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MsdrusserÄMbW Fernsprecher Wils-ruff 7lr. b sÜs UNd ÜMgegkNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtliche« BekarmLmachrmgen der Amtshauptmannschaft Meitze«, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats z» Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamt» Nossen. Berl^er «ettzne Aschoke 1« Wil-»r»G. v<r««t»»rtlichcr Schriftleiter: Her««»» Lässt«, für de» Inseratenteil: «rthnr Zsch»»Ke, deide 1» Wll«dr»fs. Nr. 20 Dienstag de« 24. Januar 1822. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Einladung zur Hauptversammmlung des Haftpflichtversicherungs-Verbandes nm Sonnabend, de« 28. Januar 1S22 »itt«U» 1 l/r Ahr im Saale des Hotels Alberthof in Meitze« Tagesordnung: 1. Amiag des Vorstandes, die Auflösung deS Verbandes bereits für den 31. März 1922 zu beschließen. 2. Antrag der Vorstände», den geschloffenen Beitritt sämtlicher Mitglieder des Haft- pflichwerstcherungSverbandeS zu dem EemeindeverstcherunqSverband Dresden zu beschließen und den Vorstand zu beauftragen, die erforderlichen Anträge beim Dresdner Verbände für alle Mitglieder de< Haftpflichtversicheruntz»verd«ndes zu stellen. Nach Z 15 Abs. 5 der Verbandssatzung ist die Hauptversammlung zur Erledigung dieser TageS,rdnung nur dann beschlußfähtg, wenn wenigstens zwei Drittel aller Mitglieder anwesend sind Im Falle der Beschlußunfähigkeit ist eine zweite Hauptversammlung zu berufen, die ohne Rücksicht auf die Zahl der Anwesenden beschlußfähig ist. nie Meißen, am 4. Januar 1922. Der HaftpflichtversicherungSverbavd. Dovnerstag Bex 26. I«««ar 1822 abex>s 7 Uhr SU semWastl. Sitzung de; Mr n. der Stadtverordneten, mW öffentl. Sitzung d. Stadtverordneten. Die Tagesordnung hängt im Verwaltungsgebäude aus. irn Wilsdruff, am 23. Januar 1921. Der Bürgermeister. Der Stadtverordurtevversteher. kleine Zeitung stör eili-e Leser. * Papst BenebM XV. tst Infolge einer tm Sesol-e der Grchpe aufgetretenen Lungenentzündung verschiede». * Aus Parlmnrnta rischen Kreisen verlautete, daß eine Eini gung Mischen Zentrum und Sozialdemokrat«« über da» Steuer, lompromitz s» gut wie gesichert sei. * Im Reichstaye machte Präsident Loeb- Ne MittrNung, daß dank der Bemühungen deS verstarbenen Papstes Bene dikt XV. die letzte» deutschen Kriegsgefangenen au» Frankreich entlassen wurden. Im Etsendahnbezirk Dresden brach Sonnabend ein wilder Eisendahnerstreik au», durch de» der Berkehr teilweise lahm- gelegt wurde. * Der Vertrag mit der Deutsch-Atlantischen Kabelgesellschaft zur Inbetriebsetzung einer Treuen Kabels zioischen Rewyork und Emden ist abyeschlofsen worden. DaS deutsch-cmrerika- msche Kabel soll Oktober 1S23 die Arbeit beginnen. * Der Führer der englischen Liberale», ASqutth, stielt eine scharfe Red« gegen die verderbliche Gewaltpolitik deS franzö sischen Ministerpräsidenten Poinc««. * Vom maH-ebender «mrikmeischrr Seit« wird daraus hin- göwiesen, daß Amerika Poincars bei seiner Forderung strikter Erzwingung der Friedensverträge weder in Genua noch ander- wärts unterstützen werde. * An der Berliner Sonnabendstörso »okierte der Dollar 1S9,80 Mark. Asquith gegen poincars: „Wie anders wirkt dies Zeichen auf mich ein!" Mar» hat noch den Klang der Poincaröschen Reden im Ohr, den Ton engsten Eigennutzes, niedriger Schmähsucht, aufrei zender Gewaltsamkeit. Und nun kommt aus London — zwar immer noch keine Antwort des britischen Minister präsidenten, der wohl für den Augenblick das Schweigen rötlicher finden mag als das Reden, aber Herr Asquith, der Führer der liberalen Partei, ist zu Ge schäftsleuten der City gegangen und hat ihnen, zwischen den Zeilen deutlich bezugnehmend auf die ganz und gar unverständigen Gedankengänge, die man eben von Paris her vernommen hatte, seine Ansicht über die Weltlage vor- Letragen. Es darf gesagt werden, daß sie sich in keinem, aber auch nicht in einem einzigen Punkte mit dem Inhalt der Programmerklärung des neuen französischen Kabinetts "eckt, oder auch nur berührt. Ausgehend von der Ar beitslosigkeit in England, die in noch nicht dage wesenem Maße sortdauert, stellte er fest, daß dem Staat durch diese Kalamität zurzeit etwa zwei Millionen Pfund Sterling in der Woche unmittelbare Ausgaben er wachsen — also vierzig Millionen Goldmark in der Woche! — ungerechnet die mittelbaren Verluste, die das Danieder liegen der Arbeitskraft einer so großen Zahl von leistungs fähigen Menschen für die Industrie und Volkswirtschaft des Landes zur Folge hat. Asquith findet den wahren Grund dieser Erwerbslosigkeit, wie auch des Niedergangs des auswärtigen britischen Handels in der Tatsache, daß andere Nationen nicht in der Lage sind, unter Beding««- gen zu kaufen, unter denen England verkaufen könne und umgekehrt. Man mußte darauf gefaßt sein, daß der indu- strielle wirtschaftliche Zusammenbruch Deutschlands verhängnisvolle Wirkungen zeitigen werde, und durste sich nun von ihrem tatsächlichen Eintritt nicht überrascht zei gen. Vor dem Kriege war Deutschland der beste Kunde und der beste Lieferant Rußlands, Italiens, Österreichs und anderer kleiner Staaten, war aber auch der zweit größte Kunde und Lieferant Großbritanniens. Also mußte auch das Verschwinden Deutschlands iia-dieser sei ner Doppeleigenschaft als Kunde und Lieferant von den anderen Staaten als eine eigene Katastrophe empfunden werden. In Versailles und in Paris habe man sich aber mehr damit beschäftigt, die Weltkarte neu zu zeichnen und in großem Matze imaginäre, will sagen: niemals zu ver wirklichende Entschädigungen festzufetzen, statt die Frage des wirtschaftlichen Wiederaufbaus des hungernden Euro pas an erster Stelle zu behandeln. Und um daS Unglück war Papst Benedikt XV. -ß. War in der letzten Zeit viel die Rede. Es fei ferner darauf hingewiesen, daß die Katholische Kirche nach dem Kriege in England und in Amerika ganz entschieden an Macht und Einfluß gewonnen hat. Während Pius X. aus dem niederen Volke Hervorge gangen war und einem Bauerngeschlecht entstammte, war Benedikt XV. gleich Leo XIII. und Pius lX. der Sproß eines altadeligen Hauses. Er war ein Graf della Chiesa und wurde am 21. November 1854 zu Pegli geboren. Seine diplomatische Laufbahn im Dienste der Kirchs begann er als Nachfolger Rampollas in Madrid. 1901 Ra««» „RaNonaMberale" gebe». Ein naü«nalUberaIer Rat wurde grbikdet und Lloyd George zu sein«« PrLfl- dente» gewählt. — Ein Gegenstück zu dem berühmte« „»rationalen Block", der seit den letzten Wahlen in Frank reich di« Kammer beherrscht und mit der gleichen Ge schlossenheit Herrn Briand wie jetzt Herrn Poincar« sei» Vertrauen gewährt hat. Hier stehen, in London und in Paris, zwei Mächte einander gegenüber, deren Gegensätzlichkeit auch ei» Blinder mit dem Stock fühlen kann. Fragt sich nur, wer von beiden schließlich der Klügere sein wird, der nachgeben will. Oer Tod B-neditis XV. Nur sieben Jahre saß Benedikt XV., der kurz nach Sem NuSbruch des Weltkrieges als Nachfolger deS PapsteS Pius X. von dem Kardinalskollegium zum obersten Kir chenhirten gewählt worden war» aus dem Stuhle Petri. Man sagte ihm hohe Geistesgaben nach, und daß er von außerordentlicher Güte des Charakters war, hat er wäh rend der furchtbaren Katastrophe, die 1914 über Europa hereinbrach und bald die ganze Welt in Mitleidenschaft zog, mehr als einmal bewiesen. Wiederholt bot er sich als Friedensvermittler an, und in allen seinen Ausrusen an die Christenheit betonte er, daß ihm der grausige Massen mord und dis Zerstörung aller Kulturwerte namenlosen Schmerz bereite. * Unvergessen bleiben wird ihm auch seine großzügige Hilfstätigkeil für alle Opfer des Krieges, die er bis in die allerletzten Tage hinein fortgesetzt hat. Wurde doch ge rade in dem Augenblick, in dem die Hiobsposten von sei nem Krankenlager eintrssen, gemeldet, daß er dem Schwei zer deutschen Hilfskomitee für notleidende deutsche Kinder durch Kardinal-Staatssekretär Gaspari in einem sehr warmherzigen Schreiben seine Anerkennung ausgesprochen und, veranlaßt durch den Bericht des Komitees über die Notlage der deutschen Kinder, gleichzeitig mitgeteilt habe, daß er neuerdings dem Nuntius von München die Summe von 200 000 Lire für Kinderfürsorge in Deutschland über weisen lasse. , Daß Benedikt XV. eine durchaus versöhnliche Natur und während des gewaltigen Mfterringens strengste Neutralität zu bewahren wußte, Wird durch seine üicht zu unter schätzenden poli tischen Erfolge bewiesen. Mit Frankreich, der „verlorenen Tochter" der ka tholischen Kirche, -hat der Vatikan sich nahezu aus- gesöhnt, und von der noch weit be deutsameren" Aussöhnung mit cher italienischen Regierung, die Das Ende der , „Gefangenschaft des Papstes" bringen sollte, voll zu machen, Hütten die Maate«, kaum vatz der Frrrven unter Dach und Fach war, nichts Besseres zu tun gewußt, als neu« Tarifkriegr untereinander zu entfesseln. S» fei man in immer schlimmere wirtschaftliche Unordnung hin eingeraten, mit der unvermeidlichen Folge wilder Schwan kungen der Wechselkurse. Nicht weniger als zehn euro päische Konferenzen hätten sich feit der Unterzeichnung des Versailler Vertrages mit der Reparationsfrage abgemüht, bis man schließlich in das Fiasko von Cannes hineinge raten sei. Jede neue Konferenz habe das Werk der frühe ren abzuändern oder ungültig zu machen gehabt, während die Welt und insbesondere die Geschäftswelt nicht? drin gender braucht als Gewißheit und Endgültigkeit. Zu ihnen werde man aber nicht eher gelangen, als bis die un möglichen Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages im Lichte der nun einmal unweigerlich gegebenen Tat sachen abgeändert würden. Dabei handele es sich durch aus nicht darum, Milde gegen Deutschland zu üben, das eigene Interesse aller hauptbeteiligten Staaten, die ihrs gegenseitige wirtschaftliche Abhängigkeit voll anerkennen müßten, dränge sie dazu, den Wohlstand Europas neu schaffen zu helfen. Das Erbe des Krieges müßten alle Na tionen- gemeinsam tragen; bevor man den Mut dazu nicht aufbringe, könne von einer wirklich dauernden Wiederher stellung nicht die Rede sein. Herr Asquith ist natürlich nicht Lloyd George, und' man wird seine Weisheit in Paris spöttelnd ablehnen: Der gute Mann laufe, wie ehedem in Deutschland vom Fürsten Bismarck einmal gesagt wurde, polternd hinter dem Reichswagen her. Aber einmal ist Herr Asquitz durchaus kein Prediger der Wüste, denn die Versammlung von Geschäftsleuten der City, in der er sprach, nahm einen ganz in diesem Sinne gehaltenen Anttag an, worin Be freiung von Handel und Industrie von den Fesseln gefor dert wird, die ihnen durch die Zwangs- und Schutzgesetze aufgelegt sind, was wiederum nur denkbar ist unter Zu lassung auch eines freien internationalen Geschäftsver kehrs, wie er Wohl im Sinne von Lloyd George, durchaus aber nicht im Sinne von Poincars und Genossen gelegen ist. Es wurde darauf hingewiesen, daß die deutsche Aus fuhr nach England in der zweiten Hälfte des Jahres 1921 sehr stark ab genommen habe, und es wurde ausdrücklich hinzugefügt, daß die Steigerung der deutschen Warenein fuhr vermehrte Warenausfuhr aus England zur Folge habe, also von der britischen Geschäftswelt zu erstreben sei. Die frühere Gegensätzlichkeit zwischen den Anschau ungen der liberalen und unionistischen Partei in England ist aber auch mehr und mehr in der Ausgleichung be- grissen. Je näher man in England dem Wahlkampf kommt, desto stärker wird die Notwendigkeit empfunden, ihn in breiter Front zu bestehen, um die bisherige Regie- rungspolitik und ihren Träger Lloyd George auch für eine weitere Legislaturperiode sicherzustellen. Man hat gute Witterung in England und möchte die sich ankündigenden neuen außenpolitischen Verwicklungen nicht durch Anzei chen innerer Schwäche sördern. Der untrügliche nationale Instinkt der Engländer sagt ihnen, daß wieder einmal Gefahr im Verzüge ist, und so scheint es dahinzukommeu, daß Lloyd George auf Sie Gründung einer eigenen neuen Partei verzichtet, um den Preis des Zusammenschlusses nationaler und liberaler Parteigruppen zu einer einheit lichen, starken und so ziemlich das Gros des britischen Bürgertums umschließenden Parteiorganisation. Hier ist es Churchill, der als Rufer im Streit austritt. I« einer Konferenz der Koalitionsliberalen wies er die Ge danken einer Spaltung unter den bisherigen Regierungs richtungen entschieden zurück. DaS große Werk der Ver ständigung mit Irland sei nur der Zusammenarbeit der beiden althistorischen Parteien zu verdanken. Diese Ver einigung sei zu kraftvollem geschlossenen Handeln unter Leitung des Premierministers befähigt und werde sich nicht so leicht stürzen lasten. Das Bündnis werde so lange bestehen, wie die allgemeinen Interessen der Ration es verlangien. Vertrauen und Beständigkeit seien gegenwär^ tig die Forderungen des Tages. So will man denn nach einem Beschluß der Konferenz der liberalen Koalition^ in Zukunst des uns Deutsche sehr vertraut «wutteuden