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Papier und Druckerschwärze Wodurch unlerscheldrn sich Buch«, Met- und AesdruS? Der heutige Massenbedarf an Druckerei erzeugnissen wird durch drei grundsätzlich ver schiedene Druckverfahren gedeckt, durch den Buchdruck, den Offset- und den Tiefdruck. Diese drei Druckverfahren unterscheiden sich durch die Ausgestaltung der Druckform. Der Buchdruck ist das verbreitetste aller Druckver fahren, ein Hochdruckverfahren. Es werden bei der Einfärbung der Druckform lediglich die erhabenen Teile der Druckform von den Farbwalzen erfaßt, und nur sie können auf dem Papier einen Abdruck ergeben. Obwohl der Druck von Hochdruckformen wie Holz schnitten schon lange vor Gutenberg bekannt war, so liegt doch die weltgeschichtliche Be deutung der Erfindung des Mainzers Johann Genzfleisch zum Gutenberg darin, daß er als erster mit einem selbsterdachten Gießinstru- ment metallene, auswechselbare Lettern her stellte, und damit die Voraussetzung für die sich anschließende großartige Entwicklung der Buchdruckerkunst bot. Die Bedeutung der Gutenbergschen Erfindung ist schon im 15. Jahrhundert erkannt worden. Man sagte damals schon: Aus keine Erfindung oder Geistesfrucht können wir Deutschen so stolz sein als aus die des Buchdrucks. Es war auch ein Deutscher, Friedrich König, der im Jahre 1812 die erste Buchdruckschnellpresse baute und damit die Richtung gab für die technische Entwicklung des Buchdrucks bis zu seinem heutigen Stand. Der Königschen Erfindung traten die Er findung der Setzmaschine durch den Deutschen Otto Mergenthaler und die Anwendung der Stereotypie für die schnelle Vervielfältigung von Druckformen ergänzend zur Seite. Die immer größer werdenden Anforderungen des aufkommenden Zeitungsdruckes in bezug auf Geschwindigkeit und Auflage, führten schließ lich zu dem Bau von Rotationsmaschinen, die mit Grenzleistungen von 60 000 Zeitungen in der Stunde eine technische Spitzenleistung dar stellen. Dem Massenverbrauch an Druckereierzeug nissen entspricht ein Massenbedarf an Papier. Die mittelalterliche, handwerkliche Herstellung des Papiers durch Schöpfen wurde am Be ginn des 19. Jahrhunderts durch die maschi nelle auf der Papiermaschine abgelöst, und es mußte nach neuen Rohstoffen für Massen herstellung von Papier gesucht werden. Auch hier war es ein Deutscher, der die Richtung zeigte. Der Weber Gottfried Keller hat als erster den Holzschliff hergestellt und zum Papiermachen verwendet. Auf der Verwen dung von Holzschliff und aus Holz herge stellter Zellulose beruht die heutige Massen erzeugung von Papier. » Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts traten mit dem Buchdruck zwei grundsätzlich verschiedene Druckverfahren in Wettbewerb. Der Offset- und Tiefdruck. Bei beiden Ver fahren ist die Herstellung der Druckformen heute ausschließlich auf dem Wege physika lisch-chemischer Arbeitsmethoden, die hier nur lkurz angedeutet werden können, möglich. Der Offsetdruck ist im Gegensatz zum Buch- und Tiefdruck ein Flachdruckverfahren, denn die druckenden und nichtdruckenden Stellen liegen in einer Ebene. Die Druckform ist durch eine Präparation in settempfängliche (wafferab stoßende) und fettabstoßende (wafferempfäng- liche) Gebiete aufgeteilt und nach dem Prin zip, daß Fett und Wasser sich abstoßen, erfolgt beim Einwalzen der Druckform eine Farb annahme nur an den fettempfänglich gemach ten Stellen der Druckform. Der erste, der nach diesem Prinzip ein Druckverfahren entwickelte, war der Deutsche Alois Senefelder, der im Jahre 1797 von dem durch Aufzeichnung mit fetthaltiger Kreide von dem fettempfänglich gemachten Stein den Steindruck erfand. Der, Stein druck, der im vergangenen Jahrhundert als Bilderdruckverfahren eine bedeutsame Rolle spielte, ist heute fast ausschließlich durch den Offsetdruck abgelöst. Beim Offsetdruck, der im Jahre 1907 durch den Deutsch-Amerikaner Kasper Hermann in Deutschland eingeführt wurde, erfolgt im Gegensatz zum Steindruck die Farbgabe nicht direkt von der Druckform an das Papier son dern erst an ein Gummituch. Diese Anwen dung des Gummituches sichert dem Offset druck eine große Beweglichkeit in bezug auf das Bedrucken rauher Papiere. Die Verwen dung gekörnter Bleche von Zink oder Alumi nium, die aus Zylinder gespannt werden, er möglichte den Rotationsdruck und brachte eine weitere Ausdehnung dieses Druckverfahrens. Die dritte und damit die letzte überhaupt möglich« Ausgestaltung einer Druckform ist beim Tiefdruck gegeben. Bei der Tiefdruck form sind die druckenden Teile durch einen chemischen Aetzprozeß vertieft und mit Farbe ausgefüllt. Beim Druck wird di« Farbe von dem Papier aus den Vertiefungen heraus gehoben — der Druckzylinder hängt in einem Trog mit dünnflüssiger Farbe, und kurz vor der Uebertragung auf das Papier wird die an den nichtdruckenden Teilen des Zylinders haftende Farbe durch ein federndes Stahl messer, die Rakel, wieder entfernt. Nach diesem Prinzip wurde im Jahre 1893 nach den Angaben des Oesterreichers Karl Klietsch in England die erste Tiefdruckpresse gebaut. Allerdings wurde das Druckverfahren streng geheimgehalten, und in Deutschland ist es erst der Pionier- und Erfinderarbeit von Rolffs, Mertens und Neffgen zu danken, daß das Tiefdruckverfahren sich zu einem Maffen- druckverfahren, dessen eigentlichstes Arbeits gebiet heute der Bilderdruck ist, entwickeln konnte. Der Weg, den Lie Reproduktionstechnik in den letzten Jahrzehnten bis zu ihrer heutigen Farm zurückgelegt hat, ist gekennzeichnet durch die Anwendung der photographischen Verfahren, der Bromsilberkollodiumemul sionen durch Albert, der farbempfindlich keitssteigernden Farbstoffe durch Vogel und Miethe, durch Einführung des Kreuzlinien rasters für Tonwertzerlegung durch Ives, die Einführung der Chromatkopierverfahren für Lie Herstellung von Metalldruckformen und schließlich durch die Erfindung von chemi schen und elektrochemischen Aetzmaschinen. Non Sumi und Süde zu Leinwand und WM Mrologie -eö Klelderfchranks „Sage mir, wie du heißt, und ich will dir sagen, wer du bist!" spricht der Philologe. Dazu gehört anscheinend nicht viel Weis heit! Macht sich der Philologe mit seinem dunkel klingenden Ausspruch nicht ein wenig wichtig und lächerlich? Aber dem Philologen ist der Name nicht nur ein „Wort, das zur Bezeichnung dient". Ihm ist das Wort ein lebendes Wesen, das seine jahrhunderte- und jahrtausendealte Geschichte hat. Ihm spiegelt sich in der Ge schichte der Wörter die Entwicklung der Kul tur, und auch aus jenen Wörtern, die „nur" zur Bezeichnung von Kleidungsstoffen dienen, weiß er Kulturgeschichtliches herauszulcsen. Beginnen wir mit „Samt" und „Seide". „Samt" ist ein Wort, das vor verhältnic-- müßig kurzer Zeit im Deutschen heimisch wurde. Erst in den Jahrhunderten, in denen Walter von der Vogelmeide sang und das Nibelungenlied seine endgültige Form erhielt, erst in „mittelhochdeutscher" Zeit, ist es aus den romanischen Sprachen entlehnt worden. Damals lautete es „samit". Es geht auf ein lateinisches Wort „examitum" zurück, dem wiederum ein griechisches Wort zugrunde liegt: „hexamiton", das eigentlich „Sechs- sädigcs Zeug" bedeutet. Dieses wäre also der eigentliche Sinn von „Samt". Eine ähnliche Bedeutung haben auch die Diorte „Zwillich" und „Drillich". In „Zwil lich" steckt — wie in .Lwilling" und ,Lwie- ächt" — das Wort Hwei". Zwillich oder in der älteren Form .Hwilizh" bedeutet ,Hwei- -ach, zweifädig". In mittelhochdeutscher Zett gab es sogar ein Zeitwort „zwilchen", das „zweifädig weben" bedeutete. Und ent sprechend bedeutet „Drillich — dreifach". „Seide." Auch dieses Wort geht auf ein lateinisches zurück, auf „seta", das eigentlich „Borste" und „tierisches Haar" bedeutet, also etwas, das, wenn auch entfernt, der rohen Seide ähnlich sieht. Dagegen hat das Wort nichts mit Sidon, der alten phönizischen Han delsstadt, zu tun, die im Mittelalter die Welt mit Seidenstoffen versah. Der Name manches Stoffes geht allerdings auf Städte zurück, in denen er hergestellt wurde. Dem Worte „Gaze", das aus dem Spanischen über Frankreich zu uns kam, liegt das spanische „gaza" zugrunde, in dem sich der Name der Handelsstadt Gaza in Palä stina erhalten hat. „Damast", ein Wort, das erst im 16. Jahrhundert bei uns auftaucht, geht auf „Damaskus" zurück, das zuerst das geblümte Seidenzeug lieferte. „Brokat" da gegen, das am Ende des 17. Jahrhunderts ins Deutsche ausgenommen wird, ist von dem italienischen „broccato" abgeleitet und hängt mit dem Verbum „broccare — sticken" zu sammen. Es entspringt also der Sache, einem ursprünglich mit Gold- und Silberfäden durchwirkten Seidenstoff. — „Tüll" ist eben falls nach dem Herstellungsart, der südfran- zösische» Stadt Tülle, genannt. Das Wort taucht erst im 19. Jahrhundert auf, während „Musseline", nach dem französischen „mouffe- kine" und dem italienischen „mussokno", schön ein Jahrhundert früher bekannt wird und auf „Mosul" am Tigris zurückdeutet, «ine im Zelsenrume Rosenstein im Harz Mittelalter wegen der Fabrikation seidener Tücher berühmte Handelsstadt. Aus weiten Fernen kam auch „Taft", ein Lehnwort des 16. Jahrhunderts, zu uns, denn ihm liegt das persische Wort „zafta — glänzend" zugrunde. Ein asiatisches Wort steckt auch in „Kattun". Die Quelle dieses schon im 14. Jahrhundert gebrauchten Wortes ist das arabische „kodon", das gleiche Wort, auf das übrigens das grie chische „Chiton" zurückgeht. Nach diesem Ausflug ins Elegante und Ferne mögen uns „Wolle" und „Leinen" zu rück ins Schlichte und in die Heimat sichren. Das Wort „Wolle" ist uralt, es hat Ent sprechungen in vielen indogermanischen Sprachen und bedeutet ursprünglich das „Be deckende, Verhüllende". „Leinen" gehört selbstverständlich zu „Lein — Flachs" und ist die Mehrzahl davon mit der Bedeutung „aus Leinen". „Leinwand" hat nichts mit unserem Worte» „Wand" zu tun, sondern dem Sinne nach ge hört es zu „Gewand". Freilich ist diese Be-« Zeichnung nur eine volkstümliche Erklärung eines nicht mehr verstandenen Wortes „weck — Gewand". Dieses Wort hatte sich in „lin- wat" erhalten und wurde nun als „Gewand" gedeutet. Es liegt auch in „Beiderwand" vor, einem Gewebe, das aus „beiderlei" Stoff be stand, nämlich aus Leisten und Wolle. So wird dieses Wort nämlich in einem alten Wörterbuch aus dem Jahre 1818 erklärt: „Eine Art gemeinen schlechten Zeuges aus Leinen und Wolle, welches in manchen Pro vinzen, z. B. in Thüringen, das Landvolk häufig trägt." Els gegen Elekttlzitüt Sie Kinlerrüftung -er Neberlandzentralen / Keine Geiahr mehr für die Eiromversorgung In diesem Jahre rüsten wir uns überall mit besonderem Eifer für den Wintersport, denn die Wetterpropheten haben einen kalten und schneereichen Winter vorausgesagt. Aber was dem einen fein Uhl, ist dem andern sein Nachtigall: Währeckd sich die Skiläufer und Rodler auf den strengen Winter freuen, fürch ten die erwerbslofen Volksgenossen und mit ihnen das Winterhilfswerk die lange Heiz periode, und besonders für die Stadt- und Landverwaltungen ist sie. ein Sorgenkind. Ihnen obliegt die Beseitigung des Schnees, die Aufrechterhaltung des Verkehrs, der Kohlen- und Lebensmittelversorgung der Städte und Ortschaften, und sie haben auch für die Sicherung der Elektrizitätslieferung in allen Landesteilen zu sorgen. Nachrichten aus Süddeutschlanü melden schon jetzt, daß infolge plötzlichen Kälteein bruches einige Fernleitungen durch Eisbil dung gerissen sind. Von dieser Seite her droht der Energieversorgung tatsächlich die Gefahr, mit der heute noch zu rechnen ist. Nebel und Luftfeuchtigkeit, Graupelregen und Schneefall schlagen sich in Form von schwerem Eis, dem sogenannten „Rauhreis", an den Hochspannungsleitungen nieder; eine Last von außerordentlich hohem Gewicht, die un ter Umständen zu einem Zerreißen der Lei tungsteile führen kann. Werden aber diese Seile von Masten mit starren Ouerarmen ge tragen, so bleibt es gewöhnlich nicht bei einem Bruch eines Leitungsseiles; die dadurch ent stehende Entlastung des Tragmastes auf der einen Seite bewirkt gegenüber dem durch die Eislast verstärkten Zug der Leitungsseile auf der anderen Seite des Tragmastes ein Ver drehen seiner Ouerarme, mitunter sogar ein Knicken des ganzen Mastes. In einem sol chen Falle ist die Reparatur und damit auch die Wiederherstellung der Stromversorgung sehr zeitraubend. Bei neuen von der AEG. entwickelten Mast konstruktionen ist nun Vorsorge getroffen worden, daß eine Ueberlastung der Leitungs- seile durch Eis- und Rauhreifbildungen zu keinen schwerwiegenden Schädigungen mehr führen kann. Vor allem in den der winter lichen Witterung besonders stark ausgesetzten Gebieten verwendet die moderne Hochspan nungstechnik in zunehmendem Maße Masten mit schwenkbaren, in Drehgelenken ausge hängten Ouerarmen. Die schwenkbare „Tra verse" gibt nach, ist elastisch und nimmt jeden unregelmäßigen Zug aus, wie er vor allem bei LeitungÄbrüchen entsteht. Die Strom zufuhr ist zwar in einem solchen Falle auch für kurze Zett unterbrochen, der Schaden je doch läßt sich stets verhältnismäßig schnell wieder beheben, weil bei der neuen Konstruk tion ein Leitungsbruch nicht auch gleich zu einem Mastdruch führt. I Die Reparatur wird schon dadurch erleich tert, Latz die modernen Masten nur einen ein- zigen und verhältnismäßig niedrig über dem Erdboden angebrachten Ouerarm aufweisen, an dem sämtliche Leitungen in einer Ebens aufgehängt sind. Die Staffelung dreier Lei tungsstufen übereinander, wie an den hohen alten Masten, fällt hier also fort. Die neuen Masten sind infolge ihrer niedrigen und ein fachen Konstruktion auch leichter und billiger als die alten. Als großer Vorteil kommt hinzu, daß die nebeneinander hängenden Lei tungen bei Seilbrüchen oder bei einem un gleichmäßigen Herabfallen der Eislast nicht mehr aneinanderschlagen und Kurzschlüsse verursachen können — eine Gefahr, die bei den alten Anlagen in sehr hohem Maße be stand. Mit längeren und folgenschweren Strome Unterbrechungen infolge winterlicher Schäden/ ist also kaum mehr zu rechnen, wo die neuen/ Anlagen Verwendung gefunden haben. Bel dem vorübergehenden Ausfall einer Leitung bietet das engmaschige moderne Hochspan-! nungsnetz jederzeit die Möglichkeit, andere- Verbindungen herzustellen. Vulgär gespro chen kann ein Verforgungsgebiet von dem, anderen Strom borgen, wenn bei einem weit verzweigten Leitungsnetz an irgendeiner« Stelle einmal die Verbindung unterbrochen, wird oder eine Stromerzeugungsmaschine im Werk ausfällt. Die größeren Städte verfü gen-außerdem über eigene Diesel- und Not aggregate, die bei Ausfällen jederzeit in Be trieb gesetzt werden können. Sie sind in dieser Hinsicht wesentlich gün stiger gestellt als die kleinen, an das große- Versorgungsnetz noch nicht angefchloffenen Ortschaften, die ihre Energie aus einer klei nen eigenen Wasserkraftzentrale beziehen. Wenn hier das fließende Gewässer, das die Turbine antreibt, gefriert, so kann schon au» diesem Grunde eine Unterbrechung entstehen, die nicht so leicht zu beheben ist. Dem Schutz der gesamten Hochspannungs anlagen und damit der Großenergieversor gung dienen neben den dargestellten Vorkch- rungen außerdem Oel- und Druckgasschalter, die bei Eintreten einer Gefahr die defekte» Leitungen automatisch abschalten. Dies« Hochspannüngsschalter haben die gleiche Funktion wie die Sicherungen in unseren Wohnungen. Dank der hochentwickelten Tech-, nik drohen also der Stromversorgung kaum noch irgendwelche Wintergesahren. Und« wenn am frühen Winterabend Millionen von Menschen in ihren Wohnungen und Werk stätten das Licht einschatten und die Bela stungskurve der Werke fast ruckartig in di« Höhe steigt, so können wir beruhigt sein: Allen Witterungsunbilden zum Trotz wirV uns Lie Stromversorgung nicht im Stich lassen!