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Man merkt es den Kundgebungen der Moskauer Regierung zur Ermordung des deutschen Gesandten Grafen Mirbach an, daß die Entrüstung, die sie über diese Schänd-, tat an den Tag legen, echt ist. Sie sprechen von den Halunken, die sich zur Ausführung des Verbrechens her- .gegeben haben, von Verrat an der Sache der Sowjets zugunsten von Leuten, die Rußland in einen Krieg zu' verwickeln trachten, und von der beabsichtigten Wiederher-, stellung einer Regierung der Gutsbesitzer und Kapitalisten.: Rußland befinde sich augenblicklich aufHaaresbreitevoreinem Kriege — durch die Schuld von Halunken aus den Reihen^ der Sozialrevolutionäre, die nunmehr in einen offenen Aufstand gegen die Regierung eingetreten sind. Ein WahM sinn sei es, Rußland jetzt in einen Krieg zu verwickeln, und es bestehe auch nicht der leiseste Zweifel, daß der Auf stand schnellstens unterdrückt werden würde. Alle Anhänger Lenins werden zu den Waffen gerufen in Verbindung mit der abermaligen Mobilmachung zweier Jahr gänge, soweit deren Angehörige in Moskau wohnhaft sind, und — einer erheblichen Steigerung der Löhnung für die Soldaten der Roten Armee; die »ernste Arbeit", die ihnen in der letzten Zeit durch den Kampf auf der inneren und der äußeren Front verursacht worden sei, rechtfertige diese Maßnahme. Der Bürgerkrieg ist also jedenfalls wieder erneut im Gange in Rußland; was dann noch folgt, kann beute niemand wissen. Die Bolschewisten haben wohl alle Veranlassung, über dm Wahnsinn zu jammern, der sich jetzt gegen sie erhebt; aber wenn sie gerecht sein könnten — im Augenblick darf man ihnen eine solche Zumutung natürlich nicht stellen — würden sie zugeben, daß in diesem Wahnsinn wirklich Methode liegt: er ist nur die Fortsetzung des Kampfes, der Lenin und seine Genossen zur Macht gebracht hat, und wird mit denselben Mitteln geführt, deren sie sich bedienten, als es galt, Kerenski und die durch ihn vertretenen Schichten der Bevölkerung oop der Regierung zu ver drängen. Seitdem ist die nackte Gewalt in Rußland auf den Thron gestiegen. Man hat die vorher noch rechtmäßig gewählte konstituierende Versammlung auseinandergejagt, weil vorauszusehen war, daß sie nicht unbedingt zu allem Ja und Amen sagen würde, was von ihr verlangt werden würde, und man ist mehr und mehr dazu übergegangen, die Macht ausschließlich in die eigene Hand zu nehmen, alle anders gesinnten, ja auch nur alle zweifelhaften Elemente aus Ämtern und Stellungen jeder Art zu entfernen und so eine Klassenherrschaft im wahrsten Sinne des Wortes zu begründen, wie sie bis dahin nur in den kühnsten Spekulationen völlig hoffnungslos revolutio« närer Köpfe ihr blutrünstiges Wesen trieb. Indessen — es ging, zu allgemeiner Überraschung besser sogar, als Li- -Bolschewisten selber es zu hoffen gewagt hatten. WaS 'ihnen zugute kam, war die furchtbare Erschöpfung des Lundes durch den Krieg und die Selbstzerfleischung de» Gesellschaft, an der auch Herr Kerenski schon fleißig uni erfolgreich gearbeitet hatte. Wer in diesem entsetzlichen Chaos den Mut fand, das Steuerruder zu ergreifen, del hatte wirklich keinen Nebenbuhler zu fürchten. Langsam "zwar, aber doch merklich begann die Staatsmaschim wieder in Gang zu kommen, ab und zu durch heftig- »Stöße unterbrochen, aber ohne deswegen abermals völlig jinS Stocken zu geraten. Die neue Ernte steht vor der 'Tür, und damit konnte wohl die schwerste Sorge der Moskauer Regierung bis auf weiteres als beseitigt gelten Indessen, die Rechnung war ohne die Entente ge macht. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker darf nicht dazu führen, daß sie sich vom Kriege abwenden — so ist es durchaus nicht gemeint. Also wurden, wie man in Griechenland die famosen Venizelisten gegen die nahezu das gesamte Volk umfassende Partei des Königs Konstantin mobilgemacht hatte, hier in Rußland die Sozialrevolutionäre aufgeputscht, um sich der Regierungsgewalt zu bemächtigen, Len Frieden von Brest-Litowsk den Mittelmächten auf- sukündige^ und danach von neuem die Waffen gegen uns zu erbeben, Lenin kann wohl in berechtigter Em pörung von Wahnsinn und Verrat sprechen, aber England ist noch niemals vor den schimpflichsten Mitteln zurück- 'grjchreckt, wenn es damit seinen Interessen den Weg be reiten konnte, und nur darauf kann es jetzt ankommen, wer die Macht hat, die brutale Macht, in diesem ruchlosen Spiel mit dem Feuer seinen Willen durchzusetzen. Das war immer so in der vieltausendjährigen Geschichte der Mensch- cheit und wirdsimmer so sein, auch wenn Herr Wilson noch ein- iwal seinen idealen Völkerbund erleben sollte. Bis jetzt sind die Straßenkämpfe in Moskau zugunsten der Bolschewik! aus gelaufen, aber wir befinden uns erst im Anfangsstadium dieses neuen — der wievielten schon? — russischen Reoo- kÄtion. Es wäre verfehlt, den Tag vor dem Abend loben zu wollen. Lenin spricht in seinem Aufruf auch von den Agenten oes russisch-englisch-französischen Imperialismus. Er weiß also ganz gut, wo letzten Endes die eigentlichen Halunken fitzen denen die Ermordung des deutschen Gesandten aufs ^outo zu setzen ist. Hoffentlich wird es ihm vergönnt sein, du. selbstverständlichen Schlußfolgerungen aus dieser Er kenntnis zu ziehen. Sieg der Bolschewisten. Haag, 8. Juli. - Eine russische drahtlose Meldung besagt, daß die gegen-; revolutionäre Erhebung der Sozialrevolutionäre der Linken; in Moskau unterdrückt ist. Nach Meldungen aus Helfingfors hatten die Entente»! söldlinge, die Sozialrevolutionäre und Bolschewisten, bereits > für den 2. Juli den Umsturz angesetzt. Nach einem vor-! bereiteten Plan sollten in den verschiedenen Stadtvierteln; gleichzeitig die Anhänger der alten bürgerlichen Ordnung? die Macht an sich reißen. Der Tag verlies jedoch ruhig.- Die Moskauer Ereignisse. Die Kämpfe mit den Truppen der Bolschewisten waren; besonders heftig in der Nackt vom 6. zum 7., englische Agitatoren nahmen am Kampfe teil. Die SoWjettruppen haben, dank ihrem sofortigen scharfen Zufassen, die Ord-j nung rasch wieder hergestellt. Am 7. ahends hörte daS .Artilleriefeuer auf. Nur kleine Trupps der Aufrührer; lagen in Gewehrfeuer mit den Bolschewisten. Der Putsch war mißlungen. Verhaftung der Aufrührer, Nach der Ermordung des deutschen Gesandten waren die Mörder in das Gebäude, in welchem der in Moskau^ jtagende Kongreß der linken Sozialrevolutionäre unter-, gehracht ist, geflüchtet. Von hier aus leiteten die Sozial revolutionäre den Aufruhr. Nachdem die Bolschewisten wieder Herren Moskaus geworden waren, wurde das Kongrebhaus von Bolschewisten umzingelt und belagerte Die Führer der Sozialrevolutionäre wurden aus dem; Kongreß heraus verhaftet. Ob die Mörder auch schon gefaßt sind, ist nicht bekannt. In Petersburg scheint alles! ruhig geblieben zu sein. Dort sind lediglich durch die. Bolschewisten unzuverlässige Mannschaften der auf der! Newa liegenden Torpedoboote verhaftet worden. Italien fürchtet eine neue Offensive. Wie Schweizer Blätter berichten, erzählen Überläufer nis Italien, daß dort wieder mit einer neuen österreichi schen Offensive gerechnet wird. Die Piave geht mehr und mehr in ihr Bett zurück, doch nimmt man nicht an, daß der neue österreichische Vorstoß hier, sondern an einer anderen Stelle erfolgen werde. Die Nervosität in Italic wird durch derartige Gerüchte, die überall Glauben finde»., wieder gesteigert. Sie läßi sich auch durch die phantasti- chen Gefangenenziffern nicht meistern, die der italienische Heeresbericht aufführt. Der 23 9Nte Gefangene ist ein Hirngespinst. Nach einer amtlichen Wiener Erklärung sind seit Beginn der Schlacht in Venetien 15 000 Mann gefangen genommen worden. Demgegenüber beläuft sich die Zahl der in die Sünde der österreichisch-ungarische» Truppen gefallenen Italiener bekanntlich auf weit übe» bOOVO. Kübtmanns Rückiriii genehmigi. Admiral v. Hintze Nachfolger. Berlin, 9. Juli. Eine Sonderdevesche deS W. T.-B. meldet: Wie z«. verlässig verlautet, hat der Kaiser das Abschiedsgesuch des Staatssekretärs v. Kühlmann angenommen. Als sein Nach folger wird der bisherige Gesandte in Christiania, Admiral von Hintze, genannt, eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch nicht getroffen. Die Kühlmann-Krise, die ihren Höhepunkt durch die Angriffe gegen den Staatssekretär infolge seiner Reichs tagsrede über die Ostfragen erreichte, war kaum anders zu lösen, als durch den Rücktritt Kühlmanns, den man allgemein nur als eine Frage der Zeit ansah. Einer späteren Geschichtschreibung wird es Vorbehalten sein, die Lieferen Gründe aufzuzeigen, die letzten Endes den Sturz von Kühlmann herbeigeführt haben. Als in dem Kühl mann-Prozeß die Vertagung ausgesprochen wurde, waren Eingeweihte sicher, daß der Staatssekretär das Ende des Prozesses nicht mehr im Amte abwarten werde. Oer neue Staatssekretär des Äußern. Paul o. Hintze ist am 13. Februar 1864 als Sohn eines bürgerlichen Kaufmanns in Schwedt a. O. geboren. Er ist nicht aus der dwlomaMchen Karriere, sondern aus der Marine heroorge- gangen. Der Gesandte v. Hintze gitt von seiner Tätigkeit in Petersburg her als ein besonders guter Kenner der russi schen Verhältnisse. Es geht ihm der Ruf eines umsichtigen, vor allen Dingen außergewöhnlich energischen Diplomaten voraus. Wie verlautet, hat im Hauptquartier eine längere vertraulich- Besprechung zwischen dem Reichskanzler und dem künftigen Staats sekretär stattgefunden,bei der sich die völlige Über einstimmung über di« Fortführung der bis herigen Politik zwischen den beiden Staats männern ergab. Von amtlichen Kreisen nahe- noch Wert auf die Fest stellung gelegt, daß Herr o. Hintze parteipolitisch in keiner Weise festgelegt sei und daß alle in dieser Beziehung ver breiteten Gerüchte falsch seien. Wenn also hier und' da behauptet wird, der Wechsel im Auswärtigen Amt werde auch ein Kurswechsel hinsichtlich der Ostfragen nach sich ziehen, so ist diese Meldung unzutreffend. f Im Zusammenhang mit der politischen Lage ist es bemerkenswert, daß erst vor einigen Tagen eine neue Einigung zwischen Regierung und Mehrheitsparteien zu- standegekommen sein soll. Die Rede Scheidemanns am Mittwoch letzter Woche hatte, wie verlautet, weitere Kreis- gezogen, als zuerst angenommen wurde, und Herr vo« Payer hatte bei einem Übergang der Sozialdemokratie i» die Opposition seinen Rücktritt angekündigt. Durch Ver mittlung des Zentrums wurden die Gegensätze miede- ; überbrückt und Herr v. Payer gab daraufhin die Rück- trttlsabsickten wieder auf. Kühlmanns Rücktritt und die Parteien. Berlin, 9. Juli abends. Auf die Nachricht vom Rücktritt des Staatssekretärs ff. Kühlmann wurde die heutige Vollsitzung des Reichstags um Vü2 Uhr unterbrochen. Die Unterbrechung dauerte zwei Stunden. In der Pause fanden interfraktionelle Be ratungen der Mehrheitsparteien statt, an denen die Nationalliberalen nicht teilnahmen. In parlamen tarischen Kreisen hat Herrn v. Kühlmanns Rück-! tritt durchaus überraschend gewirkt, da noch gestern! übend der Vizekanzler v. Payer versichern zu können, glaubte, daß das Rücktrittsgesuch des Staatssekretärs obgelehnt werden würde. Die Sozialdemokraten erklärten, daß durch den Rücktritt eine neue Lage ge-i schaffen sei, und daß sie deshalb die Kriegskredite nichü ohne weiteres bewilligen könnten. Einen endgültigen Beschluß hierüber werden sie erst heute Wend fassen. Was die Haltung der Parteien betrifft, so verhalten sich die Nationalliberalen abwartend; sie wollen zunächst! feststellen, wie Herr v. Hintze, der zum Nachfolger des, Herrn v. Kühlmann ausersehen ist, sich zur Friedcnsfrage! stellen wird. Die Polen werden die Kreditoorlage ablehnen oder sich an der Abstimmung nicht beteiligen. Unter den Fort schrittlern sind Lie Ansichten geteilt: während die einen den Staatshaushalt verabschieden wollen, möchten die andern abwarten, welches Progranim Herr von Hintze, entwickeln wird. Man rechnet damit, daß letzterer im Aauptausschuß erklären wird, daß er keineswegs einseitig' vrientiert sei. Ob nach all den gedachten Uniständen die sn Aussicht genommene Vertagung des Reichstages schon' Donnerstag wird stattfinden können, ist einstweilen noch fraglich. Kleine KnegSpoK. Berlin, 9. Juli. Wie von zuständiger Stelle versichert wird, entbehrt das Gerücht, das wehrpflichtige Alter solle aus SO Jahre erhöht werden, jeder Bearünduna. Staatssekretär v. Hintze,. stehender Seite wird endlich Brauchen wir eine Börse? Von einem bekannten Finanzschristfielle-r wird uns zur Frage der Erhöhung des Mtienstcmpels geschrieben: Der Antrag Groeber auf Erhöhung des Altienstempels bat eine Protestbewegung verursacht, wie sie Deutschland