Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblati Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 Wochenblatt fM WllsdpUff UNd llMgegLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Srsiheini ftit «rschtinl ILgNch mH «u«»ahm, der <S<>"N. und s-pu«. nochmM««« , «hr für »«> felOeuden Tag. »«W4»eel< «-Ibstnbbolmi« m»nMih Ml, durch unser» Bu«srLg»r zvgelrag.n In d»r sind! »enntüch 2M, mif drm Lund« MI d-r» dl, v»stb.ugrn „,rI.lIL»,»ch MI. ml« Z-Mung^N». Wie P»si«fi«Iten u»d poSb^n i^i« unsere Au«trL,er und Sesch-i»»"'« nchn»n jeder»!» B^eSungen ensgey,. An Je«. M«« > senstlger ÄetriedchsSnengen d«I »er 2e»«d«r leinen Anbruch «ns Llrferu», »« Z^Nen, ^e «V»« »»< Depegchrretfe». Znserliengprets MI. für di» « gespalkn« Kurpusz«»» »der deren Raum, Reklamen, dl- r spaMge Korpus,ell. Ml. D«l M-d-rd»lun« und 3-hresausIrn- enispre»-nd-r Preisnachlaß. D-Iannlmachung-n im amtlichen Teil snur »on BHdrden) di« r gespalten« Korpus^»« MI. Rachw-isung«.G«bs!hr ,0 psg. «n,»!g-nannadm« dl«l »»rmINaa« 1V Uhr. Jür die Rlchtiglili der durch Fernruf übermittelten Anzeigen Lb-rnthmen wir tei>>« Garantie. Ieder Rabatt» anspruch erlischt, wenn der Betrog durch Klage eingqogen werden muß oder der Auftraggeber In Konkurs ^rst. dem Iahre 1S41 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrat» zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. V^lrger Arthur Asch««»« i« MN«»r»G. Prrunttvrrtlichrr Schristlrtter: Her»««» Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Asch««»«, Heide in WUsdrufl. Nr. 21 Mittwoch deu 25. Januar 1822. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. Montag den 30. Januar 1922 vormittags /, 9 Uhr wird im VerhandlungSsaale des amt4hauptmannschafttichrn DienstgebäudeS öffentliche Sitzung desBezirksausschuffes abgehalten werden. Die Tagesordnung ist vom 25 Januar 1922 ab im Dushangkasten des amtshaupt- mannschafllichen DienstgebäudeS angeschlagen. 29 I L Meißen, am 23. Januar 1922. l«,s Der AmtShauptmann. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Tischlereiinhabers Robert Bruno Reck in Wilsdruff wird nach Abhaltung des Schlußtermines hierdurch aufgehoben. Amtsgericht Wilsdruff, am 18. Januar 1922. ^4 Wur -nrrigrn haben im „Wilsdruffer Tage blatt", das einen weitver- zweigtenu. kaufkräftigen Leser kreis besitzt, große Wirkung W Kleine Zeitung für eilige Leset. * RcichstagSpräsibent Loeb« erklärt«, daß ein Scheitern deS Steucrkompromiffes den Rücktritt der Regierung zur Folge haben könnte, was wiederum einen enormen Marksturz nach sich ziehen müßte. * Die parlamentarische Lag« im Reichstag hat wegen der großen Schwierigkeiten, eine Einigung in der Steurrfrage zu finden, eine bedenkliche kritische Zuspitzung erfahren. * Die Landtagswahlen in Braunschweig ergaben fast Stim mengleichheit zwischen den bürgerlichen und sozialistischen Par- leien. * Lloyd George trat in einer stark beachteten Rede, in der er sich mit der Politik PoincaröS auseinanderletzte, für weitere internationale Konferenzen zur Anbahnung einer besseren Ver ständigung ein. * Frankreich verlangt in einer Note an England Abschluß des Schutzvertragcs auf die Dauer von 25 Jahren und die Er richtung einer Milttärkonvention. *„Der Dollar notierte an der Berliner MontaMörs« mit 204 Mark. Kabinettskrieg. Der Schuß über den Kanal, den Herr Poincarö gleich bei seinem ersten Auftreten in der französischen Kammer mit weithin vernehmbarem Getöse abgab, war kaum ver hallt, als Lloyd George, nach gebotener kurzer Re spektpause, seinen Gegensalnt in Richtung der französischen Hauptstadt abfeuerte. Selbstverständlich eingewickelt m alle die herkömmlichen und aus tausenderlei Gründen ge botenen Höflichkeiten, selbstverständlich auch gespickt mit allerhand Unfreundlichkeiten, man darf vielleicht mich so gar sagen: Unaufrichtigkeiten gegen Deutschland. Wir hätten mutwillig den Schaden in Frankreich angenchtet, das sich nun unter sehr schweren Lasten zu quälen habe, wie Belgien, wie Italien. Deutschland soll bezahlen, Deutschland muß bezahlen — aber Deutschland leidet auch, wie jedes andere Land, unter dem großen Zusammen bruch des internationalen Handels, und das sei ein Un glück, das alle europäischen Staaten gleichmäßig anginge. Man habe sich in Cannes unter den Sachverständigen ja auch tatsächlich schon darüber geeinigt, was geschehen müsse, und man werde diese Einigung hoffentlich auch später aufrechterhalten — wenn keine Torheit da - z w i s ch e n k 0 m m t. An was für Torheiten Lloyd George dabei gedacht haben mag, ergibt unzweifelhaft der weitere Inhalt seiner Rede, der nichts als eine sehr ernsthafte, sehr nachdrückliche und gar nicht mehr miß zuverstehende Polemik gegen Poin- carö darstellt. Unter direktem Hinweis auf die „Ereig nisse in Frankreich" warnte er vor dem Aberglauben, Eu ropa in zwei oder drei Jahren von seiner Not befreien zu können. Nur ein Weg führe zum Ziel, und das sei der Weg der Vernunft, nicht der Weg der Gewalt. Im Gegensatz zu Poincarö, der von dem „pomphaften" Ober- sten Mt und von den nutzlosen Konferenzen gesprochen hatte, die fort und fort abgehalten würden, ist Lloyd Ge orge der Meinung, daß das Ziel nur durch beharrliche Zusammenkünfte, durch Erörterungen und Konferenzen erreicht werden könne. Sonst würde man aus den Miß verständnissen und damit aus den Verwicklungen nicht her auskommen. Konferenzen beseitigten Mißverständnisse und Argwohn. Poincarü werden die Ohren heftig ge klungen haben, als Lloyd George fortsuhr: Es gibt Leute, die erklären: „genug mit den Konferenzen, wir wollen De peschen und Briefe austauschen I" Aber mit diesen schrift lichen Mitteln kann man nicht argumentieren und nicht diskutieren. Die Männer, die die Konferenzen Haffen, sind Vertreter der starreren Ansichten, die nicht gern der Wirk lichkeit ins Auge sehen. Es ist gut, wenn sie gezwun gen werden, dies hin und wieder zu tun. Wir haben jetzt dis Nationen Europas ohne Unterschied nach Ge nna geladen, weil wir den dauernden Kriegsgerüchtrn, die für das internationale Wirtschaftsleben genau so schlimm sind wie der Krieg selbst, ein Ende machen wollen. In Mitteleuropa rumort und rasselt es. Wir wollen diese Länder von Angesicht zu Angesicht zusammenbringen, und wir werden sehen, ob die Möglichkeit besteht, ein vernünf tiges Einvernehmen zwischen ihnen zu stiften. Man redet von den ungeheuren Losten, die diese Konferenz der 45 Nationen mit ihren tausend Sachverständigen verursachen muß. Aber sie sind immer noch billiger als die militäri schen Sachverständigen! Dis soeben erst beendete Aus einandersetzung zwischen denselben Nationen, die 4N furchtbare Jahre dauerte, und an der 30 Millionen Men schen reilnahmen, hat dort, wo die Debatte stattfand, zehn j Millionen junger Männer tot zurückgelassen, zehn weitere Millionen wurden verstümmelt, und die Ausgaben be trugen 50 Milliarden Pfund Sterling. Da sollten die Völker doch lieber eine andere Konferenz versuchen. Er, z Lloyd George jedenfalls, richte an alle Männer in Macht- r stellungen, an alle Lenker der Menschheit die Aufforderung, im Geiste des Friedens nach Genua zu gehen, dann werde der Friede folgen. Es werde keinen Frieden geben, wenn nicht ein wirkliches Einvernehmen unter den Völkern vor handen ist, und wenn nicht auf dieses Einvernehmen eine beträchtliche Verminderung der Rüstungen folgt, die immer noch auf der Welt lasten. Nach erzieltem Einvernehmen in Genua würden sicher die Nattonen selbst eine Verminde rung der Rüstungen verlangen. England habe dazu das Beispiel gegeben, indem es sein Heer unter die Vorkriegs stärke herabsetzte und den Bestand seiner Flotte und Luft- macht verringere. So ist der Kabinettskrieg zwischen London und Paris tm vollen Gange. Mit Spannung wird die Welt seinem Fortgang folgen, denn haben sich die Weisen des Obersten Rates bisher von Konferenz zu Konferenz ständig mit Ver legenheitslösungen geholfen, so ist jetzt, nach allgemeiner Überzeugung, endlich doch der Zeitpunkt gekommen, wo nur noch zwischen Nachgiebigkeit auf der einen und be wußtem Lossteuern aus eine neue schwere internationale Katastrophe auf der andern Seite gewählt werden kann. Das englisch-französische Bündnis. Ein Schutzvertrag für 25 Jahre. Einen wesentlichen Teil der internationalen Verhand lungen zur Ordnung Europas bilden die englischen Zuge ständnisse an Frankreich, welches sich in seiner unausrott baren Furcht vor Deutschland vor allem militärisch ge sichert sehen will. Jetzt sind als Grundlage der französisch englischen Verhandlungen vier Noten folgenden In halts fertig-gestellt worden: 1. Die Zusatzantrage der fran zösischen Regierung zu dem englischen Vorschlag eines eng lisch-französischen Schutzvertrages, 2. französische Vorschläge, um dem türkisch-griechischen Krieg durch Ver mittlung der Mächte ein Ende zu bereiten, 3. Regelung der Frage von Tanger, 4. Stellungnahme der französischen Ne gierung zur Frage der Konferenz von Genua. Die fran zösische Regierung verlangt von der englischen, daß der Schutzvertrag nicht für die Dauer von 10, sondern von 25 Fahren abgeschlossen werden solle. Die französische Negie rung verlangt ferner, daß jede Verletzung der von den Alliierten besetzten Linien seitens Deutschlands als ein feindseliger Akt betrachtet werde, der den „Bündnisfall" eintreten lasse. Ein deutscherA »griff gegen die eng lischen Linien im Rheinland solle ebenfalls als Kriegsakt betrachtet werden, durch den die französische Hilfe von selbst gegeben sei. Schließlich verlangt Frankreich, daß die mili tärische Hilfe zwiscl>en den beiden Mächten in einer M i - litärk 0 nventi 0 n klar zum Ausdruck gebracht wettLS, Ein unzufrieHener Gläubiger. Wozu die amerikanischen Milliarden dienen. Lie Amerikaner, die in vielen wichtigen europäischen Fragen eine auffallende Zurückhaltung an den Tag legen und zu unserem Leidwesen oftmals so tun, als ob viele internationale Probleme sie gar nichts angtngen, haben doch in einer Frage ein höchst lebendiges Interesse an Europa, denn die meisten europäischen Staaten sind gegen über den Amerikanern, diesen Weltbankiers des Krieges, schwer verschuldet, und in Washington überlegt man sich hin und her, wie man die ausgeliehenen Milliarden wiederbekommen oder den Verschuldungszustand Europas doch wenigstens als politisches Druckmittel be nützen könne. Die Verstimmung in Amerika ist besonders deshalb so groß, weil man sieht, daß die meisten euro päischen Staaten all ihr Geld für große Rüstungsaus gaben verwenden, was doch so sehr den amerikanischen Ab rüstungsplänen zuwiderläust. Diese Beschwerden käme» jetzt in einer Erklärung des Senators Mac Cormick zum Ausdruck. Dieser stellte fest, daß zwischen den Pyre näen und der Wolga mehr als zwölf Staaten beständen, von denen viele Schuldner der Vereinigten Staaten seien. Seit dem Waffenstillstand habe Amerika Europa etwa sieben Milliarden Dollar vorgeschossen. Im vergangeiren Jahre ba die Ausfuhr der Vereinigten Staaten die Einfuhr um „.^ei Milliarden Dollar über stiegen, was weitgehende Kreditaktionen zur Vor- aussetzung gehabt habe. Die europäischen Regierungen, teils Amerikas Wafsengenossen, teils Amerikas Feinde während des Krieges, und die Neutralen hätten gewaltige Gummen verwandt nicht nur für den außerordentlichen Wiederaufbau, sondern auch fürgroße militärische E i n r i chtun g e n, für ein ungeheures Beamtenheer und für die Bezahlung ihrer inneren Schulden. Dis Tatsache der unausgesetzten Zunahme der Beamtenschaft und der Unterhaltung großer Heere erwecke bei dem amerikanischen Staatsbürger nicht nur Zweifel an dem Frieden Europas und seiner wirtschaftlichen Zukunft, sondern dränge ihm mich di« Frage auf, welche Rolle der amerikanische Staats bürger bei der Unterhaltung der europäischen Heere spiele. Tie Politik der fremden Staaten und die chronischen Fehl beträge der europäischen Regierungen trügen dazu bei, die wirtschaftliche Unordnung der Welt und die Arbeits losigkeit der amerikanischen Arbeiter zu vermehren. Man wolle zwar durch privaten Beistand oder durch öffentliche Hilfe an dem Wiederaufbau der französischen Dörfer teil- nehmen und durch Nahrungsmittel die Kinder in den not leidenden Ländern unterstützen, sowie dem hungernden Rußland zu Hilfe kommen. Wenn aber die Fehlbeträge in den Staatssinanzen foridauern, wenn die weitere Aus gabe von Papiergeld fortgesetzt werde, welcher Zukunft gehe dann der europäische Kredit und der europäische Warenaustausch entgegen! — Die Amerikaner haben be kanntlich besonders den Franzosen schon deutlich mit der Wahl gedroht: Entweder abrüsten, oder Schulden be zahlen! Da aber Frankreich weder das eine noch das andere tut, Wirch die Geduld in Washington Wohl eines Tages erschöpft sein. politische Rundschau. Deutsches Reich. Keine unbeschränkte Ausfuhr von Kohlen. Die Nachrichten über die Freigabe der Ausfuhr von Kohlen seitens der Reparattonskommiffion haben vielfach zu falschen Auffassungen Veranlassung gegeben. Es wurde angenommen, daß nunmehr Kohlen in unbeschränktem Umfange von Deutschland ausgeführt werden. Diese An nahme trifft nicht zu. Die Kohlenausfuhr ist nach wie vor verboten, und Ausnahmen von diesem Verbot werden nur in den seltensten Fällen gemacht. Im übrigen verbieten die außerordentlich schlechte Lage der Jnlandsversorgung sowie die ständig wachsenden Anforderungen der Repara- tionskommiffion schon von selbst die Ausfuhr von Brenn stoffen. Die Bewilligung der Reparattonskommiffion be sagt nur, daß diese Ausnahmen nicht noch ausdrücklich der Zustimmung der Reparattonskommiffion bedürfen. Deutschland und der Wiederaufbau Rußlands. Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstags berichtete Reichskanzler Dr. Wirth eingehend Wer die wirtschaft lichen und politischen Beziehungen Deutschlands zu Ruß land. Die Ausführungen gipfelten in der Erklärung, daß Deutschland -den baldigsten Wiederaufbau Rußlands wünsche. Auch wünsche Deutschland kein deutsches Wirtschaftsmonopol, sondern die deutsche Regie rung sei bereit, mit anderen Interessenten gemeinsam zu operieren, im Einvernehmen und mit Zustimmung der jenigen Gebiete, für die derartige Syndikate errichtet wer den sollen. In -dem hierauf folgenden vertraulichen Ge dankenaustausch kam trotz der natürlicherweise verschiede nen Stellung der einzelnen Parteien zu dem russischen Problem allgemein der Wunsch zum Ausdruck, daß ein Wiederaufbau der wirtschaftlichen Beziehungen zu Ruß land auf das dringendste zu erstreben sei. Einstellung des Verfahrens gegen schlesische Adlige. Vor einiger Zeit war die Mitteilung verbreitet wor den, daß seinerzeit eine Anzahl oberschlesischer Adliger Geldgeber des Corps Oberland gewesen seien. Dann wurde gemeldet, daß der Oberstaatsanwalt ein Ermittlungsver fahren wegen Hochverrats eingeleitet habe gegen den Gra fen Praschina, den Grafen Sierstorsf und die Gräfin Saurina Jeltsch. Nach Mitteilung des Oberreichsanwalts ist das Verfahren gegen die Genannten bereits im Novem ber eingestellt worden.