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MrablStter flattern — Menschen schielen sich heiser. Siegl Zwrch die Telegraphendrähte jagt die Botschaft — Radiowellell tragen sie in alle Welti Ein Wunder ist geschehen. Tas zermürbte, zerrissene deutsche Volk hat sich aus- gerafft. Der Arbeiter, der Bürger, der Bauer haben sich die Land gereicht. Sie haben sich hinter den ehrwürdigen Feldmarschall gestellt und hinter den Reichskanzler Hitler, der jn unermeßlich bitteren Jahren um die Seele des Volkes gerungen hat. Tin Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Das Ende einer schmachvollen, würdelosen Zeit. Arm ist das Volk — bitterarm. — Seine Besten warm tausendmal mutig und tausendmal verzweifelt. Tausendmal bereit, auf die Barrikaden zu klettern, Hieb und Schuß zu tun und zu empfangen . . . Damit ein Ende wäre. — Immer wieder hielten sie ^"Au^Frankenhof liest man das alles nur in de« Zei tungen, hört es am Radiogerät. Jn ToSka-Kreuz schallt Ge^ng durch die Abende. . . - > Im Vaterland, km Vaterland " ° Hat jeder stzjnen rechten Stand Und rechten Grund gefunden. Da stehe fest und halte drauf! Und flöhest du in schnellem Lauf, SS hall dich doch gebunden... < ?! ! , Der ehemasige Jäger Nauroth reitet Ms seinem Tra kehner Kasimir durch Wald und Flur. Sein Gesicht hat einen frohen Zug — er lacht seine Siedler an mit blitzenden Zähnen — — In der Potsdamer Garnisonkirche versammeln sich die deutschen Führer und Parlamentarier. »Wir wollen wieder Herstellen die Einheit des Geistes und Willens der deutschen Ratton!" Wie sich tu Potsdam die begeisterten Menschenmassen Saum in brausendem Jubel, so geht in ganz Deutschland der Tag mit unerhörter Wucht über die Erde. Salutschüsse dröhnm — Marschtritte landauf und -ab. Feldgraue Ko- lonnen, braun« Bataillone — Reichswehr mit Gardelitzen, Polizei in schumcker Uniform. Hakenkreuzflaggen — Shm- m>I der jungen Generation und der Zukunft! Schwarz- Weiß-Rot die Garantte aus Bismarcks Reich. Das Deutschlandlied schallt durch die Mittagsstunde, Glocken rufen von Turm zu Turm: An der Ruhmesstatte in Potsdam steht der greise Feldmarschall und der Kanzler — sie reichen sich die Hand mit festem Druck, besiegeln einen Bund, während Orgelspiel und Chorgesang sie umbraust, bis zum machtvollen Amen der Motette von Brahms . . , Die Menschen stehen gepackt und lauschen ergriffen in den Tag . . . Heil dir, Deutschland. Ost warst du in Schmach und Schande — oft hast du geblutet aus tausend Wunden. Du hast verraten, warst knechtisch, warst erschlafft. Immer aber hast du dich wieder aufgerafft — zu kämpfen, zu schaffen . . . Schwer wird es sein — wir sind bitterarm. Aber wir hoffen, wir haben den Willen. Wir haben Vertrauen zu den Männern, die unser Schicksal wenden wollen. Wir gehen in den Alltag zurück und legen Hand an. Ihr Führer müßt uns Helsen, und wir helfen euch! — Am Abend lohen die Feuer von Berg zu Berg. Licht signale für die Welt! Jn diesen Flammen verbrennen die würdelosen Jahre." Mit diesen Worten hob Dietrich Nauroth seine Rede an. Riesengroß der Holzstoß, himmelan loderten die Flammen. Im Viereck standen die Siedler, hinter ihnen die Frankenhofer Gutsleute, die Bauern aus den Dörfern. Nauroth stand allein. Das züngelnde Feuer warf seinen Schatten groß und unruhig. Die Menschen standen ent blößten Hauptes. „Jn diesen Flammen verbrennen die würdelosen Jahre", seine Stimme war hart und gebändigt, „ich spreche zu euch Frontsoldaten als euresgleichen. Niemand hat diese Jahre bitterer empfunden als wir. An ihrer Schwelle stand Verrat! Gut, wir konnten den Krieg nicht mehr gewinnen. Allein an der Westfront standen uns 3,4 Millionen Deutscher S Millionen Ententesoldaten gegenüber. Aber wir standen tief in Feindeslano, — wir bannten einen besseren Frieden haben. Der Feind und unser Land mußte anerkennen: Bis zum 9. November 1918 hat kein Feind seine Rosse im Rhein tränken können! Kein schwarzer Soldat konnte io dMe^JahrW feine Hgnd nach dMtsMv Frauen ausfrrecken!" Seine Stimme stieg an. „Es muß einmal heraus aus mir — man hat es uns in der Heimat nicht gedankt! Sie hatte anderes zu tun: Sie schrien sich heiser: Hißt die roten Freiheitsfahnen — wir Deutschen müssen bas Signal geben! Morgen folgt die ganze Well! Diese verdammten Gimpel!" wie ein Schrei kam es aus Nauroths Brust. Die Siedler knirschten mit den Zähnen. „Die Heimat beugte sich diesem neuen Glauben, sie duldete es, daß man uns die Zufuhr abschnitt*- in der Etappe, am Rhein. Und wir? Mr hatten kaum noch Rock und Brot, die Gewehrläuse glühten in unseren Händen. Wir! Wir! hörten die übermütigen Siegesschreie der trunkenen Sol dateska aller Farben! Mr suchten die letzten Patronen aus der Tasche! Wir wußten, was dem Rhein, was Deutschland, was dem Volke, was uns bevorstand! Wir wußten es haargenau! Aber niemand Hötte auf uns . . ." Seine Stimme sank. „Und in diesen unheilvollen Wochen bis zum Friedensschluß haben die roten Propheten ganze Arbeit gemacht. Bürger! Hört ihr es, Kameraden: Bürger haben rot gewählt — aus Angst, dieser unwürdigste aller Friedensverträge könne etwa mcht zustande kommen, aus Angst, man könne ihnen zumuten — noch einmal umzu- schnallen... Wer nicht kämpfen WM, muß fronen, muß zusehen, wie sich an den Grenzen deutsche Frauen unter den Händen fremdrassiger Männer winden. Muß sich dis Stahlrute polnischer Insurgenten über das Gesicht ziehen lassen, muß zusehen, wie ihm Hab und Gut zerrinnt, wie ihm die Arbeitsstelle versinkt, wie seine neuen Führer ihn verlassen und höhnen. Er muß fiir seinen neuen Glaube« büßen . . . Wir Kameraden, die wir nie dem neuen Glauben huldigten, die wir schuldlos in diese Dammerjahre binein- gezogen wurden — wir litten doppelte Schmerzen! Wir mußten uns sagen, daß die Ahnen sich unserer schämten — wir mußten gewärtigen, daß unsere Kinder und Enkel einst von uns sprechen würden, als von einer nichtswürdige« Generation! Wir waren eins mit dem Volk, das kämpfte und tapfer war, wir mußten eins bleiben mit dem Volk, das verriet, und eins bleiben mit ihm, als es elend war . . Wir sind stumm an die blutenden Grenzen gegangen in den ersten Elendsjahren — freiwillige Bataillone, schlecht be waffnet und bekleidet — wir hatten Stricke um den Leib, wenn es keine Koppel mehr gab, wir sahen oft aus wie Banditen — aber wir haben uns geschlagen wie friderizianische Garden! Wir haben kalt den Hohn der herrschenden öffentlichen Meinung getragen, wir haben Verfolgung erduldet! Was tat es — in uns war der Dank der Grenzdeutschen, derm Leid und Not wir ge wendet hatten . . . Kameraden, heute streichen wir diese Jahre aus unserem Leben. Wir Frontsoldaten wollen die ersten sein, die vergessen, daß man uns vergessen hat . . . Die neue Ge neration ist unseres Geistes geworden, das ist Dank g Männer von Toska-Kreuz! — es ist eine wilde Freude in mir, daß wir uns schon hier auf fränkischem Boden zusammengefunden haben, daß wir bas Werk schon be gonnen haben, daß unsere neue deutsche Regierung in großem Ausmaße in Angriff nehmen wird. Bisher auf uns gestellt in unserem Hoffen, Wagen und Tun, wissen wir ab heute: Hinter uns ein deutscher Kanzler und deutsche Minister, die uns zurufen werden — recht so, Männer, weiter voran! Dem Freiherrn von Dienhoff geloben wir erneut: Seine Heimat soll uns so wert sein wie ihm selbst — wir halten ihm und dem Boden die Treue für immer! Das ist auch der herzlichste Dank an unsere toten Kameraden, deren Gräber unsere Landes grenzen säumen: Keiner von euch starb umsonst! Seht, der deutsche Mutterboden blieb uns und künftigen Ge schlechtern! Eure größte Ehre für alle Zeit — eure Gräber säumen die Grenzen des Mutterlandes, das keinen Krieg gewollt, sondern sich nur verteidigt hat! Ruhm über euch! Magst du schönere Lande schauen, Ueber alles halte wert Deines Mutterlandes Gauen, Deiner Väter schlichten Herd! Und wenn alles dich betrogen, Wenn dich Glück und Stern verläßt, Wenn die Treue dir gelogen — An der Heimat halte fest!" Nauroth trat einige Schritte vor, wandte sich, Leigte auf die vergehenden Flammen: „Hier haben wir alles verbrannt, was undeutsch war — und unseren Groll dazu. Unser Vaterland heißt wieder Deutschland!"