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bmintag des S. Asgust oo»c« «««»-»<> o«M»a »«wir» «LV«» Nachdnut verboten. „Du selbst hättest nicht barmherziger sein können, Mutter, als sie es war." 8 „Güte Nacht, mein Lieber! Dann klappte das schwere Schloß ein. Sabine legte dem Sohn« draußen die Han- auf den Arm. „Du hast dein Herz erleichtert?" Er nickte. „Und war sie gut zu dir?" 1N4 „Er muß es sehr geliebt haben, sein Mädchen aus der Süd» see," lächelte Markus. „Wenn wir nun Kinder haben wer» den, die -einer Mutter ähnlich sind?" Rosmaries Augen verschwammen. „Sie soll sehr schön ge» Nur das Brautpaar fuhr in einer von Pferden gezogenen Kutsche. Für die anderen standen Kraftwagen bereit. Zuerst setzte sich das Auto, das die beiden Mütter trug, in Be-, wegung. Die übrigen folgten. Die Kirchenstühle waren mit rotem Tuch behangen und vom Chor herab ertönte Orgelklang, als di« Gast« das Schiff hindurchschritten. Eine weiche, trotz ihrer Füll« engelsgleiche Stimme, schwang sich zu den Säulen hoch, um» fing die reichverzierten Kapitale und hing verhauchend in der Kuppel: „Siehe! Es liegt mein Herz vor dir, wie eine Schale lauteren Goldes. Und ich will schöpfen daraus, und sie trinke« bis zur Neige. Denn heute und in alle Ewigkeit vertraue ich dir." Rosmaries Hände Merten Ihr Gesicht leuchtete wie Schnee aus dem von Myrten und Orangenblüten zusam- mMgeHaUeueg Schlier. Das „Za" is^es Verlobten vagg Schweigend schritten sie zusammen di« Treppe hinab. Im Flur öffnet« sie ihm die eichene Haustür. Erst als di« Nacht Len letzten Hall seiner Schritte verschlungen hatte, schloß sie ab und stieß den Riegel vor. * , Seit Tagen fraß die Erd« nichts als Schnee. Von Stunde zu Stunde sank er mehr in sich zusammen, so daß zuletzt nur noch ein einzig großer See von Schmelzwasser übrig blieb. Die Bäche donnerten durch die Ebene und der Strom, Ler an der Stadt vorübereilt«, trank durch die Spalte, di« das Eis bekommen hatt«, die reine Himmelslust in sich ein, die ihm so lange versagt gewesen war. In. deck Nächten hörte man ihn toben, grollen und seufzen, denn er hätte gern mit einem Male den Panzer abgeichüttelt, in den ihn Ler Winter geschlagen hatte. Rosmarie stand in ihrem Zimmer und horchte durch das angelehnt« Fenster in di« dämmernde Morgenfrühe. Ein Vogel sang. Noch war es kein rechtes Frühlingslied. Er übte sich erst. Aber es würde wohl werden. Im Garten drängten chon die Krokusse ihre bunten Köpf« durch das Grün, das noch etwas farblos und wassergetränkt die Wärme der Luft , in sich einsog. An den Spalieren letzten die Aprikosen die < ersten Blättchen an. Alles war lenzhast erwartungsvoll. Nur sie stand am Tag«, der sie noch von ihrer Hochzeit trennte, mit qualerfüllter ' Seele. Wenn sie mit Markus und den beiden Frauen zusam- ! men war, könnt« man nichts an ihr bemerken, daß etwas in 1 ihrem Inneren nach Hilf« schrie. In den Nächten aber fiel es über sie her und schlug mit grausam harten Hämmern auf st« ein, daß sie am Morgen dunkle Ringe um die Augen und scharfe Züge um Mund und Nase hatte und sehr häufig zu Puder und Schmink« greifen mußt«, um ein junges Gesicht ! .vorzutäuschen. s Markus hatte sich seine ganze Trauer um die tote Geliebte , von der Seele gesprochen und der Trost, der ihm von Ros marie und den beiden Müttern wurde, hatte ihm allmählich lein Gleichgewicht wieder zurückgegeben. Er war lieb und anhänglich,' wie in den Tagen ihrer ersten Brautzeit. Nur fand sie nicht den Mut zu einem Bekenntnis, wie er ihn ge funden hatte. Das war es, das sie nicht zur Ruhe kommen s ließ. Heute war die letzt«, kurze Frist gegeben. Morgen war es zu spät. Aber das Morgen kam und sie hatte, trotzdem sie die ganze Nacht keinen Schlaf gefunden, sich nicht dazu durchringen können, ihr Glück zu gefährden Als Frau Sabine vor der Trauung sie mütterlich zart in die Arme schloß und „mein geliebtes Kind" zu ihr sagt«, wurde ihr Körper derartig krampfhaft geschüttelt, daß sie sich an Sabines Schulter stützen mußte, um Halt zu finden. „Du mußt nicht Angst vor ihm haben," bat diese. „Du weißt ja, wie er dich liebt. Und eine Wolke — glaub mir, > Rosmarie — Wolken ziehen über den Himmel einer jeden Ehe. Man muß sie nur vorübergehen lassen." Di« junge Braut nickt« wortlos. Frau Sabine fühlte noch immer das Zittern des schlanken Körpers und tröstete: „Ich weiß, du denkst heute an deinen Pater, und daß er nicht kommen konnte. Aber ein Schatten kauft über je-en Weg, mein Kind. Sieh, dort kommt Mar- kus schon lürd ist aanz Unaeduld, dich als Frau beimMüh- , wesen sein!" I „Dann mußt -u Gott bitten, daß unsere Töchter ihr gleichen," sagte er und küßte sie auf di« Sttrne und dann au? > die Lider, die sich über ihre Augen senkten. ! „Willst du Töchter?" Sie wagte ihn nicht anzusehen. I „Und Söhne," fügte er ernsthast hinzu. Er sah das Zittern, das über ihren Leib hinrann und wie ihr Gesicht noch weißer und süßer wurde. „Du brauchst dich nicht zu ängstigen, meit Liebes. Ich werd« es dir nicht zu schwer machen." „Ich werde immer wollen, was du willst." Sie versuchte j seine Hand an ihre Lippen zu ziehen, aber er war ihr zuoor» s gekommen < Unten fuhren bereits die Wagen vor, welche die Hochzeits gäste nach der Kirche bringen sollten Heute, au Markus' ren. Man mutz immer das nehmen, was das Leben uns Mit neidlosen Händen darbietet und nicht an das denken, was es uns versagt." Rosmaries Lippen standen halbgeöffnet, ihre Nasenflügel bebten in Erregung. „G«h jetzt," bat Sabine. „Sieh doch, wie er wartet. Korchn, Markus," rief sie den Sohn herbei. „Ich möchte Euch^ so gerne noch segnen. Nimm Nosmarie an deinen Arm —" und die beiden vor sich sanft Niederdruckend, legte sie di« Hände auf die Scheitel, die sich vor ihr neigten. „Daß Gott euch schütze — und segne von Geschlecht zu Ge schlecht und alles von euch nehme, was eiter Glück gefährden könntet" . Sie bekreuze die Stirne des Sohnes, dann di« Rosmaries und küßte die Scheitel, die noch immer vor sich beugten. Vom Erdgeschoß herauf kam Stimmengewirr, in das sich ab und zu ein Lachen mengt«. Im Nebenraum, wo die Hoch» zeitstafÄ gedeckt war, vernahm man das feine Klingeln der Weinkelche, welche die Diener auf Len weißen Damast st«^ ten. Stühle wurden geschoben. Trotzdem di« beiden Flügel türen geschlossen waren, zog ein leiser Geruch von Backwerk, Torten und feinen Saucen durch das Haus und drang durch alle Ritzen, daß selbst auf dem großen Speicher «och «ch süßer Duft zu verspüren war. Dazwischen mengt« sich der frische Atem von Hyazinthe«, Nelken und erblühten Rosen, di« von Holland eingetroffe» waren und durch das Geflecht der Riesenkörbe ihre Seele« durch das alt« Haus verströmten. Rosmarie öffnete mit langsamen Händen das Telegramm, das ihr die Schwiegermutter überreicht«. „Der Segen Deiner Mutter s« mit Dirk Dein Vater." Frankenberger Erzähler Nnlerhalktttgs-ettage zum Frankenberger Tageblatt > Hochzeitstag, zeigte es sich, daß di« Leute ein« viel größere ' Familie waren, als man füglich anzunehmen pflegte. Man hörte selten voneinander, denn die Sippe war wen zerstreut. Aber wenn es Feste zu feiern galt, dann suchte und fand man sich, mochte man auch nur im vierten und fünften Grade zu» ! einander verwandt sein. ks