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0t« V»rk«uSuui, äe, äkodsväeo ^nirücksaäs 0»»«»« Lassen wir den damali gen österreichischen Aussen minister, Erasen Czernin, zu Worte kommen: „Oesterreich- Ungarns Uhr war abgelau fen. Es war klar geworden, dass das Signal zum Zerfall der Monarchie gegeben war. Die Glocken Serajewos, die eine halbe Stunde nach dem Mord zu läuten begannen, waren das Erabgeläute der Monarchie " Noch aber setzte sich Oester reich zur Wehr. Und die ses Sichzurwehrsetzen, das schliesslich den Krieg ausge löst, um Himmelswillen aber nicht verursacht hat, war Oesterreichs gutes Recht. Am 8. Juli 1914 er „Der Krieg ist eine Folge des Bestehens der Entente und des Dreibundes, noch mehr der Hetzereien Sir Edward Greys." Deutschland zog in den Krieg reinen Herzens und reinen Schwertes. Jeder Deutsche wusste, dass uns der Krieg auf gezwungen worden war. Wir kämpften um unseren Bestand, jeder ahnte, was Frankreich und Russland wollten. Im Tele gramm Iswolskys an Sasanow vom 13. September 1914 ist das Kriegsziel der Entente klar ausgesprochen: „Der Haupt zweck des Krieges ist die Vernichtung des deutschen Reiches!" ^risärivb VVilksIm Usiar. Vierundvierzig Raulen erklären den Krieg... Kopf stossend, Serbien am 28. Juli, einen Monat nach Serajewo, den Krieg. Jetzt hing der Weltfrieden nur noch an einem Faden. Die letzten Tage vor der Kriegserklärung. Wilhelm U. bat und flehte geradezu den Zaren an, doch die Eesamtmobilmachung anzuhalten, die den Krieg bedeute. Der Zar sagte auch zu, aber hinter seinem Rücken fälschten Grossfürst Nikolajewitsch und der Kriegsminister die Mobilmachungs orders. Russlands ungezählte Millionen marschierten auch gegen Deutschland auf. Deutschlands Lage gestaltete sich hoffnungs los, wenn es jetzt nicht handelte. Deutsch land aber handelte. Es brachte am 30. Juli die österreichische Regierung dazu, in Pe tersburg, London und Paris die Erklärung abzugeben, Serbiens Unabhängigkeit und Grenzen nicht antasten zu wollen, es bat Russland, innerhalb 12 Stunden die Mobil machung einzustellen, da jeder Kriegsgrund fortgefallen sei, es ordnete, um gegen jede Ueberraschung gesichert zu sein, den Zu stand „drohender Kriegsgefahr" an. Der Zar, der noch eben Friedenstelegramme abgeschickt hatte, antwortete nicht. Er war ein Gefangener seiner Generäle und Ver wandten, und diese wollten den Krieg. Trotzdem war es ein Fehler, dass Deutsch land nun von sich aus den Krieg erklärte. Wieder konnte Frankreich Deutschland als den Angreifer hinstellen. Das gleiche Frankreich, das schon in der Nacht vom 30. zum 31. Juli beschlossen hatte, koste es, Miomalisches Vorspiel Frankreich und Ruhland wollen den Krieg. In den Dokumenten, die von der russi schen Regierung nach Sturz des Zaren reiches veröffentlicht wurden, befand sich auch ein Brief Poincarög des damaligen Präsidenten der französischen Republik, an den zaristischen Aussenminister Sasa now. Dieser Brief schloss mit den Worten: „Wir gehen soweit, wie Russland es wün« fchen wird. Der nächste Konflikt wird Mcht vorübergehen wie der letzte, sondern es wird den Krieg geben..." Das war im Jahre 1913, als der zweite Balkankrieg zu Ende ging. Und das ver öffentlichte russische Eeheimprotokoll vom v. November 1912 hatte klipp und klar gelautet: „Es wird sich als vorteilhaft er weisen, den Aufmarsch zu vollziehen, ohne die Feindseligkeiten zu beginnen, damit dem Gegner nicht die Hoffnung genommen wird, der Krieg könne noch vermieden wer den. Unsere Massnahmen müssen hierbei durch diplomatische Scheinverhandlungen maskiert werden, um die Befürchtungen des Gegners möglichst einzuschläfern." So sah es im Hintergründe der euro päischen Kulissen aus, als der Sommer des Jahres 1914 seinen Gluthauch über die reifenden Felder wehen liess. Der Krieg gegen Deutschland war beschlossen, Poin- earö war gewillt, ihn bei erster Gelegen heit vom Zaune zu brechen, die russische Erotzfürstenpartei war mit von der Partie, der schwache Zar wusste anfangs nicht, was gespielt wurde und machte schliesslich gute Miene zum bösen Spiel. England aber, an und für sich bestrebt, sich aus einem europäischen Konflikt herauszuhalten, wurde aussenpolitisch geleitet von Sir Edward Grey, dessen Herz für Frankreich schlug und der heimliche Bindungen ein gegangen war, von denen nur die Eeneral- stäbe, nicht aber die Parlamente etwas wussten. Und schliesslich hatte Eduard vil., der Vater der Einkreisung gegenüber Deutschland, vorgearbeitet... Deutschland ging friedlich seiner Arbeit nach. Die Essen rauchten, der Wohlstand stieg, eine allgemeine Sattheit und Zu friedenheit lag über dem Volke. Heer und Flotte waren in bester Verfassung, der Kaiser wollte, allen unbedachten Reden zum Trotz den Frieden... noch ein paar Jahre, uns das Reich war so stark, zumal zur See und in seinen überseeischen Be sitzungen, dass keine Macht der Erde mehr es wagen durfte, einen freventlichen An griff zu beginnen. Nur eine schwache Stelle wies das deutsche Verteidigungssystem aus: Oester reich, den mehr slavischen als deutschen Staat, von dem am 22. Mai 1914 der Wiener deutsche Botschafter, von Tschirschky, an den Staatssekretär des Auswärtigen berichtete: „Einigermassen normale Ver hältnisse herrschen nur noch in den kern deutschen Provinzen. Der Gedanke eines einheitlichen Reiches, einer Zusammenge hörigkeit, schwindet immer mehr. Wie oft lege ich mir die Frage vor, ob es wirklich noch lohnt, uns so fest an dieses in allen Fugen krachende Staatsgebilde anzuschlie- hen und die mühsame Arbeit weiter zu leisten, es mit fort zu schleppen." Da krachten die Schüsse von Serajewo. Sie töteten das österreichische Thronfolger paar und trafen den Frieden mitten ins Herz. Die serbische Eeheimgesellschaft unter Führung eines aktiven Eeneralstabsmajors hatte in llebereinstimmung, wenn nicht im Auftrage der russischen Erossfllrsten- partei gehandelt. Die romanische Frei maurerei des „Groh-Orients" hatte ihre Fäden im Komplott. Der „nächste Kon- ' flikt", von dem PoincarS gesprochen hatte, ! war geschaffen. „Diesmal wird es Krieg ! geben!" hatte PoincarS hinzugefügt. I was es wolle, den Krieg gegen Deutsch- land zu beginnen. Am 31. Juli ersuchre die deutsche Regierung Frankreich um eine Erklärung innerhalb 48 Stunden, ob es in einem deutsch-russischen Kriege neutral bleiben werde. Frankreich gab eine hin haltende und orakelnde Antwort, ordnete aber gleichzeitig die Mobilmachung an. Da erklärte Deutschland, wiederum mehr for malvölkerrechtlichen Gründen als diploma tischer Klugheit folgend, am 3. August Frankreich den Krieg. Am 3. August nachts rückten deutsche Truppen in Belgien ein, nachdem französische Truppen längst die belgische Nordgrenze überschritten hat teilte Wilhelm II. seine Zustimmung zu schärfstem Vorgehen gegenüber den Schul digen jenseits der serbischen Grenze. Der deutsche Kaiser konnte nicht glauben dass sich Russland und Frankreich zu Schützern einer politischen Mörderbande machen würden. Hier lag der Trugschluss der deutschen Zustimmung, die vergass, dass es in der Weltgeschichte nicht um Moral und Sittlichkeit geht, sondern um Macht und Gewalt. In Paris und St. Petersburg rieb man sich die Hände. Deutschland und Oesterreich, tatsächlich in der Abwehr ge genüber einer tödlichen Verschwörung, konnte durch eine raffinierte Propaganda als Angreifer hingestellt werden. Oesterreich hatte noch nicht den ersten Schritt getan, da war PoincarS nochmals in Petersburg erschienen und hatte die Vündnistreue erneut besiegelt. Zu dieser Zeit bereits, da aus Sibirien unaufhörlich die Züge rollten und auch Frankreich schon seine Reservisten einzog, weilte Wilhelm II. noch auf der jahresüblichen Nordlandreise, zo gen die deutschen Regimenter ohne einen Mann Verstärkung auf die Truppen übungsplätze, schien der Friede wieder ein mal gesichert. Am 23. Juli hatte die Wie ner Regierung in Belgrad ein sehr scharfes Ultimatum überreichen lassen, am 24. war in Berlin und Wien bekannt geworden, Serbien würde trotz der demütigenden Bedingungen annehmen, aus England lauteten die Berichte befriedigend, kurzum, wer konnte glauben, dass um der paar Meuchelmörder willen der Erdball in Brand gesetzt werde? Heute wissen wir, dass in der Nacht zum 25. Juli der Zar von Ruhland dem König von Serbien te legrafierte, er möge hart bleiben, Ruhland mobilisiere bereits und werde mit seiner Heeresmacht Serbien unterstützen... Das war der Krieg. Am 26. Juli machte die deutsche Negie rung die russische auf die Gefahr der Mobil machungsvorbereitungen aufmerksam. Der Kaiser unternahm einen persönlichen Ver mittlungsversuch, indem er den Zaren und den König- von England beschwor, den Frieden zu bewahren. Da erklärte die Ser Aufmarsch des deuischen Heeres Ein Meisterwerk des deutschen Eeneralstabs. Unaufhörlich rollten die Züge nach West und Ost. Bis zum 20. Tage waren alle Mobilmachungstransporte bis ins Ein zelne festgelegt. Die nach dem Westen füh renden Bahnlinien waren mit täglich 660 Zügen belegt, lieber den Rhein bei Köln fuhren in der Zeit vom 2. bis 18. August rund 2150 Züge in westlicher Richtung. Also alle 10 Minuten etwa ein Zug. Ins gesamt sind auf den deutschen Bahnen zu Kriegsbeginn rund 11100 Kriegstrans Vorwsrrvk ten. Bethmann-Hollweg, der ebenso per sönlich unantastbare wie sachlich unfähige Lenker der deutschen Politik, sprach das törichte Wort vom „Fetzen Papier". Am 4. August erklärte England, nach einem bisher noch nicht aufgeklärten Meisterspiel der diplomatischen Verschleierung seiner österreichische Regierung, in einer gewissen sicht ' über die dunkle und verhängnisvolle Poli tik Greys das Wesentliche gesagt: Porte mit etwa 3120000 Mann und 860 000 Pferden befördert worden. Und während die deutsche Mannschaft singend hinauszog um auf den Felder« der deutschen Entscheidung für die gut« Sache der Heimat zu streiten und zu ster, ben, vollzog sich im ganzen Volke de« Durchbruch jener seelischen Einheit, die den erste Schritt zur deutschen Revolution war« Alle Ueberfremdungen und Ueberlageruns gen des Marxismus wurden Hinweggeo spült von der Bereitschaft, Dienst an der Zukunft der Nation zu tun. Die Kräfte des Blutes siegten über die Ueberlegungen des Intellekts. Was würde der deutschen Feldarmee widerstehen können, als sie jetzt aufmar« schirrte? Nach dem i Plan des genialen Grafen Schliessen sollten alle deutschen West armeen zwischen Aachen und Strahburg aufmarschieren, um dann mit ihrem rechten Flügel in weitem Vogen durch Belgien vorzustohen, noch über Paris hinaus, greifend, den linken Flügel der Franzosen zu umfassen und von rückwärts — von der Meeresküste her — die ganze französische Armee gegen die französischen Ost festungen und die Schweizer Grenze zu drücken. Wenn die Führung nur etwas vom Geiste des zu früh verstorbenen Grafen Schlieffen besah, wenn auch in ihr der Geist des kühnen Wagemutes vom August 1914 brannte, dann muht« sich ein neues Cannae berei ten, dann muhte die grösste Schlacht seit Erschaffung der Erde mit einem deutschen Stege enden. Aber Gene raloberst von Moltke, ein müder und verbrauchter Mann, ohne Glauben an seins eigene Ueberlegenheit und damit ohne Glauben an den Sieg, verwässerte den siegverbürgenden Schlieffenplan. Sieben deutsche Armeen marschierten zwischen Aachen und Strahburg auf. Gleich zu Beginn des Vormarsches brachte ein kühner, aber außerordentlich verlustreicher Handstreich die Festung Lüttich in deutsche Hand. Hier zeich nete sich General Ludendorf, der spätere Eeneralstabschef Hindenburgs, besonders aus. Aber schon hier zeigte es sich, daß die Friedensäusbildung das Führerperso nal allzusehr der Gefahr aussetzte. Am 14. August, eine Woche nach Lüttich, begann die französische Südarmee ihrs Offensive. Schliessen hatte vorgesehen, dieser Offensive auszuweichen und unbe kümmert um das französische Eindringen im Südelsah die große nördliche Umgehung zu beginnen. Generaloberst von Moltke aber verlor auch hier die Nerven. Er er laubte der Armee des bayerischen Kron- Prinzen am 20. August die Gegenoffensive. So kam es zur „Lothringer Schlacht". Es war die erste Erohschlacht des Weltkrieges. 328 deutsche Bataillone kämpften gegen 420 französische und errangen dennoch den Sieg. Aber es war kein Sieg, der eine Entscheidung brachte. Die Franzosen wichen hinter ihre Festungslinie zurück, wo sich der deutsche Angriff totlief und die vielen Tausende und Zehntausende, die tot auf dem Schlachtfeld oder zerschossen in den Lazaretten lagen, fehlten im Norden, wo die Armeen Klucks, Bülows und Hausens in Gewaltmärschen durch Belgien hetzten. Vor den deutschen Fahnen beugten sich die französischen Armeen und das englische Landungs korps. Unaufhaltsam dran gen die gewaltigen Heer säulen in Frankreich vor. Die Heimat hielt den Atem an, lähmendes Entsetzen packte Franzosen und Eng länder. Ueberall entwickel ten sich die deutschen Armeen zum Angriff und warfen Frankreichs und Englands Armeekorps im ersten Sturm. Die „dicke Berta" zerschlug die feindlichen Sperrbefestigungen, die er, sten deutschen Flieger er schienen über Paris. Das Weltgericht schien über das kriegshetzerische Frankreich Poincars» hereingebrochen z» sein.