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„Ein Garten'mit einer Schlange. Dort liegt das Spielkasino von Monte Carlo." „Paßt auf, ich sprenge die Bank!" schrie Hans. „Dazu hast du viel zuviel Glück in der Liebe." Der Prinz blinzelte zu Fritzi hinüber. „Warum seid ihr zwei eigentlich noch nicht verheiratet? Wem fehlt von euch beiden der Mut zur Tat?" „Sie finden das Verlobtsein gar zu schön," erklärte Grottkau senior. „Na, ich danke! So hangend und bangend in schwe bender Pein. Das wäre nichts für mich." „Bis zum Herbst sehe ich mir das Theater noch mit an," sagte Herr von Grottkau. „Wenn die Leiden dann nicht Ernst machen, ziehe ich meinen väterlichen Segen zurück." „Wir heiraten, wann w i r wollen," trotzte Fritzi. „Du hast ja bloß Angst, daß Hans in der Ehe nicht mehr pariert." „Wollen wir mal scheu! Wenn er nicht artig ist, koche ich nicht." „Unglücklicher Freund! Kochen will die Fritzi auch?" „Sie besucht in Berlin eine Kochschule," berichtete die Gräfin. „Ein paarmal hat sie sich bereits in meiner Küche versucht." „Und ihr lebt alle noch?" staunte Meersburg. „Einen Tag war ich bettlägrig," verriet Grottkau ssenior lachend, „aber die berüchtigt gute Konstitution Unserer Familie hat es überwunden." Fritzi stürzte sich auf ihren Schwiegervater in spe und bearbeitete feinen breiten Brustkasten mit ihren kleinen Musten. „Schwindel! Es hat dir sehr gut geschmeckt, Papa. Du hast alles aufgegessen!" Das Hausmädchen blieb vor Verblüffung stehen. Meersburg griff ein. „Mit Rücksicht auf meine Dienerschaft muß ich euch bitten, jetzt das Haus zu verlassen," sagte er mit ge machter Würde. „Fritzis Benehmen ist noch nicht ganz salonfähig. Ich fahre euch ins Hotel „Eremitage" wo sich Zimmer bestellt habe. Wenn ihr den Reisestaub ab- gewaschen und Fritzi ihre anerkannt guten Manieren wiedergefunden hat, bitte ich um telephonischen Anruf. Wir können dann eine Autofahrt oder sonst etwas unternehmen. Zum Mittagessen seid ihr alle unsere Gäste." Allgemeiner Aufbruch. Der Freiherr hielt dis Malerin zurück. „Der Prinz und meine Enkelin bitten Sie, bei uns zu wohnen, Fräulein Bratt." „Aber. Herr von Falke, das kann ich doch nicht an- uehmen!" „Anne, komm' einmal her und hilf mir, Fräulein Bratt zum Bleiben zu überreden." Anne umfaßte die Malerin und zog sie an die ge mauerte Brüstung, die die Straße abgrenzte. Wenn man sich über das niedrige Mäuerchen beugte, konnte man den Serpentinenweg sehen, der nach Monte Carlo führte. Jetzt fuhr das Auto vorüber, das die ganze Gesell schaft ins Hotel brachte. Fritzi Hesterberg winkte mit -er Reisemütze herauf. „Senta, Sie müssen bei uns wohnen. Ihnen ver danke ich mein Glück." „Sind Sie sehr glücklich, Anne?" Annes Lächeln war Antwort genug. „Haben Sie etwas von meiner Mutter gehört, Senta?" fragte sie dann leise. „Ja, durch den Justizrat. Frau Eschental lebt in Elmshorn sehr zurückgezogen. Sie soll einen Wohl tätigkeitsverein sür arme Fischerkinder gegründet haben." „Ich wünsche ihr Ruhe und Frieden. Und wie steht es mit Vera?" Die Malerin lachte. „Um Vera brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, Anne. Die hat ins Fettnäpfchen getreten. Ich wollte sagen, sie hat ein ganz unverdientes Glück gemacht. Harry Kronheim hat es verwunden, daß sie keine Enkelin der Falksburg ist und hat Vera tatsächlich ge heiratet. Der Junge mutz wirklich gräßlich verliebt ge wesen sein. Jedenfalls lebt die unternehmende Vera jetzt als Frau Kronheim junior in einem hübschen Patrizierhans irgendwo in einer rheinischen Großstadt. Der Freiherr hat ihr sogar eine Aussteuer geschenkt, was ich die Großmut übertreiben nenne. Wußten Sie nicbts von der Sache, Kind?" „Großvater hat mir nichts gesagt. Ich hoffe, daß Vera glücklich ist." „Katzen fallen immer auf die Beine," meinte Senta Bratt gelassen. „Nun wollen wir aber das Thema be graben, Anne. Wohin führt jener Weg, auf dem die Autos wie kleine Käfer hinaufkrabbeln?" „Das ist die Straße nach La Turbie. Ernst kann uns nach Tisch hinauffahren. Sie werden dort oben wunder volle Motive für Ihr Mälerauge finden." „Uebrigens Maleraugel Anne, Ihr Großvater hat Ihr Porträt für die Falksburg gekauft." „Das hat mir Großpapa erzählt. Sie sollen auch auf der Falksburg die alten Gemälde restaurieren und Großpapa malen, Senta." „Sehen Sie, Ihr Glück ist auch mein Glück gewesen« Einen so schönen Auftrag Habe ich mir schon lange ge wünscht!" „Wie geht es der alten Ursel?" fragte Anne. „Sie läßt vielmals grüßen. Einen Tag vor meiner Abfahrt ist sie nach der Falksburg abgereist, um dort alles für Ihre Rückkunft vorzubereiten. Himmel, wer tutet denn da so grätzlich? Es geht einem ja durch Mark und Bein!" „Das ist das Signal meines Mannes," lachte Anne und rannte den Gartenweg entlang, ihrem Gatten entgegen. Senta Bratt sah ihr lächelnd nach. Klar Des zm Löwensagd! Boni Dirks Paulun 'Dies ist ein sehr Wahrhaftiges Seemomrsgarn aus driLer Hand. Wenn man ein klein bitzchjen löge, wäre es nicht nur spannend, s ondern sogar aufregend. Wer weil die Sache vollkommen wahrhaftig ist, kann sich auch niemand be klagen, Nicht bei mir und nicht bei Kapitän Keris, wenn der Bericht idyllisch ausläuft. Man wende sich vielmehr an dem Löwen, der sich gegenwärtig in einem Zirkus in Amsterdam aushält. Kapitän Kerks hat ihn von Ostaftrka dorthin gebracht. Auf einem großen Passagierdampfer sind solche Bestien gut eingesperrt. Es mutz schpn ein Wunder geschehen, wenn die Katze aus dem Käfig kommen soll. Aber ein solches Wunder geschah. Nach Mitternacht kam der erste Ingenieur aus die Brücks. „Ter Lowenkäfig ist leer!" sagte er. »Ist gut," sagte der Kapitän. Ter Löwe war ungezähmt, aber der Kapitän hatte Er fahrungen mit Löwen. !Er besuchte manchmal Freunde in der Steppe, und auf dem Weg hängte er sich wohlberaten vorn und hinten Blendlaternen am Kem Löwe hat sich je mit einem so ausgerüsteten Seemann angebiedert. An Bord bin ich zu Hause, dachte Kerks, da wird wohl eine Laterne genügen! M ging zum Koch und kW sich ein großes Stück Fleisch an eins laWs Stange binde«. So schritt er das Teck ab — sicheren Futzes, gefaßten Herzens. Ler Löwe hatte ein molliges Plätzchen am warmen Schorn stein gesunden — es war Frühling im Kanal — .und Mief. W war ein hälislicher Anblick und dem Kapitän wurde recht weh zumute, weil er an seine SchiffSkatze den ken mutzte, die vor vierzehn Tagen in den Suezkanal ge sprungen war, als er ihr versehentlich zuviel Kognak ge geben hatte. Zart und schmeichelnd weckte er den Wüstenkönig. „Raauuh-" sprach! der Leu. lind dann versuchte er, das Fleisch zu greifen. Tier Kapi tän ging rückwärts über Teck, ließ den Lichtkegel und die Stange mit dem Fleisch! strategisch Zusammenwirken und lockte seinen schläfrigen Tauzpartner über Treppen und durch Gänge in seinen Käfig. Ten Schlüssel zog ec ab und steckte ihn zu sich. Ter Löwe hatte endlich sein Fleisch in den Pfoten. Er fing an, es zu benagen, aber es dauerte nicht lange, da Wies er wieder. Ter Kapitän ging auf die Brücke und trank einen Kognak. Ja, einen Kognak — so hat er die Geschichte erzählt! Ein Kapitän, der solche Geschichten erzählt, wäre auf einem deutschen Schiff unmöglich«, aber dies ist auch der, Bericht, wie er ihn einem Kollegen gegeben hat, dem Kapitän S-, einem Onkel meiner Frau. Aber der erste Ingenieur hat dieselbe G-rschichte erzähü, und dieser trockene Mensch nahm es mit der Wahrheit ganz entsetzlich genau (e.r hat ührigens gar leine LM. Kapitän zu