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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.09.1934
- Erscheinungsdatum
- 1934-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193409083
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19340908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19340908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1934
-
Monat
1934-09
- Tag 1934-09-08
-
Monat
1934-09
-
Jahr
1934
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Feierstunden nach Sem KIItag UM Beim Entwickeln stellt s-Sch heraus: eine pracht ¬ volle Aufnahme. Don der charakteristischsten Seite Diesmal notiert Eva den Namen in ihr Buch. er ist eich Aber Beyer ist auch kein Angestellter Beyer hei ft er. Und es enttäuscht sie etwas, datz der Name des angenehmen Kunden an den des Aber er es Er als tun fuchtsanMle und glaubt, man wolle ihn sein Kunstwerk betrügen." Ter alte Geheimrät war setzt ganz Ohr. hatte während seiner langjährigen Praxis Kunsterperte schon öfters mit Menschen zu berichteten, die wiedermal das und das angestellt hatten. Die Lieske ivar immer artig und sanft gewesen. Nun war sie 18 Jahre alt, an freien verhassten Konkurrenten anklingt. Am Sonntagmorgen — Sonntags ist doch das Atelier geschlossen — geht sie in den nahegelege nen Park. Sie will einige hübsche Frerkichtauf- nahmen machen, um zu versuchen, sie an eine Zeitschrift zu verkaufen. Das Wasser — Schwäne — zart niederfallende Birkenzweige — Kinder — Bäume und Blumen. — — In dieser schönen Sonne — das nach gut werden. — — — Auf einmal sieht sie einen Herrn, der in geringer Entfernung ebenfalls Aufnahmen macht. Sein Stativ hat er ausgestellt, den Kopf unter dem dunklen Tuch: also ein Photograph. Eva ärgert sich, das: der andere die gleiche Idee hatte wie sie. Hol ihn der Teufel. — > Als sie schließlich fertig ist und sich auf den- Heimweg macht, sieht sie den Photographen ein Stück weit vor sich hergehen. Zuerst achtet sie nicht darauf, aber dann kommt es ihr so vor, als habe jener Mann in Gestalt gehabt, denen eine allzu intensive Beschäftigung mit der Kunst die Vernunft geraubt hatte. Auch fiel ihm ein, daß er einmal ein Gemälde restau- auf. Wir einen Moment sieht sie sein Profil: das ist das Gesicht mit der Brille. Der kluge Klopf, den sie photographierte. Es wird ihr schwarz vor den Augen. Was ist das? Ist Beyer ein Angestellter des Meyer? Oder irrt sie? Nein — sie irrt bestimmt nicht: verschwanden sämtlich in der Tür des Photo graphen Meyer. Dort wurden sie photographiert. Za — dort drüben gaben die Kunden einander die Klinke in die Hand. ärbeit vor, bis sie sich um Mittag auf dem Spiri tuskocher ein Ei sott und eine Tasse Kaffee Le- die Brautleute ein, d'e andern zwei Drittel waren Saifongut. Dor Ostern waren es lauter Konfir mandinnen, zum Schulbeginn Kinder mit Schul tüten, Mm Muttertag waren es Mütter, im Kreise ihrer Kinder. Eva begriff bald den Turnus. Gern hätte sie es auch so gehandgehabt. Aber leider war es unmöglich — ohne Kunden. Eva weinte an manchem Abend heiße Tranen bei ihrer Mutter, der verwitweten RechnungS- rätin. Die suchte zu trösten: „Die Zelt ist schwer, Kops hoch Kind, es wird schon wieder besser werden. Es war doch ein Leichtsinn, Dich zu etablieren." Aber die Tochter schüttelte trotzig den Kopf. Die Mutter sagt: „Gott, wenn ich bedenke, zu meinen Zeiten wäre so etwas ja unmöglich gewesen — damals heirateten die Mäd chen— ". Eva gibt keine Antwort. Sie mutz nun immerfort nach dem dummen grünen Schild stieren. Meyer" steht darauf. Meyer — welch ein unsympathischer Name. An einem Mittag — gleich zwei Uhr — schrillt Apparat rufen. Ich werde dann sofort kommen und -den Kranken an der Haustüre in Empfang nehmen. Er wird sich Ihnen vermutlich unter dem Namen eines Direktor Steinfeld vorstellen." „Ich bin vollkommen orientiert und werde Ihren Weisungen entsprechend handeln", sagte der Geheimrat und wandte sich Mieder seinem Gemälde zu. Ein« halbe Stunde später meldete die Sekre tärin: „Herr Direktor Steinfeld wünscht Herrn Geheimrat zu sprechen." Der alte Herr griff schnell zum Telefon und rief, als sich die Neroenklinik meldete, zweimal leise „Hallo" in den Apparat. "Dann erhob er sich und trat mit liebenswürdigen Lächeln seinem Besucher entgegen. „Womit kann ich Ihnen dienen, Herr Direktor?" Ter Besucher hatte aus einem großen Papp karton ein Bild herausgeholt und hielt es dem Geheimrat hin. „Ta Sie als < bedeutendster Raffaelkenner gelten, möchte ich Sie arm Ihr Urteil über dieses Gemälde bitten. !Jst es acht?" ,Ziern Zweifel!" rief der -Geheimrat Mit gut tzespiekter Begeisterung und trat mit dem Bild ans Fenster. Tabei warf er heimlich einen Blick auf die Straße und sah mit Erleichterung, datz eben ein junger, energisch aussehender Herr aus einem Auto stieg und sich vorm Hauseibgang postierte. „Kein Zweifel!" wiederholte her -Geheimrat zu seinem Besucher und beugte sich mit der Lupe über daS Bild, während die ^Sekretärin vor sichtshalber nach dem bronzenen Briefbeschwerer griff. Aber der Fremde benahm sich durchaus harmlos und gesittet, fragte glückstrahlend über das Gutachten nach -dem Honorar und verließ, alS der Geheimrat freundlich äbwinkte, mit einer tiefen Verbeugung das Zimmer. Als er auf Pie Straße kam, trat sofort -der jung« Herr mit dec Brille auf -ihn zu. „Nun, Herr Direktor, sind Ihre Zweifel -beseitigt?" „Vollkommen! Der Gehn'mrat hat das Ge mälde auf Anhieb als echten 'Raffael erkannt. Ich hoff« übrigens, daß Sie Mir mein Miß trauen nicht übel genommen haben, denn schließlich ist ein Obiekt von 80 006 Mark kein Pappenstiel'." Dabei reichte er dem andern ein dickes Bündel Banknoten hin. „And wenn Sie uReder eimnal einen so seltenen Gelegenhellskauf Aachen ..." „Werde ich an Sie denken, -Herr Direktor!" sagte der 'Mann mit der Brill« und zog Ab schied nehmend seinen Hut. „Vorausgesetzt", fügt« er ein paar Schritte weiter fn Gedanken hinzu, „daß mir inzwischen ein neuer 'Trick einfällt". haben —" ruft sie wütend: „Sie heißen- nicht Beyer — Sie sind der Photograph Meyer — mein Konkurrent." Der Herr ist einen Augenblick perplsr. Dann lächelt er sein beruhigendstes Lächeln, womit er gewohnheitsmäßig selbst schwierige Kunden be sänftigt- verbeugt sich verbindlichst vor Eva«. „Allerdings ... Ja — ich bin Meyer. Ich wollte Sie, verehrte Konkurrentin kennen lernen", sagt er. ,Jch sah die BauernkiNderbi-lder im Glas kasten, sehr gut, dachte ich. Mir imponierte Ihr Mut, alle Achtung, sich niederzul-assen so dicht bei meiner gefährlichen Konkurrenz ..." Eva will etwas sagen, er wehrt ab, fährt fort. „Ich wollte Sie kennen lernen, deshalb ließ ich mich von Ihnen photographieren. Und da sah ich, daß Sie etwas können — Sie gefielen mir — deshalb kam ich wieder — aber verehrtes Fräulein in Konkurrenz — warum sollen wir denn durchaus Feinde werden — und nicht Freunde?" Eva will noch viel sagen, aber sie kommt nicht dazu. Das Ende ist, daß sie ihrem ersten Kunden, der zugleich ihr Konkurrent ist, alles verzeiht. Als Eva Burger nur -wenig später Frau Meyer wird, macht der Photograph Meyer das schönste „Herr Geheimrat werden von der Neroenklinik verlangt", sagte die Sekretärin und reicht« ihrem Chef den Hörer über -den Schreibtisch. Ter Geheimrat legte das Bild, dessen Signatur er eben mit einer Lupe untersucht hatte, beiseite und griff etwas erstaunt zum Apparat. „Sie wünschen?'* ^Verzeihen'Sie die Störung", meldete sich «ine aufgeregte Männerstimme am andern Ende der Leitung, „aber es handelt sich um einen dringen den und außergewöhnlichen Fall. Einer unserer Patienten ist vor wenigen Minuten aus der An stalt entsprungen, rind wir vermuten, daß er jeden Augenblick bei Ihnen erscheinen rüird!" Ter Geheimrat ringelte nachdenklich dis Spitze seines langen Bartes' um die Telefonmuschel. ! „Höchst merkwürdig! Und warum glauben Sie, daß sich -der Irre ausgerechnet zu mir flüchten wird?" „Weil er in seinem Zimmer einen Brief hinter lassen hat, in dem Ihr Name erwähnt ist. Außer dem leidet der Mann an der Wahnvorstellung, ein großer Kunstmaler zu sein. Er schleppt ständig ein Gemälde mit sich herum, -das er für einen ! echten Raffael hält. Natürlich versuchen wir dem Kranken seinen Wahn auszureden, bisher leider ohne Erfolg. Tenn sobald jemand nur den ge ringsten Zweifel äußert, bekommt der Irre Tob- d!e Klingel. Eva zieht schon fünf Pfennig her vor, um sie dem Bettler zu geben. Da prallt! sie entsetzt zurück. Lin Herr steht vor ihr. ES ist' bei Gott der erste Kunde. Ein ansehn licher Herr wohl Mitte dreißig, hinter der Brille kluge Augen. Und er bestellt sechs Photos, Kabi nett. Das ist ein fabelhafter Auftrag. Welch ein Glück! j und Haltung etwas ihr Bekamrtes. Eine Aehn- lichkeit? Ja — unverkennbare Aehnlichkekt mit ihrem Kunden. Sie beschleunigt ihre Schritte, ohne ihn jedoch einzuholen. ErMeibt vor ihr. Sie sieht ihn in die gleiche Straße einbkegen, in -der auch sie wohnt. Da — er bleibt stehen bei dem Geschäft des Photographen Meyer, er schließt die Tür Anfangs hatten sie das Schaufenster angeschaut sie da^ Kepcht genommen; hinter -der Brille, und die Nase gerümpft. Nein - sie wollte Bef- welch kuge Augen Formlrch versiebt ht sie m sers machen. Es schwebte ihr Exzentrisches, Moder- den prächtigen Kopf rhres ersten Kunden. n«S, Individuelles vor. Später fand sie heraus, - Tas ist der Anfang. Nun müssen bald noch ivie gut der Mann Meyer fein Geschäft verstand; - mehr Kunden kommen. Aber es kommt niemand und nicht nur dies, er hatte sogar seine extra s sonst. Nach drei Tagen kommt -der Herr und holt Kniffe. Zum Beispiel wurden bei ihm fast alle die Bilder ab. Sie gefallen ihm sehr. Er will Kunden ausgestellt. DaS Zog. Einig« Bilder blie- sogar noch eine andere Aufnahme machen lassen, -ben -gewiß nur drei Tag« im Fenster. Aber was Nur hat er jetzt gerade keine Zeit. Lin andermal, tat das? Ausgestellt immerhin. Er hatte sein Vielleicht in der nächsten Woche. Schema: ein gutes - Drittel der Auslage nahmen "" ' " "" - -- - - - Brautphotö seines kLebens: sein eigenes. Frau Eva will nichts davon wissen, -daß ausstellt. Von Helene Kamins ki. Jeder im Dorf wusste, datz es auf dem schönen, reichen Bauemhof beim Bauern Jekut nicht froh zuging. Und wenn auch heute ein grünes Laub- gewind über der Tür hing, sie wußten, auch dieser Tag, -der doch ein Freudentag war, brachte keine rechte Freude ins Haus. Der Namenstag der Lielke wurde gefeiert, grad 18 Jahre wurde sie heute alt, die Lieske, -das arme kleine ge brechliche D-ing, daS einzige Kind der Bauersleut. Die Glieder warm nicht recht -gewachsen, -der Rücken gekrümt. Ueberall hatte die Lieske zurück- ftehen niüssen, der Bäuerin hatte es ins Herz geschnitten, und der Bauer mied die Genossen, die beim Bier und Grog von ihren Rangen Ja — sie wird ihr bestes -tun. Lang« rückt sie den Herm zu recht, bis er endlich richtig sitzt, Noch ein bißchen nach links, nein, wieder nach rechts, der Kopf noch etwas mehr zum Profil, ein wenig höher und wieder etwas tiefer; der Blick ... I" — so... Tanke sehr. Sie weiß, daß ihre Aufnahme geglückt ist. List später fällt ihr ein, daß sie in der Auf-,- —---- — —. regung ganz vergessen hat, den Kunden in ihr , de^ Meyer; Ihr Kunde ist Meyer selbst. war nicht zu denken. Wohl hätte sich ein Bursch Buch einzutragen. Aber es tut nichts. Der Herr' Eva hat eiste schkfflose Nacht. Als am nächsten gefunden, der die Lieske um des Hofes willen hat gleich eine Anzahlung geleistet lind ab- Tag der Mr Aufnahme kommt, steht Eva zornig genommen hätte. Aber das sollte nicht sein, das holen will er dje Wider selbst, vor ihm. „Herr — wollen Sie mich zum Besten wollten sie nicht. Don Luci Bernis. Man konnte es einen glücklichen Zufall nennen, haß Eva Burger von einer Tante fünfzehnhundert Mark erbte, gerade als sie mit ihrer Ausbildung fertig wurde. Nun konnte sie ihren Lieblings- wunsch, sich selbständig zu machen, erfüllen. Eva kaufte also ihre Siebensachen: eine groß« Kamera, Entwickler, Plattenkassetten, Essenzen und Säuren und rotes Licht für -die Dunkelkammer. Eie konnte zwar mit ihrem Geld« nicht hoch sprin- «en, -alles durfte nicht gerade vom Besten sein. Am Schluß war doch was sie brauchte zusammen. Freilich hatte Eva noch fünfhundert Eigenerspar tes dazugenommen. Sie mietet« eine kleine Atelierwohnung in einer Qurchgangsstraße. Unten am Hause ließ Eva «inen Glaskasten anbrrngen; dahinein kamen zwei reizende Krnderbklder: frische hellbezvpste Bauern- MLdelgesichter. Eva hatte sie vor zwei Jahren in der Sommerfrische ausgenommen und später vergröfjert. Daneben prangte ein schönes Schild: Eva Burger, Kunstphotographin. Das Melier selbst befand sich im fünften Stock. Ein großer Arbeitsraum und ein winziges Emp fangszimmer. Schneeweiß« Mullgardinen b ähten sich am Fenster im Frühlingswi-nd. Die Korb möbel im Empfangszimmer hatte Eva mit bunt geblümten Kissen behängt. Das mußte freundlich wirken. Nun wartete Eva, von Tatkraft geschoellt, auf Kunden. Doch es kamen keine. Die ersten vierzehn Tage ging es noch verhältnismäßig leicht; dann wurde es schwerer.--Jeden Morgen punkt acht Uhr stand Eva in ihrem Atelier. Sie zog ihren weißen Kittel an, rückte die Kamera ins beste Licht und staubte alle Entwickler und Platten kassetten ab. Dann nahm sie eine Näh- oder Flick- Von Ludwig Eberlein. «nwr -„«o -uEfayr! Wenigstens deute «r m sanem Ev^ begriff zuerst nicht, warum keine Kunden konfusem Brief Kliches am. SL können aber kamen, ^nn aber bemerkt« sie den Grund. Drü- Mnz unbesorgt sein, Herr Geheimrat. Der Mann ben, aus der Ecke, nicht allzuweit von ihrem Hause auf seine Ire Idee durchaus normal und entfernt, wohnte ein Photograph. Dieser lMtte vollkommen harmlos wenn man chn nicht reyt. den Zukauf. i Tun Sie so, als wurden Sie -das Bild untersuchen, Eva, die -durch ihre mullverhangenen Fenster ^3?" ^E /Hm, es sei echt, -damit «r keinen hmabWrute, sah empört, wie dorthin die Kunden Asffall bekommt. And -daun verständigen Sie strömen. An einem erdigen Nachmittag hielten E sofort wenn derJrre bei -Ihnen erscheint- dort -drüben vier Brautkutschen. And die Bräute, j Aber unauffällig sonst schöpft er Verdacht. Es im HochzeAsstaat, mA langer weißer Schleppe,, wenn Sie zweimal „Hallo m den .... .. rkeren muhte, dc^ -dem Attentat eines Geistes- reitete. Danach wartete sie wieder viele Stunden, j kranken zum Opfer gefallen war. Deshalb rn- Ach, der Tag bis zum Abend wurde in diesen! teressierte ihm dieser Fall besonders. leeren Räumen so unendlich lang ... „Aha! Ich beginne jetzt langsam zu verstehen. Wenn die Klingel anschug, bekam Eva jedes- Fw glauben-alsH der Irr« will sch von Er die mal Herzklopfen. Aber es war immer nur der Echtheit seines Bildes bestätigen lassen, um vor Mann mit der Lichtrechnung oder der Kirchen- Ihren Zweifeln Ruhe zu haben. , - . „So uiwesahr! Wenigstens deute er m sanem Brief ähnliches an. Sie können aber Wie hätten sich die Leut da nicht wundern sollen, als sie heute die kranke Lieske durch; Dorf rennen sahen, das Antlitz froh wie die Sonne, und so gewandt und schnell, daß man meinte, eine ganz Gesunde zu sehen. Die Lieske lief zum Dorfschulzen, die Männer, die da standen und auch was mit dem Schulzen zu bereden hatten, schob sie beiseite, ritz Pie Tür zum Amts zimmer auf — sagte nicht guten Tag und nicht guten Morgen, stieß nur hervor: „Schulz, ich hab' was gefunden!" Der Schulz sah aus : „Legs auf den Tisch, Lieske, sag was, und wo du es gesunden hast!" „Auf unsrer Wies' am Wald im Heu hab' ichs gefunden aber ich gebs nicht ab!" Der Dorfschu-lz legte die Feder ärgerlich beischtg. ,Meske, du bist doch das Kind ordentlicher Eltern, was du gefunden hast, mußt du abgeben — das ftst Fundunterschlagung — darauf steht Strafe!" ß „Nein Schulz, ich gebs nicht ab, ich gebs nicht ab!" Damit lief die Meske zur Tür hinaus. Was blieb dem Dorfschulz anderes übrig, als sich am nächsten Tag auf den Bauernhof zu begeben, um die Marjell noch einmal zu ver mahnen den Fund herauszugeben. — Nu na! dachte er verwundert, was ist denn hier los? — Da drinnen wurde gelacht und laut gesungen, die Bäuerin stand am Waschfaß, summte froh vor sich hin und wrang Wäsch« -aus. Mar das nötig heut am Feiertag, war die Woch nicht lang, genug zum Kaddern? Der Schulz begann auf die Bäuerin einzursden, sie schien gar nicht hinzuhören, wies über die Diele zur guten Stube. „Go-a rinn, Schulz, da Buer wacht di verteile!" Als der Schulz in -die Stube trat, sah er den Bauern -am Tisch sitzen, auf dem Knie hielt er eine prall mA Federn gefüllte Züch, hob sie vorsichtig aus und legte sie behutsam wieder auf di« Knie. Die Lieske stand daneben, nahm das rotgestreiste Bündel in -die Arme, drehte sich damit in der Sonne, die durch das Fenster schien, dabei redete sie und sprach zärtlich auf daS Bün del ein. Der Schutz begriff! — — „Ein Kind hat -die Lieske gefunden, und auf deiner Wies, Bauer!" „Ja!" sagte der kurz und bündig, „und wir behaltens! Sieh ihn dir -an, den Jungbauern vom Hof! Zehn Tage, meint meine Alte, wird er alt sein!" Dabei tippte er vorsichtig an dem Bündel herum,, schob das weiße Tuch, in dem etwas Satz, ein. Stüchchrn Brot und bin blanker Taser watz fester unter das Mckekband. „Damit der Jung fern Wegzehrung immer hat auf Er den!" Dann zog er den Schulz aus die Diele, um alles zu besprechen, was da zu erledigen wäre. „Schreib' dir -die Finger wund, Schulz aber der Jung kommt mir nicht vom Hof — gut soll ers haben — und mein Lieske hat einen rechten Lebensinhalt gefunden. Paß auf, bei der Aust macht er schon mit. Das wird ein Spaß geben, wenn der Jungbauer zum erstenmal über die Stoppel geht, binden werden ihn die Marjellens, und Freibier muß er geben, der Jung, Freibier!" — — Nun kam die Lieske auf die Diele und hielt das Kind dem Schulz so recht unter die Augen, und als er das winzige Mäulchen nur ein klein -wenig rührte, flüsterte sie mit leuchtenden Augen: „Herst Schulz Herst? Modder sächt he all tu mi, Modder — de Jung, de lewe, lewe Jung!" Der alte Wrangel war ein großer Verehrer de« schönen Geschlechts und war? allen kleinen Mädchen Kußhände zu. Zu einem hübschen Bauernmädchen, das ihm beim Besuch eines Gute« begrüßte, sagte er: »Komm', Kleine, küss' mir uff die Backe — da hat mir mein König ooch jeküßt." Als bei einer Inspektion in einer Garnisonstadt der Marschall von einer in zwei Reihen aufge stellten Schar von Ehrenjungfrauen begrüßt wurde, dankte er für die Huldigung, indem er jeder einen Kuß gab. Als aber die erste Reibe abgeküßt war und er feststellen mußte, daß die Reize der zweiten viel zu wünschen übrig ließen, gab er seinem Ad jutanten einen entschlossenen Stoß und rief ihm zu: „Eulenburg, nu küss' du mal weiter.' 6 Unsere g V Deilkspurt-Auf^ubeit G 8 (Nachdruck verboten.) Auflösung aus Nr. 284 vom 1. September Fingerabdrucke fehlen. Nicht „obschon der Dieb kein« Fingerabdrucks hinterließ", sondern „weil er keine Fingerabdrucke hinterließ", war die Ermittlung des Täters ver ¬ hältnismäßig leicht. Der Kriminalrat folgerte, daß der Täter Gummihandschuhe getragen haben muhte, und dachte in diesem Zusammenhang so fort an den Eh-ausfeur des Arztes, der sich leiüü aus den Beständen seines Herm ein Paar an- cignen konnte. Um jedoch seiner Sache gewiß zu sein, roch er an dem Kasten und bemerkte jenen intensiven Geruch, den Desinfektionsmittel an sich haben. Spuren des Geruchs fanden sich auch an den Händen des Aälerp.
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