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Wilsdruffer Tageblatt : 25.01.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192201251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19220125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19220125
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-01
- Tag 1922-01-25
-
Monat
1922-01
-
Jahr
1922
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.01.1922
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Die Landtagswahl in Braunschweig Bei den im Freistaat Braunschweig abgehaltenen Landtagswahlen wurden in der Stadt Braunschweig 41743 Stimmen für die bürgerlichen Parteien und 43 305 Stimmen für die sämtlichen sozialdemokratischen Parteien abgegeben. Nicht gewählt haben in der Stadt Braun schweig etwa 10 Prozent Wähler. Nach den aus dem ganzen Lande vorliegenden nichtamtlichen Ergebnissen haben die sozialistischen Parteien über 7000 Stimmen mehr erhalten als die bürgerlichen Parteien, jedoch nimmt man an, daß das Mandatsverhältnis ungefähr gleich sein wird, Moskauer Befehle bei den deutschen Kommunisten. Seit einigen Tagen hält sich als Abgesandter des Exekutivkomitees der dritten Internationale in Moskau, Herr Radek, in Berlin auf. Er soll eine Weisung der Mos kauer Zentrale überbracht Huben, nach der 128 Mitglieder der. Kommunistischen Partei Deutschlands auszuschließen sind, darunter vier Reichstagsabgeordnete. Das freiwillige Ausscheiden des Abg. Geyer soll bereits eine Folge dieser Anordnung sein. Die Kommunisten im Reichstage würden durch Entfernung von vier Mitgliedern von 17 auf 13 sinken. Wenn die Ausgeschlossenen in die kommu nistische Gemeinschaft der Gruppe Levi eintreten, dann steigt diese aus 13. Beide kommunistischen Gruppen wür den nicht mehr Fraktionsstärke besitzen, da dazu die Zahl von 15 Abgeordneten erforderlich ist. Deutscher Reichstag. s157. Sitzung.) eL. Berlin, 23. Januar. Unter den Eingängen, von denen heute zu Beginn der Sitzung Mitteilung gemacht wurde befand sich die Benachrich tigung von der Einladung Deutschlands zur Kon- ferenz in Genua. Ferner wurde mitgeteilt, daß an Stelle des zum Gesandten in Wien ernannten Abg. Dr. Pfeiffer Frau Abg. Teusch (Zentr.) in das Schriftsühreramt gewählt wor den ist. Sodann wurde die zweite Beratung des Gesetzent wurfes über den Verkehr mit ausländischen Zahlungsmitteln vorgenommen. Ohne Aussprache wurde dem Gesetz zngestimmt. Gegen die sofortige Vornahme der dritten Lesung wurde aber von demokratischer und deutschnationaler Seite Einspruch er hoben. Gegen einige Auseinandersetzungen wurde dieser Ein spruch zurückgezogen und das Gesetz wurde hieraus auch in dritter Lesung und damit endgültig angenommen. Nun kam man zur ersten Lesung eines Gesetzes zur Aussühruna des Artikels 146 Abg. 2 der Reichsversaffung, das ReichsschulgeieH. Staatssekretär Schultz begründete kurz die Vorlage, indem er darauf hinwies, daß der Entwurf in weiten Kreisen aus große Schwierigkeiten gestoßen sei. Allerdings wäre es auch bedenklich gewesen, wenn er irgendwo vorbehaltloses Einver ständnis gefunden hätte. In zahllosen Versammlungen sei die Zurückziehung des Entwurfes verlangt worden. Die Verab schiedung dränge außerordentlich, um wieder Ordnung aus dem Gebiete -er Schulen zu schaffen. Schulsttelks, bald von rechts, bald von links, lösten einander ab. Die Entscheidung über die ses Gesetz, das schon 1919 kommen sollte, müsse sobald wie mög lich fallen. Das Gesetz wolle nur das Weimarer Schulkom promiß ausführen. Abg. Heimann (Soz.) betonte, wir stehen diesem Gesetz mit noch größerem Unbehagen gegenüber als dem Weimarer Schulkompromiß. Das Beste an dem Gesetz ist, daß der welt lichen Schule eine gesetzliche Grundlage gegeben wird. Im de mokratischen Staate kann es nur die weltliche Schule geben. Der Redner schloß mit dem Antrag, die Vorlage einem beson deren Ausschuß zu überweisen. Abg. Rheinländer (Zentr.): Beim christlich-gläubigen Volke ist die Sorge um die christliche Schule nicht mehr eingeschlafen. Für uns ist in dem Schulkompromiß das wesentlichste der ge meinsame Bildungsgedanke, der die deutsche Jugend zu charak tervollen, edlen Menschen erzieht, die Gottesfurcht besitzen. Durch das Schulkompromiß ist es uns gelungen, auch die konfessionelle Schule auf gesetzliche Grundlagen zu stellen. / Abg. Dr. Mumm (Deutsch».) bekannte sich als Anhänger der konfessionellen Schule. Im Eingang seiner Ausführungen kam es zwischen dem Redner und dem Abg. Hofsmann lKomm.) zu einer Auseinandersetzung, die unter den anwesen den Abgeordneten viel Heiterkeit hervorrief. Der Abg. Hoffmann unterbrach mit einem Zwischenrufe den Redner, woraus der Abg. Dr. Mumm zurückrief: „Ich freue mich, daß Sie sich von dem Perlendiebstahl schon wieder so erholt haben." Der Red ner sprach weiter, und nun machte der Abg. Hoffmann wiede rum einen Zwischenruf. Dadurch kam der Redner auf das Buch „Die zehn Gebote", nach dem der Abg. Hoffmann seinen Beinamen hat. „Lesen Sie das mal," rief hier der Abg. Hoff mann dem Redner zu. Daraus erwiderte -er Abg. Dr. Mumm: „Ihr Buch „Die zehn Gebote" sollte in eine sozialdemokratische Büchersammlung ausgenommen-werden. Dagegen hat sich aber der Verlagsdirektor gewehrt mit der Begründung, daß man nur solche Bücher lese, die von einem gewissen Bildungsgrade sprächen. Nach verschiedenen Einwendungen gegen die Bestimmungen -er Vorlage schloß der Abg. Dr. Mumm seine Rede mir den Worten: In der Schule pulsiert das Herz des deutschen Volles, und dieses Herz muß mit Liebe und Sorgfalt behandelt werden. Abg. Runkel (D. Volksp.) betonte, daß der Entwurf in der Fassung, die er gegenwärtig habe, unmöglich Geicy werden könne Die weiteren Verhandlungen stillten den Rest der Sitzung aus. Arr -er Bahre Benedikts X V. Benedikts Testament. über die letzten Stunden des Papstes liegt noch eine Anzahl bemerkenswerter Meldungen vor. Im Kranken zimmer weilten bis zu dem Augenblick, wo Benedikt XV. die Augen schloß, der Kardinal Giorgi, Monsignore Mi- gone, Dr. Battistini und der Beichtvater des Papstes. Dr. Battistini, der Leibarzt, sagte zum Papst, daß die An wesenden für den Weltfrieden beten würden. Der Ster bende antwortete: „Wir gäben unser Leben gern für den Weltfrieden hin!" Alsdann legte er sich auf die Seite und bettachtete die Umstehenden, die im Gebet verweilten. Um 11 Uhr abends hatte der Papst gefragt, wieviel Uhr es sei. Der Erzbischof von Bologna antwortete mit der genauen Zeitangabe, worauf Benedikt XV. die Worte sprach: „Geht schlafen, bis 6 Uhr morgens ist noch viel Zeit." Am Sonntag morgen, Punkt 6 Uhr, hauchte er den letzten Seufzer aus. l In seinem letzten Willen hat der Papst bestimmt, daß sein Leichnam, mit den päpstlichen Gewändern bekleidet, drei Stunden lang im Thronsaal des Vatikans und da nach zwei Tage hindurch in der Peterskirche ausgestellt werde. Die Überführung in den Thronsaal geschah in der feierlichsten Weise; es wohnten ihr die Kardinale, Kirchen fürsten, Diplomaten und Hofwürdenträger bei. Zehn Nobelgarden bildeten die Ehrenwache. Unmittelbar hinter der Leiche schritten die Neffen und Verwandten des Pap stes. Den Zug schloß wieder eine Abteilung Nobelgarden. Auf dem Petersplatze drängte sich eine gewaltige Menschen menge, und ungeheure Scharen strömten in die Peters kirche. In Rom sind zum Zeichen der Trauer fast alle Theater und Lichtspiele geschlossen, und der italienische Ministerpräsident ordnete an, daß für einen Tag auch alle Staatsschulen zu schließen seien. Nach dem vom Kardinal-Staatssekretär Gaspari den andern Kardinälen vorgelesenen Testament Benedikts XV. hinterläßt der Papst sein Barvermögen und seine Besitz tümer in seinem Heimatsort Pegli in Ligurien seinem Neffen Joseph della. Chiesa. Der Kardinalerzbischof Schulte-Köln und der Kardinalfürstbischof Bertram-Breslau werden sich in diesen Tagen mit dem Kardinalerzbischof von Faul haber von München aus zur Papstwahl nach Rom be geben. * DaS Beileid des Reichspräsidenten. Reichspräsident Ebert richtete anläßlich des Hinschei- dens des Papstes an den Apostolischen Nuntius Pacelli in München nachstehendes Telegramm: „Tief erschüttert durch das Hinscheiden Seiner Hei- liakeit des Papstes spreche ich Eurer Erzellenz im Namen Die Grafen von Freydeck. 49) Roman von A. Oftiand. Käthe dachte an alles dies, während sie oicyi neben Erich in das Buschwerk trat, um dem Gefährt auszu weichen. Sie hörten es schon ziemlich nahe, aber eine Kurve der Straße verbarg es noch ihren Blicken. Dicht hinter den beiden Wartenden zog sich die Parkmauer dahin. Ein verrostetes, uraltes Pförtchen führte hier heraus, aber Erich entsann sich nicht, dieses Pförtchen auch nur ein einziges Mal geöffnet gesehen zu haben. Der Lärm des Automobils verstummte plötzlich. Es mußte, durch irgend einen Zufall gezwungen, stillstehen. Oder horchte auch der Führer jenes Wagens auf irgend ein Geräusch, einen Laut? Die Hunde bellten jetzt lauter, wütender, und aus der nächsten Nähe. Sie kamen jedenfalls bis dicht an die Mauer heran. Und nun vernahm man, wenn das Geheul für einen Moment verstummte, auch noch etwas anderes: einen leichten, raschen Schritt und eine Mädchenstimme: „Harro, Hektor — ja — ja — ich will ja gar nicht hinaus — seht — ihr wohl — nur da hinauf — da — die paar Stufen! Aber so zerrt doch nicht so an meinem Kleid! Laßt mich doch I So! So! Seid brav, um Himmels willen! Seid ruhig! Nur noch ein paar kurze Minuten!" War das wirklich Hilda Wentheim, welche dort, jen seits der Mauer, sprach? Und tauchte da nicht in der Dunkelheit ihre schmale Gestalt auf oberhalb der Um friedung? Man unterschied nur die feine Silhouette des Köpfchens und eine Hand, welche sich über den Stachelzaun hob. — Erich wollte rasch vortreten, rufen, aber da klangen drei scharfe, laute Hupentöne, ein Schnaufen und Dröhnen, Geknatter und Getöse. Das Automobil sauste um die Wegbiegung. Wie es so daherkam auf der dunklen Straße, ohne Laternen, glich es einem massigen, schwerfälligen Ungeheuer, das sich ein- hrrwälzte, rücksichtslos alles zermalmend. Und ungeheuerlich erjchien auch die in Pelze und Decken eingemummte Gestalt des Chauffeurs, welcher allein im Wagen war. Er trug eine Automobilkappe, deren langes Rücken teil auch Hals und Schultern umschloß, und die nur einen kleinen Teil des Gesichtes frei ließ, da sie die ganze Stirn und das Kinn vollständig verbarg. Da der Mann außerdem eine riesige Automobilbrille trug, war er wirklich vollkommen unkenntlich und glich in seiner Vermummung einem jener Fabelwesen aus alter Zeit, welche, halb Tier, halb Mensch, die Welt in Schrecken und Entsetzen versetzten. Wie zu Stein geworden, so regungslos sah der Mann in seinem dunklen, unbeleuchteten Wagen. Jetzt war er schon ganz nahe, nun fuhr er langsamer, fast als warte er auf etwas. Und nun bewegte sich der schwere Wagen, gehorsam einem Handgriff seines Führers, nur mit allergeringster Schnelligkeit. Die Hunde bellten innerhalb der Parkmauer wie wahnsinnig. „Hier, Hierl" flüsterte die weiche, zitternde Stimme Hildas ; „um Himmels willen, rasch! Da ist ein Brief! Morgen komme ich — um elf Uhr nachts — beider alten Försterei — ich komme, wenn ich kann. Man kommt — fort — rasch, rasch!" Ein weißes Papier fiel herab von der Mauer und wurde von dem Chauffeur geschickt aufgefangen. Dann lag seine in Riesenhandschuhen steckende Hand schon wie der auf der Leitstange. „Auf morgen, Liebling l" glaubte Käthe noch zu hören. Dann machte das Automobil eine Riesenkurve, wen dete jählings um und sauste mit ungeheurer Schnellig keit denselben Weg zurück, den es gekommen. Als der Lärm, den es verursachte, verhallt war, klang auch das Geheul der Hunde schon entfernter. Aber jenseits der Mauer sprach nun eine Männerstimme: „Hilda, welch sonderbare Idee? Weshalb liefen Sie plötzlich so? Ich konnte nicht nach! Und was war das da draußen? Wirklich ein Automobil? Wie seltsam! Hier und um diese Zeit!" Hilda Wentheim war schon längst von der sMauer herabgesprungen. Jetzt vernahm man auch sie: „Gewiß, Baron Ullmingenl Ein Automobil. Es fährt oft hier vorüber. Wahrscheinlich einer der Ingenieure vom Bahnbau. .Diese Straße führt ja zu der im Bau begriffenen Linie — jedenfalls nicht für uns." Wieder heulten die Hunde auf und übertönten jeden Laut, auch den der sich entfernenden Schritte. Als die aufgeregten Tiere endlich verstummten, war auch das leiseste andere Geräusch erstorben. Der Wald lag in tiefem Schweigen, wie zuvor; nur die leichte Reif decke knisterte unter den Füßen der beiden Lauscher, welche nun aus dem Gebüsch heraus auf die Waldstraße traten. Käthe sah verwirrt zu ihrem Begleiter empor. „War das wirklich Hilda? Hilda Wentheim? Und dk!s Automobil? Wer kann der vermummte Lenker gewesen lein? Verstehst du alles, Erich?" Er schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Aber eins weiß ich nun: Hilda ist nicht so hilflos, als ich annahm. Sie muß irgend einen Freund haben; ihr natürlicher Scharfsinn nützt ihr. Aber ob sie nicht, verlassen und verzweifelt wie sie ist, auf gefährliche Wege gerät, welche sie am Ende in noch größere Gefahren stürzen? Dieses dunkle Automobil, die ganz unkenntliche Er scheinung des Chauffeurs, hatte nicht all dies etwas Un heimliches, Gespensterhaftes? des Deutschen Reiches meine aufrichtig« Teilnahme aus. Das deutsche Volk gedenkt in Dankbarkeit der großen Liebestätigkeit des Papstes während des Weltkrieges und in der Folgezeit, sowie seiner unermüdlichen Be strebungen für den Wiederaufbau der Welt im Sinne der Völkerversöhnung und christlichen Nächstenliebe." Abbau -es Neichsschahmimsteriums. Der Reichsrat kürzt den Reichsetat. Als ein Vorspiel zur Vereinfachung und Verbilligung des Reichshaushalts sind die neuen Beschlüsse des Reichs rates anzusehen, der eine Reihe von Abstrichen am Haus haltsplan vornahm und vor allem den Abbau des Reichsschatzmini st eriums bis zum 1. Oktober be schloß, während die Anregung, auch das Reichsmimstermm sürErnährungundLandwirtschaft aufzulösen, bis auf weiteres zurückgestellt wurde. Bei diesem Ministerium beschränkte sich der Reichsrat, ebenso wie bei einigen anderen Ämtern, ans Kürzungen des hohen Per sonalbestandes. Der Aufgabenkreis des Schatzministe riums hat sich stetig vermindert, der größte Teil feiner Aufgaben ist an die Heeresverwaltung abgegeben worden. Von den bisherigen sieben Abteilungen sind bereits drei in Fortfall gekommen, und die dem Ministerium verbliebe nen Angelegenheiten können einer dem Reichsfinanz ministerium zu unterstellenden Behörde übertragen werden. Die Kosten aus dem Friedensvertrag. Der Reichsrat nahm ferner einen vierten Nachttags- etat für 1921 an. Dieser ist notwendig geworden insbeson dere durch die Abmachungen der Reichsregierung mit den in Betracht kommenden Spitzenorganisationen der Arbei ter und Beamten über Erhöhungen der Löhne und Teue rungszuschläge. Die dadurch erwachsenden Mehrausgaben betragen etwas über eine halbe Milliarde. Der Haushalt zur Ausführung des Friedensvertrages erfordert einen Gesamtzuschuß von 187,9 Milliarden Mark, davon 135 Milliarden für Reparationen. Die Ausgaben für interalliierte Kommissionen sind mit 1,8 Milliarden einge setzt. An Reparationszahlungen im engeren Sinne sin- jährlich 3 Milliarden Goldmark zu leisten. Der ordent liche Haushalt der Allgemeinen Reichsverwaltung ergibt einen Überschuh von 18 Mill arden Mark, die zur Ent lastung des Haushalts für die siussührung des Friedens- Vertrages verwendet werden 'Rlen. Beträge zur Verbilli gung von Lebensmitteln sind in den Haushaltsplan für 1922/23 nicht eingestellt. Der Gesamtfehlbe trag des Haushaltsentwurfs für 1922 beläuft sich auf 181,9 Milliarden gegen 162 Milliarden für 1921. Mieterschutz un- MieieimgungSümter. Ein neuer Gesetzentwurf. Im Ausschuß für Siedlungs- und Wohnungswesen des vorläufigen Neichswirtschaftsrates wurde der Ent- wurf eines Gesetzes für Mieterschutz und Mieteinigungs- ümter behandelt. Der Gesetzentwurf setzt die Zwangswirt schaft auf dem Gebiete der Mieträume fort. Sie darf nur für die Zeit der wirklichen Räume not aufrechterhalten bleiben. Der Gesetzentwurf hat im Reichsmietengesetz eine Ergänzung. Der Entwurf dazu betrifft die Zwangs- mietpreisbildung und sonstige Mieterschutzvorschriften. In dem im Ausschuß vorliegenden Entwurf sind die sortstigen Zwangsmaßnahmen (Zwangseingriffe in die Verfügung, Zwangsvorschriften über Freimachung von Räumen usw.) nicht ausgenommen; diese sollen wieder in besonderen Ge setzen behandelt werden. Der vorliegende Gesetzentwurf regelt also nur einen Teil der durch das Mietverhältnis begründeten Rechtsbeziehungen, nämlich die Frage der Aufhebung der Mietsverhältnisse und die Organisation der Mieternigungsämter. In ersterer Beziehung find die Aufhebungsmöglichkeiten gesetzlich bestimmt; an Stelle des Kündigungsrechts des Vermieters, das beseitiat ist. soll uno wie jagte Hiida? Morgen um ets Uhr nachis beim alten Forsthause? Ja, um Himmels willen, was will sie dort mit einem Fremden? Denn Hilda kennt ja kaum irgend jemand außer der Familie des Grafen und uns. Und dieser Fremde sagt zu ihr „Liebling?" Wäre es nicht am besten, wenn ich morgen um diese Stunde mich in der Nähe des Forsthaujes versteckte? Wenn sie am Ende unbedacht handelt, in eine Falle geht? Ist es nicht meine Pflicht, in Georgs Abwesen heit über die zu wachen, die ihm auf Erden das Liebste ist?" — Sie saßen noch bis spät abends auf und besprachen als Oberst von Kirchbach schlafen gegangen, das merk würdige und ihnen vollständig unfaßbare Erlebnis. Sie waren übereingekommen, dem alten Herrn einst weilen dieses Abenteuer ganz zu verschweigen. Er war ohnehin immer noch sehr kränklich und konnte es nicht verwinden, daß Hugo von Freydecks Erkrankung im Augen blick absolut keine Anklage zuließ, da der Graf nach Be- richt der Aerzte nicht fähig war, eine klare Aussage zu machen. Man hoffte viel von einem Aufenthalt in einem Sanatorium für Nervenleidende. Vielleicht, daß er dann noch einmal vernehmungsfähig wurde. Erich und Käthe saßen in Julies Stübchen. Sie waren fast die einzigen im Hause, welche wachten. Und sie waren sehr müde, abgespannt, aber trotzdem ließ die innere Unruhe sie nicht schlafen gehen. Immer wieder sprachen sie alles, alles durch. Und immer von neuem machten sie Zukunstspläne, bauten trügerische Luftschlösser, hofften, eins das andere über den Ernst der Situation hinwegzutäuschen. „Vater besteht darauf, nicht am Tatorte gewesen zu sein," sagte Erich, „und ich glaube ihm. Muß ich das nicht? Hat Vater je gelogen? War er nicht immer ein ganzer Mann, der offen seine Taten vertrat? Würde er sich nicht tausendmal lieber bekennen zu einer Schuld, als feige leugnen? Wie, Käthe? Aber was hast du hier für ein kleines Buch? Ach — Aufzeichnungen von Tante Julie ? Wo hast du sie gefunden? In ihrem Schreibtisch?" Er hatte ihr das kleine Buch, mit dem ihre Finger spielten, aus der Hand genommen und blätterte jetzt dar innen. Plötzlich stutzte er. Sein Gesicht hatte eine Sekunde lang den Ausdruck eines ungeheuren Schreckens. Käthe stand neben ihm und sah mit ihm in das Buch. „Lauter Ziffern," sagte sie mit einem leisen Lächeln. „Ich kannte das schon früher. Dein Vater erfand uns Backfischen einmal diese Geheimschrift, und besonders Julie fand ein starkes Gefallen daran und schrieb häufig in dieser aedeimnisvollen Art. (Fortsetzung folgt.)
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