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Sill nun auch mal SM sägen. Hebt alle eure Gläser und stoßt mit Hans und mir an. Ich tue hiermit kund und zu wissen, daß ich mich mit Herrn Hans von Grotte kau verlobt habe. Hochachtungsvoll Fritzi Hesterberg? Donnerndes Hallo folgte. Alle scharten sich um Fritzi und Hans. Der Prinz stieß mit dem Freunde an. „Aufrichtiges Beileid? sagte er düster. Fritzi ballte die Faust und steckte ihm die Zunge heraus. „Dieses Körperorgan ist mir bereits hinlänglich be> kannt, Fritzi," sagte der Prinz. „Man muß es nicht zu oft zeigen. Die schönste Zunge verliert mal den Reiz der Neuheit." „Ist nichts mehr zu essen da?" fragte Hans, dessen Appetit sich nach überstandener Verlobungsankündigung mit Macht regte. Die Gräfin blickte über den Tisch, den nur noch die Trümmer einer ehemals herrlichen Gans bedeckten. Mein Gott, es war eine große Gans gewesen, aber wer konnte mit so appetitmachenden Neuigkeiten rechnen? „Ich glaube, Guste hat noch eine dreipfündige Büchse nnt eingemachter Ochsenzunge in der Küche," sagte sie. „Wird es für Sie reichen, Hans?" „Latz sie hereinbringen, Tante," rief Meersburg der Gräfin zu und warf einen Blick auf Fritzi. „Ochsen- zunge ist mal was anderes!" ft » * 1 Ostern an der Riviera! . „ „ Auf einem der blumigen Hänge der Condamine liegt ein weißes Haus. Freiherr Remus von Falke hat es für seine Enkelin und deren Gatten gemietet. Der Freiherr sitzt im Garten am Frühstückstisch. Er sieht frisch und gesund aus, und seine Laune ist ebenso strahlend wie sein Aussehen. Anne hat soeben dem alten Kraus einen Auftrag gegeben. .. , , . „Jawohl, Durchlaucht, es soll alles pünktlich besorgt werden," sagte der Alte respektvoll. Anne ist setzt Ihre Durchlaucht, die Prinzessin von Meersburg-Altenklmgen. Der Prinz hatte auf baldiger Heirat bestanden. Er behauptete, lange genug auf Anne gewartet zu haben. Und schließlich hatte der Freiherr nachgegeben. Aber Meersburg mutzte auf eine Be dingung eingehen, er mußte den Dienst auittieren. Er follte mit Anne im Sommer auf der Falksburg leben, während der Freiherr mit dem jungen Paare in den Wintermonaten auf Meersburg weilen wollte. Von der Straße herauf tönte ein Hupensignal. Ein mal lang, dreimal kurz. „Das ist Ernst, Großpapa!" rief Anne. Prinz Meersburg war mit dem Auto zur Bahn ge fahren, um einen lange erwarteten Besuch abzuholen. Herr von Grottkau. Hans und Fritzi, die Gräfin Alten klingen und Professor Hesterberg wurden erwartet; außerdem Senta Bratt, die als Gast des Freiherrn kam. Anne lief zum Gartentor, der Freiherr folgte ihr. „Anne, du hast Mut, daß du dir so 'ne Fuhre Gäste ins Haus ladest," rief eine fröhliche Stimme. „Du ver dienst die Tapferkeitsmedaille." Fritzi sprang aus dem Auto. Klein, zierlich, keck stand sie da, die Hände in dem Hellen Reiseulster vergraben. Nun drängten die anderen herbei. Die Gräfin küßte Anne, und Senta Bratt klopfte ihr auf die Schulter. „Wundervoll ist's hier, Annel Durchlaucht wollte ich sagen." „Wenn Sie das tun, Senta, machen Sie sich furchtbar unbeliebt," wehrte Anne ab. „Für Sie bleibe ich Anne, bis wir mit grauen Haaren in die Grube fahren." „Wer spricht hier von grauen Haaren?" rief Grott kau senior. „Falke, du stehst ja aus wie das blühende Leben! Junge, Junge, auf der Falksburg warst du ein Trauerkloß." Der „Trauerkloß" faßte den Freund unter und zog ihn in den Garten. „Komplimente werden erst nach dem Frühstück ent gegengenommen, Grottkau!" „Frühstück!" schrie Hans. „Welch ein sympathisches Wort! Kinder, ich habe einen Mordshunger!" „Daran erkenne ich meinen Freund Hans. Anne, stopf' dem Jungen etwas in den Schnabeu" Bald saß die ganze Gesellschaft am Frühstückstisch. Kraus und ein nettes Hausmädchen hatten alle Hände voll zu tun. „Welch ein wundervolles Fleckchen Erde," sagte die Gräfin und deutete auf das blaue Meer. „Es steht aus -DW» werbe ich dte Ungläubigen in meine Kanzlet >Hre» und ihnen die Akten Staniecki—von Falke zu lesen geben," machte Ler Justizrat dem Durcheinander ei» Ende. „In den Archiven der Rechtsanwälte liegen mehr Romanstoffe, als sich die Welt träumen läßt." Alle umringten Arme, den Prinzen und den Frei- Herrn. Senta Bratt aber zog den Justizrat Leiseste. „WaS haben Sie mit Vera Staniecki und ihrer Muk ter «macht?" forschte sie. Zuerst bin ich zum Konsul Eschental gefahren und hab« ihm unter vier Auaen reinen Wein eingeschenkt. Der Man» mutzte schließlich über die Machenschaften tziner Gattin informiert werden. Ich habe ihm auch BeraS Brief gezeigt. Er war nicht so Überrascht, wie ich Lachte. Seine Gattin hatte ihm schon allerlei Geständ nisse über Vera gemacht, Lie er nur zum Teil glaubte« Gr wollte aber nicht in -er Vergangenheit der Frau, - Lie nun einmal feine Gattin ist, herumrühren. Er möchte seine Ruhe haben. Ich habe versprochen, daß pichtS gegen seine Frau unternommen wird, wenn sie An Geständnis au mich schickt und sich im übrigen ruhig iaerhält." „Na, Lazu hat sie alle Veranlassung," meinte die Malerin. „Und waS geschieht mit der steben Vera?" „Nach der Unterredung mit dem Konsul bin ich ins Botel Bristol gefahren und habe mir die junge Dame Lorgenommeo. Ich fand sie gerade bei Beendigung ihrer Toilette und auf dem Tisch lag -er gesamte Familienschmuck der Falles. Den habe ich ihr erst mal abgerwmmen. Dann habe ich ihr Lie Leviten gelesen« Daraufhin hatte sie »och den Mut, frech zu werden, worauf ich ihr meinen Wunderbrief unter Lie Nase hielt Mrd sie zusammenklappte. Dann habe ich ihr befohlen, sofort zu packen und daS Hotel zu verlassen." „Haben Sie Hr etwa noch Geld gegeben?" forschte Genta Bratt. „Ich denke nicht daran! DaS Mädel hat von dem Freiherrn ein geradezu fürstliches Monatsgeld be- rommem Ich habe ihr erlaubt, ihre Kleider mitzuneh« men und damit basta. Sie hat bis heute abend um -Hn Mr LaS Hotel zu räumen, Kraus wird dte Zeit kontrollieren. Dem habe ich überhaupt mit dem Hin- wrswurf -er jungen Hochstaplerin -ie größte Weih- Vachtsfrrude gemacht. Ich wette, der läßt hier Punkt Kehn seinen Gänsebraten im Stich und sieht nach, ob das Mädel wirklich verschwunden ist," „Konnte er sie nicht leiden?" l - Miemand konnte sie leiden, Der Freiherr am, wenigsten, wie mir Kraus versicherte. Aber ich glaube, Ur Gräfin ruft zum Essen, Fräulein Bratt." Gusie war in der Tur erschienen und meldete, daß Wa reichtet sei. Meine Lieben," sagte die Gräfin, „ich bitte zu Tisch. Mich machen Neuigkeiten immer hungrig. Und wir haben heute so viel Neuigkeiten erfahren, daß ich für meine Person einen Riesenappetit habe." Mir machen Neuigkeiten auch stets Appetit, Gräfin," versicherte Grottkau senior. „Und mir ebenfalls," lachte HanS. „Erbmasse von meinem Papa." „Nm Gottes willen." rief die Gräfin lachen-, „wenn sich jetzt noch jemand mit dieser Eigenschaft meldet, reichtoer Gänsebraten nicht!" Aber HanS von Grottkau entwickelte heute durchaus Nicht den gewohnten Riesenbunger. Er war ziemlich Aavplig, denn er brannte auf Lie Gelegenheit, seine Ver lobung mit Fritzi auch bekanntzugeben. In der Fülle der Ereignisse war es bisher nicht möglich gewesen. Auch jetzt kam er nicht zu Worte. Alle waren noch zu sehr mit Annes romantischer Angelegenheit beschäftigt. „Anne," rief die Malerin, ^schneiden Sie mir kein böses Gesicht, aber ich muß die Geschichte vom Elms horner Ball erzählen. Also ich schickte Anne in dem SilberkleiL auf das Kostümfest mit dem Befehl, einen Prinze« zu finden, wie es sich für ein verkleidetes Aschenbrödel gehört. .Na, das hat Anne ja auch brav getan." „Und 'nen Handschuh verloren," schrie Grottkau da zwischen, über des Freundes Liebesgeschichte die eigene vergessen-. „Darauf haben Durchlauchting und ich ganz Elmshorn -urchsucht. Und als er die Dame seines Herzens nicht fand, wurde er grantig und donnerte mit mir herum!" „Und wenn du jetzt nicht still bist, donnere ich mit M? rief Fritzi, LÄ der Geduldsfaden riß und die nun Hre Angelegenheit einfach selbst in -ie Hand nahm. .Allste > «O iLk. jkbMjgsm «En bftchWen.