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Uli!» MI77 Das kommende Volks Anto In den Vereinigten Staaten ist das Auto- «öbil zum Gegenstand des täglichen Bedarfs geworden, während es vielen von uns heute Hoch als ein unerschwinglicher Luxus er- Weint. Dort hat jeder 5. Einwohner seinen eigenen Kraftwagen. Es ist gar keine Sel tenheit, daß selbst Angehörige des Mittel standes zwei Wagen besitzen, und es ist geradezu die Regel, datz in einer Familie mehrere Wagen vorhanden sind. Bei uns dagegen entfällt erst auf 96 Einwohner ein Kraftfahrzeug. Auf ausdrücklichen Wunsch Adolf Hitlers hat die deutsche Steuergesetzgebung mit der schädlichen Auffassung gebrochen, datz der Besitz eines Kraftwagens ein Luxus sei, für Len der Inhaber durch eine besondere Steuer gewissermaßen bestraft werden müsse. Durch Lie Beseitigung der Sondersteuern für neue Wagen hat die deutsche Automobilindustrie einen ungeheuren Auftrieb erfahren, der ihr die Einstellung zahlreicher Arbeitskräfte ermöglicht hat. Unzählige Hilfsindustrien und Nebengewerbe haben durch diese Be lebung der Auto-Industrie Betätigungs möglichkeiten erhalten. Der nationalsozia listische Staat wollte es nicht mehr länger dulden, datz Millionen deutscher Menschen sich mit den primitivsten Bedürfnissen ab finden müssen, während ein leistungsfähiger Produktionsapparat unausgenutzt bleibt. Wir müssen uns die Aufgabe stellen, datz die grundlegenden Erfindungen unserer Zeit auch den weniger begüterten Vevölke- rungskreisen zugänglich gemacht werden. Auf diese Weise wird für Millionen von Menschen im Inlands Arbeit beschafft. Der Führer hat daher bei der Eröffnung der großen Automobil-Ausstellung im Früh jahr d. I. die Industrie aufgesordert, den billigen, für jedermann erschwinglichen Volkswagen zu schaffen. Dieser Volkswagen darf nicht mehr als 1000 RM kosten, wie Ministerialdirektor Dr. Ing. e. h. Branden burg auf der diesjährigen Hauptversamm lung der Deutschen Gesellschaft für Mineral- Llforschung aussührte. Dabei rechnet man mit einem Unterhaltungsaufwand von jähr lich ca. 500 RM je Wagen. Wenn die deutsche Automobil-Industrie für diesen Preis einen brauchbaren Wagen Refern soll, so wird sie ganz besondere An strengungen machen müssen. Die einleiten den Untersuchungen sind bereits begonnen worden. Es wird wahrscheinlich notwendig sein, daß die ganze deutsche Automobil Industrie ein einheitliches Modell schafft, ähnlich wie es beim Volksempfänger in dec Radio-Industrie geschehen ist. Die Auto mobilherstellung ist in Deutschland bisher dadurch erheblich verteuert worden, datz je des einzelne Werk nur verhältnismäßig kleine Serien des gleichen Wagens gebaut hat. Die Modelle werden sehr häufig geändert und verbessert. Es war daher nicht in aus reichendem Maße möglich, die Liefer-Industrien, den Wagen- und Motorenbau auf die massenhafte Herstellung gleicher, genormter Teile um zustellen. Es war eine große Anzahl von verschiedenen Ma schinen und Werkzeugen erfor derlich, die immer wieder auf die Bearbeitung verschiedener Einzelteile umgestellt werden mutzten. Auf diese Weise war es uns zwar möglich, vorzüg liche moderne Qualitätswagen herzustellen, aber der Ge- brauchswagen kostet heute bei nahe doppelt so viel wie in den Vereinigten Staaten. Worauf beruht dieser erstaun liche Kostenunterschied? Die Ur sachen hat kürzlich der ameri kanische Ingenieur Evans in einem Vortrag vor dem Zirkel englischsprechender Ingenieure in Berlin aufgezeigt. Die Ee- samtkosten der Kraftwagenher stellung sind in Deutschland für ein Kilogramm Wagengewicht nach den Berechnungen dieses Ingenieurs 88,5^ höher als in den Vereinigten Staaten. Und zwar sind die Kosten der Werk stoffe 36.39S höher, die Arbeits löhne 5,4?L, die allgemeinen Unkosten 34?S und die Werk zeugkasten 12,8A höher als in Ame rika. Diese Zahlen zeigen, datz die Lohnhöhe nur einen ganz unbedeutenden Einflutz auf die Mehrkosten ausllbt. Erstaunlich hoch sind aber die Mehrkosten der Werkstoffe. Sie betrugen im einzelnen: für Stahl 25 A, für Kupfer 302L, für Grauguß 1252L, für Pretzteile 602S, für Gummi 40/L, für Schrau ben, Nieten, Bolzen usw. 125^. Große, aber erfüllbare Aufgaben stehen also noch vor der deutschen Automobil industrie, die sie durch gemeinsame Arbeit mit ihren Lieferanten wahrscheinlich schon bald lösen wird. Dann werden wir so weit sein, datz auch bei uns selbst der einfache Fabrikarbeiter, der kaufmännische Ange stellte und der Beamte im eigenen Kraft wagen zu ihrer Arbeitsstätte fahren können. Eine neue Straßenbrücke nach Usedom Gerade zu Beginn der neuen Reisezeit kommt die Nachricht von der soeben er folgten Einweihung einer neuen Brücke nach Usedom, die die Peene bei Wolgast überquert. Mit Freuden vernimmt es vor allem der Autoreisende. Swinemünde, Ahl- beck, Heringsdorf, Bansin und Zinnowitz, jene Ostseebüder, die man schon immer gern als Vororte Berlins bezeichnet hat, sind noch näher an das Festland herangerückt. Der Fährbetrieb, der bisher bei Wolgast zwischen dem Festland und der Insel bestand und der nun aufhören wird, ist von jeher das Sorgenkind aller Autoreisenden gewesen. Nur immer sehr wenige Fahrzeuge hatten auf den Fährschiffen Platz, und es gehörte zum Reifeprogramm des Autofahrers, datz er an dieser Stelle während der Hauptreise zeit manchmal stundenlang am Festlandufer warten muhte, bevor er übergesetzt wurde und weiterfahren konnte. Gerade Usedom war, trotzdem es mit sei nen zahllosen bekannten Ostseebädern eines der sommerlichen Hauptreiseziele ist, bis vor gar nicht langer Zeit hinsichtlich seiner Verkehrsverbindungen sehr vernachlässigt. Bevor im Jahre 1931 bei Zecherin die erste Stratzenbrücke über die Peene gelegt wurde, bestand überhaupt nur eine Eisenbahn- brücken-Verbindung vom Festland zur Insel. Die großen Vorteile, die sich während des dreijährigen Betriebes Ler Zecheriner Klapp brücke für den Ferienverkehr — besonders in der Richtung Berlin — ergeben haben, legten es nahe, auch dem aus Stralsund, Anklam usw. kommenden Autoreisenden die gleichen Annehmlichkeiten zu verschaffen. Jetzt ist es so weit. Die neue Brücke liegt etliche Kilometer nördlich von der Zeche riner Brücke und wurde am 24. Juni feier lich eingeweiht. 250 m Länge mißt der neue Brückenbau. Er ist eine Eisenkonstruktion, die von der Stettiner Firma Gollnow stammt. Am interessantesten an der Brücke ist der etwa 20 w breite hochklappbare Teil, der vollkommen elektrisch betätigt wird und von der AEG ausgerüstet wurde, während die Ardelt-Werke in Eberswalde die me chanische Anlage hierzu lieferten. Trotzdem die Brückenklappe mit ihrem festen Straßen- belag ein recht erhebliches Gewicht aufweist, wird sie lediglich durch einen 37-pferdigen AEG-Elektromotor betätigt. Die Arbeits weise dieses Motors ist sehr fein abgestuft. Kurz bevor die Klappe ihre jeweilige End stellung erreicht, setzt der Motor seine Ge schwindigkeit automatisch herab, so datz das Einfahren der Klappe vollkommen er schütterungsfrei erfolgt. Kleine Elektromoto ren besorgen auch das Verriegeln und Ent sichern des Brückenteils. Für den Schiffsverkehr wird die Klappe so weit hochgehoben, daß alle Schiffe mit stehen den Masten und Schornsteinen die 20 m breite noch sind auch für uns noch täglich neue Fortschritte möglich, wie die Ankündigung Ler Reichspost beweist, die neuerdings in Verbindung mit dem Fernsprechnetz ein Netz von Fernschreibeinrichtungen zur Benutzung für jedermann schaffen will. Die Bedeutung der Haustechnik für die Volkswirtschaft beweisen die wirtschaftlichen Werte, die auf dem Gebiet der Haustechnit umgesetzt werden. In den Jahren zwischen 1920 und 1930 wurden jährlich für etwa eine Milliarde Reichsmark haustechnische Einrichtungen neu geschaffen: der Umsatz an Betriebsmitteln, die in den deutschen Haus haltungen verbraucht wurden, nämlich feste Brennstoffe, Gas, Wasser und Elektrizität, lag in der Größenordnung von etwa drei Milliarden Reichsmark. In den letzten Jahren der Krise erfolgte ein starker Rück gang, vor allem bei den Anlagewerten. Aufgabe der beteiligten Wirtschaftszweige, namentlich des Jnsiallationsgewerbes, wird es sein, diesen Rückgang wieder aufzuholen und darüber hinaus eine weitgehende Um satzsteigerung zu erreichen. Wenn dieses Ziel erreicht werden soll, so mutz das Neben- und Eegeneinanderarbeiten der verschiedenen beteiligten Gruppen einer zielbewutzten Gemeinschaftsarbeit weichen. Wenn bei der Errichtung neuer Häuser aus Ersparnisgründen noch nicht alle Schikanen der modernen Technik in die Häuser einge baut werden können, so mutz doch von vorn herein dafür gesorgt werden, datz ein späte rer Einbau der verschiedenen Zuleitungen für Kraft, Wärme oder Wasser ohne be deutende Kosten möglich ist. So hat :ie Fernsprechverwaltung bereits durch Abreden mit der Bauwirtschaft dafür gesorgt, daß in Neubauten durch alle Geschosse ein System von Jsolierrohren und Abzweigdosen unter Putz verlegt wird Dadurch wird es möglich, datz nachträglich jeder Hausbewohner ohne Stemmarbeiten im Hause, und ohne Erabenarbeiten auf der Straße und im Garten an das Stratzenkabel angeschlossen werden kann. Es ist nur erforderlich, vom Teilnehmer bis zum „Endverzweiger", der in jedem Hause eingebaut ist, ein neues Leitungspaar durch die bereits vorhandenen Rohre einzuziehen und im Endverzweiger mit dem Straßenkabel zu verbinden. Äuf ähnliche Weise kann für die spätere Anlage von Stark- und Schwachstromleitungen, von Wasserzuleitungen usw. vorgesorgt werden. (^uerseliiiilt ciurcü ein Haus mit seinen viele» teekoiselien Linriektunzen. Sorgfalt aufgewandt. Die gesamte Anlage wird mit Drehstrom von 380 Volt für die Kraft- und 220 Volt für die Licht- und Signalanlagen be trieben. Sollte es einmal vor kommen, datz der Netzstrom ausbleibt, so steht für diesen Fall noch ein Dieselmotor be reit. Falls auch dieses Aggre gat einmal ausfallen sollte, so kann schließlich noch ein eben falls vorgesehener Handantrieb in Funktion treten. Es ist also alle erdenkliche Vorsorge getrof fen, den Autoreisenden schnell und sicher von der einen auf die andere Seite der Wolgaster Peene zu befördern und das beliebte Bäderparadies näher an seinen Heimatort heran zubringen. 4 Milliarden für Hauslechnil! Wir Menschen von heute sind uns häufig gar nicht bewußt, in welchem Umfange die tech nischen Errungenschaften der Neuzeit uns bereits im eigenen Hause zur Verfügung stehen. Goethe bedauerte noch daß es keine Einrichtung gäbe, die das zeitraubende Schnäuzen der Kerzen vermeidbar machte. Sie wurde kurz vor seinemTode geschaffen: es war die Erfin dung des gedrehten Dochtes die er nicht mehr kennen gelernt hat. Wir lächeln heute über diese Sorgen. Und den Durchfahrt passieren können. Um in diesem Fall den Autoverkehr zu stoppen und zu sichern, werden einige Meter vor der Durch fahrtstelle Schranken niedergelassen, die nachts mit roten Signallaternen markiert sind und so dem Autofahrer kundtun, datz er anzuhalten hat. Bevor die Schranken und die Signallampen nicht eingeschaltet sind, läßt sich die Brückenklappe nicht an heben, wie überhaupt alle Betriebseinrich tungen so gegeneinander blockiert sind, datz keine Irrtümer bei der Bedienung der Brückenklappe und daher auch keine Unfälle vorkommen können. Immer mutz erst eine Vorkehrung ganz beendet sein, ehe die wei teren Manöver durchgeführt werden können. Auch den herannahenden Schiffen wird durch Tagessignale, wie sie ähnlich im Eisenbahnbetrieb verwendet werden, sowie durch Nachtsignale, die aus grünen und roten Lampen bestehen, angezeigt, ob die Durchfahrt für sie frei ist. Auf alle Sicher heitsmaßnahmen sowohl für den Straßen- als auch für den Schiffsverkehr hat die AEG ganz besondere