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Vellage zum Frankenberger Tageblatt , Nr. SL4 Dienstag de« SS. September 1VS4 »3. Jahrgang MMWWWWWWMM-————W—ES—M———«MW— Das ArontertevntS vor Lv Aayren Kreis- And Ortsgruppe Zittau des NSDFB einen Deutschen Abend in dem geräumigen Saal der „Drei Kranen". Auch die Zittauer Bevöl- kerung beteiligte sich durch guten Besuch an dieser .Veranstaltung. De« Gefallenen zun» eyrenven Gesenken — den «evenden zur steten ANaynung — crllles für DentfMlandk Arontkämpfertage tn der GSGstfGen Laufttz benutzten dann viele Kameraden zu einer M- stergung des Chemebohs oder des Bielevohs. Sonnabend nachmittag trafen dann alle Käme- raden des Erzgebirgsgaus, auch diejenigen, die erst in der Nacht zum Sonnabend nach Oybin ge fahren waren, in der tausendjährigen Stadt Bautzen ein. Im Sonnenschein bot der bekannt«! Mick von der Brücke nach der Burg einen freundlichen Willkommengruß. In glänzender Weis« hatten die Bautzener Kameraden die Zeynsalhrfeier vor bereitet. Mngelsitet wurde sie durch dis feier liche Hissung der Stahlhelmflagge aus dem Stadt museum am Kornmarkt. Zur gleichen Zeit etwa Iras der Landessührer des Nationalsozialistischen Deutschen Frontkämp ferbundes, Hauptmann a. D. Hauffe- Dresden, in Bautzen ein und wurde von den Führern des ErzgebirgSgaues und des Kreises Bautzen herz lich begrüßt. Gne Ehrenkompanie hatte auf dem Bahnhofsvorplatz Aufstellung genommen. Nachdem der Landesführer ihre Front abge schritten hatte, führte sie einen tadellosen Vorbei marsch aus. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen, als au« den verschiedenen Teilen der Stadt graue Marschkolonnen, die Kameraden des Erzgebirgs gaues und des Kreises Bautzen, nach dem Korn markt anrückton, der von einer dichtgedrängten Menschenmenge umsäumt war. Kurz nachdem dis Fahnenkompanie eimnarschiert war, traf der Landesführer auf dem Kornmarkt ein. In herzlicher Begrüßungsansprache hieß Kreis führer Böhmer den Landessührer, die Gäste aus dem Erzgebirge und die Ehrengäste willkom ¬ men und schloß feine Ansprache mit der Versiche rung, daß die Stahlhelmer auch weiterhin den asten soldatischen Tugenden der Kameradschaft und der Opferbereitschaft treu bleiben würden Gau führer Pfitzner wendet« sich mit Worten des Danies an Stadt und Kreis Bautzen und be tonte, daß der alte Frontsoldat beim Aufbau des neuen Reiches nicht beisoitestsysn könne, sondern mityelfen wolle an der Stolls, wo ihn der Führer Adolf Hiller hinstellt«. Der Bautzener Ober bürgermeister Dr. Förster gedacht« der wert vollen Arbeit des Stahlhelms in der Nachkriegs zeit, di« eS rechtfertige, daß der Stahlhelm als Nationalsozialistischer Frontkämpferbund in das neu« Deutschland hrnübergeführt worden ist und daß ihm die Aufgabe zuteil wurde, vor allem die Tradition des Frontkämpsertums 'hochzu hallen. Dann sprach Landesführer Hauffe. Er führte aus, daß die Grundlagen der Staatsidee Adolf Hitlers und die Ideen, für die der Stahlhelm sich als Bund der Frontsoldaten eingesetzt hat, eng verwandt sind. Sie seilen entstanden in der Welt des Schützengrabens, in der Kompanie, dis im Geiste engster Verbundenheit und Kamerad schaft keine Unterschiede kannte. Für diese Ka meradschaft, für das hohe Ziel des Soldaten tums hab« der Stahlhelm Jahr um Jähr einen harten Kamps geführt. Der Stahlhelm hab« nicht für sich gekämpft, sein einziges Marsch- rkchtunaszkel sei Deutschland gewesen, das er im 'Geiste der Kompanie zu einer Gemeinschaft Habs machen wollen. Mt dem Frontsoldatentum im Herzen, mit Kameradschaft und Opferbereitschast wollten die alten Frontsoldaten ihrem Front kameraden, dem Führer Adolf Hitler Ehre machen. Er solle sich auf sie verlasen können. Die alten Frontsoldaten marschierten weiter ihre endlos« Straße als ehrliche Soldaten, als Kämp fer und Soldaten der deutschen Zukunft. Wenn UM SS. und 23. September beging die KreiS- d Ortsgruppe Bauten des Nationalsozialist^ Deutschen FvontkämpferbundsS (Stahlhelm) Feier ihres zehnjährigen Bestehens. Der hr«r des Erzgebirgsgaues, Kam«rad Pfitr« k « t - Frankenberg, hatte beschlossen, an dieser i«r mit einer größeren Abordnung seines Gauss nehmen. Wie der Erzgebirgsgau all die daher die großen Aufmärsche, an denen Kt teilnahm, dazu benutzt hat, seinen Kameraden Acht nur das «Erlebnis des Aufmarsches zu ver- chntteln, sondern ihnen auch ein Stück der schönen Deutschen Heimat näherzubringen, so sollt« es Huch diesmal wieder sein. Das Grenzland Law M die Zittauer Berge sollten die erzgebirgischen Kameraden kennen lernen. ' In Kraftwagen und in Sonderzügen rollten in den Nächten zum Freitag und zum Sonnabend zusammen etwa 1500 Stahlhelmer aus dem Erz- tzebirg« dem Ziele Oybin zu. Nach unterhalten der, anregender Nachtfahrt trafen sie bei herr- /chem Morgensonnenschein dort «in. Eine kurze Morgenverpflegung, eine Begrüßung durch den Oybiner Bürgermeister, und hinein ging «S in die herrliche Lausitzer Bergwelt. Der Oybin mit keiner interessanten Klosterruine, der liebliche Orts reil Hain, der Hochwald, die Lausche, das waren die hauptsächlichen Ziele, dös sich dis in zwang losen Gruppen wandernden Kameraden erwählten. Dabei galt es aus der Hut zu sein; denn man befand sich im Grenzgebiet. Mn Ueberschreilen der Grenze hätte leicht «ine unfreiwillige Verlän gerung der Urlaubsreise nach Prag zur Folge haben können. In den Nachmittagsstunden versammelte man ' sich wieder in Oybin zur Weiterreise. Die- fenigen, di« bereits mir Freitag früh gekommen waren, fuhren am Freitag nachmittag nach Zit-, VTHUIkR « tau. Dott veranstaltete ihnen zu "Ehren die Heimliche Begrüßungsworte wurden den erz gebirgischen Gästen von Kreisführer Soffner- Ostritz und Oberbürgermeister Zwingenber ger-Zittau zugerusen, während Gauführer Pfitzner im Namen seiner Kameraden für die herzliche, gastfreundliche Aufnahme dankte. Im Mittelpunkt des Deutschen Abends stand eine ticsdurchdachte und packende Rede des Zittauer Ortsgruppenführers Oberstudiendirektor Dr. Dietrichs der die Ideen der Front in ihrer Bedeutung für Geschichte und Leben des deut schen Volles würdigte und Kameradschaft, Gehor sam und Treue alä die Grundpfeiler des Natio nalsozialistischen Frontkämpferbundes bezeichnete. Am Sonnabend morgen wurde wieder von dem gastfreundlichen Zittau geschieden. Es ging wei ter in Richtung Bautzen. Auf dem Wege dahin wurde das Schlachtfeld von Hochkirch besucht, wo im Oktober 1758 die Oesterreicher unter Daun das Lager Friedrichs des Großen überfielen. Kamerad v. Einsiedel-Chemnitz gab «'ne an schauliche Schilderung des Kampfgelände- und des Kampfes. Auch der damals stark umkämpfte Friedhof des Dorfes Hochkirch wurde aufgesucht. Die bis zur Weiterfahrt verbleibende freie Zeit (Nachdruck verboten.) 24. September 1914 Das englische Unterseeboot „Ae I", eines der ößten U-Boote der englischen Flotte, wird zum -inkeN gebracht. 25. September 1914 Der Kommandant des deutschen U-Bootes „U 9" und seine Mannschaft erhalten das Eiserne Kreuz vom Kaiser verliehen. Won den Oesterreichern werden in Slawonien! 7000 Serben gefangen genommen. Das Sperrfvrt Camp de Romains, südlich von Verdun fällt als erstes, deutsche Truppen überschreiten dort die Maas. 26. September 1914 Bei Bapaume wird eine französische Divi- ' skon zurückgeworfen. Die Sperrforts südlich von Verdun stellen ihr Feuer «in. Der englische Kreuzer „Indian Prince" wird von dein deutschen Hilfskreuzer „Kronprinz Wilhelm" zum Sinken gebracht. 27. September 1914 Nach amtlichen Berichten sind di« deutschen Truppen und die ihrer Verbündeten aus allen Kriegsschauplätzen im siegreichen Vorgehen be griffen. 28. September 1914 Das endgültige Ergebnis der Zeichnungen auf die Kriegsanleihe wird veröffentlicht, deutscher Opfersinn brachte 4 460 728 900 Matt auf. 29. September 1914 Bei Verdun und To ul werden französische Angriffe siegreich zurückgeschlagen. Russische Vorstöße, die über den Njemen in das Gouvernement Suwalki erfolgen, schettern. Di« Türkei sperrt die Dardanellen. 3V. September 1914 Bei Albert und nordwestlich von Amiens erleiden französisch« Truppenteile schwer« Ver luste. Di« Höhen Roy« und Fresnvy, nordwest lich von Noyon, fallen in deutsche Hände. Die „Emden" vernichtet im Indischen Ozean vier englische Dampfer und erbeutet ein Kohlen schiff. Alle Ortsgruppen-Amtrleitungen der NSB. nehmen Meldungen deutscher Männer und Frauen entgegen. Bekenne Dich M «MmWMWn Amt! «ö MM le? N8.-Wk8Mi«kl. einmal der Marsch zu Ende s«i, dann steh« am Ausgang des Weges der verstorbene Marschall und Reichspräsident und erwart« von den Front kämpfern deren Meldung. Und diese Meldung werde ein« anständige sein, sie werde lauten: „Ich habe meine Pflicht getan, ich habe ge kämpft für Deutschland". Mit einem Hurra auf Führer, Volk und Vaterland schloß der Landes» führer seine begeisternde und ergreifende An sprache. Nach dem Gesang des Deutschland- und des Horst-Wessel-Liedes stiegen die Klänge des großen Zapfenstreiches zum nächtlichen Himmel empor. Dann traten die Abteilungen den Abmarsch an. Der Rest des Abends war kameradschaftlich« Unterhaltung kn den großen Lokalen der Stadt gewidmet. Der Sonntagmorgen brachte einen Appell mit Feldgottesdlenst auf dem schön gelegenen Bautzener Schützenplatz, auf dem 6000 Stählhelmer in tief gegliederten Fronten Aufstellung genommen hatte. Nachdem der Landessührer di« Fronten abgeschritten hatte, leitete der Gesang des Lutherliedes den Feld- gottesdienst ein. Pfarrer Haag (Chemnitz) hielt «ine warm empfundene, von Herzen kommend« und zu Herzen gehende Predigt, der er das Wort aus dem Korintherbnef zu Grunde legt«: „Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark". Landessührer Hauffe ehrte das Andenken der gefallenen Kameraden und führte dann aus, daß durch den Appell Kraft für den Weitermarsch geschöpft werden soll«. Der Appell beweise, daß die „alte Garde" des Bautzener Kreises und di« aus dem Erzgebirgsgau ihre Pflicht in den ver gangenen Jähren erfüllt habe. Man bestreite der Jugend nicht, daß sie die Zukunft habe.. Aber nur wer auf der WergäNgenheit aufbaue, wer sich zum Heroismus und zur Leistung seiner Väter bekenne, der könne in Gegenwart und Zukunft wirkliche Aufbauarbeit leisten. Wenn sich das Volk zu den Ideen des Frontkämpfettums bekenne, wenn dies vor allem auch die Jugend tue, werde der Weg in die Zukunft ein glück licher sein. Der tiefste Sinn des Appells liege allein in der einzigen Dienstaufgabe „Deutsch land". Mit einem Hurra auf das Vaterland und seinen Kanzler und Führer, schloß der Landes führer. Dann setzten sich die grauen Reihen in Be wegung nach dem Kornmarkt, wo der Land«s- sührer inmitten einer vieltausendköpfigen Menge den Vorbeimarsch abnahm. Der Nachmittag verblieb noch den Kameraden, damit sie sich die städtebaulichen Schönheiten des alten Bautzen ansehen konnten. In den Abend stunden ging es wieder der erzgebirgischen Heimat zu. Im Herzen nahmen alle wiederum ein großes, tiefes Erleben mit sich. ver grosse vslttor 1 Roman von Christian Marr Copyright by: Carl Duncker Verlag Berlin W. 62 (Nachdruck verboten) Dabei kommt man sich vor." Er lächelte. „Eigentlich ist das Ganze mehr eine Sache der Heiterkeit. Ja, das ist es — aber nun wollen wir doch einmal den jungen Herrn hereinrufon." < . : , > : Storck öffnete schon die Mr, nickte Hinaus, Kurt Weimann trat ins Zimmer. Weimann sah ruhig feinem Sohn entgegen und bemüht« sich seinen Worten keinen erregten Klang zu geben. „Guten Tag, Kurt. Du hast mir da einm Brief geschrieben, in dem du mir deine Ver lobung mitteilst." „Jawohl, Papa, und nun hast du mich herbe fohlen." Kurt verneigte sich wieder mit leichtem Spott. Weimann antwortet« so, wie ihn sein SohN yeransfordette: „Herbefohken ist wohl nicht der richtige Ausdruck. Ich hab« dich hergebeten, um dir wenigstens — der Weg ist wohl ungewöhnlich, aber das liegt nicht an mir — um dir wenigstens gratulieren zu können." „Danke, Papa!" „Kurt!" Die Stimm« Weimanns schob sich drohend zusammen. Storck mischt« sich ein, hob jovial beide Arme: „Kinder," lachte er, „aber so was, Verlobung und Gratulation sind doch eine fröhlich« Angelegenheit. Ihr aber macht beide Gesichter — setz' dich drüben hin Erich, und du, Kuttel, bitte hier! Legt etwas Raum zwischen euch. So! Und nun rauch dir mal was an, Kurtel. Zigarre, nicht? Dann sind hier auch Zi garetten. So> und weil mir hier nun so gemütlich zusammen Md, beantworte mir doch mal ein« Frag«, Kuttel, wie bist du auf den ausgefallenen Gedanken gekommen, dich mit dieser — also na, ja, zu verloben?" 'Denn «Hs die beiden Hitzköpfe aufeinanderprallten, wollte «r lieber selbst mit Kurt verhandeln. „Ausgefailken nennst du den Gedanken, Onkel Storck?" f „Kurt, tu mir den Gefallen und spiel« mal einen Augenblick nicht mit dem goldenen Mädchen- armband nm dein männliches Handgelenk --- also, wenn du fetzt einen Augenblick ernsthaft sein kannst, findest du da« dann nicht selbst ausge- 'fallen?" Er ging mit ein paar raschen Schritten auf' „Nein!" Storck hob abwehrend die Hand: „Was denn? Was denn „so ein"? Manchmal tust du' gerade, als wenn an allen Litfaßsäulen von Neukölln bis zum Wedding sein Steckbrief klebt. Der Jung« ist gut. Erich, wie du dich ja auch wilder gibst, als du bist! Weißt du, was sein Fehler ist? Daß du so viel Geld hast, wie du' eben hast. Er ist da nicht anders als di« Söhne van andern reichen Vätern, Söhne, die es auch mit bestem Dank ablehnen, mit dem sogenannten Emst des Lebens in Berührung zu kommen, so lang« das ihr Herr Vater für sie besorgt." Weimann schlug die Hände zusammen: „Seine Ansichten!" „Da meinst seine etwas edelkommunistische Ma- Potte? Alles Lurus «und Langeweile. Kurt ist so, weil sein Vater Geld hat. Aus — na, weil es mal etwas anderes ist." „Kommt aus demselben Tank. Sieh mal, «in reicher, junger Mann, der aus' einem Hause und Milieu stammt, kn pem Tradition und fest umrisseE Begriffe herrschen, auch in puncto Ehe und Ehefrau und Nus des Mädchens, das man seins Braut nenitt — also der verlobt sich osten tativ und vor aller Wett mit einem Mädel, des sen Ruf und Lebensanschauungen Nun — das ge rade Gegenteil sind. Siehst du, das ist etwas. seinen Vater zu und begrüßte ihn mit einer leich!- ten, fast förmlichen Verbeugung: „Guten Tag, k Bava'" ' - ! . „Dann". Storck zuckte die Achseln und sagte mit einer plötzlichen Schärfe im Ton: „Dann ist dir nicht zu helfen!" Es war das erst« Mal, daß Onkel Storck, die ser Kavalier, der nicht in so altertümlichen Vor stellungen befangen war wie di« anderen, wie auch Vater — sich nicht auf seine Seite stellte. Das machte Kurt unsicher. Weimann aber fühlte, wie er merklich ruhiger wurde. Gut, sollte der sich mal mit ihm auseinandersetzen, es war ihm recht. Mit schweren, unruhigen Schritten ging er un Zimmer auf und ab. Eine Pause, in der alle schiwiegen, trat ein, dnan fragte Kurt: „Gibst du nun dein« Einwilligung, Papa?" Weimann fuhr herum: „Nein!" „Dann will uh." Kurt seufzte — „dann will ich zum Nutzen der Sache, um die es geht, noch einmal meins Gründe aussinamdersstzen, wenn ich auch nie hoffen werde, dich, Papa" — Kurt sah zu Storck hinüber — „zu überzeugen. Ter ganz besonder« Einwands den du, Papa, gegen Cilli erhebst, beruht auf der Tatsache, das-! — wenig stens nach den früher gültigen Begriffen — ihr Vorleben nicht makellos war; ich sage Tatsache in bezug auf meine Braut. Und bleibe dabei ganz ruhig. Ich bitte das zu beachten. Ich bin kein Kind mehr, sondern als Doktor der Medizin Kurt Weimann ein ziemlich ausgewachsenes Ersmplar dieser Menschheit, das seine ausgereiftsn Ansich ten hat. Dias alles an Vorrede mag genügen, um zu beweisen, daß da noch anders Zusammen hänge bestehen müssen. Di« Zeit, in der wir leben, ist nämlich anders geworden. Ein Wandel der Begriffe ist eingetreten." Ein Flugzeug donnert« draußen vorbei. Storck trat Mm Fenster, sah hinaus. Kurt fuhr fort, indem er di« Hand nach dem Fenster zu hob: „Propcllerg«dröhn — modernst« Entwicklung der Technik — Symbol der Zett, über- Haupt — und du, Papa, gerade du, den man sich als einen der Fortgeschrittensten denken müßte, du gerade hast diese alten Ansichten aus einer Zeit, in der di« Mensche» nicht atmen konnten. Und baust Flugzeuge. Kannst dich also doch nicht gegen die Zeit stellen. Die ist stärker. Die Zeit marschiert!" Kurt begann sich in einen gewissen Eifer hinekn- zureden, an dem seine Ueberzeugung leidenschaft lich beteiligt war: „Die Zeit marschiert und wirklich, sie ist an ders geworden. Die einzige Grenze, die der moderne Mensch kennt, ist die Menschheit. Aber das hängt mit dem anderen nur bedingt zu sammen. Auch die moderne Frau ist nicht mehr, was sie früher war. Nicht mehr das Gänschen, das zwischen Tugend und Häkelarbeiten und an der Hand ihrer Frau Mutter auf den Zukünf tigen wartet, sondern — o nein," er lachte belu stigt, „das ist alles ganz anders geworden. Tie Frau ist die Kameradin des Mannes geworden, selbständig, mit jedem N^cht, das der Mann hat. Mit einem Wort, die neue Zeit hat ihre alte Sklaverei aufgehoben, die Frau ist frei!" Wieder trat eine Pause ein. Weimann sah zu Storck hinüber in aufsteigendem Grimm, und doch wieder beruhigt durch das Lachten, das er in defsen Gesicht sah. Kurt fuhr fort: „Stellen wir nun eine modern« Frau als Beispiel stritten zwischen uns. Mem« Braut. Sie studiert Musik. Sehr achtbar! Hat einen Berus. Ist selbst «in reizendes Geschöpf. Gut — also eines Tages, die Begriffe einer modernen Zeit haben sich gegen früher gewandelt, findet sie einen Freund. Und das, was ihr ein Vorleben nennt, hat damit seinen Anfang ge nommen. Enttäuschung in dieser ersten Liebe. Sie wendet sich einem anderen zu. Dem dritten. Kann sw ahnen, daß eines Tages ein Herr Doktor Kurt Weimann kommen wird? Soll ich Tagen? Und warum? Nein, wir modernen Männer sind «hr- licher geworden. Freiheit jedes Teiles in Braut- zeit und später«! Eh«, das ist die Grundlage sicherster Harmonie." ' (Fortsetzung folgt.)