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MdrufferTaMaü z«°i»r-ch-t M. 6 Wochenblatt für Wilsdruff und flmgegend pMch-<n«>'« DNS»«» 2»t. Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts za Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffem Verleger «nd Arthur zschuute i« Wilsdruff. Derautwortlicher Schristletter: Her«««» Lässig, für de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide i« 2vil»dr«ff. Rr. 3 Mittwoch den 4. Januar 1922. 81. Jahrgang Amtlicher Teil. mit den Steuermarken vom 1. April bis 31. Dezember 1921 sind sofort an dis hiesige Sradlsieuerkasse abzugeben. Die Inhaber größerer Betriebe werden ersucht, die Bücher ihrer Arbeitnehmer möglichst gesammelt emzuliefern. Wilsdruff, am 2. Januar 1922. iss» Der Stadtrat. kür Dezember 1921 ist spätestens bis zum 10. Januar an die Stadtkasse zu bezahlen. Wilsdruff, am 2. Januar 1922. isso Der Stadtrat. Nir Mm WM, AizeiM öi; 10 Ihr mmiltG mszWim. Kleine Zeitung für eilige Leser. Infolge der flauen Stürme sind zahlreiche Fernsprechlei- tungen, besonders nach dem Westen hin, gestört worden. * Mit den streikenden Eisettbahnern wurde eine Einigung er zielt. Die Wiederaufnahme der Arbeit hat sich jedoch durch neue Teilalti-onen, bei denen es auch zu Ausschreitungen kam, verzögert. * In Dinkelsbühl warf ein junger Mensch eine Bombe in eine dichtgedrängte Merrschenmerrge, wodurch etwa 50 Personen verletzt wurden. * Briawd hat erNSrt, daß gegen Deutschland neue Sanktionen ianyewertdet würden, wenn es seine Zahlungen nicht erfülle. Der soa«röWhe Anteil könne nicht herabgesetzt werden. * Trotzki erklärte auf dem russischen Rätekongreß, die Sow- fetregierung sei gezvMngen, den Muter zur Hebung der Kampffähigkeit des Heenes M verwerten. Dor Eamres. Das Dunkel, das das Ergebnis der Londoner Be sprechungen zwischen Lloyd George und Briand den Augen der nicht-diplomatischen Welt verbarg, will sie nicht lichten. Den positiven Mitteilungen, die in verschiedenen Ländern über den Inhalt der Londoner Abmachungen ver öffentlicht wurden, setzt Herr Briand in allen seinen Äuße rungen vor Kammer und Senat eine beharrliche Nicht achtung entgegen. Er wiederholt immer wieder, daß Frankreich nicht daran denke, von seinen Zahlungsforde rungen an Deutschland auch nur einen Centimes abzu lassen, und wenn es nach ihm ginge, müßte man eigentlich die Frage aufwersen, wozu der große Apparat der inter- nattonalen Diplomatie wieder einmal aufgeboten und nach ihm eine europäische Wirtschaftskonferenz und wer Weiß was sonst noch arrangiert werden soll. Herr Briand muß sich feinen politischen Bedrängern gegenüber ziemlich stark in der Klemme fühlen, denn selbst die Sanktionen hat er vor dem Senatsaustzhuß für auswärtige Angelegenheiten wieder aufmarfchieren lassen, für dm Fall, daß Deutschland nicht zahlen würde. Aber trotzdem rüstet er natürlich mit aller Macht für Cannes, vielleicht in der Erwartung, daß schließlich auch die rabia testen Franzosen würden einsehen müssen, daß man gegen wirtschaftliche Unmöglichkeiten, zumal wenn sie so unbe stritten sind wie die jetzt selbst von der Bank von England anerkannte Unsinnigkeit der Londoner Zahlungsbedingun gen, nur mit vernünftigen Mitteln und mit vereinten Kräften ankämpfen könne, nicht aber mit blinder Gewalt. Auch die größte Zähigkeit muß schließlich mit feststehenden Tatsachen paktieren, und wenn den Franzosen erst klar zum Bewußtsein kommt, daß in Cannes weniger die deut schen Zahlungsverpflichtungen als die furchtbare Wirt schaftslage von Gefamteuropa zur Erörterung gelangen wird, dann werden sie die Notwendigkeit, die Lösung des einen Problems mit der Lösung des andern zu verbinden, nicht länger von der Hand weisen können. Das bedeutet aber schon den ersten Schritt zur Revision aller der un seligen Verpflichtungen, die man Deutschland auferlegt hat — also im Grunde auch zur Revision des Versailler Vertrages, so sehr unsere Feinde sich auch gegen das Zu geständnis sträuben mögen, daß dieser „heiligste" aller Verträge, so wie er ist, nicht ausgeführt werden kann. Wenn Briand zur Washingtoner Konferenz sich so zeitig aufmachte, daß er schließlich als erster zur Stelle war, und Lloyd George, wenn er seinem Beispiel über haupt folgen wollte, erheblich nachgeklappt hätte, so weilt der britische Ministerpräsident jetzt schon seit mehreren Tagen in Cannes und vermag dort in aller Ruhe seine Vorbereitungen für die Konferenz zu treffen, ehe Briand auf dem Plan erscheint. Lloyd George wird es hier vor allem darauf ankommen, die schon betonte Notwendigkeit einer internationalen Solidarität zur Wiederaufrichtung des Wirtschaftslebens in Europa endlich in Taten umzu fetzen. Schon spricht man davon, daß für diese Haupt- und Grundfrage die prinzipielle Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit Frankreichs, Englands, Ame rikas und Deutschlands anerkannt sei, daß also diese vier Mächte in erster Reihe die Riesenaufgabe der Wiederherstellung Rußlands zu gleichen Tei len auf sich nehmen fallen. Der Beglcitgedanke ist, daß Deutschland auf diesem Wege am besten auch seinerseits wieder zu Kräften kommen und so sich zu einem zahlungs fähigen Schuldner heraufarbeiten kann, ein Gedanke, der eigentlich schon seit Jahr und Tag in der Luft liegt, und der ebenso sehr von hervorragenden Fachmännern aus Amerika wie von leitenden Wirtschaftspersönlichkeiten in DeuMland vertreten worden ist. Wenn es dazu kommt, daß dieser einzig- erfolgver sprechende Weg in Cannes endlich beschritten wird, so würde damit eigentlich nur etwas Selbstverständliches ge schehen; so lange wenigstens, wie man es als unnatürlich bezeichnen kann, daß große Völker mit sehenden Angen ihrem Untergang entgegenwandeln. Aber Haß und Ver blendung sind immer noch gar zu mächtige Faktoren im Volksleben; die Franzosen insbesondere können sich noch immer nicht dazu entschließen, die Dinge so zu sehen wie sie sind. Herr Briand wird also bei aller Bereitwilligkeit, in Cannes zu tun, was die Vernunft gebietet, doch die Furcht nicht los werden, daß er von einem Dolchstoß im Rücken getroffen werden könnte, während er mit den er lauchten Bundesgenossen um die Zukunft der Welt ver handelt. Bei dieser Lage der Dinge läßt sich über das Er gebnis der Verhandlungen, die in wenigen Tagen an der Reviers beginnen sollen, etwas Sicheres nicht Voraussagen. Auf dem Wege zum Friede!.. Neujahrsempfang beim Reichspräsidenten. Zum ersten Male seit dem Kriege hat in Berlin wieder ein offizieller Neujahrsempsang politischen Cha rakters stattgefunden. Der Reichspräsident Ebert empfing die Chefs aller fremden diplomatischen Vertretungen in Berlin, wobei der apostolische Nuntius, Monsignore Pa- celli, als Wortführer des diplomatischen Korps eine An sprache hielt. Er nannte diese Zusammenkunft ein glück liches Ereignis, ein Sinnbild der fortschreitenden Rückkehr der Menschheit zum Ideal der Brüderlichkeit und des Frie dens zwischen den Völkern. „Möge die göttliche Vorsehung", so sagte er u. a., „Welchs die Menschen zu edlem Streben anspornt und sie leitet, ihnen trotz der Verschiedenheit der Stämme und der Staaten ermög lichen, in diesem Jahre die wirkliche und dauerhafte Versöhnung der Völker zu vollenden, die von allen Aufrichtigen ersehnt wird und sich auf der Achtung des Rechtes auf der fruchtbaren und friedlichen Arbeit und auf deu ewigen Gesetzen der Gerech- rigkeit und der Wahrheit gründet. Von diesen Gefühlen durch drungen, bringen wir Ihnen heute, Herr Präsident, inmitten der schwierigen Ausgaben der Gegenwart, unsere Huldigung und gleichzeitig unsere Glückwünsche für Sie selbst und für das deutsche Volk Lar." Der Reichspräsident dankte dann dem Nuntius für seine Glückwünsche. Auch er betrachte diesen Besuch der Vertreter der fremden Mächte als das Symbol einer allmählichen Rückkehr der Menschheit zum Frieden. Weiterhin erklärte der Reichspräsident: „Das deutsche Volk wünscht für sich nichts anderes als in friedlicher Arbeit neben den übrigen Völkern sein nationa les Dasein wiederauf; u bauen. Es gibt sich der Hoffnung hin, daß im kommenden Jahr die Erkenntnis der Weltnotwendigkeiten weiter wächst und daß in dieser Erkennt nis jede Natton sich bemühen wird, durch fruchtbare Zusammenarbeit mit allen übrigen Völkern der Menschheit den wahren und aufrichtigen Frieden zu geben. Mit dieser großen Hosfmmg im Herzen und durchdrungen von dem Bewußtsein, daß ihre Erfüllung Gebot ist, bitte ich Sie, auch meine Glückwünsche für das Gedeihen der von Ihnen ver tretenen Regierungen und Völker entgegenzunehmen." Bei dem Empfang waren der Reichskanzler Dr. Wirth und die beiden Staatsfekretäre des Auswärtigen Amtes von Haniel und von Simson zugegen. Im An schluß daran sprachen die Mitglieder der Reichsregierung, der Reichskanzler, die Reichsminister und die Staatssekre täre, ferner die Präsidenten des Reichstages und des Preußischen Staatsministeriums, Vertreter des Rcichsrats und der Wehrmacht dem Reichspräsidenten ihre Glück wünsche aus. Was wir altes zahlen sotten: Außer den Reparationsverpflichtungen! Die Erörterung der Deutschland durch den Vertrag von Versailles aufgebürdeten finanziellen Verpflichtungen pflegt sich im allgemeinen auf die Reparationslasten zu be schränken. Es wird meistens vergessen, daß zu den Re parationszahlungen, den bekannten 132 Milliarden Gold mark, noch ganz beträchtliche Zahlungen aus anderen Titeln des Vertrages hinzukommen. Abgesehen von den fortlaufenden Zahlungsverpflichtungen, die sich für das Reich aus dem Ausgleichsverfahren ergeben, kommen in erster Linie dieSchadenserfatzfummen in Betracht, die dem Reiche für die während des Krieges gegen das feindliche Privateigentum in Deutschland ge troffenen Maßnahmen abverlangt und von den verschie denen gemischten Schiedsgerichtshöfen festgesetzt werden. Die bei diesen Schiedsgerichtshöfen eingeklagten Summen gehen schon jetzt nicht etwa in die Millionen, sondern weit in die Milliarden. Dazu kommen aber neuerdings noch die von verschiedenen alliierten Län dern auf Grund einer besonderen Bestimmung des Ver trages von Versailles erhobenen Schadenersatzfor- derungen für solche deutschen Maßnahmen, die in der Zeit zwischen dem 31. IM 1914 und dem Tage des Ein tretens dieser Länder in den Krieg getroffen worden sind. Es handelt sich dabei um die Länder, die in den Weltkrieg erst später eingetreten sind. Um einen Begriff von der Höhe dieser Ansprüche zu geben, mag nur erwähnt werden, daß z. B. Portugal für diese Zeit einen Schadenersatz in Höhe von nicht weniger als rund 3N Milliarde Gold- mark fordert. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Depeschenwechsel Wien—Berlin. Zwischen dem Reichspräsidenten Ebert und dem österreichischen Bundespräsidenten Hainifch hat beim Jahreswechsel ein Telegrammaustausch stattgefunden, der von den Gefühlen der Stammverwandtschaft beider Völker getragen, dem Wunsche Ausdruck gibt, in zäher Arbeit das Staatswesen wieder auf- und auszubauen, damit, wie es in der Depesche des Präsidenten Ebert heißt, die beiden schwergeprüften Völker gemeinsam und voll Zuver sicht den Weg gehen können, der ihnen eine bessere Zukunft verbürgt. Gegen polnische Übergriffe. In Oberschlesien ist eine Kommission des Votschafter- rates eingetroffen, die sich aus drei Ententeoffizieren zu- fammensetzt und die Übergriffe untersuchen soll, die bei der Liquidierung des Aufstandes von polnischen Mi litärfunktionären begangen worden sind. Diese werden beschuldigt, unberechtigte Verhaftungen vor- genommen, Personen in Untersuchungshaft gehalten, Aus sagen erzwungen zu haben usw. Die polnische Regierung gab zu dieser Untersuchung ihre Zustimmung unter der Bedingung, daß diese Angelegenheit die Hoheitsrechte Polens in keiner Weise berühren darf, soweit es sich um aus Oberschlcsien stammende Personen handele. Tscheche-Slowakei. X Die Deutschen in Böhmen. Der Präsident Der Tschechoslowakei hielt beim Neujahrsempfang eine Rede, in der er u. a. über die deutsch-tschechische Frage sagte: Über territoriale Autonomie einzelner Landcsteile kann und wird nicht verhandelt werden. Das läßt auch die unvorteilhafte Verteilung der Minderheiten nicht zu. Unseren deutschen Landsleuten gebührt Anteil in der Ver waltung und in der Regierung; das versteht sich in einer Demokratie von selbst. Diese Mitwirkung setzt allerdings eine loyale Anerkennung des Staates voraus. Rußland. X Einführung der zweijährigen MMSrdienstzeit. Die Sowjetregierung veröffentlichte ein Dekret, durch welches eine zweijährige Dienstpflicht in der Roten Armee einge- führt wird, die mit dem 18. Lebensjahre beginnt. Die Mannschaften werden bis zu ihrem 40. Jahr der Reserve armee eingereiht. — Trotzki erklärte über den Offiziers bestand der Roten Armee, 80 Prozent der Kommandanten seien Arbeiter und Bauern, die während der Sowjetmacht eine hochqualifizierte militärische und strategische Ausbil dung erhalten haben und den Kern der Roten Armee bil den. Diese roten Offiziere haben die harte Schule des Bürgerkrieges mitgemacht. Im übrigen sind die Kom mandanten unter den alten Offizieren geworben worden. Zugoflavien. X Der Zwischenfall von Sebenico. Der italienische Konsul legte dem Statthalter von Dalmatien folgend« italienischen Forderungen vor: Die Zivilbehörden! sprechen der italienischen Regienmg ihr Bedauern über die Ereig nisse in Sebenico aus. Alle Schuldigen werden streng be straft. Die jugoslawischen Truppen leisten der italienischen Fahne die Ehrenbezeugung und die jugoslawische Regie rung spricht öffentlich ihr Bedauern aus. Diese Forderurv- aen wurden von der Regierung abgelehnt. Deutsche GLudenienhÜfe. Fünf Millionen gestiftet, Weiteres in Aussicht. Zur Förderung des Studiums begabter Söhne minderbemittelter Eltern hat der Bankier Hugo I. Herz-