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Beilage zuni Frankenberger Tageblatt Rr. S84 Donnerstag, den 6. Dezember 1934 93. Jahrgang Mackensen Heute begeht Generalfeldmarschall August Aon Mackensen auf seinem Gut Falkenwald« bei Stettin, wd er seit Kriegsende im Ruhe stand lebt, seinen 85. Geburtstag. Einer der letzten der Ueberlebenden aus dem großen Kriege von denen, die Deutschlands Einigung tätig miterleben konnten. Denn als Wacht meister der Reserve im 2. Leibhusarenregi- «eut ist Mackensen, der am 6. Dezember 184S »IS Sohn eines Gutspächters auf Haus Leip nitz in der Provinz Sachsen zur Welt kam, in den Krieg von 1870 gezogen, in dessen Ver ¬ kauf er sich auszeichnete und zum Offizier be- fördert und mit dem Eisernen Kreuz ge schmückt wurde. Nach Friedensschluß freilich schien für ihn das Soldatenleben aus zu sein. Auf Wunsch seines Vaters studierte er in Halle Landwirtschaft. Aber die alte.Liebe zum Waffenhandwerk war zu stark, der Vater gab dem Wunsch des Sohnes nach, der in sein altes Husarenregiment zurückkehren durfte. Und nun beginnt für den jungen Offizier ein« militärische Laufbahn voll Glanz und Ehre, aber auch mit viel Arbeit. Er kommt in den Gencralstab, er ist Brigadeadjutant und schließlich Adjutant des damaligen Chefs des Generalstabs, des Grafen Schliessen; er erhäli 1893 die Führung des 1. Leibhusarenregi ments; er wird 1899 geadelt und 1900 als Ge neral a la Suite zum Kommandeur der Leiv- husarenbrigade, der schwarzen Husaren, er nannt und erhält 1908 die Führung des 17. Armeekorps in Danzig. Mit diesem Korps zog Mackensen in den Weltkrieg; er kämpfte in den Grenzkämpfen in Ostpreußen und war mit seinen Westpreu ßen bei Tannenberg und an den masurischen Seen entscheidend beteiligt. Das Ende des ersten Kriegsjahres steht ihn als Führer der S. Armee in Südpolen und als Eroberer von Lodz; im Mai 1915 gelingt ihm an der Spitze der 11. Armee der berühmte Durchbruch bei Tarnow-Gorlice mit der anschließenden Vie beicken kbtn « « « « »«aeskagarhaMnger Roman von Kurt Marlin Copyright b> Verlag Neues Leben, Vayr. Gmain L4 (Nachdruck verboten) So beschlossen sie denn, Irene sollte sofort in die Villa ihrer Verwandten übersiedeln. Beim Begräbnis folgte Irene an Hollingers Seite dem Sarge der Mutter. Herta tonnte das Bett nicht verlassen. Die beiden fühlten es Heitz in sich einporsteigen, die Gedanken drängten wild aus sie ein. Am offenen Grabe endlich fand Irene erlösende Tränen. Halinger stand still bei ihr. Er ließ sie sich ausweinen. Als sie nebeneinandersitzend heimfuhren, meinte sie leise: „Wenn ich doch hätte mit der Mutter tauschen können, ich hätte es gern getan." Da ergriff er hastig ihre Hand. „Sprich nicht so, das ist für mich furchtbar. Denke doch auch ein wenig an mich." 8. Irene Möller weilte bereits drei Wochen in Hollingers Hause. Herta konnte ihr Bett nicht verlassen. Sie fieberte immer ein wenig und fühlte sich elend. Täglich sprach Doktor Qui- storp vor. Er blieb immer längere Zeit und mutzte es immer so einzurichten, daß er seinen Freund nicht daheim antraf; da konnte er ungestört mit Irene plaudern. Die war dar über recht wenig erbaut, sie konnte aber auch unmöglich die höfliche Art Quistorps schroff abweifen. Ihr Gespräch drehte sich meist um Neutrale Dinge. Der Doktor vermied selbst jedes Persönliche. Hällinger war in einer eigenartigen Stim mung. Es gab Momente, wo er sich in dieser Ein vcmichlcndkr Schlag Aufruf gegen separatistische Splittergruppendildung Ueber 1000 führende katholische und evange lische Persönlichkeiten aus allen Orten des Saaraeviets haben einen Aufruf an das christ liche deutsche Saarvolk gerichtet, um mit aller Entschiedenheit gegen die neue katholische Gruppenbildung Stellung zu nehmen. Der Aufruf trägt u. a. die Unterschriften des Lan desleiters der Deutschen Front,, zahlreicher Mitglieder des Landesrats, des Gewerkschafts führers Peter Kiefer, des früheren Zentrums führers Steegmann sowie einer großen An zahl von Geistlichen. In dem Aufruf heißt es u. a.: „Getreu der Mahnung des verewigten Reichspräsidenten von Hindenburg: „Seid einig, eimg, einig!" haben sich die deutschen Saarländer beider christlichen Konfessionen am 1. März 1934 in der alles umfassenden Deutschen Front zusammengeschloßen, um ihrem unbeugsamen Willen, zum deutschen Vaterland zurückzukehren, sichtbaren Ausdruck zu geben. Diese Einstellung befindet sich im Einklang mit der Lehre der beiden christlichen Bekennt nisse, insbesondere haben die zuständigen Bischöfe von Trier und Speher erklärt, daß die Liebe und Treue zum angestammten Volkstum und Vaterland sittliche Tugenden seien. Nur die völlige Geschlossenheit des christlichen und deutschen Volkes an der Saar gewährleistet die Beseitigung des ihm zuge- fügtcn großen nationalen Unrechts und die dauernde Wiedervereinigung unserer deut schen Heimat mit dem angestammten Vater land sowie die so notwendige Befriedung Europas. Trotzdem hat sich 44 Tage vor der Abstim mung ein neues Grüppchen zusammengetan, das sich „Deutscher Volksbund für christlich- soziale Gemeinschaft" nennt. Es kann sich nur um eine ganz verschwindende Minderheit von Unzufriedenen handeln, die keinerlei Berechti gung haben, sich als die Vertreter des christ lichen deutschen Saarvolkes zu bezeichnen. Der neu gegründete Bund hebt selbst ausdrücklich hervor, daß er nicht für die Rückgliederung des Saargebietes an das deutsche Vaterland ist, er will auch nicht für Frankreich sein, also bleibt nur noch das eine übrig, daß er eben eine neue Status guo-Partei ist, also eine Par tei, die Schulter an Schulter mit den Mar xisten und Kommunisten kämpft und zu ihrem Sprachrohr ein Blatt gewählt hat, das gegen Deutschland und für die Verewigung der Völ kerbundsherrschaft über unsere kerndeutsche Saarheimat kämpft. Mit einem solchen Bund, der aus Egoismus geboren wurde, der Verwirrung ins christliche Volk tragen und zur Untreue gegen das an gestammte Vaterland verleiten will, hat das wahre christliche deutsche Saarvolk nichts ge mein. Wer sich zu diesem Bund bekennt, leistet dem Christentum in unserem Vaterland be stimmt keinen Dienst. Der Aufruf schließt mit den Worten: „Das Saarvolk wird auf die heuchlerische Parole des neuen Bundes nicht hineinfallen sondern ge schlossen festhalten an der einzigen für das christliche deutsche Saarvolk in Frage kommen den Parole: Alles für Deutschland, unser Deutschland!" MS» Rechtsschwenkung zum Bug und Pripet, die Galizien von den Russen säubert. Neuer Lorbeer winkt dem tapferen Husaren, der inzwischen Generalfeldmarschall geworden und mit dem Pour le mörite ausgezeichnet war, als Befehlshaber der verbündeten Ar meen in Serbien und dann in Rumänien, wo er bis zum Waffenstillstand an der unteren Donau auf Grenzwacht steht. Nach dem Zu sammenbruch führt er seine Soldaten zurück, er folgt als Letzter; in Ungarn trifft ihn das bittere Geschick. Aus französischen Befehl wird er erst interniert und dann nach Saloniki in Gefangenschaft gebracht. Erst im November 1919 wird er entlassen und trifft kurz vor seinem 70. Geburtstag in der Heimat ein. Der Name Mackensen steht mit ehernen Let tern in der Geschichte des großen Krieges ein getragen, und seine Feldherrnschaft ist in ihr ein besonderes Kapitel. Der Husarengeneral war in seltenem Matze eine Verkörperung der Eigenschaften, die den Ruhm eines führenden Offiziers der früheren Zeit ausmachten und die Voraussetzung für den modernen Feld herrn sind. Seinen persönlichen Mut hatte schon der junge Reservewachtmeister und Leut nant im deutsch-französischen Kriege 1870 zei gen können. Dieser Mut ist Mackensen geblie ben, und auch in dem Materialkrieg, der den Feldherrn weit hinter der Front am Karten tisch sah, war es für ihn eine Erholung, wenn .er vorn mit seinen Soldaten reiten konnte. Er war der jugendliche Draufgänger auch noch als Generalfeldmarschall, aber er war auch verantwortlicher Führer. Er wußte es, und so riß seine Persönlichkeit mit fort nach vor wärts, aber die Befehle für dieses Vorwärts waren vorher in sorgfältiger Arbeit und mit ernstem Eifer und voll Verantwortlichkeit be raten und geprüft worden. Und noch etwas anderes außer den soldatischen Tugenden machten Mackensen zum geborenen Führer, seine chevalereske Liebenswürdigkeit, die Kunst, zu vermitteln und auszugleichen, die ihm ganz besonders in seinem Balkankommando zu stat ten kam, wo er Truppen von vier kriegführen den Staaten unter seinem Befehl hatte. So lebt der greise Feldmarschall in dem Ge dächtnis der Deutschen: Immer noch jugend lich frisch trotz des hohen Alters, die schlanke Reitergestalt ungebeugt, und wie man ihn oft den Zieten des großen Krieges genannt hat, so darf man von ihm auch wie von Blücher sagen: „Frisch blüht sein Alter wie kreisender Wein!" Am heutigen Tage gedenkt Deutsch land seiner in Liebe und Ehrfurcht. Glückwünsche für Generalfeldmarschall von Müensen Reichsminister Dr. Goebbels hat an den Ge neralfeldmarschall von Mackensen folgendes Telegramm gerichtet: ,,Zu Ihrem 85. Geburtstage übersende ich j Ihnen meine ergebensten herzlichsten Glück Zeit trotz des Leidens seiner Frau unsagbar wohl und glücklich suhlte. Das waren die Mi nuten, wo er sich ungestört dem Eindruck des Neuen, das durch Irenes Dasein entstanden war, hingab. Es war nie mehr tot und still an: Kasfee tisch. Er satz nicht mehr allein. Irene leistete ihm stets Gesellschaft. Trat er mittags in fein Zimmer, so prangte stets ein Strauh frischer Blumen aus seinem Schreibtisch. Abends war er immer daheim. Meist arbeitete er. Wenn aber Herta manchmal nicht nach Irene verlangte, klopfte diese bei ihm an und bat ihn, sich ein wenig Ruhe zu gönnen und mit ihr zu plaudern. Sie sprachen dann von alltäglichen Din gen, von seinem Beruf. Er fühlte sich so wohl, mit jemand von seinem Leben sprechen zu können. Aber war er wieder allein, oder lag er schlaf los nachts aus seinem Lager, daun brach dieses leise Glück jäh vor ihm zusammen, dann sah er sein ganzes Elend groß und surchtbar vor sich. Er fragte sich immer von neuem, wie er es aushalten könne, das geliebte Mädchen täglich, stündlich um sich zu sehen, ihrer warmherzigen Stimme zu lauschen, ihre Gestalt zu schauen, ihre tiefschwarzen Augen leuchten zu sehen — und immer an sich halten zu müssen, nie anders als ein Freund mit ihr sprechen zu dürfen. Aber er sah auch in ihren Augen die Qual dieses Lebens, und er durfte ihr kein liebes Wort sagen, er durste ja nicht, um ihrer selbst willen nicht. Er hatte ja auch eine Frau, eine kranke, leidende Frau. Herta war eine un ruhige, leicht reizbare Kranke, aber in letzter Zeit war sie manchmal geduldig und still ge worden, öfter bat sie ihn, sich neben ihr Lager zu setzen und mit ihr zu plaudern. Dabei sprach sie von dem Kinde, das sie erhofften. — lJa, das war seine einzige Hoff- Mng. Taran klammerte er sich. Das Kind sollte wieder einen anderen aus ihm machen. Gr wünschte immer nur das eine: Es möge leben und am Leben bleiben! Er wollte sein Leben dem Kinde widmen, er wollte nur noch für sein Wohl leben, alles taubere wollte er mit dieser Sorge ersticken. Vielleicht war dann auch Herta anders, viel leicht kamen sie sich da auch näher, wenn sie Pflichten im Hause hatte, große und heilige Pflichten. — Dann war aber Herta oft wieder ganz anders, da mar sie verdrießlich und miß mutig. Sie wünschte, daß alles nur so schnell wie möglich vorbei sein möchte. — Und da neben stand in feinen Gedanken immer Irene. Was sollte aus ihr werden? Es konnte doch Nicht noch so lang« fortdauern. Sie sehnte sicher selbst die Stunde heran, wo die Schwe ster ihrer nicht mehr bedurfte, wo sie gehen konnte. Aber wo wollte sie hin? Und er? Sollte es dann wieder Nacht um ihn werden? Hallinger quälte sich ost mit solchen Ge danken bis zur Verzweiflung. Sein ANssehen wurde immer schlechter. Tie Kollegen sahen ihn schon voller Besorgnis an. Er achtete trickst auf sich. Voller Eifer stürzte er sich in seine Arbeit. Er suchte Vergessen und Ruhe. Tie nahen' Prüflingen brachten ihm viel zu tun. Tie Hefte lagen in hohen Stößen in seinem Zimmer. , Irene sah, wie er sich in die Arbeit verbiß. Es schwerste sie, ihn so leiden zu sehen. Sie fühlte, wie es in seinem 'Innern ausschauen musste, sie fühlt« das an sich selbst, da war es ja ebenso. Sie meinte ost, es nicht mehr aushalten zu können, sie wollte ihn nicht mehr so grenzen los leiden sehen, sie wollte fort, ihn von ihrer Gegenwart befreien. Aber sie konnte nicht. iS« gestand sich ein, datz er dann ja den letz ten Halt zugleich verloren hätte. Sie mußte ja auch di« Schwester pflegen. Wieder einmal saß, sie nachmittags am wünsche. Ich hoffe, daß es Ihnen noch Vee- gönnt sein möge, den vollendeten Wiederauf bau unseres Vaterlandes in Kraft und Rüstig keit mitzuerleben." Die Zahl der Glückwunschtelegramme und der Glückwunschschreiben ist groß. So über mittelten auch der Bundesführer des NSDFB. (Stahlhelm), Reichsminister Seldte, und der Reichsverband deutscher Offiziere dem Generalfeldmarschall ihre besten Wünsche. Hollywooder Filmatelier verbrannt In den riesigen Ateliers der Großprodu zenten Warner Brothers und First National Pictures in der Filmstadt Hollywood brach ein Grobfeuer aus, das gefährlichen Umfang angenommen hat. Bereits eine halbe Stunde nach Ausbruch des Feuers war in den Ateliers großer Scha den, der auf einige hunderttausend Dollar ge schätzt wird, angerichtet worben. An den gro ßen Zelluloidvorräten und anderen leicht brennbaren und explosiven Stoffen fand das Feuer reichliche Nahrung, so datz es der Feuer wehr erst nach stundenlangen Bemühungen ge lang, das Feuer auf seinen Herd zu beschrän ken. Auch die Aufbauten für einen Film, der in dem Chinesenviertel von Neuyork spielt, wur den ein Raub der Flammen. Die Filmbiblio thek und das Archiv, in dem alte Bildstreifen aufbewahrt werden, wurden ebenfalls vollkom men vernichtet. Fünfzehn Personen erlitten Brandwunden. Einer der Verletzten, ein Feuerwehrmann, ist bereits seinen Verletzun gen erlegen. Lager der Schwester und las ihr vor. Drau ßen war Regenwetter. Herta hörte nur halb hin. Ihr« Gedanken waren ganz wo anders. Endlich winkte sie abwehrend. „Höre auf, Irene, das Zeug ge fällt mir nicht." „Gestern warst du aber doch noch voller Spannung bei der Lektüre." „Ja, ja, es ist aber so langweilig heute. Laß mich damit in Frieden. Ich! habe über haupt alles satt. Dieses ewige Liegen, es ist schrecklich." Irene legte das Buch beiseite. „Es hilft doch nichts, Herta, es wird ja nun bald vor bei sein, dann wirst du hoffentlich recht schnell wieder kräftig." „Ach Gott, ich fühle mich ja jetzt schon immer ganz wohl." „Ja, aber aufstehen darfst du nur stun denweise, Doktor Quistorp hat es dir doch gestern erst wieder gesagt." „Leider. Aber weißt du, für die Zeit seist entschädige ich mich später. Wie weit bist du denn mit Quistorp?" Irene stand auf und trat an das Fenster. „Latz das doch, Herta. Ich habe jetzt wirklich anderes zu denken. Wir sind gute Bekannte und werden das immer bleiben, weiter nichts." ,,Du bist starrköpfig. Na, wenn ich nur erst wieder gesund bin, da wird es schon anders. Ich will dich schon auf andere Gedanken bringen." Hallinger trat ein. Er mar eben vom Gym nasium gekommen. Etwas zerstreut grüßte er die beiden. Herta wollte ihn neben ihr Lager auf den Stuhl ziehen. „Komm, Edgar, setze dich zu mir. Weisst du etwas Neues aus der Stadt? Hast du jemand Bekanntes gesprochen?" Er wehrt« ab. „Herste kann ich mich wiriich nicht dir widmen, Herta, ich kann nicht. Ich habe zu viel zu tun. Morgen habe ich mehr Zeit. Es geht wirklich nicht. Ich mutz jede Minute ausnützen." (Fortsetzung folgte