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^Nein! Ich hake dir schon gesagt, ich habe keinen TeÄ an deiner Schuld." Sie fühlte, daß der Raum plötzlich zu wenig Luft für sie beide hatte. Die Mauern begannen hereinzu rücken, und die Decke senkte sich beängstigend tief über ihr« Häupter. Während sie sprach, rang sie nach Atem „Ich ent binde dich von heute ab jeder Pflicht gegen mich. So, ganz für mich allein stehend, will ich das Geschick zwingen, den Fluch der Bibel wirkungslos zu machen. Ich will lieben, und will dienen und in Demut um das Glück und den Frieden meines Lebens ringen. Ich vertraue auf Gottes Gerechtigkeit, daß ich nicht für etwas bestraft werde, woran ich schuldlos bin." Wolfshagen spürte, wie ein nimmermehr zu dämmernder Strom von Tränen seine Kehle rauh und brüchig machte. „Rosmarie — alle, die für die Sünden ihrer Väter büßen, hatten keinen Teil an derür Schuld!" Er sah, wie sie einen Schritt zurückwich, als er sich ihr nähern wollte. „Versprich mir wenigstens das «ine, daß du dich, wenn Not oder L^rzweiflung über dich hereinbrichr, dich meiner erinnerst." „Das werde ich nicht tun, denn ich habe dich aller Pflicht entbunden. — Vielleicht bist du so gut und hilfst mir jetzt meinen Koffer herunterholen. Ich möchte noch diese Nacht zur Station hinüber." „Du fliehst vor mir, Rosmarie?" Sie sah ihn mit verschwommenen Augen an. „Wenn ich auch wollte, der Teil deines Blutes der in mir flieht, kettet uns zeitigens aneinander. Ich wünsche dir Mes Wohl ergehen, und daß du Frieden findest, wie ich ihn suche." Es entging ihm nickst, wie schwer sie mit sich kämpfte, bis sie sich eine letzte Liebkosung für ihn abrang. Ihr Gesicht neigte sich gegen das seine. MU geschlossenen Lidern wartete sie, bis er sie geküßt hatte. Als sein Mund den ihren freigab, schauderte sie ungewollt zusammen. Das Sprechen war Wolfshagen eine Qual. Aber es mußte sein. „Was ich irgendwie erübrigen konnte, siegt auf der Bank in Amsterdam für dich deponiert." „Ich erhebe keinen Anspruch darauf!" „Vielleicht später, Kind!" „Nie!" Ihr Blick floh seinen Augen, die tränengeblendet in den Höhlen lagen. „Ich weiß, was du denkst," sagte er eben. „Das Geld des Mörders kann mir nur Fluch bringen" Sie widersprach nicht und suchte nach einem Wort, das Trost für ihn und sie zugleich gewesen wäre. Aber sie fand keines. Ihm voran ging sie nach der Tür und dann die Treppe hin auf, wo das Gastzimmer lag; das Wenige, das sie mitgebracht hatte, war rasch im Koffer verstaut. Als wäre ihr Verhallen vorher nur eine Maske gewesen, drückte sie plötzlich die Hände vor das Gesicht und weinte in unerhörter Qual und Verzweif lung. Wolfshagen wagte es nicht, sie in die Arme zu nehmen. Seine Stimme klang halb verschwommen an ihr Ohr: „Noch ist es nicht zu spät, Rosmarie. Vielleicht ist es gerade gün stig, daß er jetzt so weit von dir weg ist. Bis ihn die Nach richt erreicht, daß du ihm sein Wort zurückgibst, sind wir längst von hier fort. Ich verkaufe, und von dem Erlös« für die Blumenfelder, fangen wir irgendwo ein neues Leben an " Mit herabhängenden Armen sah sie ihn an. „Ein neues Leben, Vater?" Er stöhnte. Es würde immer das alte Leben bleiben. Ein Dasein voll Reue, Vorwürfen und Gewissensbissen. Selbst dann, wenn er endlich seine Augen für immer schließen würde, überschüttete noch der Fluch seiner Tat das Wesen, das seinem Blute entsprungen war. Wolfshagen nahm stumm den Koffer auf und schrill Ros marie voran die Treppe hinab. Seine Begleitung zur Sta tion hinüber lehnte sie ab. „Wenn es nun doch einmal sein muß, Vater, dann ist es besser, hier voneinander Abschied zu nehmen. als anderswo." Dann standen beide sich hilflos gegenüber und suchten jedes nach einem Wort, das sie einander noch mit auf den Weg geben konnten. Verzweifelt schüttelte Rosmarie den Kopf Wolfshagen fühlte ihre ungeheure Not und biß die Zähne aufeinander. „Ich werde mich, wenn du es wünschst, dem Gerichte stellen," preßte er hervor. „Nein!" In ihren Augen stand eine maßlose Angst. „Du würdest damit auch noch den letzten Rest meines Glücks zer schlagen." „Dann nicht!" versprach er. „Darf ich „Auf Wiedersehen Lagen, Rosmarie?" „Ich weiß es nicht!" „Auch nicht um eine kurze Nachricht bitten?" ^Vielleicht! Leb wohl, Vater!" . MMMs soiM Das Reich -er Frag. * Leinenkleld in fp-rtttchem Stil. Untere Rockweite etwa 1,88 Meter. Stoffverbrauch: für 92 Zentimeter Oberweite etwa 1M Meter, 1,30 Meter breit; für 1 Met« Oberweite etwa 2 Meter, 1^0 Meter breit. Außerdem 6 Clips ein etwa S Zentimeter breit« LchergürtÄ. Kriserrjahee in -er Sh«. Krisenzsiten gibt es in jeder Ehe. Kluge Leute be haupten sogar, daß es Krisenjahre gibt, und zwar sollen es das dritte, das. fünfte und KB siebente Ehe-' jahr sein. Solch eine Behauptung hat steS einen gewisse» Hintergrund, der allerdings gelegentlich bis zur Unkennt lichkeit verzeichnet oder verschleiert ist. Wie kann man etwas wie „Ehekrisen" verallgemeinern wollen, wie kann man etwas so ausgesprochen von der Einzelpersönlichkeit Abhängendes auf ein Schema bringen wollen... Nun, vielleicht sind gewisse Ursachen zu Krisenstimmun gen in der Ehe besonders verbreitet? Oder werden be stimmte Fehler im Zusammenleben immer Wied« gemacht, auch von denen, die sich aufrichtig lieben? Das gäbe Möglichkeiten einer Erklärung. Schalten wir einmal alles aus, was persönlich be dingte Ursachen abgibt; Ursachen zu Mißstimmungen, wie sie bei jedem anders denkbar sind und wie sie daher nie mals Gegenstand verallgemeinernder Betrachtungen sein können. Das sind Untreue und Eifersucht oder Eifer- üchteleien; Geiz und Trunksucht, Rechthaberei oder Ge- chmacksunterschiede... sind alle jene alltäglichen Kritte- eien und Lieblosigkeiten, die eine Ehe zur Hölle macheu können. Lassen wir nur die wirkliche LiebeSehe gÄten, die auf einer tiefen, inneren Verbundenheit gegründet wurde... Auch sie hat ihre Krisen. Und — merkwürdiger weise scheint auf sie jenes Wort von den Krisenjahren zu stimmen?! Und dieses Wort selber enthält auch schon die Ursachen, wenn man in seine Tiefen geht: Bei tiefster Verbundenheit gerade und nur bei ihr muß unausweich lich eine Zeit kommen, in der man sich nichts mehr zu sagen hat. In der man weiß, was der andere sagen WÄ, wenn er seinen Satz erst beginnt, in der man weiß, was er auf dieses oder jenes antworten oder tun wird. Man könnte sich in Stichworten unterhalten... Dies« Zeitpunkt ist bei wertvollen Menschen, die sich viel zu sagen und zu geben haben, in der Tat etwa nach zwei Jahren da. WaS dann? Nun, wenn wir besser verstünden, auf kleine Seclcnzeichen zu achten oder kleine Äußerlichkeiten nach innen zu deuten, wenn wir besser gelernt hätten, stillzu halten, würden wir spüren, warum der geliebte Manu plötzlich schweigt über den Fortgang sein« Arbeit, an der er uns sonst regsten Anteil werden ließ. Würden wir spüren, daß ein plötzlicher Menschenhungcr, der uns be fällt, obgleich wir doch sonst nichts Lieberes wußten, als uns abzusondern, daß dieser Menschenhunger keineswegs seelische Krise, sondern schon Selbsthilfe gegen die bereits eingetretene Krise ist. Jetzt heißt es, nicht um verlorene Liebe zu klagen, Vorwürfe zu machen, sich selbst oder dem fMnN Lv «Meheru Alles MM. LaKM