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^47 Me^k^r^»r»-^«Sn«-^r«^^-«^-:»«?s»e««MMiM> ica) eniwrcrelre, ronnte man noch nicht sagen, aber er war munter und klaren Geistes. Er war noch nicht entwöhnt, als Rosmarie eines Abends vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes hoffte. Sie dachte erst an eine Panne seines Wagens. Dann an ein Unpäß- lichsein einer der beiden Mütter in der Stadt. Aber eine telephonische Anfrage ergab, daß die Damen wohlauf wären. Es wird ein Schwerkranker sein, der länger seiner Hilfe bedarf, beruhigte sie sich. Es gab so viel Sorge und Unglück in der Welt. Sie hörte sa nicht allzuviel davon in ihrem schönen friedlichen Heim mit der hohen Mauer ringsutn. Aber wenn Markus nach Hause kam, erzählte er doch hin und wieder von Krankheit, Siechtum und Sterben. Als die Kinder zu Bett gebracht waren, rief Rosmarie noch einmal bei Frau Sabine an. Markus war seit Nach mittag nicht mehr bei ihnen gewesen. Aber wenn er käme, würden sie ihn sofort schicken. „Ich ängstige mich so sehr um ihn", sagte Rosmarie. Sabines tröstendes Lachen klang auf. „Ich habe keine schlimmen Träume gehabt, mein Kind. Es ist ihm sicher nichts." Rosmarie beruhigte sich für einige Zeit. Dann ging das hastende Klopfen des Herzens von neuem an. Christine versprach, nicht von den Kindern zu gehen, bis Rosmarie zurück sei. Ein Tuch um die Schultern schlingend, trat sie in die Nacht. Sie sah bittend zu den Sternen auf, die so unruhig flimmerten wie ihre Augen, die in feuchtem Schim mer glänzten. Ter Tau hatte Perlen auf den Rasen ge streut, die wie Diamanten aufglitzerten. Sie trat nicht durch die breite Gartentüre nach der Straße, sondern wählte den Weg durch die Anlagen, in denen das Gemurmel des Flusses zu hören war. Im Begriffe, den Pfad nach der Stadt einzubiegen, fühlte sie. wie eine lähmende Schwäche sich über ihren Körper legte. Auf einer der Bänke, die halb unter Trauerweiden versteckt lagen, saß ein Mann: ihr Mann! Er hatte den Kopf vornüberhängen und die Füße weit von sich gestreckt. „Markus!" . , Er machte eine scharfe Wendung. „Laß' , gebot er rauh/ als sich ihre Arme um seine Schultern legen wollten. Sie schlugen schwer herab. Von den Füßen herauf nach den Schenkeln zu und weiter bis an die Haare der Kopf haut rieselte und rann ihr Blut in spitzen Nadeln. Es brach über sie herein, wie eine Sündflut. Ein Beben, das alles zum Wanken brachte. So sicher, fest und ewigkeitsgefügt hatte sie ihr Glück gedacht, und nun wankte der Grund, auf den ihr Leben verankert ruhte Die Qual und Verzweiflung, welche sie durchschüttelte, wimmerte in ihrer Stimme: „Markus, ich bitte dich!" Ohne das Gesicht zu wenden, sprach er: „Geh jetzt! — Ich komme nach!" Und als sie keinen Fuß bewege, well sie wie Pfähle in den Rasen eingerammt standen, hörte es sich an wie Mitleid, als er sagte: „Ich komme in das Giebel zimmer. Christine braucht nicht darum zu wissen." „Wann? " „In zehn Minuten." Ihre Füße schleppten sich über Len Kies. Die kleine Pforte blieb offenstehen. Vom Schlafzimmer der Kinder siel das Licht in breiter Straße über das Buschwerk und wachte die Tautropfen, die an den Zweigen hingen, auf funkeln. Tränen — dachte Rosmarie mit hämmernden Schläfen. Tränen — und sie fand nicht eine eiirzige, die ihr die unerhörte Qual hinwegspülte. Durch die geöffneten Fenster hörte sie die fünfjährige Gertraud ihr Nachtgebet sprechen: „Deine Gnad' und Jesu Blut machen alle Sünden gut." „Die meinen nicht!" dachte Rosmarie, deckte die Hände über das Gesicht und wimmerte in die kalt und steifgewordenen Finger. Ihres Vaters Schuld vermochte selbst Gott im Himmel nicht mehr gut zu machen. Und sie hatte nun Teil daran durch ihr Schweigen. Das Treppenhaus lag in lichtloser Finsternis. Sie wagte es nicht, das Licht aufzudrehen. Christine durfte nicht wisfen, daß sie schon wieder zurück war. Stufe um Stufe nahm sie und lehnte sich am obersten Absatz, der in den Speicher mündete, gegen das Geländer. Im Giebelzimmer lagen die Gastbetten übereinander auf getürmt. Die nichtüberzogenen Kissen und Deckbetten machten einen nüchternen, fröstelnden Eindruck In der Ecke standen zwei hochbeinige Stühle mit grauem Leincn- bezug. Auf diese sah Rosmarie hin und dann ins Leere. Lie Knie brachen ihr, sie konnte nicht mehr so viel Willen auforingen, sich bis dorthin zu schleppen. Dr. Lente fand seine Frau ein paar Minuten später über Lie Daunenbetten hingeworfen, das Gesicht in den blauen Satin vergraben. Als er die Türe etwas unsanft zufchlug, richtete sie'sich auf und schob sich an der Wand empor. Ihr Blick suchte wie der eines hilseslehenden Veres zu ihm dm s Uber. Die Mauer, gegen die sie lehnte, war nicht weißer, als ihr Gesicht. ! „Du hast also darum gewußt", jagte er ohne jede Ein leitung. i ! „Ja!" i Er schüttelte den Kopf und begann, in dem engen Raum hin un- her zu gehen, ohne ein einziges Mal den Blick auf sie zu richten. Es war dumpf hier oben. Die Giebelstube wurde nie benutzt und nur selten gelüstet. Seine Finger l zerrten an den Riegeln des einzigen Fensters und stießen . dann die Flügel gegen die Wand zurück. Laß die Scheiben i noch eine Weile nachsurrten. „Du kannst nicht verlangen", dabei blickte er flüchtig noch ibx hinüber, „daß ich mich durch dieses Ungeheuerliche allein hindurchfresse. Warum hast du geschwiegen, wo du doch wissen mußtest, daß da ein Abgrund ist, der sich heute oder niorgen zwischen uns auftun wird. Du mußt doch Gründe gehabt haben, daß du so gehandelt hast!" „Ich habe dich über alles geliebt." „Sonst hast du nichts zu deiner Rechtfertigung avM- führen?" „Nübts!" (Fortsetzung folgt.) Der Porhmmg Von Theodv-r Rregl^r. Äks Hans die Augen aufschlug, schien die Sonne ins Zimmer. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn es in Strö men geregnet hätte. Elli, diese freche, stupSnäsige Wasser ratte, ein quecksilbriges Teufelchen mit rotblondem Wuschek- kopf, würde ihn wieder hinauszerren, an den Strand, ins Boot, aufs Wasser. Egon uiü> Fred würden auch dabei sein, natürlich. Immer wieder hatte Hans eine Gelegen- heit gesucht, mit Elli altem zu sein. Sooft er sie sah, war sie von zwei dunkelbraunen, sehnigen Gestalten flan kiert- Egon und Fred hatten mächtige Muskeln, schwammen wie zwei Hechte, flügelten tollkühn vom Zehnmeterturm durch die Lust und standen im Wasser Klops. Hans war dennoch entschlossen, den ungleichen Kampf auf- zunehmen, zumal er das Gefühl hatte, daß ihn EN in entscheidenden Situationen den anderen vorzog. Er war der einzige, dem sie den Schlüssel zu ihrer Kabine anvertraute, er durste ihr den Bademantel holen, mit ihm teilte sie den letzten Rest in der Thermosflasche, und wenn « bäuch lings aus den heißen Brettern la-g, tänzelte sie -lachend über seinen Rücken. Und doch hatte Hans nichts weiter erreicht, als daß er ihr bestenfalls den Strandball aufbliasen durste. Sobald er zärtlich werden wollte, tauchten wie auf Verabredung Egon uiid Fred aus der Versenkung mH. Ter junge Mann war entschlossen, noch heute eine Ent scheidung herbetzuführen. Wenn ich nur zwei Minuten mit ihr allein wäre, eine Minute, ein paar Sekunden würden genügen, dachte er, während er grübelnd auf und ab ging. Plötzlich rief Elli, ob er Lust hätte, bei dem herrschen Wetter ein bischen hinauszurudevtz mA Egon und Fred natürlich. Mitten im See zog Hans plötzlich die Ruder ein. „Wie mär's"', fragte er mit harmloser Freundlichkeit, „wenn wir ein kleines Wett-Tauchen veranstalten würden?" „Tas Wasser ist heute von einer wunderbaren Durchsichtigkeit," fügte er schwärmend hinzu. „O ja," klatschte Elli in die Hände. „Das ist eine glän zende Idee, Jungens. Wer am längsten unter Wasser bleibt, bekommt von mir einen Kuß." „Ich tippe auf Egon," sagte Hans, um Fred zu rei zen. „Egon hat gestern der dicken Frau Kommeprienrätin eine Nagelschere aus dem Schlamm getaucht. Fred ist. mehr fürs Turmspringen. Den Doppelsalto nach rückwärts macht ihm keiner so leicht nach, aber tauchen . . . „Nein, nein", lachte Elli, „ich tippe auf Fred, Fred hat den breiteren Brustkorb, es kommt nur drauf an, wer di- bessere Lunge hat". Ter Gedanke, die Lippen Ellis berühren zu -dürfen, brachte Egon und Fred rasch auf die Beine. Egon stolperte mit forcierter Leichtigkeit über die Ruderbänke und federte mit einem eleganten Hechtsprung ins Wasser, während Fred in fliegendem Ehrgeiz einen weithin klatschenden Rückeusprung landete . . . Elli zählte: ,Mns, zwei, drei, Achtung, kost" Egon und Fred warfen die Arme in die Luft und liegannen lang sam zu sinken. L>ie erschienen im Wasser wie zwei häß- i M verzerrte, grünlich schimmernde, froschartige Gebilde, Sir