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Not Wt-le Grenzwacht Uetlmachtsvlakellen erzählen von der BaneriMn Sslmatt / Besessener Berpostea / Sie Arbeit Met keinen Absatz Mr Nab zersägte Vaterhaus / Sa 15 Sohren wanbeüen 12 »00 aus dem Bauernwald ans , Vier Wochen sind's noch bis Weihnachten. ^Nur noch vier Wochen? Mir ist eigentlich (noch gar nicht weihnachtlich zumute!" — un- weiter schneidet der Stahl an der Drehbank, Wngelt die Schreibmaschine im Büro. Wäh- irend aber für uns Weihnachten noch in weiter Verne liegt, sitzen im Bayrischen Wald Holz schnitzer in ihren Hütten und fertigen Weih- »achtsmänner und Christbäume, die als De- zenrberabzeichen des Winterhilfswerkes uns rm bas Fest des Friedens und der tätigen Nächstenliebe gemahnen sollen. Der Friede sperrte -le Grenze Mit diesem Auftrag auf die Weihnachts- Vlaketten hat die NSV. Arbeit und Brot Zn ein Gebiet geschickt, das zu den ärmsten Landstrichen des Reiches gehört und zugleich als Grenzland an besonders bedrohter Stelle die Wacht für das Deutschtum hält — in die Bayrische Ostmark. Ja, die Not ist in den Bayernwald, der nie allzu reich war, erst ein gezogen, seitdem er aus einem Durchgangs land zu einem befreundeten Nachbarn ein Wall gegen fremdes, feindliches Volkstum wurde: Die Verkohrskarte des Grenzraumes Müschen Hof, Regensburg und Passau zeigt, daß alle brauchbaren Eisenbahnen und Stra fen in west-östlicher Richtung laufen und das »Gebiet — auf den Nachbarn angewiesen — im sich verkehrsmäßig völlig zerrissen ist. Sei ner Wirtschaftsstruktur nach ist es den angren zenden, ebenfalls deutschen, aber heute zur Tschechoslowakei gehörigen Landstrichen innig verwandt, und seine Absatzgebiete lagen viel- ifach in Böhmen; namentlich an die nord- böhmischen Bäder wurden die Erzeugnisse der Glas- und Porzellanindustrie, die Holzwaren und Webwaren verkauft. Seit dem „Frie densschluß" sind die Grenzen durch hohe Zölle gesperrt, und der Nachbar treibt, gestützt auf schwächere Valuta und mit energischen Kampf maßnahmen, Konkurrenz im Lande selbst, der der Ostmärker nicht gewachsen war, so lange die früheren Regierungen diesen wich tigen Grenzposten wehr- und wirtschaftspoli tisch völlig vergaßen. Der Reichtum des Bayernwaldes Der Bodenertrag, soweit er ans der Land wirtschaft gezogen werden sollte, war in den Höhenlagen, die sich bis zu Meier er heben, von /eher gleich Null. Auf dem Gra- i nitgestein liegt nur eine dünne Humuskrume, in der höchstens ein paar Kartoffeln und «etwas Kraut gedeihen. Wer der Wald wuchert dort, und die Bergrücken sind mit einem teilweise heute noch undurchdringlichen Dickicht überzogen. Fast die Hälfte des ge samten Grenzgebietes ist von Wald bedeckt, und außergewöhnlich günstige Wachstums verhältnisse verleihen dem Holz hochwertige Qualität. So wurde der Wäldler in erster Linie Holzarbeiter: Er schlug die Stämme und schälte sie; im Winter brachte er sie in sausender Fahrt über die vereisten Hänge zu Tal, wo sie in den Sägemühlen geschnitten wurden. Als Heimarbeiter schnitzte er Spiel zeug aus dem Holz, Haushaltsgegenstände und den sogenannten Holzdraht, und Bauholz und wertvolle Fournitre wanderten weit ins Land. Konkurrenz -er Sowjet-Sklaven Aber nicht allein die geschlossene Grenze schnitt nach dem Kriege die Absatzmöglich keiten ab, auch die Konkurrenz russischer Höl zer, die in unverständlichem Wirtschaftslibera lismus über die Grenzen gelassen wurden, verdrängte das Ostmarkenholz. Das Russen holz, geschlagen und verarbeitet von den Sklavenheeren politischer Gefangener, kostete die Sowjets keine Löhne und konnte Im End preis billiger sein als der niedrigste deutsche Gestehungspreis. Auch die Tschechen kämpf ten gegen die bayerische Waldwirtschaft, in dem sie dem Holz auf ihren Bahnen Kampf tarife gewährten, die das Material billig an die Reichsgrenzen führten. So blieb das Holz der Ostmark liegen, und die Holzarbeiter mußten auswandern, wenn sie nicht auf der heimischen Scholle verhungern wollten. An 52 OOO Menschen — und selbstverständlich die unternehmungskräftigsten — sind seit 1910 aus dem Bayernwald fortgezogen. Die Geige vom Grenzhof Erschütternd ist manche Meldung aus dem Notgebiet: Da hat ein deutscher Bauer vor zwei Jahrhunderten den Wald gerodet und aus den Urwaldriesen sein Haus gezimmert, das all die Zeit Wind und Wetter, Schnee und Eis getrotzt und vielen Generationen Heimat geboten hat. Jetzt hatten seine Nach kommen kein Brot mehr für ihre Kinder. Da kam die Nachricht, daß für den Geigen bau hundertjähriges ,Holz gesucht werde. Blu tenden Herzens zerstörte die Familie mit Axt und Säge das eigene Vaterhaus, um die zweihundertjährigen Balken zu Brot zu machen. Alle und neue Ruinen Aehnlich erging es den Glasmachern und Porzellanbrennern. Im Gefolge des Waldes hatten sich die Glasbläser hier angesiedelt, die im 17. Jahrhundert ein gut beschäftigtes Handwerk begründen konnten. Die Glas hütten von Buchenau, Schlachtenbach, Frauen au und verschiedene andere traten einst er folgreich in Konkurrenz zu den damals vor anderen berühmten venezianischen Gläsern und konnten kaum die Aufträge alle aus führen. Auf den Gesteinen und Erden des Bayernwaldes baute sich eine leistungsfähige Porzellanindustrie auf, die wie die Glas bläserei Weltruhm erlangte. Hutschenreuther und Rosenthaler und Hohenberger Porzellane zieren heute die Festtafeln überall in der Welt, aber ihre Erzeuger verhungern; denn die gesperrte Grenze, die schlechte Verkehrs- tage und die Verarmung des deutschen Bottes in der Nachkriegszeit nahmen den Qualitäts erzeugnissen dieser Gewerbe die Absatzmög lichkeit, die Glasöfen mußten ausgeblasen werden. Rauchlos ragen die Schlote der Porzellanbrennereien zum Himmel. Die Fabriken gesellen sich als Ruinen zu den ver fallenen Schlössern der Hussitenzeit und den verödeten Waldhöfen. „Nie Leineweber nehmen keine Lehr jungen an... Aus den Beschreibungen Adalbert Stifters, des Dichters der Ostmark, stellen wir uns das Land als Waldgebiet vor, in das überall wogende Flachsfelder eingestreut sind. Vor 80 Jahren war's auch noch so. Allein im „Wegscheider Winkel" wurden damals noch 45 000 Zentner Flachs jährlich geerntet, und über 5000 Webstühle waren in Betrieb, deren Prachterzeugnisse auf die Märkte in Böhmen wie nach München wanderten, deren fast un zerreißbares, künstlerisch gemustertes Leinen die königlichen Tafeln zierte. Auch die be rühmten „Frankenwald-Schals" wanderten von hier aus in alle Länder der Erde, und nach dem Geschmack der verschiedensten Völ ¬ ker richteten sich hier die Handwebstühle. Der Flachsbau wurde vernachlässigt, die Weberei mechanisiert. Als die Grenzen geschlossen und die Lieferungen für das sichende deutsche Heer fortgefallen waren, sank die Befchäfti- gungsmöglichkeit auf ein Zehntel, und die Weber wurden auf den Ertrag eines kleinen Grundstückes angewiesen, der in Ler längsten Zeit des Jahres nicht einmal ein Mittagessen abwirft. Lau- in Gefahr! Deutschland hat eine Ostgrenze nicht nur in Schlesien, Ler Grenzmark oder Ostpreußen sondern auch in Bayern. Schon in Versailles beanspruchten die Tschechen den Bayernwald bis nach Regensburg und Hof. Seitdem suchen sie, ihren Einfluß immer weiter vor zutreiben in das wirtschaftlich darnieder liegende Land. Jetzt richtet das Winterhilfs werk durch seinen Auftrag unsere Augen aus die Bayrische Ostmark, Lie so viele wertvolle Erzeugnisse liefern und dadurch gesunden könnte, wenn das übrige Deutschland nur bestellen wollte. Denken wir an diese Wacht! im Osten, wenn wir die Winterhilfsplaketten aus dem Holz des Bayernwaldes im Dezem ber tragen! Dr. I. Z i n ss e r. Deutsches Beauntohtenheestverk tu Lasha« Das goldene Kem von Gallehus Kultur und Kunsthan-werk bei -en Germanen Wer in Deutschland weiß heute etwas vom goldenen Horn von Gallehus, vom Hänge kessel von Sophienhof in Pommern, vom Osebergschiff, vom Wendelfunü, von der Wi kingerstadt Haithabu bei Schleswig? Wer kann sagen, wann in Deutschland die Bronze zeit begann und wann sie aufhörte, wo die Germanen im Jahre 1000 v. Ehr., im Jahre 500 und 100 vor dem Beginn unserer Zeit rechnung wohnten? Von den alten Griechen und Römern lernten wir Entsprechendes in der Schule, das altägyptische Tutankhamon- Grab war vor einigen Jahren Tagesgespräch. Aber von der ältesten Kultur der Vorfahren wissen die meisten Deutschen fast nichts. Ent weder sind sie hereingefallen auf Fälschungen wie die Ura-Linüe-Chronik, die einiges Rich tige mit viel Falschem und Unbewiesenem durcheinandermengen, oder sie glauben, die deutsche Geschichte beginne erst bei Tacitus, und wollen in wissenschaftlich völlig unrich tiger Weise auf Grund einer einzigen, noch dazu ausländischen Quelle das Bild einer ge samten Kultur entwickeln! Aber die deutsche Vorgeschichtsforschung hat in den letzten Zeiten sehr viel getan, und durch Funde ist viel mehr bezeugt, als die meisten ahnen. Die deutsche Vorgeschichte ist jetzt auch Unterrichtsgegenstand in den Schu len; bald wird es so kommen, daß der Spröß- ling sich über die Unkenntnis seiner Eltern wundert! Es schadet gar nichts, wenn sich jetzt auch ein Erwachsener in seiner Freizeit, zur Abwechslung von den Berufssorgen ein mal mit Ler Kultur der altgermanischen vor geschichtlichen Zeit befaßt. Das ist viel weniger langweilig, als man denkt. Denn die Wissenschaft hat seit einiger Zeit erkannt, daß sie ihren Dienst am Volks ganzen nur erfüllen kann, wenn sie außer den rein fachwissenschaftlichen, das einzelne weitgehend erörternden und die Meinung aller übrigen Forscher berücksichtigenden, an strengend zu lesenden Werken auch solche Darstellungen herausgibt, die einen allge meinen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Forschung geben, für Angehörige aller Berufe bestimmt, einen flüssigen, an regenden Stil mit möglichst wenig Fremd wörtern vorausgesetzt, 'mit schönen Bildern geschmückt und das streng wissenschaftliche Fachschristtum nur am Schluß zusammenstel lend für solche Leser, die sich genauer in den Stoff vertiefen wollen. Solche Bücher gibt es jetzt für die deutsche Vorgeschichte. Man nehme etwa das Buch „Altgermanische Kultur" von Wolfgang Schultz, das 1934 bei I. F. Lehmann in München erschienen ist. Schon beim Durch? blättern fallen einem einige überraschend schöne Bilder auf. Da ist z. B. die Gürtel scheibe von Langestrup in Seeland. Sie hat in Ler Mitte einen dornartigen Vorsprung, darum sind fünf breite, aus mehreren Linien bestehende Kreise und dazwischen, nach außen größer werdend, vier Reihen äußerst sauber gearbeiteter Spiralen. Schon in der Abbil dung hat man den tiefen Eindruck künstleri scher Geschlossenheit. Liest man, daß diele Gürtelscheibe aus sehr dünner Bronze besteht und schätzungsweise aus dem Jahre 1500 v. Chr. stammt, so muß man staunen und sich sagen: Hier scheint doch mehr vorhanden ge wesen zu sein, als Tacitus wußte! Aehnlich der Gürtelscheibe ist dos Hängedecken von Sophienhof bei Demmin in Vorpommern. Es enthält zwischen vier mehrlinigen Kreisen nicht Reihen von Spiralen sondern ein Mu ster aus verschlungenen Kreisbögen, das Lem antiken Mäandermuster ähnelt. Dieses Becken setzt man in die Zeit um 800 o. Chr. Von etwa 1800—800 v. Chr. hat bei den Germa nen die Bronzezeit gedauert. Wolfgang Schultz nennt sie Latz goldene Zeitalter der Germanen, weil sie damals durch den Bern- steinhandei viel Gold besaßen und auch in einem wärmeren Klima als dem heutigen lebten. Die Abbildungen reichverzierter Ra siermesser und Kämme aus Bronze zeigen, daß unsere Vorfahren schon damals keine Wilden mehr sondern schon erheblich von der Kultur „beleckt" waren. Auch tue Abbil dungen der Luren, der stets paarweise ge fundenen bronzenen Blashörner, sind sehens wert. Diese Luren sind technisch so gut, daß man heute noch auf ihnen geblasen hat. Etwa 800 v. Chr. wurde das Klima schlech ter. Das wissen wir aus der Untersuchung des in Moore hineingewehten Blütenstaubes, Ler sogenannten Pollen-Analyse. Am schlimmsten wirkte sich das in Skandinavien! aus, wo die Waldgrenze im Gebirge um rund 500 Meter Höhe herabging, die Baum grenze der Kiefer rückte um 3 Breitengrade nach Süden, das Getreide reifte schlechter^ und das Land wurde feuchter. Die am nörd lichsten wohnenden Germanen mußten nach Süden wandern, drückten auf die übrigen Stämme, und so verschob sich das Wohn gebiet. Gleichzeitig ungefähr wurde das Eisen, das wahrscheinlich um 1300 v. Chr. in Kleinasien entdeckt war, den Germanen bekannt. Es lieferte ihnen die Waffen, mit denen sie die Kelten im Westen, die Illyrier im Osten zurückdrängten. Die Verschiebung der Volksgrenzen wäh rend der frühen Eisenzeit lernt man am besten aus Lem Buch „Deutsche Vorzeit" von Prof. Ernst Wahle kennen, das 1932 bei C. Kabitzsch in Leipzig erschien. Es behandelt auch die vor der Bronzezeit liegende Stein zeit. Sehr wertvoll sind die Karten und Zeit tafeln. Man erfährt übersichtlich, wo und wann die Hügelgräber-Leute, die Bandkera miker, die Schnurkeramiker, die Glockenbecher- Leute, die vom Michelsberger, vom Lausitzer und anderen Kulturkreisen wohnten und leb ten, von denen man heute immer einmal in der Zeitung lieft. Von 200—1200 n. Chr. rechnet Wolfgang Schultz das dritte und letzte Jahrtausend der deutschen. Vorgeschichte, die späte Eisenzeit. Die Germanen, die nahe dem Römerreich wohnten, liegen schon im vollen Licht der Ge- chichte, für Norddeutschland und Skandina vien ist die Forschung noch auf Bodenfunde und auf Methoden der Vorgeschichtsforschung angewiesen. Im Höhepunkt der germanischen päten Eisenzeit, der Wikingerkultur, bildet >as eindrucksvollste Zeugnis das Oseborg- chiff. Es wurde in einem Grabhügel gefun- )en, der im Fjord der norwegischen Haupt- tadt Oslo liegt. Jn ihm war eine Fürstin, vahrscheinlich die Königin Asa, die Groß mutter des ersten norwegischen Gesamt königs Harald Schönhaar, um das Jahr 850 beigesetzt. In das Schiffsgrab hatte man auch den Prunkwagen und das Bett der Kö nigin, vier Schlitten, einen Webstuhl, kostbare Gewänder und manche andere Einrichtungs gegenstände mitgegeben. Besonders wichtig für die Kunstgeschichte sind fünf reichge schnitzte Tierköpfe von stark stilisierter Form. Wahrscheinlich sollten sie böse Geister verja< jagen. Man muß sich einmal die Abbildun gen im Buche von Wolfgang Schultz oder in Karl Theodor Straßers Werk „Wikingei und Normannen" (Hanseatische Verlags- anstatt, Hamburg 33) ansehen, man wird er staunt sein über Kunsterzeugnisse von so aus gesprochener Eigenart, von denen man bis her viel zu wenig gewußt hat. Vom Ose» bergfund bilden Schultz und Straßer ver schiedene Gegenstände ab, man erhält also durch beide Bücher ein einigermaßen voll ständiges Bild. Sehr schön sind auch ein Helm und ein Schildbuckel, di« in einem Fürstengrab bei Wendel in der Nähe von Schwedens alter Hauptstadt Upsala gefunden worden sind. Dr. Theodor Steche.