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Laubfrosch auf lange Sicht Wie wird das Wetter Im Winter? / Prophezeien kostet Geld x Witternngsprognose ist eine exakte Wissenschaft x Wenn der Hahn kr«ht auf dem Mist... Rach dem überaus langen, heißen un- trockenen Sommer und dem schönen Herbst taucht die Frage auf, wird der Winter so kalt werden, wie der Sommer heiß war, oder wird dem heißen Sommer ein milder Winter folgen? Mancherlei verschiedenartige Mei nungen sind zu dieser Frage laut geworden. Wenig bekannt ist, daß es in Deutschland eine „Staatliche Forschungsstelle für lang fristige Witterungsvorhersage" gibt, die in Frankfurt (Main) ihren Sitz hat. Hier ist der zuständige Fachmann, der auf die Frage nach dem Wetter des kommenden Winters Antwort geben kann. Zwischen Rechenmaschinen, Riesenzahlen und dickleibigen Akten finden wir Prof. Baur, den Leiter der Staatlichen Forschungs stelle für langfristige Witterungsvorherfage in die Arbeit vertieft. Sie ist in Mitteleu- roopa deshalb besonders notwendig, weil Mitteleuropa eigentlich kein eigenes Klima hat; wir machen im Wechsel der Jahreszeiten fast alle Klimate durch, die es auf der Erde gibt, haben alle schon sibirische Kälte wie auch subtropische Hitze erlebt. Gerade aus dieser großen Verschiedenartigkeit des Wet ters ergibt sich das Bedürfnis nach einer langfristigen Wettervorhersage, die die For schungsstelle nach wissenschaftlichen Methoden geben will, da sie für viele Wirtschaftszweige, vor allem für die Landwirtschaft, die Schiff fahrt und das gesamte Transportgewerbe von außerordentlichem Wert ist. Eine Vorhersage des Wetters des kom menden Winters ist durchaus möglich. Daß sie noch nicht gegeben wird, hat äußere, ma terielle Gründe. Die vorhandenen Geld mittel, die Prozent von der Gesamtsumme betragen, die für Wetterdienst überhaupt ausgegeben wird, reichen nicht aus, um das Material zu beschaffen, das für eine solche Vorhersage unbedingt notwendig ist. Des halb war eine brauchbare Witterungsvorher fage für den kommenden Winter nicht mög lich, und alle bisherigen Aeußerungen dar über gehören ins Reich der Phantasie. Das bedeutendste Ergebnis der Arbeit der Forschungsstelle war die Vorhersage für 10 Tage, die von der Frankfurter Staatlichen Forfchungsstelle bereits zwei Sommer hin durch gegeben wurde. Auch in diesem Som mer find vom 21. Juli bis 20. August regel mäßig solche Vorhersagen für 10 Tage ge geben worden. Die Witterungskartothek Eine fast unvorstellbare Arbeit ist erfor derlich, um das Material zu beschaffen, das diese 10-Tage-Vorhersage ermöglicht. Die Vorbereitungen nehmen ein ganzes Jahr in Anspruch. Heute arbeitet bereits die For fchungsstelle an dem Material für die Vor- cherfagen des kommenden Sommers. Es «verden dabei die täglichen Beobachtungen Mährend des ganzen Zeitraumes von insge- ifamt 81 Stationen Deutschlands sowie «uherdeutschen Stationen Europas, Nord- dfrikas, Grönlands und kleinerer nordatlan- chifcher Inseln und die Lustdruckbeobachtungen der den norüatlantifchen Ozean befahrenden Schiffe von den zurückliegenden 40 Jahren, — im ganzen 576 000 Beobachtungen bear- Heitet. — Außerdem wurde eine „Witterungs- kartothek" angelegt, in der für alle Tage des Hochsommers während eines Zeitraumes von 40 Jahren, also für insgesamt 2480 Tage, die 10 Tage umfassende Witterungsvorge- fchichte und Las 10 Tage umfassende Folge wetter in Karten und Tafeln gegenüberge stellt sind. Mit großer Sicherheit sind die 10-Tage- Worhersagen eingetroffen. Von 11 Vorher sagen stimmten sechs hundertprozentig, vier trafen nur mit ganz kleinen und unbedeu tenden Abweichungen zu, und nur eine ist nur zur Hälfte eingetroffen. Wie aus den Anerkennungsschreiben hervorgeht, hat schon mancher Bauer auf Grund dieser Vorhersa gen seine Ernte vor Schaden bewahren kön nen, und mancher Transport leicht verderb licher Waren konnte durch die Kenntnis des Wetters der folgenden 10 Tage gerettet wer den. Der Reichsnährstand hat die Arbeit der Forschungsstelle in jüngster Zeit als wichtig anerkannt. Auch Laienforschung wertvoll Man muß es an sich begrüßen, wenn sich auch andere Kreise als nur die Berufsmeteo rologen mit der Erforschung des Witterungs ablaufes beschäftigen, denn die Forschung sollte davon den Nutzen haben. Leider ist dies nur sehr selten der Fall. Denn einmal werden häufig Tatsachen neu entdeckt, die schon von vergangenen Geschlechtern gefun den und bereits als falsch erkannt wurden. Weiterhin geschieht es sehr häufig, daß ir gendwelche Regeln oder Kurven als Grund lage für Wettervorhersagen aufgestellt wer den, für deren Existenzberechtigung aber die Gründe fehlen. Schließlich kommt es noch, allerdings sehr selten vor, daß ein wirklich brauchbarer und guter Gedanke vorhanden ist. Gewöhnlich ist er aber in einem Wust von abenteuerlichen Vorstellungen verborgen und daraus schwer herauszuschälen. Sehr schwer ist es nun für einen Berufs meteorologen, mit einem Laienforscher des sen Neuentdeckungen zu besprechen. Wie man es dabei auch immer macht, so ist es falsch; denn die Wissenschaft verlangt Beweise für die Richtigkeit des Gefundenen. Dabei er eignet es sich dann immer wieder, daß von Laienforschern auf die Erfolge ihrer Wetter vorhersagen hingewiesen wird. Das hat aber nur dann einen Sinn, wenn auch die Fehl- prognofen ehrlich angegeben werden. Ver blüffend ist aber hier die Tatsache, daß die Wettervorhersagen von Laienmeteorologen niemals, nein wirklich niemals falsch gewesen sind. Und von der Wissenschaft wird nun verlangt, daß sie dieses glauben soll. Die meisten unserer Amateurmeteorologen ver gessen, daß zwar Neuentdeckungen in der Wissenschaft eine fanatische Hingabe an die Materie erfordern, daß aber die Prüfung ihrer Richtigkeit nur mit leidenschaftsloser Objektivität vorgenommen werden kann. Beides muß ein Forscher können. Im ande ren Falle erleidet er Schiffbruch. Aber sie mutz hieb- und stichfest sein Der Laienmeteorologe gerät, sobald Ein wände gegen seine Theorie kommen, in Har nisch, anstatt diese Einwände zu widerlegen. Hat er nun tatsächlich einen richtigen Gedan ken gehabt, kann ihn aber und will ihn nicht vollgültig beweisen, und der Wissenschaft ge lingt später dieser Beweis, so gibt es dann die üblichen Klageschreie wie: „Ich habe es schon vor 10 Jahren gewußt, ich habe den Wissenschaftlern die Frucht meines Denkens vorgelegt sie haben mich abgewiesenl" Ja, mein Lieber, so muh man antworten, warum hast du damals keinen Beweis erbracht? Das ist genau dasselbe, als wenn vor 400 Jahren irgend jemand gesagt hätte: Es gibt in der Atmosphäre Tief- und Hochdruckge bilde! — So richtig dieser Gedanke auch ist, hätte er damals abgelehnt werden müssen, da das beweisende Tatsachenmaterial gefehlt hätte. Cs kommt iy der Wissenschaft eben nicht auf „glauben" oder „vermuten" sondern nur auf das gut fundierte „Wissen" an, daher ja auch Ler Name. Sorsenlofe AusenS Und nun zu den Arbeiten über die lang fristigen Wetterprognosen, die jetzt nach der jüngsten Mitteilung von Prof. Weltmann wieder in ein neues Stadium getreten sind. Man muß mit einer Kritik dieser Arbeiten so lange warten, bis sie im Druck vorliegen, also einer eingehenden Durcharbeitung zu gängig geworden sind. An und für sich sind schon seit langem Versuche unternommen worden, die dahin zielen, einen regelmäßig periodischen — manchmal auch wellenförmi gen — Witterungsablauf zu finden, oder aber Beziehungen, sogenannte Korrelationen zwischen einigen meteorologischen Elementen an verschiedenen Stellen zu finden. So ist z. B. ein Zusammenhang zwischen derZapa- nischen Augusttemperatur und dem Lustdruck über Südamerika in den voraufgegangenen Monaten März/April a-ufgodeckt worden. .Schließlich muß man bei Prognosen noch trennen zwischen Vorhersagen, die sich nur auf den Umkreis eines Dorfes oder einer Stadt beziehen, und solchen, die für größer« Gebiete, Provinzen oder das ganze Deutsch« Reich gelten sollen. Wenn nun auch ein Landmann, der durch jahrelange Beobach tung den Witterungsablauf über fein«» Aeckern studiert hat, für sein Gebiet Prog nosen geben kann, so ist dies für ihn unter 99 von 100 Fällen unmöglich, sofern es sich um große Flächen handelt. Aber gerade dar in haben die öffentlichen Wetterdienststellen ihren Wert bewiesen. Kunst auf „Ferntransport" Der Theaterzug der „Kraft durch Freude" startet ins Reich Der Theaterzug der „Kraft durch Freude" hat Berlin zu seiner ersten Kunstfahrt verlassen. Wir bringen nachfolgend eine Unterhaltung mit dem Organisator, Dr. Fürst. Durch den nebligen Morgen rollt von der Berliner Innenstadt her ein großer „Fern transporter" mit Anhänger heran, ein schö ner neuer Mercedes-Diesel mit eigenartigem Aufbau. Man kann ihn für einen Radiowa gen halten, denn aus seinem Dach stehen zwei große Lautsprecher. Auf dem dunklen Anstrich des Wagens leuchtet in Hellen Buch staben „Kraft durch Freude". Die gleiche Aufschrift tragen die Seitenwände eines mit- telfchweren Reiseomnibus, der, ebenfalls mit Anhänger, dem Ferntransport folgt. Auf die Frage „Wo soll's denn hingehen?" meint der Lenker des Lastzugs: „Nach Hessen-Süd, wir wollen zuerst nach Frankfurt a. Main". Ein Herr mit leichtem Gepäck tritt reisefer tig herzu. Es ist, wie sich herausstellt, Dr. Fürst, der Organisator und Leiter des Thea terzuges der NS.-Gemeinschaft »Kratt durch Freude", die hier am Innsbrucker Platz in Berlin zu ihrer ersten großen Ausfahrt ins Reich startet. „Streng genommen haben wir unsere Jungfernfahrt schon zum Nürnberger Par teitag gemacht . gibt Dr. Fürst Auskunft, „und auf dem Volksfest nach den großen Veranstaltungen zum erstenmal unsere Kunst und die technischen Möglichkeiten unseres Theaterzuges gezeigt. Auch auf dem Bücke berg sind wir gewesen. Aber beides waren doch mehr Probefahrten, die noch viele Aenderungen und Verbesserungen zur Folge hatten." Soweit es die Zeit erlaubte, — „Wir wollen nicht gleich mit Verspätung ab fahren" — erhalten wir von Dr. Fürst einen interessanten Usberblick über Anlage und Ge heimnisse dieses neuartigen Wandertheaters. Erstaunlich, was hier alles in zwei Wagen und kleinen Anhängern untergebracht wer den konnte: Der Personenwagen, der 25 Schauspieler bequem befördert, ist diesmal freilich nur von zwei Parterre-Akrobaten be setzt, denn die Darsteller sind für diese Fahrt im Gau Hessen selbst ausgewählt worden. Erst auf der Tour im Januar werden auch die Schauspieler, Tänzer, Sänger die Reise von Berlin aus mitmachen. Der Omnibus, auf dessen Dach noch viel notwendiges Gepäck verstaut ist, zieht zugleich den „Aggregat anhänger", einen zweirädrigen Kastenwagen, der die Licht- und Kraftstatton des Theater zuges enthält. Hier kann der elektrische Strom für die riesigen Bühnenscheinwerfer, für Schallplattenübertragung usw. auf der Landstraße, auf einer Wiese, mitten im Walde erzeugt werden, und die Aufführun gen sind notfalls vom Anschluß an ein Orts netz völlig unabhängig. Noch sorgfältiger ist jeder Quadratzenti meter in dem großen Lastwagen von 95 PS. ausgenutzt. Schon der Führersitz selbst hat auch bei den Aufführungen eine wichtige Aufgabe: Er ist zu einem schallsicheren Sprech raum ausgebaut, von dem auch An sprachen und Ansagen in das Mikrophon gegeben werden können. Von hier aus wer den Schallplatten übertragen und der Rund funkempfang gesteuert, denn der Theaterzug soll auch als „Funkhelfer" seinem Publikum wertvolle Darbietungen vermitteln. Zwei leistungsfähige Verstärker sind zu diesem Zweck eingebaut, und die gesamte Empfän geranlage ist so gelagert, daß sie auch bei Fahrten auf schlechten Straßen durch die Er schütterungen des Wagens keinen Schaden lei den kann. Außer den Lautsprechern auf dem Wagendach werden noch „praktikabel« mit geführt, die man über ein größeres Zuhörer- feld verteilen kann. Der Hintere Teil des Ferntransporters beherbergt vor allem die beinahe luxuriös ausgestattete Damengarde robe mit polierte« Schminktischen, Kleider- schränken, zwei Wasserreservoire zu je 100 Liter mit „Anschlußbecken", und vor Mem. ganzen Fronten von Spiegeln. „Mr ken nen Lie nicht zu überschätzende Bedeutung, namentlich den hohen psychologischen Wert einer behaglichen Vorbereitungskabine für die Stimmung und damit Leistung unserer Künstler! Wer sich nicht in Ruhe und einer gewissen inneren Gehobenheit anziehen, schminken und nochmals sammeln kann, hat nicht die Kraft, das Publikum recht zu be geistern." Dr. Fürst ist „vom Bau" und ist! nicht nur Musiker von Beruf sondern hat sich am Theaterwissenschaftlichen Institut irr, München auch mit den Fragen des Theaters eingehend vertraut gemacht. Der Anhänger des Lastwagens birgt jetzt auf der Fahrt die „Kulissen" und alle not wendigen Geräte, die im Laufe einer Reche von Stücken benötigt werden oder auch dem Komiker und Akrobaten bei seinen Vorfüh rungen dienen. Hier ist insbesondere das Stahlrohrgerüst untergebracht, auf welchem das 8 Meter breite und 4 Meter lange Düh- nenpodium ruhen soll. Dieses Gerüst ist ein Meisterwerk in sich. Der Theaterzug soll nicht nur in Kaffeegärten und Wirtshaushöfen wie einst Shakespeare spielen sondern neben Aufführungen in Fabrikwerken vor Mem auch auf freiem Feld und an der Landstraße seine Bühne aufschlagen; da muß sich das Podium selbst in unebenem Gelände auf bauen lassen. So sind die Stützen verschraub- bar, um Höhen und Tiefen des Bodens aus gleichen zu können. Ist der Anhänger Mer ausgeräumt, so bildet er die Herrengarde robe, die zwar nicht so komfortabel wie dis der Damen, nur mit gestrichenen Tischen und Schränken versehen, aber sehr zweckmäßig durchkonstruiert ist. Die Wagen und der große Anhänger wur den endlich so eingerichtet, daß sie zu einer „Wagenburg" zusammengefahren werden können und dann den seitlichen und Hinteren' Abschluß des Bühnenraumes bilden — ganz wie beim seligen Griechen Thespis —. Am ihren Dachkränzen sind Vorrichtungen ange-. bracht, um die Vorhänge zu befestigen, di« einen neutralen Bühnenrahmen abgeben; auch die eine oder andere Kulisse und Hilfs-i mittel für kleine technische Kunststücke kön», nen hier angebracht werden. So fährt Lieser erste Theaterzug jetzt durch Deutschland, um überall, in kleinsten DL» fern wie bei großen nationalen Festen und Kundgebungen, dem Schauspieler, Artisten, Tänzer, dem Meister der Kleinkunst wie dem Akrobaten den Weg zu allen Teilen uM Gruppen des deutschen Volkes zu ebnem Während er jetzt in Frankfurt und Südhes sen ein Kleinkunstprogramm abwickelt und vor allem auch für die Propaganda der künstlerischen Schallplatte werben will, übVn bereits in Berlin die Tanzgruppen, studierett Schauspieler ihre Rollen für Lie zweite groß«! Theaterfahrt im Januar: Etwas zum Lachen Freundinnen unter sich. „Wollen Sie glauben, meine Liebe", saM Frau Peters, „mein Mann sagt, daß ich « diesem Hut um zehn Jahre jünger aussähe.". „Wirklich? Wie alt sind Sie denn?" „Dreißig." — „Nein, ich meine ja ohntt Hut." * Vergebliche Mühe. Im Zoologischen Garten befindet sich ein! Kamel, auf dem die Kinder retten dürfens Karlchen schaut zu und ruft: „Mutti, darf ickl mir ooch uff det Kamel fetzen?" ,M>er, Karl"! sagt die Mutter, „es heißt doch nicht mir.! Wenn du nicht richtig sprichst, bekommst d« kein Geld." — ,Fta, Mutti", antwortet Karlchen darauf, „wenn ick m» mich so^j kann ich mir denn uff det Kamel setzen?"