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Verlage zürn Frankenberger Tageblatt Nr. SVV Freitag de« 7. September IS34 83. Jahrgang «nelma der Waren- und za-lnngrvette-rr »wischen Deutschland und der belgisch-lurembur- gische« Mrtfchaftsunion ! Berlin, 6. 9. (Funkfpruch.) Bei den seit längerer Zeit zwischen Bertretem der deutschen Md ver belgischen Regierung geführten Wirt- Uchaftsverhandlungen ist eine Einigung erzielt Horden. Im Auswärtigen Amt wurde heute Kd« sechste Zusatzvereinbarung zum deutsch-bel- Hifchen Handelsabkommen vom 4. April 1925 Md ein Abkommen über die Zahlungen im Warmverkehr (Verrechnungsabkommen) unter- tzeichnet. DK Zusatzvereinbarung enthält eine Reihe von Volk und Kontinsntabreden zum deutschen Zoll tarif. Artikel 6 des Handelsabkommens von 1985, der die Frage der Einfuhrverbote betrifft, wird «geändert und die Kündigungsfrist dieses Abkommens von 6 auf 2 Monate herabgesetzt. Vs Zusatzvereinbarung sieht ferner die Ein setzung von Negierungsausschüssem vor, die in Unmittelbarem Geschäftsverkehr die mit der Durch führung der bestehenden Wirtschaftsvereinbarung Zusammenhängenden Fragen behandeln sollen. Wie wird mit Wirkung vöm 20. September 1934 angewendet werden. Das Verrechmungsabkommen über den Zah lungsverkehr, das mit Wirkung vom 10. Sep tember an in Kraft tritt, regelt die Bezahlung des Warenverkehrs zwischen Deutschland und der belgisch-luremburgischen Wirtschastsunion über Verrechnungskonten, die die Reichsbauk und die belgische Nationalbank sich gegenseitig einrichten. Das Abkommen geht davon aus, daß Deutsch land aus der Aktivität seiner Handelsbilanz ein Devisenüberschuß verbleibt. Dieser Ueberschuß steht kaufend zur freien Verfügung der Reichs bank, nachdem ein Teil hiervon für Zwecke de; Transfers von Zinsen der Reichsanleihen (Da wes- und Poung-Anleihe) und der privaten An leihen sowie für den teilweisen Transfer auf dem Marktabkommen abgezweigt ist. Ferner ver zichten die Gläubiger aus den privaten Anleihen, soweit sie auf.Grund des Abkommens befriedigt werden, aus einen wesentlichen Teil ihrer Zins- ansprüche Das Abkonrmen erstreckt sich auf Guido ThieWer 75 Jahre alt Ter in ganz Deutschland bekannte und beliebte Berliner Komiker, der in unverwüstlicher Frische noch immer auf der Bühne tätig ist, kann am 10. September seinen 75. Geburtstag feiern. Das größte SMM der Welt vor seiner «ogenvung Ein« Lustausnahme des 730l>a-Tonnen.Dampsers »Nr. 534- der englischen Cunard-Linie, der in Glasgow gebaut wird und noch im September vom Stapel laufen soll. den Zahlungsverkehr mit dem belgischen Kongo und den belgischen Mandatsgebieten. Der De visenüberschuß zugunsten Deutschlands ist im Zah lungsverkehr mit diesen Gebieten gleichfalls sicher gestellt. «Endlich ist noch eine vorläufige Rege lung für die Einfuhr deutscher Kohle nach Bel gien bis Ende 1934 getroffen worden. Ein 2485. Geburtstag Der Tag des Konfuzius Soeben ist er in China zum ersten Mak wie der als Nationalfeiertag begangen worden, nach dem seiner bisher von der modernen chinesischen Regierung noch nie offiziell gedacht wurde. Dies mal aber feierten all die Millionen Anhänger und Verehrer des Konfuzius, des größten Weisen, den das alte China hervorbrachte, den Tag, an dem er geboren wurde — es ist gleichzeitig der 2485. Geburtstag dieses geistigen Herrschers über die gelbe Welt. Bisher hat man diesen Tag im Kreis der Gläubigen stets nach dem alten, in China noch vielfach gebräuchlichen lunaren Ka lender begangen, wonach der Geburtstag des Philosophen immer auf den 27. Tag des achten Monats siel. Jetzt ist zum ersten Mal mit dieser Praris gebrochen worden; man wird fortan diesen neuen Nationalfeiertag nach dem modernen sola» ren Kalender begehen, wie es schon in diesem Jahr geschah. i Im Abendland herrscht überwiegend der Glaube, Konfuzius sei ein religiöser Führer ge wesen und als solcher zur Gottheit erhoben wor den. Das ist keineswegs der Fall. Er war ein Philosoph und lebte als solcher unsterblich im Volk weiter. Er befaßte sich mit dem Verhält nis des Menschen zum Menschen und dem des Einzelnen zum Gemeinwesen, zum Staat. Ge führt wurde er zu diesen Problemen durch die bewegten politischen Ereignisse der dritten Dyna stie, in welcher Epoche er lebte. Der Hauptzweck und Hauptinhalt seiner Lehren -Und Schriften war die Forderung: Rückkehr zu den einfachen Tugenden früherer Zeit! — ähnlich, wie dies, in weitem Abstand genommen, Rousseau für das Frankreich und Europa des 18. Jahrhunderts forderte und predigte. Man nimmt gewöhnlich als Geburtsjahr Konfuzius das Jahr 551 vor Christi Geburt an. D«as Licht der Welt erblickte der Weise, der später zumindest einen ganzen Kontinent durch die Kraft seiner Ideen bezwang, in Ssu Schutz einem Dorf in der heutigen Provinz Schantung. Als er drei Jahr« alt war, starb sein Vater im / hohen Alter von siebzig Jahren. Danach verzog die Familie nach Tschufu. Dieser Ort gilt seit- «dem traditionsgemäß als eigentliche Heimat des Philosophen,- hier ist auch einer der schönsten konfuzischen Tempel errichtet worden. Wenn das heutige China nun auch wieder offiziell und von Staatswegen den Geburtstag des Konfuzius als Nationalfeiertag begeht, so knüpft es hier an eine alte Hebung an, die sich erhalten hatte, bis zu dem Zeitpunkt, da das Kaisertum zusammenbrach. »oylotteme la der ZwitmWe Stockholm, 5. 9. Wie „Astenbladet" er fahren haben will, haben Mitglieder der schwe dischen Regierung bei den schwedischen sozialdemo kratischen Gewerkschaften Vorstellungen erhoben, damit i>er Boykott gegen deutsche Waren aufge hoben werde. Wie das Blatt ausführt, befinde sich die sozialdemokratische Regierung in einer Zwickmühle, da sie selbst nach Abschluß des deutsch schwedischen Abkommens gewillt ist, den Handels verkehr mit Deutschland möglichst zu fördern, wäh-- rend auf der anderen Seite die sozialdemokra tischen Gewerkschaften, di« letzten Endes dieselben Mitglieder haben wie die Partei, durch Boykott der deutschen Waren den Handelsverkehr mit I Deutschland zu unterbinden trachten. Di« sozialde mokratischen Minister sollen also versuchen, die Gewerkschaften zu beeinflussen, diesen Boykott auf zuheben. Wie das Blatt weiter me'det, soll am 10. und 11. September über diese Frage innerhalb der Führung der Gewerkschaften beraten werden. Es ist aber fraglich, ob jetzt schon Beschlüsse in dieser Richtung gefaßt werden, da Schweden zur Zeit in einem Wahlkampf steht. Man dürste ver mutlich eine Entscheidung über diese Frage bis nach den Wahlen hinausschieben, die am 16. Sep tember stattfinden. Rundsunl-Pragramm Sonnabend, 8. September Deutschlandsender 10.00 Reichsparteitag: HJ-KundgebuNg Der Führer spricht 15.15 Kinderbastelstunde 15.45 WirtschastSwochenschau « 18.00 Sportwochenschau 18.20 Arbeitskamerad, du bist gemeint! 19.99 Stimmungsbericht ans Nürnberg 20.10 Hermann von Helmholtz 20.30 Quer durch die Singspiele von Josef Snaga 22.00 Nachrichten , - i 22.20 Stimmungsbericht aus Nürnberg 23.00 Das Ueberbrettl Reichssender Leipzig 10.00 Reichsparteitag: HJ-Kundgebung Der Führer spricht 14.30 Kinderstunde 15.25 Deutscher Geist — Deutscher Mensch 17.20 Hermann Conradi: Ein Vorkämpfer de» Dritten Reiches 18.00 Gegenwartslerikon 18.15 Aus der Arbeit der HI 18.35 Bunte Stunde 19.30 Stimmungsber-cht aus Nürnberg 20.10 „Das verwunschene Schloß", Operette vo» Millöcker l 22.V; Nachrichten : ' ^-AStimmungsbericht aus Nürnberg 23.10 L-Mes Die neue Führerin ser Seilsarmes Evangeline Booth, die 63jährige Tochter des Begründers der Heils armee, die lange Jahre Eheflommandeurin der amerikanischen Heilsarmee war, ist jetzt zum Gene ral der Heilsarmee gewählt worden. Es ist das erste Mal, daß eine Frau an die Spitze der gesamten Heilsarmee tritt. Roman von Klara Haidhausen Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, Regensburg 45 (Nachdruck verboten) Er Hatte nicht zuviel versprochen. In tiefstem Herzen gepackt von der schlichten Poesie dieses stillen Erdenminkels schaute Ditha auf das son nendurchflutete kleine Tal in: Bergesschotz.- Schmucke, schindelgedeckte Bauernhäuser lagen int Grünen verstreut um eine Kapelle auf birken- bestandener Anhöhe. Ein silbern schäumender Bergbach bahnt« sich über Stock und Stein seinen Weg zur Talsohle, sein fröhliches Räuschen ver mengt« sich mit dem melodischen Läuten der Her- denglocken zu einer immerwährenden, unendlich traulichen Harmonie. Und mächtig aufragend, vom Hellen Sonnengkast überflutet, sah das treue Wächterhaupt des Wendelstein auf all den Frie den zu seinen Füßen, Befriedigt sah Franz Hormann das stille Leuch- len in Dtthas Augen. „Gelt, es ist schön hier?" sagte er heiter. -„Sind Sk nun einverstanden, wenn wir ein paar Stunden hier bleiben? Den Kerl da droben" — er nickte vergnügt zu dem prächtigen Bergstock hinauf — „kriegen wir auch heute nachmittag noch, wenn die ärgste Hitze vor über ist. Sie wissen ja unsere Parole, nicht wahr? Zeit haben!" Mange stand Ditha in der kleinen Gnaden kapelle, dk von dem vorairgegangenen Feiertag her noch in reichem Blumenschmuck prangte. Heute war sie fast leer, nur eine Frau in bäuerlicher Kleidung kniete in tiefe Andacht versunken zu Füßen des Gnadenbilde». Dtthas weiche, empfindsame Seele fühlte in leisem Erschauern dk heilige Weihe des kleinen Staumeis. Es war ihr, als hinge all die Andacht, dk Mr schoU voll Inbrunst bittend, flehend, stürmend zum Himmel gestiegen war, körperlich . Und dann — (Fortsetzung folgte Schweizer Lieb gegangen war, er büchte sich« nie der und küßte die schlanke, weiße Frauenhand, die sich so warm und vertrauend in die seine schmiegte. Dann aber — wie man das öfters tut, wenn einem «ine Situation über den Kopf wachsen will — rettete er sich mit einem kühnen Sprung auf den Boden fester, ja fast banaler Wirklich keit zurück: „Wollen wir nun essen gehen? Der Kramerwirt hat eine gute Küche und ich — habe Hunger." Ditha lachte belustigt. „Es ist nur gut, daß Sie mir eben so viel Beweise vom Gegenteil gegeben haben — ich müßte Sie sonst für einen schrecklich materialistischen Menschen halten. Wie kann man Hunger haben bei so viel Schönem ringsum!" Franz machte ein drollig zerknirschtes Gesicht.- „Ja, es ist sehr schlimm, wenn man geben der schönhsttsdurstigen Seele auch noch will so etwas wie einem hungrigen Magen belastet ist. Aber ich fürchte, wenn Sie nur von der Schönheit satt sind, werden Sie kaum Kraft genug haben, den dicken Herrn da droben zu bewältigen. Es wird deshalb schon besser sein, wenn Sie sich mit mir nun auch etwas realen Genüssen zuwenden." In dem schönen, von breitästigen Kastanien be schatteten Garten luden freundlich gedeckte, runde Tische zum Verweilen ein, und bald saßen die zwei bei einem einfachen, aber gut zubereitsten und durch ihre frohe Stimmung trefflich ge würzten Mahl. Zwölf Helke, golden« Schläge verkündeten vom Kapellentürmchen herüber die Mittagsstunde. „Wo ist nur der Vormittag so schnell hinge kommen?" sagte Ditha verwundert „Und wie ist denn nun das Programm für den heutigen Nachmittag?" „Nicht sehr groß," erwiderte der Doktor. „Ich denke, wir steigen bald nach dem Essen ein bißchen zur Höhs und halten dort an einem schattigen Plätzerl im Bergwald ein wenig Mittagsruhe verdichtet um das Gewölbe und die goldenen Zieraten des Altares. Ihr Auge suchte das Bild des Gekreuzigten, das vom rötlichen Licht der ewigen LanM mit warmem Leben erfüllt, vom Attar heruntergrüßte. Er war Hier, wie er überall war, er würde sie hören, wenn sie ihn rief. ' Tief neigte sk den dunklen Kopf auf die Brust: Du, der Dui allmächtig und gütig bist, höre mich!, Hilf luflr! Gib m/ir das /Glück, das- ich so Heitz ersehne, ein Leben an der Seite des Mannes, den ich liebe. Dann traten sie beide hinaus auf den offenen Nundgaug, der terrassenförmig die Kapelle um zog. Sinnend ging der Blick in die Weit«, Yin über dies herrliche Stück bayerischer Heimat. Wie in Gedanken begann Manz zu summen: „Das schönste Land in Deutschlands Gann bist du Mein Bayernlandl" Um dann laut hinzuzu- fügett: „Ja, wenn sich die Deutschen in Nord und Sud über alle Dinge so einig wären wie über di« Schönheiten unserer bayerischen Bergwett. Und doch wird einmal der Tag anbrechen, wo das Volk über allen Bruderzwist hinweg wieder zu Volk finden wird." Mit leuchtenden Augen sah Franz über das stille, friedliche Tal hinweg. Wie er so dastand in der kurzen Lederhose und dem kleidsamen grauen Lodenjanker, ein echter Sohn seiner att- bayerischeN Heimat -- da ging so m'ek stark«, zu- kunstsfrohr Zuversicht von ihm aus, daß, alle Zweifel Dtthas verstummten und sk sich be- zwungsn seinem großen Glauben beugte. Njeinp ein Voltz das solche Söhne, soviel Kraft und so- vkl Glauben an sich selbst sein eigen nannte, konnte nicht untsrgehen! Das würde auch dies mal wieder, wie schon öfter in seiner geschicht lichen Vergangenheit aus sich selbst heraus die Kraft zu Muer Erhebung und neuem Aufstieg finden. Wer weiß, wk lang« sk so, Sette an Seite an der Balustrade ddS Rundgangs lehnend, stehen- gMieben wäM «fns ins andere versunken, je ¬ des gefesselt und beglückt von dem reichen Innen leben des anderen, wenn nicht ein langsam näher kommendes Geräusch ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätte. Ditha sah sich zuerst um und faßte erblassend nach der Hand ihres Gefährten. „Mein Gott, Franz, sehen Sie doch! Was ist das?" Langsam, auf den Knien rutschend, dir Ge stalt fast ganz zu Boden gedrückt unter der Last eines großen, schweren Holzkrenzes, näherte sich die Frau, die vorher in der Kapelle drinnen gebetet hatte, ihrem Standort. Unter dem wei ßen Kopftuch, das Stirn rind Augen völlig be schattete, hervor quoll der Schweiß in großen Tropfen über das gerötete Gesicht herab, die Brust keuchte in schweren Stößen und trotzdem murmel ten dis bläulichen Lippen unaufhörlich zu den Perlen des Rosenkranzes, die in kurzen Abstän den durch die arbeftsharten Finger rannen. Mit sanftem Griff hielt Franz die Gefährtin zurück, die, von heißem Mitleid vorwärtSge- trieben, auf die kniende Frau zueiken wollte, und führte sie die Treppe von dem erhöhten Kapellenbau hinunter. „Kommen Sie, Lore!" sagte er leise. „Solche Andacht darf man nicht stören." Ditha nickte. „Tas wohl! Und doch —", Heitz wallte von neuem ihr Mitleid auf — „sie kam mir so grenzenlos arm und verlassen vor." Da blieb Franz Hormann stehen und sah sie ernst <rn. „Arm, Lore? O nein! Wer so fest glauben und auf Gottes Hilfe vertrauen kann, der ist nicht verlassen. Und ganz arm ist nur der Mensch, der keinen Gott mehr hat." In Dtthas Augen schimmerten Tränen, als sie Franz mit überströmendem Herzen die Hand ent gegenstreckte. „Wk schön das ist, wenn ein Mann so spricht! Sk wissen wohl gar nicht, wk viel Sie mir heut« schon gegeben haben." Er schüttelt« lächelnd den Kopf. „Nicht mehr alS Sk mir! Sk gaben mir Ihre Freundschaft." Und Franz Hormann tat etwas, was er nicht mehr getan hatte, seit er von seinem blonden