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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 28.11.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193411282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19341128
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19341128
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-11
- Tag 1934-11-28
-
Monat
1934-11
-
Jahr
1934
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Kurzer TagesWegel Der Führer und Reichskanzler hat dein Verkagsbuchhändler JMus Friedrich Leh mann in München, anlätzttch seines 70. Ge burtstages den Avkerschrkd des Reiches ver liehen. In der groben Maschinenhalle der AEG in Berkin feierte die NSGi „Kraft durch Freude" ihr einjähriges Bestehen. Reichsminister Dr. Goebbels hob dabei dis Bedeutung, die das bereits im ersten Jahrs beispiellos gewaltige Werk „Kraft durch Freude" für die BerwirMchung des national sozialistischen Gedankens gehabt habe, hervor. Der Stellvertreter des Führers, Rudoff Heb, überbrachte die Grübe des Führers, der es bedauere an diesem Abend nicht bei den Ar beitern verweilen zu können. Wir Deutschen vollen so wenig den Krieg, wie Me andere» Menschen, die ihn kennten. Dr. Ley erstattete einen groben Rechenschaftsbericht. In Berkin begannen am Dienstag zwischen der Reichsregierung und Vertre tern der Regierungskommission des Saargebietes Verhandlungen, die die Frage der Regelung der Verhältnisse der Beamtenschaft bei der Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich Zum Ge genstand haben. Die Studierenden der Berliner ^Universität veranstalteten im Vorhof des sUniversitätstzebäudes -eine Kundgebung, unv gleichzeitig im Namen der gesamten reiche- deutschen Studentenschaft gegen das Vorgehen der tschechischen Studenten rn Prag seierkWt Verwahrung einzulegen. Es läbt sich km Augenblick nicht absehen, wann die Saarverhandlungen in Rom abgeschlossen werden können. Man hofft jedoch von Seiten des Dreierausschusses, daß die Uebersiedlung nach Genf am Freitag öder Sonnabend erfolgen kann. Am heutigen Mittwoch findet im engli schen Unterhaus eine grobe Rü st ungsaussprache statt. Außenminister Simon wird eine wichtige Erklärung während der Aussprach; abgeben. Der englische Botschafter in Ber lin unterrichtete die Reichsregierung in freund licher Form über die Erklärungen, die dis britische Regierung am Mittwoch im Laufs der Unterhaus-Aussprach: abzugeben gedenkt. sGleichzeitkg hatte m London Außenminister Simon mit dem deutschen Botschafter eins Unterredung. Der französische Ministerpräsi dent Flandin sprach am Dienstag abend vor der französischen Wirtschaft?- und In dustrievereinigung über die allgemeine Wirt schaftskrise und die Mittel Zu ihrer Behebung. Die französische Kammer verabschie dete den Haushalt der Kriegsmarine und des LuftfahrtminlisteriumS, Der Kriegsmarine- Mim'ster betonte dabei, daß der Rückstand im französischen Fkottenbau unbedingt emgeholts Werden müsse. SHs-l ö öS Gaarverhandlungen in Berlin NeaMesfkagea Berkin, 37. II. In Berlin begannen heut« zwischen der Reichßregisrung und Ver tretern der Regierungskommission des Saar gebietes Verhandlungen, die di« Krage der Regelung der Verhältnisse der Beamtenschaft bei der Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich zum Gegenstand haben. Dle kaakvtthandlMlien in Rom Rom, 27. 11. Die Saarverhandlungen kN Rom nahmen am Dienstag ihren Fortgang. Es läßt sich im Augenblick mW absehen, wann sie abgeschlossen werden können, jedoch hofft man von Seiten des TreierausschusseS, daß die Uebersiedlung nach! Gens am Freitag oder Sonnabend erfolgen kam. Zwei Polizeiheamie im Saargebiet schwer mWandslt Die Einheitsfront im Saargebiet sucht mit verzweifelten Mitteln ihrem verlorenen Spiel einen letzten Auftrieb zu geben. Je weniger zugkräftig die Parole oes Status quo wird, le enttäuschender die römischen Saarverhand lungen verlaufen, um so mehr fühlen sich die Separatisten verpflichtet, zu terroristischen I Mitteln »« greifen, um ihrer ständig zusaur» i uienschmelzenden Anhängerschaft den Beweis 7 ihres Vorhandenseins und ihrer Aktivität zu I liefern. So kam eS bei einer antifaschistischen Kundgebung im Saalbau zu Saarbrücken, bet der sich, wie stets, sämtliche Anhänger aus den umliegenden Grenz- und Nachbarorten zwecks Saalfullung ein Stelldichein zu geben hatten, »u einer Zusammenrottung von etwa 70 Ver sammlungsteilnehmern, die sich zu einem ge schloffenen Zuge formierten und unter Absin» gung der Internationale die Straßen durch zogen. Beim Einbiegen in eine Straße versuchten zwei Polizeibeamte, den Zug unter Anwen dung des Gummiknüppels aufzulösen. Die se paratistischen Radaubrüder widersetzten sich jedoch tätlich der Aufforderung der beiden Be amten, indem sie mit Stöcken und Schlagwerk- zeugen auf sie einschlugen. Dabei wurden beide Beamten erheblich verletzt. Kurz danach er- schien der Emigrantenkommissar Machts mit einem Ueberfallkommando. Noch vor seinem Erscheinen stürzten sich die Separatisten aufS neue auf die beiden Polizeibeamte« und rich teten sie mit Fusstritten übel zu. Als Herr Machts eingetroffen war, hatte sich der Zug bereits aufgelöst. Trotzdem gelang es der Polizei noch, zwei Radaubrüder wstzuneh- men, die jedoch später wieder freigelaffen wur den, bezeichnend für die Persönlichkeit des füh renden Emigrantenkommissars Machts. Großes Aufsehen erregt der Tod eines jugo slawischen Journalisten Petrowisch, der in einem Hotelzimmer im Londoner Fremden viertel Soho gasvergiftet aufgefunden wurde. Wie die Blätter melden, soll sich Petrowitsch ständig durch Agenten einer balkanischen Ge heimgesellschaft bedroht gefühlt haben. Am vorigen Mittwoch hatte Petrowitsch einen Ausweisungsbefehl erhalten, der jetzt in Zu sammenhang mit dem Selbstmord gebracht Wird, da Petrowitsch, wie durch Zeugenaus sagen bekundet wurde, in ständiger Angst um sein Leben schwebte. Ein Vertreter des Lon doner „Daily Expreß" hat in der Zwischenzeit einen Mann gesprochen, der am Tage vor der Ermordung des Königs Alexander eine Un terhaltung mit Petrowitsch im Lesezimmer des Britischen Museums hatte. Bei Lieser Gelegenheit ließ Petrowitsch fol gende sensationelle Bemerkung fallen: „König Alexander wird niemals England erreichen; er wird sterben, bevor er den Boden Frank reichs verlässt." Der Gewährsmann des „Daily Expreß" fügt hinzu, er hätte nicht den Eindruck gehabt, daß Petrowitsch selbst ein Mörder oder Angehöri ger einer Mordorganisation sei, aber er wußte sicherlich mehr über die Geheimgesellschaften des Balkans als sonst irgendein Mann in Europa. Sensationeller Selbstmord in London An serbischer Journalist vergiftet aufgefunden seine genaue« Kenntnisse von dem Mord in Serajewo 1914 waren geradezu erstaunlich. Er wußte auch eine Menge über die Tätigkeit der „Schwarzen Hand" in Serbien. /.Ich hatte den Verdacht," fügte der Ge währsmann hinzu, „daß Petrowitsch Mitglied der Schwarze-Hand-Gesellschaft war. Er sagte mir, daß er binnen 24 Stunden tot sein würde, falls er den Boden Jugoslawiens betrete. Er lebte in ständiger Furcht vor der Ogpu Jugo slawiens. England war seine einzige Zu fluchtsstätte." Da seine Bitten an König Alexander, ihn wegen der wertvollen Dienste, die er dem Va terlande leisten könne, in die Diplomatie Ju goslawiens einzustellen, nicht erfüllt wurden, zweifelte er daran, sich je wieder rehabilitiert zu sehen. Die Wirtin Petrowitschs konnte noch einige Erklärungen abgeben, die ihr Pe trowitsch über den Tod eines gewissen Po- powitsch gemacht habe. Popowitsch hatte sich als Prinz Milo von Montenegro ausgegeben und war einige Wochen zuvor unter mysteriö sen Umständen vergiftet worden. Das sei das Werk einer geheimen Gesellschaft gewesen, habe Petrowitsch erzählt, die ihre Opfer mit einem geheimnisvollen orientalischen Gift beseitigt habe, das keine Spuren im Körper zurückläßt. Er werde der nächste sein, der diesem Gift zum Opfer falle. Petrowitsch habe dann tat sächlich mehrere Male telephonische Drohun gen erhalten. „Eine der wichtigsten Aussprachen" London, 28. 11. j Funkspruch, j In der „Times" wird gesagt, heute nachmittag werd« «ine der wichtigsten Debatten de; gegenwär tigen Parlaments stattffnden. Bei den Mft- ykiedern des Unterhauses herrsche die Ueber- zeugung, daß die Zeit gekommen ist, wo dem Hause alle Nachrichten vorgelegt werden soll ten, die über die Aufrüstung Deutschlands verfügbar seien. Es verlaute, daß Churchill und seine Freunde die Zeit fiir reif hielten, der Allgemeinheit das vorliegende Nachrich- tenmaterkal zu unterbreiten.' Es sei vereinbart Morden, daß Baldwin, der der Haupt- fprecher der Regierung sein werde, sofort auf Churchills Rede antworten werde. Es werde erwartet, daß er erklären werde, nach Ansicht der Regierung müsse die Duvchssüh- rung des Programms für die Verstärkung der Luftwaffe beträchtlich beschleunigt werden. Man fei sich der Gefahr bewußt, daß Kritiker der Nationalen Regierung die Geleoenheit be nutzen würden, einen neuen „Friedens- oder Kriegspropagandafeldgug" zu beginnen. Aber die Minister seien sich einig darüber, daß der gegenwärtigen Lage begegnet werden müsse. Simon werde die Debatte abschließen. Ein Liberaler habe einen Abänderungsantrag M Churchills Mb-änderungsantrag eingebracht. der erkläre, daß di« wahre Verteidigung des bri- tiscben Reiches in kollektiver Sicherheit ver mittels des Völkerbundes lieg«. Es werde aber allgemein gehofft, daß die Debatte sich nicht über das ganze Feld der auswärtigen Ange legenheiten erstrecken, sondern auf die Pro bleme beschränken werd«, di« durch Deutsch lands Aufrüstung geschaffen worden seien. Die Kimmung der britischen vessentliMeit London, 28. 1l. fFunkspruch.) Tie Preis« widmet der heutigen Unterhaus-Aussprache über die Rüstungen viel Raum. Churchills Abänderungsantrag zur Antwortadresse auf die Thronrede, in dem eine Vermehrung der britischen Rüstungen, besonders in der Luft, gefordert wird, und der gestrige Besuch des britischen Botschafters in Berlin beim' Reichs- außemninistsr sowie die Zusammenkunft zwi schen dem Staatssekretär des Aeußeren, Simon, und dem Botschafter von Hoesch -lenken die allgemeine Aufmerksamkeit ans die deutsche Wehrlag«. Der politische Mitarbeiter Les Arbeiterblattes „Daily Harald" beschuldigt die britische Regierung, sie wolle dies« Frage zum Vorwand für ein« Verstärkung der btttischett Rüstungen benutzen. In einem Lettauss-atz sagt das Blatt, die Politik der Regierung widerspreche durchaus der Stimmung der britischen OeffentliWeit. Französischer Kriegsmarine- und Lust- fahrthaushalt verabschiedet Paris, 27. 11. Dis französisch: Kammer verabschiedete am Dienstag den Haushalt der Kriegsmarine und des LuftfahrtminDeriumss. Kriegsmarinemimster Pi-etri dankte dem Marineausschutz, dah es gelungen sei, die Er fordernisse des Haushalts mit der Landes verteidigung in Einklang zu bringen. Er wünsche schon jetzt darauf hinzuweisen, daß der Bau von groben Einheiten in Frankresch weder auf technische noch auf finanziell« 'Schmierigkeiten stoßen werde. Er. sei aber der Ansicht, daß Frankreich sein Hauptaugen merk auf stark geschützte Einheiten richten müsse. Große Anstrengungen müßten auf dem Gebiet der Marinelüftfahrt gemacht werden. Der Rück gang im französischem Fkottenbau müsse un bedingt emgehott werden. Die fr-anzösischÄ Kriegsmarine werde bald über die besten schweren Wasserflugzeuge verfügen. Der Flug zeugträger „Bearn" werde mit 'ÄpP-aratm aus gerüstet werden, die wett mehr als 300 Stun denkilometer entwickeln könnten. Bei der Be ratung des LustfahrthaushaAes beklagte sich ein Abgeordneter über unangebrachte Ver öffentlichungen über die Entwicklung der fran zösischen Militärluftfahrt. Es sei bedauerlich, daß auf der Internationalen Luftsaßriaus- Miung in Paris die neunten französischen Kampfflugzeuge gezeigt würden, woraus die ausländischen Beobachter wichtige Schlüsse ziehen könnten. Lustfahrtminister General Tema in führte unter anderem ans, daß die „Inflation" der französischen Flugzeugindustrie durch einen immer stärkeren Zusammenschluss behoben würde; etwa nenn Zehntel der Industrie seien bereits zusanimengeschlössen worden. Menn sie in ihrer jetzigen Form nichts leiste, so werde man sie zur Ordnung rufen und andere Finnen unterstützen. Tie Frage der Industriemobffnmch- ung hab« eine Aenderung-erfahren. Bicher habe man große Lager fertigen Materials unterhal ten, um die Umstellung der Industri: im Kriegs fälle auf beschleunigte Herstellung ab-wx^ zu rönnen. Taher komme es, daß Frankreich über ein außerordentlich umfangreiches Material ver füge, datz aber zum grössten Teil veraNet sei. Nach dem Dreijahresplan werd« jetzt ein drittel des Matermls erneuert, die Velds» anderen Drittel sollen später durch noch mo derner« Modell« ersetzt werden. General De- m-ain erklärte, Indiskretionen kämen zum größten Teil aus Kreisen des 'Versuchspersonals und der Migzeugerbauer. Wenn Frankreich über ein Luftfahrtarsenak verfüge, können die «Versuche streng geheim durchgesührt werden, heut« fänden sie auf den öffentlich-en Flug plätzen statt. Arleasmlnister Maurin über die französW'amttlkanWe Freundschaft Paris, 28. 11. HFunlspruch) Kriegsmmi- ster General Maurin war am Dienstag abend Gast auf einem von einer Vereinigung ehe maliger amerikanischer Frontkämpfer veran stalteten französisch-amerikanischen Festessen. Maurin würdigte in einer Ansprache di« mili tärischen Leistungen des amerikanischen Expe ditionskorps mährend des Krieges und führte dann aus, daß, sich zwischen Amerika und Frankreich nach dem Krieg« «kn auf der Ver schiedenheit beider Länder beruhendes Unver ständnis habe geltend machen können. Man könne nicht gleiche geistige Einstellung bei einer alten Nation m verhältnismäßig engen Gren zen und bei einem ungeheuren Kontinent, wie ihn die Vereinigten Staaten bewohnten, er warten. Ta aber bei denen, di« gemeinsam den Krieg geführt hätten, im« Grunde des Herzens eine große gegenseitige Hochachtung bestehen bleibe, könnten die auf wirtschaft lichem Gebiete austretenden Meinungsre fstie- denheiten die französisch-amerikanisch« Freund schaft in keiner Weise stören. Man müsse in Friedenszetten das System der Verbindungs offiziere, das während des Krieges sich so bewährt 'habe, anwenden. AUf beiden Seiten bemühe man sich darum und er wünsche die sen Bestrebungen vollen Erfolg. Japan Waal Frankreich und Italien KSndignna des Flottenabrommens vor Tokio, 27. 11. Wie die Telegraphenagen tur Schimbun Rengo mitterlt, empfing Autzen- minister Hirota am Dienstag den französi schen Geschäftsträger und den italienischen Bot schafter, um ihnen im Namen seiner Regierung den Vorschlag zu machen, sich der Kündigung des Washingtoner Flottenabkommens durch Japan anzuschlietzen. Die beiden Diplomaten haben dem Außenminister mitgeteitt, daß sie dieses Ersuchen sofort nach Rom bzw. Paris weiterleiten werden. Zu dieser Nachricht wird von amtlicher Seit« in Tokio erklärt, datz die Kündigung des Was hingtoner Flottenabkommens durch Japan ein« politische Notwendigkeit sek, auf die «s »M verrichten könne. Da auch Hk« GrohmSch« Frankreich und Italien, den Veremitzte« Stach» ten unv England Hinsicht!ich der Wottenfiär^ nicht gleichgestellt feien, Halle die japanisch« Regierung ein« gemeinsam« Aktion mit Fran« reich und Italien zur Erlangung der Glei^ berechtigung in der FLottensrage für zmeA mäßig. Amerikanischer Protest Eine Note a« die ReichSregierung. Die Washingtoner Regierung veröffentlicht eine Note an die Reichsregierung, in der er« neut gegen die angebliche Diskriminierung amerikanischen Privatgläubiger und Jnhabe« deutscher Wertpapiere Protest erhoben wird. In der Note wird behauptet, Lie Ansicht Deutschlands, Latz Schulden nur durch de« Erlös der Ausfuhr nach Lem Gläubigerland bezahlt werben könnten, sei gefährlich und «nannehmbar. Diese Ansicht verlagere das Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldnev und versuche, einen neuen Grundsatz aufzu - stellen, nach dem ein Schuldner seine ganzen Auslandsschulden eigenmächtig streichen und den Gläubiger aus dem Clearingverfahren abdrängen dürfe, ihn also zwingen könne, Waren zur Bezahlung der Schuld anzuneh men. Hiervon abgesehen stehe jedoch fest, daß bas Reich die amerikanischen Gläuöiger schlechter behandele als die anderer Länder. Die ameri kanische Negierung könne den Glauben nickt aufgeven, daß die Reichsregierung diese Poli tik durch gerechtere Maßnahmen ersetzen werde. Die vorstehend wiedergegebcne Argumenta tion der amerikanischen Note gebt an dem Problem vorbei. Es handelt sich nicht darum, daß die Beziehung zwischen Gläubigern und Schuldnern durck die Frage nach dem Ver hältnis des Warenaustausches zwischen Deutschland und den einzelnen Glaubigerlan- dern verlagert wird, sondern um die re,« praktische Frage, wie die von den deutsche« Schuldnern in Mark aufgebrachten Zinsbe träge transferiert werden können. Wen« Deutschland in seiner gegenwärtigen Lage di« hierfür erforderlichen Devisen nicht aufbrin gen kann, so ist eben das einzige Mittel, den Transfer zu ermöglichen, eine Steigerung de» deutschen Ausfuhr. Alle bisherigen Versuche der deutschen Regierung, zu Verhandlungen hierüber mit der Regierung der Vereinigten Staaten zu gelangen, find jedoch vergeblich gewesen. Im übrigen ist die Schuldenfrage durchaus nickt ein rein deutsches Problem. Gerade die Vereinigten Staaten haben For derungen an zahlreiche Länder, die ebenso wenig wie Deutschland in der Lage sind, ihre Zinsverpflichtungen an Amerika in Devifen zu erfüllen. Das beweist schon die Tatsache, daß die amerikanische Regierung es für not wendig erachtet hat, an die Regierungen aller Schulonerländer gleichlautende Zahlungsauf forderungen zu richten. Gegen -le Aeberorganisatton Bor einiger Zeit hat der Reichsministev Dr. Goebbels — wie berichtet wird — den Brief eines Radiohändlers erhalten, in dem Lieser dem Minister auseinandersetzte, wie» vielen Organisationen er Beiträge leiste« müsse. Der Minister hat sogleich daS Notwen dige veranlaßt und dem Radiohändler ist ge holfen worden. Der Brief hat aber einen be achtenswerten Hinweis gebracht auf Klagen^ die heute vielfach laut werden. Es ist zu Hof», fen, datz es sich hier zu einem Teil um Ueber- gangserscheinungen handelt. Die führende« Stellen haben sich jedoch ausdrücklich gegen jede Art von Ueberorganisation gewandt. Wir haben jüngst von autoritativer Stell« gehört, daß man sich mit aller Macht gegen Organisationen wenden wird, die um ihrer selbst willen da sind, und daß man darauf dringt, daß überall die notwendige Spar samkeit Waltet. Wenn schon eine Organisa tion sein mutz, dann genügt ja Wohl ein Syn dikus, eine Stenotypistin, ein Schreibtisch und eine Schreibmaschine. Es brauchen aber keine grotzen Autos, feuersichere Geldschränke und keine Riesenkarteien zu sein. Auch hier ist eS die Persönlichkeit, und nicht die Ueberorgani- fation, die der Sache dient und dem Reich« nützt. Msenschiebimgen in Rußland Sechs Millionen Rubel Schaden. - Zahl reiche Verhaftungen. Den sowjetrussische« Untersuchungsbehör den ist es gelungen, riesige Schiebungen und Fälschungen beim sowietxussischen Textiltrust in Charkow zu entdecken. Es handelt sich um einen der größten Unterschlagungsfälle, de« sich in der Sowjetunion bisher ereignet haL Nach den bisherigen Feststellungen wurde di« Bilanz der Gesellschaft für das Jahr 1933 voll- ständig gefälscht. Von den verbuchten Einnah men und Ausgaben stimmt keine einzige Zahh obwohl die Bilanz von zwei Kommissionen ge prüft wurde, die wochenlang an der Prüfung arbeiteten, ohne die Schiebungen entdecken z« können. Die angeschuldigten Beamten haben sich sogar die Frechheit erlaubt, sich vom Staat Geldprämien für „besondere Leistungen" a« Wiederaufbau geben zu lassen. Die Steuerbe hörden wurden um 1 Million 200000 Rubel geschädigt. Weiter hat die Gesellschaft etwa 100 000 Rubel Bestechungsgelder erhalten. Di« Bande hat außerdem für eine halbe Million Waren verschenkt. Um die Sympathien der ukrainischen Behörden zu gewinnen, hat di« Bande zahlreiche Geldgeschenke gemacht; di« Ramen der Empfänger werden jetzt festgestellt. Rach den bisherigen Mitteilungen betrage« die Verluste des Staate- über 6 Millionen Rubel. ES wurde» zahlreich« Verhaftung«» «voraenommen.
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