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' Beilage zun« Frankenber ger Tageblatt Rr. »70 Montag Vs« IS. November I «34 »3. Jahrgau« Gunnevsdovf voran Line Uhr^ die alle MD Jahre einmal aufgezogen wird Der Mannergesangverein veranstaltet eine Fackelserenade Dynamit auf dem Marktplatz D er liebe brave Turm unserer 200 Jahve alten Stadtkirche ist im laufenden Jahre über die Mannigfachen Veränderung rings um seinen Blick- jbereZch'aus Schauen und Staunen nicht heraus- oekommen. Jahrzehnt um Jahrzehnt hat er an sich vorüberziehen sehen, Generationen sah er kom men und gehen, aber kaum jemals gab es in dem stürzen Zeitraum von 12 Monaten so viel Ber- ünderungen zu schauen, wie im Jahre 1934. Kaum datz sein kleiner Kollege, das Glockentürm chen auf dem Nathause, verschwunden und einem zeitgemäß massiveren Nachfolger Platz gemacht hatte, da ging drüben an der Zschopau vom Stadtbad an bis zur Nirsteinbrücke das Schaufeln und Dammbauen vonstatten, da wurde die Hin- denburgstratze aufgerjssen und planiert, da ent stand am Eingang dieser und der Leo-Schlageter- Stratze eine moderne Verkehrsinsel mit einer hohen, weithin leuchtenden Lampe, da wuchs auf dem Dmnmplatz ein inzwischen wieder verschwun dener Berg,, zu dessen Füßen kreuz und quer Kanäle gegraben wurden. Hinter dem Bismarck turm entstand in den Monaten in der „Neuen Heimat" ein ganz neuer Stadtteil, dessen schmucke Häuschen mit ihren Gärten das Landschaftsbild vorteilhaft veränderten. Zu gleicher Zeit bekam die Hinterseite des Rathauses ein völlig verän dertes Aussehen und manches Haus im Stadt- bereich wurde im Laufe des Sommers „einge- rüftet, um sich nach wenigen Wochen, von der Rüstung wieder befreit, in neuem Glanze zu zei gen. Sprach man in den trostlosen Nachkriegs- jähren bis 1933 in immer beängstigenderem Um fange von dem drohenden Verfall unserer Häu ser, so zeigte das zweite Jahr nationalsozialisti scher Aufbauarbeit durch «ine gesteigerte Bau- und Erneuerungstätigkeit in sinnfälliger Weise den beginnenden Gesundungsprozetz auf allen Gebie ten. Doch darüber wollen wir uns ein andermal ausführlicher unterhalten. Heute schüttelt der alte Turm sein ergrautes Haupt, der Regen der letzten Wochen hat ihm den vom Herbstwind in die Augen geblasenen Sand wieder ausgewaschen und nun traut er seinen Blicken kaum: da sind plötz lich in allen Stadtteilen rote Punkte aufgetaucht, die nach dem Turme leuchten und die sich bei näherem Besehen als unsere alten treu gedienten Briefkästen entpuppen. Sie haben ihr altes blaues Kleid abgelegt und präsentieren sich nun in leuchtendem Rot. Das soll ganz gewiß keine Anspielung auf erhöhtes Feuer in den Liebes- die Herren Bürgermeister Meltzer und Stadt- rath E d. Schmidt erworben, bracht» unser Männergesangverein beiden Herren eine Fackelsernade mit bezüglichen Ansprachen. Mit Bestimmtheit hoffen wir, daß das junge Unter nehmen, welches mit mehr als 1200 Flammen er öffnet worden ist, die jedoch im Augenblick nicht alle ferfig eingerichtet sind, das städtisch« Budget nicht beschweren, sondern seins Bedürfnisse selbst zu verdienen im Stande fein wird. Mögen in seinem rosigen Licht die Schwingen unserer städ tischen Industrie sich stets recht sreuvig regen uno das freundlich« Gestirn, welches der Letzteren jetzt scheint, fortwährend Hoch am Horizonte bleiben." Dress An so schwungvollen Worten ESgs- drückte Hoffnung hat sich leider nW voll erfüllt. In einem Bericht über das 25jährige Jubiläum der Gasanstalt am 23. November 1834 lesen wir im „Frankenberger Tageblatt" vom glei chen Tage u. a.: . . . daß das Gas durch hoch wertige Mineralöle sm« gefährliche Konkurrenz erhalten hat, so daß vielerorts dis Erweiterung des Gasnetzes nur spärlich vor sich geht" In Frankenberg zählte man 1884 nur etwas über 200 Konsumenten. Viel schlimmer als die Mme- ralM ging das elektrische Licht dem Gas zu Leibe, das in unserer Gegend vor 50 Jah ren erstmalig in Gunu-ersdors in Erschei nung trat. Am 10. Dezember 1884 meldet unser Tageblatt u. a.: „Anläßlich des Berichtes über das 25jährige BetriebsjuibkUum unserer Gasan stalt erwähnten wir, daß im nahen GunnerSdorf das elektrische Licht ekngeführt werden solle. Seit einigen Lägen buchtet das „neue Licht" in der Färberei .des Herrn Förster und bewährt sich bestens. Die Einrichtung hat die Psgischr Tele graphen- und electrotechuischs Anstalt,zu Chem nitz geliefert". Inzwischen hat das „neue Licht" das Gas als Lichtspender beträchtlich überflügelt. Unsers Gasanstalt hat vor einigen Jahren die eigene Produktion eingestellt,' heute spielt das Gas nur noch für Hetz- und Kochzwecke eins große Nolle. So ändern sich eben die Zeiten. Auch unser Kirchturm hat ja neuerdings elektrische Augen erhalten, die nachts weithin leuchten und jeder mann ankünden, welche Stunde es geschlagen hat. Im November 1884, also genau vor 50 Jah ren beherbergte der Saal des alten „Bürger gartens" (jetzt Prenzels Haus am Baderberg)' briesen sein, die sich in ihrem gußeisernen Innern ein mehr oder weniger gepreßtes Stelldichein geben, das hat mit den für sie bestimmten Briesen Und Karten überhaupt nichts zu tun. Jede Zeit hat eben auch im Kleinen ihr« bestimmten Aus drucksformen, warum sollten nicht auch einmal die Briefkästen und mit ihnen die Postwagen eine neue leuchtende Uniform bekommen! ... Gem plaudert der Turm aus vergangenen Tagen, von denen in seinem GebM manch alte liebe Erinnerung süß schlummert. Noch hört er in stillen, beschaulichen Stunden dks alten Postkut schen über den Markt poltern. Das war noch vor 75 Jahren der Fall, als drüben in der Frei berger Straß« ein Werk vollendet wurde, durch das der Name unserer Stadt weit und breit rühmend genannt wurde. Mm 28. November 1859 war es fertig und strahlte sein buchstäbliches Leuch ten an diesem Abend erstmalig aus: Msere Gas- anstal t. Das - „Frankenberger Tageblatt" - hat dieses, in diesen Wochen sich zum 75. Mal« jährende stadtgeschichtliche Ereignis mit fol gendem Bericht in seinen Spalten für die Nach welt festgehalten: „Unseren Lesern geben wir Heu« die erste bei Gaslicht gedruckte Nummer dieses Mattes. Am gestrigen Abend — genau an dem selben Abend, an welchem vor zwei Jahren die Existenz unserer städtischen Gasanstalt im Stadt- verordneten-Collegium bejahend entschieden wurde — hatten wir die Freude, zum ersten Male Gas licht in unseren Straßen und Häusern brennen zu sehen. Die unter Leitung des Herrn Ingenieur W. Schmidt aus Dresden erbaute Anstalt lie fert ein überaus schönes und reines Leuchtgas, sowie die durch die Herren Schaff «r6-Wal - cker in Berlin bergeftellten PrioatMungen voll kommen dicht und zweckmäßig skh erweisen und die von denselben gelieferten verschiedenen Beleucht tungsrequisiten durch ihr« geschmackvollen Formen die allgemeine Anerkennung finden. Meisterstücke der Letzteren sind, di« in dW Säfen der Herren Hubert, Nägler etc. aufbeieiteten Kronleuchter. Tas durch die brillante Befeuchtung gehobene Ansehen der Stadt hatte nicht Nur den größten Teil der städtischen Bevölkerung auf die Straße .gelockt, sondern auch viele auswärtige Besucher herbeigesührt, welche sich alle des wohlgelungenen Unternehmens erfreuten. In Anerkennung der vielen Verdienste und ausdauernden großen Be mühungen um dies« Anstalt, welche sich die be treffende Deputation und in derselben besonders Rund um den FrankenbergerAirchturm Lin wirklicher „Rückblick — Frankenberg erhält eine Gasanstalt für einige Tage eine Ausstellung, in der den staunenden Frankenbergern eins große „Weltuhr" gezeigt wurde. In einer Anzeige km Frankenber ger Tageblatt vom 21. November 1884 hieß es darüber u. a.: „Diese llhr nimmt «men Raum ein von 2M Kubikfuß und wiegt fünf zehn Zentner. Sie zeigt die Sekunden, Milm- ten, Stunden, Tage, Wochen, Monats, Jahres zeiten, Jahv^ahldn und Schaltjährsszahlen an und zwar vom Jahre 1 bis zum Jahre 10 000. 122 Figuren, durchgehend Vs Fuß hoch, versinn bildlichen alles wichtige Geschein ays der Bibel, ans der Geschichte und dem Laufs des Jahres. So z. B. dis 12 Apostel, von denen zu jsder Stunde einer heroortritt, bis sie zum 12-Uhr- fchiage alle noch einmal erscheinen; die 12 himm lischen Zeichen: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs usw. von welchem jeden Monat eins erscheint und im nächsten Monat verschwindet; die Pier Jah reszeiten, die , als sinnige Figuren am 21. März, 21. Junk, 21. September und 21. Dezember er scheinen und so lange stehen bleiben, bis sie von einander abgelöst werden. Die Uhr zählt 265 Räder und geht durch zwölf Gewicht«, von denen das erste alle acht Tage und das zwölfte nach 1000 Jahren einmal aufgezogen wird!" Alle 1000 Jahre einmal! Es wäre ganz interessant zu er fahren, wo diese Uhr zur Zeit steht und wann das zwölfte Gewicht am letzten Mals aufgezogen worden ist, damit man den Ablauf der 1000 Jahre nicht übersieht. Passiert einem das schon ab und zu einmal bei der Taschenuhr, kann das bei so einem tausendjährigen Gesellen erst recht übersehen werden! Während wir uns noch mit der Nachricht über die seltsam« Uhr beschäftigen, fällt unser BW auf eine Lokalnotrz m der gleiäpn 50 Jahr« alten Ausgabe unseres Tageblattes: „Ein un heimlicher Transport berührte heute unsere Stadt: Zn 31 Zentner Dynamit befördernder zweispän- niger Wagen, von Lugau kommend und nach > Schönborn für das dortige Bergwerk bestimmt. Ter Wagen war auf dem Wege durch die Stadl von zwei Schutzleuten begleitet." Ta schweifen die Gedanken zurück in jene Zeit, in der in Schönborn der Erde noch wertvolle Schätz« ent zogen wurden. Unser Kirchturm hat manchen schweren Wagen dieser Schätze nach Freiberg fah ren sehen und manch! wackerer Bergmann wird bei seinem Besuche in unserer Stadt zu ihm Ler- laufgefchaut haben... K. Lgr. Die Arbel« des WSW Ein Bericht -es Reichsbeaustragten Hilgenfeldt Ueber Leistungen und Aufgaben des Win terhilfswerks 1931/35 äußerte sich der Reichs beauftragte des WSW. einem Zeitungsvertrc- ter gegenüber u. a. wie folgt: „Wir stehen erst im Anfang und können noch keinen vollständigen Ueberblick über die Mittel haben, die uns zur Verfügung stehen werden. Aber ich kann bereits letzt zusichern, daß wir bis zum 31. Dezember o. I. dieselben Leistungen wie im Vorjahre geben können, wenn die Opferfreudigkeit aller, aber auch aller Bevölkerungskreise weiter so anhält wie bis her. Die Versorgung mit Kohle ist z. B. bis zu Anfang des neuen Jahres im gleichen Um fange Wie im Vorjahre fichergestellt, und bei Kartoffeln wird die Zuweisung an die Be- dü«ftigen wahrscheinlich mindestens so groß sein wie im vergangenen Winter. Nach den neuesten Zahlen sind bisher 5 311585 Zentner Kartoffeln gespendet worden. Das ist ein sehr günstiges Ergebnis des Reichs nährstandes. Es ist anzuerkennen, daß die Bauern wirklich alles getan haben, was in ihren Kräften stand. Zu den 5I Millionen Zentnern gespendeten Kartoffeln kommen dann noch rund 7,9 Millionen, die das Win terhilfswerk angekauft hat, so daß insgesamt bereits jetzt 13,2 Millionen Zentner zur Ver fügung stehen. Davon sind etwa 10 Millionen Zentner als Eisenbahnfracht im Rahmen der „Kartoffelmobilmachung" im Reiche an die Bedarfsorte transportiert worden. Diesmal war die Verteilung der Kartoffeln außeror dentlich schwierig, denn wir hatten nur wenig Zeit zur Verfügung, da aus technischen Grün den das Winterhilfswerk später als im ver gangenen Jahr eröffnet worden war. Nur der Fachmann rann voll und ganz würdigen, was bei der Verteilung der riesigen Kartoffelmen gen geleistet werden mußte. Stellen Sie sich vor, daß rund 6« oaa Wag gons mit Kartoffeln beladen in ganz Deutschland verteilt werben mutzten. Der erste Eintopfsonntag am 14. Oktober hat ein durchaus zufriedenstellendes Ergebnis ge bracht. Sein Ertrag beläuft sich auf 4 438 540 Mark. Der Durchschnittsertrag der Eintopf- ^nntage im Winter 1933/34 war 4188 000 Das Ergebnis vom 14. Oktober liegt also über dem Durchschnitt des vergangenen Jahres. -Wenn man den riesigen Umfang des Winter hilfswerks bedenkt — im Winter 1933/34 sind Werte von insgesamt 350 Millionen Mark durch das Winterhilfswerk gegangen — dann find die wenigen Fälle von Mißbräuchen ver schwindend gering, in Prozentzahlen kaum er rechenbar. Diese Paar Unregelmäßigkeiten ha ben keine Bedeutung, Man muß daran den ken, daß das Winterhilsswerk im letzten Jahr 4,1 Millionen Helfer und Helferinnen hatte, und in diesem Jahr wird ihre Zahl nicht ge ringer sein. Es ist ein sehr gutes Zeugnis, daß so wenig vorgekommen ist. In jedem sau beren Handelsunternehmen können die Ver hältnisse nicht bester sein. Zu Weihnachten wird, wie im Vorjahre, > wieder eine besondere Bescherung veran staltet. Allerdings werden wir ganz bewußt diesmal Lie Weihnachtsbescherungen in die Familie hjneinverlegen. In diesem Winter werden vom Winterhilfswerk Massenbescherungen nicht veranstaltet. Nur die Eltern werden die Gaben erhalten, wir werden die Kinder auch nicht von uns aus unmittelbar bescheren. So wird die Familie, der der nationalsozialistische Staat alle nur mögliche Unterstützung ge währen wird, auch von uns diesmal in den Mittelpunkt der Wcihnachtsbescherung gestellt. Zum Schluß hob Reichswalter Hilgenfeldt «och die wichtige Rolle hervor, die bas Win- terhilfswerk als Arbeitsbeschaffung bei der Herstellung der monatlichen Anstecknadeln und Plakctte« spielt. Grundsätze des Sparkaffenwesens Dr. Schacht Lei der Jubelfeier der Stuttgarter Sparkasse. j Reichsbankpräsident und beauftragter Reichs wirtschaftsminister Dr. Schacht sprach in AjUttgart gus Anlaß der 50iäbriaen Jubel- j feier der Städtischen Sparkasse in bedeutungs voller Form über die Grundsätze des Spar kassenwesens. Er wies insbesondere auf die gesunde Entwicklung hin, die dieses Institut genommen hat. Die gesunde Struktur des Württemberger Wirtschaftslebens sei der Stuttgarter Sparkasse ein mächtiger Verbün deter gewesen. Zu der klugen und vorsichtigen Geschäftspolitik der Stuttgarter Sparkasse ge höre es auch, daß sie ihre kurzfristigen und langfristigen Geschäfte fein säuberlich getrennt habe. Die strenge Trennung zwischen dem eigentlichen Spargeschäft und dem kurzfristi gen Geldverkehr biete zwei große Vorteile. Sie ermögliche erstens eine klare Unkostenberech nung und verhindere damit unrentable Ge schäfte, und sie verhindere zweitens, was noch wichtiger sei, eine Gefährdung der Spargelder. Wenn alle Sparkassen' die gleiche Unterschei- Sung ebenso deutlich vorgenommen hätten, dann hätte im Jahre 1931 nicht jene Spar kaffenkrisis eintreten können, die die Reichs- Lank zwang, mit so außerordentlich großen Mitteln einzuspringen. Dr. Schacht fuhr dann wörtlich fort: „Ich ergreife gern die Gelegenheit, um in einigen Worten meine Auffassung über diese Dinge auszusprechen. Mein Bestreben geht nicht da hin, die Tätigkeit der Sparkassen aus irgend welchen besonderen wirtschaftspolitischen Ge sichtspunkten heraus einzuengen. Das soge nannte kleinere und mittlere Kreditgeschäft soll den Sparkassen in keiner Weise genommen werden. Die Sparkassen haben in früherer Zeit auf diesem Gebiete wichtige Dienste ge leistet und sollen es auch in Zukunft tun. In dessen, die besondere Struktur der Sparkassen erfordert besondere Maßnahmen. Die öffentlichen Sparkassen haben vor den übrigen Geldinstituten den großen Vorteil voraus, datz sie die Haftung der öffentlichen Körperschaften hinter sich haben. Diese Haf tung bildet ein Vorrecht, aber auch eine Ber- pflichtung. Der Umstand, datz eine Sparkaffe praktisch nicht in Konkurs gehen kann, darf keinesfalls dazu fuhren, datz die Sparkaffq un solide wirtschaftet. Sie muß sich vielmehr ihrer Verantwortung zur sorgfältigsten Geldanlage nur nm so stär ker bewußt fein. Es darf nicht wieder Vor kommen, daß im Falle einer Kreditkrise der artige, den Geldmarkt und die ganze Kredit organisation beeinträchtigenden Maßnahmen nötig werden, wie dies im Jahre 1931 der Fall war. Die Reicksbank ist arundsädlick be reit, bei der bevorstehenden Neuregelung des Kreditwesens eine stets bereite Ausnahme stellung für die Liquidität der Sparkassen zn bilden, aber sie kann das nur tun, wenn eine solide Anlagepolitik der Sparkassen gewähr leistet ist. Die vornehmste Aufgabe der Sparkaffen be steht demnach wie vor dem Kriege so auch jetzt darin, die ihnen zuflietzenden Spargelder in sicheren Werten des Kapitalmarktes anzule gen. Wenn daneben die Betätigung der Spar kassen auf anderen Gebieten des BankverkehrS in den letzten zwei Jahrzehnten eine stärkere Entwicklung genommen hat, so zeigt gerade die Stuttgarter Sparkasse, wie richtig es ist, diese beiden Geschäftsarten getrennt zu behan deln. Es liegt der Reichsregierung völlig fern, den Sparkassen Altbewährtes zu neh men, aber es ist notwendig, die moderne bank mäßige Betätigung in einem gesunden Ver hältnis zu der ureigensten Aufgabe, nämlich der Verwaltung der Spargelder zu halten und diese Betätigung mit den Notwendigkei ten der gesamtdeutschen Währungs- und Kre ditpolitik in Einklang zu bringen. Die Herstellung eines den Aufgaben des nationalsozialistischen StaatcS angepatzten Geld- und Kapitalmarktes muß somit das Kernstück einer jeden Neuordnung auf dem Gebiete des Kreditwesens sein." In seinen weiteren Ausführungen wies der Vortragende darauf hin, daß wir wieder von der leidigen Gewohnheit loskommen müssen, aus Mangel an Vertrauen Gelder nach Mög lichkeit schnell greifbar und kurzfristig anzu legen und damit, wenn auch unbewußt, der deutschen Wirtschaft das für ihren Wieder aufbau so unerläßliche langfristige Kapital vorzuenthalten. Hier haben die Sparkassen als die größten Kapitalanlegcr ein dankbares Aufgabenge biet. Sie sind in der Lage, die Ersparnisse, die ihnen von einer vertrauenden Einlegerschaft gebracht wurden, in langfristiger Form zur Milderung der dringenden Kapitalnot der Wirtschaft zu verwenden. Kauf schafft Arbeit! Darum kaufe, wer kaufe» kam»!