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1934 öomtag den 25. November vkrAlsrZedillMMM und bat . Wolf Wahr- seinen Die Laute begann zu kichern und zu lachen. Der Kuckuck auf dem Zaune saß, Der Kuckuck auf dem Zaune saß, Es regnet sehr, und er wird naß, Es regnet sehr, und er wird Laß, Kuckuck — Kuckuck! „Mir scheint, wir werden auch naß!" lachte Harat deutete auf die Flaschenbatterie. „Ach bitte — Nauroth muß singen und spielen!" Keiler!" Er trank sein Glas aus und zog herausfordernd , an seiner Zigarre. Wolf sah den Schalk m seinen Augen und schenkte ihm rasch wieder zu. in des Spielmanns Ge- Srän- Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage znm Frankenberger Tageblatt Nauroth spielte und Wolf stellte mit steigender Be wunderung fest, daß die Leute nicht nur ein Begleit instrument für Melodie und Lied ist. Der Spielmann ver lor sich in seine Tonwelt, seine Entrücktheit zog die Zu hörer mit, seinen Phantasien atemlos zu folgen. Ver meinten sie noch eben ein Spinett zu hören, ging schon das Spiel in schwingende Harfenklänge über. Der Spielmann riß die Saiten und dämpfte sie, er saß mit halbgeschlossenen Augen. Plötzlich stiegen aus tiefsten Bässen hohle Trauerwirbel, zerspaltete Melodien suchten zueinander, verhakten sich und wurden zu aufpeitschender wilder Klage! Ein jäher, schriller Akkord! Dann sanken die Töne, perlten leiser und mündeten in Wanderers Lacht- lied. Verhalle«, dunkel die Stimme. Der du vom Himmel bist, alles Leid und Schmeißen stillst, Den, der doppelt elend ist, doppelt mit Entzücken füllst. Ach, ich bin des Treibens müde, Was soll all der Schmerz und Lust? Original-Roma« von Otto Lawraneck Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W KS 7 Nachdruck verboten. „Lieder Menhoff", nahm Harat das Gespräch wieder auf, „bitte gehen Sie noch einen Schritt weiter. Geben Sie mir Vollmachten, mit den Draakes eine Art Frieden zu schließen. Es wäre eine Sünde, wollten wir nicht um unserer Pläne willen Anschluß suchen. Wir haben Holz und Steine, können auch Schwellen liefern, vor - allem bin ich auf den Talsperrenbau aus, dicht an Ihre Wälder grenzt dar Areal! Wir müssen Betträge mit den Leuten bekommen, uns billig den Strom sichern. Ich lege Ihnen alle Pläne und Möglichkeiten vor. Durch diese Ver trage (für Arbeit und Lieferungen) gewinnt unsere ganze Siedlung ein anderes Gesicht. Wir dürfen unter keinen Umständen an dieser Chance vorbeigehen — soll der Volks- Wirtschaftler in mir nicht explodieren . . .!" und er setzte dem Freund zu mit Zahlen und Worten, bis letzter Wider stand erlosch. „Gut, — wir wollen es machen, Harat. Sie haben auch tausendmal recht — ich muß meine persönlichen Gefühle zurückstellen. Damit wollen wir für heute alles Geschäft liche abtun — ich möchte gern von Ihnen hören, wie sich außerhalb Frankenhof die Well in Ihren Augen darstellt." „Nein", widersprach Harat lachend, „das lohnt nicht, behalten Sie bitte einstweilen noch Ihre Augen. Die sind gut. Sie haben schon vor vielen Jahren gesehen, daß Fräulein Evelyn Draake ein sehr schönes Mädchen istl Sie haben sich nämlich nicht getäuscht — die Dame in der Hotelhalle war Ihre — Jugendliebe, um bei Ihrem Ausdruck zu bleiben! Ja — und die Dame hat Sie zweifel los erkannt . . er erzählte sein kleines Abenteuer mit der hübschen Traube Ruland. Wolf bezwang mit aller Mühe seine Erregung. Seine Stimme war etwas kleinlaut. „Ja — außerdem ist sie in meiner Abwesenheit hier gewesen, um persönlich mit mir über alles zu sprechen . er fügte Hinz«, daß er am Nachmittag eine Antwort für richtig gehalten hatte, die ein Treffen ausschloß. „Oh, das hätten Sie nicht tun sollen!" widersprach Harat mit tiefem Bedauern. „Man soll jeden Menschen anhören", ergänzte Nauroth sachlich. „Es ist nun nicht mehr zu ändern", schnitt Wolf ab — Schmerz wühlte in ihm, er setzte mühsam hinzu, „das hat ja mit der geschäftlichen Seite nichts zu tun . . „Gewiß nicht", sprang ihm Harat bei. Wolf faßte sich rasch, fand ein Lächeln und fragte, um abzulenken: „Warum wollen Sie mich nicht einmal durch die Brille Ihrer Weltanschauung sehen lassen, Freund — Sie haben vorhin geschickt das Thema verbogen . . ." Harat wehrte ab und trank Nauroth zu, der ihm mit drohender Geste Bescheid tat — dabei lachten sie sich an. „Sie müssen wissen, Dienhoff, daß Nauroth und ich Gegensätze sind. Er ist Lebensverneiner und ich Bejaher. Was er zu ergründen sucht, nehme ich absichtlich leicht. Lassen Sie sich nie mit ihm ein — er steigt bei jeder Sache in die tiefsten Keller seines Nauroth-Hauses hrnab, sucht in den Ecken und Winkeln herum und vergißt dabei, daß darüber ein recht ordentliches Haus steht. Ich ziehe es vor, oben zu bleiben . . ." Jetzt trat ein grübelnder Zug ficht. Es war, als prüft er sich und sei« Recht, kungeu einmal nicht mehr vergeben zu haben. . hatte die Lider gesenkt, gerührt von der schlichten hell des Liedes. Er empfand bittere Reue über Brief an Evelyn. „Was Flottes!" verlangte Harat. „Er sagt, er will nicht mehr suchen", warf Nauroth ein, „ich will richtig stellen: er braucht nicht mehr z« suchen. Er rst mit sich und seiner Wahrheit im reinen — und damit rst er uns weit voraus! Ich möchte Wohl seine Formel wissen . . ." „Gebe Gottz daß ich zufrieden bleibe", wehrte Harat lachend, „und letzt Schluß davon — Dienhofi, habe« Sie eine Laute? Nauroth war der Spielmann des Ba taillons — er muß heute singen und spielen k" „Oh — das ist schön, ich habe ein feines Instrument, nur bin ich selbst ein Stümper. . ." Wolf ging in ei« Nebenzimmer, brachte Instrument und Saite«. — Nauroth brachte die Laute in Ordnung, seine Hand streifte prüfend den Hals, die Grifflage. Während er die Saiten eknstimmte, bekam sein Gesicht andere Züge, fremdes Licht trat i« seine Augen, die Schatten zwischen den Brauen verwehte«. Und seltsam — mit dem ersten Ton wurde dk Stimme weich und biegsam. Er begann mit einem alten Volkslied, das zu Urgroßvaters Aelle« in den Spinustubmr gesungen wurde. Der Mensch soll nicht Haffen, so kurz ist das Leben Er soll, wenn er gekränkt wird, von Herzen vergebe«, Wieviel haben hieniede« den Krieg sich erklärt, Und jetzt machens Frieden — tief unter der Erd tief unter der Erd ... Der Mensch soll nicht stolz sein auf Glück und auf Geld, Es lenkt halt verschieden das Schicksal der Welt. S' hat einem die Gaben, die gold'nen beschert, Der andere muß sie graben — tief unter der Erd tief unter der Erd ... Wolf sah überrascht auf und wurde nachdenklich. „Ich glaube, ich suche auch zuviel in den Kellern Kerum . . sagte er. „Ist ja auch das Fundament jeden Hauses", sekundierte Nauroth und wandte sich spöttisch an Harat, „Baracken > haben natürlich keine Keller . . ." „Sehen Sie, Baron — Baracke schimpft er mich", em pörte sich Harat, lächelte dabei den Spötter an, „und warum? Weil ich nicht mehr mit suchen will! Ich betracht, das Leben als ein Geschenk meiner nächsten Verwandten, also daxf_i.ch Om nicht ins Maul schaue« oder aar in di»^