Volltext Seite (XML)
Frankenberger Tageblatt ÄNHM« SS. Mkgang Sonmdend, den 22. Dezember Ml nachmittags «r. 2S« K! 23. versinken »ri 7sge SMÄsIiminang! Daher ist in den Richtlinien vorgesehen, daß Sie neue Preispolitik Reichskommissar Dr. Goerdeler vor der presse Da» Krankender«« raosblatt Ist dar zar «erSssenttichnag der amtlichen Bekanntmachnagen der Amts-anptmaanschast ziöha und de» Stadttat» zu zranlenderg behördlicherseit» desttmmte Blatt An»»ig«»prri«: I Millimeter Höhe einspaltig I- 22 NINI breit) 4 Pfennig, Im ÄcdaMonSIeil (--- 72 mm breit) 20 Pfennig. Sleine Anzelgen sinn bei Ausgabe zu bezahlen. Für Nachweis nnd Bermlttlung SS Pfennig Sondergebühr. - Fiir schwierig« Satzarten, bei «nlün. digungen mehrerer Auftraggeber in einer Anzeige und bei Platzvorschrlften Aufschlag, Bei größeren Auströgen und im WIederholmigSabdruck Er» mößigung nach feltsiebender Staffel. Der Mr« ehrt die Besatzung der „Rem Jork" Cuxhaven, 22. 12. (Funtsprmh.) Zum Empfang -er Besatzung der „Nero Hort" ist «m Sonnabend um 7 Vs Uhr der Führer und Reichskanzler Adolf Hitler im Sonderzuge in CurHaven eingetroffen. Zn ferner Begleitung befanden sich sein Adjutant, SA-Obergruppen führer Brückner und Reichspressechef Dr. Dietrich. Auf dem Steuben Hoeft hatten Abtei lungen der Reichsmarine des Standortes Cux haven sowie die Leibstandarte des Führers Aufstellung genommen. Außerdem hatten sich zahlreiche Volksgenossen eingefunden, die den Führer bei seinem Erscheinen mit stürmisch«» Heilrusen begrüßten. Ter Führer schreitet durch das Spalier der Reichsmarine und der Marine-SA zum Pier, wo Commodore Kruse den Reichskanzler er wartet. Ter Führer begrüßt den Commodore, er sei glücklich, ihm hier selbst die Glückwünsche des ganzen deutschen Volkes überbringen zu können. Commodore Kruse geleitet den Füh rer sodann auf das Promenadendeck der „New Pork", in deren Halle die Rettungs mannschaft sowie die übrige Besatzung des Schiffes Aufstellung genommen hat. Der Führer nimmt dann das Wort zu einer Ansprache: „Herr Commodore! Ich bin gekommen, um Ihnen im Namen der ganzen deutschen Nation den Dank für Ihre hervorragend« Tat auszusprechen. Das ganze deutsche Volk ist stolz auf Sie! Und auch der deutschen Schiffahrt haben Sie grotzc Ehre erwiesen. Sir haben vor der Welt bekundet, dass deutsche Schiffsbesatzun- gen tapfer, furchtlos und heldenmütig sind; sie haben aber auch der Welt gezeigt, dich das deutsche Volk allezeit zu friedlicher Hilfe bereit ist. Ich gratuliere Ihnen, Herr Commodore, zu einer solchen Besatzung und ich beglück wünsche das deutsche Volk zu so tapferen Männern! Commodore Kruse spricht im Namen der Mannschaft dem Führer den Dank aus und schließt mit einem dreifachen Siegheil auf den Nie MM Regierung la Eurepa «nlerredung mit MWnprWdcnt Göring Kurzer ragessviegel Ministerpräsident General Gö ring hat den ihm unterstellten Polizeiforma- tionen für ihre am Tage der Polizei bewiesene Unterstützung des Winterhilfswerkes seinen Dank ausgesprochen. Obergruppenführer Hühnlein wurde zum Korpsführer ernannt, Reichsinnen minister Dr. Frick wurde Ehrenführer des NSKK. Mit dem 1. Januar 1935 über nehmen Reichsjustizminister Dr. Gürtner und das von ihm geleitete Reichs- justizministerium in allen deutschen Ländern die unmittelbare Führung der Justiz. Die Landes- justizmrnisterien werden an diesem Tage zu be stehen aufhören. Lord Rotherme re besichtigte am Frei tag das Braune Haus, wo er vom Stellver treter des Führers Rudolf Hetz empfangen wurde. Die Regierungskommission des Saargebietes hat. eine Verordnung er fassen, durch die „die öffentliche Ausstellung von Fahnen, Flaggen und Wimpeln in den Farben des Saargebietes, sowie in den Farben der völkerrechtlich anerkannten Staaten und deren Teilen bis zum Zeitpunkt der amtlichen Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses ver boten wird. Entgegen den am Freitag nachmittag ver breiteten Gerüchten hat die französische Regierung nicht die Absicht, das Wa shingtoner Flottenabkommen zu kündigen, da die japanische Kündigung genügt, um den Vertrag außer Kraft zu setzen. Die französische Kammer hat den Haushaltsanschlag für 1935 mit den vom Se nat gewünschten Abänderungen mit 460 gegen 126 Stimmen angenommen. Die Bildung des neuen südsla wischen Kabinett Jestitsch wurdeam Freitag nachmittag bestätigt. Die Vereidigung hat bereits stattgefunden. Die im Auslande verbreiteten Nachrichten über die Verhaftung von Sinowjew und Kamenew treffen nicht zu. Immerhin hat die Untersuchung ergeben, daß der Anschlag auf Kirow von einer illegalen Organisation oorbereitet wurde, die den Kreisen um Smow- V'i und Trotzki angehörte. D er spanische Unterrichts Minister Villalobos hat nach heftigen Auseinander setzungen mit Abgeordneten der katholischen Volksaktion im Parlament seinen Rücktritt er klärt. Im großen Memelprozeß wurden am Freitag fast sämtliche Angeklagte in den Hauptanklagepunkten vernommen. Die Zulassungssperre für Ver kaufsstellen der Reichszeugmeiste rei derNSDAPfür parteiamtliche Beklei- dungs- und Ausrüstungsgegenstände, sowie Ab zeichen ist bis auf weiteres verlängert worden. Schars« sowjettaMche AussSlle gegeiM« SMawlen Moskau, 21. 12. Ein Artikel der ,,Praro- da" über die Zusammenhänge des Kirow-An schlages richtet heftige Borwürfe gegen einen fremden Staat, und zwar gegen Südslawien. Dem Blatt zufolge habe Südslawion sowjet feindlichen russischen Emigranten besonders gast freundliche Aufnahme gewährt. Ferner be hauptet die „Prawda", daß Anfang Novem ber, als Südslawien vot aller Welt über den Marseiller Anschlag „gewehklagt und die trauernde Witwe gespielt .habe, in Belgrad sowjetfeindliche Elemente mit Geld und anderen Mitteln für individuellen Terror ausgestattet" worden seien. Gleichfalls im November habe diejenige russische Emigrantengruppe, die sich „Nationaloerband der jungen Generation" nenne, in ihrem Belgrader Organ „Rossis»" zur Beseitigung der Sowjetführer aufgesordert Ihre Vernichtung sei als wichtigste Aufgabe bezeichnet worden. Bei der Aufzählung von Namen sei auch derjenige Kirows genannt wor den. In dem Artikel habe es geheißen, man müsse „Kirow umbringen". ' Zwischen Südslawien und der Sowjetunion bestehen keine diplomatischen Beziehungen, ob wohl sie, äks sich die Kleine Entente gemein sam mit dieser Frage beschäftigte, in Aussicht genommen schienen. Da» rageblaU erseh-«»« an jedem Werktag, Mo»a«»-«ezugsprels! l.so Mk Bet eiddoluiia In den Ausgabestellen des «.andgebietev 10 Mg. mchr, bei "u«rag»»a lm St°dtn-tt°t IS Psg.. Im Landgeblet 20 Psg. Botenlohn. Wochenkarten »0 Pfg., Einzelnummer 10Ptg.,SonnabendnummerS« Pfg. Leipzig 2,201. Memeindegirukonlo: Frankenberg. »4. — Telegramme: Tageblatt Frankenbergsachsen. Auf die Innenpolitik übergehend, erklärte General Göring: „Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß die SA. wie immer begeistert und bedingungslos hinter dem Führer steht. Eine Wiederholung des 30. Juni ist nicht möglich, denn die SA. und SS. sind ein einheitliches Ganzes und stehen blind er geben hinter der Regierung." Göring sagte, ebenso fest sei er davon über zeugt, daß das Volk zur nationalsozialistischen Regierung halte und daß 90 v. H. der Wäh- - kung des Preisniveaus zu suchen sei. Ziel sei lediglich, Ruhe zu schaffen, weiteren Preis- j steigerungen dorzubeugen, übersetzte Preise abzubauen und einer elastischen Preispolitik t den Weg zu ebnen. dem Fabrikanten entweder neue vernünftige Fristen gestellt werden, oder daß neue Ver träge über Neuwaren abgeschlossen werden. Elastische Preisgestaltung Die Notwendigkeit einer elastischeren Ge staltung der Preise wurde von Dr. Goerdeler stark betont. Der erste Schritt war die Ver ordnung über die Anmeldung der seit Juli 1933 vorgenommenen Preisbindungen. Bis her sind schon 1600 Anmeldungen eingegan gen. Mit einer Auflockerung ist zunächst für die Bauwirtschaft zu rechnen. Die Auflocke rung des Preisniveaus soll unter starker Be trauung der wirtschaftlichen Selbstverwal-! tungsorgane erfolgen, wobei der Staat sich im allgemeinen auf die Rolle eines Aufsehers beschränken wird. Die Wiederherstellung des möglichst freien, Wettbewerbes schließt natürlich die Gefahr^ einer ungesunden Schleuderkonkurrenz in sich. Dieser Gefahr wird durch die Verordnung über den Wettbewerb begegnet. Mit der Neuregelung der Preispolitik wer», den voraussichtlich die Fachgruppen der Wirt schaft allmählich betraut werden. Zum Schluß betonte Dr. Goerdeler noch, daß alle überflüssigen und umständlichen Wa renwege auszuschalten seien. j Die Preisüversetzungen sind tatsächlich mit Erfolg bekämpft worden. Und Dr. Goerdeler sprach die Hoffnung aus, daß ein normales Weihnachtsgeschäft zustande kommt. Richtlinien im Textilhandel Nur im Textilhandel seien noch infolge der großen Kompliziertheit der bestehenden Preis bestimmungen gewisse Schwierigkeiten festzu-, stellen. Nunmehr sind neue vereinfachte Richtlinien herausgckommen, die eine gleichmäßige Preis- gcstaltung in allen Teilen des Landes und in den einzelnen Artikeln bezwecken. Textilindustrie und Textilhandcl sollen zu einer stärkeren „Mischung" der Preise ange- halten werden, d. h. bei unverändertem Preis durchschnitt soll ein normales Verhältnis der einzelnen Preise zueinander hergestellt wer den. Die Tendenz ist eine möglichst gleich mäßige Preisgestaltung der Konsumware, ge gebenenfalls durch stärkere Belastung der höherwertigen Ware. Auch bezüglich der bestehenden Verträge in der Textilwirtschaft habe eine starke Unsicher heit Platz gegriffen. Nun könne man vom Fabrikanten nicht verlangen, daß er liefert, was er nicht hat. Vor Vertretern der Presse gab Reichskom- I missar Dr. Goerdeler einen kurzen Bericht ' über die bisherigen Ergebnisse der Preisüber wachung und kündigte bei dieser Gelegenheit neue Maßnahmen an, die zum Teil von grund legender Wichtigkeit sind. Dr. Goerdeler berichtete u. a„ daß nach über einstimmenden Berichten aus allen Teilen des Landes festgestellt werden könnte, daß die Hamsterei verschwunden ist. Die zum Teil als Begleiterscheinung der Hamsterei beobachtete Preissteigerung sei einer Stabilisierung der Preise gewichen mit Aus nahme höchstens solcher Gebiete, wo Mangel erscheinungen festzustellen sind. Man könne sogar von einer gewissen Zurückhaltung des Publikums sprechen, so daß Kreise der Wirtschaft an chn bereits mit dem Wunsch herangetreten seren, das Publikum aufzufor dern, in stärkerem Matze zum Weihnachtsfest einzukaufen. In diesem Zusammenhang stellte der Reichs- kommiffar fest, daß der Sinn der Preisüber wachung nicht etwa in einer allgemeinen Sen» Der preußische Ministerpräsident, General Nöring, gewährte einem Sonderberichterstat ter des Reuter-Büros eine Unterredung, m der er vor allem auf die deutsch-englischen Beziehungen sowie auf Luftfahrtfragen zu sprechen kam. Ministerpräsident Goring er klärte eingangs: „Das deutsche Volk hat die größte Achtung und Freundschaft für das bri tische Volk, mit dem es durch Bande des Blu tes verbunden ist. Es glaubt nicht, daß die britische Negierung oder das britische Volk irgendwelche feindseli gen Gefühle gegen Deutschland hegen, und es ist sein dringender Wunsch, daß England und Deutschland in einem Verhältnis fester »und ehrlicher Freundschaft verbleiben, natürlich auf der Grundlage der Gleichberechtigung. Und das ist auch mein Wunsch für das Jahr 1935." Ministerpräsident Göring fuhr dann fort, er sei überzeugt, daß das kommende Jahr keine internationalen Fragen bringen werde, die nicht auf friedliche Weise gelost werden konn ten, und es gebe keine Negierung, die so wenig Verantwortungsgefühl habe, daß sie zur Er reichung ihrer Ziele zu dem Mittel des Krie ges, dieses „schrecklichsten aller Schrecken", greifen würde, ganz besonders aber nicht die deutsche Regierung, die nichts weiter Wunsche, als auf dem Wege des Friedens und der inter nationalen Zusammenarbeit fortzuschreite«. Das Gespräch kam dann aus die Fragen der Luftsahrt. General Göring setzte auseinander, daß jede Furcht vor der deutschen „Luftbedrohung" lN England sinnlos sei, denn Deutschland habe, vom militärischen Standpunkt aus gesehen, gar nicht die technischen Mittel, um einen Luftangriff durchzufübren. .Natürlich" so be merkte der NeichSlumayrtMinstter, „yaven wir einige Versuchsmaschinen, aber davon zu spre chen, daß Deutschland Hunderte von Militär flugzeugen besitzt, ist lächerlich." Auf die Frage, ob die Verkehrsflugzeuge der Luft Hansa leicht in Kriegsflugzeuge umgewandelt werden könnten, antwortete der Ministerprä sident, als alter Flieger wisse er, daß Zivil flugzeuge unmöglich in brauchbare Kriegs maschinen umgewandelt werden können. Kein anderer Luftfahrtminister denke daher an eine solche Möglichkeit hinsichtlich seiner eigenen i lerschaft in jeder lebenswichtigen Frage wie- j derum für die Regierung stimmen würden, i Gegen die jetzige Regierung gebe es keiner lei Opposition, versicherte General Göring, «nb die innenpolitische Lage sei gefestigt Eine kommunistische Gefahr gebe es in j Deutschland nicht, solange der National- sozialismus an der Macht sei. Die Kommu nisten hätten als organisierte Partei aufge- hürt zu bestehen. Der Streit in der evangelischen Kirche, von dem sich der Staat vollkommen fernhält, ist in Wirklichkeit ganz anders, als ec vielfach dargestellt wurde. Er ging zu einem gewissen Grade auf die Machtgelüste gewisser Persön lichkeiten zurück, die eine heimliche Opposition zu bilden versuchten. Die Regierung mischt sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Kirche. General Göring erwähnte, daß kürzlich eine Anzahl von Parteigenossen und SA.-Män- nern verhaftet worden seien. Er betonte aber, daß diese Männer keiner politischen Vergehen schuldig gewesen seien, sondern daß sie das bürgerliche Recht verletzt hätten und daher auf dem gewöhnlichen Wege bestraft wür den. Der frühere Gauleiter von Schlesien, Brückner, z. B. sei aus „moralischen" und nicht aus politischen Gründen seines Postens enthoben worden. Das Recht nehme keine Rücksicht auf das Parteibuch oder auf die Stellung, die jemand habe. Der preußische Ministerpräsident demen tierte entrüstet die ausländischen Presse berichte über Meinungsverschiedenheiten im Kabinett und brandmarkte als „infame Lüge" das Gerücht, daß er und Dr. Goebbels sich angeblich nicht schätzten. „Es bestehen keine Gegensätze im Kabinett. Es gibt dort nur vollkommene Zusammen arbeit zwischen Men seinen Mitgliedern und blindes Vertrauen zum Führer. Eine eini gere Negierung gibt es nicht in ganz Europa", erklärte der preußische Ministerpräsident mit Betonung. Er schloß die Unterredung mit der Ver sicherung, daß Deutschlands wirtschaftliche Lage, obwohl sie ernst sei wie überall in der Welt, sich in letzter Zeit erheblich verbessert habe. Zahlreiche Industrien, so die Textil industrie, die Kraftwagenindustrie und der Baumarkt, machten ein großes Binnengeschäft und stellten dauernd mehr Arbeiter ein. Der Mangel an Rohstoffen werde durch das Ge nie der deutschen Chemiker und Erfinder zu nehmend überwunden, und es sei kein Zwei fel, daß im Jahre 1935 weitere Fortschritte in Richtung auf die Herstellung von Ersatz mitteln für Rohstoffe gemacht werden würden.