegenwärti gen Haushaltsplan« nicht berücksichtigt sind, neue Quellen erschlossen werden müssen. Man glaubt in parlamentari schen Kreisen, daß in dem ungefähren Rahmen des hier skizzierten Planes eine Einigung bald bevorsteht. Ein solches Kompromiß würde sich allerdings zunächst nur 'auf das Zentrum und die Sozialdemokratie erstrecken. Inwieweit die anderen Parteien ihre Zustimmung dazu geben könnten, steht noch dahin. Für diese sind im wesent lichen außenpolitische Rücksichten maßgebend, und es wird im wesentlichen darauf aukonnnen, wie der für die Entente bestimmte deutsche Zahlungsplan ausfältt. Dann erst wer den weitere Kreise des Parlaments in der Lage sein, ihr Urteil darüber abzugeben, ob sie dieses neue Regierungs programm für durchführbar halten, und davon wieder wird es abhängen, ob die jetzige schwache Basis der Negie rung zu einer großen Koalition erweitert werden kann. Besonders im Hinblick darauf, daß auf der bevor stehenden Konferenz von Genua die deutsche Regierung mit viel größerer Autorität austreten kann, wenn sie sich auf eine große Majorität des Parlaments stützt, ist zu wün schen, daß der deutsche Zahlungsplan unter Mitarbeit aller auf Grund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung dazu berufe nen politischen Kreis« in einer Form zustande kommt, die nach innen und außen eine erfolgreiche Wetterführung der deutschen Polilik erhoffen läßt. Pomcares Programm. „Deutschland soll wiederherstellen." Die ministerielle Erklärung, in der Poincars, iM üblich, zum Beginn seiner Amtstätigkeit seine politischen Absichten zusammenfaßt, ist ein Dokument der unentwegten Gewaltpolitik gegen Deutschland, wie man es nicht schärser erwarten konnte. Poincarö «weist zunächst darauf hin, daß es die Sorge der Negierung fein werde, die bestehenden Bündnisse zu festigen ' und betont den Willen, sich auf den Vertrag von Verfailles zu stützen. Bezüglich der Konferenz von Genua ist das Kabinett der Ansicht, daß Frankreich im Voraus Vonden Sowjets Sicherh eiten fo rdern müsse. Deutsch land, das seine Unterschrift unter den Vertrag von Ver sailles gesetzt habe, müsse sich endlich entschließen, seine Ver pflichtungen zu halten und die von ihm verursachten Ru inen wiederherzustellen. Weiterhin will Poincars lasen, daß Europa endgültig von den deutschen Träumen befreit werden müsse. Frankreich wolle zwar Beweise seiner Ge duld, feines guten Willens und seiner Mäßigung ablegen, müsse aber die gerechtfertigten Neparattonen erhalten und jederzeit zum Schutze der neugegründeten Staaten bereit sein. Frankreich müsse somit zu dem einzigen Mittel grei fen, das sich seit Jannar 1920 als wirksam erwiesen habe: Es müsse zu einem militärischen Druck an den Rhein- brückenköhsen schreiten und sich das Recht zu einer direkten Verfolgung Deutschlands Vorbehalten. Wenn der von Lloyd George vorgeschlagene Vertrag Wirkung erlangen soll, muß Frankreich innerhalb der im Friedensvertrag verzeichneten Fristen volles Recht haben, alle seine Druck mittel Deutschland gegenüber in Anwendung zu bringen, um dieses zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zu zwin gen und von allen Revanchsgedanken-, die es in Osteuropa zu verwirklichen sucht, abzuhalten. Dies sei weder Imperi alismus nocb Militarismus k pstLiische Rundschau. Deutsches Reich. Die deutschen Kohlenlieserungen. Die Reparationskommission hat beschlossen, an die Stelle der Monatsprogramme sür Kohlen und Koks ein innerhalb eines Zeitraumes von drei Monaten — Fe bruar, März, April — zu bewerkstelligendes Liefe- rungsprogramm zu setzen. Die während dieses Zeitraumes zu liefernde Gesamtmenge ist auf 5750 000 Tonnen festaefetzt worden, wobei der Koks durch sein Äquivalent an Kohle ausgedrückt ist. Es wurde verein bart, daß die Lieferungen sich ziemlich gleichmäßig auf die ganze in Aussicht genommene Periode verteilen sollen. Die deutsche Delegation hat die feste Verpflichtung über nommen, das angegebene Programm auszuführen. — Dadurch ist unsere Last zwar nicht erleichtert worden, Wohl aber eine freiere Beweglichkeit in ihrer Ableistung ge geben. Wer geht nach Genua? Bei der Erörterung der Frage, wer Deutschland in Genua vertreten wird, nimmt man vorläufig in Parla- mentskreifen an, daß der Reichskanzler Dr. Wirth sowie Dr. Rathenau und einige Mitglieder der deutschen Dele- Wtion, die an den' Verhandlungen in Cannes teilgenom men Habens den Genueser Beratungen beiwohnen werden. Die Frage ist jedoch noch nicht entschieden, denn auch im englischen Kabinett herrscht noch keine Übereinstimmung darüber, ob Lloyd George persönlich nach Genna gehe, ins besondere, da es zweifelhaft fei, ob Poincars dorthin gehen werde. Oberschlesische Rechtsfragen. Als Leiter der zwölften Unierkommiffion bei den deutsch-polnischen Wirtschaftsverhandlungen hat Reichs- Minister a. D. Dr. Simons in den letzten Tagen zahl reiche Rücksprachen innerhalb der deutschen Delegation und mit einzelnen Mitgliedern der polnischen Delegation ge habt. Dabei handelt es sich um außerordentlich schwer wiegende Fragen. Während aus der einen Seite die Zu ständigkeit der zur Überwachung der Genfer Entscheidung bestimmten gemischten Kommission und des Schieds gerichts in möglichst eingehender und klarer Fassung festgelegt werden muß, ist andererseits darauf Bedacht zu nehmen, daß tiefere Eingriffe in die Souveränität der bei den beteiligten Staaten tunlichst vermieden werden. Ins besondere wird zu prüfen fein, welcher Kreis von Ange legenheiten unter die Zuständigkeiten der beiden Kom missionen sällt, ob ihre Entscheidungen unmittelbar voll streckbar und ob ihr Schiedsspruch nur v^n den beiden be teiligten Staaten oder auch von Prive. sonen verlangt werden kann. Frankreich. X Poincars einst wie jetzt. Der französische Publizist Leon Blum veröffentlicht im „Populaire" einen Artikel gegen Poincars, „den Kriegsstifter". Nach ihm hät ten bereits die Schnäbele-Affäre im Jahre 1886, der Alge ciras- und Agadir-Zwischenfall 1905 bzw. 1911 zum Kriege geführt, wenn damals Poincars Präsident der Republik oder Ministerpräsident gewesen wäre. Mit Gewißheit, fährt Blum fort, werden wir dazu kommen, die Frage der unmittelbaren und tatsächlichen Verantwortlich keit Mr den Krieg zu erörtern. Inzwischen dürfen wir bet der größten Mäßigung ein erstes Urteil der Welt als fest- stcbend betrachten, daß Poincarö moralisch irgendwie mitverantwortlich sei. Zialisn. X Bedenkliche Erkrankung des Papstes. Aus dem Vati kan wird amtlich gemeldet, daß der Papst wegen eines grrppeartigen Bronchialkalarrhs das Bett hüten muß und alle Audienzen abgesagt hat. Weitere Nachrichten besagen, daß der Zustand des Papstes zu einigen Besorgnissen An laß gäbe. Das Fieder sei während des Tages auf 39,9 Grad gestiegen. Infolge der großen Ausdehnung des Bronchialkalarrhs befürchtet der Arzt in Anbetracht des Albers des Papstes Komplikationen. Deutscher RsLchstag. (184. Sitzung.) Berlin, 19. Januar. Die heutige erste Sitzung nach den Weihnachtsserien fand vor einem stark besetzten Hause statt. Eröffnet wurde die Sitzung von dem Präsidenten Loebe mit einem dem verstor benen Abgeordneten v. Delbrück (Deutschnat.) gewidmeten Nachruf. Der Präsident verwies auf die mannigfache Tätigkeit des Verstorbenen im Dienste des Vaterlandes und auf seine Mitarbeit im Verfassungsausschuffe in Weimar. „Er wa» ein vornehmer Mann, der nie verletzen konnte, ein pflichtgetreuer Charakter, der nie ermüdete, bis das Leiden ihn niederzwang. Ein guter Mensch ist mit ihm von uns gegangen," mit diesen Worten schloß der Präsident den Nachruf. Für den Abg. v. Delbrück ist dis Abgeordnete Frau Hofsmann - Bochum in den Reichstag eingetreten. Der erste Punkt der Tagesordnung bestand in einer Interpellation aller bürgerlichen Parteien wegen der Fnttcr- mittelversorguna. Ein Regierungsvertrcter erklärte, daß die Beantwortung in der vorgeschriebenen Frist geschehen werde. Dassslbe Geschick hatte Lie an zweiter Stelle stehende Inter pellation der Deutschnattonalen wegen des Wagenmangels der Reichseisenbahn. Sodann wurde das Gesetz zur Vereinfachung des Aufgebotverfahrens an den Rechtsausschuß und die Vor lage über die Errichtung einer Reichsausführungsbehörds für Unfallversicherungen an den Haushaltsausschuß verwiesen. Schöffen- und Gcschworenenauswnhl. Hierauf kam man zu dem Gesetzentwurf über die Ent schädigung der zur Auswahl der Schöffen und Geschworenen berufenen Vertrauensmänner. Sie sollen wie die Geschwore nen und Schöffen neben den Reiserosten Tagegelder erhalten. Aba. Dr. Rosenfeld (U.-Soz.) verlangte darüber binaus