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Frankenberger Erzähler Unterhaltungsbeilage Mm Krankenberger Tagest n ' Mittwoch des 1. UM Ms- ou»c« 01«»» «uns«, 7 »..a -.^.oote». Gertraud Leute wurde irre an Gott und der West. Sie Hatte Sabine geschrieben und erhielt keine Antwort. Sie hatte auch nach Holland Bescheid gegeben und Wolfshagen nicht verheimlicht, daß es stecht steh«. Es schien ihm aber «m sein Kind nicht sonderlich bange zu sein. Er hatte einen Riesenkorb erblühender Hyazinthen und später Rosen ge schickt, sowie eine größere Summe Geldes Das letztere hätte er sich sparen können, dachte sie verärgert. Sie legte es mit spitzen Fingern in die Schatulle, in der Rosmarie ihr Nähzeug aufbewahrte. Dann kam endlich eines Morgens das erste Erwachen des Mädchens ohne jegliche Fieberphantasie. Frau Gertrud hatte sich beinahe vor diesem Erwachen gefürchtet. Aber nun stand sie ruhig und gefaßt über das breite Messingbett ge neigt und zeigte ein ermunterndes Lächeln. „Wir sind sehr krank gewesen, liebes Kind! Aber nun ist es ja vorbei. — Nach wem suchst du?" fragt« sie, als Rosmaries Blick durch den Raum wanderte. „Ist Markus zurück?" „Noch nicht! — Aber es liegen ein halbes Dutzend Tele gramme von ihm auf meinem Zimmer. Er ist iu großer Sorge um dich." Off«ne Enttäuschung prägte sich in dem schmal gewordenen Gesicht aus „Mir war zuweilen, als hätte ich seine Stimme gehört. 7- Ist es nicht so, Großmutter Leute?" „Nein! Selbst wenn er hätte kommen wollen, wäre es ihm nicht möglich gewesen. Seine Mutter liegt krank in Reikjavik." Rosmarie wandte den Kopf und schloß die Augen. „Ist di« Mutter sehr krank?" „Das Klima scheint ihr nicht mehr zu passen, sie leidet an Atemnot." Die alte Dame war froh, daß Rosmaries Lider herabgesunken waren. Man lernte es nicht so rasch, mit Lügen umzugehen, wenn man ein ganzes Leben immer nur die Wahrheit gesagt hatte. Bor dem Fenster lag einer der selten schönen Herbsttage, di« noch einmal alle Wonnen d«s Sommers vorzutäuschen versuchen. Bei Nacht hatte es etwas geregnet, aber nun schob das Licht die Wolkenmassen zur Seite und machte ein frohes» Helles Blau frei, in dessen Mitte der glitzernde Ball der Sonn« hing. Ein Trupp verspäteter, goldüberhauchter Feüerwölkchen flitzte an den Scheiben vorbei und segelte be schwingt über die Wälder hin, die in verglühend«! Schönheit prangten. Der Garten dampfte von Feuchtigkeit. In den Beet«n taten sich die letzten Rosen auf. Und die Dahlien, welche di« Weg« säumten, sahen mit weitgebreiteten Sternen in das fahle Licht, das über ihnen ausgeschüttet lag. Frau Gertraud hatte ein Tuch um die Schulter gelegt und war im Begriff, eine Rose zu brechen, um sie an Rosmckries Bett zu tragen, als ihr di« Gartenschere haltlos zwischen verblühende Reseden und welken Goldlack fiel. „Ich habe dich wohl erschreckt, Großmama?" Markus stand vor ihr auf dem Rasen. Obwohl er den Schritt nicht ge dämpft hatte, hatte sie sein Kommen überhört. Sprachlos sucht« st« in seinem Gesicht, über dem gelbe Lichter ruhten. Der ganze Mann war so verändert, daß sie sich für den Mommt nicht mit ihm zurechtfand. Markus hatte ihre Hand hochgehoben und an die Lipp«» geführt. „Dir geht es gut!" sagte er, und sich ein Löcheln abzwingend: „Die steht es um mein« Braut?" Sie stürzte von einem Erstaunen in das andere. Di« Schere vom Boden aufnehmend, sprach sie: „Du hast dich also auf deine Pflicht besonnen, Markus. Das ist löblich Für die Leidenschaft unseres Blutes können wir nicht. WoU aber sind nur für das verantwortlich was daraus mich Ich will Rosmarie erst auf dem Kommen vorbekeiten. Es könnte ihr sonst zum Schaden s«in." Er hielt ihre Hand f«st und suchte in ihren Augen. „Ich kam hier herein, ohne daß mich jemand sah. Ich bin noch aus allen, Gleichgewicht, Großmama. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich es je wiederfinden werde. W«nn du dich gütig Men mich erweisen willst, dann erlaube, daß ich mich ein« Woche oder zwei draußen in dem grauen Hause versteckt halte. Daß Christine verschwiegen ist, das weiß ich." Er klemmte die Finger um den Stamm einer Tuberose, daß ihm das Blut in fadenartigem Gerinnsel über den Ballin der Hand floß. Achtlos riß er den abgebrochenen Dorn aus dem Fleische und ließ ihn zu Boden fallen. „Verlange ich zuviel, Großmama?" „Du willst sie also nicht einmal sehen?" Offener Schmerz stand in ihrem Gesicht zu lesen. „Vorläufig nicht! Du mußt mich begreifen," bat er. „Ich bin noch ganz zevschlagen." Er umfaßte wieder den dornigen Stamm und klemmte di« Finger darum, <ü« brächt« ihm der Schmerz Evleichtermrg. „Ich kann meinen Mund nicht aus den ihren lagen, solange ich noch die Küsse der Toten darauf fühle." / „Der Toten?" Großmutter Lent« strich, von dumpf« Ge fühlen durchwirbelt, das weiße Haar aus den Schläfen und blickte ihm, Erklärung heischend, ins Gesicht. „Wenn sie lebte, wäre ich nicht hier, Großmama. Aber nun ist sie Lot! Dele Nagjas hat mich bestimmt zurück- ^ukehren, damit sie dort drüben im Jenseits Frieden fand«." Sie schüttelte den Kopf und ging weiter mit ihm in den Garten hinein, wo das Gewirr der Sträuche,: sie beide deckte. „Markus," bat sie, „ich sehe noch so unklar. Ich bin zu ilt, um selber zu kombinieren und derart Verworrener zu »erstehen." Er gehorchte willenlos, als sie ihn auf die Bank in der Nische drückte, wo der Faun nackte« Leib« üb« ihnen thront«. Seine Worte kamen erst schleppest», dann üb«, hetzten sie sich Es war ein aus qualvoll« Zerrissenheit ge borenes Geständnis, das « ihn macht«. „Rie habe ich Ros ina rie mit dies« Leidenschaft geliebt, wie Sonja Thingwall. Himmel und Erde hätte ich für sie hingeworsen. Eft»« von Mutters Verwandten aber, Tore Gudmunsohn, hatte die Gabe des zweiten Gesichtes und von ihm «dielt ich lkistilick ln ihre Zukunft. Sonja Thingwall war gezeichnet. Sie war es schon, ehe ich dort eintraf. In der Vongoche gingen wir noch zusammen über die Laoaselder und hielten «ns an den Händen. Plötzlich fühlte ich, wie sie schwankte und schwer gegen mich schlug. Noch ehe Hilfe kam, starb fie in meinen Armen. Ein Herzschlag meine ganze ärzüiche Kunst hatte sie nicht mehr zu retten vermocht. Sie trugen es alle mit gläubiger Ergebung. — Nur ich nicht! Ich fluchte dem Geschick und zürnte Gott, der sie mir genommen hatte. Es wäre mir nicht möglich gewesen, noch länger droben zu bleiben, wo ich sie vermodern weiß Ich wußte nicht, wohin ich mich sonst hätte flüchten können, als hem zu dir. Wirst du Geduld mit mir haben, Großmutter?" Jetzt, wo sie restlos begriff, strich sie teilnehmend an seinem Arm herab und zwang seine heißen Finger in ihr« kWe«. „Christine wird gern« tun, was in ihrer Macht steht, dich wieder gesund zu pflegen. Sie weiß mit Kranken umzugehen. Und du bist krank, mein Sohn. — Und wenn du findest, daß es Zett ist, dann laß die Arme dort oben nicht lang« mehr auf dich warten. Du hast vieles gut zu machen an ihr. Es wird das beste sein, du läßt sie überhaupt nicht um diese Affäre auf Island wissen. Luch Frauenliebe ist nickst aus solch starkem Holze, daß es nicht Mlittern könnte." Als « schwieg, strich sie erst über seine Hände und dm» üb« sein haar hinweg, das an den Schläfen silberne Fäden zeigte. »So schwer ist das Leben manchmal, mein Mattusl Aber so schwer, wie das meine, wird das deine niemals sein. Du kannst jetzt gleich durch die Pforte nach den Anlagen gehen und von dort in uns« Haus konunen. Christin« w«de ch am Televhon sagen, daß sie Besuch erM." Sie «hob. sich und ließ ihre Augen vS Besorgnis üb« ihn hmgleitem „Blech nicht zu lange, Warst» niemand warttt st»