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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Has »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Ubr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. irei Haus, bei Postbestellung 1,80 AM. zuzuglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstaltcn und Post toten, unsere Austräger u. . , « . .. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNvlat1 sUk WllsdrUfs U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, od. sonstiger ' . - . . Betriebsstörungen besteht Kein^Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzrigenpr-isk laut austtegendem Taris Nr. 4. — Siachwcisungr-Gedühr: 20 Apsg. — Dorgeschriebene Erscheinungslage unv Platzvorschriftrn werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen . Annahme bis vornsiuags W Uhr. ... ^'^>''Skeit Ser durch F-rnrus übcrmil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.8O6'eiten Anzeigen überneh men wir keine Gewähr. — - Feder Radattanspruch Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 200 — 94. Jahrgang Telcgr.-Adr.: „Tageblatt* «M Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 28. August 1935 .... - . Postscheck: Dresden 2640 Zevölkewngs-oliiische Silan». El« Beitrag zu den Beratungen des Internationalen Kongresses für Bevölkerungspolitik. In Berlin ist der Internationale Kongreß für Bevölkerungspolitik zusammengetreten, der die ans diesem Gebiet führenden Wissenschaftler aus allen Staaten der Welt vereint. Es werden Be richte über die Lebcnsbilanz, den Altersaufbau, die Ge burtenhäufigkeit und die Sterblichkeit in den einzelnen Ländern erstattet und die Fragen der Erbbiologic und und Rasfenhygiene erörtert. — Der Kongreß soll uns ein Anlaß sein, in Deutschland einmal Bilanz in der Bevölkerungspolilik zu ziehen. Dazu dienen die folgen den Ausführungen. Mit Befriedigung betrachten wir Deutsche das Er gebnis des Geburtenjahres 1934. Die Lebcndgeburteu- zahl ist von 956 974 im Jahre 1933, dem bisher überhaupt schlechtesten Geburtenjahre, auf 1181179 im Jahre 1934 gestiegen. Der Geburtenüberschuß wuchs von 227 473 im Jahre 1933 auf das Doppelte, und mit Recht sehen alle Berichterstatter die Ursache für diesen erfreu lichen Umschwung in der Machtübernahme durch den Nationalsozialismus, die dem Geburtenschwund ein ver dientes Ende bereitet habe. Indessen, so groß und begrütznngswert der erzielte Erfolg ist, die genauere Betrachtung wird zeigen, daß es noch vieler und ausdauernder, zielbewußter Arbeit be darf, bis Deutschland ein wirklich wachsendes, nicht nur ein eben noch nicht zurückgehendes Volk sein wird. Die Totgeburten sind 1934 gegen 1933 der Zahl nach zwar um rund 37N0 gestiegen, verhältnismäßig sind sie 1934 aber auf 2,62 v. H. der abgelaufenen Schwanger schaften gegen 2,85 v. H. im Jabre 1933 zurückgegangen. Die Säuglingssterblichkeit war 1934 um fast 4100 Fälle größer als 1933. Verhältnismäßig betrug sie aber nur 6,38 v. H., während es 1933 noch 7,44 v. H. waren. Auf je 100 Lebendgeburten umgerechnet, sind das 7,6 im Jahre 1933 gegen nur 6,6 im Jahre 1934. Dieser Niedrige Sah dürfte der überhaupt erreichbaren unteren Grenze der durchschnittlichen Säuglingssterblichkeit schon erfreulich nahekommen. Von den Nichtsäuglingen starben 1934 rund 16 700 Personen weniger als im Jahre vorher. Das will besagen, daß fast genau 3,75 v. H. des Zu ganges an Geburtenüberschuß für 1934 gegen 1933 auf Minderabgang durch geringere Sterblichkeit zurück zuführen ist. Umgekehrt ausgedrückt, ist also der erhöhte Geburtenüberschuß zu 96,25 v. H. durch die Erhöhun g der Geburtenzahl bedingt. Das ist ein zweifelloser Aufstieg. Und weil 1933 das Jahr des überhaupt gering sten Geburtenüberschusses war, so bedeutet dieser Aufstieg eine hoffentlich dauernde Umkehr und damit das Ende des bisherigen haltlosen Abgleitens. So scharf und schroff auch die durch die Machtüber nahme des Nationalsozialismus herbeigeführte Wendung auf allen Gebieten fein mochte und sein konnte, in der Be völkerungspolitik ging und mußte sie gehen über die deutsche Frau und ihre Eiustellnng zur Mutter schaft. Im Jahre 1934 verläuft die Geburtenlinie nur ansteigend, auch in den Großstädten allein. Am stärksten ist die Steigung vom ersten zum zweiten Kalendervierteljahr. Dazu wirkte vermutlich zweierlei zusammen. Einmal setzte sich die neue Regierung sofort für eine tatkräftige För derung der Eheschließungen ein mit dem Erfolg, daß schon im zweiten Kalendervierteljahr 1933 die Eheschlietzungszahlen über Vie bishin beobachteten Jahres zeitwerte stiegen. Des weiteren machte sich der Umschwung und die Rückkehr zu gesundem völkischen Denken darin bemerkbar, daß diese jungen Eheleute auch den Willen zum Kinde hatten. Das Ansteigen der Eheschließungsziffern in der zweiten Hälfte des Jahres 1933 und das Höherliegen des jahreszeitlichen Ehe schließungstiefpunktes 1934 spiegeln sich mit fast fahrplan mäßiger Pünktlichkeit in den Geburtenzahlen für die ent sprechenden späteren Vierteljahre 1934 Wider. Es darf jedoch über diesen Erfolg nicht vergessen wer den, daß Deutschland damit noch keineswegs über seine Nachwuchsschwierigkeiten hinaus ist. Der Erfolg von 1934 beruht im wesentlichen auf Erstkindern. Deutschland aber braucht Zweit-, Dritt- und Viertkinder. Die Erstkinder allein, das Einkindershstem, sichern den notwendigen Volksbestand noch nicht. DiescSicherungbeginnt erst mit den vierten Kindern. Denn der Ge burtenrückgang der letzten Jahrzehnte hat die Zahl der gebärfähigen Frauen höchst bedrohlich abnehmen lassen. Dementsprechend trostlos sieht darum auch die Fruchtbar- keitsstatistik aus. Die Zahl der gebärfähigen Frauen, der Frauen von 15 bis unter 45 Jahren, ist seit 1930 in be ständigem Abnehmen begriffen. Der Nachwuchs fehlt eben. Mit diesem Rückgang geht außerdem ein Rück gang der Geburtsleistungen einher. Es muß nunmehr, wenn 1934 mehr als ein Augenblickserfolg sein soll, eine ernsthafte und lebhafte Werbung für die Um stimmung der verheirateten Frauen und ihre dauernde Bekehrung zum M e h r k i n d e r s y st e m durchgeführt werden. M MeWt Völker mm lem! Reichsminister Dr. Frick eröffnete den Internationalen Kongreß für Bevölkerungswifscnschaft. In der mit den Fahnen von 3 2 Nationen geschmückten Aula der Berliner Universität wurde der Internationale Kongreß sür Bevölkerungswissenschaft feierlich eröffnet. Die Internationale Vereinigung für Bevölkernngswissen- schaft wurde 1928 in Paris gegründet; sie Hielt ihren zweiten Kongreß 1931 in London ab und tritt jetzt in Berlin zu ihrer dritten Tagung zusammen. Zweck der Vereinigung ist die gegenseitige Unterstützung in der wissenschaftlichen Untersuchung der bevölkerungspoliti schen Probleme. Die vielen hundert aus dem Aus land gekommenen Wissenschaftler werden gerade im nationalsozialistischen Deutschland außerordent lich wertvolle Studien machen und zahlreiche An regungen mitnehmen können, zumal ihnen jede Gelegen heit geboten wird, die Maßnahmen der Reichs regierung auf dem Gebiet der Erb- und Rassenpflege und ihre Auswirkungen kennenzulernen. Reichs mini st er Dr. Frick, der Schirmherr dieses Kongresses,, eröffnete die Beratungen mit einer Be grüßungsansprache. Nach Begrüßungsworten an die Kon greßteilnehmer, und nach einem Hinweis auf die besondere Bedeutung dieser Tagung, gab der Minister einen Über blick über die Bevölkerungspolitik in Deutschland. Er führte dabei u. a. folgendes aus: Der Bevölkerungswissenschaft ist es zu danken, daß wir heute über die Bewegung der Bevölkerung in fast allen Staaten der Welt ziemlich genau unterrichtet sind. Leider ist das Bild, das sich gerade sür die Kulturnationen hier zeigt, wenig erfreulich. Zwar sind die Sterblichkeitsziffern dank den Fortschritten der medizinischen Wissenschaft stark gesunken, aber dafür haben sich wieder die wichtigeren Ge burtenziffern so vermindert, daß viele Staaten sich ernst haft fragen müssen, ob sie ihren Bevölkerungsbestand über haupt noch halten können. Den Bestrebungen, den Geburtenrückgang z«m StiAfiand zu bringen, werden vielfach noch wirtschaftliche Erwägungen eutgegen- gehaltcn. Es ist selbstverständlich nicht zu verkennen, daß bei gleicher Entlohnung der Lebensstandard des Kinder reichen in asten Schichten der Bevölkerung gegenüber dem der Junggesellen, Kinderlosen nnd.Kinderarmen zurück geblieben ist. Hier ist es Ausgabe des Staates, einen Aus gleich herbeizuführen. Man glaubte bisher durch Indu strialisierung, durch Überschätzung der Wirtschaft und der äußeren Macht ein Volk sichern zu können. Welchen Sinn konnte eine Außenpolitik, eine Finanz- oder Wirtschafts politik haben, wenn das Volk rassisch darüber zerbrach? Das nationalsozialistische Deutschland hat gerade aus dem bevölkerungspolitischen Gebiet die größte Aktivität entwickelt, allen Widerständen zum Trotz die Führung übernommen und bereits unverkennbare Erfolge erzielt. Die gegenwärtige Zusammensetzung und Entwicklung unseres Volkes must Besorgnis erregen. Das langsam vor sich gehende Ab st erben des Volkes wird zunächst noch durch das Absinken der Sterbeziffer ver schleiert. Dabei befinden wir uns in absehbarer Zeit an einem Wendepunkt der Statistik. In Kürze muß die Sterbeziffer vieler zivilisierter Völker, auch des unsrigeu, steil emporschnellen, um dann die Geburtenziffer einzu holen und wesentlich zu übersteigen. Bleibt die Entwick lung so, wie sie in den letzten Jahrzehnten sich uns dar- stelli, d. li. gcht-dic Geburtenhäufigkeit noch weiter zurück, Diese Werbung darf sich indessen nicht allein auf die Gewinnung der Frauen selbst erstrecken. Sie wird beinahe noch mehr diejenigen in Betracht ziehen müssen, die aus Unverstand, ans Gedankenlosigkeit nnd ans Mangel an Feingefühl alle noch so gut gemeinten nnd eindringlichen Belehrungen zunichte machen, wenn sie etwa achselzuckend imd mißbilligend sich äußern: „Wie kann der X. bei seiner Wirtschaftslage noch Kinder in die Welt fetzen! Die kann er ja gar nicht durchbringen!" Solche Bemerkungen klin gen zwar fehr vernünftig und wohlerwogen,, sind aber tatsächlich völlig unüberlegt und geradezu staatsfeindlich. Dieser Vater X. weiß vermutlich ganz allein, welche wirt schaftlichen und sonstigen Schwierigkeiten ihm und seine Ehegefährtin aus ihrer Elternschaft erwachsen. Das soge nannte „Urteil der Welt" ist im Leben des einzelnen und namentlich im Leben der Frau oft von übermäßig großem Einfluß, und Miesmachern wird dabei viel leichter und viel nachhaltiger geglaubt als aufrichtigen und ehrlichen Kritikern. Es muß also auch in der Werbung für bessere Nachwuchsverhältnisse Deutschlands der Kampf gegen vorlaute und unverantwortliche Mies macher einsetzen. Dann wird auch die Werbung bei den Frauen, die ihre Scheu vor dem Kiude nicht los kwrden können, zu durchschlagendem Erfolg führen. ,o muy ore Notrszayi m allen Völkern mit niedriger Ge- burtenzisffer erst langsam, dann immer schneller abfmken. So erfreulich der Geburtenanstieg in Deutschland vom Jahre 1934 auch ist und so sehr wir daraus auch schließe« dürfen, daß unsere Maßnahmen Erfolg gehabt haben, so wissen wir doch, daß die Zunahme der Geburten im Jahre 1934 nm 324 000, also um 23,4 v. H., auf besonders günstige Umstände zurückzuführcn und trotzdem zur Erhaltung des Vollsbestandes nicht ausreichend war. Die Abnahme der Geburten ist aber um so bedenk licher, wenu die geborenen Kinder im Durchschnitt ge sehen nicht immer eine erbliche und rassische Auslese dar stellen, sondern zunehmend körperliche oder seelische Mängel aufweisen. Eingehend legte dann der Minister die umfassenden Maßnahmen dar, die im besonderen auf die Ermög lichung der Gründung einer zahlreichen und gesunden Familie üinzielen. Die A r b e i t s l o s i g k e i t zu beseitigen, so fuhr der Minister dann fort, ist ein Nahziel, das zum großen Teil schon erreicht ist. Doch eine endgültige Behebung dieser Not ist nur durch bevölkerungspolitische Maßnahmen möglich! Es gibt keine wirkliche Dauerl-ösung der Ar beitslosenfrage ohne eine Lösung der bevölkerungspoli tischen Probleme, und es gibt keine Lösung der Frauenfragc ohne eine Zu rückführung der Frau in die Familie als Hausfrau und Mutter; denn wir wissen, daß die Zukunft Deutschlands nicht vo« der Wirtschaft allein abhängt, sondern nur bevölkerungs politisch entscheidend zu beeinflussen sein wird! Es wäre falsch, wenn der Staat die Förderung der Eheschließung und des Nachwuchses gleichmäßig allen Volksgenossen zu teil werden ließe. Sein Interesse erstreckt sich vielmehr nur auf diejenigen, von denen er erwarten darf, daß ihre Kinder nützliche Glieder der Volksge meinschaft werden. Im Ausland sieht man noch vielfach das Stcrilisierungsgesetz als die einzige Waffe der nationalsozialistischen Regie rung im Kampfe gegen die Erbkrankheiten an. Das ist nicht richtig. Vielmehr betrachtet die nationalsozialistische Regierung das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nach wuchses uu r als e i n e A r t N o t m a ß n a h m e, die zu nächst einmal die akute Gefahr bannen soll. Die Grund lage der Erb- und Rassenpflege im deutschen Volle wird vielmehr in einer sorgfältigen Eheberatung gesucht werden müssen. Die Vorarbeiten auf diesem Gebiete sind so weit gediehen, daß von den neuerstandenen staatlichen Gesundheitsämtern die freiwillige Eheberatung bereits ausgeübt und eine gesetzliche Regelung dieser Frage folgen wird. Die Eheberatung ermöglicht es aber nicht nur, die Erbkrankheiten zu be kämpfen, sondern sie setzt uns auch in die Lage, den hoch wertigen Erbgesunden in mancher Hinsicht zu bevorzugen. Es ist uns der Vorwurf gemacht worden, wir trei ben einen besonderen Rasscknlt und verletzen durch unsere eugenischen Maßnahmen die Gebote christlicher Nächsten liebe. Wenn es jedoch nicht vermessen war, in die ur sprüngliche Wcltordnnnq derart cinzugrcifcn, daß durch die Fortschritte der Wissenschaft vielen Kranken ein lan ges Leben ermöglicht wird, das unter den ursprünglichen Verhältnissen ihnen nicht zufallen würde, kann es auch kein Unrecht sein, zu verhindern, daß aus dteser den Kran ken vermittelten Wohltat eine Plage für die Gesunden werde. Das deutsche Volk will nichts anderes, als seinen Bestand im Rahmen der anderen Völker behaupten und seinen Teil zur Weiterentwicklung menschlicher Kultur und Gesittung leisten. Zer Verband deuWr evmelWr BemtcmttM löst W selbst ms. Berlin, 28. August. Der „Völkische Beobachter" mel det: Der Neichsobmann des Verbandes deutscher evangeli scher Beamtenvereine lic. von der Heydt Hot dem Reichs- Innenminister die Selbstauslösung des Verbandes und der an- geschlvssenen Vereine gemeldet. Der Begründung, die Reichs- cbmann von der Heydt diesem Entschluß gegeben hat, ent nehmen wir folgende Sätze: „Mit dem Tage der Machtergreifung war unsere poli tische Aufgabe beendet. Es blieb uns die Hauptaufgabe, den evangelischen Glauben unter unseren Mitgliedern zu psicgen und dadurch an dem sittlichen Wiederaufbau unseres Stan des mitzuwirken. Für diese rein religiöse Auaabc, die eine Funktion der Kirche an den evangelischen Beamten barstem.