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Spähtrupp hinter der feindlichen Front Oie Waffenträger -er Nation Der Verfasser der folgenden Skizze, Unteroffizier Hannig. 3. Reiter regiment ist einer der Preisträger in dem Preisausschreiben, das der Reichswehrminister Generaloberst von Blomberg für Unteroffiziere und Mannschaften der Wehrmacht ausge schrieben hat, in dem Ausschnitte aus dem Leben des Soldaten gegeben werden sollten. Die Skizze ist dem im Verlag Dr. Riegler-Berlin erscheinen den Buch „Waffenträger der Nation" entnommen. Unser Spähtrupp, bestehend aus 4 Erkun- -ungskraftwagen und einem Funkfahrzeug, stand fliegergedeckt in einem Gehöft eines keinen Dörfchens. Wir waren einer moto risierten Aufklärungs-Abteilung zugeteilt und hatten an den vorhergehenden Tagen nur kleine Aufträge erhalten, die unseren Ta tendrang nicht befriedigen konnten. Es würde wohl heute auch nicht viel anders werden. Oberleutnant K., unser Spähtruppführer, war beim Abteilungs-Stab zum Befehls empfang. In der Zeit vertilgten wir unsere Frühstücksstullen, die wir vom letzten Quar- tievwirt mitbekommen hatten. Bald kam Oberltn. K. zurück. In kurzen Worten machte er uns mit dem Auftrag bekannt. Es war schon so. wie wir befürchtet hatten. „Nur" 30 Km. weit sollte uns unser Auftrag füh ren. Da werden wir ja bald wieder zurück fein. Es kam aber anders. Wir sollten bereits gemeldeten Feind be obachten, seinen Vormarschweg, Stärke und Bewaffnung feststellen. Kurz wurde der Weg besprochen. Abseits von Hauptstraßen führte er zu einer kleinen Mulde, von der aus man eine der großen Straßen beobachten konnte. Bald waren wir dort. Von einem erhöhten Punkt aus beobachtete unser Spähtruppfüh rer die Straße. Unterdessen bauten wir un sere Funkstelle auf. Bald hatten wir Funk verbindung mit der Abteilung. Ein Mann wurde als Melder zwischen Oblt. K. und der Funkstelle eingeteilt. Vier Mann sicherten mit den Maschinengewehren die Mulde nach allen Seiten. Nach ungefähr 35 Minuten brachte der. Melder die erste Nachricht. Die Vorhut des Feindes war gesichtet. Dann kam eine Meldung nach der anderen. Freude strahlend erzählte uns der Melder, wie die langen Infanteriekolonnen ahnungslos vor beimarschierten. Eine Meldung jagte die an dere, Infanterie, Minenwerfer, Artillerie, Maschinengewehrkompanien. Tanks usw. Und so schnell die Meldungen kamen, so schnell wurden sie von uns zur Aufklärungs- Abteilung durchgegeben. Auch ein plötzlich einsetzender Wolkenbruch konnte uns die Freude über den Erfolg unserer Erkun- »ungsfahrt nicht trüben. Zur Feststellung der Regimentsnummer schickte Oblt. K. den Unterwachtmeister Sch. »uf Umwegen zur Vormarschstraße. Dieser fuhr gedeckt bis auf etwa 80 Meter an die Straße. Das Maschinengewehr wurde aus dem Fahrzeug genommen. In den Furchen eines Kartoffelfeldes kroch er mit seinem Fahrer bis an die Straße heran. Bald hatte er festgestellt, daß es das Infanterie-Regi ment 8 war. Das G-ros und auch die Nach hut waren vorbei; nur einzelne Nachzügler folgten noch. Als eine Gruppe Radfahrer im gemütlichen Tempo vorbeikam, konnte es sich Unterwachtmeister Sch. nicht verkneifen, dem Feind zu zeigen, daß man auch „ganz hinten" nicht sicher ist. Ein kurzer Feuerstoß aus dem Maschinengewehr, und „alle Räder standen still". Doch aus den erschrockenen Radfahrern konnte er auch nicht mehr er fahren, als wir ohnedies schon wußten. Abgeschnitten Jetzt wurde es aber Zeit, daß wir wieder zurückfuhren. 4 Stunden waren vergangen, und unser Auftrag war erfüllt. Doch schon nach kurzer Fahrt mußten wir feststellen, daß uns der Rückweg abgeschnit ten war. Der Feind war auf die Unsrigen gestoßen und hatte sich aus der Marsch kolonne entfaltet. Jetzt war guter Rat teuer. Wir fuhren etwa 40 Km. zurück, doppelt vor sichtig, denn überall konnten wir dem Geg ner begegnen. An einer nach allen Seiten gedeckten Stelle suchten wir Funkverbindung mit der Aufklärungs-Abteilung herzustellen, leider ohne Erfolg. Wahrscheinlich war die Aufklärung-Abteilung hinter die eigene Front zurückgezogen worden. Um bessere Empfangsmöglichkeiten zu> erhalten, bauten wir nochmals auf einem Berge auf. Es war mittlerweile Abend geworden. Wir hatten mächtigen Hunger. 50V Meter von unserem Standort ent fernt lag friedlich ein Dörfchen. Ob es da nichts zu essen gab? Kurz entschlossen wurde ein Fahrzeug abgeschickt, um etwas Eßbares zu besorgen. Während wir noch mit knur rendem Magen nach dem Dorf hinübersahen, hörten wir plötzlich Maschinengewehrfeuer und laute Rufe aus den Gehöften. Dann war es still. Hatte man unseren Kameraden gefangen? Oder war er doch noch entkom men? Als er nach einer Stunde noch nicht zurück war, wußten wir, daß weiteres War ten nichts mehr nützte. Funkverbindung hat ten wir nicht bekommen. Jetzt stand es ziemlich schlecht um uns. Wir wußten nicht, wie die feindliche Front verlief, wußten nicht, wo die Unsrigen waren, und hatten dazu „mächtigen Kohldampf". Aber unsere Patrouillenfahrt sollte nicht damit enden, daß wir uns dem Feinde auslieferten; nun erst recht nicht! Oberleutnant K. hatte bald auf der Karte eine einsame Försterei gefunden, die wohl weit genug hinter der mutmaßlichen Front lag, um feindfrei zu sein. Dort wollten wir über Nacht bleiben, um am nächsten Mor gen erneut Funkverbindung mit der Abtei lung zu suchen. Bis dahin hatten wir nych einen Weg von 20 Km. Wir fuhren vollstän dig ohne Licht und nur auf Feld- und Wald wegen. Man mußte höllisch aufpassen, um den Anschluß an den Vordermann nicht zu verlieren und dabei doch nicht aufzufahren. An der Försterei versuchten wir nochmals, Funkverbindung herzustellen. Wieder ver gebens. Nachdem wir unsere Fahrzeuge in einem alten Schuppen und in der Scheune so ver steckt hatten, daß auch kein Mensch gesehen Die Insel der Seehunde Zwanzig Seemeilen von der kalifornischen Küste entfernt, liegt eine kleine Insel, Co ronado-Island, auf der sich solche Massen von Seehunden zusammenfinden, daß zeit weilig die ganze Insel vollständig bedeckt ist mit den Körpern der dicht nebeneinander liegenden Tiere. Auch in einer von der 'Brandung ausgewaschenen Höhle sammelt sich zur Zeit der Flut immer eine große Zahl von Seehunden an. Diese Tatsache gibt zwei portugiesiischen Fischern Gelegenheit zu wah ren Rekordfängen. Mit riesigen Netzen wer den Seehunde gefangen, an Bord eines Schiffes in große Behälter gebracht und nach dem Festland transportiert, wo sie zu ein fachen Kunststücken dressiert und dann natür lich teuer verkauft werden. Eine große An zahl der in den europäischen und amerika nischen Zirkussen vorgeführten Seehunde stammt von der kleinen Insel, wo ihre Zahl, trotz der Massenfänge in letzter Zeit, bisher noch immer nicht abgenommen hat. * Meerteufel an der Angel Der seltene Fang eines Riesenrochens, der breiter war als die beiden ausgestreckten Arme eines Mannes, ist im Arabischen Meer gelungen. Man könnte den Bericht des un gewöhnlichen Fanges für „Fischerlatein" halten, wenn nicht der Sportangler Tombazi jede Einzelheit des aufregenden Kampfes mit dem Rochen durch Momentaufnahmen von Bord seines Schiffes aus belegt hätte. In dem zwischen Vorderindien und Ara bien gelegenen Meeresteil des Indischen Ozeans lag die Segeljacht des Engländers vor Anker, als plötzlich das Boot ruckartige Stöße erhielt und plötzlich zu treiben begann. Ein Riesenroche hatte, wie sich nachher her ausstellte, sich im Ankerseil des Bootes in 35 Meter Tiefe so fest verstrickt, daß er sich nicht befreien konnte. Er riß den schweren Anker aus dem felsigen Meeresboden her aus und schleppte das Segelboot etwa drei Kilometer weit mit sich. Nach einem mehr- häkte, daß hier 4 Fahrzeuge verborgen waren, verkrochen wir uns im Heu, um ein paar Stunden zu schlafen. Vorher haben wir des Försters Speisekammer etwas er leichtert. Daß er es gern gegeben hat, hat uns sein freudiges Gesicht verraten. Verbindung durch den Aether Am nächsten Morgen waren wir früher auf als des Försters Hühner. Sofort wurde das Funkgerät aufgebaut und die Abteilung „angepriemt", wie es im Funkjargon heißt. Nach einigen vergeblichen Anrufen ein un terdrückter Freudenruf des Funkers, und schon sahen wir, wie er einen langen Text, allerdings chiffriert, aufschrieb. Die Auf klärungs-Abteilung erkundigte sich nach un serem Verbleib und unserem Standort. Kurz wurde ihr dies mitgeteilt und bald darauf hatten wir einen neuen Auftrag: „Wo hat Gegner Uebergänge über die Oder oder wo plant er welche?" Das war ein Auftrag nach unserem Geschmack, da konnten wir doch wieder einmal zeigen, daß wir Kavalle risten dasselbe leisten können wie ein „ein geborener" Kraftfahrer. Wieder hieß es vor sichtig sein. Jede Stadt und jedes Dorf mei dend. pirschten wir uns an die Oder heran. Geglückter Handstreich Wir waren nun schon anderthalb Tage unterwegs und muhten daran denken, unse- stündigen Kampfe, der die Besatzung wieder holt in gefährliche Lagen brachte, gelang es, den Riesenrochen in das Zielbereich der Har punen zu bringen. Der mit Stacheln besetzte Schwanz des verzweifelt kämpfenden Unge heuers peitschte das Wasser zu hohen Wellen bergen auf. Ein beherzter eingeborener Fi scher tauchte schließlich mit einem langen scharfen Messer, unterschwamm das Tier und gab ihm den Rest. Der Rochen, der zur Familie dar schief- schwimmenden Quermäuler gehört, deren mit Stacheln besetzter Schwanz auch den Men schen recht gefährlich werden kann, maß in der Breite 6,60 Meter und hatte einschließlich des Schwanzes von 1,20 Meter eine Länge von 6.30 Meter. Der Fisch wurde in einer mehrere Meilen von einem bewohnten Ort gelegenen Bucht gelandet, so daß keine ge naue Gewlchtsbestlmmung gemacht wunde, doch glaubt Ler glückliche Fänger, ohne Ueber- treibung das Gewicht dieses gefangenen Riesenrochens auf mindestens 2000 Kilo gramm schätzen zu können. * Die rasende Zentrifuge Amerikanische Maschineningenieure haben eine Zentrifuge konstruiert, die in ihrer Art einzig dasteht. Diese Zentrifuge wird dazu benutzt, um die in den Metallverbindungen enthaltenen verschiedenen Metalle vonein ander abzusondern, was jedoch nur dadurch erreicht werden kann, daß durch die in ra sender Schnelligkeit sich bewegenden Teile der Maschine auch die Metalle in schnellste Bewegung versetzt werden. Nach langen mühevollen Versuchen gelang es nun tat sächlich, der Zentrifuge eine geradezu unfaß bar große Umdrehungsgeschwindigkeit zu er teilen. Sie dreht sich in der Minute 666 000- Mal und vollzieht damit im Lauf eines Ta ges fast eine Billion Umdrehungen. Diese Schnelligkeit übertrifft um dreimillionenmal die Schnelligkeit der Anziehungskraft der Erde. Das Herstellungsmaterial der Maschine ist Chromnickelstahl, eines der härtesten Me talle, die es überhaupt gibt. Mintersreu-en erwarten uns Geschichten aus aller Welt ren Betriebsstoff aufzufüllen. Aber wir wa ren m Feindesland und dursten an keiner Tankstelle tanken, sondern mußten uns alles kriegsmäßig besorgen. Oblt. K. sand die Lö sung dieser Frage. Wir hatten eine Straße beobachtet, auf der viele Motorräder hin und her fuhren. Neben dieser Straße verlief ein« kleine Mulde mit einem Wäldchen. Von die sem Wäldchen führte ein Weg, umgeben von einer Hecke, bis zur Straße. Schnell fuhren wir in dieses Wäldchen in Deckung. Zweis Maschinengewehre wurden sofort als Siche-z rung ausgestellt. Unser Spähtruppführer schickte ein Fahrzeug im' Schutze der Hecke« bis zur Straße. Kam ein feindlicher Kraft fahrer angebraust, so fuhr unser Fahrzeug auf die Straße, stellte sich quer und das Ma schinengewehr wurde auf den erschrockenen Soldaten gerichtet. Er wurde gefangenge nommen, ein Mann führte ihn zu unserem Platz, an dem wir die Funkstelle schon auf- gebaut und auch Verbindung mit der Auf klärungs-Abteilung hatten. Bei. dem zweiten Gefangenen merkten wir, daß wir besonde res Glück hatten. Denn wir sperrten gerade die Straße, auf der sich der ganze Melde verkehr der feindlichen Division abwickelte. Die gefangenen Meldefahrer wurden zuerst genau untersucht, dann wurde ihnen mit Hilfe eines Luftpumpenschlauches der Be triebsstoff aus ihren Tanks abgelassen und in unsere gefüllt. Bei einem Meldefahrer förderte Oblt. K. lachend einen zwei Seiten langen Divisions befehl zutage, den jener „vorsichtshalber" in den Stiefelschaft gesteckt hatte. Dieser Befehl verriet uns nicht nur die ganzen Standorte der feindlichen Truppen sondern auch die Vormarschabsichten für den ganzen Tag. Mit solcher Begeisterung haben unsere Funker noch nie einen so langen Funkspruch durch gegeben, wie gerade diesen! Wir blieben hier ungefähr 3 Stunden, un sere Gefangenen waren auf 12 Mann ange wachsen, unsere Betriebsstofftanks waren voll und sämtliche Meldungen durchgegeben. Wir mußten uns wieder aus dem Staub« machen, ehe der Feind Lunte roch. Wir hat ten ja noch unseren Auftrag zu erledigen. Die Gefangenen durften das Wäldchen erst nach uns verlassen. Sicher würden sie uns bald den Feind auf den Hals Hetzen. Dicht am Fein- Wir fuhren weiter nach der Oder zu und waren nur noch 3 Km. entfernt, als wir eine Schlucht durchfahren mußten. Ein schmaler Weg führte ziemlich steil auf der anderen Seite auf ebenes Feld. Also den 2. und dann den 1. Gang rein! So quälten wir uns den Hang hinauf. Wir konnten gerade über den Rand hinwegsehen, als wir vor uns, keine 200 Meter entfernt, eine abgesessene Schwa dron Kavallerie sahen. Schon hatten sie uns entdeckt und machten die Gewehre fertig. Doch bei uns nur ein Befehl: „Zurück!" — den Rückwärtsgang hinein, Gas geben, und schon sausten wir in lebensgefährlichem Tempo zurück in die Schlucht, wendeten und fuhren in aller Eile davon. Nach 10 Minuten Fahrt standen wir vor einem Drahtzaun. Hinter uns der Feind, vor uns der Zaun. Schnell wurde der Draht durchgeschnitten und weiter ging es. Wieder waren wir mit einem blauen Auge davongekommen. Endlich waren wir bis zur Oder gekom men. Während wir unsere Funkstelle ver steckt ausbauten, wollte unser Spähtruppfüh rer mit den übrigen Leuten zu Fuß bis zur Oder erkunden. Ein Maschinengewehr blieb zur Sicherung bei den Funkern. Bald hat ten wir auch wieder Verbindung mit der Aufklärungs-Abteilung. Plötzlich hören wir Maschinengewehrfeuer, und einer der Unsrigen kommt mit dem Rufe: „Abbauen" atemlos angerannt. In zwei Minuten ist die Funkstelle abgebaut, während der Feind von den übrigen Leuten aufgehalten wird. Dann waren wir blitz schnell aufgesessen. Wieder einmal mußten wir ausreißen, ein Kraftschützenzug war uns auf den Fersen. Für heute hatten wir genug und dachten daran, für die anbrechende Nacht Unter schlupf zu finden. Wir beschlossen, diese Nacht im Freien zu bleiben, denn wir mußten da mit rechnen, daß der Feind alles tun würde, um uns zu fassen. Als wir jedoch ein ein sames Gehöft entdeckt'hatten, zogen wir die ses dem Quartier im Freiem natürlich vor. Der Besitzer, ein alter Kavallerist, ließ gleich Bratkartoffeln auffahren, und bald fielen wir gesättigt ins Stroh, denn wir waren ehrlich müde. Das Ganze Halt Am nächsten Morgen erhielten wir einen Funkspruch von der Abteilung, daß di« Uebung beendet sei. Als wir auf dem Weg« zur Eskadron den Herrn Divisions-Komman deur trafen und er unserem Oblt. K. die Hand drückte, da wußten wir, daß unser« Patrouillenfahrt die Anerkennung unserer Vorgesetzten gefunden hatte. Wir waren stolz darauf, unseren Truppenteil würdig vertre ten zu haben.