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Wilsdruffer Tageblatt : 31.12.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193912314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19391231
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19391231
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-12
- Tag 1939-12-31
-
Monat
1939-12
-
Jahr
1939
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 31.12.1939
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USA, widerlest „Aihema"-Lüge Keinerlei Veweis Mr Versenkung durch deutsches U-Vost Me aus einem dtsher noch nnverösfenMchtcn Bericht der Rcchtsabteilung des amerikanischen Staatsdepartements hcr- vorgeht, über dessen Inhalt die „Washington Post" unter- richtet sein will, hat eine eingehende Untersuchung des Falles »Athen,«" keinerlei Beweis für die englische Behauptung er geben, daß das Schiss von einem deutschen U-Boot versenkt wurde. Vielmehr spricht, wie ein maßgebender Beamter dem Blatt zufolge erklärte, die Mehrzahl der Aussagen der Fahr gäste dafür, daß das Schiff durch eine innere Explosion zerstört worden ist. Wie die „Washington Post" im einzelnen berichtet, hat die Untersuchung ergeben, daß eine Explosion auf der „Athenia" das Oberdeck in di« Höhe gehoben und die Lukendeckel hoch geschleudert hat. Wäre die „Athenia" von einem Torpedo ge troffen worden, so würde das Schiff ein großes Loch in der Seite erhalten haben und sofort gesunken sein. Es steht aber, wie der Bericht feststellt, unbestreitbar fest, daß die „Athenia" nach der Explosion noch 14 Stunden an der Meeresoberfläche geschwommen ist. Die „Washington Post" meldet weiter, daß von englischer Seite auf die amerikanische Anfrage wegen der Beschießung und Versenkung der „Athenia" durch drei britische Zerstörer bisher noch keine Antwort eingegangen ist. Ebenso hat die britische Admiralität das Ersuchen der amerikanischen Re gierung um Uebersendung der amtlichen englischen Berichte zum Fall „Athenia" überhaupt nicht beantwortet. * Die Rechtsabteilung des Staatsdepartements in Washing- ton ist sicherlich nicht aus reiner Liebe zu Deutschland zu dem selben Ergebnis ihrer Untersuchungen im „Atbenia'-Fall ge kommen wie wir Man kann wohl mir Fug und Recht sagen, daß das amerikanische Urteil vorurteilsfrei abge geben worden ist So wird also von amerikanischer Seite Churchills Verbrechen an der .Athenia' noch einmal bestätigt Es ist nur eines der vielen Verbrechen, die W. C. auf sein Gewißen geladen hat. Durch seine Heimtücke und verbreche- rischen Methoden hat er sich während des Weltkrieges einen Namen gemacht, und durch sein Viratenstück gleich in der ersten Kriegsnacht vom 3. zum 4. September hat er der Welt bewiesen, daß er nicht gewillt ist. von der Bahn des Ver- brechens abzugehen, wobei als seine größte Schandtat in der Weltgeschichte immer die Anzettelung dieses Krieges gegen das nationalsozialistische Deutschland verzeichnet sein wird. Wenn die „Washington Post" zu dem Schluß kommt, daß die „Athenia' keinesfalls durch einen Torpedo getroffen sein kann und dafür einwandfreie Beweise liefen, dann gehl sie dabei von denselben Erwägungen aus, die für unser Urteil von vornherein maßgebend waren Kein anderer als Winston Churchill hat die .Athenia' aui den Meeresgrund geschickt Die Explosion von innen heraus ist der untrüglichste Beweis dafür, daß der Erste Seelord der britischen Admiralität nach den seither bewährten englischen Gangstermethoden eine Höllen maschine in das Schiss Hai schassen lassen, die dann zu ge- gebener Zeil erplodierle Seln teuflischer Plan liegt klar zu tage: Winston Churchill wollte in den ersten Tagen dieses Krieges die Stimmung in USA entscheidend zugunsten Eng lands beeinflußen Da sich an Bord der „Albenia' sehr viele Amerikaner befanden, glaubte er, durch eine Versenkung dieses Schiffes USA gegen Deutschland am sichersten anfbringen zu können. W C. Hal sich verrechne! Die Aussagen der amerika nischen Paßagiere, die ebensowenig der besonderen Deutsch- sreundlichkei, verdächlig sein werden wie die Washingtoner Rechtsabteilung, widerlegen ihn selbst Man wird aus dem Ergebnis der Untersuchung in USA vermutlich auch seine Schlüße ziehen wenigstens in den Kreisen die sich trotz aller jüdischen und internationalen Kriegshetze noch einen klaren Blick für die Wirklichkeit bewahrt haben Im übrigen wird man sich aus der Behandlung des „Atbenia'-Falles durch die amtlichen englischen Stellen auch sein Berschen machen Uns ist das Verhalten der Engländer nur allzu begreif lich: W C ist in Nöten Er Hai sich im Fall der „Athenia" derartig festgelogen, daß ihm letzt nur noch beharrliches Schweigen als letzter Ausweg geblieben ist Aber das alles ändert nichts daran daß das Verbrechen an der „Athenia' dem Ersten Seelord der britischen Admiralität an den Nock schößen geheftet bleibt. Das Handwerk an der Jahreswende Starke Einwirkungen des Krieges. — Trotzdem weitere Förderung des Handwerks. Der Krieg Hal natürlich tief in das Gefüge des deutschen Handwerks eingcgrisfen. Ein Teil der Meister ist eingezogcn oder dienstverpflichtet, aber die Betriebe laufen in der Regel weiter und werden von den Meisterfrauen weitergesührt. Eine weitere Folge des Krieges ist die Einschränkung des Rohstoff' bezuges für Betriebe, die für den nicht kriegswichtigen Bedarf der zivilen Bevölkerung arbeiten. Für das Betleidungshand- werk, wrnigstens für die mittleren und kleineren Betriebe, hat die Werbeaktion „Ans Ali mach Neu' eine fühlbare Hilfe ge bracht. Die Schuhmacher litten zeitweise unter einer starken Ueberlastung, da viele Volksgenossen nach Kriegsausbruch alle alten Stiesel und Schuhe hcrvorholten und zur Instandsetzung brachten. Das Handwerk ist natürlich stärker als je in die Ar beiten sür Vie Wehrmacht eingeschaltet. Der Zusam menschluß der geeigneten Handwerker aus mehr als 25 Be rufen zu Landes lteferungsgenossenschaften hat die Heranführung großer öffentlicher Aufträge an das Hand werk möglich gemacht. Diese Lieferungsgenossenschaften, von denen bei Kriegsausbruch 200 bestanden, sind seitdem kräftig ausgebaut und ans weitere Arbeitsgebiete gelenkt worden. Auch für die großen Bauten sind handwerkliche Gemeinschafts einrichtungen geschaffen worden. So zählen wir im Zimmerer handwerk über 500 Arbeitsgemeinschaften von Handwerks betrieben. Außerdem ist mit Handwerkergeldern eine Reihe von Bauträger- und Hausbaugesellschasten gegründet worden. Dlrrch die sogenannte Handwerker-Einsatzver ordnung sind die Inhaber hoffnungslos schlechter oder un abänderlich falsch gelegener Betriebe oder solche, die ihrer Ausgabe ganz und gar nicht gewachsen waren, in eine aus kömmlichere und sichere Existenz übergeführt worden. Die Maßnahme hat hauptsächlich indirekte Wirkung gehabt, indeni viele Inhaber ihre Betriebe freiwillig aufgaben und eine loh nendere Arbeit sanden. Dem Handwerk sind nach wie vor große Aufgaben Vor behalten. Die maßgebenden Stellen des Reiches sind bei der Verteilung von Aufträgen und bei ihren anderen Maßnahmen stets darauf bedacht, daß wir auch nach dem Kriege ein großes und starkes, entwicklungsfähiges Handwerk in Deutschland haben. Kapitalerhöhung bei der AG. Sächsische Werke Die außerordentliche Hauptversammlung der Aktiengesell schaft Sächsische Werke beschloß die E r h ö h u n g des Grundkapitals von bisher nom. 120000 000 Mark um nom. 30 000 000 Mark auf nom 150 000 000 Mark Tie neuen Aktien lauten wie die bisherigen auf den Namen und nehmen am Reingewinn der Gefellfchafl vom 1. Januar 1940 an voll teil: sie werden zu pari ausgegeben und von den bisherigen einzigen Aktionär, dem Laud Sachsen, übernommen. Die ver Gesellschaft durch die Kapitalerböhung zufließenden Mittel dienen der Durchführung neuer Aufgaben aus ihrem Tätig keitsgebiet. Die Entwicklung des Unternehmens nahm in dem zu Ende gehenden Geschäftsjahr einen weiterhin erfreu lichen Verlauf. Die Förderung-, Erzeugungs- und Ab- satzzahlcn auf den Braunkohlenbergbau-, Schwelerei- und Elek- trizitätsgebiet weisen bei der Gesellschaft gegenüber dem Vor jahr wesentliche Steigerungen autz Auch die Zahl ver Gefolg schaftsmitglieder hat sich wesentlich erhöht. Die Fortführung der in Angriff genommenen Neu- und Erweiterungsbauten machte 1939 gute Fortschritte. Die Weiterentwicklung der Ge sellschaft wird günstig beurteilt. Sarrasani-Frühstück im Löwenkäfig das war am Freitag mittag die neueste Aeberrafchung im Dresdner Kuppelbau am Lawlaplatz, der über zwei Dutzend Zirbusfreunde gern gefolgt waren. Wer hätte auch wohl „Sim- ba" und „Cäsar", den beiden größten und schönsten Rocasimi- lömen, einen Koob geben wollen, die so leidenswürdig geladen und versprochen hatten, sich so zu benehmech wie es eben Gast gebern geziemt. Im großen RuiMäfia war eine lange weisigedcckte Tafel in Hufeisensorm aufgclsiellt, an der auf Einladung des Be- triebssührers Hans Stosch-Sarrasani die Gäste alsbald Platz nahmen, unter denen wir u. a. auch den Kreispropagandaleiter Pg. Kasfei, den Kreissachgruppenwaltcr Pg. Schertz, den tier- lieben Leiter des Karl May-Berlages, Dr. Schmid nebst Gat tin und Söhnen, Intendanzrat Direktor Heeger, den Dresdner Autogrohhändler Kleeberg, den Düsseldorfer Industriellen Müde und den Oberveterinär a, D Dr, Fifcher bemerkten, Es ist selbstverständlich, daß alle Erschienenen von Mem gewiss«, Erwartungsfieber erfüllt waren, als die beiden herrlichen und aus der Nähe geshen überraschend großen „Wüstenkönige" n Begleitung ihres sächsischen Meisters Lange-Rocasimi im schwarzen Laufganggitter auftauchten und mit federnd wich tigen Schritten geradenwegs auf die Tafel zugingen, wo auch sie ihre Atzung so manierlich in Empfang nahmen, daß alle höchst erstaunt und auch etwas — erleichtert waren! — „Wenn man ein Raubtier richtig erzicht. ist es auch gut und gut mütig", sagt Rocasimi u, a.: „Ich spiele mit meinen Tieren und halte gerade diese Spislereien sür den größten Akt der Dreßurkunst." — Wer die sichere und geradezu ansteckend humorgewürzte Art, mit der ber Tierlehrer seinen so wohlerMgenen Schütz lingen zurodete, sie freundschaftlich kraulte und doch unbemerkt zu lenken verstand, ließ keine Befürchtung austauchen, und nach einer geraumen Weile wurde dann der vsfizielle Teil mit dem Verschwinden der Majestäten geschloßen, worauf noch „Mis sis" die muntere Schimpansin von Katja Le William, die Ta- felrunde mit ihren Späßen aufs beste unterhielt, die der lang jährige Sarrasanifreund „Fvtokvch" mit einer Menge bestge lungener Aufnahmen bildmäß'g feisthielt. — Das Sarrasani- programm erhält mit dem Nouiabrstage durch die sensationelle spanischen Trampolinspringer Adriana Le Charly und durch das berühmte Cloumtrio Cavallini-Kuckartz eine sehenswerte Bereicherung. St. GviLMsn der Dresdner Tvemer Opernhaus. Sonntag 18 Uhr: Die Fledermaus; Montag 17.30 Uhr: Lohengriu (KG. 3701—38M, 11101—11200, 17801 bis 17850 und Nachholer): Dieusiag 19.30 Ubr: Peer Gvnt tKG. 8001-8200, 16101—16150, 20051—20100 und Nachholer); Mitt woch 19.30 Ubr: Cosi fan Mite IKK. 601-700, 21001-21050 und Nachhoter): Donnerstag 20 Ubr: Die Regimentsiochter; Frei tag 19.30 Ubr: 4. Sinfoniekonzert Reihe I (KG, 4901—5100, 5201—5300, 15551—15600 und Nack'holer): Sonnabend 19 Uhr: Tannhäuser (KG. 701—800, 16001—16050 und .Nachholer)! Sonniag 17 Uhr: Die Zauberslöie (KG. 8201—8400, 15701 bis 15750, ASM—ARO und Nacblwler): Moniag 19.30 Ubr: Die Macht des Schicksals (KG. 2201-2300, 7501—7600, 16251 bis 16300 und Nachholerb Schauspielhaus. Sonntag 14 Ubr: Knurks hat doch ein Herz: 18.30 Uhr: Schwefel. Baumöl und Zichorie; Montag 14 Ubr: Knurks Hai doch ein Herz; 19 Uhr: Intermezzo am Abend (KG. 3201—3300. 7101—7200 und Nachholer): Dienstag 19.30 Ubr: Clavigo (KG. 3301—3400, 4001—4100, 15151-45200 und NachholerU Mittwoch 19.30 Uhr: Des Meeres und der Liebe Wellen (KG. 4101—4300, 15651—15700, 15801—15850 und Nachholer); Donnerstag 19.30 Ubr: Löonie (KG. 6101—6200, 6901—7000. 15451—15500 und NachbolerU Freitag 19.30 Uhr: Schwefel, Baumöl und Zichorie (KG. 7001—7100, 7201—7300, 16151—16200 und Nachholer); Sonnabend 19.30 Uhr: Inter mezzo am Abend (KG. 12001—12100, 12601—12700, 16201 bis 16250 und Nachholer); Sonniag 14 Ubr: Knurks hat doch ein Herz; 19.30 Ubr: Schwefel, Baumöl und Zichorie (KG. 12701 bis 12800, 16301—16400 20251—20300 und Nachholer): Montag 19,30 Uhr: Das Käthchen von Heilbronn (KG. 1001—1100, 20001—20050 und NaMoteM. Theater des Volkes (Städt. Theater am Atbertvlatz). Sonn tag 15.30 Uür: Die Wunderblume; 19 Uhr: Die Landstreicher: Montag 15.30 Uhr: Die Wunderblume: 20 Uhr: Der Zarewitsch, Dienstag 20 Uhr: Der verkaufte Großvater (Rina Nr. 28, KG. 2301—2400 und Nachholer): Mittwoch 15.30 Uhr: Die Wunder blume; 20 Uhr: Die Landstreicher lRina Nr. I, KG. 5801 bis 5900 und Nachholer); Dounersiag 20 Ubr: Die Landstreicher (Ring Nr. 21: Freitag 20 Uhr: Der Mann im Birnbaum (Ring Nr. 3. KG. 20151—20200 und Nachholer): Sonnabend 15 30 Uhr: Die Wunderblume; SO Uhr: Der verkaufte Großvater lRina KG! 2401-2500 und RaMokerZI' Sonntag 1S.M Ubr: Die Wunderblume; 20 Ubr: Die Landstreicher (Ring 6); Montag 20 Ubr: Der Mann im Birnbaum (Ring O, KG. 5901—6000 und Nack'holer). Komödienhaus. Sonntag 19 Uhr, täglich 20 Uhr: Der Maulkorb. Außerdem Sonntag, den 7. Jan., 11 Uhr: Opern- schule Petreuz: Mariba; 16 Ubr: Wenn der Hahn kräht. Vor stellungen für die KG.: Dienstag 1501—1600 und Nachholer, Mittwoch 1601—1700 und Nack'holer, Donnerstag 4401—45Ä und Nachholer, Freitag 1701-18M, 15101—15150 und Nachholer, Sonnabend 12201—12300. 15051—15100 und Nachholer, Mon tag 1801—1900 und Nachholer. Central-Theater. Sonniag 14 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot: 16.30 und 19.30 Uhr: Wiener Blut: Montag 14 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot: 17 und 20 Ubr: Wiener Blut; Dienstag bis mit Sonnabend 15 Uhr: Schneeweißchen und Rosenrot; 20 Uhr: Wiener Blut; Sonntag 17 Uhr: Schnee weißchen und Rosenrot; 20 Ubr: Wiener Blut. vüxeeeii-kkeartic-urr vu««« vk«c^<- orica« mciLrce, r». (12. Fortsetzung.) „Da gehen Sie man immer gerade aus, ich komm dann schon mit dem Gepäck an Bord. Wo wollen Sic denn hin?" fragte der Träger in seinem behaglichen pommcrschen Platt. „Mit dem Dampfer „Bismarck" nach Oevenshöe." „Geht in zweieinhalb Stunden, Herr," erwiderte der Mann. Hans-Hermann gab ihm seinen und Benedikles Ge päckschein. Dann gingen sie dem Ausgang zu. Benedikts wies nach oben. „Ist das nicht eine gute Vorbedeutung? — Sekt sieben Tagen der erste blaue Himmel!" Und dann fasste sie Hans-Hermann übermütig unter Len Arm und sagte: „So, nun gönnen wir uns erst mal ein gutes Mit tagessen, ehe wir zur Besichtigung unseres Gutes fahren." Hans-Hermann lächelte: „Gut? — Tas klingt mächtig großartig, Benedikte. Patz auf, es ist eine ganz kleine Klitsche, so klein wie meine Zigarrenkiste. Und wer weitz, wie verwahrlost. Ich habe zu Onkel Hubert in dieser Beziehung nicht das geringste Zutrauen." „Ich um so mehr," sagte Beuedikte etwas heftig. Sie fließ auf Onkel Hubert nichts kommen. Hans-Hermann schwieg. Wenn Benedikte dieses Eigensinnsgesicht machte, war nichts mit ihr auzufaugen. Er hatte Onkel Hubert niemals kenuengclernt, er wutzte nichts von ihm, autzcr dah er das verlorene Schaf der Familie gewesen war. Dazu nun dieses verrückte Te stament. EL war ia aanz nett, daß er sich ihrer so groü- zügig erinnert hatte. Aber der Wortlaut dieser letzt willigen Verfügung sah doch sehr danach aus, als ob Hubert Zedlitz sich eiueu bösen. Witz mit Beuedikte uud ihm hatte erlauben wollen. Schweigend gingen sie beide der Stadt zu. Benedikte schaute Haus-Hermann von der Seite an: „Freust du dich denn gar nicht ein bißchen, Junge? Ich weiß doch, daß du die Arbeitslosigkeit uud die Juris prudenz bis dahin" — sie machte eine Bewegung zum Halse — „satt hast. Herrgott, Junge, jetzt gibt's doch etwas zu tuu. Jetzt gibt's doch etwas auzusassen! Ich bin ganz toll vor Freude, wenn ich denke, daß ich nun mein ganzes Leben nichl mehr im Geschäft verbringen muh. Bon früh bis abends Geld kassieren, Abrechnungs- zettel nehmen, Listen führen, Angst haben, daß es nichl stimmt. Nein, ich komm mir vor wie im Paradies!" „Erst mal das Paradies besehen, Benedikte," gab Hans-Hermauu etwas skeptisch zur Antwort. „Ich will dir deine Illusion ja nicht von vornherein kaputt machen, aber irgendeinen Haken hat die Sache!" Benedikte wollte etwas entgegnen, aber mau war vor dem Hotel „Goldener Löwe" angelangt, der altbekann ten Gaststätte der Hafenstadt. Und hier konnte Bene dikte wieder einmal so recht den Gegensatz zwischen sich und Hans-Hermauu feststellen. Während sie, in äußeren Dingen bescheiden, sich mit einer billigen Mahlzeit be gnügen wollte, erklärte Hans-Hermann auf eiumal: „Zukünftige Gutsbesitzer können sich schon einmal ein feudales Mittagessen leisten. Wenn wir später einmal von unserer Insel herüberkommen, kennt uns hier jede Katze. Da wollen wir doch gleich einen guten Eindruck machen." „Sieh doch einer an," neckte Benedikte den Vetter und Iugendgespielen, „auf eiumal gefällt sich hier jemand ganz gut in der Rolle des „Gutsbesitzers", obwohl er eben erst kein gutes Haar an Onkel Huberts Erbe lasse» wollte." Haus-Hermann sah Benedikte mit einem verhaltenen Blick an: „Und wenn die Erbschaft Onkel Huberts auch keinen Pfennig wert wäre, schon die Tatsache, daß ich mit dir zusammen sein soll, Vena, ist gut und gern eine Mil- liou wert." „Nur so weuig?" versuchte Beuedikte zu scherzen, aber es kam etwas unfrei Herans. Merkwürdig, sie wußte es schon seit langem, daß Hans-Hermann sie lieber hatte, als ein Vetter eine be liebige Base. Und auch ihr war er der liebste von all den unzähligen Jungen der weitverzweigten Familie. Im Familienrat mar oft genug die Rede davon gewesene Benedikte und Hans-Hermann würden gut zueinander paffen. Sie hatte sich innerlich niemals gegen diesen Gedanken gewehrt — kam Zeit, kam Rat. Vorläufig hatten sie beide mit den äußeren Schwierigkeiten des Lebens noch viel zu stark zu kämpfen. Wie kam es nuv, daß ihr plötzlich angstvoll zumute wurde vor Haus-Hermauns verhaltenen Worten? Jetzt erst ward ihr so recht bewußt, wie das zukünftige Leben sie ganz eng mit dem Vetter zusammenfchlietzen mußte. Wenn sie sich entschloß, die Erbschaft anzuuehmen, dann waren sie Tag für Tag auf engstem Naum miteinander zusammen. Und was ihr vor kurzer Zeit noch als etwas Schönes erschienen wäre, ließ sie plötzlich un ruhig werden, sie wutzte nicht warum. Datz sie sich aber auch noch gar keine Gedanken über die Einzelheiten der Zukunft gemacht hatte! Doch dazu war schliesslich alles viel zu schnell vor sich gegangen — die Tage waren ihr wie im Wirbel dahiugeschwunden: Die Auseinandersetzung mit der Mutter, die es nicht begreifen konnte, wie man diesen Wahnsinn begehen uud sich aufs Land vergraben konnte. Die Unterredung mit dem Personalchef und ihre Bitte um Entlassung — htute, wo sofort andere zur Stelle waren, wenn jemand seinen Arbeitsplatz aufgab. „Warum kündigst du denn so voreilig," hatte Mutter gejammert, „sieh dir die Geschichte doch erst mal an, vielleicht findest du selbst, daß es unmöglich ist, dann bist du die schöne Stellung los." Schöne Stellung — auf einmal zitterte Mutter um diese Stellung, von der sie sonst nicht wegwerfend ge nug sprechen konnte. Aber sie hatte doch gekündigt — sie wollte alle Brücken hinter sich abgebrochen haben. Vielleicht würde das neue Leden schwer sein. Aber ob schwer, ob leicht, es war wirkliches Leben, wie sie es brauchte. In der großen Stadt ging sie auf die Dauer zugrunde, das fühlte sie mit jedem Tag mehr. (Fortsetzung folgt.)
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