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7 !r 7^ ^>712^ ^Ä^Wx-- aus ihm zu gewinnenden Spattprodukte «ne Io kostbare Angelegenheit geworden, daß die Teerproduzent«! sich entschlossen haben, den gesamten Teeranfall Deutschlands zusammen- zufassen, um ihn den Destillationen zuzufüh ren, di« auf Grund ihrer technischen Aus rüstung in der Lage sind, ihn restlos aus zunützen. Die aus dem Steinkohlenteer gewonnenen Produkte sind ja im allgemeinen bekannt aus dem berühmt gewordenen Plakat, auf dem ein Baum mit vielen Aesten dargestellt ist, dessen Wurzelstock die Steinkohle und dessen Stamm in seiner unteren Hälfte das eine Ausgangsprodukt, Rohgas, und in seiner oberen Hälfte die Rohbenzole darstellt, wäh rend die einzelnen Aeste die vielen Spaltpro dukte des Steinkohlenteers bezeichnen. Aus diesem in jeder Schule und in fast jeder Be hörde aushängendem Plakat hat jeder irgend wie seine Kenntnisse über die Vergasungs- produkte der Kohl« erworben. Lediglich die Vorstellung über die volkswirtschaftliche Wichtigkeit der einzelnen Produkte bedarf hier einer erheblichen Korrektur. Benzol und Schwefel Im Vordergrund des Interesses steht heule zweifellos das Benzol als Lösungsmittel für die Kautschuk- und Fettgewinnung und in der Verwendung bei zahllosen Farbstoffen. Daneben spielt es eine sehr große Rolle als Kraftstoff im Automobilbetrieb. Das im deutschen Handel befindliche Venzolgemisch (Benzol, Benzin und Spiritus) ist sehr be liebt wegen seiner lehr guten Fahreigenschaf ten. Leider ist der deutsche Benzolanfall verhältnismäßig gering, wenn er auch in den kommenden Jahren erheblich gesteigert wer den wird. Die deutschen Kokereien lieferten 1933 etwa 230 000 Tonnen und die Gaswerke etwa 20 000. Diese Produktion wird bei den Kokereien auf etwa 300 000 Tonnen und bei den Gaswerken auf rund 50 000 Tonnen er Gold aufs Dach geschmiert Geschichten aus aller Welt Toionaüer im Minter sehr des Preßzettstoff anstatt Stahl Ein anderes in den letzten Jahren wichtig gewordenes „Nebenprodukt" Poesie statt Veronal In der „Revue de France" veröffentlicht Madame Lucie Guillet einen eigenartigen Aussatz, in dem sie sich mit der medizinischen Heilkraft der — Poesie beschäftigt, insbeson dere, wenn sie Menschen mit Nervenleiden „verschrieben" wird. „Die Poesie", sagt Mmc. Guillet, „wirkt durch drei vexschiedene Mittel auf die Nerven: durch ihren Rhythmus, ihren Klang und ihren Gedankeninhalt, Ich habe in gewissenhaften langjährigen Beobachtungen festgestellt, daß die rhythmischen Einflüsse auf nervöse Men schen von der Zahl der Verse und der Stelle der Caesur abhängig sind. Ein Alexandriner, der in zweimal sechs Versfüße zerfällt, ist ein ausgezeichnetes Mittel, regelmäßige At mung zu üben. Wenn er zwei. Atempausen enthält, also in dreimal vier Versfüße zer fällt, wirkt er noch beruhigender. Fünf-, sechs-, sieben-, acht- und neunfüßige Verse müssen dagegen individuell angewandt werden. Im allgemeinen sind sie das wirksamste Heil mittel gegen asthenische Melancholie. Diese Einteilungen können künstlich erscheinen, aber ich habe sie an vielen Bekannten erprobt und als ausgezeichnete Heilmittel festgestellt. Eine sehr nervöse Freundin von mir hat sich stets beruhigt und entspannt gefühlt, wenn sie eine Strophe aus drei Alexandrinern und einem Sechsfüßler gelesen hatte." Madame Guillet beschreibt dann eingehen der noch einige Fälle, in denen z. B. Schlaf losigkeit erfolgreich mit der Lektüre von zwölf- füßigen Versen mit regelmäßiger Caesur be kämpft wurde, und als Muster für diese „Me dizin" empfiehlt sie Boileaus „Art Poetigue". Es dürfte keine neue Entdeckung der Ma dame Guillet sein, daß gewisse Arten von Ge dichten das beste Mittel gegen Schlaflosigkeit darstellen. Ein Mittel gegen die Grippe? In der englischen medizinischen Zeitschrift „The Lancct" veröffentlicht eine Gemeinschaft von Forschern der medizinischen Laboratorien von Mill Hill die Ergebnisse ihrer Arbeiten, die ein wesentlicher Fortschritt auf dem Wege zur Grippebekämpfung sind. Die Hauptent deckung besteht in der Erkenntnis der Tat sache, daß die Maus für den Erreger der menschlichen Grippe empfänglich ist. Ein sehr kleiner Tropfen der Giftlösung, der in die Nasenlöcher einer Maus eingeführt wird, ent wickelt in dem Tier die Grippe. Es sind ge nügend Untersuchungen angestellt worden, nm sicher zu sein, daß es sich hier nicht um ein Zu fallsergebnis handelt, sondern daß eine wirk liche Empfänglichkeit vorliegt. Weiter ist her ausgefunden worden, daß die Wirkung des Giftes auf die Maus durch ein Gegcnserum aufgehoben werden kann. Fünf Tiere, die eine genau abgewogene Mischung aus dem Gift und dem unverdünnten besonderen Gegenserum erhielten, lebten weiter, während die anderen, denen dieser Schutz nicht zuteil wurde, der Grippe erlagen. Die überlebenden Tiere wa ren jedoch nach einer Frist von weniger als 14 Tagen wieder für die Krankheit empfäng lich; die Immunität hält also nicht sehr lange an. Das bei diesen Forschungen angewendete Serum ist für die ganze Frage der Gripve- verhütung offensichtlich von größter Bedeu tung, wenn der gegenwärtige Bericht über die durchgeführten Untersuchungen auch mit eini ger Zurückhaltung bemerkt, „daß die Einzel heiten erst später veröffentlicht werden kön nen". Die bei den Mäusen experimentell er zeugten Krankheiten gleichen in ihrem Verlauf den Grippeerscheinungen beim Menschen, je doch mit einem nicht unwesentlichen Unter schied; die Ansteckung wird nämlich nicht durch Berührung von Tier zu Tier übertragen. Steinkohlenteers ist das Kunstharz. Neben der Jute bezw. Papier, das heute — nicht etwa als „Ersatzstoff" — immer stärker an die Stelle von Jute tritt, ist das Kunstharz der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von Preßzellteilen, die heute in der Automobil fabrikation und auch sonst eine ganz große Rolle spielen. Aus diesem Preßzellstoff, der im Prinzip nichts weiter ist als eine unter sehr hohem Druck aufeinandergepreßte und durch Kunstharz zusammengeklebte Schicht von Jutegeweben bezw. Papierbogen, wer den Zahnräder hergestellt, die die Festigkeit des Stahls, aber eine wesentlich höhere Le bensdauer besitzen und noch dazu den Vor teil bieten, daß man bei ihrer Verwendung im Zahnradgetriebe einen geräuschlosen Gang erzielen kann. Man läßt also ein Stahlrad gegen ein Preßzellrad laufen und umgekehrt. Ferner stellt man heute aus böht werden. An diesen Zahlen erficht man, oaß di« Kokereien fast resttos mit den ent sprechenden Benzo lgewi nnung sa nlagen aus gestattet sind, während es bei den Gaswer ken hieran noch wesentlich mangelte. Berlin nutzte z. B. di« Benzolgewinnungsmöglichkeit nur bis zu 60 Prozent aus und Ist jetzt da bei, die noch erforderlichen Anlagen einzu bauen. In anderen Gaswerken sicht es ähn lich aus. Des weiteren dürfte allgemein interessieren, daß die Schwefelgewinnung aus Steinkoh lenteer heute von besonderer Bedeutung wird, da wir uns damit weitgehend von dem ausländischen Schwefelbezug frei machen können. Ammoniak dagegen, früher eins der bekanntesten Steinkohlen-Nebenprodukte, hat in seiner volkswirtschaftlichen Bedeutung den Rang abtreten müssen an den aus der Luft gewonnenen" Stickstoff. Anfang Dezember (5. 12. 1934) fin det in Berlin eine Tagung der Gas- Fachleute statt, auf der das Thema: „Gas in Deutschlands Wirtschaft und Verkehrswesen" von hervorragenden Fachleuten unter den verschiedensten Gesichtspunkten abgehandelt werden wird. Im Publikum hatte sich schon seit gerau mer Zeit der Gedanke festgesetzt, daß die Ver wendung von Gas, — ja daß die Vergasung der Kohle überhaupt — gleichgültig wie das Gas und di« anfallenden Nebenprodukte ver wendet würden, ob im Haushalt oder in der Industrie, zu den unmodernsten und über lebtesten Dingen gehöre. Daß gerade das Gegenteil der Fall ist, und daß die Ver aasung der Kohle und die Aufbereitung ihrer NÄ>enprodukte zu den volkswirtschaftlich wichtigsten Dingen gehören kann heute nicht ost genug betont werden. Die Gaswirtschaft ist heute technisch an einem Grade der Voll kommenheit angelangt, daß wir all unsere Vorstellungen, die sich im Verlauf der letz ten Jahrzehnte in Laienkreisen gebildet hatten, nahezu völlig in das Gegenteil ver kehren müssen. Was früher als Hauptpro dukt erschien, das Leuchtgas, zur Verwen dung im Haushalt und in der Straßenbe leuchtung, kann heute schon als Nebenprodukt bezeichnet werden, und was früher als Ne benprodukt abfiel, der Steinkohlenteer, ist heute das Ausgangsprodukt für di« notwen digsten Rohstoffe vieler Wirtschaftszweige. Das schwarze Gold Wenn auf einer Tagung von Gasfachleu ten einmal das Wort fiel, daß im buchstäb lichen Sinne „Gold aufs Dach geschmiert wiiL", wenn Steinkohlenteer heute noch in Massen zum Teeren von Dächern Verwen dung findet, dann ist es in keiner Weile über- trieÄsn. Der Steinkohlenteer ist wegen der Preßzellstoff Druckrohre und ähnliche Leitun gen her, die dort Verwendung finden, wo das zwar billigere, aber im Gewicht schwe rer« Eisenrohr nicht gebraucht werden kann. Ein äußerst interessanter und kaum glaub licher Verwendungszweck bietet sich für die sen Preßzellstoff als Ersatz für Lagerschalen. Jede sich schnell drehend« Achse, zum Beispiel die Achsen der Eisenbahnräder, oder eine Transmissionswelle usw., laufen in Lager schalen, die, soweit sie nicht mit Kugellagern ausgerüstet sind. Weißmetall enthalten. Dies« Weißmetallager kann man heute ohne weite res durch Lager ersetzen, die aus Preßzell- stoff hergestellt sind und gegenüber dem Weitz- metallager nicht nur die Unverwüstlichkeit voraus haben sondern auch die Ersparnis an Schmieröl, da diese Lager merkwürdigerweise mit Wasser geschmiert werden müssen. Ge rade an diesem Beispiel wird einmal recht deutlich, wie sinnlos es ist, vor „Ersatzstof fen" Angst zu haben, denn das sind ja über haupt keine Ersatzstoffe mehr sondern tech nische Errungenschaften, die altgewohnte Fa brikate und Methoden geradezu in den Schat ten stellen. " Leuchtgas als Autoantrieb Soweit interessante Einzelheiten aus der heutigen Verwendung der Stem kohlen- Spaltprodukte. Auch di« Verwendung des Gases macht eine wesentliche Wandlung durch. Zwar ist auch heute noch der Gas verbrauch in den Haushaltungen (das Haus haltgas) das finanzielle Rückgrat für dl« Werke und besonders für di« städtischen Etats — lieferten doch z. B. die Städtischen Gas werk« in Berlin in den Jahren 1924 bis 1933 insgesamt 120 Millionen RM Ueber- schüsse —, darüber hinaus aber bemüht sich die Industrie, die ideal« Wärme- und Kraft quelle, die das Leuchtgas darstellt, auch für Lie Industrie und insbesondere für den Fahr antrieb immer weitgehender nutzbar zu ma chen. Bekannt sind die Versuche mit verdich tetem Gas, das. in Stahlflaschen abgefüllt, den Benzinantrieb beim Automobil ersetzen soll. England und Frankreich sind bei die len Versuchen uns vorangegangen, und das Problem kann an sich als gelöst betrachtet werden. Es ist heute ohne weiteres möglich, im Automobilmotor nebeneinander Benzin und Leuchtgas zu verwenden und nach Ver brauch des Leuchtgasoorrates mühelos auf Benzin umzuschalten. Für Deutschland be steht zur Zeit nur noch die Schwierigkeit, einen genügend großen Gasflaschenvorrat zu chaffen. Da bei Verwendung von rein deut- chem Stahl die Gasflaschen verhältnismäßig schwer würden, wird zur Zeit noch an der Herstellung eines Leichtmetalls gearbeitet, das für diese Flaschen Verwendung finden könnte. Es ist kein Zweifel, daß wir auch hiermit bald zu Rande kommen, und daß dann das Leuchtgas in größerem Umfange zum Fahrantrieb von Automobilen Verwen dung finden wird. Die Kosten bei Leuchtaas verwendung sind ungefähr ein Drittel nied riger als die von Benzin, wobei man außer dem berücksichtigen muß, Laß wir Leuchtgas in jeder gewünschten Menge aus eigenem Rohstoff Herstellen können, während wir Benzin erst emführen müssen. Gas im Gewerbebetrieb Auch der gewerbliche Verbrauch von Leuchtgas nimmt in den letzten Jahren an Umfang ständig zu, besonders in den dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet nahe gelegenen Provinzen, die das Gas zu einem sehr billigen Preise beziehen können. In der Hauptsache ist es hier das Nahrungsmittel gewerbe, das so vorbildlich mit Gaseinrich tungen ausgerüstet ist, daß es geradezu eine Freude ist, heute eine Hotelküche und ähn liche Großanlagen arbeiten zu sehen. Auch Lie Gießereien gehen immer stärker zum Gasbetrieb über, denn der Nutzungseffekt liegt trotz der großen Nachwärme, di« elek trische Apparate haben, bei Gas höher als bei Elektrizität. 1 Kubikmeter Gas entwickelt etwa 4200 Wärmeeinheiten, während 1 Kilo wattstunde Strom nur 860 Wärmeeinheiten liefert. Man kann hieran ungefähr das Preisverhältnis für Elektrizität und Gas je nach den örtlichen Tarifen sich berechnen. Der Preis allein spielt heute zwar kein« aus schließliche Rolle, denn es kommt ja auch im mer auf den Verwendungszweck an; jeden falls sieht man aber an den Ausführungen, daß es völlig verfehlt wäre zu glauben, die Gasverwendung für Haushalt- und Gewerbe zwecke wäre in Deutschland am Ende Ihrer Entwicklung. Die Verwendung von Elektri zität wird zweifellos in den nächsten Jahren und Jahrzehnten einen sehr erheblichen Auf schwung nehmen — und man kann das auch nur begrüßen —, daneben wird aber die Ver gasung von Steinkohle und die Verwendung von Leuchtgas ungeschmälert beibehalten werden, nur die Verwendungszwecke werden sich wahrfcheinlich im Laufe der Jahre und Jahrzehnte abwandetn. E. Sch. die zum Empfang entsandten Schlachtschiffe genommen. Ein Admiral begrüßte sie. Sie sabberten etwas wie. „Da Illul Hadschi Daml" — stießen „Ah's" und „Oh's" der Verwunderung aus über das, was sie sahen, und zogen dann an Land weiter, ehe der Admiral bemerkte, daß die britische Flotte schmählich genarrt worden war. Der Empfang des wirklichen Sultans war übrigens ein wenig kühl und jedenfalls be deutend reservierter . Und daß Clarkson daran schuld tpar, er fährt man freilich erst jetzt ... Oer falsche Sultan von Sansibar Nachdem nun der alte Schauspieler Willy Clarkfon, einer der besten Meister der Maske Englands, gestorben ist. darf man ja diese fröhliche Episode aus dem auch sonst nicht klei nen Schatzstästlein keiner Erlebnisse erzählen. Clarkson hat mit seinen Kostümen und Masken, die er für andere herstellte. Könige und Polizeipräsidenten, das Militär und die Marine, das Publikum und mehr als einmal ganz England genarrt. Normalerweile stand er freilich nur brav aus dem Theaterzettel. Also die Geschichte mit dem Sultan von Sansibar, die hier verraten werden soll, war so: Vor einer Reihe von Jahren stand der Besuch dieses Sultans in London bevor. Ein paar Tage vorher erschien bei Clarkson die Schriftstellerin Virgiania Wolff in Beglei tung von drei Freunden und erläuterte Clark fon einen Plan, auf den er mit Wonne ein- aing. Er richtete die vier Personen als öst liche Potentaten her, dunkel und prunkvoll. Und so zogen sie denn bei Nacht und Nebel nach Weymouth. Der Chefkommandeur von Portland erhielt kurz darauf einen Telephon anruf, daß alles für den Empfang der Gäste hergerichtet werden solle. Es kam auch noch ein Telegramm in diesem Sinne. Unterzeich net „Hardinge", der damals ständiger Unter staatssekretär im Auswärtigen Amt war. Am anderen Morgen kamen die Gäste mit einer Pinasse herankutschiert und wurden auf Gteinkohlenteer als Wertprodukt / Vielseitige Verwendbarkeit seiner Spaltprodukte / Ltuberechtigtes Vorurteil gegen „Ersatzstoffe" / Oie Zukunft der Kohlenvergasung