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_ Dr. A. Nagelin. bestimmten Höhe zuläßt. akück Mse/ Viel schneller ist falsch als richtig gespart, namentlich wenn man unter allen Umständen im Verbrauch sparen will. Es gilt sogar der Satz: Ein richtiges Ausgeben ist auch ein gutes Sparen. Die Zeit ist ja nun vorbei, in der man im Sparen lediglich ein Hamstern von Geld sah. Der natio nale Spartag hat seinen Sinn ja gerade darin, uns zu sagen: Bet allem Sparen soll man an das Ganze des Volks. Man kann auf zweierlei Art sparen. Und gerade der »rationale Spartag, den die Regierung eingerichtet hat, lätzt «nS darüber nachdenken. Man kann sparen durch eine ver- ««»ftgemäbe und überlegte Einschränkung falscher Arbeits- Weisen und Ausgaben, die einem selbst und der Familie Schaden und auch volkswirtschaftlich nicht immer produktiv find. Und zum zweiten Mal kann man sparen durch die rich tige Anwendung seines Sparpfennigs. Ganz falsch ist es, diesen in die Schublade zu legen oder in den Strumpf zu -ecken. Er gehört ans die Bank oder auf die Sparkasse oder auf die Lebensversicherung. Dort wird er doppelt wirksam. Kür dich: er bringt dir Zinsen. Für die Volkswirtschaft: er «ehrt das umlaufende wirtschaftsbelebende Kapital. So nicht nur „wirtschaftlich* für sich, sondern eben Volkswirt« schaftltch denken. Dieses ist der Imperativ des nationale« Sparens: Spare so, baß dein Spargeld der ganzen Wirt« schäft nützt, in den Kreislauf der Wirtschaftsbelebung kommt und dir auch so deine Zinsen abwirft. Spare aber auch so, daß es für die Gesundheit de« Deinen und deine eigene gut ist. Den.« Sparen ist ja auch jene Umsicht und Voraussicht, die zur Erhaltung, Pflege de» Gesundheit der Familie und aller in deinem Heim vorhan denen Sachwerte führt. Spare so, daß die guten Dinge, die um dich herum sind, möglichst lange gebrauchsfähig bleiben. Und spare so, daß abgenutzte Dinge ersetzt wer ben. Denn das ist doch ein richtiges Sparen — ein Sparen an Aerger, unwirtschaftlicher Arbeit, Zeitverlust usw., wen« alte und abgebrauchte Dinge durch neue ersetzt werden. Hiev fällt Vorsorge für die Gesundheit mit dem Ausaeben und Anschaffen, also letzten Endes mit einer wtrtschaftsbeleben- den Tätigkeit zusammen. Es wäre doch verkehrt gespart, wenn du deinen Ofen oder deinen Herd nicht in Ordnung hältst, wenn sie verrußt find und zuviel Flugasche abgelagert ist, wenn ein ungeeigneter Röst vorhanden ist, Ofentüren oder Herdringe beschädigt sind —> bann hast du zwar an den notwendigen Ausgaben für die Ueberholung von Ofen und Herd gespart, aber du treibst eine sinnlose Verschwendung, indem der wertvolle Brenn stoff vertan wird. Und manchmal ist es auch viel beste« und bedeutet ein richtiges und gutes Sparen, wenn ein be schädigter oder veralteter Ofen und Herd ganz umgebaut oder durch einen neuen ersetzt wird. Es wäre da gar nicht am Orte, dadurch sparen zu wollen, daß man sich einen schlechten Herb kauft. Man soll auf gute Werksarbeit, auf einwandfreie Baustoffe, dichtschließende Türen, dichte Fugen und Rauchrohre, gutsitzende Platten und Ringe achten. Denn ohne sie ist bas Feuer nicht zuverlässig zu regeln. Auch brennt es nicht sparsam. Fuscharbeit ober billige Oefen erhöhen dagegen die Kohlenrechnung. Sie machen uns bloß Aerger. Sie zehren an unseren Nerven. Und wir kriegen den Schnupfen oder sonst eine böse Erkäl tungskrankheit. Durch gute Oefen spart man den Arzt und die Apothekerrechnung. Sparen soll man aber in dem Sinne, daß möglichst wenig Schmutz und Staub in die Wohnung kommt. Ofen und Herd sollen möglichst stubenrein sein. So ist es richtig gespart, wenn man den geeignetsten, saubersten Brennstoff wählt. So ist es richtig gespart, wenn die Aschenkasten be quem entleerbar und so geräumig sind, Saß die Rückstände eines 24stünöigen Durchheizens gefaßt werden. Richtiges Sparen bedeutet aber auch die Beseitigung von allerhand dummen Vor- urteilen. Und auch dazu kann man bei der Betrachtung von unserem Beispiel des Heizens ausgehen. Hier und da hört man nämlich, daß die alten und bewährten Feuerstätten für feste Brennstoffe überlebt, der Gesundheit abträglich und unwirtschaftlich seien. Dem steht aber die Erfahrung und die Feststellung der Statistiker entgegen. Daraus geht nämlich hervor, daß der von unseren Hausfrauen bevor zugte Brennstoff die Braunkohlenbriketts sind. Das hat auch seine Gründe. Sie lasten sich in allen Oefen und Herden am besten und bequemsten verfeuern. Man macht mit ihrer Bedienung die wenigsten Fehler. Sic haben eine hohe Heizkraft und sind in der Anschaffung billig. Sie sind sparsam im Verbrauch und bei ihrer Handhabung sauber und bequem. Es gibt jetzt sehr einfache und praktisch ge baute Träger für die Braunkohlenbriketts. Dort kann man die Tagesration für Ofen oder Herd aufstapeln und sic völlig schmutzfrei an den Ofen heranbringen. Jeder weiß, daß das Feueranmachen kinderleicht ist. Und jeder weiß, daß die Brikettglut den Ofen über Nacht warmhält. Kürzlich konnte man in Hausfrauenkreisen Feststellun gen hören über die Zweckmäßigkeit der Wohn küche. Namentlich im Winter. Für ein sparsames Leben war einer der Hauptgründe, daß ein in der Wohnküche vor handener Kohlenherd gleichzeitig eine gute Wärmequelle für den Wohnraum darstellt. Vor allem wurde vom Stand punkt der Sparsamkeit aus gesagt, daß man den Vorrat und Verbrauch an Braunkohlenbriketts genau übersehen und durch einfaches Abzählen kontrollieren könne, da eins dem andern in Form und Güte gleich ist. Natürlich muß man eine richtige Umsicht Haven und alle jene kleinen Handgriffe kennen, damit man keine Fehler macht. Das ist aber mit allem Sparen so. Denn letzten Endes ist Sparen eine geistige Disziplin und darin liegt gerade sein großer Wert, indem man durch ein bewußtes Sparen sich selbst erzieht. Die erste Bedingung zum Sparen und zur Kapital- bridung ist eine stabile Währung. Die letzten Reden des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht enthalten die nachdrückliche Versicherung, daß eine Abwertung der Reichs mark aus keinen Fall in Frage kommen könne. So sind die Voraussetzungen dafür gegeben, daß demjenigen, der durch Sparen seine und seiner Familie Zukunft sicherstellen will, jeder nur denkbare Schutz von feiten der Negierung gewährt wird. Wie aber spart man am zweckmäßigsten? 1. Die Bareinlage bei einer Bank oder Sparkasse ist die einfachste Art des Sparens. Der Sparer kann hier sein Geld entweder mit kurzer Kündigungsfrist oder aber — gegen einen entsprechend höheren Zins — auf längere Zeit fest anlegen. 2. Beim Bausparen und Zwecksparen wird zu einem ganz bestimmten Zweck gespart, zur Errichtung eines Eigen heimes, zur Beschaffung von Mobiliar, zur Selbständia- machung usw. Das Wesentliche besteht hier darin, daß die Sparer schon vor Einzahlung ihrer vollen Sparsumme diese Summe als Darlehen erhalten können. Die Reihenfolge, gelegt. Daß der Versicherte im Erlebensfälle einen etwas geringeren Zinsbetrag erzielt, als wenn er den Prämien betrag regelmäßig zur Sparkasse getragen hätte, ist selbst verständlich; denn die Versicherungsgesellschaft trägt ja auch das Risiko des vorzeitigen Ablebens und zahlt im Todesfälle die volle Versicherungssumme aus, auch wenn erst eine einzige Prämie bezahlt ist. Neben der „gemischten" Lebensversicherung gibt es noch zahlreiche andere Formen der Lebensversicherung, die den verschiedenen Bedürfnissen gerecht werden, so die einfache Todesfallversicherung, bei der erst im Todesfall die Ver sicherungssumme fällig wird und die Prämie entsprechend niedriger ist; die Aussteuer- und Studienversicherung, bei der die Summe bei Erreichung eines bestimmten Lebens alters des begünstigten Kindes fällig wird, die Leibrenten- und Pensionsversicherung usw. Für denjenigen, der fürchtet, infolge eines Verlustes seiner Stellung oder einer Verringerung seines Einkom mens die Prämie eines Tages nicht mehr aufbringen zu können, sei gesagt, daß er in einem solchen Falle eine Stundung der Prämie, ein Darlehen auf die Versicherung, eine Umstellung der Versicherung nur auf den Todesfall mit verminderter Prämie, eine Verminderung der Versicherungs summe mit Prämienfreiheit und schließlich sogar den Rück kauf der Versicherung beantragen kann. Daß auch der Staat den Abschluß von Lebensversiche rungen als zweckmäßige Form der Kapitalbildung sowie der Alters- und Hinterbliebenenversicherung begünstigt, geht daraus hervor, daß er die Absetzung der Versicherungs prämien vom steuerpflichtigen Einkommen bis zu einer MGtzgw/rL-w. - werden-die Banken, die Sparkasten und die Lebensversiche rungen in die Lage versetzt, Kredite zu bewilligen. Damit können Häuser entstehen, die Wohnungsnot, die Arbeits losigkeit behoben und die Kaufkraft gestärkt werden. Spare aber auch dich selb st. Schaffe dir einen wohlüberlegten Plan für deine tägliche Arbeit. Und überlege, was einmal eine kluge Frau ausgerechnet und die Tragödie der Verschwendung genannt hat: Während des Krieges z. B. betrug die knappe Kriegsration an Kartoffeln ein Pfund pro Kopf und Tag. In einem Jahr wurden somit in Deutschland 220 Millionen Zentner Kartoffeln verbraucht. Beim Schälen der rohen Kartoffeln beträgt der „Abfall" etwa 10 Prozent, daß sind aber 22 Millionen Zentner. Bei dem jetzigen Verbrauch dürste sich diese Zahl wahrscheinlich verdoppeln, so daß man mit einem „Abfall" von 44 Millio nen Zentnern rechnen kann. Nimmt man einen Preis des Zentners, wie er damals bei der Rechnung dieser klugen Krau zugrunde gelegt wurde, beispielsweise 3,— NM., so ergibt das einen Verlust von 132 Millionen RM. im Jahr. Das sei nicht notwendig, sagte die kluge Frau und gab noch ein anderes Beispiel, nämlich dieses: 20 Gramm Fett pro Kopf der Bevölkerung gehen durch schnittlich im Spülwasser verloren, das sind im Jahre 0 Mil lionen Zentner, und diese kosten 900 Millionen NM. Davon aber könnten 5 Millionen Menschen ein Jahr ausreichend ernährt werden. Auch das sei nicht notwendig, meinte die kluge Frau. Wie wenig oft darüber nachgedacht wird, zeigt eine genaue Untersuchung eines durchschnittlichen Haushalts. Durch Un tersuchungen — der Arbeitsphysiologie — hat man in der Industrie vielfach wenigstens gelernt, überflüssige Arbeiten zu vermeiden und das Arbeitsgerät und den Arbeitsplatz zweckentsprechend und kraftsparend zu ordnen. Man hat auch genaue Methoden ausgearbeitet, um bei der sportlichen Ausbildung die Sportslcute nicht nur aus ihre Eignung zu untersuchen, sondern sie auch in ihrer körperlichen Tätigkeit zu kontrollieren und sie zu beraten. Diese wissenschaftlichen Berechnungen sind auch durch das Reichs! uratorium für Wirtschaftlichkeit auf die Hausarbeit ange- wenöet worden. Die richtige Arbeitshöhe z. B. des Tisches hilft der geplagten Hausfrau eine Menge an Kraft und Zeit einzusparen. Er darf nicht zu hoch und er darf nicht zu niedrig sein. Bei einer Körpergröße von 1,58 Meter soll der Tisch eine Höhe von 0,75 Meter, bei einer Körpergröße von 1F4 Meter soll der Tisch 0,72 Meter hoch sein, bei einer Körpergröße von 1,47 Meter soll der Tisch 0,68 Meter hoch sein. Eigentlich sollten die Organisationen der Hausfrauen und der Mütter dafür sorgen, daß die Wissenschaftler, die solche Beobachtungen treffe», sich nun in entscheidender Weise einmal und gründlich um die Mütter kümmern. Denn wenn cs die Mütter nichtgclernt haben, durch richtiges Sparen ihre Kräfte zu steigern, so werden sie auch keinen Sinn da für haben, durch das Anhäusen ihrer Spar pfennige das volkswirtschaftliche Vermö gen zu steigern. ln der die einzelnen Sparer das Darlehen erhalten, wird im allgemeinen durch Auslosung oder aber 'durch eine be sondere Berechnung bestimmt. 3. Das Bauernsparbuch, von Banken und Sparkassen speziell für den Bauernstand geschaffen, soll den Erbhof besitzer veranlassen, über die ihm gesetzlich auferlegte Aus- bildungs- und Unterhaltspflicht hinaus die Zukunft seiner Kinder, welche nicht als Hoferben in Betracht kommen, sicherzustellen. Beim Bauernsparbuch sind lange Kündi gungsfristen vorgesehen, und bei Ausstellung des Spar buches zugunsten eines Kindes kann das Guthaben erst bei dessen vollendetem 21. Lebensjahr gekündigt werden, falls nicht bei Heirat, Selbständigmachung oder Berufsausbil dung eine frühere Kündigungsmöglichkeit gegeben ist. 4. Die Lebensversicherung in ihren verschiedenen For men wird als Spareinrichtung leider vielfach nicht als solche erkannt, obwohl sie gegenüber den erwähnten anderen Arten des Sparens zwei ganz wesentliche Vorteile hat, nämlich erstens den nicht zu unterschätzenden Zwang zum regel mäßigen Sparen, und zweitens die unbedingte Sicher stellung der Sparsumme (Versicherungssumme) für die An gehörigen auch im Falle des vorzeitigen Todes des Sparers. Jeder weiß, daß zum beharrlichen Sparen Energie gehört. Auch die besten Vorsätze sind eines schönen Tages vergessen, die Einlagen werden nicht weiter geleistet und das Spargut haben wird vorzeitig abgehoben. Die Lebensversicherung spielt durch ihre regelmäßigen Prämienforderungen den für sorglichen Mahner. Aber selbst dort, wo die notwendige Energie zum Sparen vorhanden ist, muß mit der Möglich keit gerechnet werden, daß der Sparer durch vorzeitigen Tod gehindert wird, die volle beabsichtigte Sparsumme zur Sparkasse zu bringen. In der Lebensversicherung ist bei regelmäßiger Prämienzahlung die volle Sparsumme von Anfang an sichergestellt, selbst wenn der Tod dem Sparen vorzeitig ein Ende setzt. Es gibt heute so viele verschiedene Formen der Lebens versicherung, daß für jeden eine Möglichkeit vorhanden ist, sie zu benutzen. Die gebräuchlichste Art ist die sogenannte „gemischte" Versicherung, bei der die versicherte Summe beim Tode des Versicherten sofort, andernfalls nach Ablauf der vereinbarten Versicherungsdauer ausgezahlt wird. Die Höhe der Prämie richtet sich nach Alter des Versicherten und Dauer der Versicherung und ist stets tarifmäßig fest