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MMettas« MM FrankMbergevT«geblWtt SvMabe«d de« 13. Oktober IS34 «3. Jahrgang Nr. S4V M WM » ,O ü. D D !»W 2. it u. arbeiter, Barbesitzer und Schiffer sind. Das gesamte deutsche Bok vAsert für dea Emtopsfonntag! von a 17 t t r von das? Du vor. Jedenfalls glich sie dem Bild, das er ihr in sich getragen hatte, nicht ganz. Er wollte diesen Gedanken von sich weisen, neuem binden, begütigen: „Ich! weih, CM, „sonderbares Volk, ich habe schon auf dem Damp fer eine Probe bekommen. Ueberhaupt diese Reise, Kurt! Wie bin ich gerädert und vernichtet. Wenn du das alles wichtest, warum hast du mich dann überhaupt eingeladsn?" Seine Braut kam ihm seltsamerweise fremd worden ist. Sich! dem Hafen nähern, heißt aber schon, sich von dem lächelnden Gesicht, der Stadt abkehren und das „heimtückische" Antlitz, bettach ten. Geht man den Weg vom alten Hafen, von jener Stelle, wo der jugoslawische König landete, zur Stadt empor, so muh,.man sich durch ^ärmlichste, schmutzstarrende Viertel win den — man vermeidet besser diese düsteren Gassen und Gäßchen, denn hier sind nicht nur alle Ge rüche und Krankheiten Afrikas und des Orients, sondern auch — alle Verbrechen der Welt zu Hause! Diesen erotischen Vierteln, bevölkert mit Arabern, Chinesen, Malaien, gestrandeten Wersten, verdankt Marseille jenen Rnf, der sozusagen seine Gipfelung fand in dem vor wenigen Monaten ausgestoßenen Schrei der Bürger nach Erlösung von der furchtbaren Eangsterplage. Sie beher bergen als ständiges Asyl jene Banditen, die sich hier sicherer fühlen als in jeder anderen euro päischen Stadt. Diesen ausgesprochenen Verbre chern schließt sich ein bestimmter Typ von be unruhigenden „Eingeborenen" an, die man ge wöhnlich unter dem seltsamen Namen „Nervis" zusammenfaßt, und deren offizielle Berufe Dock- Zun» beginn des nd bt, lte ,a. 1t er. ver grosse Doktor < Roman von Christian Marr Copyright by: Carl Duncker Verlag Berlin W. 62 (Nachdruck verboten) Rand m die Memstelae Neue Wege deutscher vorgeschichtlicher Forschung Die Bereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte hat soeben auf historisch bedeut samem Boden, in Detmold und im Teutoburger Wald, ihre diesjährige Haupttagung abgehack ten. Ihren Höhepunkt erreichte die Tagung mit der Besichtigung der alten Kultstätte unserer Vorfahren, den Litern steinen. Diese Erternsteine sollen nunmehr durch um- fassende Arbeiten wieder in ihren alten Zustand zurückversetzt und mit einem großen Eichenwald umgeben werden,- damit will man eine stille Insel schaffen, aus der das Kulturdenkmal der Deutschen emporragt. Die Ausgestaltung der „Ja — was denn sonst, CM? Soll ich dich, etwa nur ansehen wie ein Bild?" „Du klebst ja vor Schmutz, nein, Kurt, geh', wasch' dich und zieh' dich um." Ein leichter Unmut war in ihm. Gewiß, so hatte CM ihn noch nie gesehen, aber immer hin, wenn inan kommt — nach so langer Zeit — er hätte sie für großzügiger gehalten. Er wandte sich an den Fischer, der vor Staunen über die Szene nicht den Wurm über den Haken bekommen konnte: „Würden Sie so gut sein, mir die Angeln aufzurollen?" Der Fischer nickte und liest von der für ihn seltsamen Frauenerschoinung kein Auge. Kurt kletterte über die Brüstung auf den Steg und sprang vom Geländer direkt aus CW zu. „Guten Tag, Mädel, und nochmals herzlich will kommen!'^ „Willst du etwa so mit mir in die Stadt gehen?" „In die Stadt?" Die Bezeichnung stimmte ihn heiter: „In die Stadt? Ausgezeichnet, ja, komm' in die Stadt!" Er versuchte, den Arm um sie zu legen. „Du machst mich doch schmutzig," wehrte sie ärgerlich ab. „Richtig — ich vergast —", gab er nicht ohne Schärfe zurück. Wie anders hatte er sich diese Ankunft ge dacht! Nun bestand statt der Zärtlichkeit, die er mit Sehnsucht gerade für diesen Augenblick er mattet hatte, eine Mißstimmung zwischen ihnen, die stärker werden wollte. Kurt versuchte, sich mit aller Kraft dagegen zu wehren. Unterwegs fragte CM, wo Kurt sie nun eigentlich unter- zubringen gedächte. Kurt (hielt es für angebracht, seiner Braut einen umfangreichen Vortrag über die lokalen Verhältnisse zu halten und erklärte am Schluß: „Tja — verehrte CM — das ist hier nämW etwas anders —!" Hab' ich bemerken können," unterbrach sie ihn, ? disietten Frisur und die Sandalen an den bloßen Füßen. Solch ein Nervi ist nicht immer'gleich ein Verbrecher, er ist vor allem anderen zunächst einmal ein Faulpelz, der Trunk und Spiel und Rauschgifte liebt, dafür die Arbeit nicht auSstehen kann. Höchst leichthin aber gerät er in Erregung — und dann greift er meist sofort zum Messer oder zum Revolver — hier unten gilt überhaupt nur der etwas, der wenigstens einmal schon einen Gegner „erledigte". Diese Nervis haben ihre Hände vor allem in allen großen Schmuggel affären ihrer romantischen Stadt. In den gro ßen Schiffen!, die hier anlegen, sind ost Opiums Kokain und Morphium kilogrammweise versteckt. Dom Chinesen zum Matrosen, vom Matrosen zum Nervi und von da zum reichen Kunden — was für tausend Vermittlungsstellen', was für Listen, was für eine Jagd und was für Möglich keiten zu Erpressungen.' Die Droge wirst einen hübschen Verdienst ab, aber es ist verdammt ge fährlich, da eine besondere Polizeibrigade mit flinken Motorbooten längst der Quais und der Brücken von Marseille wacht. Die Gangsterplage von Marseille — heut' ak- diese ganze Reise für dich ein Opfer war. hast es mir gebracht — aber nun ist — Prinzessin von (Marseille, über deren dreckigen Gassen dis Wäsche zum Trocknen gespannt ist, in deren Un rat räudige Katzen wühlen und hinter deren Mauern Dinge vor sich gehen, die nur selten ans Licht kommen. Auf der anderen Seite aber wieder: strählender Himmel, südliche Sonne, lockende Farben, Ver einigung aller Fernen des Erdballs, bewunde rungswerter Fleiß und staunenswert« Handels- genialität, Gestalt geworden vor allem in den Palästen und Kontoren der City, voran der CaMebiere — das sind die zwei Gesichter von Marseille, der Stadt des jüngsten schaurigen Attentats, auf deren Doppelantlitz zurzeit dir ganze Welt in düsterer Faszination starrt. / Mintex^iSfÄivexkeS tzr M I- Wiederum wird sich der große ' / nationalsozialistische Gedanke einer wahren Volksgemeinschaft NM bewähren, wenn es gilt, den ins Elend geratenen Volksgenossen »MM Eine wirklich tatkräftige Hilfe an» ff ÄM gedeihen zu lassen. Kurt nickte dem Fischer zu: „Jawoll, so sieht nun Vaters Einziger aus!" „Sie sollten hier mal an -der Brücke aus- werfen, Herr Doktor," rief der Fischer, „ein guter Barsch scheint hier heute zu stehon. Nachher, wenn der Dampfer nicht mehr jeden Tag kommt und sie stört, stehen sie überhaupt gern zwischen dem Holz der Pfähle." „Wie lang« fährt der Dampfer noch täglich?" fragte Kurt. „Das wird nun wohl nicht mehr lange dauern. Noch so ein paar Wochen." „Ja, und dann?" „Ja, das komutt dann auf die Witterung an." Daran hatte Kurt noch nie gedacht: noch eine kurze Zeit, und der Dampfer fuhr überhaupt nicht, mehr. Dann kam der Winter und machte dieses Land zu einer großen, einsamen Insel. Und — Lilli — kam — nicht. Sein Boot war jetzt am Steg. Der Fischler forderte Kurt noch einmal auf, er sollte es hier doch mit den Barschen versuchen. Kurt nahm unschlüssig die Angel in die Hand, drehte die Schnur vom Stock, nahm umständlich einen Wurm, steckte an den Haken, warf aus. Haken und Wurm sanken in die Tiefe, die Pose stellte sich. Kaum stand sie, fuhr sie hinunter, Kurt zog: ein stattlicher Barsch. Und gleich dar auf der zweite, der dritte. Ter Eifer überkam Kurt. Auch der Fischer stieg zu Dm ins Boot, warf eine Angel aus. Das biß, heute, einer nach dem anderen, ein Dutzend Hände hätte man haben müssen. (Verdammt — jetzt kam der Dämpfer. Wenn der nur nicht die Fische verscheuchte! Aber er letzte ja pichst unmittelbar in der Whe an. „Hoppla, das ist der Vater —" lachte Kurt — „macht's mir nach." „Dann ist dies der Großvater," erklärte der Fischer, den er eben herauszog, war noch größer. „Dann werde ich einfach den Urgroßvater an geln. Da —." „— ist das Enkelkind, das Noch zur Schule geht," spottete der Fischer, denn an Kurts Haken blinkt« jetzt ein Meiner Fisch. „Man muh sie besprechen, das Hilst immer." Und Kurt zog auf gravitätische Weise seinen Hut: „Bitte hören Sie, hochverehrter Herr Ur großvater der Barsche, was ich Mnen zu sagen Habs. Der Veste Regenwurm des beliebten Apo thekers Herrn Wistrick ist an der Angel. Und dazu haben Sie, hochverehrter Herr Fisch, das höchst ehrenvolle Vergnügen, von mir, dem 'Dr. med. Kurt Weimann, einem der ehemals vor nehmsten Kavalier« der Neichshauptstadt, ge angelt zu werden." „Kurt — bist du denn ganz verrückt gewor den —?" Kurt drohte sich um — und versteinerte! Auf dem Steg stand CM. „Das ist eins Ueberraschung!" bracht« er end lich hervor. „Auch für mich," lachte Lilli pikiert. „Kurt, wie siehst du nur aus?" Tas konnte er allerdings nicht leugnen. „Aber — es freut mich, CM —" stottert« er. Wenn er doch nur für diesen Augenblick das passende und lösende Wort gefunden hätte. Doch er war zu sehr verwirrt. Dafür streckt« er ihr di« Hand HD: „Guten Tag, CM — herzlich will- kommen!" Lilli betrachtete die Hand: „Aber doch Nicht eher, als bis du dich gewaschen hast." „CW!" Marseille i Dle „lächelnd«" — die „heimtückische" Stadt . Im gleichen Augenblick, da die Ermordung der .jugoslawischen Königs und des französischen Außenministers vekannt wurde und tiefstes Ent setzen auslöste, gellte auch schon der Schrei durch gang Frankreich: „Wie war das möglich?!" Die Press« erhob die schwersten Verdächtigungen und Anschuldigungen vor allein gegen die Polizei von Marseille — das Pariser Blatt „Le Jour" ver- sich soeben zu den Sätzen!: „Welcher unter- te Beamte eines gleichgültigen Ministers e ausgerechnet Marseille als Landungsplatz »es Königs Alexander bestimmen, wo doch alle weiß, daß die Polizei dieser ebenso lächekn- chen wie herm-tüMschsn Stadt , angesteckt' ist? Noch vor wenigen Monaten hat sich die Marseiller Bürgerschaft an den Ministerpräsidenten Don- Mrgue gewandt und nm Befreiung von der 'Gangsterplage gebeten!" iMarseille, die „ebenso lächelnde wie heimtük- kische Stadt", ist auf alle Fälle in den Mittel- Punkt des schaudernden Meltinteresses gerückt. Und Wittlich zeigt sie, Frankreichs zweitgrößte Stadt, ein Doppelgeficht seltsamster Art. Ihre lächllndste, in berauschenden Farben strahlende Seite zeigt sie vor allem auf der Hauptverkehrsader, der berühmten „Camnebiere", die sich vom alten Hafen aus vier Kilonieter lang nordöstlich! streckt bis zum Zoologischen Hafen. Hier, vor den Cafes an der Börse, ist das Attentat geschehen. Tie Marseiller sind fanatisch stolz auf diese breite Straße mit ihren bunten' Läden, ihren schön«» Häusern, ihrem brausenden Verkehr, ihrem phan tastischen Völkergemisch, das es in dieser Bunt heit wohl nur einmal auf der Welt gibt in feinem quirlenden Durcheinander von Weißen, Matrosen, Gelben aus Anain, Schwarzen aus den Kolonien, Arabern, Spahis, Fremdenkegio nären und allen Rassen und Typen der Erde — hier drunten unter der südlichen Sonn«, den Win den des Mittelmeers und dem Anhauch Afrikas besteht ein Stichwort: „Wenn Paris ein« Canne biere bätte, dann wäre es wahrhaftig ein kleines Marseille!", womit der Lokalstolz der Bürger treffend gekennzeichnet ist. Diese Stadt ist mit die älteste Siedlung Euro pas. Schon um 600 v. Chr. wurde sie von Phokäern gegründet; ursprünglich hieß! sie Mas- silia. Erst im Jahre 1481 ward sie Frankreich einverleibt. In der Geschichte der Neuzeit wird sie nicht zuletzt fottleben durch die Marseiller Föderierten, losgelassene Galeerensklaven und Verbrecher, die 1792 während der großen fran zösischen Revolution nach Paris zogen und hier unvorstellbare Ereueltaten verrichteten — unter dem Gesang jener Hymne des Nouget de Liske, die danach als „Marseillaise" weltberühmt ge worden ist. — Die uralte Tradition Marseilles zeigt sich noch heute in einem großen Teil seiner Baudenkmäler, unter denen die Kirche St. Victor als die schönste an erster Stelle steht; sie gilt afs das älteste Gotteshaus Frankreichs, wurde zum letzten Mak im 13. Jahrhundert umgebaut und erhielt «in heut noch berühmtes schwarzes Muttergottesbild. Das Gesicht der Stadt wird längst zur Haupt- . fache bestimmt durch Dren weltumspannenden Han- > del, der besonders seit der Eroberung Algiers und der Vollendung des Suezkanals einen großartigen Aufschwung genommen hat. Nur begreiflich, daß i < somit der Hafen das Herz von Marseille ge-1' mit den zarten Füßen ber ihrem Prinzen^ der allerdings im Augenblick etwas verzaubert ist. Es wird dir hier schon gefallen, wenn du dich erst wieder frisch und gnädig geschlafen hast von dieser ganzen Reise." „Wie es dir hier gefällt, ist mir zur Genüge aus deinen Briefen bekannt. Außerdem bestätigten es mir zwei Herren auf dem Schiff, von der Art wie dein Anglerkamerad. Sie sprachen in Motten des höchsten Lobes von dir. Auch von Fräulein Charlotte, daß sie deine Braut sek " Kurt blieb stehen: „Gut, daß ich auch davon erfahre." Er lachte herzlich und hatte nun seine gute Laune wieder. Tenn das war ja Eifersucht, die aus Cilli; Worten klang. „Sei beruhigt, Cilli," sagte er mit Innigkeit, „ich werde nur eine heiraten. Und zwar am 18. Juli des nächsten Jahres. And diese eine wirst du sein, Cilli!" „Aber in gewaschenem Zustande, bitte." Nun wurde auch Cilli fröhlich. „Ich beginne ab heute, mich in Lauge zu legen." Sie waren inzwischen vor dem Hotel an gelangt, in dem Cilli wohnen sollt«. „Am besten wärest du ja bei Nehdorf aufge hoben gewesen, Cilli. Aber das ging nicht, Reh dorf ist nun doch einmal Gegenpartei. Da hab« ich gedacht, du wohnst in Riesers Belvedere. Es ist das erste und einzige Hmis dieser Art am Platz«." (Fortsetzung folgt,) arbetter, Barbesitzer und Schwer sind. Keller denn je geworden — nun, es ist gewiß, Diese gefährlichen Zeitgenossen tragen. eine tradi- daß man in ganz Europa lange suchen kann, ehe tionelle Uniform: den Mechanikeranzug aus blauem man einen Ott findet, wo sich finstere Poesie, Leinech den kunstvoll um den Hals geschlungenen I schmutzige Romantik und brutalster Kampf so roten Schal, die Schiebermütz« auf der poma- s vereinen wie in jenenen halbzerfalleneu Vierteln Wieder warf Kurt die Angel aus — Tauchen I Sie wich zurück: „Du machst Augen, als wenn der Pose — Anhieb — wundervoll war dieses dir mich küssen wolltest." Wuchten, wenn man die Schnur anzog. — Hatte dieser Bursche ein Gewicht — jetzt war er her aus, gut eineinhalb Pfund schwer.